| Titel: | Ueber die im November 1834 zu München gehaltene Industrieausstellung. | 
| Fundstelle: | Band 54, Jahrgang 1834, Nr. LXVI., S. 393 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        LXVI.
                        Ueber die im November 1834 zu Muͤnchen
                           gehaltene Industrieausstellung.
                        Die im November 1834 zu Muͤnchen gehaltene
                           Industrieausstellung.
                        
                     
                        
                           Wir glauben unseren Lesern im Inlande sowohl, als im Auslande keinen unangenehmen
                              Dienst zu erweisen, wenn wir ihnen von den Resultaten der Industrieausstellung, die
                              im Monate November l. J. zu Muͤnchen Statt fand, Nachricht geben. Man wird
                              daraus, wie wir hoffen, einen Ueberblik des gegenwaͤrtigen Zustandes einiger
                              Industriezweige in unserem Vaterlande entnehmen, und sehen, wo wir vorwaͤrts
                              und wo wir ruͤkwaͤrts schritten. Wir bemerken nur im Voraus, daß wir
                              hiemit keinen Bericht uͤber die Leistungen der Einzelnen, den wir erst von
                              der Jury zu erwarten haben, sondern lediglich eine Skizze des Ganzen
                              beabsichtigen.
                           Der Nuzen der Industrieausstellungen im Allgemeinen ist durch die allmaͤhliche
                              Verbreitung derselben uͤber beinahe alle civilisirten Laͤnder als
                              allgemein anerkannt zu betrachten. Auch wir gestehen diesen Nuzen gern zu; nur
                              muͤssen wir darauf beharren, daß sich derselbe nur in jenen Laͤndern
                              in seinem vollen Maße aͤußern kann und wird, in welchen man dem
                              Prohibitivsysteme huldigt, oder die vaterlaͤndische Industrie durch
                              verhaͤltnißmaͤßige Zoͤlle schuͤzt; und
                              hauptsaͤchlich auch noch in jenen Staaten, deren Voͤlker von einem
                              bewaͤhrten Sinne fuͤr vaterlaͤndische Industrie durchdrungen
                              sind. Wenn diese Ausstellungen dessen ungeachtet auch in einigen Staaten, auf welche
                              sich dieß anwenden laͤßt, wie z. B. in England und in den Vereinigten
                              Staaten, kein Gluͤck machten, sondern von der großen Mehrzahl der dortigen
                              Fabrik- und Gewerbswelt mit Gleichguͤltigkeit betrachtet wurden, so
                              liegt dieß nicht in der Unzweckmaͤßigkeit der Maßregel, sondern in den
                              Eigenheiten des englischen Charakters, der ruhig und in sich gekehrt den steten
                              Verbesserungen der Fabrikationszweige nachgeht, der mit der Industrie ganz
                              identificirt und verkoͤrpert zur Foͤrderung derselben keine Anregung
                              von Außen bedarf, und der bei seinen Forschungen stets von anderen belauscht und um
                              den endlichen Gewinn bei denselben gebracht zu werden befuͤrchtet; vielleicht
                              aber auch darin, daß man die vom Auslande entlehnte Idee dem Nationalgeiste nicht
                              gehoͤrig anpaßte. Dem sey aber wie ihm wolle, so haben wenigstens bei uns in
                              Deutschland die Ausstellungen bereits mancher Orten Fruͤchte getragen, die
                              uns deren Fortdauer, oder besser eine auf Anpassung an die Localverhaͤltnisse
                              beruhende Ausbildung derselben wuͤnschenswerth machen.
                           Die Industrieausstellungen, zu denen wir in aͤlteren Zeiten kein wahres
                              Analogon finden, entsprangen wie uns scheint, nachdem das Zunftunwesen in einigen
                              Laͤndern aufgehoben und zertruͤmmert worden, durch eine
                              gelaͤuterte, potenzirte, und der Wuͤrde der
                              Gewerbsrepraͤsentanten entsprechende Umwandlung der sogenannten Schau, welche
                              die fruͤheren Zunftordnungen vorschrieben, und die, so lange die Fesseln des
                              Zunftwesens bestanden, allerdings auch von großem Nuzen war. Die erste
                              Industrieausstellung sahen wir demnach in Frankreich im Jahre 1798 unter dem
                              damaligen Minister François-de-Neuf-Chateau, klein beginnend,
                              aber von gluͤhendem Nationalsinne begleitet, und mit einem Nationalfeste
                              verbunden. Napoleon, dessen Scharfblik und Vaterlandsliebe diese Unternehmung nicht
                              entging, erfaßte dieselbe mit seinem großen Geiste, und gab ihr mit Huͤlfe
                              seines Ministers, des beruͤhmten Chaptal, in den
                              Jahren 1801 und 1802 eine Richtung, welche sich bereits bei der vierten im Jahre
                              1806 unter Champagny Statt gefundenen Ausstellung als die
                              wahre bewaͤhrte. Die Restauration brachte das Institut, welches anfangs durch
                              die Continentalsperre sehr beguͤnstigt wurde, endlich aber dennoch durch die
                              langen Kriege in Vergessenheit kam, wieder in's Leben. Paris bewunderte in vorigen
                              Jahren 1819, 1823 und 1827 die von allen Seiten Frankreichs herbeigebrachten
                              Industrieerzeugnisse. Die Juliusrevolution endlich gab dem Begonnenen neuen
                              Aufschwung, und das Jahr 1834 zeigte in Paris eine Ausstellung, die an Pracht,
                              Reichthum und Gediegenheit der Erzeugnisse alle fruͤheren
                              uͤbertraf.
                           Bayern war unter den deutschen Staaten der erste, der dem Beispiele Frankreichs
                              folgte; denn schon nach kurzer Zeit der Ruhe und des Friedens, im Oktober 1818,
                              hielten die beiden ersten Fabrikstaͤdte Bayerns, Augsburg und
                              Nuͤrnberg, Industrieausstellungen. Ihnen folgte alsbald im December desselben
                              Jahres Muͤnchen. Auf Betrieb des verdienstvollen J. B. Zeller fand naͤmlich daselbst gleichfalls eine solche Statt;
                              nachdem dieser von dem regsten Eiferbeseelte Buͤrger durch die von ihm
                              gegruͤndete Commissionsniederlage fuͤr den inlaͤndischen
                              Kunst- und Gewerbefleiß darauf vorbereitet, und durch seinen
                              woͤchentlichen Anzeiger in Verbindung mit Yelin
                              und Schlichtegroll den polytechnischen Verein und das
                              daraus hervorgegangene Kunst- und Gewerbeblatt gegruͤndet hatte.
                              Augsburg feierte in vier aufeinander folgenden Jahren, naͤmlich in den Jahren
                              1818, 1819, 1820 und 1821 vier Ausstellungen, denen im Jahre 1825 die
                              fuͤnfte, und im Jahre 1829 bei der Anwesenheit Ihrer koͤnigl.
                              Majestaͤten die sechste nachfolgten. Muͤnchen selbst sah in den Jahren
                              1818, 1819, 1821, 1822, 1823 und 1831 eine Auswahl der Industrieproducte Bayerns
                              vereinigt, uͤber welche feiner Zeit das Kunst- und Gewerbeblatt
                              Bericht erstattete. So sehr man alle diese Anstrengungen auch allerhoͤchsten
                              Ortes aufzumuntern und zu foͤrdern bemuͤht war; so vieles Gute auch
                              fuͤr unser theures Vaterland daraus entsprang, so blieb es doch dem erhabenen
                              Nachfolger unseres unvergeßlichen Vaters Max, Bayerns unsterblichem Koͤnige
                              Ludwig vorbehalten, auch diesem Institute jenen Aufschwung, jene festere
                              Begruͤndung und jene Bedeutung zu geben, die Allem wird, was sein eben so
                              scharf pruͤfender, als gediegen schaffender Geist erfaßt, und als dem Wohle
                              seines Volkes frommend erkennt. Gemaͤß einer koͤnigl. Verordnung soll
                              naͤmlich vom Jahre 1831 an alle drei Jahre in Bayerns Hauptstadt eine
                              Industrieausstellung Statt finden. Wir gestehen, daß wir von diesem Institute aus
                              den im Eingange beruͤhrten Gruͤnden und unserer Erfahrung nach
                              fuͤr das Gedeihen der Industrie unseres Vaterlandes wenig Ersprießliches
                              erwarteten; wir gestehen, daß wir die Ansicht hegten, nur nach langer Zeit und mit
                              großen Opfern wuͤrden sich die entgegenstrebenden Hindernisse beseitigen
                              lassen: Hindernisse, die durch den Zollverein wenigstens zum Theil noch gesteigert
                              wurden. Allein wir ließen uns nicht entmuthigen, und sehen den endlichen Resultaten
                              mit etwas mehr Zuversicht entgegen, nachdem der gruͤndlichen Ausbildung des
                              Gewerbfleißes in unserem Vaterlande durch unsere Gewerbe und Industrieschulen, so
                              wie durch unsere polytechnischen Anstalten Moͤglichkeit und Raum gegeben;
                              nachdem durch den deutschen Zollverein andererseits ein freierer Verkehr und eine
                              groͤßere Regsamkeit in unserer Industrie und in unserem Handel geschaffen
                              worden; nachdem unsere Gewerbsmaͤnner wegen der groͤßeren Ausbildung
                              vieler Industriezweige in den mit uns verbundenen, Nachbarstaaten sowohl durch das
                              Selbsterhaltungsprincip, als durch Ehrgeiz getrieben werden, ihr Streben nach
                              Vervollkommnung zu verdoppeln. Die Folgen, welche die Industrieausstellungen
                              fuͤr uns haben koͤnnten, duͤrften
                              sich im Folgenden concentriren. Die Aussteller und besonders die Erfinder werden auf
                              diesem Wege am sichersten bekannt werden, und ihren Ruf leichter begruͤnden,
                              als es sonst moͤglich waͤre; der Kaufmann, – der Vermittler des
                              Fabrikanten -, eben so gut wie der Consument wird die Bezugsquellen der
                              besten Fabrikate des Inlandes kennen lernen, und erfahren auf welchem Wege er die
                              Beduͤrfnisse der Nation am vorteilhaftesten befriedigen kann; unter den
                              Ausstellern selbst wird die Emulation maͤchtig erwachen, und der niedrige
                              Brodneid wird, wenn er die besseren Erzeugnisse des beneideten Nachbars sieht, sich
                              zur Nacheiferung erheben; der Lehrling und Anfaͤnger sowohl, als der
                              vollendete Gewerbsmann wird bei den Ausstellungen Belehrung finden, und nicht selten
                              werden hiedurch Ideen angeregt werden, die sonst fuͤr lange Zeit oder selbst
                              fuͤr immer geschlummert hatten: jede Ausstellung wird hienach gleichsam die
                              Fortschritte der Industrie bis zur naͤchstfolgenden mit bedingen helfen. Der
                              Geschmak und die Teilnahme am Gewerbswesen wird bei der Nation im Allgemeinen
                              gebessert, veredelt und gesteigert werden; viele unserer Capitalisten werden
                              angezogen werden, ihre Capitalien Fabrikunternehmungen zuzuwenden, wenn sie sehen,
                              daß sie in diesen auf eine ruhmvollere, gediegenere und nachhaltigere Weise, als
                              durch Boͤrsenspekulationen und Geldmaͤklerei sowohl ihre als des
                              Vaterlandes Reichthuͤmer vermehren koͤnnen; die ganze Nation endlich wird
                              erfahren, was im Inlande erzeugt wird, und dieß wird sie nach und nach von der
                              leider bei uns allgemein verbreiteten und durch unpatriotische Kraͤmerseelen
                              fortwaͤhrend genaͤhrten Vorliebe fuͤr alles
                              Auslaͤndische zuruͤkbringen, und von jener zum Selbstruine
                              fuͤhrenden Abneigung gegen einheimisches Fabrikat heilen, die mit der
                              Papierspielsucht unserer Capitalisten den großen Krebsschaden unserer Industrie
                              ausmacht. Zu allen diesen Vortheilen wird sich uͤberdieß am Ende auch noch
                              ein anderer gesellen, der auf unser sociales Leben den machtigsten und
                              wohlthaͤtigsten Einfluß ausuͤben wird. Der Gewerbsstand, dieses wahre
                              lautere Gold des Staates, der mit dem Agriculturstande die festen, allein
                              unerschuͤtterlichen und zu allen Zeiten bewaͤhrten Stuͤzen des
                              Vaterlandes bildet, wird hiedurch wieder an Ansehen, Ehre und Wohlfahrt gewinnen.
                              Zuverlaͤssig wird eine große Menge jener Vaͤter, die unsere leider nur
                              fuͤr Gelehrte und Fachstudien berechneten lateinischen Schulen, Gymnasien,
                              Lyceen und Universitaͤten bisher mit ihren Soͤhnen
                              uͤberschwemmten, dieselben dem Schoße des Buͤrgerstandes zu erhalten
                              streben. Das Lossteuern auf Staatsaͤmter in Masse wird aufhoͤren;
                              unsere Gewerbs- und polytechnischen Schulen, welche unser großartig in die
                              Zukunft blikende Monarch in's Leben rief, werden sich dafuͤr fuͤllen;
                              und nicht bloß der minder befaͤhigte Sohn wird, wie dieß bei unseren
                              Buͤrgern so haͤufig nicht geschieht, dem gewerbetreibenden Stande
                              erhalten bleiben, sondern auch der faͤhigere wird sich demselben widmen, und
                              gewiß gar bald erkennen, daß er auf diesem Felde seinen und seines Vaterlandes
                              Vortheil sicherer foͤrdert, als wenn er nach zehnjaͤhriger
                              Accessistenschaft und nach Verzehrung des vom Gewerbefleiße des Vaters herstammenden
                              Capitales zu einer niederen oder hoͤheren Anstellung gelangt, und in dieser
                              im Actenstaube vermodert. Die hieraus folgende hoͤhere Ausbildung und
                              groͤßere Gediegenheit unseres industriellen Nachwuchses wird endlich nicht
                              verfehlen, auf die Maßregeln, die die Staatsregierung in Betreff des Gewerbswesens
                              zu ergreifen fuͤr geeignet haͤlt, vorteilhaft zuruͤkzuwirken;
                              und wenn man schon bei der heurigen Ausstellung in manchen Faͤchern bemerken
                              konnte, daß neuere Concessionisten und selbst Gesellen manche aͤltere Meister
                              uͤbertrafen, so darf man nicht zweifeln, daß man bald wieder zu
                              groͤßerer Gewerbfreiheit zuruͤkkehren wird und muß: bedauernd, daß man
                              sich von ihr entfernte, und das zarte Kindchen mit sammt dem Bade
                              verschuͤttete, weil dessen schwierige Pflege hie und da in Haͤnden
                              ruhte, die derselben nicht hinreichend gewachsen waren.
                           Wenn wir uns nun die Frage stellen: hat die dießjaͤhrige Industrieausstellung
                              diese zu erwartenden oder wenigstens zu wuͤnschenden Folgen bewaͤhrt?
                              so muͤssen wir, die Hand auf's Herz gelegt, gestehen, daß wir von allem dem
                              noch hoͤchst weit entfernt sind, und daß noch gar viel zu thun uͤbrig
                              bleibt, wenn das schwach lodernde Flaͤmmchen, welches sich zeigte, erhalten
                              und allmaͤhlich zum hellen Lichte angefacht werden soll. Zur Ehre unseres
                              Gewerbs- und Fabrikantenstandes muͤssen wir jedoch bemerken und aus
                              vielfacher Erfahrung versichern, daß viele der Luͤken, die man bei der
                              Ausstellung bemerken konnte, nichts weniger als auf einem wirklichen Mangel am
                              Bestehen dieses oder jenes Industriezweiges in unserem Vaterlande beruhen; sondern
                              daß namentlich viele Gegenstaͤnde der Moden lediglich aus Furcht vor dem
                              Handelsstande, mit dem sich der Fabrikant nicht verfeinden darf, wegbleiben. Von der
                              hochadeligen Dame herab bis zur Kammerzofe und Dienstmagd will bei uns Alles nach
                              der Pariser-Mode die Bloͤßen feines Leibes bedeken; Niemand will bei
                              uns deutsch oder gar erst bayerisch gekleidet seyn; und der Kaufmann thut in der Regel sein
                              Moͤglichstes, um diesen unpatriotischen Sinn aus selbstsuͤchtigen
                              Absichten zu unterhalten. Das Wenige, was der Kaufmann dem inlaͤndischen
                              Fabrikanten abnimmt, verkaufte er noch bis zur Stunde dem Publicum als
                              franzoͤsisches und englisches Fabrikat; und so wie das Publicum bei der
                              Ausstellung sieht, daß man derlei Waare auch im Inlande erzeugt, ist es mit dem
                              Absaze und mit dem Gewinne des Kaufmannes, der auf die inlaͤndische Waare den
                              Zoll der auslaͤndischen schlaͤgt, vorbei. Auf diesen niedrigen
                              Gruͤnden beruht auch das hoͤchst unbillige und jedes Ehrenmannes
                              unwuͤrdige Urtheil, welches man gleich nach dem Beginnen der Ausstellung in
                              einem Muͤnchner Blatte uͤber die exponirten Fabrikate eines sehr
                              achtbaren Hauses, dem nicht bloß der Oberdonaukreis, sondern ganz Bayern unendlich
                              viel verdankt, und welches der Industrie fortwaͤhrend die groͤßten
                              Opfer bringt, lesen konnte. Wer sich von dem feindseligen Benehmen vieler en gros Haͤndler gegen die
                              vaterlaͤndischen Fabrikanten uͤberzeugen will, der gehe nur in deren
                              Niederlagen; man wird in den meisten wenig, und in einigen kaum 1/8 an
                              inlaͤndischen Erzeugnissen finden, waͤhrend man auf den
                              Offenbacher- und Leipziger-Messen den bayerischen Fabrikaten nicht nur
                              alles Lob zollt, sondern auch große Partien zu guten Preisen davon abnimmt. Nicht
                              leicht ein Land, selbst England nicht ausgenommen, kann so Vielseitige und
                              gemeiunuͤzige Industriezweige haben, als unser gegenwaͤrtiges Bayern.
                              Eine specielle Aufzahlung der einzelnen Gegenstaͤnde, welche in den
                              groͤßeren und kleineren Staͤdten des Rezat-, Oberdonau-
                              und zum Theil auch des Obermainkreises erzeugt, und selbst nach allen Welttheilen
                              versendet werden, wuͤrde den sicheren Beweis hiefuͤr liefern; und wir
                              sind gewiß, daß eine von Sachkennern angefertigte Gewerbsstatistik dieser Kreise
                              viele unserer Statistiker und Staatsoͤkonomen in Staunen versezen
                              wuͤrde. Leider kann dieser große Gewerbfleiß einiger Gegenden noch immer
                              nicht die Fruͤchte tragen, die man billig davon erwarten koͤnnte; denn
                              wir naͤhren unseren aͤrgsten und unversoͤhnlichsten Feind im
                              eigenen Herzen: er liegt in dem Widerwillen des Publicums gegen alles Einheimische
                              und in den feindseligen Gesinnungen des Handelstandes gegen die inlaͤndischen
                              Fabrikanten. Waͤhrend England, Frankreich, Preußen und Oesterreich
                              fuͤr den groͤßten Theil ihrer Fabrikate des Absazes im Inneren gewiß
                              sind, muͤssen wir leider in der Mehrzahl der Industriezweige hierauf Verzicht
                              leisten, und lediglich in der Abnahme des Auslandes unser Heil suchen.
                           An diesen einen Grund der Lauheit der Beschikung der dießjaͤhrigen Ausstellung
                              von Seite der Fabrikanten, der einer der hauptsaͤchlichsten, aber leider auch
                              kaum hebbaren ist, reihen sich noch einige andere, deren Abhuͤlfe wohl von
                              den Leitern der kuͤnftigen Ausstellungen erwartet werden darf. Wir wollen
                              versuchen hier einige derselben zu beruͤhren. Eine große Anzahl von
                              Fabrikanten und Gewerbsleuten sind noch nicht gehoͤrig daruͤber
                              belehrt, was sich denn eigentlich fuͤr Industrieausstellungen eignet; man
                              ist, wie es sich denn auch dieses Jahr wieder ergab, noch gar haͤufig der
                              irrigen Ansicht, daß nur Kunstwerke und sogenannte Meisterstuͤke, die eigens
                              fuͤr die Ausstellung mit besonderer Muͤhe und selbst mit Kostenaufwand
                              verfertigt wurden, daselbst Plaz finden sollen. Nicht solche Kunstwerke, die den
                              Kuͤnstlern gewoͤhnlich in ihren Werkstaͤtten zur Last bleiben,
                              und die man daher haͤufig wiederholt zu allen Ausstellungen wandern sieht,
                              sind es jedoch, sondern hauptsaͤchlich gute currente Artikel, die fuͤr
                              das Nationalwohl von Wichtigkeit sind und bei den Ausstellungen besondere
                              Beruͤksichtigung verdienen. Das Grob- und Gemeinnuͤzige, wie ein gefeierter nach
                              Bayern verpflanzter Philosoph das Technische zu betiteln geruhte, muß in einem guten
                              Staatshaushalte jeder Zeit vor dem Kuͤnstlichen beruͤksichtigt werden.
                              Es waͤre daher sehr wuͤnschenswerth gewesen, daß man hierauf in der
                              amtlichen Ausschreibung noch mehr hingewiesen hatte, als es geschah; und daß man von
                              den Concurrenten auch Nachweisungen uͤber die Quantitaͤt ihrer
                              Fabrikate verlangt haͤtte. Denn neben der Neuheit der Erfindung und
                              Vervollkommnung eines Erzeugnisses sind es hauptsaͤchlich Qualitaͤt,
                              Quantitaͤt und Preis, die einem Fabrikate in industrieller und
                              staatswirthschaftlicher Hinsicht Werth geben, und die die Jury bei ihren Urtheilen
                              zu leiten haben.
                           Die Resultate der fruͤheren Industrieausstellungen, die getaͤuschten
                              Erwartungen, die man heim brachte oder zu Haust erfuhr, sind ein weiterer Grund, der
                              viele Gewerbsleute entmuthigte, und zwar nicht bloß fuͤr dieß Mal, sondern
                              fuͤr eine Reihe von Jahren. Manche Aussteller glaubten, daß die Ausstellungen
                              ihnen durch eine gruͤndliche Wuͤrdigung ihrer Erzeugnisse, durch eine
                              eclatante Veroͤffentlichung ihrer Leistungen vielfache Absazquellen
                              eroͤffnen, und im Inlande sowohl als im Auslande Anerkennung und Achtung
                              verschaffen wuͤrden. Dem war jedoch nicht so; nach halben Jahren las man im
                              Kunst- und Gewerbeblatt erst die Berichte der Jury, die selten
                              erschoͤpfend waren, weil es ihr an Dokumenten dazu fehlte; und kein anderes
                              Resultat ergab sich fuͤr die Aussteller, als daß sie die Arbeit und die
                              Auslagen fuͤr das Erzeugniß umsonst opferten, und noch dazu die Hin-
                              und Herfracht fuͤr ihre Artikel zahlen mußten, nachdem diese auf der
                              Ausstellung haͤufig beschaͤdigt worden waren. Hieraus ergibt sich, wie
                              sehr es darauf ankommt, fuͤr schnelle Veroͤffentlichung zu sorgen;
                              denn Zeitgewinn muß dem wahren Fabrikanten hoͤher stehen, als man es leider
                              bei uns sowohl im taͤglichen Leben, als im Administrativ- und
                              Justizgetriebe zu sehen gewohnt ist. Hieraus ergibt sich ferner, wie sehr es darauf
                              ankommt, daß bei der Zusammensezung der Jury die verschiedenen Industriezweige
                              moͤglichst vollkommen repraͤsentirt seyen, und daß man die technischen
                              Notabilitaͤten der Hauptstadt darin vereint sehe, damit jeder Fabrikant nicht
                              nur des gewissenhaftesten, sondern auch eines sachverstaͤndigen, die
                              Vorzuͤge hervorhebenden und die Maͤngel beleuchtenden Urtheiles im
                              Voraus uͤberzeugt seyn koͤnne. Wie wir nicht zweifeln, duͤrfen
                              wir von der dießjaͤhrigen Jury einer Abhuͤlfe dieser Maͤngel
                              entgegensehen; wenigstens hat sie sich bereits dadurch ein Verdienst erworben, daß
                              sie fuͤr die Ruͤkfracht der nicht verkauften Artikel zu sorgen
                              versprach. Noch eine andere Classe von Fabrikanten, namentlich jene, die durch die
                              Ausdehnung ihrer Anstalten eine weit verbreitete industrielle und commercielle
                              Wichtigkeit erlangt hatten, die der Industrie stets große Opfer brachten, und die
                              durch ihr Muͤhen und Streben dem Vaterlande reichliche Finanzquellen und
                              einer großen Anzahl von Menschen naͤhrende Beschaͤftigung
                              eroͤffneten, haͤtte wohl eine besondere Beruͤksichtigung
                              verdient, und wir glauben, daß eine Anerkennung ihrer Verdienste und ihres Strebens
                              auch nicht ohne Nuzen fuͤr den Staat geblieben waͤre. Goldene,
                              silberne und bronzene Medaillen und ehrenvolle Erwaͤhnungen sind
                              Anerkenntnisse, die Jedermann dankbar wuͤrdigen wird, so lange sie nicht
                              durch unwuͤrdige Verschwendung zur Spielern werden. Napoleon's großer und
                              scharfblikender Geist erhob den Gewerbfleiß und die Industriemaͤnner, wenn
                              sie es verdienten, aber auch noch zu hoͤheren Ehren und wurde spaͤter
                              in diesem ruͤhmlichen Beispiele auch von dem Buͤrgerkoͤnige
                              Frankreichs, von dem industrieliebenden Herrscher Preußens, von dem Koͤnige
                              Wuͤrttembergs, von dem Großherzoge Badens und selbst von dem Kaiser
                              Oesterreichs nachgeahmt. Das Civilverdienst ist, dem Ausspruche so vieler erhabenen
                              Monarchen gemaͤß, nun nicht mehr lediglich in den nicht genug zu erhebenden
                              Leistungen wakerer Staatsdiener, die sich um Thron und Vaterland verdient machten,
                              nicht bloß in den wissenschaftlichen Forschungen der Gelehrten, die emsig
                              fuͤr die kuͤnftige praktische Anwendung der Wissenschaften arbeiten
                              und sammeln, nicht bloß in der hoͤheren Bureaucratie und in den Intriguen der
                              Diplomatie, sondern eben so gut auch in dem Unternehmungs- und Betriebsgeiste
                              des Fabrikanten, in so fern er auf reeller Basis ruht und von aller Schwindelei frei
                              ist, zu suchen und zu ehren. – Nur noch ein Paar Worte erlauben wir uns in
                              Betreff der vom Staate zu ertheilenden Belohnungen beizufuͤgen.
                           Man hat bei dieser Gelegenheit in einigen Staaten auch Geldunterstuͤzungen zur
                              Sprache gebracht, und gemeint, es duͤrfte von großem Nuzen seyn, wenn man
                              aͤrmeren Gewerbsmaͤnnern durch dergleichen Unterstuͤzungen
                              unter die Arme griffe. Bei dem großen Widerwillen der Masse unserer Capitalisten
                              gegen industrielle Unternehmungen duͤrfte dieses System allerdings sehr
                              empfehlungswerth seyn, wenn man uͤber einiger Maßen betraͤchtliche
                              Capitalien zu disponiren vermoͤchte, und wenn es jedes Mal genau ermittelt
                              werden koͤnnte, ob die Haͤnde, in die man sie legt, ihrer auch
                              wuͤrdig sind. Kleine Summen hingegen wuͤrden gewiß nichts leisten; der
                              Mann von Ehre wird sich ihrer schaͤmen, und nur solche, in deren
                              Haͤnden sie verloren sind, wuͤrden gierig darnach langen, um nie mehr
                              etwas dafuͤr zu geben. Weit trefflicher und fuͤr unser Land besonders
                              passend, scheint uns daher das Beispiel, welches uns ein noͤrdlicher
                              Nachbarstaat, dessen Industrie sich unter seiner weisen und ununterbrochen
                              fortschreitenden Verwaltung so rasch emporschwang, gegeben. Ein großer Theil unserer
                              sonst thaͤtigen und emsigen Gewerbsmaͤnner und Fabrikanten kann, wie
                              auch die dießjaͤhrige Industrieausstellung in vielen Faͤchern
                              beurkundete, lediglich bloß deßwegen nicht mit Vortheil mit dem Auslande Concurrenz
                              halten, weil es ihm an den Maschinen, womit man anderwaͤrts arbeitet, fehlt.
                              Man kennt diese Maschinen großen Theils nicht nur zu wenig oder gar nicht, sondern
                              der alte starre Zunftgeist erhebt sich sogar haͤufig dagegen und
                              erklaͤrt die Maschinen fuͤr einen gefaͤhrlichen Feind; und dieß
                              in einem Lande, wo Jedermann uͤber die Hoͤhe des Arbeitslohnes und
                              uͤber den Mangel an arbeitenden Haͤnden klagt! Dieser Unkenntniß der
                              Maschinen, der Unvermoͤgenheit sich dieselben anzuschaffen, und diesem
                              Widerwillen gegen sie sollte der Staat abhelfen. Dieß kann, wie das oben
                              erwaͤhnte Beispiel lehrte, am schnellsten und sichersten geschehen, wenn der
                              Staat zum Betriebe jener Fabrikationszweige, die sich hauptsaͤchlich
                              fuͤr unser Vaterland eignen, von unseren Mechanikern nach den besten Modellen
                              Maschinen bauen ließe und sie dann mit dem Staatssiegel versehen jenen
                              Maͤnnern zur Benuzung uͤbergaͤbe, welche Eifer,
                              Thaͤtigkeit und Gewandtheit in ihrem Fache zeigten. Beurkundet der Fabrikant,
                              der diese Gunst genoß, nach einigen Jahren, daß er in die Absichten des Staates
                              einzudringen verstand, und daß er das ihm anvertraute Gut zum allgemeinen Wohle
                              benuze, so uͤberlasse ihm der Staat dasselbe als Eigenthum: das aufgewendete
                              Capital wird ihm in diesem Falle nicht leicht auf anderem Wege reichlichere Zinsen
                              tragen. Hat sich der Staat hingegen uͤberzeugt, daß er hie und da nicht die
                              rechte Wahl traf; daß man die anvertraute Maschine nicht zu benuzen verstehe oder
                              nicht benuzen wolle, so entziehe er sie diesen unfaͤhigen Haͤnden, um
                              sie anderen wuͤrdigeren zu uͤbergeben. Auch dieses Belohnungssystem
                              wagen wir unserer weisen und vaͤterlichen Regierung, die bereits so viel that, um unserer
                              gesunkenen Industrie emporzuhelfen, an's Herz zu legen. Wir zweifeln nicht, daß sie
                              bei naͤherer Pruͤfung in dasselbe eingehen wird, und daß die Annahme
                              desselben zu einer neuen industriellen Epoche unseres Vaterlandes fuͤhren
                              werde.
                           Noch mehrere Bemerkungen draͤngen sich uns uͤber unsere
                              Industrieausstellungen auf; doch wollen wir bei unserem beschraͤnkten
                              Raͤume nun lieber zu der eigentlichen skizzirten Darstellung der dießjahrigen
                              uͤbergehen, und es unserer erleuchteten Staatsverwaltung uͤberlassen,
                              sich, wenn sie es fuͤr dienlich finden sollte, in Zukunft mit den
                              ausgezeichneteren Fabrikanten uͤber einige beiden kuͤnftigen
                              Ausstellungen zu treffenden Anordnungen zu benehmen. Denn fuͤrwahr jeder
                              Stand muß seine Interessen am besten kennen, und keine vorurteilsfreie Verwaltung
                              wird sich demnach etwas zu vergeben traͤumen, wenn sie diesen Stand zu
                              Mittheilungen uͤber dieses sein Interesse auffordert.
                           Da es noch bis zur Stunde an einer genuͤgenden systematischen Eintheilung der
                              Kuͤnste und Gewerbe fehlt, so haben auch wir hier auf eine solche Verzicht
                              geleistet, und die ausgestellten Gegenstaͤnde lediglich in großen, so viel
                              als moͤglich natuͤrlichen Gruppen zusammengereiht.
                           
