| Titel: | Ueber Chausseedampfwagen und Pferdeeisenbahnen. | 
| Fundstelle: | Band 52, Jahrgang 1834, Nr. LXXIV., S. 401 | 
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                        LXXIV.
                        Ueber Chausseedampfwagen und
                           Pferdeeisenbahnen.
                        Ueber Chausseedampfwagen und
                           Pferdeeisenbahnen.
                        
                     
                        
                           Keine Aufgabe der Mechanik nimmt seit mehreren Jahren in dem
                              Grade die allgemeine Aufmerksamkeit in Anspruch wie die der Chausseedampfwagen. Eine vollkommene
                              Loͤsung derselben wuͤrde in der That nicht allein
                              eine wunderbare Wirkung auf den menschlichen Verkehr haben,
                              sondern zugleich uͤber die großartigsten Unternehmungen
                              unserer Zeit, die Herstellung von Eisenbahnen sehr oft
                              entscheiden. Denn ließe sich jede gewoͤhnliche Landstraße
                              ohne Schwierigkeit mit Dampfwagen befahren, so duͤrfte
                              man selten versucht seyn kuͤnstliche Bahnen und eigens
                              dafuͤr gebaute Wagen zu er, richten, die unter
                              guͤnstigen Verhaͤltnissen uͤber 100,000 fl.
                              per Wegstunde kosten. Um so
                              befremdender ist daher, daß man, so viele Nachrichten
                              uͤber diese Angelegenheit auch ins Publikum kommen, doch
                              kaum zu beurtheilen vermag, wie weit diese wichtige Erfindung
                              gediehen ist.
                           Nach manchen Berichten mußte der erste, der rastlos dieses Ziel
                              verfolgte, Hr. Gurney, demselben
                              bereits sehr nahe gekommen seyn. Er machte eine Menge Fahrten
                              mit seinem Dampfwagen, und eine sogar 1829 von London nach Bath.
                              Ein Gurney'scher Wagen ging im Jahr
                              1831 einen Monat lang taͤglich zwischen Gloucester und
                              Cheltenham, und mußte nur nichtswuͤrdiger Umtriebe wegen
                              die Fortsezung aufgeben. Seitdem sind an 20 Patente auf
                              dergleichen Wagen genommen worden, wovon jedes irgend eine
                              Vervollkommnung verhieß. Schon vor bald 3 Jahren endlich sprach
                              sich eine vom Parlament angeordnete Committee sehr
                              guͤnstig uͤber die bisherigen Leistungen aus.
                              – Nach anderen Berichten soll aber kaum eine der Gurney'schen Fahrten ohne Unfall
                              abgelaufen seyn, und die Cheltenhamer
                              Unternehmung in so fern auf einer Taͤuschung beruht
                              haben, daß man sich dreier einander ganz aͤhnlicher Wagen
                              bediente, indem der Wagen nach jeder Fahrt einer bedeutenden
                              Reparatur bedurfte. Eben so sollen von jenen 20 Patenten
                              wenigstens die Haͤlfte gar nicht zur Ausfuͤhrung
                              gekommen seyn, und von den uͤbrigen dekte jeder in der
                              Regel die Gebrechen der fruͤheren auf. Hoͤrt man
                              endlich, daß Gurney, dessen erste
                              Bemuͤhungen schon einen so aufmunternden Erfolg hatten,
                              denn doch zulezt ermuͤdete, und an der Ueberwindung der
                              lezten Schwierigkeiten zu verzweifeln scheint, so moͤchte man denken, eine vollstaͤndige
                              Loͤsung dieser Aufgabe gehoͤre ins Reich der
                              Unmoͤglichkeiten.
