| Titel: | Versuche, welche Dr. Andrew Ure, M. D. F. R. S., Professor der Chemie, in Auftrag der Lords des geheimen Rathes für Handel und Colonien über die Zukerraffination anstellte. | 
| Fundstelle: | Band 54, Jahrgang 1834, Nr. X., S. 45 | 
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                        X.
                        Versuche, welche Dr. Andrew Ure, M. D. F. R.
                              S., Professor der Chemie, in Auftrag der Lords des geheimen Rathes fuͤr
                           Handel und Colonien uͤber die Zukerraffination anstellte.
                        Aus dem London Journal of Arts. Maͤrz 1834, S.
                              90, April S. 138, Mai S. 198, Junius S. 259 und Julius S. 312.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Ure's Versuche uͤber die Zukerraffination.
                        
                     
                        
                           Die Versuche, deren Resultate ich hier vorlege, wurden auf Verlangen der Lords des
                              geheimen Rathes fuͤr Handel und Colonien angestellt, um zu ermitteln, wie
                              viel Hut-, Lumpen-, Bastardzuker und Syrup im Durchschnitte ein
                              Centner Rohzuker gibt, wenn er nach dem gewoͤhnlichen Verfahren mit Sorgfalt
                              raffinirt wird. In einer Sizung, welche die Lordschaften im October 1831 in
                              Gegenwart der Deputirten der westindischen Gesellschaft und der Zukerraffineurs
                              hielten, kam man darin uͤberein, daß ich bei diesen Versuchen die
                              gewoͤhnliche Methode die Huͤte oder Brode mit Thon, anstatt mit feinem
                              Syrup zu entfaͤrben, anwenden sollte, indem lezteres Verfahren
                              groͤßten Theils auf die Patentzukersiedereien, in denen die Vacuumpfanne
                              angewendet wird, beschraͤnkt ist. Zum Klaͤren des Rohzukers sollte ich
                              thierische Kohle anwenden.
                           Die Resultate solcher im Kleinen angestellten und auf 10 bis 15 Tonnen Zuker
                              beschraͤnkten Versuche zeigen sich aus mehrfachen Ursachen weniger productiv,
                              als das Verfahren einer in regelmaͤßigem Gange befindlichen Zukersiederei,
                              welche im Großen und mit erfahrenen und wohl unterrichteten Leuten, die sich
                              bestaͤndig in einer Anstalt befinden, arbeitet. Die Stellung meines
                              Siedmeisters war offenbar nicht so anlokend, als daß ich mir schmeicheln konnte, ein
                              gewandter Mann wuͤrde sich um dieses Amt, welches von vielen Gliedern dieses
                              Gewerbes mit mißtrauischem Auge betrachtet ward, bewerben; und doch hing das
                              Gelingen meiner Versuche großen Theils von der Geschiklichkeit und Ehrlichkeit
                              dieses Mannes ab.
                           Nach langem Umhersuchen war ich gezwungen, mich mit einem deutschen Zukersieder von
                              bekannter Unbescholtenheit zu begnuͤgen, obschon dieser Mann ohne alle
                              wissenschaftliche Kenntnisse, und bei dem Befolgen des Schlendrians in einer
                              bedeutenden Zukersiederei der City alt geworden und dann entlassen worden war. Es
                              kostete mich ununterbrochene und aͤngstliche Aufmerksamkeit, mit der ich
                              diesen Menschen beinahe bei jedem Processe leiten mußte, indem fuͤr ihn
                              sowohl das Sieden des Zukers in einer Pfanne, die durch irgend ein Bad geheizt wird, als das
                              Filtriren durch roͤhrenartige Schlaͤuche, und die Anwendung der
                              thierischen Kohle ganz fremde Dinge waren. In der Behandlung des gekalkten
                              brasilischen Zukers war er ganz und gar unerfahren, und da es sich bei unseren
                              ersten Versuchen gerade um einen schadhaft gewordenen Artikel dieser Art handelte,
                              so beging er natuͤrlich viele Mißgriffe: und zwar besonders in Hinsicht auf
                              den Granulationsgrad in der Siedepfanne. Doch muͤssen wir uns, nach dem zu
                              urtheilen, was ich seither uͤber das Versieden von schlechtem Zuker durch
                              regelmaͤßig gebildete Zukersieder, und uͤber die hoͤchst zarte
                              Natur des Zukers uͤberhaupt lernte, Gluͤk wuͤnschen, daß unser
                              erster. Versuch eine so große Quantitaͤt gekoͤrnten Zuker gab. Leider
                              verlor ich diesen Mann, nachdem er mit meinem Verfahren vertraut geworden,
                              ploͤzlich durch den Tod, und ich mußte ihn gleichfalls wieder durch einen
                              Deutschen, der unter denselben Verhaͤltnissen war, ersezen.
                           Die Zukersiederei in Ellenstreet, Whitechapel, welche zum Behufe der Versuche
                              gemiethet wurde, war klein, aber licht und von einem geraͤumigen Hofraume
                              umgeben. Sie bestand aus einem Grundgeschoß, welches 3 bis 4 Fuß unter das Niveau
                              der Straße eingesenkt, 33 Fuß lang und 30 Fuß breit war, und uͤber welchem
                              sich 3 Stokwerke befanden. Das Grundgeschoß, welches das Laboratorium vorstellte,
                              sieht man aus dem Grundrisse Fig. 28. Den Eingang
                              sieht man zur rechten Hand. B ist die Schmelzpfanne,
                              welche beim Klaͤrungsprocesse volle 1 1/2 Tonnen Zuker faßte. Unmittelbar
                              uͤber dieser Schmelz- oder Klarungspfanne war fest an der Wand und in
                              gleicher Hoͤhe mit dem ersten Stokwerke ein bedekter kupferner
                              Behaͤlter angebracht, der zur Aufnahme des Inhaltes der unter ihm liegenden
                              Pfanne diente, und der, um ihn gegen die kalte Luft zu schuͤzen, mit
                              schraͤgen Brettern umgeben war. Die Quantitaͤt rohen Materiales, mit
                              der ich gewoͤhnlich arbeitete, betrug 33 bis 34 Centner Zuker, die ich in
                              beilaͤufig dem dritten Theile ihres Gewichtes Kalkwasser aufloͤste.
                              Auf diese Quantitaͤt Zuker wurden beilaͤufig 8 Gallons Ochsenblut und
                              1 1/2 Centner Knochenkohle genommen. Beim Klaren verfuhr ich gewoͤhnlich
                              folgender Maßen: ich brachte zuerst das Wasser in den Kessel, vermischte dieses
                              unter lebhaftem Umruͤhren mit Ochsenblut, und trug hierauf den Zuker ein.
                              Nachdem das Feuer angemacht war, wurde die Masse sorgfaͤltig und
                              ununterbrochen fort umgeruͤhrt. Beilaͤufig 1 1/2 Stunden nach dem
                              Beginnen des Heizens kam die Fluͤssigkeit zum Sieden, wobei die Hize jedoch
                              so gemaͤßigt wurde, daß kein zu lebhaftes Aufsieden Statt finden konnte.
                              Wurde das Feuer hierauf gedaͤmpft, so schwamm der Schaum sehr eben auf der
                              Oberflaͤche, so daß er leicht mit einem Schaumloͤffel abgenommen werden konnte. Dieser
                              Schaum wurde in einen eigenen Behaͤlter gebracht, der sich in der mit H bezeichneten Eke des Siedhauses befand. Nach dem
                              Abschaͤumen wurde die thierische Kohle eingetragen, und mit einer Schaufel
                              gut mit dem Syrup vermengt, worauf unter bestaͤndigem Umruͤhren noch 3
                              Gallons Ochsenblut zugesezt wurden. Sobald der Schaum hiebei seine groͤßte
                              Hoͤhe erreicht hatte, wurde das Feuer ausgeloͤscht, und bald darauf
                              bildete der Schaum eine Kruste, die wie ein ausgeduͤrrter Boden eine Menge
                              trokener Spruͤnge bekam.
                           Hierauf wurde eine Pumpenroͤhre bis auf den Boden der Pfanne herabgesenkt, und
                              deren unteres Ende in eine duͤnne, hohle, mit vielen Loͤchern
                              durchbrochene Trommel, in den sogenannten Schuh eingelassen. Durch diese Vorrichtung
                              wurde ein großer Theil der thierischen Kohle und der groͤberen Unreinigkeiten
                              von dem Eintritte in die Pumpenroͤhre abgehalten, damit die Klappen
                              bestaͤndig freies Spiel behielten. Die ganze, in der Pfanne enthaltene
                              fluͤssige Masse wurde auf diese Weise in den oben erwaͤhnten bedekten
                              Behaͤlter gepumpt.
                           Fig. 29 ist
                              ein senkrechter Durchschnitt des roͤhrenfoͤrmigen Sakfilters; am
                              Scheitel des Kastens, von welchem die Saͤke mittelst angeschraubter
                              Mundstuͤke herabhaͤngen, sieht man die große Roͤhre, welche die
                              truͤbe Fluͤssigkeit in den kupfernen Filtrirbehaͤlter A leitet. Der große, bei D
                              ersichtliche Sperrhahn regulirt den Zutritt des truͤben Syrupes in das
                              Filtrum. Der klare Syrup fließt von den Saͤken in den flachen
                              Behaͤlter B ab, und dieser entleert sich durch
                              den zweiwegigen Sperrhahn bei B, und zwar auf solche
                              Weise, daß die Fluͤssigkeit, so lange sie truͤbe ist, in den kleinen
                              Behaͤlter E, so wie sie hingegen klar zu werden
                              beginnt, in den großen Behaͤlter C geleiter
                              werden kann. Jeder dieser Behaͤlter ist mit einer Pumpe versehen; die
                              truͤbe Fluͤssigkeit wird hiedurch wieder in die Schmelzpfanne gepumpt,
                              aus der sie dann, um noch ein Mal filtrirt zu werden, wieder in den oberen
                              Behaͤlter gepumpt wird; die klare Fluͤssigkeit hingegen laͤuft
                              durch eine große Roͤhre in die Abdampfpfanne D,
                              Fig. 28.
                              Diese Pfanne war von mir so ausgedacht, daß die Syrupe sehr schnell eingedikt oder
                              abgedampft werden konnten, ohne daß sie dabei der Einwirkung der bloßen Flamme
                              ausgesezt wurden. Nur das aͤußere, aus Eisen bestehende, und mit AA bezeichnete Gehaͤuse kommt
                              naͤmlich hier mit dem Feuer in Beruͤhrung; die innere, mit D bezeichnete Pfanne besteht aus Kupfer, ihr Boden ist
                              gerunzelt oder gefaltet, um demselben einen zwei Mal so großen metallenen
                              Flaͤchenraum zu geben. Zwischen diesem gerunzelten Boden und dem Boden des
                              aͤußeren Gehaͤuses befindet sich ein Zwischenraum von 2 bis 3 Zoll, der mit dem
                              fluͤssigen Salzbade angefuͤllt ist. Dieses Bad oder dieses erhizende
                              Medium kann den in der kupfernen Pfanne befindlichen Zuker selbst dann nicht
                              zersezen, wenn es bis auf 320° F. erhizt ist, selbst wenn der Zuker troken
                              auf den Runzeln der Pfanne liegen sollte.
                           An der mit 1 bezeichneten Stelle ist eine Roͤhre von 3 Zoll im Durchmesser
                              angebracht, durch welche aller Dampf, der sich allenfalls in Folge eines zu starken
                              Feuers aus dem Bade entwikeln moͤchte, leicht entweichen kann. In den
                              Oeffnungen bei 2 und 4 sind Thermometer angebracht, welche die Temperatur des Bades
                              andeuten; und sollte, dessen Temperatur hoͤher steigen, als man sie haben
                              will, so laͤßt sich der Siedepunkt des Mediums leicht durch einige Pinten
                              Wasser, die man durch den Sperrhahn bei H, Fig. 30,
                              eintreten laͤßt, bis auf den gehoͤrigen Grad erniedrigen.
                           Fig. 30 ist
                              ein senkrechter Durchschnitt durch diese Zukerpfanne, an welchem D das aͤußere eiserne Gehaͤuse, und A die innere kupferne Pfanne bezeichnet, deren Boden
                              gerunzelt ist, damit die Verdampfungskraft der Hize verdoppelt werde, ohne daß deren
                              Intensitaͤt erhoͤht wird. C in Fig. 28 ist
                              die Rinne, in welche sich die durch die Runzeln gebildeten Canaͤle entleeren,
                              und D in Fig. 30 bezeichnet die
                              Austrittsroͤhre fuͤr den zu koͤrnenden Syrup. B, C und F stellen die
                              Dampfroͤhre und den Verdichtungsbehaͤlter vor, in welchem der aus dem
                              Bade emporsteigende Dampf wieder verdichtet wird; dieses verdichtete Wasser
                              laͤuft durch die an der Seite der Roͤhre B
                              befindliche kleine Roͤhre wieder in das Bad zuruͤk. Die
                              gewoͤhnliche Ladung der Pfanne betraͤgt 80 Gallons Syrup, welche nach