                        
                           I. Mathematische, physikalische,
                                 mechanische, musikalische und chirurgische Geraͤthe und
                                 Apparate.
                           A. Mathematische und physikalische Instrumente und
                                 Apparate. Obwohl unsere Hauptstadt noch gegenwaͤrtig in diesem Fache
                              ihren glaͤnzenden Ruf behauptet, und vor den Namen v. Utzschneider's, Ertel's, Liebherr's und v. Steinheil's Jedermann mit Achtung sein Haupt neigt, so zeigte unsere
                              dießjaͤhrige Ausstellung doch nur Weniges: aber darunter einiges ganz
                              Ausgezeichnete. Nach der gewoͤhnlichen Ordnung kommen wir zuerst an die:
                           1) Waagen. Wir freuen uns hier mit Dr. v. Steinheil's neuer chemischer Waage beginnen zu
                              koͤnnen, indem dieses herrliche Instrument in dieser Classe den
                              vorzuͤglichsten Gegenstand der Ausstellung bildete, der es, gleich
                              ausgezeichnet an Neuheit des Constructionsprincipes, wie an Genauigkeit,
                              Zwekmaͤßigkeit und Ausfuͤhrung zur wahren Zierde gereichte. Man sehe
                              uͤber diese unschaͤzbare Bereicherung unserer Laboratorien und
                              Cabinette das Polyt. Journal. Bd. LIII. S. 315. – Nicht minder
                              trefflich war der Steinheil- und Ertel'sche Prismenkreis, der aus der
                              Ertel'schen Werkstaͤtte hervorging, und den wir der Kuͤrze halber hier
                              anreihen. Er bewaͤhrte den fest begruͤndeten Ruf der beiden
                              Erfinder.
                           Rob. Stiller, Mechaniker zu Muͤnchen, stellte eine
                              doppelarmige Waage aus, fuͤr gewoͤhnliche Zweke bestimmt, an deren
                              Aufhaͤngung eine Verbesserung zu bemerken war. Derselbe hatte auch eine
                              kleine Straßburger Decimalwaage verfertigtEine genaue Abbildung und Beschreibung dieser Waagen findet man im
                                    polytechnischen Journal Bd. XIV. S.
                                       2.; sie war sehr gut gearbeitet. – Hofgeschmeidmacher Johann Sewald hatte eine Goldwaage verfertigt, die mit
                              den neuesten Verbesserungen versehen war.
                           2) Luftpumpen. Eine Ventilluftpumpe, welche
                              uͤbrigens nichts Neues darbot, ward vom Mechaniker Stiller ausgestellt.
                           3) Barometer und Thermometer. Sim.
                                 Grabmaier, Tischler und Glasarbeiter, stellte einige Barometer und
                              Thermometer aus. Seine Instrumente stehen mit Recht in gutem Rufe; doch waͤre
                              ihm sehr zu empfehlen, daß er auch fuͤr das Aeußere derselben mehr thaͤte, und namentlich
                              die Scalen besser graviren ließe. – Ein Metallthermometer ward von Hrn. Leonhard Stuhlberg von Neuburg O. D. Kr. verfertigt.
                           4) Optische Instrumente. Obwohl unser Vaterland nicht nur
                              einen großen Theil der Sternwarten der ganzen civilisirten Welt mit den kostbarsten
                              optischen Instrumenten versieht, obwohl Jedermann, der genau, in die Ferne oder
                              vergroͤßert sehen und beobachten will, nach Instrumenten des v.
                              Utzschneider'schen Institutes, auf dem mit Recht noch immer der Ruhm unseres
                              unsterblichen Frauenhofer's ruht, trachtet, so war die
                              Ausstellung doch im Fache der Optik ganz veroͤdet. Von unseren
                              Coryphaͤen an bis herab zu Fuͤrths Brillenschleifern, die einen so
                              ausgebreiteten Handel mit ordinaͤrer Waare treiben, zeigte sich Niemand, als
                              Hr. Optikus A. Schwaiger von Augsburg mit einem
                              Instrumente, womit man bei Nachtzeit auf Thuͤrmen die Orte, wo eine
                              Feuersbrunst ausgebrochen ist, verlaͤßlich angeben kann. Er hatte dasselbe
                              fuͤr den Magistrat der Stadt Augsburg nach Angabe des Prof. Dr. Ahrens daselbst verfertigt.
                           5) Pantograph. Mech. Stiller
                              hatte ein ziemlich großes und gut gearbeitetes Instrument dieser Art
                              ausgestellt.
                           6) Zuͤndmaschinen nach gewoͤhnlicher
                              Einrichtung mit Glas- oder Harz-Elektricitaͤt sah man einige
                              gut gearbeitete, namentlich von Hrn. Grabmaier und Hrn.
                              Mech. Seitz. Mehr Aufmerksamkeit verdiente eine
                              Platin-Zuͤndmaschine, von Hrn. Dreher Bezold in Rotenburg gearbeitet.
                           7) Ein Magnet von gewoͤhnlicher Hufeisenform und
                              ohne Interesse ward von Hrn. Sewald vorgelegt.
                           B. Mechanische Vorrichtungen und Apparate. Die Mechanik,
                              dieser maͤchtige und Alles bewegende Hebel jeder ausgedehnteren und im Großen
                              betriebenen Industrie, war auf der Ausstellung nicht hinreichend
                              repraͤsentirt, und nur zu sehr beurkundete sich der oben erwaͤhnte
                              Mangel an Maschinen in unseren Werkstaͤtten. Nicht an unseren Mechanikern
                              fehlt es jedoch, sondern an dem Bedarfe ihrer Werke; der Erfindungs-,
                              Nachahmungs- und Verbesserungsgeist ist rege; allein es gebricht ihm an
                              praktischer Nahrung. Moͤge ihm diese nun bald in unserem Vaterlande werden;
                              moͤchten unsere Eisenwerke und Gißereien dann aber auch gleichen Schritt mit
                              ihm halten, ohne deren Ausbildung fuͤr die Mechanik nun kein Gedeihen mehr
                              denkbar ist. – Die von 17 Ausstellern vorgelegten Gegenstaͤnde
                              waren:
                           1) Supporte. Zwei von Hrn. Mech. Joh. Mannhard in Muͤnchen, die trefflich gearbeitet waren. Wir
                              nehmen gleich hier Gelegenheit, auf diesen ausgezeichneten Mann, auf den wir noch
                              mehrmals zuruͤckkommen werden, und der bereits aus unserem Journale sowohl,
                              als aus dem Kunst- und Gewerbeblatte ruͤhmlich bekannt ist, besonders
                              aufmerksam zu machen. Das mechanische Talent, womit derselbe ganz durchdrungen ist,
                              ersetze bei ihm alles Uebrige; wir wuͤnschten ihm nur etwas mehr
                              Speculationsgeist und einen groͤßeren Bedarf unseres Vaterlandes an
                              Gegenstaͤnden seines Faches. – Auch Hr. Mech. Edler von Augsburg stellte einen Support aus.
                           2) Schraubstoͤcke. Mannhard lieferte deren zwei mit
                              einer neuen empfehlenswerthen Verbesserung. W. A. Sedlmayr, Feilenhauer von Muͤnchen, stellte gleichfalls zwei gut
                              gearbeitete aus.
                           3) Schleifapparate. Mannhard brachte einen Schleifstein,
                              den er in einem gußeisernen Gehaͤuse aufgezogen hatte und an welchem das
                              laͤstige Umherschleudern des Wassers verhindert ist, zur Ausstellung. Bei der
                              haͤufigen praktischen Anwendung dieses Geraͤthes verdient dasselbe allgemein bekannt
                              zu werden.
                           4) Schneidkluppen kamen vier zur Ausstellung; die
                              vorzuͤglichste war von Hrn. Sedlmayr, worauf jene
                              des Hrn. Tob. Guͤnther, Zirkelschmiedes von
                              Augsburg, folgte. Ersterer lieferte auch eine gute Schneid- und
                              Blechscheere.
                           5) Handsiegelpressen waren fuͤnf zu sehen.
                              Ausgezeichnet durch Leichtigkeit der Bewegung und Eleganz war jene des Hrn. Mannhard. Erwaͤhnung verdienten auch jene des Hrn.
                              Mech. Stiller und jene des Hrn. Sewalder.
                           6) Plombirmaschine. Diese Vorrichtung, welche Hr. Mannhard schon vor einigen Jahren fuͤr die
                              Generalzolladministration verfertigte, ist schon aus mehreren Berichten
                              ruͤhmlich bekannt.
                           7) Maschine zum Krautschneiden. Kistler L. Wenzl von Muͤhldorf verbesserte die bisher bei uns
                              auf dem Lande zum Einschneiden des Sauerkrautes gebraͤuchliche
                              Vorrichtung.
                           8) Maschine zum Nudelschneiden. Hr. Hoftheatermaschinist
                              Jos. Schuͤtz erfand einen Apparat, der den
                              vorgelegten Mustern gemaͤß Hausfrauen, die fuͤr Reinlichkeit sorgen
                              und nicht gar zu rohe Haͤnde haben, zum Schneiden von Nudeln, Flekeln etc.
                              empfohlen zu werden verdient.
                           9) Maschine zum Fleischhacken. Diese von Hrn. Mech. Koch in Muͤnchen gebaute Maschine ist
                              hauptsaͤchlich fuͤr Wurstmacher bestimmt. Sie duͤrste in dieser
                              Hinsicht vielleicht Aehnliches leisten, wie die Knetmaschinen bei der
                              Brodbereitung.
                           10) Maschine zum Gerben. Die Art der Aufstellung dieser
                              von Hrn. Peter Bourgeois, Mech. zu Augsburg, erfundenen
                              Maschine ließ keine Beurteilung derselben zu.
                           11) Durchschneidmaschine. Diese sehr zwekmaͤßig
                              construirte Vorrichtung ward von Hrn. Mannhard zum Behufe
                              der Verfertigung von Kaffeesieben und zum Ausschlagen verschiedener Verzierungen aus
                              Blech angefertigt.
                           12) Kaffeemuͤhlen waren zwei von Hrn. Sewalder ausgestellt.
                           13) Mahlmuͤhlen. Ein Modell einer solchen stellte
                              M. Deutelmoser, Baͤkermeisters Sohn von
                              Muͤnchen, aus. Der junge Aussteller verdient wegen seines Strebens nach
                              Verbesserung Aufmunterung, wenn auch sein Modell den americanischen und englischen
                              Mahlmuͤhlen weit nachsteht.
                           14) Drukerpressen brachte Hr. Mech. Koch zwei zur Ausstellung; beide waren sehr zwekmaͤßig construirt
                              und schoͤn gearbeitet.
                           15) Eine sehr vorzuͤgliche Bratenwendervorrichtung
                              sah man aus der Werkstaͤtte des Hrn. Mannhard. Die
                              Kuͤche des Hrn. Herzogs War in Bayern besizt bereits eine solche.
                           16) Spinn- und Flormaschinen. Von Hrn. Frz. Hofer in Muͤnchen sah man eine von ihm
                              erfundene Flachsspinn- und eine Flormaschine. Beide ließen in jeder Hinsicht
                              sehr viel zu wuͤnschen uͤbrig.
                           17) Eine große Webemaschine soll von Hrn. Mech. W. Vogl in Bayreuth zur Ausstellung gesendet worden seyn;
                              wir bekamen dieselbe leider nicht zu Gesicht.
                           18) Strikmaschine. Hr. Mannhard
                              ist der Erfinder dieser sinnreich gebauten Maschine, die jedoch in ihrer
                              Ausfuͤhrung und Bewegung mehr Zartheit erfordern duͤrfte, wenn sie zur
                              praktischen Anwendung kommen soll.
                           19) Modell zur Fortpflanzung kreisfoͤrmiger
                                 Bewegung
                               von Hrn. Hofmusicus Th. Boͤhm in Muͤnchen erfunden. Wir
                              zweifeln an der praktischen Brauchbarkeit.
                           20) Modell eines Dampfspiritusapparats von Hrn. Ant. Fellerer, Kupferschmied zu Friedberg. Gut
                              gearbeitet.
                           21) Fadenzaͤhler und Bandmaßstaͤbe, die
                              empfohlen zu werden verdienten, stellte Hr. Mech. J. J.
                                 Heller von Nuͤrnberg aus.
                           22) Mechanische Spielereien. Hr. Mannhard wendete seine Zeit auch an ein mechanisches Kinderreitpferd, und
                              Hr. Mech. Heller an einen mechanischen Spazierstok,
                              welche beide die Aufmerksamkeit des beschauenden Publicums auf sich zogen.
                           C. Erzeugnisse der Uhrmacherkunst. Die Uhrmacherkunst,
                              die fruͤher in einigen Gegenden Bayerns, namentlich im Oberdonaukreise, einen
                              so hohen Grad von Bluͤthe erreicht hatte, konnte sich, was die
                              Kleinuhrmacherei betrifft, noch immer nicht von dem Verfall, in den sie gerathen,
                              erholen, und schwer duͤrfte es uns auch mehr gelingen, mit den viel und
                              wohlfeil erzeugenden Fabriken Frankreichs und der Schweiz in Concurrenz zu treten.
                              Die Großuhrmacherkunst hingegen erhielt sich besser, und hat in einigen Dingen
                              selbst Fortschritte gemacht, die den neueren franzoͤsischen Erfindungen
                              fuͤglich an die Seite gestellt werden koͤnnen. – Von 12
                              Ausstellern, die die Ausstellung beschikten, sah man folgende Kunstproducte:
                           1) An Thurm- und Gebaͤude-Uhren sah man zwei ausgezeichnete Kunstwerke
                              unseres Hrn. Mannhard, an denen dieser
                              vielerwaͤhnte Kuͤnstler einige neue Erfindungen und Vereinfachungen
                              angebracht hatte.
                           2) An astronomischen Pendeluhren lieferte Hr. Mech. Jos. Mahler von Muͤnchen ein preiswuͤrdiges
                              Exemplar, 42 Tage gehend. Die Pendeluhr des Hrn. Jos.
                                 Haͤring zu Regensburg ließ in Hinsicht auf den Pendel und besonders
                              dessen Compensation viel zu wuͤnschen uͤbrig.
                           3) An Secundenwanduhren brachte Hr. Frz. Kriechbaum von Haidhausen ein empfehlenswerthes Exemplar zur
                              Ausstellung.
                           4) Von drei ausgestellten Stockuhren zeichnete sich eine
                              des Hrn. Uhrmachers J. Buͤrker zu Muͤnchen
                              aus.
                           5) An Taschenuhren lieferten drei Aussteller
                              Gewoͤhnliches. Ein Schlossermeister, Hr. Rost von
                              Toͤlz, lieferte einen etwas rohen Taschenuhrweker.
                           6) Eine in einem Siegelringe angebrachte Miniaturuhr von Hrn. Fidel Mahler in Staufen konnte fuͤglich den zierlichsten Genfer
                              Ringuhren an die Seite gestellt werden.
                           D. Musikinstrumente. Die Ausstellung zaͤhlte in
                              dieser Hinsicht dieß Mal 11 Aussteller, von denen sich zwei besonders durch neue
                              Erfindungen auszeichneten.
                           1) Saiteninstrumente. Die HH. Grainer und Danchel, privilegirte
                              Instrumentenmacher in Muͤnchen, stellten zwei nach einem neuen Systeme
                              construirte Clavierinstrumente aus: eines in kleiner Fluͤgelform und
                              letzteres in Form eines Querpianoforte. Lezteres, fuͤr Adagio's bestimmt,
                              zeichnete sich durch seinen hoͤchst milden weichen Ton, der auch lange Zeit
                              Stimmung halten soll, sehr vorteilhaft aus; auch ersteres hatte einen nicht minder
                              angenehmen Ton, spielte sich jedoch etwas haͤrter und schien uns wegen seiner
                              an allen Enden abgerundeten Form etwas unbequem. – Ein Fluͤgel von
                              Hrn. A. Biber in Muͤnchen war sehr gut. –
                              An sonstigen Saiteninstrumenten bemerkte man sechs Violinen, vier Bratschen, vier
                              Violoncells, drei Guitarren und einige Bogen, saͤmmtlich von Mittenwald, welches einen sehr
                              ansehnlichen Handel mit derlei ordinaͤren Instrumenten treibt, und unsere
                              alltaͤglichen Guitarrenschinderinnen und Violinenmarterer großen Theils
                              versieht.
                           2) Blasinstrumente. Hr. Hofmusicus Th. Boͤhm, von allen Tonkuͤnstlern gekannt und verehrt,
                              brachte eine ganz vortreffliche, von ihm neu erfundene Floͤte aus Cocosholz
                              (?) mit Silberklappen zur Schau, und stellte auch ein anderes einfacheres, aber
                              nicht minder vollendetes Instrument aus. – Außerdem bemerkte man eine
                              B-Clarinette, eine Oboe, ein verbessertes Klappenhorn von Hrn. G. Schierl aus Muͤnchen, und endlich eine sogenannte
                              Inventionstrompete und ein achromatisches Horn (!): beide von Hufschmied Musack in Stoͤtten O. D. Kr.
                           An sonstigen Musikinstrumenten war noch zu sehen ein mittelmaͤßiges Aeolodicon
                              und drei Accordeons von S. G. Loͤhner und Stich in Nuͤrnberg.
                           E. Chirurgische Instrumente. Unter acht Ausstellern, die
                              sich unter diese Rubrik reihten, verdiente nur der sehr bekannte Hr. J. C. Schnetter von Muͤnchen ehrenvolle
                              Erwaͤhnung; alle uͤbrigen blieben unter der Mittelmaͤßigkeit;
                              besonders fehlte es am Poliren. Zu wundern war es, daß die Jury ein Paar uralte,
                              offenbar schon mehrfach gebrauchte Schroͤpfschnepper zuließ, da doch mit
                              großen Buchstaben Wien darauf zu lesen war.
                           
