| Titel: | Ueber ein tragbares Universaleudiometer und dessen Anwendung. Von Hrn. W. H. Weekes Esq. | 
| Fundstelle: | Band 53, Jahrgang 1834, Nr. LVII., S. 339 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LVII.
                        Ueber ein tragbares Universaleudiometer und
                           dessen Anwendung. Von Hrn. W. H.
                              Weekes Esq.
                        Im Auszuge aus dem Mechanics' Magazine, No. 565, S.
                              163.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Weeke's tragbares Universaleudiometer und dessen
                           Anwendung.
                        
                     
                        
                           Das Eudiometer, welches den Gegenstand dieser Abhandlung bildet, ist zur chemischen
                              Untersuchung von Gasgemengen bestimmt, und zwar sowohl mittelst der Verknallung
                              derselben durch einen elektrischen Funken, wie dieß an dem Volta'schen Eudiometer der Fall ist, als mittelst der Aufsaugung, wie dieß
                              an dem Instrumente des Hrn. Hope geschieht. Das Instrument eignet sich
                              fuͤr ersteren Fall, die Gase moͤgen eine Behandlung uͤber
                              Wasser oder Queksilber erfordern, und ohne daß in dem einen oder in dem anderen
                              Falle eine pneumatische Wanne, deren man bei anderen Instrumenten dieser Art bedarf,
                              noͤthig waͤre.
                           Mein Apparat kann in einem gewissen Grade als ein selbstthaͤtiges Instrument
                              betrachtet werden, welches sich von selbst mit Gas fuͤllt, und an welchem das
                              Volumen, womit gearbeitet werden soll, durch bloßes Umdrehen eines kleinen
                              Sperrhahnes regulirt werden kann. Bei der gewoͤhnlichen Methode Gase zu
                              analysiren, die auf dem Vorhandenseyn einer bestimmten Quantitaͤt
                              Sauerstoffgas und auf der Verknallung der Gasgemenge durch einen elektrischen Funken
                              beruht, muͤssen die zu untersuchenden Gase mittelst einer gebogenen
                              Roͤhre aus den Gasbehaͤltern in die Eudiometerroͤhre, die auf
                              den pneumatischen Apparat gestellt worden, geleitet werden, – eine Operation,
                              die oft eben so heftig, als in Hinsicht auf das Abmessen der beizumengenden
                              Quantitaͤt Gas unsicher ist. Dieser Uebelstand ist an meinem Apparate
                              vollkommen beseitigt, und zwar durch einen kleinen Behaͤlter, in welchem sich
                              das explodirende Gasgemenge befindet, und der direct mit der
                              Verknallungsroͤhre in Verbindung steht, obschon er waͤhrend des
                              Durchganges des elektrischen Funkens augenbliklich und nach Belieben des Arbeiters
                              abgenommen werden kann oder nicht.
                           Bei dem alten Eudiometer entweicht wegen der Ausdehnung des Volumens der Gase im
                              Augenblike der Zersezung derselben nicht selten eine Portion Gas; bei meinem
                              Instrumente hingegen wird diese Vergroͤßerung des Volumens genau gemessen und
                              registrirt, so daß sie von demjenigen, der den Versuch vornimmt, leicht abgelesen
                              werden kann. Ebendieß ist auch mit jenem Gase der Fall, welches nach der Verknallung
                              allenfalls in der Roͤhre zuruͤkbleibt. Da ferner bei der Anwendung
                              meines Instrumentes nichts von der Fluͤssigkeit, die bei manchen
                              Manipulationen angewendet werden muß, hinausgeschleudert werden kann, wie dieß sonst
                              nicht selten geschah, so kann man sich desselben weit bequemer und in jeder
                              beliebigen Stellung bedienen. Der Arbeiter hat dasselbe endlich ganz unter seiner
                              Gewalt, und es duͤrfte daher sowohl aus diesen Gruͤnden, als wegen
                              seiner Einfachheit und Tragbarkeit in allen Faͤllen, in welchen man des
                              Eudiometers bedarf, den Vorzug verdienen.
                           Die Basis oder das Fußgestell des Instrumentes, welches in Fig. 53 mit 1, 2, 3, 4
                              bezeichnet ist, besteht aus einem Bloke gut ausgetrokneten Guajacholze von 5 Zoll
                              Laͤnge, 4 Zoll Breite und 1 3/4 Zoll Dike.Zu noch groͤßerer Sicherheit und Festigkeit kann man den Boden und die
                                    Seiten dieses Blokes mit Kupfer oder Messingblech beschlagen lassen; doch
                                    ist dieß nicht durchaus nothwendig, wenn der Guajacblok fest und unversehrt
                                    ist.A. d. O.
                              Fig. 54 gibt
                              einen Laͤngendurchschnitt, senkrecht gegen die Basis gerichtet, aus welchem
                              man die Canaͤle, durch welche die Verknallungs- und
                              Registerroͤhre mit einander in Verbindung stehen, deutlicher ersieht.Aus Versehen des Zeichners wurde Fig. 54, welche
                                    einen Durchschnitt der Basis des Eudiometers gibt, in horizontaler statt in
                                    senkrechter Richtung gezeichnet, so daß sie also nicht ganz mit Fig.