                           Was uns jedoch betrifft, so hegen wir nicht allein die feste
                              Ueberzeugung, daß die Erfindung von Chausseedampfwagen auf eine
                              genuͤgende Weise zu Stande gebracht werden koͤnne,
                              sondern die noch, daß das Gelingen nicht mehr ferne sey. So
                              mißtrauisch wir auch gegen die Anpreisungen oͤffentlicher
                              Blaͤtter seyn muͤssen, so geht aus denselben doch
                              unzweifelhaft hervor, daß man dem Ziele wirklich naͤher
                              komme. Insbesondere scheinen die Dampfwagen der HH. Squire und Macerone alle ihre Vorgaͤnger zu
                              uͤbertreffen. Nach dem Morning
                                 chronicle vom 7. October hatte ein solcher Wagen zu
                              wiederholten Malen schon, ohne den mindesten Schaden zu leiden,
                              die Fahrt von Paddington nach Edgwane, 16 Meilen, in 76 Minuten
                              gemacht, und also 12 Meilen per
                              Stunde zuruͤkgelegt. Er laͤßt sich mit
                              groͤßter Leichtigkeit lenken und anhalten, und faßt im
                              Innern 14 Personen. Der Kessel soll vollkommen gefahrlos seyn,
                              und doch die Spannung des Dampfes 150–200 Pf. per Quadratzoll oder 10 bis 13 Atm.
                              betragen. Macerone glaubt sogar die
                              jaͤhrlichen Kosten einer Eilkutsche mit 4 Pferden, die
                              taͤglich 100 Meilen macht, auf 10,000 Pfd. St., und die
                              mit Dampfkutschen fuͤr denselben Dienst nur auf 3350 oder
                              1/2 berechnen zu duͤrfen. Einer seiner Dampfwagen komme
                              auf 700 Pfd.
                           Unsere Ansicht stuͤzt sich indessen noch auf andere
                              Gruͤnde.
                           Auf einer horizontalen Eisenbahn betraͤgt der Widerstand
                              bloß etwa 1/200–1/240 des Gewichts, und auf einer guten
                              und ebenen Landstraße 1/16–1/20, oder etwa das
                              Zwoͤlffache. Kann nun ein Dampfwagen (wie die
                              Liverpooler) 800 Tonnen mit 20 Meilen Geschwindigkeit per Stunde oder 200 Tonnen mit 10 M.
                              Geschwindigkeit fortschaffen (und viele leisteten mehr), so muß
                              unstreitig derselbe Dampfwagen auf einer Landstraße 16 Tonnen 10
                              M. weit per Stunde fortziehen
                              koͤnnen. Das Gewicht jener Wagen betraͤgt nun
                              freilich wenigstens die Haͤlfte oder 8–9 Tonnen,
                              und es blieben also nur eben so viele als Nuzeffect
                              uͤbrig. Schon dieß genuͤgte aber, wenn es sich nur
                              um Fortschaffung von Reisenden handelte. Zudem wuͤrde
                              jedenfalls bei einer etwas geringern Geschwindigkeit ein solcher
                              Nuzeffect sich ergeben.
                           Fuͤr Chausseen moͤgen nun zwar viel leichtere Wagen
                              zu wuͤnschen seyn, da die Eilkutsche selbst kaum 3 Tonnen
                              zu wiegen braucht, und es koͤnnte daher der Dampfwagen
                              verhaͤltnißmaͤßig zu schwer werden. Unstreitig
                              wuͤrde dieser Uebelstand aber durch Anwendung von
                              Maschinen mit hoͤherem Dampfdruk zu beseitigen seyn, da
                              diese ein minderes Gewicht haben koͤnnen; und
                              wahrscheinlich gruͤndet sich der Erfolg
                              der Maceronischen Wagen besonders auf
                              die Anwendung solcher Maschinen, und eine ihm gelungene
                              dauerhafte und gefahrlose Construction derselben.So viel man weiß, wendet er Roͤhrenkessel und das
                                    Absonderungsprincip an; weiß aber den Dampf besser vom
                                    Wasser zu scheiden, so daß er eine viel groͤßere
                                    Spannung behaͤlt.