                              2 Minuten zum Sieden kommen, und nach weiteren 15 bis 18 Minuten gekoͤrnt
                              werden koͤnnen. Da das Feuer nicht gedaͤmpft zu werden braucht, und da
                              die Badfluͤssigkeit zugleich ein Sicherungsmittel gegen die nachtheiligen
                              Wirkungen der Feuerflammen und ein Waͤrmemagazin bildet, so vereint diese
                              Zukerpfanne große Sicherheit mit einer sehr bedeutenden Abdampfkraft.
                           So wie der Siedmeister durch das Gefuͤhl, d.h. dadurch, daß sich, wenn man
                              zwischen den Zeigefinger und den Daumen etwas Syrup bringt, ein Kuͤgelchen
                              und ein Faden bildet, bemerkt, daß der Syrup den gehoͤrigen Grad von
                              Koͤrnung erreicht hat, so oͤffnet er die Entleerungsroͤhre,
                              damit die Masse durch G, Fig. 28, in das
                              Kuͤhlgefaͤß E abfließen kann. So wie dieß
                              geschehen, wird die Roͤhre geschlossen, und rasch wieder eine frische Menge
                              Syrup in die Pfanne gebracht, und nachdem auch diese gehoͤrig eingedikt
                              worden, in das Kuͤhlgefaͤß abgelassen. Nach Beendigung dieser
                              Operation, die man den zweiten Sud (second skipping)
                              nennt, beginnt das Koͤrnen oder Granuliren. Bei diesem Geschaͤfte schleudert der
                              Arbeiter den abkuͤhlenden Syrup mit Heftigkeit gegen die eine Wand des
                              Kuͤhlgefaͤßes, welche zu diesem Behufe durch ein halbcylindrisches
                              Kupferblech, das man die Krippe (crib) nennt,
                              hoͤher und aufgebogen ist. Je mehr der Syrup abgeschlagen wird, um so feiner
                              wird das Korn des Zukers, und um so groͤßer wird seine Weiße; um so mehr
                              vermindert sich aber auch der Glanz desselben.
                           Wenn hierauf auch der Syrup vom dritten Sude in das Kuͤhlgefaͤß
                              geleitet worden, so wird der ganze Inhalt dieses Gefaͤßes gut unter einander
                              gemengt, und die Masse dann in die irdenen Formen oder Model gebracht, die vorher
                              auf der einen Seite des Siedehauses, bei F, in
                              Bereitschaft gestellt worden. Diese Model werden vorher in der mit K bezeichneten Kufe in kaltes Wasser geweicht, und
                              nachdem sie mit einem Instrumente, welches wie ein Bootshaken geformt ist,
                              herausgehoben sind, auf Latten, die quer uͤber die Kufe gelegt sind, kurze
                              Zeit zum Abtropfen aufgestellt. Endlich verstopft man deren Spize mit einem Lappen,
                              und stellt sie neben einander auf ihre Spize, indem man sie dadurch, daß man sie in
                              zerbrochene, auf die Basis gestellte Formen einsenkt, in dieser Stellung
                              erhaͤlt.
                           Der gekoͤrnte Syrup wird mit kupfernen Schaufeln aus dem
                              Kuͤhlgefaͤße in laͤngliche kupferne Beken mit zwei Henkeln
                              geschoͤpft, in diesen an die Formen hingetragen, und in dieselben
                              gefuͤllt. Der Model wird bei der ersten Fuͤllung gewoͤhnlich
                              nur bis zum dritten Theile, bei der zweiten bis zum zweiten Drittel, und bei der
                              dritten endlich bis zum Rande gefuͤllt.
                           Zunaͤchst auf diese Operation folgt das sogenannte Steren (hauling), welches darin besteht, daß man die diker
                              werdende Masse in den Formen der Gleichfoͤrmigkeit der Temperatur und der
                              Textur des Hutes wegen aufruͤhrt. Diese Operation wird von mehreren Arbeitern
                              zugleich vollbracht, je nachdem eine Anzahl von Modeln gefuͤllt wurde. Jeder
                              Arbeiter nimmt zu diesem Behufe ein Messer, dessen Groͤße der Groͤße
                              des Models entspricht, und schabt, waͤhrend er die Hand uͤber die
                              Mitte der Basis der Form haͤlt, den Zuker von den Waͤnden der Formen
                              ab, indem er die Spatel oder das Messer hinter einander niederstoͤßt, und es
                              auf diese Weise rings herum fuͤhrt. Nach zwei solchen Umgaͤngen
                              laͤßt man die granulirende Masse einige Minuten lang stehen, bis sie etwas
                              steifer geworden; und hierauf laͤßt man die Formen unangeruͤhrt bis
                              zum naͤchsten Morgen auf dem Boden des Fuͤllhauses stehen, wo dann der
                              Zuker fest geworden. In diesem Zustande wird er hierauf durch die in jedem Stokwerke
                              gelassenen Fallthuͤren emporgezogen; diese Thuͤren befinden sich in
                              einer senkrechten Linie; in ihrer Mitte laͤuft uͤber eine Rolle, die
                              an einem gut gestaͤzten Balken angebracht ist, ein Stuͤk herab.
                           Nachdem die an einem Tage gefuͤllten Model aufgestert wurden, ist es das
                              Geschaͤft des mit der Leitung der Pfanne beauftragten Arbeiters, an die
                              Behandlung des Schaumes zu gehen, der am Morgen von den Schmelzpfannen abgenommen
                              wurde; dieß geschieht dadurch, daß er die befeuchteten Saͤke auspreßt, bis
                              alle zukerigen Theile daraus ausgezogen sind. Das Waschwasser der Schaumsaͤke
                              wird zum naͤchsten Schmelzen von Rohzuker verwendet.
                           Die abgekuͤhlten Model werden in eines der oberen Stokwerke hinauf geschafft,
                              nachdem daselbst zu deren Aufnahme vorher eine entsprechende Anzahl gut sortirter
                              Toͤpfe hergerichtet wurde. Bevor der Kegel der Form in die Muͤndung
                              eines solchen Topfes gesezt wird, wird der Lappen, womit er verstopft ist, entfernt,
                              und die Spize des Hutes oder Brodes selbst mit einem ahlenfoͤrmigen
                              Instrumente angestochen.
                           Sind die Huͤte gehoͤrig gesotten worden, so laͤuft der
                              gruͤne Syrup in einigen Tagen von denselben ab, und dieser Syrup wird dann
                              aus den Abtropftoͤpfen in groͤßere Toͤpfe gegossen. Die leeren
                              Toͤpfe werden hierauf wieder unter die Formen gestellt, und gleich nachdem
                              dieß geschehen, wird ein Schoͤpfloͤffel voll Thonteig auf die Basis
                              eines jeden Hutes gegossen. Dieser Thonteig wird vorher in der Thonbuͤtte J angemacht, indem man Pfeifenthon mit reinem Wasser
                              abruͤhrt, und das Gemisch durch einen Seiher laufen laͤßt. Der erste,
                              oder wie man ihn auch zu nennen pflegt, der gruͤne Thon, vertroknet in 5 oder
                              6 Tagen zu einem Kuchen, der dann abgenommen und bei Seite gelegt wird, um abermals
                              in Teig verarbeitet zu werden. Die Oberflaͤche der Basis des Zukerhutes
                              schrumpft mittlerweile ein, und wird concav.
                           Nun wird der Zuker mit einem Instrumente, welches die Kelle (trowel) genannt wird, von den Waͤnden des Models, an denen er
                              festklebt, losgemacht; dann auf den losen Zuker eine Schichte gepulverter
                              Lumpenzuker gelegt, und hierauf das Ganze fest und eben auf die Basis des Hutes
                              herabgedruͤkt, um dann den zweiten Thon auflegen zu koͤnnen.
                           Ist dieser zweite Thon troken geworden, so wird derselbe abgenommen, und jeder Hut
                              aus der Form genommen, was man das Untersuchen (overseeing) nennt. Sind die Huͤte rein, d.h. haben deren Spizen
                              ihre braune Farbe verloren, was man am besten erkennt, wenn man zwei oder drei
                              derselben abschlaͤgt, so schreitet der Arbeiter zum Abschaben und zur
                              Entfernung aller Unebenheiten und Unreinigkeiten, die sich außen an dem Hute befinden. Dieß
                              geschieht mit einem eisernen Instrumente, mit dessen einer Kante er auch einen
                              Buchstaben oder eine Zahl in die Basis des Hutes einzeichnet. Wann es noͤthig
                              ist, gibt man den Huͤten noch eine dritte Thonlage, oder man befeuchtet die
                              zweite Thonlage etwas.
                           Die gereinigten Huͤte laͤßt man noch einige Tage in den Modeln, damit
                              sie jene Festigkeit oder Haͤrte erlangen, die noͤthig ist, damit sie
                              fest stehen, wenn man sie aus den Formen stuͤrzt; waͤhrend dieser Zeit
                              stoͤßt man die Formen ein oder zwei Mal leicht gegen einen Holzblok: denn
                              dadurch wird das Ankleben der Huͤte an den Formen verhindert, das Entweichen
                              der Feuchtigkeit erleichtert, und die Oberflaͤche schoͤner.
                           Wenn nun endlich die Huͤte aus den Formen genommen werden sollen, so breitet
                              der Arbeiter grobes braunes Papier auf den Boden, und stuͤrzt dann jeden Hut
                              einzeln mit seiner Form auf denselben. Ist das Gemach gehoͤrig erhizt, so
                              verbreitet sich die Feuchtigkeit innerhalb 24 Stunden gleichmaͤßig durch den
                              ganzen Hut, so daß er ein gleichmaͤßiges aͤußeres Aussehen
                              erhaͤlt. In diesem Zustande werden die Huͤte entweder in Papier
                              eingehuͤllt oder nakt in die Trokenstube gebracht, nach 8 bis 10 Tagen
                              herausgenommen und zu Markte gebracht.
                           Bei der Fabrikation von Lumpenzuker pflegt man die gefaͤrbten Spizen der
                              Huͤte abzuschlagen, und nicht zu warten, bis dieselben rein geworden. Diese
                              Lumpenkoͤpfe werden in einem Haufen, in einer großen Form getroknet, und
                              hierauf zur Fabrikation feiner Brode geschmolzen. Der Syrup, der waͤhrend des
                              Troknens aus dem raffinirten Zuker entweicht, betraͤgt gewoͤhnlich,
                              sowohl dem Gewichte, als dem Umfange nach, mehr, als das Gewicht des
                              zuruͤkbleibenden Hut- oder Lumpenzukers; er ist daher ein Gegenstand
                              von großer Wichtigkeit, und von der gehoͤrigen Behandlung desselben
                              haͤngt hauptsaͤchlich das Gedeihen der Fabrik ab.
                           Ich bedaure, daß mir die Umstaͤnde nicht gestatteten, die Reinigung der
                              Huͤte mit feinem Syrup, anstatt mit Thon, allgemein bei meinem Verfahren zum
                              Grunde zu legen; denn erstere Operation geht nicht nur viel schneller von Statten,
                              sondern sie ist den Versuchen gemaͤß, die ich im Kleinen anstellte, auch
                              ergiebiger, als leztere. Da der Hauptzwek, den die Regierung bei diesen Versuchen im
                              Auge hatte, darin bestand, zu ermitteln, welche Verguͤtung eigentlich bei dem
                              gegenwaͤrtig gesezlich bestehenden Ruͤkzolle, der bei der Ausfuhr von
                              raffinirtem Zuker bezahlt wird, zu bezahlen ist, so mußte ich nothwendig nach jener
                              Methode verfahren, die der Ausfuhr am Besten entsprach. Ich trieb daher aus diesem
                              Grunde die Verkleinerung der Zukerkoͤrner in dem Kuͤhlapparate weiter, als ich sie getrieben
                              haben wuͤrde, wenn mein Zuker fuͤr den inlaͤndischen Markt
                              bestimmt gewesen waͤre, und suchte auf diese Weise die volle Anzahl von
                              Huͤten, welche an Weiße dem Musterhute gleichkamen, zu erzielen. Das Korn
                              ward jedoch nicht ganz geopfert, wie daraus erhellt, daß man in lezter Zeit auf
                              unserem inlaͤndischen Markte fuͤr unsere raffinirten Zuker
                              hoͤhere Preise erhielt, als sie von den nach dem Auslande handelnden
                              Maͤklern bezahlt werden.
                           Unsere gegenwaͤrtigen Geseze gestatten zweierlei Ruͤkzoll fuͤr
                              die ausgefuͤhrten Zukerhuͤte: naͤmlich 43 Schill. 2 2/5 Den.
                              per Centner fuͤr Huͤte von solcher
                              Weiße, wie sie der auf dem Mauthbureau niedergelegte Musterzukerhut hat; und 36
                              Schill. 9 3/5 Den. fuͤr alle gut geklaͤrten Zukerhuͤte, die
                              eine dunklere Farbe haben, als das erwaͤhnte Muster. Die Raffineurs pflegen
                              von einem sehr weißen Zuker zu sagen, „daß er einen guten Theil Farbe habe
                                 (that it has a great deal of
                                    colour).“
                              
