| Titel: | Beschreibung der von Hrn. J. W. Hoar erfundenen Eisenbahn an dem sogenannten Leiterberge zu St. Helena. | 
| Fundstelle: | Band 53, Jahrgang 1834, Nr. LXX., S. 421 | 
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                        LXX.
                        Beschreibung der von Hrn. J. W. Hoar erfundenen
                           Eisenbahn an dem sogenannten Leiterberge zu St. Helena.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, No. 555, S.
                              418.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
                        Hoar's Eisenbahn am Leiterberge zu St. Helena.
                        
                     
                        
                           Es befindet sich auf der leider beruͤhmt gewordenen Insel St. Helena ein
                              steiler Huͤgel oder Berg, der wegen der leiterartigen Vorrichtung, deren man
                              sich zum Hinansteigen an demselben bediente, unter dem Namen des Leiterberges (Ladder-hill) bekannt ist. Man hatte an diesem
                              Berge zur Erleichterung des Transportes von Waaren etc. uͤber denselben eine
                              Eisenbahn angebracht, die jedoch wegen ihrer großen Steilheit, wegen ihrer
                              Unvollstaͤndigkeit und, wegen der Ungluͤksfaͤlle, die sich
                              haͤufig darauf ereigneten, nie in Gunst kam.Man kann eine Abbildung und Beschreibung der Bahn, so wie sie fruͤher
                                    war, und eine Erlaͤuterung der Maͤngel, die man ihr mit Recht
                                    vorwarf, im Mechanics' Magazine No. 444
                                    nachlesen.A. d. R. Hrn. Hoar, der auf einer seiner Reisen St. Helena
                              besuchte, und dem man diese Maͤngel klagte, gelang es, die großen
                              Schwierigkeiten, die die Localverhaͤltnisse dem Baue einer prakticablen
                              Eisenbahn entgegenstemmten, zu uͤberwinden. Unter seiner Leitung baute man
                              eine Eisenbahn, welche die guͤnstigsten Erfolge und Resultate
                              gewaͤhrte, welche gegenwaͤrtig allgemein und zu großem Vortheil benuzt
                              wird, und welche den Gegenstand dieses Aufsazes bildet. Wir bemerken
                              vorlaͤufig nur noch, daß Hr. Hoar bei seiner
                              Ruͤkkehr ein großes arbeitendes Modell auf der National-Gallery in Adelaide-Street aufstellte, wo man
                              Einsicht davon nehmen kann.
                           Die schiefe Flaͤche, von der hier die Rede ist, ist, obschon ihre
                              Laͤnge nur 1000 Fuß betraͤgt, vielleicht die steilste, die es gibt,
                              denn ihr geringster Neigungswinkel mißt 39, und ihr groͤßter 41°. Bei
                              einer solchen Neigung eine Bahn zum Transporte zu verwenden, ohne daß man zugleich
                              eine unfehlbare Methode zur Verhinderung des Zerschellens der ganzen Ladung im Falle
                              des Brechens der Zugkette oder des Zugtaues zur Verfuͤgung haͤtte,
                              waͤre unsinnig gewesen. Allem dem ist aber durch die Erfindung des Hrn. Hoar abgeholfen, wie die Beschreibung von Fig. 17 zeigen wird.
                           
