| Titel: | Ueber die Anwendung der unauflöslichen Salze zur Trennung verschiedener Metalloxyde. Von Herrn Horace Demarcay. | 
| Fundstelle: | Band 53, Jahrgang 1834, Nr. LI., S. 303 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LI.
                        Ueber die Anwendung der unaufloͤslichen
                           Salze zur Trennung verschiedener Metalloxyde. Von Herrn Horace Demarcay.Da diese Trennungsmittel nicht nur bei chemischen Analysen, sondern auch bei der
                                 Darstellung reiner Metalloxyde zum technischen Bedarf eine sehr vortheilhafte
                                 Anwendung gestatten, so glaubten wir diese Abhandlung unseren Lesern nicht
                                 vorenthalten zu duͤrfen.A. d. R.
                           
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique. April 1834,
                              S. 398.
                        Demarcay's Anwendung der unaufloͤslichen Salze
                           etc.
                        
                     
                        
                           Die Zersezung der unaufloͤslichen Salze mittelst aufloͤslicher hat die
                              Aufmerksamkeit der ausgezeichnetsten Chemiker auf sich gezogen; die HH. Gay-Lussac und Dulong
                              haben sich hauptsaͤchlich damit beschaͤftigt, um die Theorie der
                              Verwandtschaften und der chemischen Proportionen aufzuklaͤren.
                           Ein ausgezeichneter englischer Gelehrter, Hr. Herschel,
                              hat sich zuerst ihrer Versuche bedient, um sie zur chemischen Analyse anzuwenden und in der neuesten
                              Zeit haben andere Chemiker, besonders Hr. Fuchs, den
                              kohlensauren Kalk und andere kohlensaure alkalische Erden in Vorschlag gebracht, um
                              das Eisenoxyd vom Mangan, Kobalt, Nikel etc. zu trennen. Hr. Herschel kann jedoch die Prioritaͤt der Thatsachen, auf welche der
                              deutsche ChemikerDieser ausgezeichnete Analytiker und Mineralog hatte jedoch die Abhandlung
                                    des Hrn. Herschel, welche ganz in Vergessenheit
                                    gerieth, so wenig wie andere gekannt.A. d. R. seine Versuche stuͤzt, in Anspruch nehmen.
                           Die kohlensauren Salze der alkalischen Erden und anderer Metalloxyde bieten auf den
                              ersten Blik so viele Vortheile als sichere und bequeme Trennungsmittel dar, daß man
                              sich wundem muß, wie ihre Anwendung bisher so beschraͤnkt und so wenig
                              bekannt seyn konnte. Der Zwek der folgenden Versuche war, alle Vortheile, welche man
                              aus denselben bei chemischen Analysen ziehen kann, sorgfaͤltig
                              auszumitteln.
                           Eine Classe von Metalloxyden zeichnet sich dadurch aus, daß sie nicht im Stande sind,
                              die Saͤuren vollstaͤndig zu saͤttigen und daß sie sich nur in
                              einem Ueberschuß von Saͤure aufloͤsen koͤnnen. In diese Classe
                              gehoͤren die Oxyde von Eisen, Chrom, Zinn, Wismuth und Antimon, so wie die
                              Oxyde der elektronegativen Metalle, welche die Eigenschaften schwacher
                              Saͤuren besizen; leztere sind unter einander isomorph und sie enthalten eine
                              gleiche Anzahl von Sauerstoffatomen. Versezt man die Aufloͤsung eines dieser
                              Metalloxyde, welche, wie wir oben gesagt haben, uͤberschuͤssige
                              Saͤure enthalten muß, mit einem Alkali oder mit irgend einer Basis, welche
                              sich des Saͤureuͤberschusses bemaͤchtigt, so ist klar, daß
                              dieses Oxyd gefaͤllt werden wird, ohne daß eine maͤchtige
                              Verwandtschaft ins Spiel kommt.