                              
                           Gemeiniglich glaubt man, die unvermeidlichen Steigungen und
                              Unebenheiten der gewoͤhnlichen Straßen stehen
                              hauptsaͤchlich der Einfuͤhrung von Dampfwagen auf
                              solchen im Wege. Es laͤßt sich jedoch leicht zeigen, daß
                              in dieser Beziehung Chausseewagen gegen Eisenbahnwagen eher im
                              Vortheil stehen. Auf den meisten Straßen kommen selten
                              Steigungen von 4' oder 5' auf 100 oder von 1/25–1/20 vor;
                              und da in diesem Falle außer der Reibung bloß noch 1/25 oder
                              1/20 des Gewichtes uͤberwunden werden muß, so wird also
                              hoͤchstens eine doppelte Zugkraft noͤthig. Auch
                              Eisenbahnen werden aber nie voͤllig horizontal seyn
                              koͤnnen, und wenigstens Steigungen von 1/200–1/100
                              vorkommen muͤssen; und dann wird auf diesen bereits eine
                              doppelte oder dreifache Zugkraft noͤthig. Sind hiemit
                              Eisenbahnwagen ausfuͤhrbar, obschon sie haͤufig
                              eine doppelte oder dreifache Kraft haben muͤssen, so
                              werden Steigungen noch weit weniger den Chausseewagen hinderlich
                              seyn, da solche nur eine doppelte Kraft noͤthig machen.
                              Und wirklich geht aus allen bisherigen Erfahrungen hervor, daß
                              ziemlich steile oder rauhe Wege keine besondere Schwierigkeit
                              mit sich brachten. Die Maschine mußte bloß mit groͤßerem
                              Druke arbeiten, und der Wagen lief etwas langsamer.
                           Das Gelingen der Eisenbahndampfwagen laͤßt hiemit an der
                              Moͤglichkeit auch Chausseedampfwagen herzustellen, nicht
                              zweifeln; und die weit groͤßere Schwierigkeit scheint
                              bloß daher zu ruͤhren, daß diese Wagen moͤglichst
                              leicht und fest gebaut werden muͤssen, da sie weit
                              staͤrkeren Erschuͤtterungen ausgesezt sind. Auch
                              ergibt sich aus allen fruͤheren Versuchen, daß man
                              hauptsaͤchlich uͤber die haͤufigen
                              Beschaͤdigungen der Maschine zu klagen hatte. Sonstige
                              Einwuͤrfe gegen den Gebrauch der Chausseedampfwagen sind
                              anderwaͤrts umstaͤndlich widerlegt worden.S. namentlich Bernouli's
                                    Dampfmaschinenlehre 2te Aufl. 7. Abschn.
                              
                           Es fraͤgt sich nun allerdings noch, welche
                              oͤkonomischen Vortheile solchen Wagen vor Eisenbahnwagen
                              oder vor gewoͤhnlichen Pferdewagen zukommen
                              moͤgen; die Antwort aber auf diese Fragen haͤngt
                              offenbar von mancherlei Umstaͤnden ab. Betragen die
                              bloßen Transportkosten mit Dampfwagen per Tonne und per
                              Wegstunde auf einer Eisenbahn 4 kr., so werden sie auf eine
                              Chaussee, auf der 20 Mal weniger (Ladung) gezogen werden kann,
                              und die Maschinen theurer sind, an 100 kr. betragen. Bringt man
                              nun aber die Anlagekosten der Straße in Rechnung, so sieht man,
                              daß das Verhaͤltniß hauptsaͤchlich von der
                              Frequenz abhaͤngt. Soll die Eisenbahn, um Capitalzinsen
                              und Unterhalt zu verguͤten, jaͤhrlich 10,000 fl.
                              per Wegstunde abwerfen, so
                              wuͤrde ein Transport von 5000 Tonnen doch die Kosten um 2
                              fl. steigern, und diese also 124 kr., also mehr als auf
                              Chausseewagen betragen. Bei 10,000 Tonnen kaͤmen sie noch
                              auf 64 kr. u.s.w.