                           Die relative Weiße der Huͤte haͤngt nicht bloß von der Qualitaͤt
                              des Rohzukers, aus welchem sie erzeugt werden, noch von dem Grade der Farblosigkeit,
                              bis auf welchen man den Syrup durch Behandlung mit thierischer Kohle brachte, noch
                              von dem Siedeprocesse, sondern großen Theils auch von der Art der Granulation in dem
                              Kuͤhlgefaͤße ab.
                           Ich habe oben gesagt, daß in dieses Kuͤhlgefaͤß nach einander drei oder
                              mehrere Ladungen der Siedepfanne gebracht, und zur Erzielung der
                              Gleichfoͤrmigkeit saͤmmtlich mit einander vermengt werden, bevor die
                              Masse in die Formen gefuͤllt wird. Je nach der Abdampfkraft der Pfanne und
                              der Groͤße der Ladungen vergehen nothwendig zwei oder mehrere Stunden, bevor
                              das Kuͤhlgefaͤß seine ganze Fuͤllung erhaͤlt: d.h. bevor
                              es so weit gefuͤllt ist, daß eine ganze Reihe von Formen daraus
                              gefuͤllt werden kann. Wenn der concentrirte und granulirende Syrup
                              waͤhrend dieser Zwischenzeit nur schwach umgeruͤhrt wird, so werden
                              die daraus erzeugten Zukerhuͤte grobkoͤrnig und funkelnd seyn; wird
                              die granulirende Masse hingegen heftig mit einer Schaufel oder Spatel hin und her
                              geworfen, so werden die Zukerhuͤte ein feineres und wenig glaͤnzendes
                              Korn bekommen, dafuͤr aber bedeutend weißer seyn, vorausgesezt daß alle
                              uͤbrigen Umstaͤnde vollkommen gleich sind.
                           Die englischen Consumenten ziehen grobkoͤrniges, glaͤnzendes, compactes
                              oder dichtes, raffinirtes Gut vor; die Franzosen lieben mehr eine schneeweiße, wenig
                              glaͤnzende und minder dichte Waare; daher kann aus einem gleichen Gewichte
                              rohen Materiales, und wenn die Farbe in beiden Faͤllen eine und dieselbe ist,
                              eine groͤßere Quantitaͤt Zuker von lezterer oder von der Musterqualitaͤt, als von
                              ersterer Qualitaͤt erzeugt werden.
                           Die Weiße des Zukerkornes haͤngt von der Quantitaͤt und
                              Integritaͤt des von demselben zuruͤkgeworfenen Lichtes ab. Ist das
                              Korn groß, so wird ein großer Theil Licht aufgefangen, oder auf seinem weiteren
                              Durchgange durch den Reflex der Hinteren Flaͤche des Krystalles
                              gefaͤrbt; ist das Korn hingegen klein, so haben die Lichtstrahlen durch eine
                              duͤnnere Krystallschichte zu dringen, so daß sie also weniger gefaͤrbt
                              und weniger aufgefangen werden. Jedermann weiß, daß ein sehr braun gefaͤrbter
                              Kandiszuker-Krystall in kleine Stuͤke zertheilt um so heller wird, je
                              kleiner diese Stuͤke sind; und selbst ganz brauner Kandiszuker gibt ein
                              vollkommen weißes Pulver. Der Zukersieder kann daher durch einen bloßen Kunstgriff
                              fuͤr einen und denselben Zuker den doppelten oder den einfachen
                              Ruͤkzoll erlangen; d.h. er kann machen, daß 6 Cntr. in Hinsicht auf den
                              Ruͤkzoll beinahe 7 Cntrn. gleichkommen; oder, um noch genauer zu seyn, daß
                              95,4 Pfd. 112 Pfd. gleich sind.
                           Ein verstaͤndiger Raffineur wird daher, wenn er fuͤr das Ausland
                              fabricirt, immer das Korn der Weiße opfern; arbeitet er hingegen fuͤr den
                              eigenen heimathlichen Markt, so wird er einen Mittelweg befolgen, und seinem
                              Fabrikate so viel Glanz und Korn zu erhalten suchen, als sich mit einem gewissen,
                              auf dem Markte beliebten Grade von Faͤrbung vertraͤgt.
                           Ein anderes und rechtmaͤßigeres Mittel das Product an solchem Hutzuker, der
                              dem doppelten Muster gleichkommt, zu vermehren, liegt in der Anwendung einer
                              groͤßeren Quantitaͤt thierischer Kohle zum Klaͤren der
                              zukerhaltigen Fluͤssigkeiten. In dieser Absicht wenden die
                              franzoͤsischen Zukersieder volle 10 Procent thierische Kohle an,
                              waͤhrend die englischen selten mehr dann 3 bis 4 Procent nehmen, aus Furcht,
                              der Glanz des Kornes moͤchte darunter leiden. Diese Furcht ist, wenn die
                              thierische Kohle rein ist, so viel mir scheint, grundlos; allein leider ist dieser
                              kostbare Artikel im Handel haͤufig verfaͤlscht.
                           Die große und unausgesezte Aufmerksamkeit, die ich in den lezten 12 Monaten,
                              waͤhrend welcher ich mich mit der Leitung dieser Versuche
                              beschaͤftigte, auf das Studium der Zukersiederei verwendete, brachten mich zu
                              dem Schluͤsse, daß man es in den Zukersiedereien bei weitem noch nicht zu
                              jener Ersparniß an Handarbeit und an rohem Materiale gebracht habe, die man heut zu
                              Tage in anderen großen chemischen Fabrikationszweigen trifft.
                           Die im Rohzuker von mittlerer Qualitaͤt enthaltenen Unreinigkeiten betragen,
                              genauen Analysen gemaͤß, selten mehr als 1 Procent, und doch betraͤgt der
                              Verlust, den man in den Zukersiedereien erleidet, selten unter 4 Procent; ja, wenn
                              der Syrup wiederholt behandelt wird, um das Maximum an Hut- und Lumpenzuker
                              daraus zu gewinnen, so belaͤuft sich der Verlust selbst unter der
                              sorgfaͤltigsten Behandlung auf 5 bis 6 Procent. Es ist hier nicht meine
                              Aufgabe, meine Bemerkungen uͤber die durch die Wissenschaft gegebenen
                              Ersparnisse in einer Zukersiederei zu Papier zu bringen; allein meine Pflicht ist es
                              aufzuklaͤren, woher denn wahrscheinlich der Verlust kommt, der sich bei
                              einigen meiner Operationen, wenn sie nach der gewoͤhnlichen Methode, und
                              selbst von fleißigen und gewandten Arbeitern vollbracht wurden, im Gewichte ergab.
                              Obschon sowohl ich, als der Mauthbeamte, die sorgfaͤltigste Aufsicht hielten,
                              so war der Verlust doch in zwei Faͤllen so groß, daß ein analytischer
                              Chemiker sehr vermuthen mußte, es sey dabei mit unrechten Dingen zugegangen.
                           Die Hauptursachen des Verlustes sind folgende:
                           1) Die Quantitaͤt Blut, welche in der Mehrzahl der Zukersiedereien zum
                              Klaͤren der Zukeraufloͤsungen angewendet wird, ist so groß, daß sie
                              zugleich mit der Knochenkohle eine dike klebrige Masse bildet, welche, wenn sie auch
                              zwei Mal mit siedendem Wasser ausgewaschen, und jedes Mal durch die
                              Schaumsaͤke gepreßt wird, doch immer noch eine Quantitaͤt Zuker
                              enthaͤlt, – eine Quantitaͤt, die, wenn sie auch zu klein ist,
                              als daß der Zuker auf die gewoͤhnliche Weise mit Vortheil daraus gewonnen
                              werden koͤnnte, doch hinreicht, um im Großen ein nicht unbedeutendes Deficit
                              zu erzeugen. Dieses Deficit kann uͤberdieß durch die Nachlaͤssigkeit,
                              Ungeschiklichkeit oder durch den Betrug des an der Pfanne mir dem Abschaͤumen
                              beschaͤftigten Arbeiters bedeutend erhoͤht werden. Ich kenne zwei
                              Zukersieder in London, die gegen diesen haͤufigen Ursprung des Verlustes so
                              sehr auf ihrer Hut sind, daß sie den ausgewaschenen Schaum nicht eher aus den Augen
                              lassen, als bis derselbe die Einwirkung einer hydraulischen Presse erfahren.
                           Wenn ich auch die Resultate meines dritten Versuches, bei welchem der Verlust der
                              gewoͤhnliche war, mit jenen des sechsten Versuches vergleiche, bei welchem
                              sich ein außerordentlicher Verlust ergab, so bin ich doch uͤberzeugt, daß der
                              Schaum in beiden Faͤllen mit gleicher Sorgfalt ausgewaschen wurde; denn die
                              Aufsicht auf die damit beschaͤftigten Arbeiter war so streng, daß jede
                              Abweichung von dem vorgeschriebenen Verfahren durchaus unmoͤglich war.
                           2) Beim Fuͤllen der Formen geht mehr oder weniger Zuker verloren, indem der
                              granulirende Syrup mit einem Loͤffel aus dem Kuͤhlgefaͤße in
                              Beken geschoͤpft wird, in denen er eine gewisse Streke weit getragen, und dann mit der Hand
                              ausgeleert wird, – eine gewiß sehr ungeschikte Operation.
                           3) Der Hauptverlust ruͤhrt aber, wie ich glaube, von der Behandlung der Formen
                              her; diese bestehen naͤmlich aus Toͤpferthon, sind etwas
                              poroͤs, und muͤssen, bevor sie mit dem siedenden Zuker gefuͤllt
                              werden, durch Untertauchen in den eigens dazu bestimmten Behaͤlter mit Wasser
                              gesaͤttigt werden. Dieses Einweichen verhindert das Ankleben des Zukerhutes
                              an die innere Wand der Form, wodurch die Oberflaͤche des Hutes Schaden
                              leiden, und das Fabrikat auf dem Markte verlieren wuͤrde; allein das Wasser,
                              welches auf diese Weise jedes Mal in die Form dringt, zieht eine gewisse Menge Zuker
                              an, und diese wird wieder aufgeloͤst, wenn die Form das naͤchste Mal
                              wieder in das Wasser eingeweicht wird. Aus diesem Grunde zeigt auch das Wasser, in
                              welches die Formen getaucht werden, von Zeit zu Zeit ganz unzweideutige Zeichen von
                              Gaͤhrung.
                           4) Der beim Klaren der Huͤte in den Modeln abtropfende Syrup faͤllt in
                              irdene Toͤpfe von einer gewissen Porositaͤt, und daher muß, selbst
                              wenn gar nichts von der Fluͤssigkeit versprizt wuͤrde, schon dadurch
                              ein gewisser Verlust entstehen, wenn einige Tonnen Zuker in Tausende von Formen und
                              Toͤpfen vertheilt werden.
                           Diese Ursachen des Verlustes bestanden bei allen meinen Versuchen in vollkommen
                              gleichem Maaße, und daher kann ich nicht wohl begreifen, wie sich bei dem
                              fuͤnften, und noch mehr bei dem sechsten Versuche, wo doch das ganze
                              Verfahren unveraͤndert beibehalten ward, ein so großer Abgang an Bastardzuker
                              und Syrup ergeben konnte. Ich muß nun noch eines Umstandes erwaͤhnen, der dem
                              vollkommenen Gelingen aller Versuche, die ich anstellte, im Wege lag. Jede Reihe
                              oder jeder Einsaz von Zukerhuͤten wird, nachdem der gruͤne Syrup von
                              selbst abgelaufen, gewoͤhnlich mit drei Thonschichten oder drei Mal mit
                              feinem Syrup behandelt. Jede Thonauflage erzeugt ihre eigene Art von Syrup, die man
                              den Syrup vom ersten, zweiten oder dritten Thone zu nennen pflegt, und von denen
                              jede einzeln aufbewahrt, und um das gehoͤrige Korn und die gewuͤnschte
                              Farbe zu erzielen, mit mehr oder weniger geklaͤrtem Syrup versotten werden
                              muß. Bei dem Maßstabe, in welchem ich meine Versuche anstellen mußte, konnte ich
                              jedoch, ausgenommen ich haͤtte so lange gewartet, daß ich Gefahr gelaufen
                              waͤre, die Masse moͤchte sich zersezen, nie eine solche
                              Quantitaͤt gleicher Syrupe zusammenbringen, als zu einem Sude nothwendig war;
                              es ist naͤmlich hiebei auch zu bemerken, daß das Product um so besser ist, je
                              schneller der abgetropfte Syrup verarbeitet wird.
                           