                        
                           II. Metallarbeiten.
                           1) Eisengießerei. Die dießjaͤhrige
                              Industrieausstellung zeigte in dieser Hinsicht leider, wie weit wir noch auf diesem
                              hoͤchst wichtigen Felde zuruͤk sind; nicht bloß sehr wenig erschien,
                              sondern auch dieses Wenige ließ sehr viel zu wuͤnschen uͤbrig. Die dem
                              Staate angehoͤrigen Huͤttenwerke lieferten nichts zur Ausstellung; man
                              ist aber, wie wir vernehmen, an denselben aufs eifrigste bemuͤht, unsere
                              oͤstlichen, westlichen und noͤrdlichen Nachbarn einzuholen. Unsere
                              thaͤtige und hoͤchst verdienstvolle Berg- und
                              Salinenadministration kennt sehr gut den hohen Werth des Eisens, welches sie der
                              Industrie zu liefern hat, damit diese es in Gold verwandle; sie wird nicht zaudern
                              in der Einfuͤhrung alles Bewaͤhrten und fuͤr unsere
                              Verhaͤltnisse Passenden. Schon jezt koͤnnen wir mit Vergnuͤgen
                              melden, daß auch bei uns gegenwaͤrtig Hochoͤfen im Gange sind, an
                              denen man die Geblaͤsluft bereits uͤber 200° erhizt. Schon die
                              naͤchste Ausstellung wird daher, wie wir hoffen, Tuͤchtigeres
                              aufweisen, als die dießjahrige, bei der man nur einen mittelmaͤßigen
                              gußeisernen Ofen von Hrn. v. Stachelhausen fand.
                           2) Eisenhuͤttenwerksproducte. Unter vier Hieher zu
                              zaͤhlenden Ausstellern zeichneten sich die Producte des graͤfl. v. Breysing'schen Huͤttenamtes zu Hohenaschau und
                              jene des Hrn. B. Glaß, Hammerwerksbesizer aus dem
                              Obermainkreise, sehr vorteilhaft aus. Auch Hr. Eigner von
                              Dietldorf im Regenkreise lieferte gute Loͤsch- und
                              Frischfeuerproducte. Wir wiederholen auch hier die oben bei der Eisengießerei
                              ausgedruͤkten Wuͤnsche, ohne deren Realisirung viele unserer
                              Industriezweige immer zu einer niederen Stufe verdammt bleiben muͤssen.
                           3) Stahlfabriken. Auch hierin fehlt es noch bedeutend;
                              allein hier fehlt es auch am rohen Material, und mit aller Muͤhe werden wir
                              kaum je steyerischen, englischen und indischen Stahl zu Stande bringen. – Hr.
                              Eiserbach, Firma J. J. Albrecht, von Wendelstein im Rezatkreise, sandte einige sehr gute
                              Stahlstaͤbe ein; Hr. Scharnagel von Rosenheim
                              lieferte drei aus bayerischem Eisen erzeugte Sorten Stahl, die Anerkennung verdienten, und Antonin Mayr von Augsburg lieferte vier Sorten Brescianer
                              Rohstahl und dergleichen raffinirten.
                           4) Hammer-, Huf-,
                              Waffen-, Zeug- und Nagelschmiedarbeiten. Von einigen
                              20 Ausstellern bemerkten wir verschiedene Hufstabe, Hufeisen, Beile und Aerte,
                              Sageblaͤtter, Wiegsaͤgen, Sensen- und Strohmesser,
                              Tuchscheeren, Beißzangen, Steigeisen, Rechen, Kuh- und Pferdeketten, Gebisse,
                              Winden, Pfannen, einen eisernen Ofen, Huf- und andere Naͤgel etc.
                              ausgestellt. Ausgezeichnetes bemerkten wir nichts darunter, wohl aber manche ganz
                              ertraͤgliche Werkzeuge fuͤr den taͤglichen Bedarf; auch einige
                              Sensen und Tuchscheeren schienen anzudeuten, daß wir uns hierin bald von Steyermark
                              emancipiren koͤnnten. Im Allgemeinen koͤnnen wir jedoch hier die
                              Bemerkung nicht unterdruͤken, daß es bei uns an allen diesen Arbeiten großen
                              Theils an Genauigkeit und an dem fehlt, was man in England Finishing nennt; dieselbe Bemerkung erstrekt sich
                              zum Theil auch auf unsere Schlosser-, Messerschmied- und andere
                              Metallarbeiten. Erwaͤhnung schienen uns zu verdienen: Hr. Achetswieser von Woͤrnsmuͤhl I. Kr., Mich.
                              Alteneder von Freyung U. D. Kr., J. G. Griesbauer von Antwort J. Kr., G. Griesstaͤtter von Hohenaschau, K. Gabriel von Wolfrathshausen und G. Kalm von der
                              Vorstadt Au. Ganz besonders muͤssen wir aber bei dieser Gelegenheit auf ein
                              Kistchen Torfkohlen aufmerksam machen, welches Hr. M. Faßnacht, Hufschmied von Dettenhausen bei Lavingen, einsandte, und welches
                              bei der hohen Wichtigkeit, die dieser Gegenstand wahrscheinlich bei uns noch
                              erlangen wird, einen bessern Plaz verdient haͤtte, als ihm die Jury
                              anwies.
                           5) Schlosserarbeiten. Die Zahl der Aussteller belief sich
                              hier auf 20, und man bemerkte eine gute Anzahl von verschiedenen Haus-,
                              Thuͤr-, Kasten- und anderen Schloͤssern, ein Paar
                              Kassen, Maschinenketten, Handfeilkloben, Schrauben, Deichelbohrer und Gewindbohrer.
                              Besonderer Erwaͤhnung verdienten hier ein eisernes Cassaschloß mit 24
                              Drehriegeln, sehr vortrefflich und sinnreich gearbeitet von A. Haller, Schlossermeisterssohn von Muͤnchen; ein
                              Hausthuͤrschloß, welches beim Aufsperren laͤutet, von Hrn. Frz. Schoͤrg jun., Schlossermeister in
                              Muͤnchen; ein sehr scharf und rein gearbeitetes Triebschloß mit fuͤnf
                              Riegeln von Schlossergesell Carl Schoͤrg; ein
                              englisches Zimmerschloß von Schlossermeister Al.
                                 Koͤlbl aus Muͤnchen; zwei dergleichen von Schlossermeister
                              Ant. Haller aus Muͤnchen; Joh. Lohmuͤllers von der Au vollstaͤndiges
                              Beschlag fuͤr Doppelthuͤren, und die Thuͤrschloͤsser Joh. Schieders von Neuoͤtting. In industrieller
                              Hinsicht waren jedoch von eigentlichen Schlosserarbeiten am meisten die
                              ordinaͤren Thuͤr- und Kastenschloͤsser zu
                              beruͤcksichtigen, deren Theile Hr. Mannhard mit
                              einer eigens von ihm erfundenen Maschine aus starkem Eisenblech ausschlagt, so daß
                              er im Stande ist, seine Schloͤsser im Großen um denselben Preis zu liefern,
                              um welchen man die ordinaͤren Niederlaͤnder und die
                              franzoͤsischen Schloͤsser beziehen kann. Unsere
                              Eisenwaarenhaͤndler, von dem allgemeinen Vorurtheile befangen, ziehen es
                              jedoch vor, immer noch vom Auslande herbeizuschaffen, was ihnen das Vaterland in der
                              Naͤhe eben so gut bietet! – Der Handfeilkloben des Hrn.
                              Hofgeschmeidmachers Sewalder war ausgezeichnet, und die
                              fuͤnf von ihm ausgestellten Gewindbohrer waren so vortrefflich, daß sie uns
                              uͤberraschten, indem wir selbst in England nichts Besseres dieser Art sahen.
                              Auch die Gewindbohrer des Hrn. Lob. Guͤnther von
                              Augsburg zeichneten sich durch Reinheit und Gleichheit des Schnittes der Gewinde aus.
                              Mit Wehmuth erfuͤllte uns der Anblik der beiden Musterkarten der ganz
                              trefflichen Holzschrauben der HH. Beck und Comp. zu Augsburg; denn wie wir vernahmen, gebricht es
                              ihnen wegen der Ausdehnung ihrer Messingfabrik an Raum, diesen Industriezweig
                              fortzusetzen. Es ist zu wuͤnschen, daß sich ein unternehmender Mann findet,
                              der die mit großem Aufwaͤnde angeschafften noͤthigen Maschinen
                              uͤbernimmt und diesen Fabrikationszweig damit fortsezt.
                           6) Feilenhauerarbeiten. Vier Aussteller lieferten in
                              diesem Fache sehr Tuͤchtiges. Ausgezeichnet waren die Fabrikate des Hrn. F.
                              V. Lang, und jene des Hrn. A. Sedlmayr, beide Feilenhauer zu Muͤnchen: auch die Fabrikate des
                              Hrn. J. C. Boͤhrer von Nuͤrnberg, und
                              endlich jene des Hrn. G. Koppelhuber von Muͤhldorf
                              verdienten ehrenvolle Erwaͤhnung. Es ist zu bedauern, daß die Augsburger
                              Feilenhauer nichts zu dieser Ausstellung lieferten.
                           7) Buͤchsenmacherarbeiten. Da nicht leicht ein Land
                              so viele und so leidenschaftliche Schuͤtzen zaͤhlt, als unser
                              Vaterland, so durfte man von unseren Buͤchsenmachern allerdings auch das
                              erwarten, was die Ausstellung wirklich zeigte. Leider fehlt es uns an gutem Material
                              zu Laͤufen, und von den acht Ausstellern scheint uns nur ein einziger,
                              naͤmlich Hr. Thom. Froͤßl, Hammerschmied
                              von Feldmoching, seine damascirten Laͤufe selbst und aus bayerischem Eisen
                              erzeugt zu haben. So weit ohne Versuche eine Beurtheilung moͤglich war,
                              schienen uns die Fabrikate von Joh. Mond in Augsburg und
                              Rehbichler in Muͤnchen ausgezeichnet; ihnen
                              folgten G. Leute in Muͤnchen, G. Geiß von der Au und M.
                                 Brunner von Muͤnchen. Jos. Frey, Gesell bei Hrn. Mond, erfand einen neuen Tupfer.
                           8) Schwertfegerarbeiten. Hier treffen wir unter drei
                              Ausstellern Hrn. Joh. Stroblberger, Schwertfeger und
                              Platirer in Muͤnchen, der schon von fruͤhern Ausstellungen her bekannt
                              ist, und dessen Fabrikate weder an Guͤte noch an Eleganz und Pracht etwas zu
                              wuͤnschen uͤbrig lassen. Von den 78 Gegenstaͤnden, die er zur
                              Ausstellung brachte, war einer trefflicher und geschmackvoller gearbeitet, als der
                              andere; eine Aufzaͤhlung derselben wuͤrde zu weit fuͤhren, und
                              wir bemerken daher nur, daß Hr. Stroblberger selbst
                              damascirte Klingen verfertigt, und daß er bekanntlich ein Privilegium auf eine von
                              ihm verbesserte, sehr vorzuͤgliche Platirmethode besitzt.
                           9) Messerschmiedarbeiten. Wir erwarteten in diesem Fache,
                              in welchem Bayern an manchen Orten wirklich Vieles fabricirt, mehr und Besseres zu
                              finden. Viele der eingesandten Artikel – wir zaͤhlten neun Aussteller
                              – waren in Hinsicht auf Vollendung des Aeußern und Politur weit
                              zuruͤk. Ehrenvolle Ausnahme machten jedoch die Fabrikate von Joh. Geiß in Augsburg, C. A.
                                 Vesper in Muͤnchen und N. Hofmann in
                              Nuͤrnberg, denen auch noch Conr. Martin von
                              Kempten beigefuͤgt werden kann.
                           10) Geschmeidmacher-, Guͤrtler- und
                                 Sporerarbeiten. Die 13 hieher gehoͤrigen Aussteller lieferten,
                              abgesehen von den platirten Arbeiten des Hrn. Stroblberger, von denen wir oben schon sprachen, vorzuͤglich
                              Metallfedern, Sporen, Reitstangen, Fahrstangen, Mantelschließen und Haften,
                              Balester, Regenschirmstiefel, Lichtputzen, Kinderspielereien, Kirchengeraͤthe
                              und Vogelkaͤfige etc. – Die Stockuhrenfedern von Hrn. J. J. Meckel in Augsburg mußten uͤberraschen, da diese
                              Dinge allgemein bei uns fuͤr englische cursiren, und Hrn. Meckels Fabrikate wirklich den englischen beinahe
                              gleichkommen. – Ein schoͤnes Kunstwerk lieferte Hr. Joh.
                                 Sewalder in einem ausgezeichneten Balester. Die Sporen und Reitstangen des
                              Hrn. G. Mayer, Sporermeisters zu Muͤnchen, waren
                              sehr gut, mußten aber den Stroblberger'schen weichen.
                              – In commercieller und industrieller Hinsicht waren die Musterkarte von
                              Haften und Mantelschließen von Hrn. Joh. Habermaier,
                              Guͤrtler in Fuͤrth, und eine Musterkarte von Kinderspieluhren von J. G. Sommer, Guͤrtler ebendaselbst, sehr zu
                              beruͤcksichtigen, indem diese Artikel einen nicht unbedeutenden
                              Activhandelszweig bilden.
                           11) Spengler-, Blech- und Lakierarbeiten. In
                              diesen Faͤchern sah man Einiges von groͤßter Wichtigkeit, und zwar
                              nicht sowohl an Lampen, Leuchtern und Laternen, von denen Hr. C. I. Marold, Spengler und Metallhohldreher von Muͤnchen, die
                              schoͤnsten lieferte; nicht sowohl an einem ganz ausgezeichnet gearbeiteten
                              platirten Tafelaufsatze gleichfalls von Hrn. Marold;
                              nicht sowohl an einer sauber gearbeiteten Theemaschine von Hrn. J. Keller aus Fuͤrth und an einigen Spielereien,
                              sondern ganz vorzuͤglich an einem der ausgezeichnetsten Producte des
                              gewerbfleißigen Nuͤrnbergs, naͤmlich an den lakirten Blech- und
                              Papiermachéfabrikaten des hochverdienten Hrn. M. Denecke von Gostenhofen bei Nuͤrnberg. 150 von ihm ausgestellte
                              Artikel beurkundeten Eleganz der Formen, trefflichen Geschmak in der Wahl der
                              Zeichnungen, Lebhaftigkeit der Farben, Guͤte des Laks und Zierlichkeit der
                              Arbeit. Das Publicum zollte diesen unuͤbertrefflichen Fabrikaten, mit denen
                              Hr. Denecke einen ausgebreiteten Activhandel treibt,
                              leider beinahe zu viele und fehlerhafte Aufmerksamkeit. – Eben so
                              verdienstvoll waren in anderer Hinsicht die verzinnten Kochgeschirre des Hrn. Joh. W. Fuchs von Eichstaͤdt, die wir unsern
                              verstaͤndigen Hausfrauen nicht genug empfehlen koͤnnen. Auch die
                              verzinnten Loͤffel von A. Koͤstler in Troͤstau waren einer
                              Erwaͤhnung sehr wuͤrdig. Im Ganzen belief sich die Zahl der Aussteller
                              hier auf acht.
                           12) Kupferschmiedarbeiten, Wir bemerkten vier Aussteller,
                              aber nichts Erhebliches.
                           13) Messing- und Drahtfabrikate. Hier treffen wir
                              wieder auf Dinge, die zu den ausgezeichnetsten der dießjaͤhrigen Ausstellung
                              gehoͤrten. An der Spitze der sechs Aussteller sieht das Haus Beck und Comp. in Augsburg, welches verschiedene Sorten
                              von lichtweichem und lichthartem Messing-Goldmessing- und
                              Tombakdrahtausstellte, wovon Nr. 46 und 50 des Messingscheibendrahts auf Haspel sich
                              besonders durch Feinheit, Weichheit und schoͤne Farbe auszeichnen und in
                              starken Sendungen nach Frankreich gehen; dann mehrere Sorten Roll- und
                              Tafelmessing, Tombak und andere Fabrikate, auch Zink, den es in unserm bayerischen
                              Oberlande bei Garmisch ausbringen laͤßt, ausstellte. Die Guͤte dieser
                              Fabrikate und namentlich die Weichheit des Messings und die ungewoͤhnliche
                              Breite und gleiche Reinheit der Messingbleche sind allgemein anerkannt und verdienen
                              um so mehr das groͤßte Lob, als die Fabrikation eine sehr ausgedehnte ist.
                              Nicht mindere Erhebung zollen wir den Erzeugnissen von Volkhammers sel. Wittwe und Forster in
                              Nuͤrnberg, deren Firma im In- und Auslande geachtet ist, und welche 14
                              treffliche Gegenstaͤnde zur Ausstellung brachten. Ebendieß gilt auch von den
                              Fabrikaten des Hrn. C. Hoͤrmann zu
                              Nuͤrnberg, aus dessen Messingfabrik nicht bloß Messinge und Drahte von erster
                              Guͤte, sondern auch ganz ausgezeichnetes Rauschgold und Rauschsilber
                              hervorgehen. Erwaͤhnen muͤssen wir auch der Messingbleche des Hrn. C. Schmidt von Schwabmuͤnchen. Die Gold-,
                              Silber-, Guͤrtler, und Meisterstuͤkbuͤrsten, die Stahldrahte und
                              Claviersaiten von Hrn. H. Ch. Fuchs in Nuͤrnberg
                              ließen in keiner Hinsicht etwas zu wuͤnschen uͤbrig, und auch die
                              Stahldraͤhte des Hrn. Huͤtlinger von
                              Schwabach verdienten Erwaͤhnung. Alles dieß waren erfreuende Zeichen des
                              Fortbestehens des Rufes des alten Nuͤrnbergs in diesem Fache, in welchem es
                              einen ausgedehnten Handel treibt. Heil dem Gewerbfleiße seiner Rußigen!
                           14) Zirkelschmiedarbeiten. Von den vielen Zirkelschmieden
                              Nuͤrnbergs beschikten nur zwei die Ausstellung. Hr. G.
                                 H. Weidinger sandte mehrere Reißzeuge, Zirkel und Linienfedern ein, die
                              sich mehr durch Wohlfeilheit als durch Guͤte und Genauigkeit der Arbeit
                              auszeichneten. Wir sprachen mit mehreren Zirkelschmieden, deren Fabrikate in alle
                              Welt und hauptsaͤchlich auch nach America gehen, und druͤkten ihnen
                              unser Bedauern uͤber den qualitativen Ruͤkschritt ihrer Fabrikate aus.
                              Alle versicherten, daß sie fuͤr den Spottpreis, um den ihnen ihre Kaufleute
                              dieselben abdruͤken, unmoͤglich Besseres zu liefern im Stande seyen.
                              Moͤge man bald von dieser verderblichen Bahn abgehen!
                           15) Nadlerarbeiten. Unser Rezatkreis liefert nach England
                              und den Niederlanden die groͤßte Menge von Nadlerfabrikaten, und unsere
                              Nuͤrnberger Steknadeln findet man in allen Theilen der Welt. Auch hier finden
                              wir aber die Paradoxie, daß das Ausland bayerische Waare sucht, waͤhrend
                              fuͤr unser Vaterland Naͤhnadeln in Papiere gebracht werden
                              muͤssen, auf denen z.B. Old Patent Blunts of Rob.
                                 Heming, Mileward's superfine Sharps etc. und die wenigen
                              verstaͤndlichen Worte: Warranted not to cut in the
                                 Eye zu lesen seyn muͤssen! Unter 12 Ausstellern, die wir bemerkten,
                              nahmen die HH. J. D. Miß, F. Staͤdler und J. A. Heichel, saͤmmtlich von Nuͤrnberg, so
                              wie Hr. Thomas Austerweger von Schwabach mit ihren
                              Naͤh-, Stek- und Striknadeln den ersten Platz ein; ihnen
                              folgten Hr. C. Fackler von Pappenheim, Hr. J. G. Leigeber von Nuͤrnberg, Schreiber und Schineis von Duͤrrwangen und Hr. Haͤndler von Stoͤgling. An Fischangeln
                              waren große Sortimente zu sehen, namentlich von Hrn. G. Fleismann in Nuͤrnberg.
                           16) Kartaͤtschen- und Webeblattarbeiten.
                              Wenn es schon sehr erfreulich ist, bei uns eigene Kartaͤtschen- und
                              Webeblattmacher zu sehen, so gereichte es zu noch groͤßerem
                              Vergnuͤgen, die hoͤchst vollendeten Drahtkartaͤtschen von J. B.
                              Schwemmer in Nuͤrnberg und F. Volkert in Tullnau zu betrachten; auch die Fabrikate von
                              J. F. Jegel in Nuͤrnberg verdienten
                              Anerkennung, so wie die Webeblaͤtter von J. C.
                                 Hoͤgner in Nuͤrnberg und H.
                                 Goͤtschel in Gefrees. Im Ganzen zaͤhlte man sechs
                              Aussteller.
                           17) Schriftschneiderarbeiten. Hr. J. Ch. Zanker von
                              Nuͤrnberg stellte sehr huͤbsche Patrizen und ein reichhaltiges
                              Musterbuch von Schriften und Verzierungen aus. Auch das von Hrn. G. Jaquet, Hofbuchdruker in Muͤnchen, ausgestellte
                              typographische Denkblatt beurkundete sehr Gelungenes in diesem Fache sowohl, als in
                              der Buchdrukerkunst.
                           18) Zinngießerarbeiten. Von sechs Ausstellern sah man
                              verschiedene gewoͤhnliche Arbeiten. Nicht genug ruͤhmen koͤnnen
                              wir aber den zum Abdampfen dienlichen Destillirapparat, welchen Hr. C. Grau von Bamberg verfertigte. Mehrere unserer
                              Apotheken arbeiten bereits mit dieser hoͤchst zwekmaͤßigen
                              Vorrichtung, und bei ihrer Zufriedenheit mit derselben darf Hr. Grau gewiß haͤufige Bestellungen erwarten.
                           