                           Wenn man z.B. irgend ein Salz des Eisenoxyds mit kohlensaurem Kalk, Baryt oder
                              Strontian, oder kohlensaurer Bittererde versezt, so findet schon in der
                              Kaͤlte eine Zersezung Statt und das Oxyd wird so vollstaͤndig
                              niedergeschlagen, daß die empfindlichsten Reagentien keine Spur mehr davon anzeigen.
                              Man kann dieses Verfahren geradezu benuzen, um das Eisenoxydul und die Oxyde des
                              Mangans, Kobalts und Nikels vom Eisenoxyd zu trennen; dazu ist nichts
                              noͤthig, als daß man in die Aufloͤsung kohlensauren Kalk, Baryt oder
                              Bittererde bringt, worauf das Eisen augenbliklich gefaͤllt wird; die
                              Fluͤssigkeit enthaͤlt keine Spur mehr davon. Diese Methode scheint
                              nichts Neues darzubieten, weil sie schon von mehreren Chemikern angewandt wurde; ich
                              glaube aber, man hat noch nicht beobachtet, daß, um eine genaue Trennung zu
                              bewirken, die Aufloͤsung waͤhrend der Neutralisation ganz kalt
                              erhalten werden muß.
                           
                           Wir werden weiter unten sehen, daß dieses Verfahren, wenn es in der Waͤrme
                              vorgenommen wird, nicht nur nicht zu empfehlen, sondern im Gegentheil zu verwerfen
                              ist.
                           Ich muß hier bemerken, daß kohlensaures Natron und Ammoniak, kochend in die
                              Aufloͤsung gegossen, zur Trennung des Eisenoxyds vom Manganoxydul und
                              Kobaltoxyd benuzt worden sind. Hr. Herschel hat gezeigt,
                              daß man auf diese Art eine mathematisch genaue Trennung bewirken kann, wenn man
                              aufmerksam die Neutralitaͤt beobachtet. Gießt man naͤmlich in eine
                              kochende Aufloͤsung, die z.B. Eisenoxyd, Kobaltoxyd und Manganoxydul
                              enthaͤlt, einige Tropfen kohlensaures Ammoniak, so entsteht ein Niederschlag,
                              welcher außer Eisenoxyd noch kohlensaures Kobaltoxyd und kohlensaures Manganoxydul
                              enthaͤlt. Faͤhrt man aber fort zu kochen, so veraͤndert sich
                              der Niederschlag, die kohlensauren Metalloxyde bemaͤchtigen sich der
                              Saͤure des Eisensalzes, welche unberuͤhrt blieb, und waͤhrend
                              sie sich wieder aufloͤsen, faͤllt eine entsprechende Menge Eisenoxyd
                              nieder. Bei der Zersezung der kohlensauren Metalloxyde, welche anfangs niederfielen,
                              entwikelt sich natuͤrlich Kohlensaͤure, und wenn man so lange
                              kohlensaures Natron oder Ammoniak zusezt, als man noch Kohlensaͤure sich
                              entbinden sieht, und sich zugleich mittelst Lakmuspapier von der Neutralitaͤt
                              versichert, so kann man das Eisenoxyd vollstaͤndig abtrennen. Wendet man
                              hingegen die alkalischen Erden im kohlensauren Zustande an, so hat man den großen
                              Vortheil, daß ein Ueberschuß derselben bei dem Versuche nicht schadet,
                              waͤhrend die andere Methode die groͤßte Aufmerksamkeit erfordert.