                           Die Zukersiederei, welche ich zu meinen Versuchen gemiethet hatte, war nie vollkommen
                              zu diesem Zweke eingerichtet, und zum Theil abgebrochen. Es war kein Magazin
                              fuͤr den raffinirten Zuker vorhanden; die hoͤlzernen Sparren der
                              Trokenstube mußten durch andere ersezt werden; die Filter, die Pumpen und die
                              verschiedenen Gefaͤße mußten hergeschafft, der Wasserbehaͤlter, in den
                              die Formen eingetaucht werden, in den Boden eingesenkt, der Kamin ausgebessert, die
                              Wohnung der Arbeiter hergestellt werden. Alle diese Arbeiten, so wie der Bau der
                              Sicherheitssiedepfanne erfordern viele Zeit. Leztere, von deren Guͤte das
                              Gelingen der Versuche großen Theils abhing, wurde von einem Kupferschmiede nach
                              meinen Angaben gebaut; allein leider nicht unter meiner unmittelbaren Leitung, so
                              daß sie meinen Absichten nicht vollkommen entsprach; da die Zeit jedoch
                              draͤngte, so mußte ich mich ihrer bedienen, so wie ich sie fand.
                           Nachdem auf den Auftrag des sehr ehrenwerthen Handelscollegiums durch die HH. Kemble 15 Tonnen Brasilienzuker zu 19 Schill. 6 Den. per Centner zu diesen Versuchen angekauft worden, begann
                              ich am 20. Jan. 1832 meine Operationen damit, daß ich 33 Centner 1 Quarter und 10
                              Pfd. Zuker in dem oben angegebenen Verhaͤltnisse mit Wasser, Blut und
                              Knochenkohle schmolz und klaͤrte. Der Zuker schien von sehr
                              mittelmaͤßiger (indifferent) Qualitaͤt;
                              sein Preis stand um 3 Schill, per Centner unter dem
                              Preise des englischen Colonialzukers, indem der Markt nicht sehr reich mit
                              Brasilienzuker versehen war. In einigen Kisten gab er einen unangenehmen sauren
                              Geruch von sich; in beinahe allen zeigte er ein kleines weiches Korn. Mehrere
                              verstaͤndige Zukersieder, die ich zu Rath zog, versicherten mich, daß sie
                              ihre Fabriken beinahe zu Grunde gerichtet haͤtten, als sie Brasilienzuker
                              allein und von besserer Qualitaͤt zu raffiniren suchten; die
                              Quantitaͤt unkrystallisirbaren Syrupes oder sogenannten Schweres
                              haͤufte sich naͤmlich im Laufe einer Siedezeit in so großer Menge an,
                              daß ihre Operationen dadurch ganz in Unordnung geriethen, und sie einen bedeutenden
                              Geldverlust erlitten. Ich ging daher mit nicht geringer Sorge an den dem Anscheine
                              nach so wenig versprechenden Versuch aus dieser Partie Brasilienzuker das Maximum an
                              Musterhuͤten und Bastardzuker zu erzielen; und zwar um so mehr, als ich
                              selbst von jenen Zukersiedern, die sonst zu meinen persoͤnlichen Freunden
                              gehoͤrten, keinen Beistand zu erwarten hatte, weil sie meine Einmischung in
                              ihr Gewerbe in diesem Falle fuͤr inquisitorisch und zudringlich hielten.
                              Meine Besorgniß wurde sogar noch durch folgende zwei Umstaͤnde
                              erhoͤht: 1) Kam der Siedemeister, den ich zur Leitung der Details meiner
                              Arbeite gewaͤhlt
                              hatte, durch die Anwendung des Apparates und des Verfahrens, welches ich anzunehmen
                              gezwungen war, um mit den neueren Verbesserungen in der Zukersiederei, und
                              namentlich mit dem beruͤhmten, immer mehr und mehr in Aufnahme kommenden Howard'schen Apparate in Einklang zu arbeiten, in nicht
                              geringe Verlegenheit. 2) Zeigte sich bei einem Versuche, daß die Badpfanne bei einer
                              Temperatur von 300° F. zwar den Zuker gegen das Anbrennen schuͤzte,
                              daß die Eindikung des Syrupes aber nicht so rasch vorwaͤrts schritt, als man
                              es erwarten konnte: ein Fehler, der hauptsaͤchlich davon herruͤhrte,
                              daß die zwischen dem aͤußeren Gehaͤuse und dem Boden der kupfernen
                              Pfanne befindliche fluͤssige Masse zu tief war. Diesem Uebelstande wurde
                              alsbald dadurch abgeholfen, daß die kupferne Pfanne tiefer in das Gehaͤuse
                              eingesenkt, und ihr Boden so gefaltet wurde, daß er dem Syrup einen doppelt so
                              großen, erhizten Flaͤchenraum darbot. Auf diese Weise konnte ich
                              naͤmlich die Abdampfkraft der Pfanne auf jeden beliebigen Grad
                              erhoͤhen, ohne daß ich die Intensitaͤt der Waͤrme des Bades so
                              weit zu erhoͤhen brauchte, daß sie dem Zukerstoffe haͤtte nachtheilig
                              werden koͤnnen. Ich muß jedoch anerkennen, daß der Nachtheil, der sich aus
                              dem langsamen Verdunsten und aus den ungluͤklichen Proben waͤhrend der
                              zwei oder drei ersten Wochen meiner Operationen ergab, auf die ganze erste Reihe der
                              Versuche eine nachtheilige Wirkung aͤußerte. Die durch das Gefuͤhl
                              bestimmten Proben wurden einige Mal zu niedrig genommen, d.h. der Syrup, den man bei
                              der Maͤßigkeit der Temperatur fuͤr hinreichend eingedikt hielt, war in
                              der Wirklichkeit zu duͤnn; und da er in Ermangelung eines mit Dampf geheizten
                              Apparates zuweilen auch zu kalt in die Formen gefuͤllt wurde, so waren die
                              auf diese Weise erzeugten Huͤte nicht bloß sehr poroͤs, sondern sie
                              zerfielen sogar beim Herausnehmen aus den Formen einige Mal zu Pulver, so daß sie
                              neuerdings mit Syrup und Tranfe behandelt werden mußten. Folgende Tabelle gibt einen
                              allgemeinen Ueberblik der Resultate des ersten Versuches.
                           Tabelle I.
                           Resultate des Versuches mit gekalktem Brasilienzuker, den Centner
                              zu 19 Schill. 6 Den.
                           
