| Titel: | Bericht des Hrn. Grafen Lambel über den mechanischen Karren, welchen Hr. Palissard in Gimont, Departement du Gers, zum Aufladen und Fortschaffen von Schutt und Erde erfand. | 
| Fundstelle: | Band 53, Jahrgang 1834, Nr. XLIV., S. 285 | 
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                        XLIV.
                        Bericht des Hrn. Grafen Lambel uͤber den
                           mechanischen Karren, welchen Hr. Palissard in Gimont, Departement du Gers,
                           zum Aufladen und Fortschaffen von Schutt und Erde erfand.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. April 1834, S. 159.
                        Mechanischer Karren zum Aufladen und Fortschaffen von Schutt und
                           Erde.
                        
                     
                        
                           Der von Hrn. Palissard erfundene mechanische Karren ist
                              zum Aufladen und Fortschaffen der Erde und des Schuttes beim Abraͤumen
                              bestimmt. Er besteht aus zwei Raͤdern, welche durch eine Achse in Bewegung
                              gesezt werden, und diese Achse ist aus zwei Armen gebildet, die an beiden Seiten mit
                              dem Urspruͤnge ihrer Spindeln in Verbindung stehen. Von diesem
                              Urspruͤnge aus erheben sich die beiden Traͤger der Enden der Achse
                              einer Welle, deren vordere Seite dem oberen Theile der Mitte der Achse der Spindeln
                              entspricht. Von dieser Welle laufen zwei Taue aus, die, indem sie sich
                              gabelfoͤrmig theilen, einen Kasten aus Blech und aus Holz, der 1/3 oder 1/2
                              Kubikmeter Erde oder Schutt fassen kann, tragen. Die Welle ist ferner auch noch mit
                              einem Hebel versehen, mittelst welchem dieser Kasten, wenn er gefuͤllt ist,
                              emporgehoben werden kann, damit derselbe beim Weiterfahren des Karrens durch die
                              Unebenheiten des Bodens keinen Schaden leide, und kein Hinderniß erfahre.
                           Der Boden des Kastens muß beweglich seyn, so daß der Inhalt des Kastens durch
                              Aufhaken dieses Bodens an jeder beliebigen Stelle entleert werden kann. An den
                              beiden Armen der Achse kann nach Belieben eine Deichsel oder eine Gabel angebracht
                              werden.
                           Die Commission haͤlt diesen Karren fuͤr sehr einfach, fest und
                              zwekmaͤßig; er wiegt, so wie er gegenwaͤrtig gebaut ist,
                              beilaͤufig 300 Kilogrammen, und kostet ohne Raͤder 270 Franken, wenn
                              er 1/3 Kubikmeter, und 370 Franken, wenn er 1/2 Kubikmeter Rauminhalt hat.
                           Damit die Maschine gehoͤrig arbeiten koͤnne, muß die Cohaͤsion
                              des Bodens oder Schuttes, der abgeraͤumt werden soll, vorher mit dem Pfluge
                              oder mit der Haue aufgelokert werden. Die Anwendung derselben geschieht auf folgende
                              Weise. Wenn man naͤmlich mit dem Karren an dem abzuraͤumenden Orte
                              angelangt ist, senkt man den Kasten mittelst der Welle bis auf das Niveau, welches
                              man dem Boden geben will. Nachdem dieß geschehen, spannt man, wenn der Kasten 1/3
                              Kubikmeter haͤlt, ein, wenn er 1/2 Kubikmeter faßt, hingegen zwei
                              Vorspannpferde an, und indem man diese Pferde vorwaͤrts gehen macht, beladet sich der Kasten dann
                              von selbst. Ist der Karren gefuͤllt, so haͤlt man ihn an, gleicht die
                              Last aus, hebt den Kasten empor, und spannt nun die Vorspannpferde aus, da ein Pferd
                              zum Fortschaffen des beladenen Karrens vollkommen hinreicht. Zum Aufladen und
                              Abladen dieses Karrens, welches leztere geschieht, indem man den blechernen Boden
                              aushakt, ist nach den in mehreren Gegenden Frankreichs angestellten Versuchen
                              hoͤchstens eine Minute erforderlich. Die in Gegenwart des Hrn. Laffore, koͤnigl. Ingenieurs, angestellten
                              Versuche zeigten, daß ein mit zwei Kuͤhen bespannter Palissard'scher Karren in 30 Secunden beladen und aufgezogen ward.
                           Aus dem Gesagten geht hervor, daß, um das Maximum der Ersparniß, welche man mit
                              dieser Maschine machen kann, zu erhalten, mehrere derlei Karren noͤthig sind,
                              und daß deren Anzahl durch die Weite des Transportes bestimmt werden muß, damit die
                              Vorspannpferde und deren Fuͤhrer immer verwendet werden. Die von
                              verschiedenen Ingenieuren aufgenommenen Protokolle beweisen, daß sich bei dieser
                              Abraumvorrichtung eine wesentliche Ersparniß gegen die gewoͤhnliche Methode
                              ergibt; ja nach dem Berichte des Hrn. Bauconducteurs Ferette betraͤgt diese Ersparniß beinahe die Haͤlfte der
                              Transportkosten, wenn der Schutt oder die Erde 100 Meter weit gefahren werden muß.
                              Nach seiner Berechnung kommt naͤmlich der Kubikmeter, wenn er mit dem
                              gewoͤhnlichen mit zwei Ochsen bespannten Karren fortgeschafft wird, auf 31
                              Centim. zu stehen, waͤhrend der Transport einer gleichen Menge Erde oder
                              Schutt bei einer gleichen Bespannung mit dem verbesserten Karren des Hrn. Palissard nur auf 14 1/2 Centimen zu stehen kommt. Bei
                              groͤßerer Entfernung hingegen verhaͤlt sich die Sache anders; denn bei
                              einer Streke von 250 Meter betraͤgt der Unterschied zu Gunsten des
                              mechanischen Karrens per Kubikmeter nur mehr 65/1000,
                              waͤhrend der Transport mit demselben bei einer Entfernung von 500 Meter sogar
                              um 10 Centimen hoͤher zu stehen kommt, als mit dem gewoͤhnlichen
                              Karren.
                           Die Anwendung der Vorspannpferde und die Vermehrung der Zahl der Karren im
                              Verhaͤltnisse zu der Entfernung scheinen jedoch die Vortheile des Palissard'schen Karrens unter allen Umstaͤnden zu
                              sichern, so daß die Commission also glaubt, daß dieser mechanische Karren in allen
                              Faͤllen, wo man seiner bedarf, den Vorzug verdient, und daß die Gesellschaft
                              dem Erfinder ihre Medaille zuerkennen sollte.