                           Nun entsteht die Frage, welche alkalische Erde verdient bei Analysen als
                              Faͤllungsmittel den Vorzug? Kohlensaurer Kalk, Baryt und Strontian, so wie
                              kohlensaure Bittererde, leisten gleich gute Dienste; ihre Wirkung ist dieselbe,
                              offenbar enthaͤlt aber die Aufloͤsung, woraus das Metalloxyd
                              niedergeschlagen wurde, eine entsprechende Menge von einer der angewandten Basen;
                              und da es wenigstens eben so schwer ist, den Kalk und die Bittererde von den Oxyden
                              des Nikels und Kobalts und dem Manganoxydul zu trennen, als diese leztere vollkommen
                              eisenfrei zu erhalten, so wuͤrde man bei Anwendung von kohlensaurem Kalk und
                              Bittererde, an Statt die Analyse zu vereinfachen, sie im Gegentheil verwikelter
                              machen, so daß die Methode mit kohlensaurem Natron und Ammoniak ihr vorzuziehen
                              waͤre.
                           Der kohlensaure Baryt und Strontian bieten im Gegentheil viele Bequemlichkeiten bei
                              den Analysen dar und haben nicht den geringsten nachtheiligen Einfluß. Hat man ein
                              zu analysirendes Mineral aufgeloͤst und das Eisen mit Salpetersaͤure
                              oder chlorigsaurem Natron vollstaͤndig oxydirt, so kann man durch einen Zusaz von kohlensaurem
                              Baryt in der Kaͤlte das Eisen vollstaͤndig niederschlagen. Die
                              Aufloͤsung enthaͤlt nun neben den anderen Metalloxyden eine dem
                              gefaͤllten Eisenoxyd entsprechende Menge Baryt; nichts ist aber leichter als
                              diesen abzuscheiden: man braucht die Fluͤssigkeit nur mit verduͤnnter
                              Schwefelsaͤure zu versezen und zu filtriren, um den entstandenen
                              schwefelsauren Baryt abzusondern; die anderen Metalloxyde lassen sich dann leicht
                              mit den gewoͤhnlichen Reagentien trennen.
                           Das durch den kohlensauren Baryt als basisches Salz niedergeschlagene Eisenoxyd ist
                              mit dem uͤberschuͤssig zugesezten Fallungsmittel vermengt; behandelt
                              man den Niederschlag mit verduͤnnter Schwefelsaͤure, so bleibt der
                              Baryt zuruͤk und das vollstaͤndig aufgeloͤste Eisenoxyd kann
                              dann mit Ammoniak gefaͤllt werden.
                           Dieses Verfahren laͤßt nichts zu wuͤnschen uͤbrig, um das
                              Eisenoxyd von den Oxyden des Kobalts, Mangans und Nikels zu trennen. Ich habe es
                              angewandt, um das Ceriumoxyd vollkommen eisenfrei zu erhalten, was auf anderem Wege
                              nicht ganz leicht ist. Der angewandte Cent zeigte mir eine Erscheinung, die bisher
                              nicht beobachtet wurde. Salzsaͤure, auf das sehr fein gepulverte Mineral
                              gegossen, entwikelte eine betraͤchtliche Menge Gas, welches fuͤr eben
                              so reines Wasserstoffgas, als man durch Eisen oder Zink erhaͤlt, erkannt
                              wurde. Ich pulverte nun eine kleine Menge Cerit in einem Agatmoͤrser sehr
                              fein und schlaͤmmte sie, wobei Eisenschuppen zuruͤkbleiben. Um mich
                              von dieser Thatsache vollkommen zu uͤberzeugen, erhizte ich den
                              Ruͤkstand mit Essigsaͤure und erhielt dann mit Ammoniak einen
                              Niederschlag von Eisenoxyd.
                           Der sehr fein gepulverte Cerit wurde mit Salzsaͤure behandelt und die
                              Aufloͤsung vorsichtig zur Trokniß abgedampft, um die Kieselerde abzuscheiden.
                              Ich erhizte den Ruͤkstand mit schwach gesaͤuertem Wasser, kochte die
                              Fluͤssigkeit mit ein wenig Salpetersaͤure, um das Eisen
                              vollstaͤndig zu oxydiren und sezte in der
                                 Kaͤlte kohlensauren Baryt zu. Das Eisenoxyd wurde
                              vollstaͤndig niedergeschlagen, und nachdem man den Baryt mit
                              Schwefelsaͤure abgeschieden hatte, erhielt man mit kohlensaurem Kali einen
                              schoͤn weißen Niederschlag von kohlensaurem Ceroxydul.