                              
                                 
                                 Cntr.
                                 Quart.
                                 Pfd.
                                     Zoll      Pfd.  Sch.
                                     D.
                                 
                              
                                 Geschmolzener u. versottener Zuker 
                                 152
                                    1
                                 15
                                 zu 24 Sch. 182   16   9
                                 
                              
                                 Totalertrag an Huͤten,
                                    Bastardzukerund Syrup
                                 142
                                    1
                                 16
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 Verlust
                                     9
                                    3
                                 25
                                 Verlust per Cntr. 7,33
                                    Pfd.
                                 
                              
                           Der Zuker war sehr unrein (foul). Ein Theil des großen
                              Verlustes ruͤhrte offenbar davon her, daß die neuen Formen und Toͤpfe
                              eine große Menge
                              Zukerstoff einsaugten; man kann sehr wohl annehmen, daß ein Centner auf diese Weise
                              verloren ging. Der erste Versuch in einer neuen Zukersiederei kann aus diesem Grunde
                              allein nie so ergiebig seyn, als die spaͤteren.
                           
                              
                                 
                                 Cntr.
                                 Quart.
                                 Pfd.
                                 Ruͤkzoll.
                                  Pfd.
                                 Sch.
                                   D.
                                 
                              
                                 Ertrag an doppelten Huͤten
                                   19
                                    3
                                   1
                                 zu 54 Sch. per Cntr.
                                   53
                                   7
                                   0
                                 
                              
                                         –     einfachen Huͤten 
                                   68
                                    2
                                 24
                                 zu 46    –      –
                                 158
                                   0
                                   9
                                 
                              
                                         –     Bastardzuker
                                   23
                                    1
                                 25
                                 zu 30    –      –
                                   35
                                   4
                                   2
                                 
                              
                                         –      Syrup
                                   30
                                    1
                                 22
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                                 246
                                 11
                                 11
                                 
                              
                                 
                                 142
                                    1
                                 16
                                 Abzug 1/3     –
                                   49
                                   6
                                   4 3/4
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Wirklicher Ruͤkzoll
                                 197
                                   5
                                   6 1/4
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Bezahlter Zoll
                                 182
                                 16
                                   9
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Verlust an Einkommen
                                   14
                                   8
                                   9 1/4
                                 
                              
                           19 Cntr. 3 Quart. 1 Pfd. doppelte Huͤte sind gleich 23
                              Cntr. 0 Quart. 24 Pfd. einfachen Huͤten.
                           
                              
                                 Hiezu die oben ausgewogenen
                                 68   –
                                 2   –
                                 24  –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Gibt Totalertrag an einfachen
                                    Huͤten
                                 91 Cntr.
                                 3 Quart
                                 20 Pfd.
                                 
                              
                           
                              
                                 Cntr.
                                 Quart.
                                 Pfd. Cntr.
                                 Quart.
                                 Pfd.  Pfd.  Pfd.
                                 
                              
                                 152
                                    1
                                  13 : 91
                                   3
                                 20 = 112 : 67,57 = Ertrag an einfachen Huͤten
                                    per Cntr.
                                 
                              
                                 152
                                    1
                                  13 : 23
                                   1
                                 25 = 112 : 17,25 = Ertrag an Bastardzuker per Cntr.
                                 
                              
                                 115
                                    1
                                  13 : 30
                                   1
                                 22 = 112 : 22,40 = Ertrag an Melasse per Cntr.
                                 
                              
                           Wegen der mittelmaͤßigen (indifferent)
                              Qualitaͤt des Zukers und einiger anderer bei diesem Versuche vorgekommener
                              Umstaͤnde glaube ich nicht, daß man aus diesen Resultaten auf den
                              Durchschnittsertrag des gekalkten Brasilienzukers schließen koͤnne. Ein
                              Eingangszoll von 26 Schill, per Centner wuͤrde uͤbrigens dem oben
                              berechneten Ruͤkzolle entsprechen.
                           
                        
                           Zweite Reihe von Versuchen.
                           Die Ursachen, welche einiger Maßen auf die Genauigkeit der ersten Reihe von Versuchen
                              nachtheilig einwirkten, hatten auf die zweite einen nur geringen Einfluß, indem
                              dieselbe mit einem Gemenge aus gleichen Theilen Brasilienzuker und englischem
                              Colonialzuker angestellt wurden. Die Beimengung von krystallinischem, obgleich sehr
                              braun gefaͤrbtem Jamaicazuker, gab dem Producte mehr Korn; der Siedemeister
                              hatte beim Nehmen der Proben schon mehr Uebung erlangt, und der Apparat selbst war
                              in vielen Dingen verbessert. Ich begann diese Versuche am 2. April, indem ich ein
                              Gemeng aus 16 Cntr. 1 Quart. 19 Pfd. Brasilien- und aus 16 Cntr. 2 Quart. 27
                              Pfd. Jamaicazuker schmolz. Der Zuker wurde bei der Klaͤrung auf gleiche Weise
                              wie der vorhergehende mit Ochsenblut und Knochenkohle behandelt, und der Syrup eben so mit
                              Huͤlfe eines aus salzsaurem Kalke bestehenden Bades eingedikt. Die
                              Gesammtquantitaͤt des geschmolzenen und versottenen Zukers betrug 99 Cntr. 0
                              Quart. 24 Pfd. Brasilienzuker und 99 Cntr. 2 Quart. 19 Pfd. englischen
                              Colonialzuker, in Summa also 198 Cntr. 3 Quart. 15 Pfd. Der Verlust war hier nicht
                              so groß, indem die Formen groͤßten Theils schon mit Zuker gesaͤttigt
                              waren, und nur einige wenige neue in Anwendung kamen.
                           Tabelle II.
                           Resultate der Versuche mit einer Quantitaͤt gekalktem
                              Brasilienzuker zu 19 Schill. 6 Den. per Centner und mit
                              Jamaicazuker zu 22 Schill. 6 Den. per Cntr.
                           
                              
                                 
                                 Cntr.
                                 Quart.
                                 Pfd.
                                     Zoll.      Pfd.  Sch. D.
                                 
                              
                                 Geschmolzener u. versottener Zuker
                                 198
                                    3
                                 15
                                 zu 24 Sch.  238  13   2
                                 
                              
                                 Gesammtertrag an
                                    Huͤten,Bastardzuker und Syrup
                                 187
                                    1
                                   9
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 Verlust
                                   11
                                    2
                                   6 
                                 Verlust per Cntr. 6,5
                                    Pfd.
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                 Cntr.
                                 Quart.
                                 Pfd.
                                 Ruͤkzoll.
                                 Pfd.
                                 Sch.
                                 D.
                                 
                              
                                 Ertrag an doppelten Huͤten
                                   47
                                    3
                                 25
                                 zu 54 Sch. per Cntr.
                                 129
                                   5
                                   6 1/2
                                 
                              
                                        –      Einfachen Huͤten
                                   72
                                    1
                                   2
                                 zu 46    –      –
                                 166
                                   4
                                   6
                                 
                              
                                        –      Bastardzuker
                                   29
                                    0
                                 17
                                 zu 30    –      –
                                   43
                                 14
                                   6
                                 
                              
                                        –      Syrup
                                   37
                                    3
                                 21
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                                 339
                                   4
                                   5 1/2
                                 
                              
                                 Gesammtertrag
                                 187
                                    1
                                 9
                                 Abzug 1/5     –
                                   67
                                 16
                                 10 1/2
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Wirklicher Ruͤkzoll
                                 271
                                   7
                                   7
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Bezahlter Zoll
                                 238
                                 13
                                   2
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Verlust an Einkommen 
                                   32
                                 14 
                                   5
                                 
                              
                           Ein Einfuhrzoll von 27 Schill. 3 1/2 Den. wuͤrde also dem Ruͤkzolle an
                              Werth gleichkommen.
                           47 Cntr. 3 Quart. 25 Pfd. doppelte Huͤte sind gleich 56
                              Cntr. 1 Quart. 7,4 Pfd. einfachen Huͤten.
                           