                                       52 correspondirt.A. d. O. 5 bezeichnet naͤmlich die Stelle fuͤr erstere, und 6 die
                              leztere Roͤhre; waͤhrend 7 eine Oeffnung vorstellt, die sich senkrecht
                              unter der Verknallungsroͤhre befindet, und die es dem Arbeiter
                              moͤglich macht, die Roͤhre innen reinigen zu koͤnnen; sie ist
                              gewoͤhnlich vermittelst eines guten elastischen Korkes luftdicht
                              verschlossen. 8 ist hier die Stelle fuͤr den Sperrhahn, den man in Fig. 53 bei 9
                              sieht, und durch welchen die Fluͤssigkeit in den Roͤhren regulirt oder
                              abgezogen wird. 10, Fig. 53, ist eine starke Eudiometerroͤhre aus dikem Glase, an
                              welcher 1 Kubikzoll in Zehntel, Fuͤnfzigstel und Hundertel getheilt ist; sie
                              ist auf gewoͤhnliche Weise gebaut, und unten mit einem kreisrunden Rande
                              versehen, der fest in eine Aushoͤhlung gekittet ist, welche sich unmittelbar
                              uͤber dem senkrechten Canale 5, Fig. 54, befindet. Zu
                              noch groͤßerer Festigkeit laͤuft oben ein messingener Ring um die
                              Roͤhre, von welchem aus Streifen nach Abwaͤrts laufen, und in dem
                              Bloke befestigt werden. Diese Roͤhre ist mit den Leitungsdraͤhten 11,
                              12 ausgestattet, und oben mit einem messingenen Dekel 13 versehen, von dessen
                              Mittelpunkt aus die Roͤhre 14 emporsteigt. Leztere hat eine Laͤnge von
                              einem Zoll, mißt 1/8 Zoll im Lichten, und ist oben mit dem gewoͤhnlichen
                              Aufnahmsstuͤke fuͤr die Schraube des kleinen Sperrhahnes 15, dessen
                              anderes Ende sich an dem Scheidentheile oder an dem Schraubenstuͤke einer
                              kleinen uͤberfirnißten Gasblase 16 befindet, versehen. Sie steht ferner
                              mittelst eines kleinen, durch die Krone der Verknallungsroͤhre gebohrten
                              Canales mit der innerhalb des Glases befindlichen Hoͤhle in Verbindung. 17
                              ist eine massive glaͤserne Saͤule, die in horizontaler Richtung bewegt
                              werden kann, und zwar mittelst einer Schraube, die sich in einem in den Blok des
                              Instrumentes eingebetteten, und zu deren Aufnahme dienenden Behaͤlter bewegt.
                              Am Scheitel dieser Saͤule ist ein messingener Dekel und eine Kugel 19
                              angebracht, und durch diese Kugel schiebt sich frei ein beilaͤufig 2 Zoll
                              langer Draht, an dessen beiden Enden sich die beiden polirten Kugeln 20, 21
                              befinden, von denen die eine 1 1/4 Zoll, die andere hingegen nur 3/4 Zoll im
                              Durchmesser mißt.
                           
                           An der entgegengesezten Eke des Blokes steigt auf gleiche Hoͤhe mit der
                              glaͤsernen die messingene Saͤule 22 empor, deren Scheitel sich in eine
                              Kugel endigt, und welche oben mit zwei einander gegenuͤber liegenden Haken
                              23, 24 ausgestattet ist. Auch diese Saͤule ist so wie die glaͤserne in
                              ein messingenes, in dem Bloke befestigtes Fußstuͤk geschraubt.
                           Die Registerroͤhre 25, welche beilaͤufig 16 Zoll lang ist, besteht aus
                              starkem Glase, und kann 5/8, 3/4 oder selbst einen ganzen Zoll im Lichten haben. Sie
                              wird von dem messingenen Fußgestelle 26 getragen, und dieses wird mit Huͤlfe
                              eines Ringes aus Leder oder Kautschuk unmittelbar uͤber dem Canale 6, Fig. 54,
                              luftdicht in den Blok des Eudiometers geschraubt, der zu diesem Behufe an der
                              gehoͤrigen Stelle mit einem Schraubenloche versehen ist. Auch diese
                              Roͤhre ist in Kubikzolle und beliebige Unterabtheilungen, die von Unten nach
                              Oben gezaͤhlt werden, eingetheilt. Um diese Eintheilungen zu erhalten,
                              braucht man nur auf die bei solchen Manipulationen uͤbliche Weise Wasser oder
                              Queksilber in die Roͤhre zu waͤgen.
                           Waͤhrend diese Graduirung geschieht, muß ein gerader, schwarz angestrichener
                              Stab aus Birkenholz von beilaͤufig 1/8 Zoll im Durchmesser, und von solcher
                              Laͤnge, daß er um einen Zoll uͤber die Scheitelmuͤndung der
                              Roͤhre hinausragt, in die Roͤhre eingesenkt werden. Dieß ist, wie man
                              spaͤter sehen wird, deßhalb noͤthig, damit der Grad der Ausdehnung,
                              welche waͤhrend der Explosion erfolgt, sich beobachten und bestimmen
                              laͤßt.
                           Der Scheitel der Registerroͤhre ist mit einem abgedrehten messingenen Rande
                              versehen, der zuweilen zur Aufnahme eines glaͤsernen Trichters, mit welchem
                              man das Instrument, wenn es noͤthig ist, mit einer Fluͤssigkeit
                              fuͤllt, dient.
                           In Fig. 55
                              sieht man noch einen anderen Sperrhahn 27, der sich an einer kleinen Gasblase
                              befindet, und mit einem Verbindungsstuͤke 28, welches nach Umstaͤnden
                              auf das obere Ende des Sperrhahnes 15, Fig. 53, geschraubt wird,
                              versehen ist. Die Gasblase wird zu diesem Behufe abgenommen. Vermoͤge dieser
                              Einrichtung kann man alles Gas, welches nach der Verknallung in der Roͤhre 10
                              zuruͤkbleibt, zum Behufe der weiteren Untersuchung in die Blase 29 bringen.
                              Auf welche Weise dieß geschieht, ist bekannt.
                           Will man sich nun meines Instrumentes bedienen, so hat man auf folgende Weise damit
                              zu verfahren. Soll ein unbekanntes brennbares Gas damit untersucht werden, so
                              vermengt man dasselbe zuerst in gehoͤrigem Verhaͤltnisse mit reinem
                              Sauerstoffgase, und bringt das Gemenge in die kleine uͤberfirnißte Blase 16.
