| Titel: | Ueber die Anwendung des Dampfes zur Erzeugung eines besseren Zuges in den Schornsteinen, zum Abdampfen von Flüssigkeiten im luftleeren Raume, zu Gebläsen bei Hochöfen, zum Betriebe von Dampfbooten ohne Ruderräder etc. | 
| Fundstelle: | Band 52, Jahrgang 1834, Nr. LXXV., S. 408 | 
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                        LXXV.
                        Ueber die Anwendung des
                           Dampfes zur Erzeugung eines besseren Zuges in den Schornsteinen, zum
                           Abdampfen von Fluͤssigkeiten im luftleeren Raume, zu
                           Geblaͤsen bei Hochoͤfen, zum Betriebe von Dampfbooten
                           ohne Ruderraͤder etc.
                        Aus dem Journal des
                                 connaissances usuelles. April 1834, S.
                              188.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
                        Dampfanwendung zur Erzeugung eines besseren
                           Zuges in Schornsteinen etc.
                        
                     
                        
                           Hr. Pelletan entdekte vor
                              ungefaͤhr vier Jahren eine neue Wirkungsart des Dampfes,
                              welche, nach den Resultaten zu urtheilen, die sich bei der
                              Anwendung und Benuzung derselben ergaben, einen aͤußerst
                              großen und wohlthaͤtigen Einfluß auf sehr viele Fabriken,
                              und sogar auf die gewoͤhnliche Hauswirthschaft haben
                              duͤrfte. Wir wollen zuerst das allgemeine Princip dieser
                              Wirkungsart kurz zu erlaͤutern suchen, und dann auf
                              einige Details ihrer Anwendung uͤbergehen.
                           Wenn ein Dampfstrahl, der unter einem mittleren Druke von drei
                              Atmosphaͤren erzeugt wurde, durch eine gehoͤrige
                              Muͤndung in einen cylindrischen, an beiden Enden offenen
                              Canal eingetrieben wird, so reißt er die in dem Canal
                              befindliche Luft mit großer Gewalt und großer Geschwindigkeit
                              fort. Hr. Pelletan erklaͤrt
                              dieß dadurch, daß er annimmt, dieser Dampf besize eine
                              Geschwindigkeit von 500 Meter in der Secunde, er vermenge sich
                              mit der Luft, und das dadurch entstandene Gemenge nehme eine um
                              so groͤßere Geschwindigkeit an, je mehr Dampf und je
                              weniger Luft in demselben enthalten ist, und eine um so
                              geringere Geschwindigkeit, je geringer die Quantitaͤt des
                              Dampfes im Verhaͤltnisse zu jener der Luft ist.
                           
                           Im Allgemeinen reicht eine sehr geringe Quantitaͤt Dampf
                              hin, um auf diese Weise sehr große Volumens Luft in Bewegung zu
                              sezen; wenn z.B. die Geschwindigkeit der Luft in einem guten
                              Schornsteine nicht uͤber 5 Meter in einer Secunde
                              betraͤgt, so reicht ein Hundertel als Strahl oder
                              Einsprizung angewendeter Dampf hin, um diese Geschwindigkeit zu
                              erreichen. Die Anwendung dieses Dampfes bedingt uͤberdieß
                              keinen Verbrauch, keine Ausgabe, indem der Dampf nicht
                              verdichtet wird, und indem sein Waͤrmestoff nach der
                              Erzeugung des Luftstromes noch zu verschiedenen anderen Zweken
                              benuzt werden kann.
                           Das Volumen der fortgetriebenen Luft und die Geschwindigkeit des
                              Luftstromes laͤßt sich jedes Mal nach Belieben
                              abaͤndern, je nachdem man das Verhaͤltniß des
                              Durchschnittes der Muͤndung, aus welcher der Dampf
                              ausstroͤmt, zu dem Durchschnitte des Canales, worin sich
                              die Luft bewegt, modificirt. Die fortgetriebene Luft kann nach
                              Belieben entweder vor dem Dampfstrome einen Druk, oder hinter
                              demselben einen luftleeren Raum erzeugen; d.h. man kann mittelst
                              des Dampfstrahles einen Druk, der eine Wassersaͤule auf
                              eine Hoͤhe von 7 Metern hebt, oder einen luftleeren Raum
                              von 20 Zollen Queksilber erzeugen und unterhalten. Der
                              Dampfstrahl kann, wenn er durch Druk wirkt, alle Drukpumpen oder
                              Drukmaschinen, und, wirkt er durch Aufsaugung, alle
                              Saugmaschinen ersezen; er erzeugt diese beiden Wirkungen
                              uͤberdieß, ohne daß große und kostspielige Vorrichtungen
                              noͤthig waͤren, und mit einem aͤußerst
                              geringen Verbrauche an Dampf; und was die erzeugte Kraft
                              betrifft, so gewaͤhrt er den großen Vortheil, daß er
                              einerseits die Wirkung mit beliebiger Geschwindigkeit
                              hervorbringt, Waͤhrend diese Wirkung andererseits mit
                              Huͤlfe eines mit einem Zifferblatte versehenen Hahnes
                              genau graduirt werden kann.
