| Titel: | Einiges über die Ziegelfabrikation in England. Von Hrn. S. R. Bakewell. | 
| Fundstelle: | Band 54, Jahrgang 1834, Nr. XLI., S. 216 | 
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                        XLI.
                        Einiges uͤber die Ziegelfabrikation in
                           England. Von Hrn. S. R.
                              Bakewell.Der Artikel, den wir hier mittheilen, ist ein gedraͤngter Auszug aus einem
                                 kleinen Werkchen, welches im Laufe dieses Jahres unter folgendem Titel in
                                 Manchester erschien: „Observations on Building
                                       and Briekmaking; to which are subjoined Extracts from Testimonials in
                                       behalf of S. R. Bakewell's Patent Brickmaking
                                       Machines.“ Wir geben denselben, theils weil er sich
                                 großen Theils auf unsere neuen Bauten anwenden laͤßt, theils zur
                                 Vervollstaͤndigung der Erklaͤrung des Patentes, welches Hr.
                                 S. R.
                                    Bakewell (fruͤher in den Vereinigten Staaten,
                                 gegenwaͤrtig in Manchester) am 18.
                                    August 1830 auf neue Maschinen zur Ziegelfabrikation nahm, und
                                 welches man im Polytechn. Journale Bd. XLIV.
                                    S. 173 findet. A. d. R.
                           
                        Im Auszuge aus dem Mechanics' Magazine, No. 578, S.
                              393.
                        Bakewell, uͤber die die Ziegelfabrikation in
                           England.
                        
                     
                        
                           Niemand, der mit der Sache, um die es sich hier handelt, nur einiger Maßen vertraut
                              ist, wird laͤugnen, daß die Ziegelbereitung in England bis auf die neuesten
                              Zeiten auf einer sehr niedrigen Stufe stand. Man untersuche, um sich hievon zu
                              uͤberzeugen, nur die Fronten der Mehrzahl der Gebaͤude in England, und
                              man wird finden, daß wenigstens zwei Drittheile derselben aus rohen, garstigen,
                              unfoͤrmlichen, weichen Klumpen gebrannten Thones bestehen, welche den Namen
                              von Ziegeln gar nicht verdienen. Diese sogenannten Ziegel sind uͤberdieß voll
                              Hoͤhlungen, voll Rissen und Spruͤngen, und voll Unebenheiten: abgesehen
                              davon, daß sie das Wasser gleich Schwaͤmmen einsaugen. Wie kann man fordern,
                              daß aus solchem Materiale schoͤne und dauerhafte Gebaͤude hergestellt
                              werden sollen; wie kann man glauben, daß sich auf solche Weise Haͤuser bauen
                              lassen, die nicht bestaͤndig feucht und ungesund seyn muͤssen?
                              Wahrlich unsere Ziegel sind eine Schande fuͤr unsere Ziegelfabriken sowohl,
                              als fuͤr unsere Hauseigenthuͤmer, die ein derlei Fabrikat nicht
                              zuruͤkschlagen, oder dem Fabrikanten keinen Preis gestatten, bei welchem er
                              seinen Artikel von besserer Qualitaͤt zu liefern im Stande waͤre.
                           Der Hauptfehler, den man gewoͤhnlich begeht, liegt naͤchst den,
                              schlechten Brennen darin, daß man den Thon schlecht knetet, obschon gerade diese
                              Operation mehr als zwei Mal so oft vollbracht werden soll, als gewoͤhnlich,
                              weil die Guͤte der Ziegel großen Theils auf ihr beruht. Man versicherte mich,
                              daß zwar noch gegenwaͤrtig eine von James I ausgegangene, und seither noch
                              nie widerrufene Verordnung existire, kraft welcher keine Ziegel aus dem Thone
                              geschlagen werden durften, ausgenommen derselbe wurde der Witterung ausgesezt, und
                              in gehoͤrigen Zwischenzeiten vor dem 1. Maͤrz wenigstens drei Mal
                              umgewendet. Diese Verordnung war in jeder Hinficht weise; denn durch Einhaltung
                              derselben wurden die Ziegel nicht nur viel besser, sondern es fanden in deren Folge
                              eine große Anzahl von Arbeitern, die sonst brodlos gewesen waͤren, gerade in
                              der harten Jahreszeit gehoͤrige Beschaͤftigung. Ziegel, welche nach
                              diesem Geseze verfertigt sind, wuͤrden gewiß viel fester und dauerhafter
                              seyn, als die gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen, und jeder derselben
                              wuͤrde bei gleicher Groͤße gewiß um den sechsten Theil mehr Thon
                              enthalten, als dieß gegenwaͤrtig bei der gewoͤhnlich uͤblichen
                              Knetmethode der Fall ist. Alle diese Maͤngel duͤrfen jedoch, so
                              fuͤhlbar sie sind, nicht den Ziegelschlaͤgern allein zur Last gelegt
                              werden, indem sie hauptsaͤchlich auch dadurch bedingt sind, daß man die
                              Bauten gewoͤhnlich an die Wenigstnehmenden zu versteigern pflegt, wodurch
                              diese Unternehmer dann gezwungen werden, die wohlfeilsten, und mithin auch die
                              schlechtesten Materialien anzukaufen.