                           19) Schrotgießerarbeiten. Man konnte nicht leicht
                              Schoͤneres und Vollendeteres sehen, als die Schrotfabrikate des Hrn. Stirner von Regensburg.
                           20) Broncearbeiten. Hr. N. L.
                                 Vuarin von Muͤnchen zierte die Ausstellung mit acht verschiedenen
                              Broncearbeiten von ausgezeichneter Reinheit der Formen und Vollendung der Arbeit.
                              Besonders geruͤhmt zu werden verdient ein großer Luster, der fuͤr die
                              neue Residenz Sr. Maj. unseres Koͤnigs bestimmt ist. Auch der Luster des Hrn.
                              Sauter in Muͤnchen machte sehr guten
                              Effect.
                           21) Gold-, Silber- und Juwelierarbeiten. Die
                              Zahl der Aussteller belief sich hier auf 18; unter ihren Fabrikaten, deren
                              Aufzaͤhlung zu weit fuͤhren wuͤrde, zeichneten sich einige
                              Leuchter und mehrere Stuͤke aus dem Tafelservice Sr. Majestaͤt aus,
                              gearbeiter von fuͤnf der ersten Silberarbeiter Muͤnchens. Unter den
                              Juwelierarbeiten, worunter jene von Mad. Merk und B. Merk aus Muͤnchen glaͤnzten, bemerkte
                              man viele griechische Orden.
                           22) Metallschlaͤgerarbeiten. Abgesehen von den
                              bereits oben erwaͤhnten Erzeugnissen an Rauschgold und Rauschsilber, treffen
                              wir hier noch geschlagenes Gold und Silber, womit Nuͤrnberg und Fuͤrth
                              so viele Laͤnder versehen. Conr.
                                 Espermuͤller aus Fuͤrth war ausgezeichnet, und auch der
                              Folioflinter von J. W. Goͤtz verdiente
                              Erwaͤhnung. Noch wichtiger waren jedoch die Metall- und Broncefarben,
                              die nirgendwo so erzeugt werden, wie im Rezatkreise, der die ganze Welt damit
                              versieht. Die Musterkarten von J. J. Stoͤber, G.
                                 Lepper, Wittwe Segitz, J. L. Fuchs,
                              saͤmmtlich aus dem emsigen Fuͤrth, so wie die Muster von J. G. Lauter aus Nuͤrnberg, beurkundeten die
                              außerordentlichsten Leistungen, welche dankbare Anerkennung des Vaterlandes
                              verdienen. Zahl der Aussteller neun.
                           23) Knopfmacherarbeiten. Wir muͤssen dieses Fach
                              hieher bringen, weil unsere Knopfmacher großen Theils in Metall arbeiten, wie man
                              gleich sehen wird. Der bayerische Bauer zeichnet sich bekanntlich durch seine vielen
                              und großen Metallknoͤpfe aus, die im besten Falle aus Silber oder doch
                              platirt seyn muͤssen. Bei dem großen Verbrauch waren daher die
                              Metallknoͤpfe, welche C. L. Becker von
                              Fuͤrth und Frz. Schrank von Regen in
                              schoͤnen Musterkarten zur Ausstellung brachten, von großer technischer
                              Wichtigkeit. Die uͤbrigen Knopfmacherarbeiten bestanden aus Epauletten, sehr
                              schoͤn gearbeitet von Hofknopfmacher Wunsch und
                              A. Frank in Muͤnchen, der sich auch durch
                              seine Port d'Epées, Cordons, Hutschleifen und dergleichen auszeichnete. Von
                              den acht Ausstellern leisteten auch noch andere in diesen Dingen Tuͤchtiges.
                              Knoͤpfe aus Horn oder Klauen, deren Bayern doch auch eine große Masse
                              erzeugt, lieferte nur Hr. L. Lang aus Legau D. D. Kr.
                           24) Leonische Waaren und Bortenwirkerarbeiten. Wir reihen
                              auch diese Gegenstaͤnde hier an, weil wir keinen andern schicklichen Platz
                              dafuͤr finden konnten. Nicht leicht in einem Lande ist der Verbrauch an
                              diesen Erzeugnissen so groß, als in unserm Vaterlande. Die Riegelhauben und
                              Pelzhauben des Isarkreises, die gestikten Mieder und alle diese Dinge mehr, die
                              jedes acht buͤrgerliche weibliche Individum bei uns haben muß; die vielen
                              Borten, Tressen und Quasten an den Meßgewaͤndern, Altartuͤchern und
                              Kirchenfahnen u. dgl. m. geben vielen Haͤnden reichliche
                              Beschaͤftigung. Wir zaͤhlten nicht weniger als 19 Aussteller. Den
                              ersten Rang behaupteten die HH. Troͤltsch und Hanselmann von Weissenburg mit ihren mannigfachen
                              ausgezeichneten Fabrikaten; ihnen zunaͤchst stand Hr. C. A. v. Vogel aus Muͤnchen, dem wieder 
                              C. A. Hage's Wittwe und Fr. Wiedemann jun., beide von Muͤnchen, den Rang streitig zu machen
                              suchten. Erwaͤhnung verdienten auch noch Hr. J. Schwenk von Pappenheim und G. Metzger von
                              Rosenheim.
                           