                           Die Theorie dieser gewiß hoͤchst merkwuͤrdigen
                              Wirkungsart eines Dampfstrahles mag seyn, welche sie wolle, so
                              sind und bleiben die Wirkungen bestaͤndige und
                              unbestreitbare Thatsachen; wir sahen dieselben in hohem Grade
                              schon durch einen Dampfstrahl hervorrufen, der, wenn er auch
                              rein verloren gewesen waͤre, doch nur einen
                              hoͤchst unbedeutenden Verlust gegeben haͤtte. Wir
                              wollen nun einige der vorzuͤglichsten Anwendungen des
                              Dampfstrahles andeuten.
                           Die Kessel, in denen der Dampf erzeugt wird, geben ein um so
                              besseres Resultat, je kraͤftiger der Zug ist; allein
                              aller von der heißen Luft fortgerissene Waͤrmestoff ist
                              rein verloren. Wir sahen einen Dampfkessel, an welchem ein
                              Dampfstrahl angewendet wurde; die Roͤhre, welche als
                              Schornstein diente, hatte nur 2 Zoll im Durchmesser, und
                              hoͤchstens 2 Fuß Hoͤhe; der Zug war ganz
                              willkuͤrlich, und konnte auf den hoͤchsten
                              Grad gebracht werden; die heiße Luft ging aber nicht verloren,
                              sondern wurde in eine Roͤhrenvorrichtung geleitet, in
                              welcher die Gesammtmasse ihres Waͤrmestoffes und selbst
                              jener des Wasserdampfes, der zur Erzeugung des Zuges angewendet
                              worden, benuzt werden konnte. Man kann also uͤberall
                              Dampfkessel ohne aufsteigende Schornsteine errichten, ihre
                              Heizung dabei so lebhaft betreiben, daß sie vier Mal so viel
                              Dampf liefern, als bei dem gewoͤhnlichen Zuge, eine
                              vollkommene Verbrennung erzeugen, und uͤberdieß von. der
                              Gesammtmasse des von dem Brennmaterials entwikelten
                              Waͤrmestoffes Nuzen ziehen.
                           Die Heizvorrichtungen in den Treibhaͤusern, so wie jene,
                              in denen mit heißer Luft geheizt wird, bringen wegen des
                              Eindringens des Rauches oft solche Unannehmlichkeiten mit sich,
                              daß man zu deren Abhuͤlfe nicht selten große und
                              kostspielige Apparate anzuwenden gezwungen war, oder daß man
                              diese Vorrichtungen sogar gaͤnzlich aufgeben mußte. Dieß
                              war z.B. mit der Heizmethode im Finanzministerium zu Paris,
                              deren Einrichtung nicht weniger als 350,000 Franken gekostet
                              hatte, der Fall. Ein Dampfstrahl, der an dem Ende irgend einer
                              Roͤhrenleitung angebracht und in Wirksamkeit gesezt wird,
                              erzeugt durch die Aufsaugung eine solche Stroͤmung, daß
                              durchaus kein Rauch entweichen kann, wie schlecht auch die
                              Roͤhren zusammengefuͤgt seyn moͤgen. Man
                              kann daher unter diesen Umstaͤnden uͤberall
                              Steinkohlen brennen, und auch den Boden nach Belieben durch
                              unterirdische Roͤhren erwaͤrmen. Die Kosten des
                              Wasserstrahles sind beinahe null und nichtig, und der Kessel,
                              der denselben erzeugt, gibt den besten Ofen.
                           Das Heizen mit Dampf veranlaßt hauptsaͤchlich deßhalb
                              große Kosten, weil die Roͤhren so gebaut seyn
                              muͤssen, daß sie einen ziemlich bedeutenden Druk
                              auszuhalten im Stande sind; benuzt man hingegen einen
                              Dampfstrahl, der den Dampf ohne Druk durch alle Roͤhren
                              fuͤhrt oder treibt, so kann man den dazu noͤthigen
                              Apparat auch aus Zink, und folglich um den zehnten Theil von
                              dem, was er bisher kostete, herstellen.