                           Der kohlensaure Baryt ist besonders ein außerordentlich bequemes und schnell zum
                              Ziele fuͤhrendes Mittel, bei der qualitativen oder vorlaͤufigen
                              Analyse eines Minerals, welches Eisen, Thonerde und Bittererde oder Mangan
                              enthaͤlt. Man loͤst das Mineral in Salzsaͤure auf und nachdem
                              man die Aufloͤsung mit ein wenig Salpetersaͤure gekocht hat, sezt man
                              in der Kaͤlte uͤberschuͤssigen kohlensauren Baryt zu, welcher
                              nur das Eisen niederschlaͤgt. In die filtrirte Fluͤssigkeit gießt man
                              eine Aufloͤsung von Salmiak und dann Ammoniak. Man kann das Mangan oder die
                              Bittererde leicht erkennen; ersteres bildet beim Erhizen mit chlorigsaurem Natron
                              Mangansuperoxyd-Hydrat, welches als ein braunes Pulver niederfaͤllt;
                              die Bittererde wird durch phosphorsaures Ammoniak niedergeschlagen. Es gibt keine
                              sichereren Mittel, um diese Oxyde zu erkennen und abzuscheiden.
                           Das Wismuthoxyd verhaͤlt sich in seinen Aufloͤsungen auf
                              aͤhnliche Art wie das Eisenoxyd. Es ist zwar leicht zu erkennen, aber seine
                              Trennung vom Kupfer und Blei, welche auch durch Schwefelwasserstoff gefaͤllt
                              werden, bietet einige Schwierigkeiten dar. Eine Aufloͤsung, welche nur
                              Wismuth und Kupfer enthaͤlt, wird in der Kaͤlte durch den kohlensauren
                              Baryt gaͤnzlich zersezt, welcher das Wismuthoxyd vollkommen kupferfrei
                              niederschlaͤgt. Man kann auf dieselbe Art das Wismuth vom Blei, Mangan und
                              Nikel trennen. Freilich kann man das Wismuth von diesen Metallen auch durch
                              Schwefelwasserstoff trennen, obgleich weniger leicht; denn das Schwefelwismuth muß
                              wieder in Salpetersaͤure aufgeloͤst und neuerdings niedergeschlagen
                              werden, waͤhrend man bei Anwendung des kohlensauren Baryts nur noch das
                              Wismuthoxyd in Schwefelsaͤure aufzuloͤsen braucht.Viele Kobalterze enthalten Wismuth. Diese Methode ist vortrefflich, um sie zu
                                    analysiren.A. d. O.
                              
                           Das Antimon- und Zinnoxyd koͤnnen aus ihrer Aufloͤsung in
                              Salzsaͤure durch kohlensauren Baryt vollstaͤndig niedergeschlagen
                              werden; sie verhalten sich hiebei genau wie das Eisenoxyd und Wismuthoxyd. Diese Trennungsmethode ist sehr bequem fuͤr viele
                                 Analysen, die im gewoͤhnlichen Leben vorkommen. Ich will davon zwei
                              Faͤlle anfuͤhren. Man benuzt das gewoͤhnliche Zinn zu vielen
                              Hausgeraͤthen; es ist wichtig seinen Gehalt an Blei, Kupfer und Antimon zu
                              bestimmen. Ersteres sezt man aus Betrug und das Kupfer deßhalb zu, um der
                              Composition mehr Haͤrte zu geben. Wenn man solches Zinn in Salzsaͤure
                              aufloͤst und durch die Aufloͤsung lange genug Chlorgas leitet, damit
                              sich alles Zinnoxydul in Oxyd verwandelt, so braucht man dann nur in der
                              Kaͤlte kohlensauren Baryt zuzusezen, um das Zinn- und Antimonoxyd
                              vollstaͤndig niederzuschlagen, waͤhrend das Kupfer und Blei
                              aufgeloͤst bleiben. Man kann nach demselben Verfahren den Bleigehalt des
                              kaͤuflichen Schwefelantimons ausmitteln.