                              Ehe jedoch der Sperrhahn 15 oben auf die Roͤhre 14 geschraubt wird, muß das
                              Eudiometer mit einer
                              Fluͤssigkeit gefuͤllt werden. Nachdem naͤmlich der Sperrhahn 9
                              abgeschlossen, und in die Muͤndung der Registerroͤhre 30 ein kleiner
                              glaͤserner Trichter eingesenkt worden, gießt man so lange vorsichtig
                              Fluͤssigkeit in den Trichter, bis dieselbe, indem sie sich nach
                              hydrostatischen Gesezen bewegt, und indem sie die in der Verknallungsroͤhre
                              enthaltene Luft durch die metallene Roͤhre 14 austreibt, bis zum Scheitel der
                              Verknallungsroͤhre 10 emporgestiegen.Wenn die Blase 16 eine große Quantitaͤt eines explodirenden
                                    Gasgemenges enthaͤlt, und wenn der Arbeiter das Abnehmen der Blase
                                    vermeiden will, so kann er sich gegen alle Gefahr einer allenfallsigen
                                    Explosion schuͤzen, indem er die Roͤhre 14 mit mehreren
                                    Schichten eines gewoͤhnlichen Schwammes fuͤllt, der jedoch
                                    nicht fest eingedruͤkt werden darf, weil er sonst den Uebergang des
                                    Gases aus der Blase in die Detonationsroͤhre hemmen wuͤrde.
                                    Sine solche Schwammmasse sichert naͤmlich, wie ich in einer
                                    fruͤheren Abhandlung uͤber die Verbrennung von Gasgemengen
                                    gezeigt habe, vollkommen gegen jede Explosion und die allenfalls dadurch zu
                                    befuͤrchtenden Folgen.A. d. O Dann bringt man die Blase 16 an Ort und Stelle, und stellt, indem man den
                              Sperrhahn 15 oͤffnet, zwischen ihr und der Verknallungsroͤhre die
                              Communication her. Nach diesen Vorbereitungen uͤbt nun der Arbeiter, der die
                              Untersuchung vornimmt, mit der einen Hand einen gelinden Druk auf die Blase aus,
                              waͤhrend er mit dem Daumen und Zeigefinger der anderen Hand den Griff des
                              Hahnes, durch den die Entweichung des Gases durch den Sperrhahn 15 regulirt wird,
                              faßt. Die Augen des Arbeiters muͤssen dabei zunaͤchst auf die an der
                              Verknallungsroͤhre angebrachten Eintheilungen gerichtet seyn, und so wie
                              durch fortgesezten gelinden Druk auf die Blase das erforderliche Volumen Gas in die
                              Roͤhre gelangt ist, wird der Sperrhahn sogleich abgeschlossen, und die
                              Communication also aufgehoben. Man kann uͤbrigens auch die
                              Verknallungsroͤhre mit einer beliebigen Menge Gas fuͤllen, und dann
                              jenes Volumen, welches man detoniren lassen will, dadurch reguliren, daß man den
                              Hahn bewegt, bis durch den Druk der Wassersaͤule in der Registerroͤhre
                              alles Gas, bis auf die verlangte Quantitaͤt, wieder in die Blase
                              zuruͤkgetrieben wird. Bei einer geringen Aufmerksamkeit auf die Handhabung
                              des Sperrhahnes laͤßt sich diese Operation mit groͤßter Leichtigkeit
                              vollbringen.
                           Es ist bekanntlich nicht gut und raͤthlich, mit großen Quantitaͤten zu
                              arbeiten; das Instrument mißt im Allgemeinen und in Hinsicht auf die
                              Vergroͤßerung des Volumens, je nach der Explosionskraft des Gemenges 3 bis 5
                              Zehntel, und diese Quantitaͤt ist, wie ich glaube, fuͤr jeden Fall
                              geeigneter und vortheilhafter, als ein zehn Mal groͤßeres Volumen. Ist nun
                              auf diese Weise die erforderliche Quantitaͤt Gas in die Roͤhre
                              gebracht, so naͤhert man die Kugel 21 dem Ringe des Leitungsdrahtes 12, indem
                              man die Saͤule 17
                              dreht, und bringt hiedurch die groͤßere Kugel 20 in die zur Aufnahme des
                              elektrischen Funkens geeignete Stellung.
                           Wenn Alles so weit gediehen, so nimmt man das schwarz angestrichene Staͤbchen
                              aus Birken-, Buchs-, Eben- oder irgend einem anderen harten
                              Holze, und bringt es, nachdem es oben durch eine Korkscheibe gestekt worden,
                              mittelst dieses Korkes in die Muͤndung der Registerroͤhre 25, um es
                              hierauf so weit durch den Kork zu schieben, bis dessen Ende den Boden der
                              Roͤhre erreicht hat. In den Umfang des Korkes muͤssen 2 oder 3 feine
                              Furchen geschnitten seyn, damit waͤhrend des Versuches Luft in den
                              uͤber der Fluͤssigkeit in der Registerroͤhre befindlichen Raum
                              ein- und auch wieder austreten kann. Nachdem dieß geschehen, oͤffnet
                              man den Sperrhahn 9, und laͤßt so lange Fluͤssigkeit aus demselben
                              abfließen, bis die Fluͤssigkeit in der Registerroͤhre genau eben so
                              hoch steht, wie jene in der Verknallungsroͤhre. Waͤhrend dieses
                              Abflusses der Fluͤssigkeit wird die Saͤule in der
                              Verknallungsroͤhre nicht im Geringsten dadurch afficirt werden. Nun
                              haͤngt man das eine Ende der messingenen Kette, welche man aus Fig. 53 sieht,
                              in den Ring des Leitungsdrahtes 11; das andere Ende hingegen in den Haken 24 der
                              messingenen Saͤule 22. Ein zweites Kettenstuͤk 23 kann nach dem
                              Belieben des Arbeiters von einem anderen Haken an der messingenen Saͤule bis
                              auf den Tisch, auf welchem der Apparat steht, oder bis auf den Boden
                              herabhaͤngen.