                           Vergleichen wir diese Kosten mit der gewoͤhnlichen
                              Landfracht, so ist klar, daß nur bei einer noch weit
                              groͤßeren Frequenz der Transport von Guͤtern auf
                              Eisenbahnen wohlfeiler werden mag, da hier die Fracht per Stunde und per Tonne oft nur 20–25 kr.
                              betraͤgt. Unter obiger Voraussezung wuͤrde also
                              die Eisenbahn nur dann vortheilhafter seyn, wenn die weit
                              groͤßere Geschwindigkeit von bedeutendem Werthe ist, und
                              demnach gern eine doppelte Fracht bezahlt wuͤrde. Und
                              daraus erhellt, daß wenige Eisenbahnen nur bestehen
                              koͤnnen, wenn sie nicht zugleich viele Reisende zu
                              transportiren haben, indem diese verguͤten, was, genau
                              genommen, am Guͤtertransporte verloren wird.
                           Ganz andere Verhaͤltnisse treten ein, wird eine
                              groͤßere Geschwindigkeit verlangt. Diese vermehrt die
                              Dampffracht wenig oder gar nicht. Dieselbe Kraft schafft 100
                              Cntr. in 1 Stunde 20 Min. und 200 Cntr. in 1 St. 10 Min-
                              weit fort. Die Zugkraft eines Pferdes nimmt hingegen ab, wie die
                              Geschwindigkeit zunimmt; bei 10 M. Geschwindigkeit per Stunde ist sie 6 Mal geringer
                              als bei 2 1/2 M. und 4 Mal geringer als bei 5 M. (engl.)
                              – 4 Pferde koͤnnen 70–80 Cntr. des Tags 6
                              Stunden weit fortschaffen, wenn sie 8 Stunden lang ziehen; sie
                              koͤnnen taͤglich aber 15 Personen oder 20 Cntr.
                              vielleicht nur 2 Stunden weit bringen, wenn sie diese in 2/3
                              Stunden zuruͤklegen, und also 4 Mal schneller laufen
                              muͤssen. Die Leistung verhaͤlt sich wie 80
                              × 6 : 20 × 2 oder jene ist 12 Mal groͤßer,
                              und der Transport hiemit bei vierfacher Geschwindigkeit 10 bis
                              12 Mal theurer. Oder kostet bei Frachtwagen der Transport 1
                              Tonne per Stunde 24 kr., so kommt er
                              bei Eilwagen, die 3 St. in 1 machen muͤssen, auf
                              240–300 kr; oder fuͤr 1 Person auf 10 kr. per Stunde.
                           Man sieht daraus leicht, daß bei einer sehr großen Frequenz die
                              Fortschaffung auf Eisenbahnwagen viel wohlfeiler kommen mag.
                              Eben so erhellt, daß sie selbst mit Chausseedampfwagen bei einer
                              gewissen Geschwindigkeit wohlfeiler werden muß; daß eben durch
                              diese aber der oͤkonomische Vorzug bedingt wird. Kommt
                              naͤmlich der Transport von 1 Tonne (oder von 15
                              Reisenden) nach Obigem auf solchen Wagen auf 100 kr. per Stunde, so ist derselbe 5 Mal
                              theurer als bei Frachtwagen, und demnach an keine Concurrenz zu
                              denken. Wird er jedoch bei drei- oder vierfacher
                              Geschwindigkeit mit Pferden 8 und 12 Mal kostbarer, so ist klar,
                              daß alsdann ein Chausseedampfwagen weit vortheilhafter seyn
                              muß.