                           Die neueren Bauten in England scheinen im Allgemeinen mit den sonstigen daselbst
                              herrschenden Gesinnungen in groͤßerem Wiederspruche zu stehen, als man
                              vielleicht auf den ersten Blik zuzugeben geneigt seyn moͤchte.
                              Waͤhrend man naͤmlich in allen Dingen auf das aͤußere Aussehen
                              so gewaltig viel haͤlt, scheint man bei dem Haͤuserbau eine ganz
                              entgegengesezte Bahn einzuschlagen; denn so viel man thut, um die Haͤuser von
                              Innen glaͤnzend auszustatten, eben so wenig thut man fuͤr die
                              Guͤte oder Schoͤnheit ihres Aeußeren. Die einzige Entschuldigung,
                              welche sich fuͤr diesen Mange an Geschmak vorbringen laͤßt, liegt in
                              der Schwierigkeit, mit der man sich bisher gute und schoͤne Ziegel zu
                              verschaffen im Stande war. In Washington, Baltimore und Philadelphia wurde seit
                              einigen Jahren kaum ein Haus gebaut, an welchem man die Ziegel der Fronte nicht gern
                              fuͤr 4 Pfd. 10 Schill, bis 5 Pfd. per Tausend, oder wenigstens nicht unter 3
                              Pfd. 10 Schill, bezahlte, obschon die Ziegel in den Vereinigten Staaten mit keiner
                              Auflage belegt sind. Hei allem dem kann man die Mehrzahl unserer Baulustigen in
                              England dennoch nicht der Knikerei oder einer außerordentlichen Sparsamkeit
                              beschuldigen, indem sie an ihren Haͤusern eine Menge von Stuccaturarbeit zu
                              verschwenden pflegen. Diese verkleisterten Haͤuser sehen zwar eine Zeit lang
                              sehr gut aus; allein sie werden in sehr kurzer Zeit so garstig und abgenuͤzt,
                              daß sie bestaͤndig reparirt werden muͤssen, und diese
                              bestaͤndigen Reparaturen, dieses immerwaͤhrende Anstreichen, wodurch
                              eigentlich doch nur etwas im Inneren schlechtes verdekt wird, kostet am Ende mehr,
                              als es gekostet haben wuͤrde, wenn man sein Haus gleich anfangs solid gebaut
                              hatte.
                           Der Thon um London ist von sehr mittelmaͤßiger Beschaffenheit. Hr. Lees, einer der ersten Baumeister, fand vor einigen
                              Jahren, daß die Ziegel sowohl an Farbe, als an Guͤte bedeutend gewinnen
                              wuͤrden, wenn man den Thon mit gepuͤlvertem Kalke vermischen
                              wuͤrde, und ließ sich daher ein Patent auf seine Erfindung geben. dessen
                              ungeachtet verliefen, wie ich ans zuverlaͤssiger Quelle weiß, nicht weniger
                              als 7 Jahre, bevor er auch nur eine einzige Licenz zur Benuzung seiner Erfindung
                              abzusezen im Stande war: zum deutlichen Beweise, wie schwer es ist, das Volk von
                              seinen alten Gebraͤuchen und Vorurtheilen abzubringen; und zum deutlichen
                              Beweise der gelingen Sachkenntniß und des Mangels an Unternehmungsgeist bei den
                              Ziegelfabrikanten der ersten Stadt in der Welt. Obschon nun die Ziegel durch die
                              Vermengung des Londoner Thones mit Kalk bedeutend verbessert wurden, so sind sie
                              doch noch wegen der unsicheren Brennmethode, welche man befolgt, so wie auch
                              deßwegen, weil man sie mit Steinkohlenasche oder mit anderen Materialien, die durch
                              das Verbrennen eine Veraͤnderung erleiden, vermengt, sehr poroͤs. Sie
                              saugen daher auch eine große Menge Wasser ein, und stehen in dieser Hinsicht an
                              Guͤte den Ziegeln aus vielen anderen Gegenden Londons nach. Nur eine Methode
                              befolgt man um London, welche nach meiner Ansicht vor dem in den Provinzen
                              uͤblichen Verfahren den Vorzug verdient. Man legt die Ziegel naͤmlich,
                              so wie sie aus dem Model kommen, zum Troknen unter Dach, waͤhrend man sie an
                              anderen Orten bloß auf den Boden legt, und sie selbst dem heftigsten Regen ausgesezt laͤßt.