                           Nachdem nun vorher eine kleine Elektrisirmaschine in Gang gebracht worden, sezt der
                              Arbeiter sein Eudiometer auf einen geeigneten Tisch, so daß sich die Kugel 20 in
                              geringer Entfernung von dem Conductor der Maschine befindet; auch kann er mit der
                              einen Hand das Fußgestell oder die Basis des Instrumentes halten, waͤhrend er
                              mit der anderen den Cylinder der Maschine dreht. Wenn hierauf von dem geladenen
                              Conductor ein starker Funken an die Kugel 20 gelangt, so wird derselbe durch den
                              Leitungsdraht an die Kugel 21 fortgepflanzt, und da beide durch die glaͤserne
                              Saͤule isolirt sind, so wird die Elektricitaͤt durch den Draht 12
                              durch das in der Verknallungsroͤhre befindliche Gasgemenge geleitet, um
                              endlich mittelst der Kette 11, 24 etc. wieder zu entweichen. In Folge der doppelten
                              Bewegung der Kugeln 20, 21 durch das Schieben des Drahtes 19 und durch das Umdrehen
                              der glaͤsernen Saͤule 17 kann der Arbeiter die Staͤrke des
                              Funkens mit groͤßter Leichtigkeit reguliren.
                           Jeder Chemiker weiß, daß die verbrennlichen Gasgemenge in dem Augenblike, in welchem
                              durch das Durchtreten eines elektrischen Funkens deren Verbindung vermittelt wird,
                              eine sehr bedeutende Vergroͤßerung ihres Volumens erleiden, die ich hier deren Explosivkraft
                              nennen will. Es duͤrfte wuͤnschenswerth seyn, wenn der Grad dieser
                              Explosivkraft in verschiedenen Gemengen jedes Mal bemessen werden koͤnnte;
                              und der Nuzen duͤrfte, wie ich glaube, noch groͤßer seyn, wenn diese
                              Messung zugleich und mit demselben Instrumente geschehen koͤnnte, dessen man
                              sich zur Analyse bediente. Daß dieß bei meinem Eudiometer moͤglich ist,
                              erhellt aus Folgendem.
                           In dem Augenblike, in welchem der elektrische Funken zwischen den Knoͤpfen der
                              Leitungsdraͤhte 11, 12 durchgeht, zieht sich das Wasser in der Roͤhre
                              10 zuruͤk, um dafuͤr in der Roͤhre 25 bis auf eine, mit der
                              Ausdehnung des Gases im Augenblike der Zersezung entsprechende Hoͤhe
                              emporzusteigen. Dieß ist aber nur das Werk eines Augenblikes; und wenn die
                              Fluͤssigkeit in dem Instrumente als eine Klappe gewirkt, und die Entweichung
                              des Gases verhindert hat, so steigt sie nach der Verknallung so weit in der
                              Verknallungsroͤhre empor, als es die dadurch entstandene Verminderung des
                              Gasvolumens mit sich bringt. Besieht man aber nach der Verknallung die
                              Registerroͤhre, so wird man an der schwarzen Oberflaͤche des
                              beschriebenen Staͤbchens eine nasse Linie bemerken, welche genau andeutet,
                              bis auf welche Hoͤhe die Fluͤssigkeit waͤhrend der Detonation
                              getrieben wurde. Da beide Roͤhren zur Bestimmung ihres kubischen Inhaltes
                              graduirt sind, so laͤßt sich hienach sehr leicht die Explosivkraft oder die
                              Zahl der Volumen, um welche sich das Gas im Augenblike der chemischen Verbindung,
                              die es einging, ausdehnte, berechnen.
                           Wenn man endlich die Gasblase 16 abnimmt, und dafuͤr die Blase 29, Fig. 55, mit
                              ihrem Sperrhahn 27 und dem Verbindungsstuͤke 28 aufstekt, so laͤßt
                              sich das zuruͤkbleibende Gas in diese Blase treiben, indem man mittelst eines
                              Trichters so lange Wasser in die Registerroͤhre gießt, bis
                              saͤmmtliches Gas durch die Roͤhre 14 in die Blase getrieben worden.
                              Sollte die zuruͤkbleibende Quantitaͤt zu weiteren Untersuchungen zu
                              gering seyn, so kann man die Operation nach Belieben so oft wiederholen, bis sich
                              eine hinreichende Menge Gas in der Roͤhre angesammelt hat. Damit man das
                              ruͤkstaͤndige Gas, im Falle man es nicht weiter untersuchen will,
                              ablassen kann, und damit man den Versuch nach Belieben wiederholen kann, ohne daß
                              man gezwungen ist, jedes Mal die Blase 16 abzunehmen, ist dicht unter dem Halse der
                              Roͤhre 14 eine kleine Schraube 31 mit einem ausgekerbten Rande angebracht,
                              durch welche man das ruͤkstaͤndige Gas austreten lassen kann,
                              waͤhrend der Sperrhahn 15 geschlossen bleibt.
                           
                           Obschon sich alle die Principien, die hier bei der Behandlung der Gase uͤber
                              Wasser aufgestellt werden, auch mehr oder weniger auf die Behandlung derselben
                              uͤber Queksilber anwenden lassen, so ist das Verfahren in lezter Hinsicht
                              doch nicht so ganz leicht, so daß eine Eroͤrterung desselben wenigstens
                              fuͤr den Anfaͤnger nicht ohne Werth seyn duͤrfte.