                              
                                 Hiezu die oben angegebenen einfachen
                                    Huͤte mit
                                   72   –
                                 1   –
                                 2   –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Gibt Totalertrag an einfachen
                                    Huͤten
                                 128 Cntr.
                                 2 Quart.
                                 9,4 Pfd.
                                 
                              
                           
                              
                                 Cntr.
                                 Quart.
                                 Pfd. Cntr.
                                 Quart.
                                 Pfd.      Pfd.    Pfd.
                                 
                              
                                 198
                                   3
                                  15 : 128
                                    2
                                 9 1/2 = 112 : 72,464 = Ertrag an einfachen
                                    Huͤten per Cntr.
                                 
                              
                                 198
                                   3
                                  15 : 29
                                    –
                                 17     = 112
                                    : 14,700 = Ertrag an Bastardzuker per
                                    Cntr.
                                 
                              
                                 198
                                   3
                                  15 : 37
                                    3
                                 21     = 112 : 19,00   =
                                    Betrag der Melasse per Cntr.
                                 
                              
                           
                        
                           Dritte Reihe von Versuchen.
                           Diese Reihe von Versuchen wurde mit dem ruͤkstaͤndigen Theile jener
                              Partie Jamaicazuker angestellt, womit der Brasilienzuker der zweiten Reihe vermengt
                              worden war. Die Gesammtquantitaͤt betrug 199 Cntr. 0 Quart. 14 Pfd., und die
                              Operation begann am 13. Jun.  mit 35 Cntr. 1 Quart. 11 Pfd. Der Zuker war im
                              Allgemeinen sehr dunkel gefaͤrbt, mit Melasse uͤberfuͤllt, und
                              wuͤrde mehr dann 5 Procent Knochenkohle gebraucht haben, um den
                              groͤßten Ertrag zu geben; zum Behufe der Vergleichung wurde die Kohle jedoch
                              auf diese Quantitaͤt beschrankt. Der Versuch verlief vollkommen
                              regelmaͤßig; sowohl er als die folgenden wurden von dem neuen Siedemeister
                              beaufsichtigt, den ich eingetretener Umstaͤnde halber schnell zu dingen
                              gezwungen war; dieser Mann hatte in vielen Dingen mehr Erfahrung als sein
                              Vorgaͤnger, allein er war in seinen Verhaͤltnissen weniger
                              unabhaͤngig.
                           Der Zuker von so brauner Farbe, wie ich ihn hier zu behandeln hatte, wird
                              gewoͤhnlich einem vorlaͤufigen Reinigungsprocesse unterworfen, bevor
                              man ihn in die Schmelzpfanne bringt; und diese Operation wird auf die eine oder die
                              andere der drei folgenden Methoden vollbracht.
                           1) Man macht den Zuker mit heißem Wasser zu einem Teige oder Breie an, und gibt
                              diesen in Formen, in denen man ihn abkuͤhlen und troknen laͤßt; er
                              verliert auf diese Weise Vieles von seiner melassenartigen Farbe und seinem
                              Gaͤhrungsstoffe oder Fermente.
                           2) Man gibt ihn in flache eiserne Behaͤlter mit falschem Boden aus
                              Drahtgitter, besprengt ihn mit Wasser, und sezt ihn in befeuchtetem Zustande einem
                              starken atmosphaͤrischen Druke aus, indem man mit einer Luftpumpe einen
                              luftleeren Raum unter ihm erzeugt.
                           3) Man sezt den Zuker, nachdem man ihn vorher befeuchtet und in hoͤlzerne
                              Gefaͤße gebracht, der Einwirkung einer starken hydraulischen Presse, die
                              einen Druk von 500 bis 600 Tonnen ausuͤbt, aus.
                           Wenn auf eine dieser Weisen das melassenartige Ferment, welches in dem
                              empyreumatischen braunen Zuker in so großer Menge enthalten und so wirksam ist,
                              entfernt worden, so laͤuft der Zukersieder beim Versieden des gereinigten
                              Theiles weit weniger Gefahr Schmier (Smear) zu erzeugen.
                              Da mir weder ein hydraulischer, noch ein pneumatischer Apparat zu Gebot stand, und
                              da ich auch die erste muͤhsame Methode nicht befolgen konnte, so war ich
                              gezwungen, den Zuker gleich unmittelbar in die Klaͤrungspfanne zu bringen, so
                              daß ich also hier unter etwas unguͤnstigen Umstaͤnden arbeitete. Das
                              ganze Verfahren war uͤbrigens tadellos, und die Eindik- oder
                              Abdampfpfanne leistete, was man von ihr verlangte. Die geringe Quantitaͤt des
                              Verlustes, der weniger dann 5 an 112 Pfunden des rohen Materiales betrug, ist ein
                              Beweis der Sorgfalt, wie welcher bei saͤmmtlichen Operationen verfahren
                              wurde.
                           
                           Tabelle III.
                           Resultate der Versuche mit englischem Colonialzuker, den Centner
                              zu 22 Schill. 6 Den.
                           
                              
                                 
                                 Cntr.
                                 Quart.
                                 Pfd.
                                     Zoll.     Pfd. Schill.
                                 
                              
                                 Geschmolzener u. versottener Zuker 
                                 199
                                    –
                                 14
                                 zu 24 Sch. 238   19
                                 
                              
                                 Gesammtertrag an Hutzuker,Bastardzuker
                                    und Syrup
                                 190
                                    1
                                   2
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 Verlust
                                     8
                                    3
                                   2
                                 Verlust per Cntr. 4,928
                                    Pfd.
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                 Cntr.
                                 Quart.
                                 Pfd.
                                 Ruͤkzoll.
                                 Pfd.
                                 Sch.
                                 D.
                                 
                              
                                 Ertrag an doppelten Huͤten
                                   13
                                    2
                                   6
                                 zu 54 Sch. per Cntr.
                                   36
                                 11
                                 10 3/4
                                 
                              
                                        –      einfachen Huͤten
                                   96
                                    3
                                 10
                                 zu 46        –
                                 222
                                 14
                                   7 1/4
                                 
                              
                                        –      Bastardzuker
                                   38
                                    2
                                 12
                                 zu 30        –
                                   57
                                 18
                                   2
                                 
                              
                                        –      Syrup
                                   41
                                    1
                                 12
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                                 317
                                   4
                                   8 1/2
                                 
                              
                                 Gesammtertrag
                                 190
                                    1
                                 12
                                 Abzug 1/5
                                   63
                                   8
                                 10 1/4
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Gesammtruͤkzoll
                                 253
                                 15
                                   6 1/4
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Bezahlter Zoll
                                 238
                                 19
                                   0
                                 
                              
                           Verlust an Einnahme per Cntr. 1 Sch. 5 3/4 Den.
                              Gesammtverlust an Einnahme 14 Pfd. 16 Sch. 6 1/4 Den.
                           ––––––––––
                           
                              
                                 Cntr. Quart. Pfd.
                                 Cntr.
                                 Quart.
                                 Pfd.
                                 
                              
                                   13      2       6   doppelte
                                    Huͤte sind gleich
                                   15
                                    3
                                 17 einfacher Huͤte.
                                 
                              
                                 Hiezu die oben angegebenen einfachen
                                    Huͤte mit
                                   96
                                    3
                                 40
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 Gibt Gesammtertrag an einfachen
                                    Huͤten
                                 112
                                    2
                                 27
                                 
                              
                           
                              
                                 Cntr.
                                 Quart.
                                 Pfd. Cntr.
                                 Quart.
                                 Pfd.  Pfd.   Pfd.
                                 
                              
                                 199
                                   –
                                  14 : 112
                                   2
                                 27 = 112 : 63,41 = Ertrag an einfachen Huͤten
                                    per Cntr.
                                 
                              
                                 199
                                   –
                                  14 :   38
                                   2
                                 12 = 112 : 21,70 = Ertrag an Bastardzuker per Cntr.
                                 
                              
                                 199
                                   –
                                  14 :   41
                                   1
                                 12 = 112 : 23,26 = Ertrag an Melasse per Cntr.
                                 
                              
                           
                        
                           Vierte Reihe von Versuchen.
                           Die vierte Reihe von Versuchen wurde mit gekalktem Brasilienzuker unternommen,
                              welcher 28 Schill. per Cntr. galt, was damals der
                              Mittelpreis des englischen Colonialzukers war. Es wurde genau dasselbe Verfahren
                              befolgt, wie bei den mit dem Jamaicazuker angestellten Versuchen; 2 1/2 Proc.
                              thierische Kohle wurden wegen der Weiße, die der gekalkte Zuker hatte, fuͤr
                              hinreichend erachtet. Es ereignete sich bei allen Operationen nicht der geringste
                              Unfall; folgendes sind die Resultate:
                           Tabelle IV.
                           
                              
                                 
                                 Cntr.
                                 Quart.
                                 Pfd.
                                 
                              
                                 Gewicht des geschmolzenen und versottenen
                                    Zukers
                                 305
                                    1
                                   5
                                 
                              
                                 Zum Behufe des fuͤnften Versuches in
                                    Syrup u. Stuͤke verwandelt
                                     1
                                    –
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 Gewicht des Zukers, der beim vierten
                                    Versuche behandelt worden
                                 304
                                    1
                                   5
                                 
                              
                                 Totalertrag an Hutzuker, Lumpen- und
                                    Bastardzuker u. Syrup
                                 294
                                    –
                                 15
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 Verlust
                                   10
                                    –
                                 18
                                 
                              
                           so daß also auf den Centner 3,74 Pfd. oder 3 1/3 Procent
                              Verlust kommen.
                           
                           
                              
                                 
                                 Cntr.
                                 Quart.
                                 Pfd.
                                 Ruͤkzoll.
                                 Pfd.
                                 Sch.
                                   D.
                                 