                           Aus diesen Betrachtungen geht nun aber hervor, daß, gesezt auch
                              die mechanische Loͤsung der vorliegenden Aufgabe gelinge
                              vollkommen, die Einfuͤhrung solcher Wagen immer noch
                              davon abhaͤngen wird, ob fuͤr unsere Eilkutschen
                              eine viel groͤßere Geschwindigkeit verlangt und bezahlt
                              werden will. Genuͤgt den meisten Reisenden 2 Stunden in 1
                              zuruͤkzulegen, so duͤrften auch, wo Steinkohlen
                              wohlfeil sind, Eilwagen mit Pferden doch lange noch in
                              oͤkonomischer Hinsicht vorzuziehen seyn.
                           Daß durch die Erfindung der Chausseedampfwagen alle Eisenbahnen ihren Werth verlieren
                              sollten, ist nicht einzusehen. Wie kostbar auch die Herstellung
                              einer solchen Bahn seyn mag, so muß der Transport auf der
                              Eisenbahn, bei irgend einer Guͤtermasse stets
                              oͤkonomisch vortheilhafter werden, da dieselbe Kraft auf
                              ebener Bahn 13, ja 20 Mal mehr leistet. Auch spaͤtere
                              Vervollkommnungen der Dampfwagen werden diesen Vorzug nicht
                              schmaͤlern, da alle auch den Eisenbahnwagen zu gut kommen
                              werden. Wohl moͤgen nun alsdann in seltenern
                              Faͤllen dergleichen kuͤnstliche Bahnen
                              zwekmaͤßig seyn. Man wird naͤmlich leicht finden,
                              daß bei gewissen gegebenen Massen von Guͤtern und
                              Personen es vortheilhafter ist beide auf einer Eisenbahn als mit
                              Pferden auf Landstraßen fortzuschaffen, daß es aber noch
                              zwekmaͤßiger waͤre, sich fuͤr die
                              Guͤter der gewoͤhnlichen Frachtwagen und
                              fuͤr die Menschen der Chausseedampfwagen zu bedienen,
                              wofern fuͤr den Guͤtertransport wenig, fuͤr
                              den der Menschen hingegen eine moͤglichst große
                              Schnelligkeit verlangt wird. Dieser Fall wird um so mehr
                              eintreten, als verhaͤltnißmaͤßig weniger Personen
                              fortzuschaffen sind, da eine uͤberaus große
                              Guͤtermasse passiren muß, damit fuͤr diese allein
                              eine kostbare Eisenbahn zwekmaͤßig werde. Selbst bei der
                              Liverpoolerbahn wuͤrde man bekanntlich kaum oder gar
                              nicht seine Rechnung finden, obschon nirgends vielleicht ein so
                              großer Waarenverkehr zu erwarten ist, und so viel Werth sogar
                              auf Beschleunigung gesezt werden mag, wenn bloß Guͤter
                              auf die Straße kaͤmen. Kaum moͤchte anderswo eine
                              Eisenbahn ausschließlich fuͤr den Guͤtertransport
                              thunlich seyn, als wo etwa eine einfache Geleisebahn hinreichte,
                              oder die Localitaͤt zur Erbauung derselben besonders
                              guͤnstig ist, oder wo der Transport (wie bei Kohlenminen)
                              ungewoͤhnlich wohlfeil wird. Es ist hiemit
                              natuͤrlich, daß die Hoffnung in Baͤlde Landstraßen
                              mit Dampfkutschen befahren zu koͤnnen, mit der
                              Ausfuͤhrung fast aller Eisenbahnprojecte zoͤgern
                              macht.
