| Titel: | Ueber die Intensität verschiedener Lichtarten. Von Herrn Nath. Rutter. | 
| Fundstelle: | Band 53, Jahrgang 1834, Nr. XXXV., S. 181 | 
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                        XXXV.
                        Ueber die Intensitaͤt verschiedener
                           Lichtarten. Von Herrn Nath.
                              Rutter.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, No. 559, S.
                              57.
                        Ueber die Intensitaͤt verschiedener Lichtarten.
                        
                     
                        
                           Ich war kuͤrzlich bei einigen sehr huͤbschen Versuchen zugegen, die in
                              der National-Gallery zu London uͤber die
                              Intensitaͤt der verschiedenen Beleuchtungsmethoden, und besonders der auf den
                              Leuchtthuͤrmen und bei geodaͤtischen Operationen
                              gebraͤuchlichen, angestellt wurden. Da diese Versuche jedoch in einigen
                              Dingen nicht vollkommen entsprachen, so erlaube ich mir denselben einige
                              interessante, aus anderen Quellen entnommene Thatsachen beizufuͤgen.
                           
                           1) Man zeigte zuerst die auf den englischen Leuchtthuͤrmen allgemein
                              angenommene Beleuchtungsmethode mit Argand'schen Lampen
                              und parabolischen Reflectoren. Das Verdienst der Einfuͤhrung, wo nicht der
                              Erfindung derselben, gebuͤhrt Hrn. Ezechiel Walker
                              von Lynn. Der erste nach dieser Methode errichtete Leuchtthurm war jener zu Hunston
                              an der Kuͤste von Norfolk, der im Jahre 1778 unter Walker's persoͤnlicher Aufsicht erbaut wurde. Erst zwanzig Jahre
                              spaͤter kam diese Methode allgemein in Anwendung, und selbst im Jahre 1811
                              wurde der Edelyston mit Wachskerzen, und im Jahre 1812 der Ligard mit Kohlenfeuer
                              beleuchtet! Die parabolischen Reflectoren bestehen gewoͤhnlich aus Kupfer:
                              sie sind innen mit hoͤchst fein polirtem Silber uͤberzogen, und haben
                              an der Muͤndung 21 Zoll im Durchmesser, bei einer Tiefe von 9 Zollen. Die Argand'schen Lampen, welche 7/8 Zoll im Durchmesser
                              haben, sind in den Brennpunkten der Reflectoren angebracht, und ihre Zahl wechselt
                              nach der Helle und dem Glanze, den man erzeugen will. Unmittelbar uͤber der
                              Flamme befindet sich eine Oeffnung in dem Reflector, welche dem Rauche Austritt
                              gestattet; und zum Behufe der Unterscheidung sind einige der Lampen fixirt,
                              waͤhrend sich andere umdrehen. Wenn die Lampen fixirt sind, so sind sie rings
                              herum in einem Kreise angebracht; drehen sie sich hingegen, so befinden sie sich in
                              drei, vier oder mehr Kreissegmenten. Das Licht ist an den sich umdrehenden Lampen am
                              glaͤnzendsten. Hr. Stephenson, Mechaniker der
                              noͤrdlichen Leuchtthuͤrme, hat einen Reflector-Apparat
                              erfunden, durch welchen die Umdrehung der Lichter sehr beschleunigt wird; man
                              wendete denselben zu Buchanness an, wo der Leuchtthurm seither ein hellfunkelndes
                              Licht gibt. Fixirte Lichter verdienen daher bloß da den Vorzug, wo kleine Portionen
                              des Horizontes beleuchtet werden sollen. Die Leuchtthuͤrme, welche in
                              lezterer Zeit zu Beachy Head und am Perchy Rock an der Muͤndung des Mersey
                              errichtet wurden, haben drehende Lichter, und werden als zwei der besten Beispiele
                              dieser Art von Beleuchtung betrachtet. Die groͤßte Entfernung, in welcher
                              Lichter dieser Art sichtbar sind, betraͤgt angestellten Beobachtungen
                              gemaͤß, 44 engl. Meilen.
                           2) Zunaͤchst wurde die Wirkung gefaͤrbter Lichter gezeigt. Rothe
                              Lichter erhaͤlt man, indem man ein rothes Glas vor den Reflector bringt.
                              Diese rothen Lichter sind jedoch um 65 Proc. weniger glaͤnzend, als weiße;
                              wenn an einem sich drehenden Leuchtthurme zwei Flaͤchen weiß und eine roth
                              ist, so geschieht es haͤufig, daß man von dem rothen Lichte gar nichts sieht,
                              waͤhrend sich das weiße noch sehr deutlich unterscheiden laͤßt.
                              Obschon die rothen Lichter hienach weniger fuͤr Leuchtthuͤrme geeignet
                              sind, so leisten sie doch bei gewissen Localverhaͤltnissen sehr gute Dienste. In einigen Fallen ist
                              die Einrichtung getroffen, daß ein weißes Licht einen oder mehrere rothe Reflectoren
                              hat, die bloß jene Lichtstrahlen, welche die Nachbarschaft von Baͤnken und
                              Klippen oder anderen gefaͤhrlichen Stellen beleuchten, roth faͤrben,
                              so daß der Schifffahrer, um in vollkommener Sicherheit zu seyn, dem weißen Lichte zu
                              folgen hat. Zu Caldy in Wales wurde ein fixirtes Licht mit zwei rothen Reflectoren,
                              die eine Gefahr in der Naͤhe andeuten, errichtet.
                           3) Man versuchte alle Arten von vegetabilischen und thierischen Oehlen in den Argand'schen Lampen zu brennen; am meisten Licht gab
                              hiebei der Wallrath, der deßhalb auch allgemein vorgezogen wird. Die Versuche mit
                              Cocosnußoͤhl, von dessen Guͤte so viel gesprochen wurde, wurden ohne
                              Erfolg angestellt.
                           4) Man hat auf einigen fremden Leuchtthuͤrmen Steinkohlengas statt Oehl
                              angewendet, und die Annahme dieser Methode hat auch dahier zu Lande viele warme
                              Vertheidiger gefunden. Im Jahre 1819 wurde der neue Leuchtthurm zu Danzig mit Gas
                              beleuchtet, und mit einem großen parabolischen Reflector ausgestattet; auch
                              Salvatore und Promontore, an der Kuͤste von Istrien, wurden mit Gas
                              beleuchtet. In der Mitte einer jeden Laterne befindet sich ein Candelaber mit 42
                              Gasmuͤndungen, aus denen sich eine glaͤnzende Flammenmasse erhebt. Die
                              Anwendung des Gases gewaͤhrt die Vortheile, daß man die Flamme beliebig
                              vergroͤßern kann, und daß sie selbst in den laͤngsten Naͤchten
                              ohne Muͤhe und ohne große Aufmerksamkeit von Seite des Waͤchters
                              unterhalten werden kann. In Hinsicht auf Intensitaͤt der Flamme wird hingegen
                              nichts gewonnen, und wo es sich um ein in großer Entfernung sichtbares Licht
                              handelt, wird durch das Gas gar nichts gewonnen.
                           5) Im Jahre 1818 schlugen die HH. Arago und Fresnel vor, statt der parabolischen Reflectoren
                              plan-convexe Linsen anzuwenden, ein Vorschlag, der zu der allgemeinen Annahme
                              dieser Linsen auf den franzoͤsischen Leuchtthuͤrmen fuͤhrte.
                              Der Cordovan-Leuchtthurm, an der Muͤndung der Garonne, der als der
                              schoͤnste auf Erden gilt, wird auf diese Weise beleuchtet. Da man sich jedoch
                              nicht leicht Linsen von mehr dann 15 Zoll im Durchmesser verschaffen kann, und da in
                              den meisten Faͤllen reflectirende Oberflaͤchen von weit
                              groͤßeren Dimensionen erforderlich sind, so wuͤrde das Linsensystem in
                              England kaum so gute Aufnahme gefunden haben, als in Frankreich, wenn nicht Sir Brewster gefunden haͤtte, daß die Wirkung oder
                              Kraft einer Linse einer beliebigen Ausdehnung faͤhig ist, wenn man dieselbe
                              mit Glasringen von eigenthuͤmlicher Curve umgibt; oder mit anderen Worten,
                              daß aus mehreren einzelnen Stuͤken eine große Linse zusammengesezt werden
                              kann. Daher kommt auch der Ausdruk polyzonale Linsen, unter welchem diese Art von
                              Strahlenbrechung im Gegensaze mit der parabolischen Methode bekannt ist. Bedient man
                              sich Linsen dieser Art, so muß die Laterne acht Seiten haben, so daß ein
                              achtseitiges Prisma um die Lampe, in der Oehl oder Gas gebrannt wird, gebildet wird.
                              In dem Mittelpunkte einer jeden Seite befindet sich die Linse, waͤhrend der
                              uͤbrige Theil des Raumes mit den eben erwaͤhnten Ringen
                              ausgefuͤllt ist. Da es offenbar sehr wesentlich ist, daß das Licht gleich
                              weit von den die Strahlen zuruͤkwerfenden Oberflaͤchen entfernt, und
                              so glaͤnzend als moͤglich ist, so wendet man eine Lampe mit drei
                              concentrischen Dochten, von denen der aͤußerste nicht weniger dann 3 1/2 Zoll
                              im Durchmesser hat, an. Damit die außerordentliche Hize, welche hiedurch erzeugt
                              wird, den Docht nicht verkohle, so ist der Zufluß des Oehles so regulirt, daß immer
                              ein Ueberschuß davon vorhanden ist. Fresnel sagt, er habe
                              eine Lampe dieser Art 14 Stunden lang brennend erhalten, ohne daß er sie
                              haͤtte puzen muͤssen, und daß die Strahlen, welche durch eine davor
                              angebrachte Linse gingen, nach Ablauf dieser Zeit nur 1/6 ihrer
                              urspruͤnglichen Intensitaͤt verloren hatten.
                           Sir David Brewster gab sich alle Muͤhe, um die
                              Anwendung der polyzonalen Linsen in England allgemeiner in Aufnahme zu bringen,
                              allein ohne Erfolg, obschon man gestehen muß, daß er bei Weitem die Mehrzahl der
                              wissenschaftlichen Welt auf seiner Seite hat. Die Unveraͤnderlichkeit des
                              Glases und die große Dauerhaftigkeit seiner Politur sind große Vorzuͤge; dazu
                              kommt aber auch noch eine große Ersparniß an Kosten, indem bei den Linsen um 1/3
                              weniger Oehl noͤthig ist, als man bei der Anwendung parabolischer Reflectoren
                              zur Erzeugung einer gleichen Menge Lichtes braucht, und indem in Hinsicht auf
                              Reinigung der Lampen außerordentlich an Arbeit erspart wird. Doch hat diese Methode
                              auch ihre Nachtheile; das Ausbessern der Linsen ist naͤmlich sehr schwer, die
                              Unbequemlichkeit, die das Einrichten der Dochte veranlaͤßt, ist gleichfalls
                              groß; und da das ganze Licht nur von einer einzigen Lampe abhaͤngt, so ist im
                              Falle eines Unfalles Alles verloren. Ueberdieß hat man auch gefunden, daß, was man
                              bei den franzoͤsischen Linsen an Concentration des Lichtes gewinnt, an
                              Divergenz der Strahlen verloren geht. Das englische Licht ist naͤmlich auf 15
                              Grade des Horizontes sichtbar, waͤhrend das franzoͤsische nur auf 12
                              Grade sichtbar ist.
                           6) Das groͤßte Hinderniß gegen die Annahme des Systemes der polyzonalen Linsen
                              liegt jedoch in der Entdekung einer neuen Beleuchtungsmethode, durch welche den
                              parabolischen Reflectoren eine doppelt groͤßere Kraft ertheilt werden kann, als
                              sie bisher hatten. Diese Erfindung ist Lieut. Drummond's
                              Methode ein sehr intensives Licht zu erzeugen, indem er Wasserstoff- und
                              Sauerstoffgas in einzelnen, endlich aber sich mit einander vereinigenden
                              Stroͤmen auf Kalkkugeln stroͤmen laͤßt. Es wurde bisher noch
                              kein anderes Licht entdekt, welches dem auf diese Weise erzeugten an Glanz und
                              Intensitaͤt gleichkommt; ja es steht nur der Sonne allein nach, und
                              fuͤhrte, wie besonders jene wissen, die den Versuchen mit dem
                              Hydro-Oxygen-Gas-Mikroskope beiwohnten, schon zu den
                              außerordentlichsten Resultaten. In Irland bediente sich Lieutenant Drummond dieses
                              lichtes bereits bei naͤchtlichen Triangulationen, bei denen man dasselbe bis
                              auf eine Entfernung von 90 engl. Meilen deutlich gesehen haben will! Im Mai 1830
                              wurde unter der Leitung des Trinity-House eine Reihe von Versuchen damit
                              angestellt, aus denen die Vorzuͤge dieser Methode sowohl vor den
                              parabolischen Reflectoren, als vor den polyzonalen Linsen, als vor allen
                              uͤbrigen Methoden ohne allen Zweifel hervorgingen. Man brachte die Kalkkugel,
                              welche 3/8 Zoll im Durchmesser hatte, anfangs in den Brennpunkt des Reflectors, und
                              ersezte sie, wenn sie verzehrt war, durch eine andere; allein Hr. Drummond verfertigte spaͤter nach denselben
                              Principien, nach welchen die Bleifedern, die immer eine Spize darbieten, gebaut
                              sind, einen Kalkcylinder, der fortwaͤhrend so viel Kalk darbietet, als
                              noͤthig ist. So wie sich naͤmlich die Laterne umdreht, sezt sie einen
                              Schaft, der die Kalkstango emportreibt, in Bewegung, so daß also fortwaͤhrend
                              frische Portionen Kalk dem Gase ausgesezt werden.
                           Eine einfache Methode, ein aͤhnliches, jedoch minder glaͤnzendes Licht
                              zu erhalten, wurde von Hrn. Talbot, Parliamentsmitglied
                              fuͤr Chippenham, angegeben. Er sagt naͤmlich, man brauche nur ein
                              Stuͤk Kochsalz auf die Wike einer Weingeistlampe zu legen, und mit einem
                              Loͤthrohre einen Strom Sauerstoffgas darauf leiten zu lassen, um ein ganz
                              homogenes und aͤußerst glaͤnzendes Licht zu erhalten. Nimmt man hiebei
                              statt des Kochsalzes verschiedene Strontian-, Baryt- oder andere
                              Salze, so erhaͤlt man die bekannten gefaͤrbten Flammen auf eine
                              ausgezeichnetere Weise, als nach irgend einem anderen Verfahren.
                           7) Man legte ein ekiges Stuͤk Holzkohle in den Brennpunkt einer Reihe
                              parabolischer Reflektoren, und leitete dann einen aus einer Volta'schen Batterie erhaltenen Strom Elektricitaͤt darauf. Es
                              zeigte sich hiebei ein sehr glaͤnzendes Licht, welches jedoch von funkelnder
                              oder intermittirender Beschaffenheit war. Derselbe Versuch wurde mit gleichem
                              Erfolge mit einem elektrischen Strome, den man mit Saxton's
                              magneto-elektrischem Apparate erhielt, angestellt. Alle Versuche dieser Art
                              zeigten jedoch die Vorzuͤge der Drummond'schen
                              Methode vor allen uͤbrigen auf das Augenscheinlichste.Wir erlauben uns bei dieser Gelegenheit folgende aus dem Mechanics' Magazine No. 560 entnommene Notiz
                                    uͤber die Leuchttuͤrme in England und Irland
                                    beizufuͤgen. Großbritannien und Irland zahlen gegenwaͤrtig 178
                                    Leuchtthuͤrme; in England allein sind deren 98, und von diesen stehen
                                    34 unter der Direction des Trinity-House, 54 gehoͤren
                                    verschiedenen Corporationen, und 10 werden von weiblichen Individuen
                                    unterhalten. In Schottland sind 42, wovon 26 von der
                                    Leuchtthurm-Commission fuͤr die noͤrdlichen Gegenden
                                    unterhalten werden, waͤhrend sich 5 in weiblichen Haͤnden
                                    befinden. Die 38 irlaͤndischen Leuchttuͤrme stehen
                                    saͤmmtlich unter dem Ballart-Board zu Dublin. Wie es mit
                                    manchen der Privatleuchtthuͤrme steht, und wie eintraͤglich
                                    sie sind, geht aus Folgendem hervor. Das Smalls Lighthouse im St. Georg's
                                    Canale ist auf eiserne, 40 Fuß hohe, und in einen halb versunkenen Felsen
                                    eingesenkte Saͤulen gebaut, und seine Lage ist so gefaͤhrlich,
                                    daß die Laterne in bedenklichen Fallen in eine Art von Boot gebracht wird.
                                    Den Ertrag der Anstalt theilen zwei weibliche Individuen, und er
                                    betraͤgt, nach Abzug der Kosten, jaͤhrlich nicht weniger als
                                    8000 bis 9000 Pfd. Sterl.!!A. d. R.