                              
                                 Ertrag an doppelten Huͤten
                                 141
                                    1
                                 24
                                 zu 54 Sch. per Cntr.
                                 381
                                 18
                                   6 3/4
                                 
                              
                                       –       einfachen    –
                                   79
                                    2
                                 24
                                 zu 46   –      –
                                 183
                                   6
                                 10
                                 
                              
                                       –       Bastardzuker
                                   29
                                    3
                                 27
                                 zu 30   –      –
                                   45
                                   –
                                   –
                                 
                              
                                       –       Syrup
                                   42
                                    3
                                 24
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                                 610
                                   5
                                   4 3/4
                                 
                              
                                 Gesammtertrag
                                 294
                                    –
                                 15
                                 Abzug 15
                                 122
                                   1
                                   0 3/4
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Gesammtruͤkzoll
                                 488
                                   4
                                   4
                                 
                              
                                 Zoll von 304 Cntr. 1 Quart. 5 Pfd.
                                    Brasilienzukerzu 26 Sch. per Cntr.
                                 395
                                 11
                                   8
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 Verlust an Einnahme bei diesem
                                    Zolle
                                   92
                                 12
                                   8
                                 
                              
                           
                              
                                 Cntr.
                                 Quart.
                                 Pfd.
                                 
                                 
                              
                                 141
                                    1
                                 24
                                 doppelte Zukerhuͤte sind gleich 166,066
                                    einfachen Zukerhuͤten.
                                 
                              
                           
                              
                                 Hiezu obige einfache Zukerhuͤte
                                    mit
                                   79,714
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 Gesammtertrag an einfachen
                                    Huͤten
                                 245,780
                                 
                              
                                 
                                 = 245 Cntr. 3 Quart. 4 Pf.
                                 
                              
                           Hieraus ergibt sich folgendes Verhaͤltniß:
                           
                              
                                 Cntr.
                                 Quart.
                                 Pfd. Cntr.
                                 Quart.
                                 Pfd.  Pfd.    Pfd.
                                 
                              
                                 304
                                    1
                                   5 : 245
                                    3
                                   4 = 112 : 90,46 per Cntr. in einfachen Huͤten.
                                 
                              
                                 304
                                    1
                                   5 :   29
                                    3
                                 27 = 112 : 11,06 per Cntr.
                                    in Bastardzuker.
                                 
                              
                                 304
                                    1
                                   5 :   42
                                    3
                                 24 = 112 : 15,80 per Cntr.
                                    in Syrup.
                                 
                              
                           Oder mit anderen Worten, 112 Pfd. geben:
                           
                              
                                 
                                      Pfd.
                                 
                              
                                 Doppelte Zukerhuͤte
                                   52,07
                                 
                              
                                 Einfache
                                   29,33
                                 
                              
                                 Bastardzuker
                                   11,06
                                 
                              
                                 Syrup
                                   15,80
                                 
                              
                                 Verlust
                                     3,74
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 112,000
                                 
                              
                           Ein Einfuhrzoll von 32 Schill. 1 Den. per Cntr.
                              wuͤrde obigem Ruͤkzolle gleichkommen.
                           Anhang. Da 3 Pfd. Bastardzuker beinahe 2 Pfd. einfachem
                              Hutzuker gleich sind, so wuͤrde sich der ganze Ertrag in einfachem Hutzuker
                              berechnet auf 97,46 Pfd. belaufen.
                           
                        
                           Fuͤnfte Reihe von Versuchen.
                           Diese Reihe von Versuchen wurde mit Jamaicazuker, der im Durchschnitte 52 Schill. per Cntr. galt, angestellt; er kam jedoch zu einer
                              ungluͤklichen Krisis zu Markt, indem die lezten Partien davon zu 50 Schill. 6
                              Den. hingegeben werden mußten. Der Zuker kam der Qualitaͤt nach dem beim
                              dritten Versuche beschriebenen gleich. Die Apparate und die Behandlung waren
                              dieselben; nur mußte ich 28 Cntr. sogenannter Foots, welche gar zu schlecht waren,
                              vorher nach der ersten der drei oben beschriebenen Reinigungsmethoden behandeln. Es
                              geschah bei saͤmmtlichen Operationen kein Mißgriff, und da der Zuker, mit
                              Ausschluß der Foots, jenem der beim dritten Versuche behandelt wurde, vollkommen
                              aͤhnlich war, so lassen sich hienach die beiden Producte durch Vergleichung
                              verificiren.
                           
                           Am 13. Jun. 1832 wurden 35 Cntr. 1 Quart. 11 Pfd. Zuker in 152 Hamburger Huͤte
                              versotten, die auf der Waage 13 Centner 2 Quart. 6 Pfd. wogen. Am 28. December 1832
                              wurden 33 Cntr. 0 Quart. 12 Pfd. des fuͤnften Zukers in 134 Hamburger
                              Huͤte versotten, welche 12 Cntr. 0 Quart. 27 Pfd. wogen. Da jedoch leztere im
                              Vergleiche mit ersteren nach der Regel de Tri 12 Cntr. 2 Quart. 17 Pfd. gewogen
                              haben sollten, so ergab sich hier ein Verlust von 46 Pfd. raffinirtem Zuker, der
                              einem Verlust von 120 Pfd. Rohzuker entspricht. Am 15. Jun. wurden 28 Cntr. 3 Quart.
                              17 Pfd. vom dritten Zuker mit der Schaumfluͤssigkeit des Sudes vom 13. Jun.
                              versotten, und daraus 12 Cntr. 1 Quart. Hutzuker gewonnen. Am 4. Jan. 1833 wurden 33
                              Cntr. 2 Quart. 8 Pfd. vom fuͤnften Zuker mit der Schaumfluͤssigkeit
                              des Sudes vom 28. December versotten, und daraus 12 Cntr. 2 Quart. 3 Pfd. Hutzuker
                              gewonnen, waͤhrend sich der Berechnung gemaͤß ein Ertrag von 14 Cntr.
                              0 Quart 27 Pfd. hatte ergeben sollen, so daß also hier ein Verlust von nicht weniger
                              dann 1 Cntr. 2 Quart. 24 Pfd. Statt fand.12 Cntr. 2 Quart. 3 Pfd. Hutzuker entsprechen in der Wirklichkeit, und dem
                                    Verhaͤltnisse gemaͤß, welches sich bei dem dritten Zuker
                                    ergab, 29 Cntr. 3 Quart. 5 Pfd. Rohzuker und nicht 33 Cntr. 2 Quart. 8 Pfd.;
                                    der Unterschied betraͤgt mithin 4 Cntr. A. d. O. Am 27. Junius 1832 wurden 22 Cntr. 2 Quart. 6 Pfd. Zuker vom dritten
                              Versuche mit 29 Toͤpfen preußischem und gruͤnem Syrup von kleinen
                              Lumpen (smoll lump green syrup) versotten; der Ertrag
                              war 15 Cntr. 3 Quart. Lumpenzuker. Am 11. Jan. 1833 wurden 24 Cntr. 3 Quart. 8 Pfd.
                              vom fuͤnften Zuker mit 28 Toͤpfen gruͤnem Syrup von einfachem
                              Hutzuker (single loaf green syrup) versotten, und der
                              Ertrag war nur 14 Cntr. 2 Quart. 9 Pfd. Schaͤzt man nun den Topf Syrup, der
                              bei ersterem dieser beiden lezten Sude mehr in Anwendung kam, auf 64 Pfd., so bleibt
                              fuͤr lezteren Sud doch noch ein Ueberschuß von 1 Cntr. 3 Quart. 22 Pfd.
                              Zuker, der nothwendig auch einen entsprechenden Mehrertrag haͤtte geben
                              sollen. Diesem gemaͤß, und da 100 Rohzuker 38 raffinirten Zuker geben, so
                              muͤßte sich hier ein Ertrag von 16 Cntr. 2 Quart, ergeben haben,
                              waͤhrend sich doch nur ein Ertrag von 14 Cntr. 2 Quart. 9 Pfd. ergab, so daß
                              also hier ein Verlust von beinahe 2 Cntrn. Statt fand. Es ist uͤberdieß zu
                              bemerken, daß alle diese Sude von einer und derselben Person, dem Dietrich Schloͤsselmann gemacht wurden; und zwar die
                              ersteren 14 Tage nach dem Tode seines Vorgaͤngers, wo er mit der Einrichtung
                              und den Arbeiten in der Zukersiederei noch weniger vertraut war; leztere hingegen
                              spaͤter, wo er schon in allen Dingen Uebung erreicht hatte.  Wenn ein solcher Verlust schon
                              an einem einzigen Sude des fuͤnften Versuches vorkommen konnte, so
                              laͤßt sich leicht abnehmen, wie groß der Totalverlust seyn mußte. In der That
                              betrug der Totalverlust beim dritten Versuche bloß 8 Cntr. 3 Quart. 2 Pfd. auf 199
                              Cntr. 0 Quart. 14 Pfd. Rohzuker; und nach diesem Verhaͤltnisse muͤßte
                              der Verlust bei dem fuͤnften Versuche nur 13 Cntr. 2 Quart. 22 Pfd. betragen
                              haben, waͤhrend er sich um 8 Cntr. hoͤher, naͤmlich auf 21
                              Cntr. 2 Quart. 8 Pfd. belief. Wenn man hievon auch 1 Cntr. als Verlust beim
                              vorlaͤufigen Reinigungsprocesse, der beim fuͤnften, nicht aber beim
                              dritten Versuche vorgenommen wurde, abzieht, so bleibt doch noch ein
                              unerklaͤrter Verlust von 7 Cntr. Zuker.
                           Ein solcher außerordentlicher Verlust kann unmoͤglich auf Rechnung des
                              Schaumes geschrieben werden, da derselbe jedes Mal regelmaͤßig ausgewaschen
                              und ausgepreßt wurde, bevor man ihn beseitigte; auch ist es nicht wahrscheinlich,
                              daß ein Diebstahl geschehen sey, indem der Zollbeamte jedes Mal den Rohzuker in der
                              Schmelzpfanne mit Ochsenblut und Wasser vermengen sah, und Abends vor dem
                              Nachhausegehen die Thuͤren der oberen Gemaͤcher immer
                              sorgfaͤltig verschloß. Das Laboratorium oder das Fuͤllhaus, in welchem
                              sich der Kessel mit dem Blute und dem Zuker befand, unter den wie gewoͤhnlich
                              schon sehr fruͤh Morgens Feuer angemacht wurde, konnte leider nicht unter den
                              Schluͤssel des Zollbeamten gestellt werden, weil fruͤh und
                              spaͤt bei der in der Eke des Fuͤllhauses befindlichen Trokenstube
                              nachgesehen und gefeuert werden mußte. Sollte es daher die boͤswillige
                              Absicht des einen oder des anderen Arbeiters gewesen seyn, etwas von dem in der
                              Pfanne befindlichen Zuker zu zerstoͤren oder zu beseitigen, so waͤre
                              hiezu Gelegenheit genug gewesen.
                           Es ist sowohl unter den englischen, als unter den auswaͤrtigen Zukersiedern
                              allgemein angenommen, daß der raffinirte Zuker sowohl der Farbe, als dem Korne nach
                              um so besser wird, je rascher das Sieden (skipping) von
                              Statten geht. Vor dem Beginnen des fuͤnften Versuches war die Siedekraft der
                              Pfanne mit gefaltetem Boden wesentlich verbessert worden, wie dieß aus der
                              Qualitaͤt der Producte des fuͤnften und sechsten Versuches am besten
                              hervorgeht. Denn waͤhrend aus dem unverbrauchten und beinahe gleichen Zuker
                              des dritten Versuches nur 7 Procent Hutzuker vom doppelten Muster gewonnen werden
                              konnten, wurden aus der ganzen Quantitaͤt des Zukers des fuͤnften
                              Versuches 25 Proc. erzielt, und davon nur 3 1/2 Proc. aus dem vorlaͤufig
                              gereinigten Zuker. Dieß beweist, daß der Verlust nicht durch einen Fehler im
                              Versieden bedingt seyn kann; eben so wenig konnte er dadurch entstehen, daß die
                              Pfanne allenfalls etwas Zuker entweichen ließ: denn haͤtte die Pfanne auch
                              durch irgend eine
                              Gewaltthaͤtigkeit ein Loch bekommen, so haͤtte der Syrup doch nicht
                              durch dasselbe entweichen koͤnnen, indem die Fluͤssigkeit, aus der das
                              die Pfanne umgebende Bad bestand, bedeutend dichter war, als der Syrup. Ich
                              vermuthete eine andere Ursache des Verlustes, und ließ daher den großen, unter den
                              Filtern befindlichen Syrupbehaͤlter von dem Zollaufseher und dem Siedemeister
                              bis zu einer bestimmten Hoͤhe mit Wasser fuͤllen, um zu sehen, ob
                              nicht allenfalls dieser etwas durchlasse; allein auch dieser Behaͤlter zeigte
                              sich bei mehrtaͤgigem Versuche als vollkommen dicht und undurchdringlich.
                           Wenn man allenfalls behaupten wollte, daß der große Verlust, der sich bei diesem
                              Versuche ereignete, von dem oͤfteren Umarbeiten (turning over) des Syrupes herruͤhre, so antworte ich erstens, daß
                              dieß den großen Verlust bei den einzelnen Suͤden oder Tagwerken doch
                              keineswegs erklaͤre; und zweitens, daß bei dem vierten Versuche der Syrup
                              noch oͤfter umgearbeitet oder umgegossen wurde, und daß dessen ungeachtet der
                              Verlust bei dem vierten nur 3 1/2, bei dem fuͤnften hingegen 7 Proc. betrug.
                              Es wurden zu jedem dieser Versuche beilaͤufig 15 Tonnen Zuker genommen, und
                              doch war der Verlust beim fuͤnften Versuche um nicht weniger als 11 Cntr.
                              groͤßer, als jener beim vierten. Dieser Unterschied, der sich zwischen den
                              Resultaten zweier auf einander folgender Operationen von vollkommen gleicher Art
                              ergab, kann nicht ganz einer Verschiedenheit in den Zukern zugeschrieben werden;
                              denn vergleicht man das Product der ersten Tagarbeit des vierten, mit Brasilienzuker
                              angestellten Versuches mit dem Producte der ersten Tagarbeit des fuͤnften
                              Versuches, so wird man beide so ziemlich gleich finden. Es ergibt sich hienach
                              folgendes Verhaͤltniß:
                           