                           Die großen Huͤttenwerke bedienen sich bei den meisten
                              ihrer Arbeiten sehr kostspieliger Geblaͤse, und lassen
                              durch die Schornsteine ihrer Reverberiroͤfen eine
                              ungeheure Menge Waͤrmestoff rein verloren gehen. Wir
                              haben einen Hochofen gesehen, an welchem das Geblaͤse
                              nach dem neuen Systeme mittelst Druk arbeitete, und zwar auf
                              eine hoͤchst einfache und sehr wohlfeile Weise.
                              Wuͤrde der Zug der Reverberiroͤfen nach dieser
                              Methode erzeugt werden, so ließe sich derselbe sehr leicht nach
                              Belieben reguliren, und eben so leicht laͤßt sich
                              berechnen, daß der Waͤrmestoff, der gegenwaͤrtig
                              unbenuzt verloren geht, mehr als hinreichend seyn
                              wuͤrde, um die großen Maschinen, deren man sich an diesen
                              Anstalten bedient, gehoͤrig mit Dampf zu versehen. Die
                              Huͤttenwerke wuͤrden daher bei der Pruͤfung
                              und Annahme des neuen Verfahrens gewiß ungemein gewinnen.
                           Es gibt dermalen noch keine bequemen, tragbaren Maschinen zum
                              Wasserschoͤpfen, und uͤberall geschieht diese so
                              haͤufig vorkommende und so noͤthige Arbeit noch
                              durch Menschenhaͤnde. Wir sahen kuͤrzlich aber
                              eine solche Maschine, welche aus zwei Gefaͤßen, von denen
                              jedes 80 Liter faßt, besteht, und welche stuͤndlich
                              28,000 Liter Wasser auf eine Hoͤhe von 15 Fuß zu heben im
                              Stande ist. In diesem schoͤnen Apparate druͤkt der
                              Dampf mit Luft vermengt direct auf das Wasser, welches gehoben
                              werden soll, und dabei verhindert die Gegenwart der Luft die
                              Verdichtung des Dampfes.
                           Eine Maschine von der angegebenen und selbst von einer doppelt
                              groͤßeren Kraft kann in einem Raume von 6 Fuß
                              Laͤnge auf 3 Fuß Breite untergebracht und von zwei
                              Maͤnnern getragen werden.
                           Diese Methode große Wassermassen in Bewegung zu sezen, gestattete
                              Hrn. Pelletan auch eine Verbesserung
                              seines Verfahrens, Dampfboote durch die Reaction des Wassers zu
                              treiben. Man konnte kuͤrzlich ein nach seiner Erfindung
                              gebautes Dampfboot mit einer Geschwindigkeit von 3 Meilen in der
                              Stunde unter den Bogen der Austerlitzbruͤke fahren sehen.
                              Dieses Boot hatte weder einen Raucht fang, noch
                              Ruderraͤder, noch auch eine eigentliche Dampfmaschine,
                              d.h. keine Pumpe, keinen Kolben und keine sonstige Maschinerie;
                              ein derlei Apparat kostet sehr wenig, kommt nicht leicht in
                              Unordnung, und wiegt nur den zwanzigsten Theil der Ladung des
                              Schiffes.
                           Als leztes Beispiel fuͤr die Anwendung des Dampfstrahles
                              wollen wir nur die Apparate anfuͤhren, in denen man einen
                              mehr oder weniger vollkommenen luftleeren Raum erzeugen und
                              unterhalten kann. Ein derlei luftleerer Raum ist unter
                              zahlreichen Umstaͤnden, namentlich bei vielen
                              Abdampfungen, beim Troknen vieler Substanzen, und besonders beim
                              Troknen von Nahrungsmitteln, beim Zukersieden etc., von ganz
                              außerordentlichem Vortheile.
                           Man versuchte die Anwendung des luftleeren Raumes bisher nur beim
                              Versieden von Zukersyrupen, weil die Apparate, deren man sich
                              zur Erzeugung desselben bediente, so kostspielig waren, daß sie
                              nur in Zukersiedereien benuzt werden konnten. Howard's Apparat war der erste, der
                              zu diesem Behufe bekannt gemacht wurde; in ihm wird der
                              luftleere Raum mittelst Saugpumpen, die durch eine Dampfmaschine
                              in Bewegung gesezt werden, erzeugt. Das große
                              Capital, welches die Anschaffung eines solchen Apparates
                              erforderte, und der taͤgliche Kostenaufwand, den er
                              außerdem veranlaßte, bewog zur Erforschung anderer Mittel; man
                              glaubte, es wuͤrde genuͤgen, wenn man die Luft
                              durch einen Dampfstrom aus dem Apparate austreiben, und diesen
                              Dampf hierauf durch Einsprizen von kaltem Wasser verdichten
                              wuͤrde. Auf solche Weise enstand der Apparat des Hrn. Roth, und seither noch 3 oder 4
                              andere, welche saͤmmtlich auf demselben Principe beruhen,
                              gegen die sich aber folgende Einwendungen machen lassen:
                           1) Geht am Anfange der Operation zum Behufe der Austreibung der
                              Luft eine große Quantitaͤt Dampf verloren.
                           2) Ist der luftleere Raum hoͤchstens beim Beginne
                              vollkommen, und bleibt nie in diesem Zustande, weil immer wieder
                              etwas Luft in den Apparat eintritt. Das Verdichtungswasser
                              laͤßt bei seinem Eintritte in den luftleeren Raum selbst
                              Luft entweichen, und da viele Syrupe Kohlensaͤure
                              enthalten, so entweicht auch diese, so daß, wenn der luftleere
                              Raum anfangs auch 26 Zoll zeigte, er am Ende nur mehr 18 Zoll
                              zeigt; und doch soll dieser Raum hauptsaͤchlich am Ende
                              so luftleer als moͤglich seyn, indem sich der Syrup nicht
                              am Anfange der Operation, wohl aber dann, wann er ein Mal
                              bedeutend concentrirt ist, veraͤndert.
                           3) Da der Apparat waͤhrend eines großen Theiles der
                              Operation Luft enthaͤlt, so wird die Verdichtung viel
                              schwieriger; sie erfordert bis an 90 Liter Wasser per Zukerhut, waͤhrend 25 bis
                              30 Liter hinreichen wuͤrden, wenn der Apparat immer
                              gehoͤrig luftleer waͤre.
                           Es ließ sich leicht erwarten und berechnen, daß der Wasserstrahl,
                              indem er eine der Wirkung einer Saugpumpe vollkommen
                              aͤhnliche Wirkung ausuͤbt, ein Mittel an die Hand
                              geben muͤßte, welches mit Vortheil statt des Howard'schen Apparates gebraucht
                              werden koͤnnte. Dieß bewaͤhrte sich denn auch
                              wirklich durch einen Apparat, den Hr. Pelletan fuͤr die Bruͤder Perrier verfertigte, und den man in
                              Fig.
                                 29 abgebildet sieht.
                           A ist der Hahn, welcher
                              geoͤffnet wird, um den Apparat mit dem geklaͤrten
                              Syrupe, welcher in dem Behaͤlter Q, der einen doppelten Boden hat, erhizt wurde, zu
                              fuͤllen.
                           B der Hahn, den man oͤffnet,
                              um den Apparat in dem Ab, kuͤhler O, der sich unter oder uͤber dem Apparate
                              befinden kann, zu oͤffnen.
                           C, C ein halbkugelfoͤrmiger
                              Kessel, welcher 800 Liter Syrup faßt.
                           D, D ein doppelter Boden, der mit
                              Dampf geheizt wird.
                           
                           E ein Dampfhahn, der nur eine Minute
                              lang geoͤffnet zu werden braucht, um den luftleeren Raum
                              neuerdings wieder herzustellen.
                           F ein Verbindungshahn zwischen der
                              Kugel, in welcher der luftleere Raum erzeugt wird, und dem
                              Apparate; er muß geoͤffnet werden, waͤhrend der
                              luftleere Raum erzeugt wird.
                           G ein Dampfhahn, welchen man
                              zugleich mit dem Hahne H nur eine
                              Minute lang zu oͤffnen braucht, um in dem Apparate einen
                              Druk zu erzeugen, durch welchen er ausgeleert wird, und durch
                              den der versottene Syrup auf 15 Fuß Hoͤhe gehoben werden
                              kann.
                           H ein Hahn, durch den man Luft in
                              den Apparat eintreten lassen kann.
                           K ein Hahn, der die Verbindung
                              zwischen dem Kessel und dem Verdichter vermittelt, und den man
                              schließt, um in dem Verdichter von einer Operation zur anderen
                              den luftleeren Raum zu unterhalten.
                           L ist der Verdichter oder
                              Condensator.
                           M ein Hahn mit einem Zifferblatts,
                              durch den das herbeistroͤmende Verdichtungswasser
                              regulirt wird.
                           N ein Hahn, durch den das
                              Verdichtungswasser aus dem Verdichter austritt.
                           O ein Abkuͤhler oder ein
                              Gefaͤß, welches zur Aufnahme des verkochten Syrupes
                              dient.
                           P ein Behaͤlter mit kaltem
                              Wasser, der 15 Fuß tief unter dem Niveau des Apparates
                              angebracht seyn kann.
                           Q ein Behaͤlter mit doppeltem
                              Boden, in welchem der geklaͤrte Syrup fuͤr die
                              naͤchstfolgende Operation durch den Dampf, der zur
                              Erzeugung des luftleeren Raumes dient, erhizt wird.
                           R ein Hahn, durch den das Wasser,
                              welches sich in dem doppelten Boden des eben erwaͤhnten
                              Behaͤlters verdichtet, in den Dampfkessel
                              zuruͤkfließt.
                           S ein Dampfrohr, welches vom
                              Dampferzeuger herfuͤhrt, und welches durch den Hahn T den doppelten Boden, durch den
                              Hahn E den luftleeren Raum, und
                              durch den Hahn G den Apparat zur
                              Erzeugung des Drukes mit Dampf versieht.
                           U ein Arm des Dampfrohres, der an
                              die beiden Haͤhne E und G fuͤhrt.
                           V ein Barometer, das zum Messen des
                              Grades des luftleeren Raumes, der in jedem Augenblike in dem
                              Apparate erzeugt wird, dient.
                           Die Lichtloͤcher, durch welche das Innere des Apparates
                              erleuchtet wird, so daß man das, was darin vorgeht, beobachten
                              kann, so wie die neue Methode, nach welcher man Proben von 1/2 Liter
                              Syrup aus dem Apparate herausnehmen und wieder
                              zuruͤkgießen kann, konnten in dieser Zeichnung nicht
                              dargestellt werden.
                           Der Gang des Verfahrens mit diesem Apparate, und die Vortheile,
                              die derselbe gewahrt, sind folgende. Bevor die Operation
                              beginnt, erzeugt man einen luftleeren Raum von 20 Zollen, indem
                              man den Hahn, durch den der Dampfstrahl eintritt, eine Minute
                              lang oͤffnet; zugleich fuͤllt man den Apparat,
                              indem man den Hahn, der zu dem Behaͤlter mit
                              geklaͤrtem Syrup fuͤhrt, oͤffnet. Dann
                              erhizt man den Syrup durch Dampf, den man durch einen graduirten
                              Hahn eintreten laͤßt, damit man die Hize nach dem Grade
                              des Sudes reguliren kann. Wenn der Syrup zu steigen beginnt, was
                              man durch Loͤcher, die mit Glaͤsern versehen sind,
                              und die zur Erhellung des Apparates dienen, beobachten kann, so
                              verfolgt man denselben mit den Augen, und unterbricht das
                              Steigen theils, indem man durch Aufsaugung etwas von der Butter,
                              die man zu diesem Behufe in einem mit einem Hahne versehenen
                              Becher anbringt, in den Apparat schafft, theils indem man nur
                              eine kleine Menge Luft eintreten laͤßt. Man kann auf
                              diese Weise bei einigen Syrupen bis gegen 5 Franken an Butter
                              ersparen.
                           Wenn das Versieden begonnen hat, so treibt man das, was
                              allenfalls noch an Luft zuruͤk ist, abermals aus, indem
                              man den Hahn, durch welchen der Dampfstrahl eintritt, neuerdings
                              eine Minute lang oͤffnet, wo der luftleere Raum dann von
                              diesem Augenblike an nur mehr von dem Oeffnen des Hahnes, durch
                              welchen kaltes Wasser eingesprizt wird, abhaͤngt. Gegen
                              das Ende der Operation vermindert man die Hize, und
                              vervollkommnet dafuͤr den luftleeren Raum dergestalt, daß
                              man die Operation bei einem luftleeren Raume von 26 Zollen
                              Queksilber beschließt.
                           Was die Probe oder die Mittel betrifft, deren man sich bediente,
                              um zu erfahren, ob der Syrup bereits bis auf den
                              gehoͤrigen Grad versotten sey, so waren dieselben bei
                              allen den geschlossenen Apparaten, deren man sich bisher
                              bediente, hoͤchst unvollkommen; man konnte immer nur
                              einige Tropfen Syrup, die nur sehr Ungewisse Aufschluͤsse
                              gaben, herausnehmen. Hr. Pelletan
                              hingegen erfand eine Vorrichtung, mit welcher man bequem einen
                              halben Liter Syrup aus dem Apparate herausnehmen und wieder
                              zuruͤkgießen kann, und bei welcher selbst die Anwendung
                              eines Schaumloͤffels moͤglich ist.
                           Ist der Syrup gehoͤrig versotten, so muß der Kessel
                              geleert werden: eine Operation, die bei saͤmmtlichen
                              bisherigen Kesseln wegen der Klebrigkeit und Zaͤhigkeit
                              der Fluͤssigkeit nur langsam von Statten ging. Bei der
                              neuen Vorrichtung des Hrn. Pelletan
                              hingegen ist der Kessel in einer Minute geleert, und zwar in
                              Folge eines kraͤftigen Drukes, der durch die Einwirkung
                              eines zweiten Dampfstrahles hervorgebracht wird. Dieser
                              Dampfstrahl fuͤhrt naͤmlich eine große Menge
                              aͤußerer atmosphaͤrischer Luft mit sich in den
                              Apparat, und der auf diese Weise ausgetriebene Syrup kann bis
                              auf 15 Fuß uͤber das Niveau des Apparates gehoben
                              werden.
                           Ist der Apparat geleert, so laͤßt man die Masse feuchter
                              Luft, welche im Inneren desselben comprimirt war, entweichen,
                              wodurch der Kessel und die Roͤhren vollkommen gereinigt
                              werden, so zwar, daß sich in denselben keine Unreinigkeit
                              ansezt, und daß sie auch nicht verstopft werden.
                           Der Dampf, welcher zur Erzeugung und Vervollkommnung des
                              luftleeren Raumes verbraucht wird, ist in Betracht der kurzen
                              Zeit, Waͤhrend welcher er in Anwendung kommt (3 bis 4
                              Minuten reichen fuͤr die ganze Operation hin), sehr
                              gering; und selbst diese geringe Menge geht nicht verloren,
                              indem sie in den doppelten Boden des Behaͤlters, in
                              welchem sich der geklaͤrte Syrup befindet, geleitet wird,
                              und daselbst zur Erhizung und Vorbereitung desselben dient. Es
                              wird daher hier ein so viel als moͤglich vollkommener
                              luftleerer Raum erzeugt, und zwar ohne Aufwand an Dampf, und
                              ohne irgend eine mechanische Kraft.
                           Das heiße Wasser, welches zur Verdichtung diente, kann durch eine
                              Dampfpumpe, die einen Theil des Apparates ausmacht, aufgenommen,
                              und zu verschiedenen Zweken verwendet werden. Die Dampferzeuger
                              sind so eingerichtet, daß sich bei ihnen ein Drittel
                              Brennmaterial ersparen laͤßt.
                           Die Apparate des Hrn. Pelletan sind im
                              Allgemeinen so eingerichtet, daß in 10 Stunden 600
                              Zukerhuͤte gesotten werden; sie verzehren dabei nur halb
                              so viel Kohle, als die gewoͤhnlichen Schaukelkessel, und
                              geben ein groͤßeres Resultat, als man beim Versieden
                              uͤber dem Feuer erhaͤlt. Man sott aus
                              kaͤuflicher Melasse Zuker; man versott und
                              verduͤnnte einen und denselben Syrup, indem man mit einer
                              Quantitaͤt von 1500 Pfd. auf ein Mal arbeitete, 11 Mal,
                              ohne daß der Zuker irgend eine merkliche Veraͤnderung
                              erlitten haͤtte. Die Quantitaͤt Melasse, welche
                              Zuker von mittlerer Guͤte zuruͤklassen,
                              schaͤzte man endlich auf 5 Proc.
                           Hr. Chartier zu Paris, rue Richelieu No. 69, der diese
                              neuen Apparate fuͤr sehr billige Preise liefert,
                              verfertigt auch Apparate, in denen der Runkelruͤbensyrup
                              im luftleeren Raume versotten werden kann.
                              Wir werden diese Apparate, die sich wesentlich von den
                              beschriebenen Raffinationsapparaten unterscheiden, in einem
                              spaͤteren Artikel bekannt machen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