                        
                           III. Arbeiten in Thon und
                                 Glas.
                           1) Porcellanarbeiten. Die Erzeugnisse unserer
                              koͤniglichen Porcellan-Manufaktur zu Nymphenburg, die hier an der
                              Spize stehen, sind so ruͤhmlich bekannt, daß wir hier bloß ihren Namen zu
                              nennen brauchen, um Alles zu sagen. Daher nur Einiges von den weniger bekannten
                              Gegenstaͤnden. Die herrlichen transparenten Platten fuͤr Lichtschirme
                              fanden allgemeinen Beifall, und uͤberraschten eben so sehr durch ihren
                              Kunstwerth, als durch ihre außerordentliche Wohlfeilheit. Die gefaͤrbten
                              Erdmassen zu Mosaikfußboden schienen sehr gelungen. Die chemischen Oefen aus
                              feuerfester Masse helfen einem lange gefuͤhlten Beduͤrfnisse ab: nur
                              fanden wir die Loͤcher in der den Rost bildenden Platte zu weit von einander
                              entfernt, wodurch ein gehoͤriger Luftzug verhindert wird. Die glasirten
                              Dachplatten endlich scheinen uns noch keinen praktischen Zweck zu haben. Unter den
                              beiden uͤbrigen Ausstellern muͤssen die tuͤrkischen
                              Kaffeetassen von J. D. Miß in Nuͤrnberg, von denen
                              jaͤhrlich große Quantitaͤten in die Tuͤrkei gehen, bemerkt
                              werden.
                           2) Steingut- oder Fayencearbeiten. Die
                              Fayencefabrikation hat zwar in den lezten Jahren bedeutende Fortschritte bei uns
                              gemacht, doch laͤßt sie noch Vieles zu wuͤnschen uͤbrig,
                              namentlich in Hinsicht auf Weiße und Dauerhaftigkeit der Glasur. Sogenanntes
                              Halbporcellan, wie es die Franzosen verfertigen und aͤchtes Steingut
                              vermißten wir beinahe ganz. Von acht Ausstelern erwaͤhnen wir Hrn. Dr. Muͤller zu Damm bei Aschaffenburg, und Sattler und Comp. zu Schweinfurt, Hrn. v. Hoͤßlin in Augsburg und Dorfner und Comp. zu Hirschau; auch Hrn. Aug.
                                 Walter von Neuburg.
                           5) Hafnerarbeiten. Die ausgestellten Oefen ließen Manches
                              zu wuͤnschen uͤbrig. M. Dirr von Bamberg
                              behauptete unter vier Ausstellern den ersten Platz; seine Glasur war die reinste,
                              aber nicht ohne Spruͤnge; ihm zunaͤchst stand Hr. F. Guͤnther von Nuͤrnberg, an dessen Oefen
                              jedoch die Glasur sehr ungleich geflossen war; ein Ofen des Hrn. Hofhafner S. Leibl beurkundete gleichfalls einige Maͤngel der
                              Glasur und eine etwas rohe Zusammenfuͤgung der Theile. Lezterer stellte auch
                              ein Modell zu einem eisernen Bakofen aus, und zwei Modelle von Ziegeln fuͤr
                              flache, kleine, sich selbst tragende Gewoͤlbe, woran einiges Originelle.
                           4) Schmelztiegel. Zwei Aussteller von Hafnerzell und
                              Oberzell repraͤsentirten die eintraͤgliche Fabrikation unserer
                              weltbekannten Graphitschmelztiegel.
                           5) Arbeiten in hydraulischem Kalke. Mit inniger Freude
                              erblikten wir bei der Ausstellung von 4 Ausstellern mehrere Fabrikate aus
                              hydraulischem Kalke, die noch zu großen Erwartungen berechtigen, und jede
                              moͤgliche Aufmunterung vom Staat und Publicum verdienen. Eisenhaͤndler
                              J. G. Schmidt von Muͤnchen stellte nicht bloß
                              Cementpulver aus, sondern auch mehrere Fabrikate aus solchem, worunter sich
                              namentlich ein Wasserbehaͤlter sehr vorteilhaft auszeichnete. G. Reihl in Muͤnchen hatte 4 Schleifsteine aus
                              hydraulischem Kalke und Quarzsand verfertigt, die vielleicht noch einstige
                              Vervollkommnung zulassen. Hr. J. Karlinger in Miesbach
                              endlich sandte mehrere Buͤsten aus hydraulischem Kalke verfertigt. Dank sey
                              hier herzlich wiederholt unserem hochverdienten Hofrathe und Akademiker Dr. Fuchs, dem wir die wissenschaftliche
                              Begruͤndung der Lehre vom hydraulischen Kalke verdanken,Man vergleiche polytechn. Journal Bd. XLIX.
                                       S. 271. und der sich auch um die immer weiter greifende Anwendung desselben in
                              unserem Vaterlande so hochverdient gemacht. Ehrender Dank von Oben werde aber auch
                              einem Manne, der die Tiefe der Wissenschaft so gluͤklich mit deren Anwendung
                              auf das Gemeinnuͤtzige vereint.
                           6) Glasarbeiten. Reichlicher haͤtten wir unsere
                              Ausstellung in diesem Industriezweige, in welchem wir fuͤglich mit
                              Boͤhmen gleichen Schritt halten koͤnnten, beschikt sehen
                              moͤgen. Große Fortschritte machten wir zwar in lezter Zeit; aber noch ist
                              viel zu thun uͤbrig; namentlich in den in Model geblasenen Artikeln in der
                              Glasschleiferei. Unter 8 Ausstellern lieferte Jos. Schmid
                              von Rabenstein sowohl an Krystall- als an ordinaͤren Glaͤsern
                              das Ausgezeichnetste; Reinheit und Glanz des Glases, so wie Vollendung des Schliffes
                              kamen den besten boͤhmischen Fabrikaten gleich. Mit ihm wetteiferte an
                              Gediegenheit der Glasservice, den die koͤnigl. Fohlenhof-Inspektion
                              von Benediktbeuern einsandte. Erwaͤhnung verdienen noch die Schliffe des Hrn.
                              Hofglasschneiders J. Schmitzberger und seines Sohnes
                              Wenzeslaus. Uhrglaͤser lieferten Stabholz und Berger aus Pirmasens; leider aber keine ganz flachen, die
                              wir groͤßten Theils noch aus dem Auslande beziehen. An Spiegeln kam von 4
                              Ausstellern einiges Ausgezeichnete vor. Hr. J. Dan.
                                 Faber, von Nuͤrnberg sandte einen 7 F. 10 Z. hohen und 5 F. 6 Z. breiten
                              Spiegel in einem vergoldeten Rahmen, der fuͤr 600 fl. sehr billig war. Herr
                              J. J. Fischer von Erlangen sandte einen schoͤnen
                              Spiegel von 7 F. 8 Z. Hoͤhe auf 5 F. 4 3. Breite, welcher uns einige leichte
                              Wellen zu haben schien, und nur 350 fl. kostete. Derselbe brachte auch ein
                              ungeheures Stuͤk trefflicher Zinnfolie zur Ausstellung. Auch Hr.
                              Hofspiegelfabrikant, J. A. Plattner in Muͤnchen
                              stellte zwei schoͤne Spiegel aus, und die Judenmaßspiegel des Hrn. von Stachelhausen verdienten als Handelszweig
                              Erwaͤhnung. Endlich bemerken wir hier auch noch, daß Hr. J. Alschner von Muͤnchen eine artige Sammlung von ihm
                              verfertigter und geschnittener unaͤchter Edelsteine ausstellte.
                           
                        
                           IV. Arbeiten in Holz, Bein, Horn, Haaren
                                 und Leder.
                           
                              A. Arbeiten in Holz, Bein und Horn.
                              1) Wagnerarbeiten. 2 Aussteller in diesem Fache
                                 verdienen kaum einer Erwaͤhnung.
                              2) Tischler- und Moͤbelmacherarbeiten.
                                 Wir sahen in diesem Zweige nicht weniger als 28 Aussteller, deren Fabrikate im
                                 Ganzen große Fortschritte unserer Tischler in Hinsicht auf Geschmak,
                                 Zaͤrtlichkeit der Arbeit und Guͤte der Politur beurkundeten. Wir
                                 begnuͤgen uns mit einer Andeutung des Wesentlichsten. 6 Tischler
                                 Muͤnchens hatten mannigfache Tafeln Parquetboden, die sie fuͤr die
                                 neue Residenz Sr. Majestaͤt zu verfertigen hatten, ausgestellt, und
                                 zeigten, daß sie ihrem Auftrage mit vielem Geschike nachkamen; wir hoffen, daß
                                 diese zierliche Art von Fußboͤden bald allgemeiner in Anwendung kommen
                                 wird. J. X. Forstner von Muͤnchen hatte einen Secretaͤr
                                 ausgestellt, der sich durch vortreffliche, hoͤchst muͤhsam
                                 eingelegte Arbeit von Ahornholz in Nußbaumholz auszeichnete; er lieferte auch
                                 zwei Tische mit gemahlten Tischblaͤttern, die unseren Geschmak nicht
                                 befriedigten. Von mehreren Kaͤsten, Secretaͤrs, Stuͤhlen u.
                                 dgl. erwaͤhnen wir nur noch der Sessel mit gefuͤttertem
                                 Weidengeflechte von
                                 Hrn. P. Riedel in Muͤnchen, und der
                                 Florentinersessel mit Bandgeflecht von Hrn. N. Seitz
                                 in Muͤnchen, die sich allen Haushaltungen durch Leichtigkeit und Eleganz
                                 empfahlen. Unter den Tapezierern duͤrfen wir Hrn. Ch. Heumann von Muͤnchen nicht vergessen.
                              3) Korbmacherarbeiten. Von 7 Ausstellern sah man
                                 verschiedene zierliche und nuͤzliche Gegenstaͤnde. Muͤhlau
                                 und das Landgericht Lichtenfels, wo so viele derlei Geflechte erzeugt und
                                 ausgefuͤhrt werden, war durch 4 Aussteller repraͤsentirt; die
                                 uͤbrigen gehoͤrten der Au bei Muͤnchen an.
                              4) Drechsler- und
                                    Paternostermacher-Arbeiten. 26 Aussteller zaͤhlten wir
                                 hier, und doch fanden wir die Kunstdreher Fuͤrths und Nuͤrnbergs,
                                 die so viel und so trefflich fabriciren und deren Fabrikate so ausgebreiteten
                                 Absatz haben, nicht gehoͤrig repraͤsentirt. Man verlange von uns
                                 nicht eine Aufzaͤhlung der Pfeifenkoͤpfe, Pfeifenroͤhre,
                                 Schachspiele, Haspel, Spinnraͤder, Jagdhoͤrner, Kai's, Nahkissen
                                 etc., welche zu sehen waren. Von den zierlichen Miniatur-Dreherwaaren des
                                 Hrn. Wellmayer in Berchtesgaden angefangen bis hinauf
                                 zu den Spinnraͤdern, unter denen sich eines von Hrn. Koch in Muͤnchen und besonders ein
                                 verbessertes einspuliges von Hrn. Mech. M. Weißenbach
                                 in Groͤnenbach sehr vorteilhaft hervorthaten, sah man vieles
                                 Lobenswerthe; namentlich auch 2 Weberschuͤtzen von J. Muͤller aus Ursberg. – Bedauert haben
                                 wir, daß von unseren Paternostermachern des Oberdonau- und Rezatkreises,
                                 die den groͤßten Theil der christkatholischen Welt mit
                                 Rosenkraͤnzen und drgl. versehen, nur Hr. J. B. Zwinger von Nuͤrnberg mit seinen schoͤnen Fabrikaten
                                 erschien. Ganz gewoͤhnliche Rosenkraͤnze stellte auch Hr. M. Dellinger von Mohrendorf in zwei Musterkarten
                                 aus.
                              5) Holzschnizerarbeiten und Spielwaaren. Wenn uns auch
                                 Geißlingen, wohin der blinde Religionsfanatismus in fruͤheren Zeiten
                                 einen Theil der drechselnden und schnizenden Bevoͤlkerung Berchtesgadens
                                 trieb, großen Eintrag thut; und wenn auch der Wucher mancher
                                 Spielwaarenhaͤndler eben nicht geeignet war die Bemuͤhungen
                                 unseres Gebirgslaͤnders, der an den langen Winterabenden sein
                                 Schnizmesser zur Hand nahm, anzuregen, so ist es doch gegenwaͤrtig noch
                                 Bayern, welches einen großen Theil von Europa mit Spielwaaren versieht; freilich
                                 mehr unser Nuͤrnberg, als unser Berchtesgaden und Reichenhall. Dessen
                                 ungeachtet zaͤhlte Nuͤrnberg unter 5 Ausstellern nur einen: Hrn.
                                 J. A. Schmalzlein. – J. Lang, Holzschnizer von Werdenfels, lieferte eine Menge kleiner
                                 Gegenstaͤnde von solcher Vollendung, daß man mehr einen Bildhauer, als
                                 Holzschnizer hinter ihm suchte. Der Mann verdiente hervorgezogen zu werden.
                              6) Kammmacherarbeiten. Die zur Ausstellung gebrachten
                                 Fabrikate von 12 Kammmachern beurkundeten, daß sie der durch die neueren
                                 Haardressuren verminderte Absaz an Damenkaͤmmen nicht entmuthigte, und
                                 daß sie auf die Wankelmuͤthigkeit der Moden rechnen. C. C. Baͤr
                                 von Nuͤrnberg und J. Jourdan von Erlangen
                                 verdienten besondere Erwaͤhnung. Die Musterkarte der Kaͤmme des
                                 Hrn. F. C. Fleischmann hingegen war von großem
                                 industriellen Werthe. Die Koͤrbchen von Hrn. L. Chel in Muͤnchen hatten großen Kunstwerth.
                              7) Bleistiftfabrikation. Auch hier treffen wir wieder
                                 auf Nuͤrnberg und den Rezatkreis, wo auf dem Continente wohl die
                                 groͤßte Menge von Bleistiften erzeugt wird. Wir bemerkten jedoch nur vier
                                 Aussteller: in erster Linie Hrn. J. P. Ziegler von Gostenhofen; dann Hrn.
                                 J. G. Meinetsberger von Nuͤrnberg und Hrn. C.
                                 Herrmann von Roͤthenbach.
                              