                              
                                 
                                 (5)
                                 (4)
                                 (4)
                                 (4)
                                 
                              
                                 33.
                                  0. 12 : 12.
                                  0. 27 = 32.
                                  0. 8 : 11.
                                  3. 19.
                                 
                              
                           Statt dieser 11. 3. 19 wurden aber bei dem vierten Versuche in
                              der That 12. 2. 8 erzielt, folglich um 2 Quart. 27 Pfd. oder 83 Pfd. mehr. Zieht man
                              hievon 46 Pfd., um welche die erste Tagarbeit des fuͤnften Versuches geringer
                              ausfiel, ab, so betraͤgt der Unterschied an einer Tagarbeit Jamaicazuker im
                              Vergleiche mit einer Tagarbeit gekalkten Brasilienzukers nur 37 Pfd. Beim Versieden
                              des Syrupes der Brasilienzukerhuͤte wird der Vorzug desselben in Hinsicht auf
                              die Qualitaͤt der Huͤte noch anschaulicher werden; unsere Aufgabe
                              beschraͤnkt sich jedoch hier nur auf die Herstellung des Ertrages nach dem
                              Gewichte; wir haben leztere Aufgabe genau erfuͤllt, und lassen den großen
                              Verlust, der sich beim fuͤnften Versuche im Vergleiche mit dem dritten und
                              vierten ergab, einstweilen unerklaͤrt. Die zweite Tagarbeit des vierten
                              Versuches kann nicht wohl
                              zur Vergleichung benuzt werden, weil die Huͤte hier mit
                              Zukeraufloͤsung und nicht mit Thon behandelt wurden.
                           Ich bemerke hier nur noch die große Gleichfoͤrmigkeit der Temperatur, mit
                              welcher Schloͤsselmann seine Syrupe versott. Ich
                              stand beinahe bei jeder Gelegenheit uͤber der Siedepfanne, und maaß mit einem
                              Thermometer die Temperatur, auf welche die Fluͤssigkeit gestiegen war, wenn
                              Schloͤsselmann den Syrup durch die Probe mit
                              dem Daumen und dem Zeigefinger fuͤr gehoͤrig versotten
                              erklaͤrte. Die Temperatur wechselte hiebei selten um einen halben Grad, und
                              betrug fuͤr frische Fluͤssigkeiten 39 bis 40°; fuͤr
                              schlechtere Syrupe hingegen 43 bis 44°. Von dieser Genauigkeit der Temperatur
                              haͤngt die Qualitaͤt des raffinirten Zukers ab; bei zu geringer
                              Temperatur bleiben die Huͤte schwammig; bei zu hoher werden sie zu compact,
                              als daß sie sich gehoͤrig entfaͤrben ließen. Wenn 3 oder 4 solche Sude
                              hinter einander gemacht und gut in dem Kuͤhlgefaͤße vermengt werden,
                              so erhaͤlt man ein Fabrikat von außerordentlicher Gleichheit. Einer der
                              Hauptvorzuͤge meiner Badepfanne besteht auch darin, daß die Temperatur des
                              Syrupes in derselben vollkommen regelmaͤßig steigt, und bis auf Bruchtheile
                              eines Grades beobachtet werden kann, waͤhrend an den gewoͤhnlichen
                              Pfannen, die uͤber ein naktes Feuer gesezt werden, die Temperatur sprungweise
                              steigt, und zwar besonders in der Naͤhe des Versiedungspunktes.
                           Tabelle V.
                           
                              
                                 
                                 Cntr.
                                 Quart.
                                 Pfd.
                                 
                              
                                 Gewicht des geschmolzenen und raffinirten
                                    Zukers
                                 311
                                    3
                                 9
                                 
                              
                                 Gesammtertrag an Hut-,
                                    Lumpen-, Bastardzuker und Syrup
                                 290
                                    1
                                 1
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 Verlust (7 3/4 Procent)
                                   21
                                    2
                                 8
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                 Cntr.
                                 Quart.
                                 Pfd.
                                 
                                 Pfd.
                                 Sch.
                                   D.
                                 
                              
                                 Ertrag an doppelten Huͤten
                                   78
                                    1
                                 15
                                 Ruͤkzoll zu 54 Sch.
                                 211
                                 13
                                   6
                                 
                              
                                       –       einfachen Huͤten
                                 124
                                    –
                                 23
                                         –       46  –
                                 285
                                 13
                                   8
                                 
                              
                                       –       Bastardzuker
                                   46
                                    1
                                   5 
                                         –       30  –
                                   69
                                   8
                                   7
                                 
                              
                                       –       Syrup
                                   41
                                    1
                                 14
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 566
                                 15
                                   9
                                 
                              
                                                     Abzug von 1/5
                                 113
                                   7
                                   2
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                                     Nettoruͤkzoll
                                 453
                                   8
                                   7
                                 
                              
                                 Zoll von 311 Cntr. 3 Quart. 9 Pfd. zu 24 Sch. per Cntr.
                                 374
                                   3
                                 11
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 Scheinbarer Verlust an Einnahme von 15 1/2 Tonne Zuker
                                   89
                                   4
                                   8
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 Zoll zu 29 Sch. per Cntr.
                                 453
                                   8
                                   7
                                 
                              
                           
                              
                                 78 Cntr. 1 Quart. 15 Pfd. doppelte
                                    Huͤte =
                                   92 Cntr.
                                   1 Pfd. einfachen Huͤten.
                                 
                              
                                 Hiezu obige einfache Huͤte
                                    mit
                                 124   –
                                 23   –
                                 
                              
                                 Gibt Totalertrag an einfachen
                                    Huͤten
                                 216   –
                                 24   –
                                 
                              
                           
                           Hieraus ergibt sich folgendes Verhaͤltnis:
                           
                              
                                 Cntr.
                                 Quart.
                                 Pfd. Cntr.
                                 Quart.
                                 Pfd.  Pfd.    Pfd.
                                 per Cntr. Rohzuker.
                                 
                              
                                 311
                                    3
                                   9 : 216
                                    –
                                 24 = 112 : 77,66
                                 an einfachem Hutzuker.
                                 
                              
                                 311
                                    3
                                   9 :   46
                                    1
                                   5 = 112 : 16,65
                                 an Bastardzuker.
                                 
                              
                                 311
                                    3
                                   9 :   41
                                    1
                                 14 = 112 : 14,84
                                 an Syrup.
                                 
                              
                           
                              
                                 Oder 112 Pfd. geben:
                                      Pfd.
                                 
                              
                                               Doppelten Hutzuker
                                   28,16
                                 
                              
                                               Einfachen Hutzuker
                                   44,74
                                 
                              
                                               Bastardzuker
                                   16,66
                                 
                              
                                               Syrup
                                   14,84
                                 
                              
                                               Verlust
                                     7,61
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 112,00
                                 
                              
                           
                        
                           
                              (Beschluß im naͤchsten
                                 Hefte.)
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