                              Die Noch scheint die Londoner Ziegelfabrikanten hiezu zu zwingen; denn
                              wuͤrden sie ihre Ziegel eben so dem Regen ausgesezt lassen, wie man dieß zu
                              Manchester zu thun pflegt, so wuͤrden diese sogenannten Ziegel wahrscheinlich
                              bald gaͤnzlich weggeschwemmt seyn. Ich halte uͤbrigens dieses
                              Verfahren fuͤr sehr gut und zwekmaͤßig, wenn man hinlaͤnglichen
                              Raum hat, und zwar aus folgenden Gruͤnden: 1) werden die Ziegel auf diese
                              Weise selten oder gar nie vom Regen beschaͤdigt, und 2) muͤssen die
                              Ziegelschlaͤger, indem die Ziegel nachdem sie geformt auf Schubkarren
                              fortgeschafft werden, einen etwas festeren Thon nehmen, als sie sonst nehmen
                              wuͤrden. – Die Ziegelschlaͤger, welche die gewoͤhnlichen
                              Ziegel verfertigen, sind im Allgemeinen bessere Arbeiter, als jene zu Manchester
                              oder Liverpool, oder manchen anderen Orten; und dennoch machen sie gar keine feinen
                              Ziegel. Dieß hindert jedoch nicht, daß sich die Arbeiter Londons, und namentlich die
                              Werkfuͤhrer, in ihrem unausstehlichen Eigenduͤnkel fuͤr die
                              besten auf der Welt halten!
                           Die beliebteste Farbe der Ziegel in London ist die gelbe, und je naͤher sie
                              der Farbe des Schwefels kommen, um so lieber hat man sie, und fuͤr um so
                              besser werden sie gehalten. Ich untersuchte einige Ziegel der Ueberreste des alten
                              White Conduite House, welches schon vor einigen Jahrhunderten erbaut worden, und
                              fand, daß sie dieselbe gelbe Farbe haben, wie die besten unserer
                              gegenwaͤrtigen gelben Ziegel. Der Thon, aus welchem sie bereitet wurden,
                              mußte also nothwendig eine groͤßere Menge Kalk enthalten haben, als man ihn
                              gegenwaͤrtig in der Nahe von London trifft; denn es laͤßt sich nicht
                              denken, daß die Entdekung, welche Lee machte,
                              haͤtte verloren gehen koͤnnen, wenn sie ein Mal bekannt gewesen
                              waͤre.Das Mechanics' Magazine macht hier folgende
                                    Bemerkungen: „Wir muͤssen mit Bedauern gestehen, daß Alles,
                                       was Hr. Bakewell hier sagte, vollkommen wahr
                                       ist. Und doch scheint er den armen Ziegelschlaͤgern zu nahe zu
                                       treten, wenn er diesen allein alle Schuld der Schlechtigkeit der Ziegel
                                       beimißt, und ganz vergißt, daß unsere Gesez- und
                                       Verordnungen-Fabrikanten oder unsere Schreiber gleichfalls einen
                                       großen Antheil daran haben. Wir empfehlen ihm daher Montgomery Martin's Taxation of the
                                          British Empire nachzulesen, worin er folgende Stelle finden
                                       wird.“
                                    „Wir kommen nun zur Untersuchung der Wirkung des Accisegesezes auf
                                       die Ziegelfabrikation, wobei wir auch hier, so wie in allen anderen
                                       Faͤllen, das Gift der Schlange finden. Nach einer Verordnung
                                       Georgs III muͤssen die in England zum Verkaufe gebrachten Ziegel
                                       8 1/2 Zoll lang, 2 1/2 Zoll dik und 4 Zoll breit seyn. Die Maschen der
                                       Siebe, durch welche man die Steinkohlenasche siebt, welche unter den
                                       Thon gemengt wird, duͤrfen nicht uͤber 1/4 Zoll weit seyn.