                           Fuͤr den Continent, und also Deutschland auch,
                              duͤrfte endlich eine andere Frage noch von besonderer
                              Wichtigkeit seyn, die Frage, ob in manchen Faͤllen wohl
                              Eisenbahnen, allein Eisenbahnen
                                 fuͤr Pferdefuhrwerke rathsamer seyn
                              moͤchten. Wir erinnern kaum, daß fuͤr viele
                              Gegenden schon die Theuerung des Brennstoffs (da Kokhs
                              erforderlich sind) den Gebrauch der Dampfwagen erschwert,
                              Waͤhrend Pferde weit wohlfeiler als in England zu
                              unterhalten sind: daß wir uns auf lange Zeit wohl englischer
                              Wagen und Maschinen und englischer Arbeiter bedienen
                              muͤßten u.a.m. Dreierlei Umstaͤnde kommen aber bei
                              uns wohl noch in Betracht: moͤglichste Verminderung des
                              Anlagekapitals; der schwaͤchere Verkehr, und das mindere
                              Beduͤrfniß groͤßter Beschleunigung.
                           Wie schon bemerkt, waͤchst der Vortheil der Dampfwagen mit
                              der Geschwindigkeit. Bei einer Geschwindigkeit von 2 Wegstunden
                              per Stunde wird es bereits sehr
                              zweifelhaft, ob auf einer Straße ein Dampfwagen wohlfeiler fahre
                              als ein Pferdefuhrwerk. Und dasselbe muß von Eisenbahnen gelten.
                              Wuͤrde daher diese Schnelligkeit dem Reisenden in der
                              Regel genuͤgen, oder er diese einer groͤßern, aber
                              etwas kostbarem vorziehen, so duͤrfte dieß allein schon
                              fuͤr Pferde entscheiden. Es bliebe also nun die Frage, ob
                              uͤberhaupt eine Eisenbahn sich verzinsen moͤchte?
                              d.h. ob das Ratum, das auf jeden Wagen fallen muß, durch die
                              Ersparniß an Zugkraft aufgewogen werden mag; und diese Ersparniß
                              ist auf etwa 11/12 (oder 9/10) anzuschlagen. Zunaͤchst
                              wird daruͤber nun wieder die Groͤße des Verkehrs
                              entscheiden muͤssen.
                           Ohne Zweifel muß eine Eisenbahn fuͤr Pferde mit weit
                              geringern Kosten als eine fuͤr Dampfwagen herzustellen
                              seyn. Nicht nur hat sie nicht einen solchen immer Wohl sehr
                              gewichtigen Wagen zu tragen, sondern auch die uͤbrigen
                              koͤnnen leichter seyn, da jeder Transport auf die Last
                              fuͤr 1 Pferd sich beschraͤnken kann. Viel weniger
                              wird noͤthig seyn die Bahn voͤllig horizontal zu
                              legen – was hauptsaͤchlich bei anderen Eisenbahnen
                              große Kosten verursacht, da bei Steigungen, indem die Pferde
                              desto langsamer gehen koͤnnen, auch ihre Zugkraft sehr
                              vermehrt wird; und man bei einzelnen steilen Stellen sich durch
                              Vorspannpferde, durch Theilung der Wagen oder durch Anwendung
                              des Compensationsprincips oft wird helfen koͤnnen.
                              Vielfach wird man daher bereits vorhandene Straßen fuͤr
                              eine solche Bahn benuzen koͤnnen.
                           Und eben weil jeder Transport auf die Last fuͤr 1 Pferd
                              beschraͤnkt seyn kann, so scheint dieses Mittel
                              fuͤr Gegenden, wo der Verkehr
                              nicht ausnehmend groß ist, weit passender. Man wird nicht zu
                              lange abwarten muͤssen, bis die Ladung voll ist; und um
                              so seltener daher mit halber Ladung fahren muͤssen.
                           Nicht zu bezweifeln scheine uns endlich, daß Pferde da den Vorzug
                              verdienen moͤgen, wo in der Regel keine ausnehmende
                              Schnelligkeit verlangt wird. Denn abgesehen, daß in einzelnen
                              Faͤllen immerhin eine ungewoͤhnliche
                              Geschwindigkeit (von 3–4 Stunden in 1) erhaͤltlich
                              ist, steigt umgekehrt der Vortheil, wenn die Fortschaffung
                              langsamer geschehen kann, weil eben die Zugkraft des Pferdes
                              dann bedeutend waͤchst. Dampfwagen auf eine
                              Geschwindigkeit, z.B. von 10 engl. Meilen per Stunde, berechnet, koͤnnen nicht nur kaum
                              langsamer gehen, sondern gewahren alsdann auch keine Ersparniß.