                           Wir besizen aber nur ein einziges Verfahren, um das Zinn vom Antimon zu trennen, das
                              Hr. Gay-Lussac angab und welches darin besteht,
                              das Antimonoxyd mit metallischem Zinn zu reduciren.
                           
                           Wenn man die Menge des Zinnoxyds direct bestimmen will, was bei der Methode des Hrn.
                              Gay-Lussac unmoͤglich ist, so kann man
                              den kohlensauren Baryt anwenden, das Zinnoxydul wird naͤmlich durch dieses
                              Salz nicht gefaͤllt, sondern bloß das Oxyd. Will man also Antimonoxyd von
                              Zinnoxydul trennen, wenn beide in Salzsaͤure aufgeloͤst sind, so
                              braucht man nur kohlensauren Baryt zuzusezen, welcher alles Antimon
                              niederschlaͤgt, ohne das Zinnoxydulsalz zu zersezen. Es ist klar, daß man
                              unter diesen Umstaͤnden den Zutritt der Luft so viel als moͤglich
                              vermeiden muß, weil sonst das Oxydul in Oxyd uͤberginge und ebenfalls
                              niederfiele.
                           Das Chromoxyd ist in seiner Zusammensezung und allen seinen Eigenschaften dem
                              Eisenoxyd so aͤhnlich, daß man schon a priori
                              folgern konnte, es werde sich eben so gegen den kohlensauren Baryt verhalten. Eine
                              Aufloͤsung von Chromoxyd in Salzsaͤure wird auch schon in der
                              Kaͤlte ganz durch den kohlensauren Baryt zersezt, welcher das Oxyd vollkommen
                              niederschlaͤgt. Nach diesem Verfahren kann man das Chrom leicht von den
                              Oxyden des Nikels, Kobalts und Mangans trennen, und von allen denen, welche ich oben
                              beim Eisenoxyd erwaͤhnte; es wird aber sehr wichtig, wenn die
                              Aufloͤsung Eisen und Chrom enthaͤlt. Bekanntlich geht das Chromoxyd,
                              wenn man das Chromerz, welches Chrom und Eisen enthaͤlt, mit Salpeter
                              schmilzt, in Chromsaͤure uͤber, die mit dem Kali ein sehr
                              aufloͤsliches Salz bildet, waͤhrend das Eisenoxyd zuruͤkbleibt.
                              Es ist aber sehr schwierig diese beiden Metalle zu trennen, wenn sie zusammen in
                              einer Saͤure aufgeloͤst sind; die aͤzenden Alkalien
                              loͤsen zwar das Chromoxyd sehr leicht auf, das Eisen haͤlt aber immer
                              eine gewisse Menge Chrom zuruͤk, so daß man also nach dieser Methode zu gar
                              keinem genauen Resultat gelangt.
                           In diesem Falle saͤttigt man die Aufloͤsung dieser beiden Metalle mit
                              Schwefelwasserstoff und sezt kohlensauren Baryt oder besser gegluͤhte
                              Bittererde zu; das Chromoxyd wird gaͤnzlich gefaͤllt, das Eisen aber
                              bleibt als Oxydul aufgeloͤst. Der in der Fluͤssigkeit enthaltene
                              Schwefelwasserstoff verhindert das Oxydul sich in Oxyd zu verwandeln und folglich
                              die Zersezung des Salzes.
                           Das Oxyd und Oxydul des Queksilbers werden, wenn sie in Salpetersaͤure
                              aufgeloͤst sind, wie das Wismuthoxyd durch kohlensauren Baryt
                              gefaͤllt. Man kann sich dieser Methode bedienen, um das Queksilber von
                              solchen Metallen zu trennen, die ebenfalls durch Schwefelwasserstoff gefaͤllt
                              werden.
                           Man hat, wie ich bereits sagte, die kohlensauren alkalischen Erden zur Trennung
                              verschiedener Oxyde vorgeschlagen, ohne daß diese Idee die verdiente Aufmerksamkeit
                              erregt haͤtte; der Grund, weßwegen diese Methode bei den Chemikern so wenig in Gunst kam, ist
                              aber der, daß man den wichtigsten Punkt nicht beobachtet hat, naͤmlich die
                              Temperatur, bei welcher die Faͤllung vorgenommen werden muß.
                           Ich habe das Verhalten einer großen Anzahl von Metallaufloͤsungen gegen die
                              unaufloͤslichen kohlensauren Salze der alkalischen Erden und der Metalloxyde
                              beobachtet. Die Beschreibung dieser Versuche kann dazu dienen, diese
                              Faͤllungsmittel zu classificiren.
                           Die Wirkung dieser Salze ist verschieden nach der Waͤrme, wobei man operirt
                              und der Saͤure, worin die zu trennenden Koͤrper aufgeloͤst
                              sind. Bei den Analysen hat man besonders Aufloͤsungen von salpetersauren oder
                              salzsauren Salzen zu untersuchen.
                           Wir wollen zuerst die Wirkung der Carbonate auf salzsaure Aufloͤsungen
                              betrachten. Wir finden, daß die salzsauren Salze von Kobalt, Nikel, Mangan, Zink und
                              Kupfer durch die Carbonate von Kalk, Baryt und Bittererde ganz zersezt werden. Die
                              Metalloxyde werden gefaͤllt, waͤhrend der Kalk oder Baryt sich ihrer
                              Saͤure bemaͤchtigen. Ich habe zu bemerken, daß man hier die
                              Beihuͤlfe der Waͤrme anwenden muß, was bei dem Eisen und Chrom
                              unnuͤz ist. Die erwaͤhnte Zersezung steht in directem Widerspruche mit
                              den Versuchen von Fuchs, nach welchen das Mangan, Nikel
                              und Kobalt durch kohlensauren Kalk nicht gefaͤllt wurden. Deßwegen habe ich
                              diese Versuche mit der groͤßten Sorgfalt wiederholt, aber gefunden, daß diese
                              Metalle stets gefaͤllt werden, man mag die Kreide pulverisirt und
                              gegluͤht oder reinen kohlensauren Kalk, durch Zersezung des salzsauren Kalks
                              mit kohlensaurem Natron bereitet, anwenden. Der phosphorsaure Kalk (gebrannte
                              Knochen) schlaͤgt ebenfalls diese Oxyde aus ihrer Aufloͤsung nieder,
                              aber als phosphorsaure Salze.
                           Salzsaures Zink und Kupfer werden mit der groͤßten Leichtigkeit zersezt. Dieß
                              veranlaßte mich zu untersuchen, ob sie auch bei einer Temperatur gefaͤllt
                              werden, wobei das Kobalt und Nikel vielleicht aufgeloͤst bleiben. Ich
                              bediente mich eines Wasserbades, um die Temperatur leicht erhoͤhen und
                              erniedrigen zu koͤnnen; der Versuch ergab, daß bei einer Temperatur
                              uͤber 60° C. das Nikel, Kobalt, Mangan, Zink und Kupfer durch
                              kohlensauren Kalk gefaͤllt werden. Ich muß jedoch bemerken, daß der zur
                              vollstaͤndigen Abscheidung erforderliche Zeitraum verschieden ist, daß aber
                              das Kupfer und Zink zuerst niederfallen, das Kobalt und Nikel nach diesen, und das
                              Mangan zulezt.