                           
                              B. Arbeiten in Haaren.
                              1) Siebmacherarbeiten. Von drei Ausstellern
                                 erwaͤhnen wir der Pergamentsiebe und der Trommelsiebe des Hrn. Kaltenecker in Muͤnchen; und der
                                 Papiersiebformen, welche Hr. J. Huber zu Deggendorf
                                 aus selbstfabricirtem Drahte verfertigt.
                              2) Buͤrstenbinderarbeiten. Wir zahlten 7
                                 Aussteller und darunter drei aus Nuͤrnberg, wo man Vieles in diesem Fache
                                 arbeitet. Die groͤßte Mannigfaltigkeit zeigten jedoch die
                                 vorzuͤglichen Fabrikate des Hrn. D. Bruckner
                                 von Muͤnchen. K. Gansboͤck von
                                 Muͤnchen hatte eine Vorrichtung zum Reinigen von Bouteillen ausgestellt,
                                 die Beruͤksichtigung verdiente. – Borstenpinsel sahen wir nur von
                                 einem einzigen Fabrikanten; von Nuͤrnbergs Haarpinseln, deren Verbrauch
                                 sehr groß ist, bemerkten wir nicht ein Stuͤk.
                              5) Hutmacherarbeiten. Sehr arm war an solchen die
                                 dießjaͤhrige Ausstellung, und von 5 Ausstellern koͤnnen wir nur
                                 der Fabrikate von I. G. Bauer's Wittwe in
                                 Muͤnchen erwaͤhnen, welche man unter die ausgezeichneten
                                 zaͤhlen kann.
                              
                           
                              C. Arbeiten in Leder.
                              1) Sattlerarbeiten. Muͤnchen trat hier in
                                 diesem Gewerbe als vollgewachsener Nebenbuhler Wiens auf; und wenn unsere
                                 Sattler auch noch keine solchen Fabriken haben wie Brandmaier in Wien, so mag die Emancipation Bayerns auch hier
                                 hoͤchstens noch in der wahnsinnigen Sucht nach auslaͤndischen
                                 Erzeugnissen, mit der unser Adel besonders vorangeht, ein Hinderniß finden. Hrn.
                                 Hofsattlers J. Heinzinger, und Hrn. A. Fuͤlßner's Sattel entsprachen allen
                                 Anforderungen auf's Vollkommenste, und J. Lenhard
                                 machte ihnen den Rang streitig. Frz. Zimmermann
                                 lieferte treffliche Pferdegeschirre, und B. Baumgartner ein schoͤnes Portefeuille, und einen sehr guten
                                 Reisekoffer. Die Zahl der Aussteller belief sich auf.
                              2) Saͤkler- und Handschuhmacher-Arbeiten. Wenn auch noch die stinkenden
                                 ledernen Hosen, in denen die große Masse der bayerischen Bauern Jahr aus Jahr
                                 ein stekt, noch immer den Hauptfabrikationszweig unserer zahlreichen
                                 Saͤklermeister in den Provinzialstaͤdten bildete, so hat doch auch
                                 dieses Gewerbe in manchen Orten eine hoͤhere Richtung genommen. –
                                 Louis Pieau in Muͤnchen stellte die
                                 vollstaͤndigsten Sortimente von Damen- und
                                 Herren-Handschuhen aus, die die Entbehrlichkeit der franzoͤsischen
                                 Handschuhe hinreichend beurkundeten. Die von ihm gegerbten farbigen und weißen
                                 Glacé-Lammfelle und Schaffelle waren nicht minder vortrefflich.
                                 Auch P. Barthe in Erlangen lieferte Glacehandschuhe
                                 so gut wie die franzoͤsischen; und Hr. Hofsaͤkler A. Zwerschina in Muͤnchen zeigte seine Kunst in
                                 10 fein gegerbten Fellen. Von den uͤbrigen der 11 Aussteller
                                 erwaͤhnen wir nur noch des Hrn. C. Vester in
                                 Gunzenhausen.
                              3) Brieftaschen- und Etui-Fabrikation. So unscheinend diese Fabrikation bisher auch
                                 Manchem geschienen haben mag, so wird er sich doch schon durch
                                 gegenwaͤrtige Ausstellung uͤberzeugt haben, was Nuͤrnberg
                                 auch in diesem Fache leistet, und wie ausgebreitet der Handel mit diesen
                                 Fabrikaten geworden seyn muß. I. G. Bischoff's und C.
                                 W. Fleischmann's Sortimente in Brieftaschen und Etuis
                                 aus gepreßtem Leder erregten gewiß sowohl durch ihre große Anzahl, als ihre
                                 Eleganz und unglaubliche Wohlfeilheit bei Jedermann Bewunderung. Auch C. Baumbach, ebenfalls von Nuͤrnberg, zeichnete
                                 sich aus, so wie die Gold- und Silber gepreßten Papierborduren von Hrn.
                                 C. G. Roͤser in Nuͤrnberg.
                              4) Buchbinder- und Papparbeiten. Die Buchbinderkunst hatte die Ausstellung mit mehreren
                                 praͤchtigen Albums und Etuis, so wie mit mehren Einbaͤnden
                                 geschmuͤkt, die uns sehr gelungen schienen, obwohl einige beim
                                 Aufschlagen zu weit auseinander fielen. Wir nennen unter 12 Ausstellern
                                 vorzugsweise Hrn. C. Werner, Jos. Nickl, G. Schlegel, saͤmmtlich von Muͤnchen, G.
                                 Roͤser von Nuͤrnberg, und den
                                 Gesellen S. Graf von Muͤnchen B. Muͤller von Muͤnchen stellte einen
                                 mechanischen Einband aus, den wir nicht untersuchen konnten. Von 2 Erdkugeln
                                 fuͤhren wir bloß jene der HH. Sidler und Piller in Muͤnchen an. Hr. Fr. Bremser in Muͤnchen hatte eine schoͤne
                                 Sammlung von Krystallmodellen in Holz geliefert, deren Kanten jedoch hier und da
                                 eine groͤßere Schaͤrfe und Genauigkeit wuͤnschen ließen.
                                 Eine in Relief gearbeitete Gebirgs- und Flußkarte des Hrn. Studienlehrers
                                 Seitz in Straubing beurkundete große Muͤhe, entsprach aber nicht
                                 vollkommen dieser hoͤchst schwierigen Aufgabe.
                              5) Streichriemen von 2 Fabrikanten ausgestellt blieben
                                 weit unter der Mittelmaͤßigkeit. Wir empfehlen diesen Herren die
                                 Streichriemen von H. Huber u. Comp. in Wien zum
                                 Muster und zur Nachahmung.
                              Endlich reihen wir hier auch noch die Schuhmacherarbeiten an, die von 8
                                 Ausstellern geliefert wurden. Die erste Stelle verdienten die elastischen
                                 Caloschen von C. Stoͤhr; dann kamen die
                                 Stiefel und Schuhe mit elastischen Sohlen von A. Lindinger, und endlich auch die Arbeiten des Hrn. A. Lutz, saͤmmtlich von Muͤnchen.
                              
                           
                        