                           Das Wasser hat die Eigenschaft, daß es die Oberflaͤchen der Flaschen,
                              Roͤhren und sonstigen Apparate, mit denen es bei pneumatischen Operationen in
                              Beruͤhrung kommt, benezt und daran haͤngen bleibt, was bei dem
                              Queksilber nicht der Fall ist. Die Adhaͤsion des Wassers an die
                              Oberflaͤchen von Glaͤsern und anderen festen Koͤrpern ist
                              bedeutend groͤßer, als jene, die zwischen den einzelnen Theilchen derselben
                              Statt findet. Daher kommt es denn auch, daß ein Gasstrom, welcher aus Oeffnungen
                              entweicht, die sich unter dem Wasser befinden, ohne alle Schwierigkeit in Blasen
                              emporsteigt, und in Roͤhren oder anderen Behaͤltern aufgefangen werden
                              kann. Anders verhaͤlt sich's hingegen beim Queksilber; denn diese metallische
                              Fluͤssigkeit hat keine Adhaͤsion an die glaͤsernen
                              Gefaͤße und Roͤhren, und kann nicht ein Mal in innige
                              Beruͤhrung damit gebracht werden. Dieß ist aber auch die Ursache, warum
                              Gasstroͤme, die aus einer unter Queksilber befindlichen
                              Roͤhrenmuͤndung austreten, nicht selten ploͤzlich
                              zuruͤktreten, und anstatt in Blasen durch das fluͤssige Metall
                              emporzusteigen, unter dem Rande des Recipienten entweichen.
                           Um dieser Unannehmlichkeit, die besonders den Anfaͤnger zuweilen in
                              Verlegenheit sezt, vorzubeugen, soll man sich solcher Leitungsroͤhren
                              bedienen, deren Enden nach Aufwaͤrts gebogen sind, und die sich mit einer
                              kleinen Muͤndung oͤffnen, so daß das Gas also aus einem kleinen Punkte
                              austritt, der sich einen oder zwei Zolle uͤber der unteren
                              Metallflaͤche innerhalb der Glaͤser oder Recipienten befindet. Da sich
                              dieser Uebelstand ferner hauptsaͤchlich dann ereignet, wenn man unreines,
                              schmuziges oder oberflaͤchlich oxydirtes Queksilber anwendet, so ist es von
                              groͤßter Wichtigkeit, daß man zu dergleichen Versuchen entweder reines
                              Queksilber anwende, oder daß man es vorher wenigstens reinige. Sehr gut ist es auch,
                              wenn man alle Glaͤser, deren man sich bei derlei pneumatischen Versuchen
                              bedient, sehr oft mit einem reinen trokenen Tuche auswischt. Soll auch die innere
                              Oberflaͤche der Roͤhren gereinigt werden, so hat dieß mittelst eines
                              kleinen, cylindrischen Stuͤkes befeuchteten Schwammes, und zulezt mit etwas
                              feinem Werk oder an einem anderen derlei Materiale, welches an einem biegsamen,
                              hoͤlzernen Stabe befestigt wird, zu geschehen, indem die Draͤhte,
                              deren man sich sonst wohl zu diesem Zweke bedient, bei oͤfterem Gebrauche den
                              Roͤhren nachtheilig werden.
                           Obschon sich nun alle diese Einwuͤrfe weit weniger auf mein Eudiometer
                              beziehen, weil bei diesem das zu untersuchende Gas mit aller Leichtigkeit von Oben
                              nach Unten in die Detonationsroͤhre gelangt, und weil hiedurch das Metall
                              sicher vor dem Gase aus der Roͤhre ausgetrieben wird, so soll man doch auch
                              hier zum Fuͤllen der Roͤhren nur reines Queksilber anwenden. Auch soll
                              man, bevor man zu irgend einem Versuche schreitet, die Roͤhren des
                              Eudiometers von aller Feuchtigkeit und allem Schmuze, die sich allenfalls darin
                              angesammelt haben, reinigen. Hier, wie uͤberall, gilt, daß Ordnung,
                              Genauigkeit und Reinlichkeit wesentlich zum Gelingen der Untersuchung beitragen.
                           Man hat, wenn man mit meinem Apparate uͤber Queksilber arbeitet, nur zwei
                              Abweichungen oder Modifikationen zu beachten, und diese sind:
                           1) Muͤssen der Sperrhahn 9, die daran befindliche Schraube und der Hals, so
                              wie die Scheide der Schraube des messingenen Aufsazes 26, der die
                              Registerroͤhre traͤgt, gut mit Firniß, den man sich durch
                              Aufloͤsung von Siegellak in Weingeist bereitet, uͤberzogen seyn, damit
                              diese Theile gegen die Amalgamation mit Queksilber, die sonst bald zu deren
                              Unbrauchbarkeit fuͤhren wuͤrde, uͤberzogen seyen. Gleiches hat
                              auch mit allen uͤbrigen Metallflaͤchen, die mit dem Queksilber in
                              Beruͤhrung kommen, zu geschehen.