                           Die Aufloͤsungen dieser Metallsalze werden auch durch kohlensauren Strontian,
                              Baryt und Bittererde zersezt. Dasselbe findet Statt, wenn die Oxyde in
                              Salpetersaͤure aufgeloͤst sind, sie werden vollstaͤndig
                              gefaͤllt. Die kohlensauren alkalischen Erden koͤnnen nicht angewandt
                              werden, um die Oxyde des Kobalts, Nikels, Zinks und Mangans von einander zu trennen;
                              ich habe, um zu diesem Zweke zu gelangen, einige Versuche angestellt, die ich
                              beschreiben will.
                           Die Oxyde des Kobalts, Nikels und Zinks sind in aͤzendem und kohlensaurem
                              Ammoniak aufloͤslich, das Manganoxydul und Bleioxyd aber nicht. Hieraus
                              konnte man folgern, daß die ersteren in Salmiak aufloͤslich sind;
                              hinsichtlich des Manganoxyduls und Bleioxyds waren aber erst Versuche anzustellen.
                              Die Metalloxyde, sie moͤgen vollkommen troken oder frisch gefaͤllt
                              seyn, loͤsen sich gaͤnzlich in einer kochenden Aufloͤsung von
                              Salmiak auf; und da diese Eigenschaft allen elektropositiven Oxyden gemein zu seyn
                              scheint, und zwar ohne Ausnahme, so loͤsen sich der kohlensaure und
                              phosphorsaure Kalk, Baryt, Strontian, Zink etc. im salzsauren Ammoniak auf, indem
                              sie das Ammoniak frei machen.
                           Ich suchte mittelst anderer Oxyde das Kobalt vom Nikel und Mangan zu trennen, das
                              Resultat entsprach aber meinen Versuchen nicht. Sezt man z.B. rothes Queksilberoxyd
                              dem salzsauren Kobalt, Nikel oder Zink zu, so werden diese Salze vollkommen zersezt;
                              die Oxyde schlagen sich ohne Zweifel als basische Salze nieder, und das
                              Queksilberoxyd erhaͤlt eine rothbraune Farbe, aͤhnlich derjenigen,
                              welche man durch Versezung einer Sublimataufloͤsung mit einer unzureichenden
                              Menge von Kalkwasser oder Alkali erhaͤlt.
                           Eine salpetersaure Aufloͤsung von Kobalt, Nikel oder Zink erleidet nicht die
                              geringste Veraͤnderung, wenn man sie mit Queksilberoxyd kocht; die Oxyde
                              werden nicht gefaͤllt und es bildet sich kein basisches Salz; man weiß aber
                              wie schwach die Verwandtschaft des Queksilberoxyds zur Salpetersaͤure ist, da
                              das salpetersaure Queksilberoxyd schon durch warmes Wasser zersezt wird.
                           Versezt man salpetersaures Blei mit Ammoniak, aber nicht in Ueberschuß, so
                              erhaͤlt man einen voluminoͤsen weißen Niederschlag, welcher basisches
                              salpetersaures Blei ist. Erhizt man dieses Salz mit salpetersaurem Kobalt, Nikel
                              oder Zink, so werden dieselben zersezt und die Oxyde gefaͤllt. Das Zinnoxydul
                              zersezt in der Waͤrme diese Aufloͤsungen ebenfalls.
                           Ich versuchte auch nach einem aͤhnlichen Verfahren das Zink vom Nikel und
                              Kobalt zu trennen; dieß veranlaßte zu folgenden Experimenten:
                           Bis jezt kennt man nur eine sichere und genaue Methode das Zinkoxyd vom
                              Kobalt- und Nikeloxyd zu trennen. Sie besteht darin, uͤber das Gemenge
                              dieser Oxyde, waͤhrend dasselbe rothgluͤhend ist, einen Strom
                              salzsauren Gases zu leiten.