                           V. Spinnerei, Weberei und andere
                                 Geflechte.
                           1) Flachs- und Hanf-Gespinnste. Wir
                              haͤtten gewuͤnscht hier unser Vaterland auf einer seiner
                              kraͤftigsten und entwikeltsten Seiten zu treffen; denn nicht leicht ein
                              anderer Industriezweig waͤre bei uns so sehe an seinem Plaze wie die
                              Flachsspinnerei und Leinenweberei. Ein Agriculturstaat, wie der unsere es
                              groͤßten Theiles ist, sollte hauptsaͤchlich jene Industriezweige zu
                              betreiben und auszubilden streben, die mit der Landwirthschaft Hand in Hand gehen.
                              Man scheint dieß fruͤher mehr eingesehen zu haben, als in spaͤteren
                              Zeiten; denn waͤhrend sich der bayerische Leinenhandel fruͤher
                              uͤberall hin erstreite, hat er jezt Muͤhe unseren eigenen Bedarf zu
                              deken, und sich fuͤr die feineren Erzeugnisse die alten Abzugscanaͤle
                              wieder zu eroͤffnen, die ihm von gewandteren Staatsoͤkonomen zum
                              großen Theil abgewonnen wurden. Die Leinenzeugfabrikation und der Leinenhandel
                              erfordern daher nach unserer Ansicht ganz besondere Beruͤksichtigung von
                              Seite der Staatsverwaltung; denn was die Niederlande, Westphalen und Schlesien in
                              dieser Hinsicht sind, koͤnnten wir gewiß noch weit mehr seyn. Man muß aber
                              auch, wenn man ja etwas seyn will, die Mittel es zu werden nicht
                              verabsaͤumen, und nicht hemmen, wo man foͤrdern sollte. Und wahrlich
                              nicht dadurch, daß man die bei unserem Mangel an Capitalien so hoͤchst
                              nothwendigen Verbindungen Mehrerer zu gemeinschaftlichem vaterlaͤndischen
                              Zweke mit Mißtrauen betrachtet; nicht dadurch, daß man ausgezeichnete, in die
                              fernsten Laͤnder des Westens handelnde Maͤnner schief ansieht, darf
                              man glauben zu seinem Zweke zu gelangen. Wer Großes will, muß sich uͤber
                              kleinliche Mittel erheben und großartige nicht furchten. Man sehe nur, was Frankreich thut, um seine
                              Leinenfabrikation auf eine bluͤhendere Stufe zu bringen; von Napoleon an bis
                              auf den heutigen Tag arbeitet es unausgesezt daran; alle Unternehmungen
                              beguͤnstigt es, und wer nicht selbst angespornt wird, den ermuntert es, nicht
                              etwa durch eine einfache Medaille, sondern durch Preise, welche eben so ehren und
                              zugleich ein namhaftes Capital bilden. – Doch wir irren zu weit ab von
                              unserer Industrieausstellung, deren Bericht wir zum Schluͤsse zu bringen
                              trachten muͤssen. Wir sahen auf derselben nur eine einzige Partie gut
                              zugerichteten Spinnhanf von X. Mayer in Rosenheim
                              ausgestellt. Zur Weberei bestimmte Garne sahen wir von 8 Ausstellern, worunter 5
                              weibliche, unter denen sich besonders die Bergmeistersgattin V. Fuhrmann von Bodenmais, und einige Frauen von Landau im
                              Unterdonaukreis hervorthaten. Das von Hrn. Mech. Stiller
                              ausgestellte Maschinengarn gab eben nicht die vorteilhaftesten Begriffe von der
                              Vollkommenheit der von ihm erfundenen Flachsspinnmaschine. Die baumwollenen
                              Naͤh- und Strikgarne des Hrn. D. Wegelin
                              von Augsburg, der leider der einzige Aussteller in diesem Fache war, beurkundeten,
                              daß wir eben so guten Zwirn liefern koͤnnten, als Boͤhmen und die
                              beruͤhmt gewordenen Herrenhuter.
                           2) Baumwollenspinnerei. Wir besizen bei uns keine
                              Spinnmuͤhlen, wie sie England, die Schweiz, Sachsen, Wuͤrtemberg, die
                              Niederlande und das Elsaß haben, und unmoͤglich koͤnnen wir daher hier
                              in Concurrenz treten. Drei Aussteller brachten jedoch ihre Fabrikate, die wenigstens
                              den guten Willen beurkundeten. Außer Hrn. Wegelin trafen
                              wir hier Hrn. C. Hellmuth von Muͤnchen und Hrn. J.
                              N. Frisch von Augsburg. Wenn sich indessen das Ergebniß
                              einer im Januar 1834 auf des Koͤnigs von Preußen Maj. veranlaßten Commission,
                              die in Godesberg Statt fand, und unter Vorsiz des Hrn. Oberpraͤsidenten der
                              Rheinprovinz von Pestel aus den dabei betheiligten
                              Technikern und Staatsbeamten bestand, realisirt, und wie zu erwarten steht von den
                              saͤmmtlichen hohen Interessenten des deutschen Zoll- und
                              Handelsvereins angenommen wird, nach welchen Verhandlungen 1) vom 1. Januar 1835 an
                              auch die Einfuhr der fremden Twiste einen Zoll von 4 Thlr. per Ctr. und der Export
                              der inlaͤndischen Fabrikate aus Baumwolle und dem gefaͤrbten Garne
                              einen Ruͤkzoll von 4 Thlrn. zahlte, diesen in Scheinen, die bei der Bezahlung
                              des Einfuhrzolles fuͤr die Haͤlfte dessen Betrages dienen, und in
                              Verbindung damit eine Spindelpraͤmie von 3 Thlr. fuͤr jede neue
                              Spindel bis dahin, wo das Garnbeduͤrfniß des Inlandes befriedigt seyn wird,
                              zu bewilligen waͤre; 2) anzuordnen waͤre, daß bei Festsezung des
                              fuͤr die Bewilligung einzurichtenden Verfahrens, Deputirte der betheiligten
                              Interessen zur Berathung daruͤber zugezogen werden, in welcher Weise dem
                              Verkehr fuͤr den Exporthandel die erforderliche moͤglichst ausgedehnte
                              Erleichterung in den Formalitaͤten und bei Bestimmung der
                              Ruͤkzollbetraͤge fuͤr diejenigen Fabrikate, welche Baumwolle in
                              Verbindung mit anderen Stoffen enthalten, gegeben werden kann; 3) der sogenannten
                              Baumwollenindustrie Garantie fuͤr die nachhaltige Dauer dieser ad 1
                              erwaͤhnten allergnaͤdigsten Bewilligung gegeben wuͤrde; dann
                              wollen wir hoffen, daß auch im Koͤnigreiche Bayern, das so uͤberaus
                              reich an den erforderlichen Wasserkraͤften und den anderen
                              Huͤlfsmitteln ist, wenigstens ein Duzend großartige Baumwollenspinnereien
                              hervorgehen, indem die Praͤmie von 5 fi. 15 kr. fuͤr jede zu
                              errichtende Spindel die Unternehmung sehr erleichtert. Auch duͤrfen diesen
                              Berathungen zu Folge die neu zu errichtenden Spinnmaschinen aus dem Auslande
                              mauthfrei eingefuͤhrt werden, was den Vortheil hat, sich diese Spinnmaschinen
                              aus den bevorzugsten Maschinenfabriken des Auslandes zu verschaffen, und nach ihrem
                              Aufstellen sogleich mit sicherem Nuzen darauf arbeiten zu koͤnnen.
                           3) Wollenspinnerei. Auch hierin waͤre in unserem
                              Lande wieder Großes zu leisten; wir wollen hoffen, daß es mit dem Fortschreiten der
                              Veredlung unserer Schafe, fuͤr welche man unaufhoͤrlich bemuͤht
                              seyn sollte, allmaͤhlich dahin komme. – An rohem Materiale sahen wir
                              dieß Mal von dem großen Foͤrderer unserer Schafzucht, Freiherrn v. Lotzbeck, ein Muster Wolle von Schafen der Leicesterrace,
                              die er der erste auf unseren vaterlaͤndischen Boden verpflanzte, und an deren
                              Gedeihen kaum zu zweifeln ist. – Wollengarne sahen wir von 5 Ausstellern: an
                              der Spize die Fabrikate der HH. Lobenhofer und Comp. in Woͤhrd; auch Hr. Ch. Zimmermann von Roth und die Pflaumer von Weißenburg, so wie das Strafarbeitshaus von St. Georgen
                              verdienten Erwaͤhnung. Die Arrasgarne der Bruͤder Krafft von Dinkelsbuͤhl waren sowohl an Gespinnst,
                              als an Farbe vortrefflich. Die gefaͤrbten Wollenstanbmuster des Hrn. Sattler von Schweinfurt endlich, die wir hier noch
                              anreihen, beurkundeten die Gediegenheit mancher Schoͤpfungen dieses um die
                              Industrie verdienten Mannes.
                           4) Seidenspinnerei. Große Freude gewaͤhrten hier
                              die von 5 Ausstellern vorgelegten inlaͤndischen Produkte, deren Daseyn und
                              jaͤhrliche Vervollkommnung wir lediglich den rastlosen Bemuͤhungen
                              unseres landwirthschaftlichen Vereines verdanken. Wenn auch Mehreres der
                              ausgestellten Producte schon beim dießjaͤhrigen Octoberfeste zu sehen war, so
                              mußte man doch neuerdings die schoͤnen gelben und weißen Rohseiden bewundern,
                              die weder an Guͤte des Fadens, noch an Glanz der besten piemontesischen Seide
                              nachstanden. Hr. A. Ziegler, Director der
                              Seidenbaugesellschaft zu Regensburg, ging an der Spize voran; J. Rauch und C. Scholz von
                              Bayreuth, von denen lezterer seine Seide selbst abhaspelte und zwirnte; Ph. Oesterreicher v. Wertingen und Barb. Speyer von Windsheim zeichneten sich aus. Hr. Wegelin in Augsburg hatte Naͤhseiden
                              ausgestellt.
                           5) Seilerei. Von drei Ausstellern zeigte keiner etwas
                              Erhebliches in diesem Gewerbe, welches fuͤr uns so wichtig werden
                              koͤnnte.
                           6) Lizen- und Bandweberei. Dieser ehemals weit ausgedehntere Industriezweig scheint
                              wieder etwas in Aufnahme zu kommen; dessen ungeachtet bemerkten wir aber nur 6
                              Aussteller. Die Leinenbaͤnder von Fr. Zwerenz in
                              Waldmuͤnchen thaten sich ruͤhmlich hervor; S. Windhalm von Kempten hatte ein huͤbsches Sortiment von Lizen,
                              Schnuͤren und Riemen eingesandt; C. J. Emmert von
                              Marktsaft zeigte, daß die breiten seidenen Mohrbaͤnder der
                              fuͤrchterlichen fraͤnkischen Hauben sehr gut im Inlande fabricirt
                              werden; M. Bechmann von Schillingsfuͤrst lieferte
                              gleichfalls seidene Baͤnder; die Sammtbaͤnder des Hrn. A. Salfner aus Treuchtlingen endlich durften nicht ganz
                              vergessen werden.
                           7) Leinenweberei. Da der groͤßte Theil der
                              Webereibesizer Leinen- und Baumwollenzeuge zugleich erzeugt, so mußten wir
                              die Zahl der Aussteller zusammenfassen: wir zahlten ihrer nicht weniger als 68. Viel
                              Gutes sahen wir hier mit Gewoͤhnlichem gemischt; weit mehr hatten wir aber
                              gerade hier zu sehen gewuͤnscht: namentlich an Leinwanden, von denen man
                              groͤßten Theils nur einzelne Stuͤke bemerkte, die von Webermeistern
                              fuͤr emsige Hausfrauen, welche in den Winterabenden einen Theil der
                              Ausstattung ihrer Toͤchter erspinnen, gewebt wurden. Es fehlt noch immer an
                              regerem Aufschwuͤnge in der Weberei; es fehlt an Maschinen, und so lange die
                              Masse unserer Weber auf einem einzigen, nichts weniger als vollkommenen Webestuhle sich in allen Arten
                              von Geweben versuchen will, werden wir es bei aller Emsigkeit und Muͤhe, nie
                              dahin bringen, mit dem Auslande gleichen Schritt zu gehen. Nur der Obermainkreis
                              treibt die Weberei bereits von einem hoͤheren Standpunkte aus; hier wird fabricirt, waͤhrend man in den uͤbrigen
                              Kreisen, mit Ausnahme des Oberdonaukreises, groͤßten Theils nur macht. – Wir wollen suchen das Wesentlichste des
                              auf der Ausstellung Erschienenen zu gruppiren und auszuheben; bitten aber um
                              Entschuldigung, wenn uns Manches entging, da dieß bei der Art der Aufstellung
                              beinahe unvermeidlich war. An Leinwaͤnden sahen wir 10 Aussteller, unter
                              denen wir ungern den Unterdonau- und Regenkreis beinahe ganz vermißten;
                              einige Privaten angehoͤrige Stuͤke waren ausgezeichnet. In ganz oder
                              halb leinenen Tischzeugen, so wie auch in Handtuͤchern bemerkten wir 8
                              Aussteller, von denen Hr. J. G. Krauß von Bayreuth und J.
                              Probst in Muͤnchen auf erster Linie standen;
                              in zweiter Reihe fanden wir die HH. M. Rieß von Gern, J.
                              Langhans von Nuͤrnberg, und Webergesell J. Wagner von Froschgruͤn. Kaffeetuͤcher
                              lieferte außer Krauß und Rieß
                              auch Hr. G. A. Herzog von Bergerzell. An
                              Saktuͤchern zeichnete sich neben Hrn. Krauß
                              besonders Hr. Hoͤrburger von Kaufbeuern aus, der
                              auch Trilch ausstellte. Hr. Krauß muß auch noch wegen
                              seiner Stramme besonders hervorgehoben werden. Mehreres Gemischte kommt im
                              naͤchsten Abschnitte vor.
                           8) Baumwollenweberei. Auffallender zeigte die Ausstellung
                              hier die fortwaͤhrende Zunahme dieses hoͤchst wichtigen
                              Industriezweiges im Obermain- und Oberdonaukreise; und auch der Isarkreis gab
                              hier schoͤne Zeichen des Lebens. An glatten, ungefaͤrbten
                              Baumwollzeugen bemerkten wir rohe Callico's, namentlich aus dem Oberdonaukreise, der
                              die Wiederbelebung dieses Zweiges der Weberei den fruͤher gebrachten
                              bedeutenden Aufopferungen der großen Kattundrukereien Augsburgs verdankt, Hamans,
                              Schakinette, Battiste, Musseline, Cambrics und Percale, die in jeder Hinsicht große
                              Annaͤherung an die englischen und Schweizerfabrikate beurkundeten.
                              Inlaͤndische Books und Gaze sahen wir zum ersten Mal auf der Ausstellung;
                              Gassinet fehlte nicht; Barchente, Piques, Tischzeuge, Damaste boten einige Auswahl;
                              an Cannevas, namentlich Bettscheken und Gradl, war großer Zufluß, besonders aus dem
                              hierin reichen Oberdonaukreise und aus Muͤnchen; Gingangs,
                              Moͤbelzeuge, Westenzeuge, Regenschirmzeuge, Drills, Lastings,
                              Segeltuͤcher, Napier, Cord, Valentia's, Madrastuͤcher,
                              Baumwoll- und Halbwollshawls etc. waren zu finden, von denen viele allen
                              Anforderungen der Kunst und der Mode genuͤgten. Nicht moͤglich ist es
                              in einem Berichte wie der unserige, der nur einen allgemeinen Ueberblik geben soll,
                              in die Details einzugehen, und die Leistungen eines jeden Einzelnen
                              abzuwaͤgen. Wir koͤnnen nur das Wesentlichste beruͤhren, und
                              sind weit entfernt die Verdienste irgend eines Fabrikanten dadurch zu mißachten. In
                              erster Linie erscheinen uns demnach die Fabrikate der HH. P. Erhard von Muͤnchen, I. G. Kolb von
                              Bayreuth, J. G. Krauß ebendaher, Poͤhlmann und Soͤhne von Oberredwitz, A. Schneider von Muͤnchberg, H. Steinhauser von Hof, und Waͤchter und
                              Lienhardt ebendaher, deren, Fabrikate von unseren
                              Kaufleuten großen Theils fuͤr englische und franzoͤsische verkauft
                              werden. In zweiter Linie nennen wir die HH. Benker und
                              Rahn von Doͤrflas, Gg. Siber von Neuhaus, Fraaß u. Comp. von Oberredwitz, J. Reng
                              und M. Vogl in Muͤnchen. Erwaͤhnen
                              muͤssen wir endlich noch der Fabrikate der HH. J. Alexandersohn von Reitin,
                              J. Boch von Gundelsingen, J. Ebner von Muͤnchen, J. M. Frey von
                              Hallbergmoos, L. Gallecker von Muͤnchen, J. Goschenhofer von Noͤrdlingen, G. Gruber von Passau, J. Herold
                               von Gefrees, A. Hitzler von Augsburg, B. Mutz
                              von Friedberg, J. Ortner von Muͤnchen, C. Schwarz von Redwitz, B. Menger
                              von Muͤnchen.
                           Unser naͤchster Bericht duͤrfte uns vielleicht in Stand sezen etwas
                              Erfreuliches uͤber die in Augsburg inzwischen zu gruͤndende
                              Maschinenweberei zu sagen, welche der Foͤrderung der Industrie hoͤchst
                              noch thut.
                           9) Wollenweberei. Bis auf 66 war die Zahl der Aussteller
                              hier angewachsen, und hoͤchst erfreulich waren die großen Fortschritte, die
                              man in mehrfacher Beziehung bemerken konnte. Moͤge der Anschluß an Preußen
                              und Wuͤrtemberg, wo dieser Industriezweig bereits tiefere Wurzeln gefaßt, und
                              von wo aus unser Vaterland gegenwaͤrtig mehr als zur Haͤlfte mit
                              mittelfeinen und beinahe ganz mit feinen Tuͤchern versehen wird, unserem noch
                              zarten Pfleglinge keinen giftigen Hauch zuwehen! – Wir machen hier einige
                              Unterabtheilungen.
                           a) Tuchmacherei. Die
                              Fabrikate von 24 Ausstellern betrafen hauptsaͤchlich mittelfeine
                              Tuͤcher, und zeigten sowohl in Hinsicht auf Weberei als Appretur bei sehr
                              maͤßigem Preise eine große Vollkommenheit; nur in der Faͤrberei zeigte
                              sich hie und da noch eine Luͤke, und namentlich war das Roth einiger
                              Stuͤke ganz verfehlt. – Lobenhofer und Comp. von Woͤhrd bei Nuͤrnberg, die
                              bedeutendste bayerische Tuchfabrik, lieferten Ausgezeichnetes, wie man es von ihnen
                              gewohnt ist; sie verdienen den groͤßten Dank unserer Nation, die sie bald von
                              dem fremden Tribute befreien wuͤrden, wenn eine groͤßere Zahl unserer
                              Tuchmacher ihrem Beispiele folgen koͤnnte oder wollte, und wenn die
                              Schafzucht bei uns auf einer hoͤhern Stufe staͤnde. Einen
                              vollgewachsenen Nebenbuhler fanden die Lobenhofer in der
                              Fabrik von S. W. Roͤckenschuß's Wittwe zu
                              Muͤnchen, aus welcher Tuͤcher, aus Wolle unserer Schaͤfereien
                              von Schleißheim, St. Veit, Weyhern etc. erzeugt, hervorgingen, die jedem Lande Ehre
                              gemacht haͤtten. Moͤge auch diesem Hause alle ehrende Anerkennung
                              seiner Bemuͤhungen werden! – Um die Tuͤcher des koͤnigl.
                              Strafarbeitshauses in Muͤnchen, welche die Umsicht und Thaͤtigkeit des
                              hochverdienten Freih. v. Weveld so hoch erhoben, reihten
                              sich in zweiter Linie die Fabrikate von J. C. Fleischmann
                              aus Erlangen, J. G. Mayer aus Augsburg, C. Pflaumer aus Weißenburg, G. Schmid aus Muͤnchen und M. Zimmermann
                              aus Weißenburg. Auch C. Mack aus Weißenburg und K. E. Riderlin aus Nuͤrnberg verdienten
                              Erwaͤhnung.
                           b) Biber-, Flanell- und Multonweberei. Wer weiß nicht, wie viel Lodenweber Bayern fruͤher
                              besaß, und wie viele verarmte Loderer man nun beinahe in jeder Stadt zaͤhlt!
                              Kaum je wird und kann in dieser Hinsicht die fruͤhere Thaͤtigkeit
                              zuruͤkkehren; denn schon die Fortschritte der Civilisation und der mit ihr
                              gleichen Schritt haltende verminderte Bedarf an roheren Fabrikaten bedingen hin
                              Graͤnzen. Wir finden diese Art von Weberei nun vorzugsweise in einige Orte
                              des Rezatkreises zusammengedraͤngt, naͤmlich in Herzogaurach,
                              Wassertruͤdingen und Noͤrdlingen; und diese Concentration scheint
                              wesentlich zur Verbesserung der Fabrikation beigetragen zu haben. Unter 18
                              Ausstellern gebuͤhrt auch den Bibern von Lebenhofer und Comp. die Palme. M. Dikas, J. Heldrich, I. K. Kaiser, saͤmmtlich von Herzogaurach, Abr. Beyschlag und J. G. Joas von
                              Noͤrdlingen; L. Deffner, D. Gluͤck und F. Zirkler von
                              Wassertruͤdingen fielen uns besonders auf. An Multons bemerken wir vorzuͤglich A.
                              Fischer und H. Wirth von
                              Herzogaurach und J. C. Gruͤn von
                              Noͤrdlingen. Die wollenen Deken von Lezterem und von J. Geistbeck in Muͤnchen muͤssen erwaͤhnt werden.
                           c) Teppichweberei. –
                              Wir zaͤhlten 13 Aussteller, die bis auf vier saͤmmtlich aus
                              Noͤrdlingen stammten, wo man einen bedeutenden Handel mit ordinaͤrer
                              Waare treibt. Noͤrdlingen ist der Ort, wo die wandernden Tyroler die Teppiche
                              holen, die sie in ganz Suͤddeutschland fuͤr ihr Fabrikat ausgeben und
                              vertroͤdeln! – Hr. J. Scherupp in
                              Muͤnchen zeichnete sich durch seine sehr geschmackvollen und billigen
                              Fuß- und Wagenteppiche sehr ruͤhmlich aus. Auch J. G. Kolb von Bayreuth u. J. B. Bayer von Nuͤrnberg stellten Vorzuͤgliches aus. An der
                              Spitze der Noͤrdlinger stand Hr. W. Goͤschenhofer; ihm folgten Hr. J. C. Wunsch, die beiden Schoͤblen und Hr. J.
                              N. Pfefferlen.
                           d) Verschiedene Wollenzeuge.
                              In dieser Rubrik fassen wir die Camelotte, Merino's, Schuh-, Hosen-,
                              Mantel- und Westenzeuge, so wie die Shawls zusammen, in denen einiges
                              Treffliche zur Ausstellung kam. Von den 10 Ausstellern muͤssen in erster
                              Reihe L. Braun von Wunsiedel, P. M. Erhard von Muͤnchen, J. G. Kolb von
                              Bayreuth und Waͤchter und Lienhardt in Hof
                              aufgefuͤhrt werden. G. Eiber von Neuhaus, J. Hollerbach von der Au und die Strafarbeitsanstalt zu St.
                              Georgen verdienten ehrenvolle Erwaͤhnung.
                           10) Seidenweberei. Sehr spaͤrlich sind bei uns noch
                              die Produkte der Seidenweberei, deren Betrieb noch auf die groͤßere
                              Verbreitung der Seidenraupenzucht im eigenen Vaterlande harrt, und ohne diese kaum
                              je mit den andern Staaten wird in Concurrenz treten koͤnnen. Wir bemerkten
                              jedoch 8 Aussteller, unter denen sich Hr. G. Wurz von der
                              Au durch seine schweren Seidenzeuge und Seidendamaste, die in unseren Kirchen guten
                              Absaz finden, und die er wirklich von ausgezeichneter Guͤte verfertigt,
                              ruͤhmlichst hervorthat. Auch Sammet liefert dieser hoͤchst
                              thaͤtige Mann. Die HH. Bellux und Brentano von Lechhausen bei Augsburg waren gleichfalls
                              sehr ausgezeichnet durch ihre Fabrikate, die hauptsaͤchlich bei dem
                              wohlhabenderen Landvolke guten Absaz finden. Den Fabrikaten des Hrn. F. S. Noͤbauer von Muͤnchen haͤtten wir
                              bessere Farben gewuͤnscht, so wie denn uͤberhaupt die
                              Seidenfaͤrberei bei uns noch eine sehr niedrige Stufe zeigt. Benker und Rhan, J. Langhans aus Nuͤrnberg und J. Reng aus Muͤnchen sind noch zu
                              erwaͤhnen.
                           11) Roßhaarzeuge. In diesem Fache lernte man Hrn. M. Hoͤrmann in Muͤnchen durch einige von ihm
                              ausgestellte Fabrikate auf eine hoͤchst vorteilhafte Weist kennen.
                           12) Strumpfwirkerarbeiten. Nur 12 Aussteller
                              repraͤsentirten dieses wichtige Gewerbe, welches unserm Lande ganz angemessen
                              waͤre, und in welchem es Deutschland auch wirklich bereits dahin gebracht
                              hat, daß es mit mehreren Artikeln auf dem englischen Markte mit Vortheil erscheinen
                              kann. Der Rezatkreis ist durch die großartige Unterstuͤzung, die diesem
                              Gewerbe durch unseren erhabenen Koͤnig zu Schwabach wurde, bereits wirklich
                              in diesem Falle, und nur eine groͤßere Ausbreitung uͤber ganz Bayern
                              bleibt uns noch zu wuͤnschen uͤbrig. Das Strumpfwirkerhandwerk von
                              Schwabach brachte die uͤberraschendsten und ausgezeichnetsten Fabrikate zur
                              Ausstellung, und bezeugte Sr. Majestaͤt seinen Dank durch vergleichende
                              Zusammenstellung seiner
                              fruͤhem Fabrikate mit den jetzigen, durch die allerhoͤchste
                              Unterstuͤzung hervorgerufenen. J. J. Birkner und
                              J. C. Eiflaͤnder von Erlangen stellten gleichfalls
                              Vorzuͤgliches aus; eben so J. Vetter von Wunsiedel
                              und Haium Loͤb Rosenfeld von Schopfloch. J. Kumert von Muͤnchen brachte ein gewirktes
                              baumwollenes Unterbeinkleid mit kuͤnstlichen Waden und Schenkeln, welches bei
                              vielen Beschauern Muͤnchens großen Anklang fand. Seidene Struͤmpfe
                              hatte nur J. G. Maulbeck von Muͤnchen
                              ausgestellt.
                           13) Franzen- und Spizenfabrikate. Die HH. Gebhardt und Sohn von Hof sandten ein Franzensortiment von
                              vortrefflicher Guͤte, welches die Entbehrlichkeit der saͤchsischen
                              Fabrikate beurkundete. Vier Spizenkloͤpplerinnen aus
                              Hoͤchstaͤdt bewiesen, daß unsere emsigen Schwabinnen bei allem Fleiße
                              weder in Hinsicht auf Qualitaͤt, noch in Hinsicht auf Wohlfeilheit mit den
                              zahllosen Maschinenerzeugnissen Englands und Sachsens, gegenwaͤrtig mehr auf
                              den Kampfplatz zu treten im Stande sind.
                           14) Strohflechterarbeiten. Unter den fuͤnf
                              Ausstellern vermißten wir mit großem Bedauern die Strohgeflechte und
                              Strohhuͤte von Lindenberg aus dem Landgerichte Weiler, wo man einen großen
                              Theil jener Huͤte verfertigt, die unsere Kaufleute fuͤr
                              boͤhmische, Zuͤrcher- oder Lenzburgerwaare verkaufen.
                              Dafuͤr lieferten Berger und Comp. von Pirmasens sehr ruͤhmenswerthe Fabrikate, an die sich die
                              Strohhuͤte von Franziska Kronberg und von Fellheimer in Muͤnchen preiswuͤrdig
                              anschlossen. Auch diesen Fabrikationszweig wuͤnschten wir bei uns fester
                              begruͤndet und kraͤftig unterstuͤzt; einige der
                              tuͤchtigsten Lindenberger nach Italien gesandt, wuͤrden wahrscheinlich
                              die Kosten der Reise reichlich lohnen. Ueberhaupt koͤnnen wir bei dieser
                              Gelegenheit die Frage nicht unterdruͤken, warum man bloß Gelehrte und
                              Diplomaten, und hoͤchstens noch Aerzte und Bergleute auf Staatskosten reisen
                              laͤßt, und nicht auch tuͤchtige Gewerbsleute, die gewiß eben so
                              Nuͤtzliches heimbringen wuͤrden, als die beiden ersteren.
                           15) Modewaaren. Wir sahen in dieser Hinsicht drei
                              Blumenmacherinnen auftreten, von denen nur eine Geschmak und etwas Talent verrieth.
                              Ein Damenhut ohne Nath, und ein Schnuͤrmieder à
                                 la Josselin sind Alles, was wir in diesem Zweige noch zu erwaͤhnen
                              haben, abgesehen von den vielen weiblichen Arbeiten der Maͤdchenschulen,
                              uͤber die wir am Schluͤsse noch ein paar Worte beifuͤgen
                              werden.
                           