                           2) Da das Queksilber an dem hoͤlzernen Staͤbchen, welches in die
                              Registerroͤhre eingesenkt wird, keine nasse Linie zuruͤklaͤßt,
                              wie dieß beim Wasser der Fall ist, so muß man, um zu erkennen, wie hoch das
                              Queksilber in Folge der Ausdehnung des Gases im Augenblike der Verknallung in der
                              Registerroͤhre emporstieg, genau zu erkennen, zu folgendem Auswege, der sich
                              mir als sehr zwekmaͤßig erwies, seine Zuflucht nehmen. Man schneidet aus
                              einem gewoͤhnlichen Korkstoͤpsel mit einem gut schneidenden
                              Federmesser eine kreisrunde Scheibe, deren Durchmesser etwas uͤber 2/3 des
                              Durchmessers der Registerroͤhre betraͤgt, und macht dann in die Mitte
                              dieser Scheibe ein Loch von solcher Groͤße, daß sie sich mit Leichtigkeit an
                              dem Staͤbchen hin und her schieben laͤßt, ohne uͤbrigens, wenn
                              man das Staͤbchen aufrecht stellt, in Folge ihrer specifischen Schwere an
                              demselben herabzusinken. Wenn das Staͤbchen mit der Korkscheibe hierauf in
                              die Registerroͤhre gebracht, und alle uͤbrigen oben angegebenen
                              Vorkehrungen getroffen worden, so schiebt man die Korkscheibe an dem
                              Staͤbchen so weit herab, bis sie auf dem in der Registerroͤhre enthaltenen Queksilber
                              aufruht. So wie hierauf das Queksilber in Folge der in der Verknallungsroͤhre
                              vorgehenden Verknallung in der Registerroͤhre emporsteigt, schreitet ihm die
                              Korkscheibe wegen des Drukes, der von dem Queksilber auf sie ausgeuͤbt wird,
                              voran, um dann, nachdem sie den hoͤchsten Punkt erreicht, stehen zu bleiben,
                              und dadurch die Ausdehnung, welche Statt hatte, anzuzeigen.
                           Da es bei chemischen Untersuchungen im Allgemeinen, und namentlich bei solchen, die
                              sich auf das Maaß, das Gewicht und die Ausdehnung gasartiger Koͤrper
                              beziehen, von Wichtigkeit ist, einen bestimmten, zur Vergleichung dienenden Maßstab
                              zu haben, so kann man, wenn man mit meinem Eudiometer auch uͤber Queksilber
                              arbeitet, doch bei Abschaͤzung der Explosivkraft des Gases Wasser als Maßstab
                              annehmen, und die mit dem Queksilber erhaltenen Resultate auf den Wassermaßstab
                              reduciren. Ein Beispiel wird zur Erlaͤuterung genuͤgen.
                           Gesezt es dehne sich eine bestimmte Quantitaͤt, z.B. ein halber Kubikzoll
                              verbrennliches Gasgemenge unter einem Druke von 3 Kubikzoll Queksilber bei der
                              Verknallung um 5 Raumtheile aus, so fraͤgt sich, wie groß diese Ausdehnung
                              unter einem Druke von 3 Kubikzoll Wasser seyn wuͤrde? Da nun ein Kubikzoll
                              Queksilber bei 62° F. 3425,35 Gran wiegt, waͤhrend ein Kubikzoll
                              Wasser bei derselben Temperatur nur 252,458 Gran wiegt, so ergibt sich diesen Daten
                              gemaͤß folgende Loͤsung der Frage: So wie sich das relative Gewicht
                              des Queksilbers in der Roͤhre, waͤhrend der ersten Operation, zu dem
                              Cubus der Explosivkraft, multiplicirt mit dem absoluten Gewichte des Queksilbers,
                              verhaͤlt, eben so verhaͤlt sich die Kubikwurzel des Productes,
                              getheilt durch das Gewicht des Wassers zu dem zu suchenden Resultate, welches sich
                              hienach auf 11,93, als den Betrag der Explosivkraft uͤber das Wasser
                              berechnen wird.
                           Auch den Queksilberapparat kann man, waͤhrend man den elektrischen Funken
                              durchschlagen laͤßt, entweder mit der Hand halten, oder ihn auf einen Tisch
                              sezen. Lezteres wird wegen der groͤßeren Schwere desselben vorzuziehen seyn.
                              Ich fand es bei meinen Versuchen nie noͤthig, statt eines einfachen
                              elektrischen Funkens die Ladung einer Leidnerflasche anzuwenden; sollte man jedoch
                              eine solche einwirken lassen wollen, so weiß Jedermann, wie er zu verfahren hat.
                           Es hat sich aus zahlreichen Versuchen ergeben, daß das Verhaͤltniß des
                              Sauerstoffgehaltes der atmosphaͤrischen Luft in verschiedenen Hoͤhen,
                              Klimaten, Temperaturen etc. nur in einem hoͤchst unbedeutenden Grade abweicht, und daher wird
                              die Eudiometrie heut zu Tage auch viel seltener zur Pruͤfung der Reinheit der
                              Luft angewendet, als fruͤher. Es ist jedoch in vielen Faͤllen sehr
                              wuͤnschenswerth, durch fluͤssige Agentien zu ermitteln, wie viel
                              Sauerstoff oder wie viel von einer sonstigen gasartigen Substanz in irgend einem
                              Gasgemenge enthalten ist. Zu diesem Behufe bedient man sich hauptsaͤchlich
                              des Eudiometers des Dr. Hope, mit dessen Bau und
                              Gebrauch wohl jeder Chemiker bekannt ist.
                           Dieses Instrument besteht naͤmlich aus einer Flasche, welche das
                              fluͤssige Agens enthaͤlt, und welche an der Seite mit einer Oeffnung
                              oder Klappe versehen ist, in die ein glaͤserner, gut eingeriebener
                              Stoͤpsel paßt. In den Hals der Flasche ist luftdicht eine glaͤserne,
                              graduirte Roͤhre eingerieben, welche Roͤhre das zu untersuchende
                              Gasgemenge enthalten soll. In dem Grade, als der in dem Gase enthaltene Sauerstoff
                              oder das sonstige Gas von dem fluͤssigen Agens absorbirt wird, muß der
                              Apparat von Zeit zu Zeit unter Wasser getaucht werden, damit mehr
                              Fluͤssigkeit bei der Seitenoͤffnung eindringen, und den durch
                              Aufsaugung des Sauerstoffes entstandenen luftleeren Raum ausfuͤllen kann.
                              Dieses Verfahren ist nicht nur langweilig, sondern es fordert auch große
                              Aufmerksamkeit, und hat uͤberdieß auch den Nachtheil, daß das angewendete
                              Agens immer mehr und mehr verduͤnnt wird.
                           Der von mir beschriebene Apparat kann nun auch zur Untersuchung von Gasarten durch
                              Absorption benuzt werden, und gewaͤhrt auch hier große Vortheile. Das zu
                              untersuchende Gas wird naͤmlich, wie gewoͤhnlich, in die Blase 16
                              gebracht; die Roͤhren 10 und 25 werden, statt mit Wasser, mit
                              fluͤssiger Kalkschwefelleber oder mit einem anderen fluͤssigen Agens
                              gefuͤllt, bis die Fluͤssigkeit zum Scheitel der Roͤhre 10
                              emporgestiegen. Die glaͤserne Saͤule mit ihren Kugeln, so wie die
                              messingene Saͤule mit der Kette, koͤnnen bei diesen Versuchen nach
                              Belieben abgenommen oder belassen werden.
                           Gesezt nun, die Roͤhre 10 sey mit einem Kubikzoll Gas gefuͤllt, und der
                              Sperrhahn 15 sey verschlossen, damit das Gas nicht in die Blase zuruͤktreten
                              kann, so wird ein Kubikzoll Fluͤssigkeit mehr in die Registerroͤhre
                              gegossen, im Falle die Fluͤssigkeit in derselben nicht ohnedieß schon
                              hoͤher, als jene in der Roͤhre 10 stehen sollte, damit auf diese
                              Weise, in dem Maaße als die Aufsaugung vor sich geht, neue Fluͤssigkeit
                              nachkomme. In diesem Zustande uͤberlaͤßt man den Apparat, der keine
                              weitere Aufmerksamkeit erfordert, und in welchem die Fluͤssigkeit nie eine
                              Verduͤnnung erleidet, eine beliebige Zeit sich selbst.
                           
                           Ist die Absorbtion geschehen, so oͤffnet man den Sperrhahn 9, und laͤßt
                              die Fluͤssigkeit ablaufen, bis sie in beiden Roͤhren auf gleicher
                              Hoͤhe steht,Auf diese Weise wird naͤmlich der Druk, der durch die groͤßere
                                    Menge Wasser in der Registerroͤhre auf das in der Roͤhre 10
                                    ruͤkstaͤndige Gas ausgeuͤbt wird, und der einen
                                    leichten Irrthum veranlassen koͤnnte, beseitigt. A. d. O. wo man dann sowohl die Verminderung des Volumens, die sich durch die
                              Aufsaugung des Sauerstoffes ergab, als die Quantitaͤt des
                              ruͤkstaͤndigen Gases durch einen Blik auf die graduirte Roͤhre
                              10 ersehen wird. Ich habe mich dieses Apparates sehr oft zur Untersuchung von
                              atmosphaͤrischer Luft und anderen Gasgemengen bedient, und kann versichern,
                              daß ich damit den Gehalt derselben in mancher Hinsicht mit ziemlicher Genauigkeit
                              und groͤßter Leichtigkeit ermittelte. Ich brauche nicht zu bemerken, daß man,
                              je nachdem man diese oder jene Gasart absorbirt haben will, verschiedene Agentien,
                              fuͤr Kohlensaͤure z.B. fluͤssiges Aezammoniak, Aezkali oder
                              auch bloßes Kalkwasser, anwenden muͤsse.
                           Ich glaube, es duͤrfte hier nicht ganz am unrechten Orte seyn, wenn ich noch
                              darauf aufmerksam mache, daß mein Apparat, obwohl in beschraͤnktem Grade,
                              auch dazu dienen koͤnne, zu zeigen, welchen Grad von Compression verschiedene
                              gasartige Koͤrper durch Einwirkung eines bestimmten Drukes auf dieselben
                              erleiden. Ein Beispiel wird genuͤgen, um die Leichtigkeit dieser Operation
                              anschaulich zu machen.
                           Man lasse in die Roͤhre 10 aus der Blase 1/4 Kubikzoll oder irgend eine andere
                              bestimmte Quantitaͤt des zu untersuchenden Gases treten, und bringe dann das
                              Wasser in beiden Roͤhren genau auf gleiche Hoͤhe. Gießt man nun,
                              nachdem dieß geschehen, 2 Kubikzoll Wasser in die Roͤhre 25, so wird man,
                              wenn 1/4 Zoll Gas in die Roͤhre 10 gebracht worden, durch einen Blik auf die
                              Scala dieser lezteren Roͤhre ersehen, wie groß die Compression ist, die das
                              Gas unter einem Druke des achtfachen Volumens Wasser erleidet. Auf dieselbe Weise
                              kann man auf verschiedene Gasarten einen bedeutenden Druk, der von der Hoͤhe
                              und Weite der Registerroͤhre 25 abhaͤngt, einwirken lassen.
                           Die interessanten und in ihren Resultaten so hoͤchst wichtigen Versuche,
                              welche Faraday auf Davy's
                              Anstiften uͤber die Condensation und Liquefaction verschiedener Gasarten
                              durch Anwendung von Druk und Kaͤlte anstellte, sind bekannt, oder
                              koͤnnen auch im Journal of Science Bd. XVI. S.
                              229 nachgelesen werden. Ich erwaͤhne derselben nur, um zu bemerken, daß
                              einige Versuche, welche ich mit dem hier von mir beschriebenen Apparate anstellte, um einige Gasarten zu
                              verdichten, vollkommen gelangen; und daß ich z.B. Cyanogen auf diese Weise ohne
                              Schwierigkeit in fluͤssigen Zustand zu verwandeln im Stande war. Diese
                              guͤnstigen Resultate brachten mich auf die Idee, ob nicht nach denselben
                              Principien, nach welchen mein Eudiometer gebaut, auch ein groͤßerer und
                              staͤrkerer Apparat verfertigt werden koͤnnte, mit welchem sich die
                              Verdichtung und Liquefaction mancher Gasarten leichter, sicherer und mit weniger
                              Arbeit und Gefahr bewerkstelligen ließe, als dieß bei der gewoͤhnlichen
                              Methode, naͤmlich bei der Anwendung starker Glasroͤhren, die immer
                              eine Explosion befuͤrchten lassen, der Fall ist.