                              Der Transport mit Pferden wird hingegen ungleich wohlfeiler,
                              wenn sie in langsamem Schritte nur ziehen duͤrfen. Kommt
                              daher die Geschwindigkeit wenig in Betracht, so wird bei
                              langsamem Zuge der Transport durch Pferde stets wohlfeiler, als
                              der durch Dampf seyn, und jene daher sich weit gewisser auch zu
                              dem von schweren Guͤtern eignen. So unlaͤugbar
                              also Dampfeisenbahnen den Vorzug verdienen, wenn eine sehr große
                              Schnelligkeit Beduͤrfniß ist, so zweifelhaft erscheint
                              derselbe, wo man sich mit einer geringen begnuͤgen mag.
                              Laͤßt sich nun aber annehmen, daß der Verkehr nicht mehr
                              verlange, als daß Eilwagen in einem Tage 40 Stunden, und
                              Frachtwagen 20 Stunden zuruͤklegen, was beides bei
                              gehoͤrig eingerichteten Relais sehr leicht thunlich ist,
                              so moͤchte, auch abgesehen von untergeordneten
                              Gruͤnden, eine Eisenbahn fuͤr Pferdefuhrwerke in
                              den meisten Laͤndern rathsamer erscheinen.
                           ––––––––––
                           Wir stellen zum Schlusse noch eine hypothetische Berechnung an.
                              Bei einer Geschwindigkeit von 4' per
                              Secunde legt ein Pferd per Stunde
                              14,400' oder eine gute Wegstunde zuruͤk, und bei einer
                              von 8' also 2 Stunden. Bei 4' Geschwindigkeit kann ein Pferd auf
                              einer horizontalen Eisenbahn wenigstens 180 Cntr. oder eine
                              Ladung von 120 Cntrn. ziehen, und taͤglich 8 Wegstunden
                              zuruͤklegen; und rechnen wir den Unterhalt fuͤr
                              Pferd und Fuͤhrer auf 2 fl. oder 120 kr., so kommt die
                              Fracht allein auf 1/8 kr. per
                              Wegstunde und Centner; oder auf 1/6 kr., wenn man Schmieren und
                              Abnuͤzung in Anschlag bringt.
                           Nimmt man an, ein Pferd koͤnne bei 5' Geschwindigkeit 4
                              Mal weniger, oder nur 45 Cntr. ziehen, und taͤglich dann
                              nur 5 Wegstunden zuruͤklegen, so wird es doch eine
                              Eilkutsche, die nicht uͤber 25 Cntr. wiegt, mit 12
                              Passagieren ziehen koͤnnen; und schlagen wir die
                              Kosten zu 150 kr. an, so kostet die Stunde 30 kr., und per Passagier 2 1/2 kr.
                           Ohne Zweifel wird die Fracht, um mit gewoͤhnlichen Wagen
                              zu concurriren, leicht um 5/6 kr. per Cntr. und um 10 kr. per Passagier sich erhoͤhen lassen.
                           Gesezt also, eine Eisenbahn muͤßte jaͤhrlich per Wegstunde 9000 fl. abwerfen,
                              oder 25 fl. (1500 kr.) taͤglich, so wird sie bestehen
                              koͤnnen, wenn taͤglich 50 Reisende und 1200 Cntr.
                              Guͤter fortzuschaffen sind, denn
                           
                              
                                 
                                     50
                                    Reisende à 10 kr.
                                    ergeben
                                   500 kr.
                                 
                              
                                 und
                                 1200 Cntr. Guͤter
                                 1000 –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 Summa 
                                 1500 kr.