                                       Wie laͤstig die uͤbrigen Verordnungen in dieser Hinsicht
                                       sind, ergibt sich aus folgendem Paragraphe eines im Spectator erschienenen Aufsazes. Der Anfang
                                       der Fabrikation, heißt es daselbst, muß jedes Mal angezeigt werden,
                                       unter einer Strafe von 100 Pfd. Sterl.; die einzelnen Artikel werden, so
                                       wie sie aus dem Model kommen, mit der Auflage belegt, wobei ein Nachlaß von
                                       10 Procent fuͤr Verlust gestattet ist. Dieß ist jedoch nicht
                                       genug, und dem Gange der Dinge nach geschieht es nicht selten, daß
                                       fuͤr ein und dasselbe rohe Material mehrere Male die Auflage
                                       bezahlt werden muß. Da naͤmlich alle Operationen in freier Luft
                                       vorgenommen werden, so kann der gemodelte Artikel leicht durch die
                                       Kaͤlte, die Hize oder durch den Regen Schaden leiden, abgesehen
                                       von der Gefahr, die er zulezt noch beim Brennen laͤuft. So
                                       koͤnnen die Ziegel in einer einzigen Nacht durch Frost
                                       bedeutenden Schaden leiden; und werden sie dann neuerdings wieder
                                       verarbeitet, so muß abermals die Auflage bezahlt werden. Diese bereits
                                       doppelt gezahlten Ziegel koͤnnen noch ein Mal durch Regen etc.
                                       verungluͤken, und muͤssen bei wiederholter Umarbeitung
                                       dennoch wieder die Auflage bezahlen, abgesehen davon, daß sie am Ende
                                       verdorben aus dem Ofen kommen koͤnnen! Fuͤr die
                                       gewoͤhnlichen Gefahren, welche bei einer Fabrikation Statt
                                       finden, muͤssen die Abnehmer oder Verschleißer natuͤrlich
                                       zahlen; allein in gegenwaͤrtigem Falle wird der Preis der
                                       Versicherung durch die Taxe bedeutend erhoͤht, waͤhrend
                                       die Gefahren selbst gerade durch die bestehenden Reglements gleichfalls
                                       vermehrt werden. Wenn die Ziegel z.B. ein Mal aufgeschichtet sind, so
                                       muͤssen sie in diesem Zustande bleiben, bis der Zollbeamte
                                       dieselben verzollt hat; d.h. sie duͤrfen nicht eher entfernt
                                       werden, als bis der Beamte die Erlaubniß dazu ertheilt hat, wenn sie
                                       auch uͤber dieser Zoͤgerung zu Grunde gehen sollten. Jeder
                                       Plaz, an welchen die Ziegel waͤhrend der Fabrikation gebracht
                                       werden, muß dem Beamten zugaͤnglich seyn, und kommen einige aus
                                       Versehen an einen Ort, von welchem dieß nicht der Fall ist, so verfallt
                                       der Fabrikant in eine Strafe von 50 Pfd. Sterl. Bei alle dem
                                       belaͤuft sich der Ertrag der Auflage nur auf 365,000 Pfd. Sterl.,
                                       wovon noch uͤberdieß die Erhebungskosten abgezogen werden
                                       muͤssen. Daß diese Kosten nicht klein seyn koͤnnen, mag
                                       man schon daraus abnehmen, weil die Ziegelfabriken im ganzen Lande
                                       zerstreut, und nicht selten nur fuͤr den augenbliklichen Bedarf
                                       errichtet sind.“
                                    
                              
                           
                           Ich fand in verschiedenen Gegenden Englands sehr guten Thon, namentlich bei
                              Leicester, Derby, Manchester und Liverpool, obschon man denselben in den beiden
                              lezten Orten sehr schlecht knetet. Den testen Thon fuͤr rothe Ziegel, welchen
                              ich waͤhrend meines ganzen Lebens fand, traf ich jedoch in der Nachbarschaft
                              von Colebrookdale, wo derselbe auf aͤhnliche Weise wie die Steinkohlen aus
                              einer bedeutenden Tiefe zu Tage gefoͤrdert wird. Wenn aus diesem Thone
                              gepreßte Ziegel auf eine wohlfeile Weise nach Liverpool geschafft, und von hier als
                              Ballast nach New-York verschifft werden koͤnnten, so bin ich
                              uͤberzeugt, daß man sie daselbst sehr leicht fuͤr 5 1/2 bis 6 Guineen
                              das Tausend absezen koͤnnte, indem man zu New-York saͤmmtliche
                              Fronteziegel aus Baltimore, Philadelphia etc. bezieht.
                           Den ersten Ziegelbrennern in Manchester muß ich das Zeugniß geben, daß ich nirgendwo
                              auf der Welt Leute fand, die in diesem Geschaͤfte den Vorzug vor ihnen
                              verdient haͤtten. Der einzige, der ihnen in dieser Hinsicht gleichkam, war
                              Hr. Hopkins von Newton Colney bei
                              Burton-upon-Trent, welcher der beste Ziegelfabrikant in England war,
                              bis die neu erfundenen Ziegelpressen daselbst eingefuͤhrt wurden. Dieser Mann
                              wußte seinen Thon besser abzuarbeiten, als irgend ein Ziegelfabrikant zu Manchester;
                              er konnte seinem Fabrikate auch mehr Zeit schenken, indem er das Tausend
                              Fronteziegeln nie unter 3 Pfd. 10 Schill. verkaufte.
                           
                           Ich habe im Laufe einer kurzen Zeitperiode die Hauptziegelstaͤtten in
                              beilaͤufig 20 Grafschaften Englands, und jene in 18 Grafschaften der
                              Vereinigten Staaten besichtigt: ich sah daselbst mehr als ein Duzend verschiedener
                              Maschinen und Methoden, den Thon zu kneten und zu bearbeiten. Ich glaube hienach das
                              Urtheil faͤllen zu koͤnnen, daß nach meiner Meinung die beste
                              Thonmuͤhle, welche ich je sah, von einem Englaͤnder, dem Vorstande der
                              ausgedehnten Ziegelstaͤtten des seligen Benjamin Morgan Esq., Kaufmannes zu New-Orleans erbaut wurde.es ist hoͤchst sonderbar und scheinbar egoistisch, daß Hr. Bakewell den Namen des Erfinders nirgendwo
                                    nannte. A. d. R.
                              
                           Das Princip dieser Muͤhle ist gegenwaͤrtig zu New-Orleans
                              allgemein angenommen, und beilaͤufig 50 derselben sind daselbst
                              bestaͤndig in Thaͤtigkeit; auch die Maschine, welche ich in England
                              patentiren ließ, ist nach diesem Principe erbaut, nur habe ich mannigfache
                              Verbesserungen daran angebracht. Ich kann trokenen Thon fuͤr 16,000 Ziegel
                              aus dem Thonlager nehmen, ihn die Nacht uͤber in der Muͤhle
                              einweichen, und ihn den naͤchstfolgenden Morgen mit Beihuͤlfe von zwei
                              Pferden und einem Knaben innerhalb drei Stunden vollkommen und viel besser abkneten,
                              als dieß auf irgend eine andere Weise moͤglich ist. Man wird in dem in meiner
                              Maschine behandelten Thon nicht ein Kluͤmpchen von der Groͤße einer
                              Erbse finden; er ist so glatt, zaͤh und formbar, als man es nur
                              wuͤnschen kann, und ich zweifle keinen Augenblik, daß die Ziegelfabrikanten
                              in und um London durch die Annahme meines Verfahrens an den gewoͤhnlichen
                              Ziegeln 2 Schill. beim Tausend, und an den mit Kalk vermengten Ziegeln selbst noch
                              mehr gewinnen wuͤrden. Dieser Vorzuͤge ungeachtet, und obschon die
                              Ziegel selbst durch die bessere Behandlung des Thones bedeutend an Guͤte
                              gewinnen wuͤrden, glaube ich bei den feindseligen Gesinnungen der
                              Vorstaͤnde und ihrer Werkfuͤhrer gegen mich doch kaum erwarten zu
                              duͤrfen, daß auch sie nach meinem Verfahren arbeiten werden.
                           Die Ziegelpressen, von denen ich oben Erwaͤhnung machte, und mit denen man
                              Ziegel von unglaublicher Schoͤnheit zu verfertigen im Stande ist, sind jene,
                              auf welche ich ein Patent erhielt. Meine Ziegel sind so scharfkantig und glatt, als
                              ein Model, und so hart wie Marmor; und zwar aus dem Grunde, weil jeder Ziegel, wenn
                              er halb getroknet ist, einem Druke von mehr dann zwei Tonnen ausgesezt wird. Die
                              Maschinen, in welchen dieser Druk vollbracht wird, sind so einfach, fest und
                              dauerhaft, daß sie selbst von ihren groͤßten Feinden nicht leicht in
                              Unordnung gebracht werden koͤnnen; ein Lehrling, der in seinem Leben keinen Ziegel gemacht
                              hat, kann in 15 Minuten mit der Behandlung derselben vertraut gemacht werden. Was
                              ihre Dauer betrifft, so moͤchte dieselbe wohl so groß seyn, daß sie in 20 bis
                              25 Jahren kaum weitere Ausbesserungen, als eine neue Fuͤtterung der Model
                              beduͤrfen.
                           Meine Ziegel haben uͤbrigens auch noch einen anderen Vorzug vor den
                              gewoͤhnlichen; ihre Flaͤche ist naͤmlich in einer Entfernung
                              von einem Zolle von den Raͤndern mit einer beilaͤufig 1/2 Zoll tiefen
                              Verzahnung oder Aushoͤhlung versehen. Durch diese Einrichtung ist es den
                              Arbeitern moͤglich, die Fugen so klein als moͤglich zu machen,
                              waͤhrend der uͤberschuͤssige, in die Ausschnitte eindringende
                              Moͤrtel eine Art von Schluͤssel bildet. Gebaͤude, welche aus
                              solchen Ziegeln erbaut sind, haben keine eisernen Bindestangen, womit die Winde
                              zusammengehalten werden, von Noͤthen; auch koͤnnen Hausdiebe nicht
                              leicht Loͤcher in die Waͤnde machen, was an den gewoͤhnlichen
                              Mauern sehr leicht moͤglich ist. Es geschah naͤmlich in den lezten
                              Zeiten zu Manchester und an anderen Orten nicht selten, daß die Diebe zuerst den
                              Moͤrtel, der sich zwischen den Steinen befindet, herauskrazten, die losen
                              Ziegel dann aushoben, und bei dem auf solche Weise erzeugten Loche endlich
                              einstiegen. Bei meinen Ziegeln ist dieß unmoͤglich; man muͤßte, um ein
                              Loch in die Mauer machen zu koͤnnen, die Ziegel zerbrechen, und dieß
                              wuͤrde gewiß einen solchen Laͤrm verursachen, daß die Diebe ihren Zwek
                              nicht erreichen koͤnnten.
                           Wenn die auf diese Weise geformten Ziegel gehoͤrig gebrannt sind, so
                              muͤssen die aus denselben erbauten Haͤuser nothwendig sehr
                              schoͤn werden; und was deren Dauerhaftigkeit betrifft, so laͤßt sich
                              dieselbe zwar nicht genau berechnen, allein es unterliegt auch keinem Zweifel, daß
                              sie sich laͤnger in ihrer vollkommenen Schoͤnheit erhalten werden, als
                              dieß bei den gewoͤhnlichen Gebaͤuden aus Stein der Fall ist. Ich
                              schließe dieß daraus, weil Ziegel, welche in den lezten Jahren von den Ruinen
                              Babylon's nach New-York gebracht wurden, und welche also gegen 3000 Jahre alt
                              sind, so unversehrt sind, als waͤren sie erst frisch gebrannt worden.
                           Merkwuͤrdig ist an diesen alten Ziegeln, daß sich auf jedem derselben einige
                              Hieroglyphen befinden, welche nothwendig vor dem Brennen eingedruͤkt worden
                              waren. Auch roͤmische Ziegel von einem Janustempel, welche ich zu Leicester
                              sah, und welche gegen 2000 Jahre alt sind, haben noch vollkommen ihre rothe Farbe
                              und ein Aussehen, als waͤren sie erst frisch gebrannt worden. Gibt es irgend
                              einen Stein, den man so lange der Einwirkung der Zeit und der Witterung aussezen
                              koͤnnte, ohne daß er irgend eine Veraͤnderung erlitte, und ohne daß
                              sich mehr oder weniger merkliche Aushoͤhlungen in denselben bildeten?