                           Es ist hier keineswegs meine Absicht, einen vollkommenen Plan zu einem derlei
                              Apparate, den wir vielleicht von der Zeit und weiter fortgesezten Versuchen zu
                              erwarten haben, vorzulegen, sondern ich beschraͤnke mich darauf, in dieser
                              Hinsicht nur einige fluͤchtige Vorschlaͤge zu machen.
                           Starke glaͤserne Roͤhren von bedeutender Dike, die einen Druk von
                              vielen Atmosphaͤren ohne Nachtheil auszuhalten im Stande sind, koͤnnen
                              zwar in gewoͤhnlichen Laboratorien und uͤber dem Loͤthrohre
                              nicht gebogen und zugeschmolzen werden, wohl aber wird man sich solche
                              Roͤhren von gehoͤriger Staͤrke und von angemessenen Dimensionen
                              in den Glasfabriken verschaffen koͤnnen. Ich will annehmen, eine solche
                              Roͤhre habe einen Durchmesser von einem Zoll im Lichten, durch und durch eine
                              Dike von 1/4 Zoll, und eine Laͤnge von 6 bis 8 Zoll oder daruͤber, je
                              nach Belieben und je nach dem Zweke, zu welchem sie bestimmt ist. Von dieser
                              Roͤhre nun muͤßte unter einem Winkel von 40° ein kurzer Arm von
                              ein Paar Zoll Hoͤhe, und von gleicher Staͤrke und Durchmesser
                              ausgehen; an dem offenen Ende dieser Roͤhre muͤßte sich ein metallener
                              Hut oder Dekel mit einem Schraubenstuͤke und mit einem Sperrhahne, der einen
                              sehr hohen Druk auszuhalten vermag, befinden; und mit demselben
                              Schraubenstuͤke muͤßte auch der Aufsaz einer Glaskugel oder einer
                              Gasflasche von 2 bis 3 Zoll im Durchmesser, deren Glas dieselbe Dike und
                              Staͤrke, wie jenes der beschriebenen Roͤhre besizt, in Verbindung
                              stehen. Man erhielte auf diese Weise einen Apparat, der einen Druk von mehreren
                              hundert Atmosphaͤren auszuhalten im Stande waͤre, ohne daß man eine
                              Explosion zu befuͤrchten haͤtte, und dessen Widerstandskraft durch
                              vermehrte Dike des Glases noch erhoͤht werden koͤnnte. Wenn nun sowohl
                              der kurze Arm des Apparates, als die Kugel oder Flasche mit dem zu verdichtenden
                              Gase gefuͤllt waͤre, so koͤnnte man leicht den Druk einer
                              ungeheuren Queksilbersaͤule darauf einwirken lassen, waͤhrend die Temperatur des Gases
                              zugleich sehr leicht kuͤnstlich durch Eintauchen des Gefaͤßes, in
                              welchem es enthalten ist, in ein Kaͤlte erzeugendes Gemenge, oder durch
                              Anwendung von Schwefelkohlenstoff, oder durch Besprengen mit hoͤchst
                              rectificirtem Aether, auf mehrere Grade unter 0 F. abgekuͤhlt werden
                              koͤnnte. Waͤre das Gas auf diese Weise verdichtet oder in eine
                              fluͤssige Substanz verwandelt worden, so muͤßte der Sperrhahn
                              abgesperrt werden, wo man dann die Kugel oder die Flasche mit Sicherheit abnehmen,
                              und an einem gehoͤrigen Orte zu weiterem Gebrauche aufbewahren
                              koͤnnte. In Faͤllen, in denen eine Einwirkung der Gasarten auf das
                              Queksilber zu befuͤrchten waͤre, ließe sich dieser vielleicht dadurch
                              vorbeugen, daß man auf das Queksilber eine mehr oder minder dike Schichte eines
                              leichten, hoͤchst feinen, unangreifbaren Pulvers braͤchte.
                           Die Verdichtung von Gasarten in fluͤssige oder selbst in feste Koͤrper
                              duͤrfte sowohl in wissenschaftlicher als in praktischer Hinsicht zu ganz
                              außerordentlichen, außer dem Bereiche aller Berechnung liegenden Resultaten
                              fuͤhren. Tausende von Projekten, die man gegenwaͤrtig als
                              Hirngespinnste und Traͤumereien eines Phantasten verlachen wuͤrde,
                              wuͤrden gewiß die gluͤklichste Ausfuͤhrung zulassen, wenn wir
                              im Stande waͤren, gewisse Gasarten auf eine einfache und sichere Weise in
                              fluͤssige und feste Koͤrper zu verwandeln. Was wuͤrde z.B. nur
                              aus der Aëronautik werden, wenn man die Luftballons nicht mehr auf die
                              bisherige laͤstige Weise zu fuͤllen brauchte, und wenn hiezu nichts
                              weiter noͤthig waͤre, als den Druk an einem kalt gehaltenen
                              Gefaͤße von einigen Kubikzoll Rauminhalt aufzuheben? Welche großen Vortheile
                              wuͤrden daraus fuͤr das Sprengen von Felsen erwachsen; welche
                              Veraͤnderung ließe sich daraus fuͤr unsere gegenwaͤrtige
                              Methode, Krieg zu fuͤhren, erwarten? Doch genug hievon, denn man wird
                              vielleicht dieses Wenige schon fuͤr ein laͤcherliches Hirngespinnst
                              halten; ich bin einstweilen zufrieden, wenn ich den Chemikern durch meinen Apparat
                              ein Mittel an die Hand gegeben, welches ihnen manche bisher weit laͤstiger
                              gewesene Arbeit erleichtert.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
