| Titel: | Beschreibung eines Apparates zum Troknen des Mehles, worauf sich Nathan Tyson von Baltimore am 8. August 1831 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 53, Jahrgang 1834, Nr. XXVI., S. 146 | 
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                        XXVI.
                        Beschreibung eines Apparates zum Troknen des
                           Mehles, worauf sich Nathan
                              Tyson von Baltimore am 8. August 1831 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, No. 564, S.
                              138.
                        Beschreibung eines Apparates zum Troknen des Mehles.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindungen oder Verbesserungen in der Mehlbereitung, sagt der
                              Patenttraͤger im Franklin Journal for April 1834,
                              bestehen in einer eigenen Behandlung des Mehles, wodurch das Sauerwerden desselben,
                              so wie mehrere andere Veraͤnderungen, die es beim Verpaken und
                              laͤngeren Aufbewahren so leicht erleidet, verhindert werden.
                           Es ist bekannt, daß die verschiedenen Arten von Waͤhrung, welche die
                              vegetabilischen Substanzen erleiden, nicht durch die erhoͤhte Temperatur
                              allein hervorgebracht werden, sondern daß ein gewisser Grad von Feuchtigkeit
                              unumgaͤnglich dazu erforderlich ist. Die vortheilhaften Resultate, die man
                              von dem Troknen des Getreides und des Mehles auf Darren sah, beruhen auf diesem
                              Principe; und meine Verbesserungen, welche gleichfalls hievon ausgehen, bezweken
                              eine wirksamere und bequemere Trokenmethode, als man sie bisher in Anwendung
                              brachte.
                           Ich nehme das Mehl entweder unmittelbar wie es aus den Muͤhlsteinen
                              hervorkommt, oder nachdem es durchgebeutelt worden, und lasse es durch cylindrische
                              oder andere geeignete Roͤhren oder Buͤchsen laufen, denen ich eine
                              drehende oder schwingende Bewegung mittheile, und in welchen das Mehl der Einwirkung
                              von Dampf oder erhizter Luft ausgesezt wird. Diese Roͤhren oder
                              Buͤchsen koͤnnen je nach Umstaͤnden aus Holz oder aus Metall
                              verfertigt, und wie ein gewoͤhnlicher Beutelapparat aufgehaͤngt und in
                              Bewegung gesezt werden. Innerhalb des Cylinders oder des sonstigen Apparates, der
                              das zu troknende Mehl enthaͤlt, bringe ich gewoͤhnlich kleine, auf dem
                              Cylinder senkrecht stehende Leisten an, welche so weit uͤber die
                              Oberflaͤche des Cylinders hervorragen, und eine solche Richtung haben, als es
                              am geeignetsten zu seyn scheint, um das Mehl gehoͤrig zuruͤkzuhalten,
                              zu leiten und zu bewegen, damit es eine entsprechende Zeit uͤber der
                              angewendeten kuͤnstlichen Hize ausgesezt bleibe.
                           Wendet man erhizte Luft zum Troknen an, so kann man den Cylinder oder das
                              Gehaͤuse in einem langen Ofen oder in einer Darre umdrehen, und die beiden
                              Enden des Cylinders zum Eintragen und zur Entleerung des Mehles offen lassen.
                           
                           Ich beabsichtige jedoch, den Cylinder manchmal ganz in den Ofen oder in die Darre
                              einzusezen, und lasse in diesem Falle eine Roͤhre durch den Dekel gehen,
                              welche Roͤhre zur Aufnahme des zu troknenden Mehles dient; das getroknete
                              Mehl tritt hiebei durch eine an dem entgegengesezten Ende befindliche Roͤhre
                              aus. Die erhizte Luft wird bei dieser Einrichtung nicht nur den Cylinder umgeben,
                              sondern in ihm selbst enthalten seyn.
                           Soll das Mehl hingegen mit Dampf getroknet werden, so umgebe ich die Roͤhre
                              oder das Gehaͤuse, welches in diesem Falle aus Metall oder aus einem anderen
                              guten Waͤrmeleiter bestehen muß, mit einem aͤußeren Gehaͤuse
                              oder mit einem Mantel, innerhalb welchem es sich umdrehen kann. Zwischen diesen
                              beiden Gehaͤusen muß zum Durchgange des Dampfes oder auch wohl der erhizten
                              Luft, welche von einem gehoͤrig gebauten und zwekmaͤßig gelegenen
                              Kessel oder Ofen herbeigeleitet werden muß, ein entsprechender Zwischenraum bleiben.
                              Es versteht sich hiebei von selbst, daß die Verbindungsroͤhren, die
                              sogenannten Daͤmpfer und Klappen je nach den verschiedenen Modifikationen,
                              deren der Apparat faͤhig ist, verschieden angebracht werden muͤssen.
                              Der Dampf kann durch ein hohles Zapfenlager eingeleitet werden, und auf
                              aͤhnliche Weise wieder austreten.
                           Statt des Cylinders mit drehender Bewegung benuze ich manche mal auch eine
                              cylindrische oder anders geformte Kammer mit gehoͤrigen, uͤber
                              einander befindlichen Boͤden oder Banken. Das Mehl wird auf den oberen dieser
                              Boͤden gebracht, und gelangt dann auf die unteren herab, indem es durch
                              Muͤhlzungen oder durch verschiedene Vorrichtungen umgeruͤhrt und
                              fortgeschafft wird. Die erhizte Luft wird in diesem Falle in die Kammer eingelassen,
                              und bei gehoͤrigen Oeffnungen wieder entweichen; will man hingegen Dampf zum
                              Troknen anwenden, so muͤssen die Baͤnke oder Boͤden doppelt
                              gemacht, und der Dampf auf eine der jedem Mechaniker bekannten Methoden durch
                              dieselben geleitet werden.
                           In allen diesen Fallen nun muß die aus dem Mehle abgeschiedene und ausgetriebene
                              Feuchtigkeit durch einen Luftstrom, den man in den Cylinder oder in das
                              Gehaͤuse eintreten laͤßt, davon gejagt werden. In den meisten
                              Faͤllen ist hiezu keine eigene Vorrichtung noͤthig, und wo es ja einer
                              solchen bedarf, ist die Sache so einfach, daß gewiß keine weitere Beschreibung
                              derselben noͤthig ist. Ich bemerke daher am Schlusse nur noch, daß ich mich
                              auf keine Form, Dimension oder Stellung der Roͤhre oder der uͤbrigen
                              Theile der Apparate beschraͤnke. Man kann z.B. zu gleichem Zweke eine Reihe
                              gewundener Roͤhren, die wie eine Archimed'sche
                              Schraube aussehen, und
                              uͤberhaupt eine unendliche Menge anderer Formen, welche saͤmmtlich
                              nach demselben Principe wirken, und dieselbe oder eine aͤhnliche Wirkung
                              haben, anwenden.
                           –––––––––
                           Hr. Dr. Jones, der Herausgeber des Franklin Journal zu Washington, macht hiezu folgende Bemerkungen. Es ist
                              gewiß sehr sonderbar, daß ein so einfaches und rationelles Verfahren nicht schon
                              laͤngst angewendet worden. Das Troknen des Getreides auf eigenen Darren ist
                              ein allgemein bekanntes Verfahren; auch hat man schon lange verschiedene Methoden
                              befolgt, um das Mehl, so wie es aus den Muͤhlsteinen hervorkommt, zu
                              kuͤhlen und zu troknen. Wir haben fruͤher ein Mal einen Aufsaz
                              uͤber das Sauerwerden des amerikanischen Mehles und besonders jenes der
                              westlichen Gegenden bekannt gemacht, und in diesem Aufsaze wurde, wie man sich
                              erinnern wird, vorgeschlagen, mittelst eines Windfanges einen kalten Luftstrom auf
                              das aus den Muͤhlsteinen hervorkommende oder einer anderen Behandlung
                              unterliegende Mehl zum Behufe des Troknens zu leiten.Vergl. Polyt. Journal Bd. XLIV. S.
                                       299. Es erhellt nun offenbar, daß dieser Zwek vollkommen erreicht werden wird,
                              wenn man statt der kalten heiße Luft anwendet.
                           Die Erfahrung hat gezeigt, daß auf diese Weise aus einem Fasse Mehl, so wie dasselbe
                              bisher gewoͤhnlich verpakt wurde, 8 bis 12 Pfund Feuchtigkeit ausgetrieben
                              werden koͤnnen. Der groͤßere Theil dieser Feuchtigkeit duͤrfte
                              freilich auch durch ein sorgfaͤltiges Darren des Getreides ausgetrieben
                              werden koͤnnen; allein aus solchem scharf getrokneten Getreide ließe sich
                              kein ganz feines Mehl erzeugen, indem beinahe alle Kleie unter das Mehl gemahlen
                              wuͤrde. Auch ist es wahrscheinlich, daß zur Austreibung der Feuchtigkeit aus
                              dem Getreide ein groͤßerer Grad von Hize erforderlich seyn duͤrfte,
                              als zum Troknen des Mehles.
                           Wenn man bedenkt, daß das Mehl so leicht sauer wird, und daß dieß, besonders bei
                              jenem Mehle, welches auf dem Ohio nach Neu-Orleans, nach Westindien und
                              Suͤdamerika verschifft wird, oft ganze Schiffsladungen betrifft, so wird man
                              den großen Nuzen des Apparates des Hrn. Tyson gewiß
                              erkennen. Ein großer Theil des Mehles, womit Schiffe verproviantirt werden, geht
                              jaͤhrlich zum großen Nachtheile der Seeleute durch die eintretende saure
                              Gaͤhrung zu Grunde; diesem Uebel wird sicher gesteuert werden, wenn man Hrn.
                              Tyson's Verfahren befolgt. Hr. Tyson arbeitet nun schon zwei Jahre auf seinen zu Baltimore befindlichen
                              Muͤhlen mit diesem Apparate; er versendete sein Mehl in alle Weltgegenden,
                              nach Gibraltar, Westindien, Brasilien, Liberia in Afrika, und an die Westkuͤste von
                              Suͤdamerika, und uͤberall war dasselbe selbst nach acht- und
                              zwoͤlfmonatlicher Verpakung auf den Schiffen so frisch und schmakhaft, als
                              kaͤme es eben erst von der Muͤhle. Viele Kaufleute und
                              Schiffseigenthuͤmer bezeugten dieß amtlich.