                           A ist naͤmlich ein Harren, der im Emporsteigen
                              oder im Herabgleiten begriffen ist. B hingegen ist ein
                              Karren, der durch das Brechen des Zugtaues auf folgende Weise zum Stillstande
                              gekommen ist.
                           a, b, c, d, Fig. A, sind
                              vier eiserne Hebel, die an ihren unteren Enden zur Aufnahme der Raͤder
                              gabelartig geformt, und fest an die vierekigen Enden der beiden sich umdrehenden
                              Achsen e, f gebolzt sind, so daß sich also beide Achsen
                              und ihre beiden Hebel gemeinschaftlich umdrehen.
                           g, h, h sind zwei flache, eiserne Verbindungsstangen,
                              durch welche die Hebel a, b und c, d verbunden sind. Die Enden einer jeden dieser Stangen bewegen sich
                              lose um einen Bolzen mit runder Schulter, der in einem der drei in den Hebeln
                              angebrachten Loͤchern festgemacht wird; und da die Stangen auf diese Weise
                              gleichsam centrirt sind, so bewegen sie sich, so wie die Hebel fallen, parallel mit
                              der Bahn herum, und nehmen die aus B ersichtliche
                              Stellung ein.
                           i, k sind die Zughaken, welche centrirt sind, und mit
                              Leichtigkeit auf den vorderen Bolzen der Verbindungsstangen spielen, so daß sie den
                              Hebeln in derselben parallelen Richtung, wie die eben erwaͤhnten Stangen
                              folgen.
                           l, m ist die Stange, mittelst welcher die Neigung der
                              Hebel regulirt wird.
                           n, o sind die Aufhaltbloͤke, aus deren unterem
                              Rande starke Naͤgel oder Zapfen hervorragen, welche in die Oberflaͤche
                              der Bahn eingreifen, sobald der Karren in Folge des Abreißens des Zugseiles nicht
                              mehr auf seinen Raͤdern ruht. Diese Bloͤke ragen
                              ruͤkwaͤrts am Karren beinahe um 2 Fuß hervor, und verhindern also, daß
                              der vordere Theil des Karrens nicht aufspringen kann.
                           p in Fig. B ist eine eiserne
                              Platte, deren zwei Gabeln die Stellstange l, m
                              aufnehmen, so daß also durch einen Stift, der durch dieselben gestuͤzt wird,
                              das Fallen der Hebel verhindert wird. Dieser Stift oder Zapfen wird, sobald sich der
                              Karren entweder oben oder am Fuße der Bahn der horizontalen Flaͤche
                              naͤhert, eingestekt, damit der Karren dann wie ein gewoͤhnlicher Wagen
                              auf feinen Raͤdern vor- und ruͤkwaͤrts
                              laͤuft.
                           Der Zug allein erhaͤlt also hier den Karren auf seinen Raͤdern. Seine
                              Neigung zum Fallen wird durch die groͤßere oder geringere Neigung der vier
                              Hebel a, b, c, d, so wie auch dadurch, daß sich die
                              Zughaken i, k naͤher an der Achse oder weiter
                              davon entfernt befinden, vermehrt oder vermindert. Die Hebel koͤnnen
                              uͤbrigens so empfindlich gebaut und gestellt werden, daß schon die geringste
                              Erschuͤtterung des Zugseiles hinreicht, um den Karren von seinen Raͤdern zu bringen. Jeder
                              einzelne Hebel kann die drei uͤbrigen bewegen; und die Kraft eines einzigen
                              Mannes reicht, wenn der Zug angebracht ist, hin, um einen beladenen Karren wieder
                              auf seine Raͤder zu bringen, wozu, wenn kein Zug angebracht waͤre,
                              eine große Kraft erforderlich seyn wuͤrde. Einen beladenen Karren, wenn er
                              gehoͤrig gestellt ist, von seinen Raͤdern zu bringen, erfordert
                              hingegen eine groͤßere Kraft, als das Emporbringen eines solchen auf seine
                              Raͤder; denn in dem einen Falle wirkt der Zug als eine entgegenwirkende, im
                              anderen aber als eine mitwirkende Kraft.
                           Die vorzuͤglichste Eigenthuͤmlichkeit in dem Baue der Karren besteht in
                              den sich umdrehenden Achsen. Die Raͤder werden dadurch beim Erheben des
                              Wagens auf seine Raͤder der Stuͤzpunkt, waͤhrend der Zug die
                              Kraft ist, die den Karren allein auf seine Raͤder gehoben erhaͤlt. Die
                              Folge hievon ist, daß, wenn der Zug durch irgend einen Unfall oder auf irgend eine
                              andere Weise unterbrochen wird, der Karren alsogleich den beschleunigenden Einfluß
                              seiner Raͤder verliert, auf den Boden sinkt, und in Folge der Reibung fest
                              auf dem Bette der schiefen Flaͤche liegen bleibt.
                           Hrn. Hoar's Erfindung wird, wenn sie ein Mal allgemein
                              bekannt seyn wird, ohne Zweifel auch auf den schiefen Flaͤchen der englischen
                              Eisenbahnen in Anwendung kommen; auf St. Helena bedient man sich ihrer nun beinahe
                              schon 2 Jahre lang mit groͤßtem Nuzen. Sie duͤrfte vielleicht auch
                              noch in anderen Faͤllen, in denen ein schneller Transport noͤthig ist,
                              benuzt werden koͤnnen, und sie scheint nur weniger Modificationen zu
                              beduͤrfen, um auch auf den horizontalen Eisenbahnen in Anwendung gebracht
                              werden zu koͤnnen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