                        
                           VI. Erzeugnisse der chemischen
                                 Kuͤnste.
                           1) Chemische Waarenfabriken. Wir unterscheiden hier:
                           a) Chemische Produkte. Von 7
                              Fabrikanten, worunter Fickentscher aus Redwitz, dessen
                              Laboratorien und Magazine eine ganze Stadt fuͤr sich ausmachen, und dessen
                              Fabrikate des moͤglich hoͤchsten Rufes genießen, wurden folgende
                              Praͤparate ausgestellt:
                           
                              1) Salpetersaͤure, von Fickentscher.
                              2) Schwefelsaure, von demselben.
                              3) Potasche. Seifenfabrikant Martius
                                 aus Wunsiedel stellte Proben von Potasche aus Brennnesseln, Disteln und
                                 Heidekraut aus, die die groͤßte Beruͤksichtigung
                                 verdienten.
                              4) Soda. Rohe Soda, Sodasalz und krystallisirte Soda war von Umtath und Comp. in
                                 Rosenheim zu sehen.
                              5) Bleiweiß. Ausgezeichnet aus der Fabrik des Hrn. von der Osten zu Goͤggingen, und auch von Hrn.
                                 Sattler in Schweinfurt.
                              6) Salpetersaures Blei. Von Sewald und
                                 Sohn zu Hochholz.
                              7) Chlorkalk. Von Fickentscher und Umrath.
                              8) Calomel. Von Sewald und Sohn.
                              9) Queksilbersublimat. Sehr schoͤn von Fickentscher.
                              10) Salzsaures Mangan. Chemisch rein von Fickentscher, im unreinen Zustande von Umrath und Comp.
                              11) Glaubersalz. Vom Berg- und Huͤttenamte zu
                                 Bodenmais und von Umrath und Comp.
                                 
                              12) Bittersalz. Von Umrath.
                              13) Alaun. Von dem koͤnigl. Bergamte zu Bodenmais.
                              14) Kupfervitriol. Ebendaher.
                              15) Eisenvitriol. Ebendaher.
                              16) Colcotar. Ebendaher.
                              17) Chromsaures Kali. Von Fickentscher, und von Sewald und Sohn.
                              18) Chromgelb. Von Lezterem.
                              19) Zinnober. Ausgezeichnet von Fickentscher; weniger schoͤn von Sewald und Sohn.
                              20) Rothes Quecksilberoxyd von Lezteren.
                              21) Benzoësaͤure. Von denselben.
                              22) Weinsteinsaure. Gleichfalls von diesen, besonders
                                 schoͤn krystallisirte von Fickentscher.
                              23) Salmiak. Sehr schoͤn von Fickentscher.
                              24) Brechweinstein. Von Demselben.
                              25) Blutlaugensalz. Von Hrn. Adam in
                                 Hemhofen.
                              26) Berlinerblau. Mittelmaͤßig von Sewald und Sohn.
                              
                           b) Farbwaaren. Hier trafen
                              wir zahlreiche Muster von J. N. Adam in Hemhofen, Hainemann und Sohn in
                              Sommerach und Muͤller's Wittwe und Soͤhne
                              in Birnbaum, die so ziemlich auf gleicher Stufe standen. Mich.
                                 Huber von Haidhausen bei Muͤnchen stellte vortreffliche Maus; vor
                              allen erhob sich aber Hr. Sattler aus Schweinfurt mit
                              seinem Gruͤn, und mit seinem ausgezeichneten Tusch und Miniaturfarben, die
                              einen ausgedehnten und eintraͤglichen Handelsartikel bilden. Die Muster von
                              Drukerschwaͤrze des Hrn. Aufschlaͤger in
                              Muͤnchen beurkundeten eine hohe Stufe von Vollkommenheit.
                           Zukersiederei. Wir zaͤhlten zwei Aussteller an
                              Rohrzuker und einen an Runkelruͤbenzuker. Unter ersteren gehoͤren die
                              raffinirten Melis und Candiszuker von Sattler, Engelhardt
                              und Comp. in Schweinfurt vorzuͤglicher, als jene
                              des Hrn. J. G. Mayr von Kaufhaus bei Memmingen. Der
                              dritte Aussteller war unser Geheimerath v. Utzschneider,
                              dem Altbayerns Industrie mehr Dank schuldet, als irgend einem andern Manne, und der
                              sie nun auch mit der Runkelruͤbenzuker-Fabrikation beschenken will.
                              Welche guͤnstige Umwandlung wuͤrde unser Landbau und unsere Viehzucht
                              erfahren, wenn man hier dem Beispiele eines Mannes folgte, der mit der edelsten
                              Selbstaufopferung nur das Wohl seines Vaterlandes will. Seine in Muͤnchens
                              Nachbarschaft erzielten Fabrikate zeigten schon jetzt ziemliche Annaͤherung
                              zur Vollkommenheit, und die neueren franzoͤsischen Entdekungen
                              duͤrften das Mangelnde in Kuͤrze ersetzen. Leider treffen wir aber
                              auch hier wieder in
                              unserem Innern unseren aͤrgsten Feind: Vorurtheil, Festkleben am
                              Altherkoͤmmlichen ohne Pruͤfung des Neuen, und Abneigung gegen die
                              Erzeugnisse des Inlandes werden noch lange Zeit Hindernisse schaffen, die man nur
                              durch Ausdauer besiegen kann. Noch jetzt hoͤrt man bis: weilen selbst von
                              unterrichteten Personen den Runkelruͤbenzuker Zuker-Surrogat betiteln!
                           3) Staͤrkmacherei. Von Staͤrke, welche einen
                              sehr bedeutenden Ausfuhrartikel des Oberdonaukreises nach der Schweiz ausmacht,
                              erschien gar nichts auf der Ausstellung. Knorr und Naun von Redwitz stellten jedoch eine gelungene Probe von
                              Kartoffelstaͤrke-Syrup aus.
                           4) Leimsiederei. Von drei Ausstellern lieferte nur Hr. U.
                              Dorndorff, Weißgerber in Rothenburg, ein
                              vorzuͤgliches Fabrikat. Dieses Fabrikat macht gleichfalls einen bedeutenden
                              Ausfuhrartikel aus.
                           5) Seifen- und Kerzenfabrikation. Auf einer sehr
                              niederen Stufe stehen bei uns noch diese hoͤchst eintraͤglichen
                              Fabrikationszweige, und die Arbeiten Chevreul's, und
                              mehrerer verdienten technischen Chemiker scheinen fuͤr unsere Fabrikanten
                              noch gar nicht zu bestehen. Unsere polytechnischen Schulen werden hoffentlich auch
                              diesem Mangel abhelfen. – Nur ein Aussteller hatte Palmenseife ausgestellt.
                              – Talgkerzen sahen wir gar keine; wahrscheinlich fuͤrchteten unsere
                              Kerzenzieher das Zerfließen derselben in den warmen Saͤlen. –
                              Wachskerzen sandten zwei Fabrikanten ein, unter denen Hr. A. Cramer von Moͤgeldorf der Vorzuͤglichere war. Da nicht
                              leicht in einem andern Lande so viele Wachskerzen aller Art in die Kirchen geschenkt
                              werden, so wunderten wir uns hier nichts Außerordentliches zu sehen.
                           6) Papierfabrikation. Ziemlich reichlich beschickt war in
                              dieser Hinsicht die Ausstellung, und die Zunahme der Papierfabrikation im
                              Oberdonau- und Rezatkreise ist wirklich nicht unbedeutend, so daß wir hoffen
                              duͤrfen, daß unsere Lumpen nicht lange mehr nach den Niederlanden und England
                              wandern werden, um als Papier wieder zuruͤckzukommen. – Wir
                              zaͤhlten an ungefaͤrbten und farbigen Papieren 14 Aussteller. An
                              Briefpapier lieferten sie mit Ausnahme der Hrn. Gust.
                                 Muͤller u. Comp. von Nuͤrnberg,
                              die ein dem Whatman'schen ganz aͤhnliches Fabrikate erzeugen, und unter allen
                              ruͤhmlich obenan stehen, nur hoͤchst Mittelmaͤßiges. An
                              gewoͤhnlichem Schreibpapier schienen uns die Fabrikate von Hrn. Kapfer und Comp. aus
                              Philippsburg, Mayr von Wendelstein, A. Steinhauser von
                              der Heggen im Oberdonau-Kreis, A. Volkert von
                              Rothenburg, G. F. Volkert von Unterfichtenthal, und Weitenauer's Witwe von Au im Oberdonaukreise
                              empfehlenswerth. – Farbige Papiere hatten Fr. Ehner von Augsburg und Hr. Al. Bullinger von
                              Wallerstein ausgestellt; erstere verdienten in Hinsicht auf Faͤrbung den
                              Vorzug. – Die bunten Papiere des Hrn. Dessauer aus
                              Aschaffenburg, dessen Fabrikate nicht nur uͤber den ganzen Continent, sondern
                              gleich denen der Augsburger Fabrikanten bunter Papiere, welche aber nichts zu dieser
                              Ausstellung brachten, selbst bis nach Amerika verbreitet sind, waren in einer
                              herrlichen Musterkarte zu sehen. Ruͤhmliche Anerkennung wurde diesem Manne,
                              so wie auch den HH. Maffei und Erich in Muͤnchen, deren Musterkarte nicht weniger Ausgezeichnetes
                              beurkundete, obwohl ihre Fabrik erst seit kurzem besteht. Hr. Sigmund Adam zu Muͤnchen hatte eine große Menge verschieden rastrirter Papiere von
                              seltener Reinheit des Striches ausgestellt. – Endlich muͤssen hier
                              auch noch die Spielkarten von E. Backofen in
                              Nuͤrnberg ruͤhmlich angefuͤhrt werden.
                           7) Bleicherei. Gebleichte und appretirte Baumwollengewebe
                              hatten die Cottonfabrikanten HH. Schoͤppler und
                              Hartmann in Augsburg, Besizer einer Schnellbleiche
                              daselbst, dann gebleichte und appretirte Baumwollen- und Leinengewebe Hr. Clemens Martini, in Haunstetten bei Augsburg ausgestellt.
                              Das großartige Bleichetablissement der Elfteren wurde schon im Jahre 1825
                              gegruͤndet, und das des Letztern besteht seit 2 Jahren. – Beide
                              Anstalten haben sehr große Verdienste um die Weberei, indem sie den Geweben nebst
                              dem Bleichen noch die noͤthige Zurichtung geben, naͤmlich durch das
                              Appretiren nach Schweizer und Englischer Art das Moire, Madapolam, Jaconnet u.s.w.
                              hervorbringen, dadurch den Absaz der Gewebe erleichtern und das Betriebscapital
                              durch den oft wiederkehrenden Umsaz vielfach vermehren, ein Verdienst, das aber auch
                              unsere Weber mit großem Danke anerkennen. Diese Etablissements, welche zur
                              Erreichung dieser großen Zweke durchaus keine Kosten scheuten, verdienen daher alle
                              Beachtung.
                           8) Faͤrberei. Eigentliche Gegenstaͤnde der
                              Faͤrbekunst lieferten nur drei Aussteller, naͤmlich 1) Hr. Wegelin in Augsburg, ein Sortiment gefaͤrbter
                              Baumwollengarne; 2) Hr. Jakob Zorn,
                              Schoͤnfaͤrber und Besizer einer Tuͤrkischrothfaͤrberei
                              ebendaselbst, neun Buͤnde theils tuͤrkischroth, theils acht Palliacat
                              und aͤcht Rosa gefaͤrbte Baumwollengarne, so wie zwei Stuͤcke
                              tuͤrkischroth gefaͤrbte Callicos; alle diese Gegenstaͤnde
                              zeichneten sich durch hohen Luͤster und Aechtheit der Farben aus; 3) Hr. Backhaus, Schoͤnfaͤrber in Landshut, eine
                              Musterkarte verschiedener Farben.
                           9) Kattundrukerei. In diesem Industriezweige traten
                              fuͤnf Aussteller auf, wovon drei in Augsburg, naͤmlich die HH. Schoͤppler und Hartmann,
                                 Christ. v. Froelich und Comp., und Dingler und
                              Comp., einer in Kaufbeuren, Wagenseil und Soͤhne, und einer in
                              Waldsassen, Gebruͤder Rother. Die Fabrikate
                              derselben bestanden in Hand- und Maschinendruk, und zwar in Allem, was die
                              Laune der Mode erfordert. Die Leistungen dieser Fabriken sind dem Publicum zu
                              bekannt, als daß wir es fuͤr nothwendig finden, in ein naͤheres Detail
                              daruͤber einzugehen. Erfreulich war es gleichwohl, bei dieser Gelegenheit zu
                              sehen, daß sich diese Industrie troz aller Stuͤrme, welche Zeit und
                              Umstaͤnde herbeifuͤhrten, in Augsburg nicht nur erhalten, sondern
                              – wiewohl nicht ohne gewoͤhnliche Ausdauer, verbunden mit den
                              groͤßten finanziellen Opfern – auf eine Stufe emporgehoben hat, welche
                              selbst dem Nestor aller Kattunfabrikanten, dem seel. Geheimen Rathe Heinrich Edlen von Schuͤle, Vergnuͤgen machen
                              wuͤrde, koͤnnte er aus seinem Grabe auferstehen. Bekanntlich ist
                              derselbe in Europa der erste gewesen, welcher eine Kattunfabrik in groͤßerem
                              Style errichtete, die selbst die Aufmerksamkeit Kaiser Josephs erregte, und Augsburg
                              darf sich nicht ohne Ruhm die Wiege dieses wichtigen Industriezweiges nennen.
                           10) Tapetenfabrikation. Hr. Sattler aus Schweinfurt, dessen wir schon so oft zu erwaͤhnen
                              Gelegenheit hatten, stellte ein Sortiment gedrukter Tapeten aus. Wenn dieser
                              thaͤtige Fabrikant mehr Aufwand auf Zeichnungen und Stecherei machen
                              wuͤrde, dann koͤnnten wir die Papiertapeten des Auslandes ganz
                              entbehren.
                           
                           11) Wachstuchfabrikation. Von 2 Ausstellern lieferte Hr.
                              Val. Weber von Haunstetten bei Augsburg mehrere
                              Sorten von sehr vorzuͤglichen Wachstuͤchern, von denen die gedrukten
                              bei der immer mehr zunehmenden Anwendung derselben anstatt der Teppiche von großer
                              Wichtigkeit werden duͤrften. Hr. Ad. Seltenhorn
                              von Muͤnchen zeigte die Anwendung dieser Kunst auf sehr schoͤne und
                              hoͤchst geschmakvolle transparente Fenster-Rouleaux, und verdient alle
                              Auszeichnung. – Helene Schuͤtz von
                              Nuͤrnberg lieferte Proben von Gesundheits- und Gichttaffet,
                              dergleichen auch Hr. Weber zum Troste, aber nicht zum
                              Heile der Gichtbruͤchigen erzeugt. – Hier erwaͤhnen wir endlich
                              auch noch, daß Hr. J. Frisch, Oelfarbenbereiter in
                              Muͤnchen, mehrere Stuͤke fuͤr Mahler praͤparirte
                              Leinwand aufgestellt hatte, die ihrem Zweke zu entsprechen schienen.
                           12) Gerberei. Waͤhrend die fruͤheren
                              Ausstellungen an Produkten der Gerberei nur Einzelnes in Sohlleder, aber
                              Vorzuͤgliches boten, traf man dieß Mal an solchen einen Reichthum, der um so
                              angenehmer uͤberraschte, als dabei auch wesentliche Fortschritte in der
                              Fabrikation zu bemerken waren, und als gerade dieser Industriezweig fuͤr uns
                              von hoͤchster Wichtigkeit werden kann und werden muß. Bald hoffen wir, daß
                              man unsere inlaͤndischen Haͤute im eignen Lande veredeln, und nicht
                              mehr Rohes ausfuͤhren wird, um es veredelt zuruͤkzuerhalten. Wie die
                              Gerberei jezt bei uns steht, scheint es uns nur mehr an hinreichenden Capitalien zu
                              fehlen, um in diesem nach Jahren erst rentirenden Gewerbe mit den
                              Niederlaͤndern und mit Rheinpreußen in Concurrenz treten zu koͤnnen.
                              Alle Schnellgerberei entsprach bis jezt noch nicht, und das Luͤtticher und
                              Niederlaͤnder Leder verdankt seine Guͤte vorzuͤglich noch immer
                              der jungen Eichenlohe und der Zeit, die man ihm laͤßt, wozu freilich ein
                              großes Betriebskapital erforderlich ist. Die groͤßten Fortschritte in der
                              Gerberei beurkundete unser gewerbfleißiger Rezatkreis, und auch der Isarkreis zeigte
                              sich eingedenk des Beispieles von Utzschneider's, der der Lederfabrikation daselbst
                              wieder Wuͤrde und Bedeutung verlieh. Wir machen hier einige
                              Unterabtheilungen:
                           a) Rothgerberei. Man sah in
                              dieser Hinsicht Wildsohlhaͤute und bayerische Sohlhaͤute,
                              Verdekhaͤute, Waschhaͤute, Beughaͤute, Blankhaