| Titel: | Bericht über den Zustand der Wasserleitungsröhren zu Grenoble. | 
| Fundstelle: | Band 53, Jahrgang 1834, Nr. XXXVIII., S. 208 | 
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                        XXXVIII.
                        Bericht uͤber den Zustand der
                           Wasserleitungsroͤhren zu Grenoble.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique. Januar 1834,
                              S. 49.
                        Bericht uͤber den Zustand der Wasserleitungsroͤhren
                           zu Grenoble.
                        
                     
                        
                           Die Brunnen in der Stadt Grenoble liefern gegenwaͤrtig betraͤchtlich
                              weniger Wasser; die Verminderung ihres Wasservolumens ist auf eine unmerkliche Weise
                              erfolgt und ruͤhrt nach der deßhalb angestellten Untersuchung von einer
                              Verstopfung der Roͤhren oder Teicheln her. Diese Verstopfung ist jedoch von
                              der Art, daß ihre Veranlassung bisher nicht mit Sicherheit ausgemittelt werden
                              konnteVergleiche Polytechn. Journal Bd. LI. S.
                                       116.A. d. R., so daß wir es fuͤr noͤthig halten, die Aufmerksamkeit aller
                              Sachverstaͤndigen auf diese Thatsache zu lenken; es handelt sich
                              naͤmlich nicht nur darum, eine ganz unvorhergesehene Gefahr bei den
                              Wasserleitungen von Grenoble zu beseitigen, sondern auch um die Auffindung von
                              Mitteln, wodurch man solche nachtheilige Ereignisse allenthalben verhuͤten
                              kann.
                           Zur Loͤsung der Schwierigkeiten, wovon wir gesprochen haben, kann man nur
                              durch das genaue Studium aller Thatsachen gelangen; wir wollen daher die Einrichtung
                              der Wasserleitung von Grenoble, die Unfaͤlle, welche sich bisher bei ihr
                              ereigneten und die Versuche, welche man zur Ausmittelung ihrer Ursache anstellte,
                              genau beschreiben.
                           Die große Wasserleitung des Rondeau
                              Das Rondeau, von welchem die Wasserleitung
                                    ausgeht, liegt am suͤdlichen Ende von Grenoble.A. d. O. fing im Jahre 1825 an ihr Wasser in die Graͤben der Stadt zu liefern.
                              Den 26. Febr. 1826 war sie ganz vollendet. Das Wasser kam zur Abendzeit auf den Plaz
                              Grenette, welcher 3200 Meter von der Quelle entfernt ist und seit diesem Tage
                              hoͤrte es nicht auf zu laufen. Die gelieferte Wassermenge betrug damals 1431
                              Liter in der Minute.
                           Die Roͤhren dieser Wasserleitung sind in einander gestekt; jede ist 2,56 Meter
                              lang; der innere Durchmesser betraͤgt 0,275 Meter. Diese Roͤhren
                              wurden durch den englischen Kitt (welcher aus 98 Th. Gußeisenfeile, 1 Th.
                              Schwefelblumen und 1 Th. Salmiak besteht) mit einander verbunden und die
                              Dilatations- oder Compensationsroͤhren mit Ringen von Blei und
                              getheerten Striken. Die Wasserleitung wurde mit so großer Sorgfalt gelegt, daß sie bis auf
                              diesen Tag nicht die geringste Ausbesserung erforderte.
                           In Entfernungen von 100 Meter wurden immer Brunnenstuben angelegt, deren
                              Roͤhren mit Klammern versehen sind, so daß man sie leicht aus einander nehmen
                              kann. Bei dieser Wasserleitung sind also 32 Brunnenstuben.
                           Außer den Faͤllen, welche wir unten besonders angeben werden, sind immer vier
                              Roͤhren mit englischem Kitt vereinigt, und die fuͤnfte zur
                              Compensation bestimmte ist am Ende durch einen bleiernen Ring mit der folgenden
                              verbunden und außerdem mit fuͤnf bis sechs Reihen getheerter Strike und einem
                              zweiten bleiernen Ring umgeben. Ein bleierner Ring ist also mit dem in den
                              Roͤhren laufenden Wasser in Beruͤhrung, und einer aͤußerlich
                              angebracht und von dem ersten durch die Strike getrennt. Die Dike eines bleiernen
                              Ringes ist ein Quadrat von einem Centimeter Seitenlaͤnge.
                           Die Constructionen haben es erheischt, daß die Roͤhren der ersten
                              hoͤher gelegenen Brunnenstube nur mittelst Bleiringen und getheerten Striken
                              mit einander verbunden werden. Man war auch genoͤthigt dasselbe Mittel bei
                              den drei lezten Brunnenstuben im Innern der Stadt anzuwenden.
                           Endlich brachte man noch an allen Stellen der ganzen Wasserleitung, wo englischer
                              Kitt gebraucht wurde, aͤußerlich einen Bleiring an, um jedes Entweichen von
                              Wasser zu verhindern, falls der Kitt nicht gut geschlossen hatte.
                           Diese Wasserleitung ist mit 1 Meter Erde bedekt und liegt fast auf ihrer ganzen
                              Laͤnge im Wasser.In der ganzen Ebene von Grenoble steht das Wasser 0,66 Meter bis 1 Meter
                                    hoch.A. d. O.
                              
                           Es folgt aus dieser Beschreibung, daß die inneren Bleiringe mit dem Wasser der
                              Roͤhren in Beruͤhrung sind und die aͤußeren Bleiringe sich im
                              durchsikernden Wasser befinden.
                           Wir rechnen 367 innere Bleiringe und 1243 aͤußere. Da die Dike eines Ringes 1
                              Centimeter betraͤgt, so waͤre die Laͤnge in der Richtung der
                              Achse aller inneren Ringe 3,67 Meter und die der aͤußeren Ringe 12,43 Meter.
                              Die Laͤnge des Gußeisens betraͤgt 3200 Meter. Man wird bemerken, daß
                              das Blei in groͤßerer Menge am Ende und am Anfang als in der Mitte der
                              Leitung vorkommt.
                           Das Wasser, welches zuerst ankam, hatte eine ocherartige Farbe, verursacht durch das
                              mechanisch mitgefuͤhrte Eisenoxyd der Roͤhren.
                           Nach einiger Zeit glaubte man in der senkrechten Roͤhre, welche das Wasser
                              oben im Wasserturm ausgießt, kleine Ansaͤze von Eisenoxyd zu bemerken, welche der inneren
                              Oberflaͤche anhingen. Dieselben waren anfangs kaum sichtbar, wurden aber
                              allmaͤhlich groͤßer und erreichten endlich die Groͤße eines
                              Hirsekorns, einer Linse, einer Erbse; gegenwaͤrtig bilden sie Concretionen
                              von 10 bis 24 Millimeter Hoͤhe, deren Anzahl betraͤchtlich ist. Da die
                              senkrechte Roͤhre der Wirkung des Sonnenlichtes oder der Luft ausgesezt ist,
                              wenn man den Wasserthurm reinigt, so glaubte man anfangs, daß sich dieselbe mit
                              eisenhaltigen Knollen und mit pflanzenaͤhnlichen Erzeugungen von der Natur
                              des Wassermooses uͤberzogen hatte, ohne daß die uͤbrige Wasserleitung
                              deßwegen eine Veraͤnderung erlitt; bald bemerkte man aber, daß die Brunnen
                              weniger Wasser lieferten und bei einer am 14. Sept. 1833 angestellten Untersuchung
                              ergab es sich, daß die 1431 Liter Wasser auf 680 reducirt waren. Man nahm die
                              Roͤhren an mehreren Stellen auseinander und fand, daß die Leitung mit
                              eisenhaltigen Knollen uͤberzogen war.
                           Diese Schwaͤmme oder Knollen sind von ungleicher Groͤße; ihre
                              Vertheilung im Inneren der Roͤhren ist sehr unregelmaͤßig. Sie haben
                              die Gestalt einer halben Birne, deren Schweif gegen den Anfang der Quelle gerichtet
                              ist; sie sind einzeln oder zu 2, 3, 10 bis 40 und daruͤber gruppirt; ihre
                              Oberflaͤche ist rauh; sie sind schwarz, werden aber in Beruͤhrung mit
                              der Luft bald gelb; sie bestehen aus Schichten, die zerreiblich und von lokerem und
                              weichem Gewebe sind und trennen sich sehr leicht los; sie scheinen in etwas
                              groͤßerer Anzahl gegen den unteren Theil der Roͤhre, weniger an den
                              Seiten und noch weniger in dem oberen Theil der Roͤhre vorzukommen; außerhalb
                              der Roͤhren findet man keine solchen Knollen, sondern bloß eine duͤnne
                              Schichte von Eisenoxyd.
                           Diese eisenhaltigen Concretionen bestehen nach einer sehr sorgfaͤltig
                              angestellten Analyse aus:
                           
                              
                                 Sand oder Kieselerde
                                   1,34
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 55,80
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                   8,60
                                 
                              
                                 Verlust im Feuer
                                 34,00
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,74.
                                 
                              
                           Wenn man diese Knollen, so wie sie aus den Roͤhren kommen, einige Tage lang
                              bei einer Temperatur von 15 bis 16° C. in einem Zimmer liegen laͤßt,
                              so scheinen sie vollkommen troken.
                           Es gibt in der Stadt Grenoble Brunnen, welche durch andere Quellen gespeist werden,
                              die von der Tronche auf dem rechten Ufer der Isére genommen sind. Diese
                              Wasserleitung, welche ehemals aus bleiernen Roͤhren bestand und
                              haͤufig ausgebessert werden mußte, ist im Jahre 1827 veraͤndert und
                              durch eine gußeiserne von derselben Einrichtung wie die obige ersezt worden. Die
                              Roͤhren wurden vor Kurzem innen untersucht, wobei es sich zeigte, daß sie
                              ebenfalls Knollen enthalten.
                           Das Wasser der Tronche ist jedoch von demjenigen des Rondeau sehr verschieden; ein
                              Liter von jenem liefert 0,21 Gramme Ruͤkstand, der fast ausschließlich aus
                              kohlensaurem Kalk besteht; dieses aber gibt nur 0,11 Gr. Ruͤkstand, der aus
                              kohlensaurem Kalk und einer groͤßeren Menge salzsauren Natrons besteht. Im
                              Wasser des Rondeau, welches frei an der Luft laͤuft, findet man Fische und
                              Kresse, waͤhrend in demjenigen von der Tronche, das zu viel kohlensauren Kalk
                              enthaͤlt, keine solchen organischen Wesen vorkommen. Es hatte in der alten
                              bleiernen Wasserleitung eine duͤnne Tufschichte abgesezt. Das des Rondeau
                              hingegen lieferte nicht die geringste Spur einer kalkartigen Kruste in den
                              gußeisernen Roͤhren, die allenthalben, wo keine Knollen vorkommen, so glatt
                              und rein sind, wie am ersten Tage.
                           Der nachtheilige Umstand, welcher sich bei der Wasserleitung von Grenoble ereignete,
                              ist nach eingelaufenen Nachrichten auch in einigen anderen Staͤdten
                              vorgekommen.
                           Sobald das Uebel erwiesen war, mußte man seiner Ursache nachspuͤren, um
                              sogleich das geeignete Heilmittel anzuwenden. Bis jezt haben wir aber
                              ungluͤklicher Weise nur noch mehr oder weniger wahrscheinliche Hypothesen.
                              Die chemische Analyse war nicht im Stande die Sache direct aufzuklaͤren.
                              Folgende Versuche hat man in dieser Hinsicht angestellt. Das Eisenoxyd, welches sich
                              in den vollkommen mit Wasser angefuͤllten Roͤhren gebildet hat, kann
                              nur von der Absorption des Sauerstoffs der Luft herruͤhren, welche im Wasser
                              aufgeloͤst ist oder von der Zersezung des Wassers selbst. In beiden
                              Faͤllen muß ein Unterschied in der chemischen Zusammensezung der
                              aufgeloͤsten Gasarten bei ihrem Eintritt und bei ihrem Austritt aus den
                              Roͤhren Statt finden. Wenn die aufgeloͤste Luft Sauerstoff lieferte,
                              so muß davon beim Austritt des Wassers weniger zuruͤkbleiben. Ist hingegen
                              das Wasser zersezt worden, so muß das im Wasserthurm auslaufende Wasserstoff
                              enthalten.
                           Um uͤber diesen Unterschied in der Zusammensezung eine annaͤhernde
                              Berechnung anstellen zu koͤnnen, sammelte man eine große Menge der angesezten
                              Knollen. Man hatte ermittelt, daß eine Roͤhrenlaͤnge von einem Meter
                              453,8 Gramme Substanz von der oben angegebenen Zusammensezung enthaͤlt. Der
                              saͤmmtliche Niederschlag in der Leitung von 3200 Meter Laͤnge
                              wuͤrde daher 1452 Kilogrammen wiegen.
                           100 Theile dieser Substanz enthalten:
                           
                           
                              
                                 55,8
                                 Eisenoxyd, welches absorbiren mußte
                                 17,30
                                 Sauerstoff;
                                 
                              
                                   8,6
                                 Eisenoxydul
                                   1,98
                                      –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 Betrag des absorbirten Sauerstoffs
                                 19,28.
                                 
                                 
                              
                           Wenn diese 19,28 Sauerstoff von der Zersezung des Wassers herruͤhren, so
                              mußten sie 2,38 Theile Wasserstoff entbinden. 100 Kil. Niederschlag sezten also 2,38
                              Kil. Wasserstoff in Freiheit. Folglich mußten die 1452 Kil. (so viel wiegt der ganze
                              Niederschlag) 34,56 Kil. oder 378 Kubikmeter erzeugen.
                           Diese Quantitaͤt wurde in sieben und einem halben Jahre entwikelt oder in
                              ungefaͤhr zweitausend siebenhundert und vierzig Tagen. Man kann also
                              annehmen, daß sich 138 Liter Wasserstoff taͤglich oder 1,60 Kubikmeter in der
                              Secunde entbanden.Diese Berechnung diente zugleich zum Beweis, wie wenig die gußeisernen
                                    Roͤhren angegriffen werden. Es ergibt sich daraus naͤmlich,
                                    daß die Zerstoͤrung dieser Roͤhren im Durchschnitt nur 33
                                    Tausendtheile eines Millimeters Dike betrug, woraus man schließen muß, daß
                                    die Leitung, wenn sie fortfaͤhrt sich wie bisher zu oxydiren;
                                    wenigstens zwanzig Jahrhunderte dauern koͤnnte. Das ganze Uebel, um
                                    dessen Beseitigung es sich gegenwaͤrtig handelt, besteht also in der
                                    Verstopfung der Roͤhren. Die Concretionen sind zwar sehr leicht durch
                                    bloßes Krazen aus den Roͤhren wegzuschaffen, es ist aber
                                    unumgaͤnglich noͤthig, die Erneuerung dieser Operation zu
                                    vermeiden, weil die gegenwaͤrtige Einrichtung der Leitung sie
                                    schwierig und kostspielig macht.Hr. Gueymard hat die Abnuͤzung des
                                    Gußeisens unter den Knollen auf 0,00016 Met. geschaͤzt, was die Dauer
                                    der Roͤhren auf 500 Jahre reduciren wuͤrde. Wir haben bei
                                    unserer Berechnung eine gleichfoͤrmige Zerstoͤrung angenommen,
                                    was aber nicht richtig ist, im zweiten Falle ist sie hingegen an der Stelle
                                    angenommen, wo sie wirklich Statt findet.A. d. O.
                              
                           Wir haben das Vorkommen dieser Gasart auszumitteln gesucht und brachten zu diesem
                              Ende einen Apparat im oberen Theile des Wasserthurms und einen anderen am Anfange
                              der Roͤhren gegen die Quellen und auf dem ersten Luftloch an. Es entwikelte
                              sich aber waͤhrend einer halben Stunde nicht die geringste Blase, so daß das
                              Gas, wenn es vorhanden war, im Wasser haͤtte aufgeloͤst seyn
                              muͤssen.
                           Zwei Liter Wasser, welche im Wasserthurm aufgefangen wurden, ehe dasselbe durch
                              seinen Fall in den Kessel eine Gasart entbinden konnte, gaben bei
                              mehrstuͤndigem Kochen im Ganzen 64,40 Kubikcent. Gas oder 32,20 per Liter. Dieses Gas enthaͤlt 0,246 seines
                              Volumens Sauerstoff. Es besteht daher nicht ganz aus atmosphaͤrischer Luft.
                              Da der Wasserthurm in der Minute 680 Liter, oder 11,33 Liter in der Secunde liefert,
                              so folgt, daß 1,60 Kubikmeter Wasserstoff, welche in einer Secunde entwikelt werden,
                              mit 11,33 × 32,2 = 364,83 Kubikmeter einer anderen Gasart vermengt sind; er
                              ist also darin im Verhaͤltniß von 43 zu 10,000.
                           Eine so geringe Menge Wasserstoff kann man unmoͤglich mit Sicherheit
                              nachweisen, denn wenn man auch annimmt, daß der elektrische Funke sie
                              gaͤnzlich mit Sauerstoff verbinden kann, ungeachtet der Beimischung anderer
                              Gasarten, so waͤre das Resultat des Versuches sehr schwer zu bestimmen, weil
                              ein Unterschied von einem einzigen Grad in der Temperatur hinreichen wuͤrde,
                              um es fast gaͤnzlich verschwinden zu machen.
                           Durch eine aͤhnliche Berechnung laͤßt sich zeigen, daß der Stikstoff
                              noch schwerer zu bestimmen ist, als der Wasserstoff, und daß es folglich
                              unmoͤglich ist, durch die Analyse auszumitteln, ob der Sauerstoff des
                              Eisenoxyds von der im Wasser aufgeloͤsten Luft herruͤhrt.
                           Da sich die chemische Analyse unzureichend erwies, um die Ursache des bei den
                              Brunnenroͤhren von Grenoble eingetretenen Umstandes auszumitteln, so mußten
                              wir unsere Zuflucht zu Hypothesen nehmen, unter welchen folgende die groͤßte
                              Wahrscheinlichkeit fuͤr sich zu haben scheinen.
                           Der Galvanismus scheint eine wichtige Rolle bei der Oxydation der Roͤhren zu
                              spielen. Die Bleiringe, welche dazu dienen, die Compensationsroͤhren mit
                              einander zu verbinden und diejenigen, welche die verkitteten Fugen schließen, sind
                              in directer Beruͤhrung mit dem Gußeisen. Die ganze Leitung bildet also eine
                              stark mit Blei armirte Volta'sche Kette, besonders
                              aͤußerlich. Das Wasser konnte zersezt werden und in diesem Falle mußte der
                              Sauerstoff an das Eisen gehen und die beobachteten Umstaͤnde hervorbringen.
                              Diese Hypothese gewinnt dadurch noch an Wahrscheinlichkeit, daß alle alten
                              Wasserleitungen aus Gußeisen (wie z.B. diejenigen zu Paris und Versailles), bei
                              welchen die Roͤhren saͤmmtlich mit Klammern, ohne ein dazwischen
                              gelegtes fremdartiges Metall verbunden wurden, keine aͤhnlichen
                              Unfaͤlle erlitten zu haben scheinen.
                           Es waͤre auch moͤglich, daß die suͤdnoͤrdliche Richtung
                              der Wasserleitung die galvanische Wirkung beguͤnstigt, indem sie eine
                              Magnetisirung veranlaßt. Da es gegenwaͤrtig erwiesen ist, daß das magnetische
                              und galvanische Fluidum identisch sind, so ist diese Ansicht wohl der Beachtung
                              werth.
                           Wir sind nun in dem Falle die Beihuͤlfe aller derjenigen in Anspruch nehmen zu
                              muͤssen, welche sich fuͤr Anstalten, die im Interesse des
                              Gemeindewohls sind, interessiren. In allen großen Staͤdten fuͤhlt man
                              das Beduͤrfniß eines reichlichen Wasserzuflusses nicht nur fuͤr den
                              haͤuslichen Gebrauch, sondern auch als eines Mittels, welches im Allgemeinen
                              zur Erhaltung der Gesundheit beitraͤgt. Man hat ungeheure Arbeiten
                              unternommen, um diesen Zwek zu erreichen und sich unablaͤssig bemuͤht,
                              die Wasserleitungen von vorzuͤglicher Dauerhaftigkeit mit moͤglichster
                              Oekonomie herzustellen. Die bleiernen Roͤhren wurden als zu schwach und zu
                              theuer aufgegeben und das Gußeisen fuͤr große Wasserleitungen vorgezogen. Die
                              alte Verbindungsweise der Roͤhren wurde veraͤndert, weil die Klammern mit Bolzen den in
                              Folge von Temperaturveraͤnderung Statt findenden Ausdehnungen wenig Spielraum
                              gestatten. Man hat eine neue Verbindungsweise der Roͤhren, die leicht und
                              sicher ist, vorgeschlagen und sogleich fast in ganz Frankreich angenommen.
                              Gegenwaͤrtig zeigen sich aber fast bei allen diesen neu errichteten
                              Wasserleitungen unvorhergesehene Hindernisse; die Gefahr ist groß und die Ursachen
                              des Nebels sind noch unsicher oder hypothetisch. Man muß ihnen durch Vergleichung
                              der Thatsachen und aufmerksame Beobachtung aller Wasserleitungen schnell auf die
                              Spur zu kommen suchen. Wir ersuchen daher alle Sachverstaͤndigen folgende
                              Fragen in Bezug auf die Wasserleitungen, welche sie beobachtet haben, zu beantworten
                              und ihre Bemerkungen dem Maire von Grenoble zu uͤberschiken:
                           1) Wie lang ist die gußeiserne Wasserleitung?
                           2) Wie groß ist der Durchmesser der Roͤhren?
                           3) Welche Form haben diese Roͤhren? Steken sie in einander oder sind sie mit
                              Klammern verbunden?
                           4) Auf welche Art sind sie zusammengefuͤgt? Wird dabei Blei angewandt?
                           5) Wie lange ist es, daß die Wasserleitung gelegt wurde?
                           6) Welches sind die Resultate der chemischen Analyse des Wassers?
                           7) Hat man eine Abnahme der Wassermenge bemerkt, seitdem die Roͤhren gelegt
                              wurden? – Was ist die Ursache derselben? – Befinden sich im Innern der
                              Roͤhren Knollen oder Schwaͤmme, wie in denjenigen zu Grenoble, oder
                              sind sie innen nur mit einer gleichfoͤrmigen Kruste uͤberzogen?
                           8) Hat man diesen Niederschlag chemisch untersucht?
                           9) Sind die Roͤhren bestaͤndig voll Wasser?
                           Nachschrift. Eine Wasserleitung von 140 Meter
                              Laͤnge im Dept. de l'Ardèche, deren
                              Roͤhren durch Klammern ohne Blei verbunden sind, zeigt dieselbe Erscheinung
                              wie diejenige zu Grenoble. Hier haben wir aber keine galvanische Kette.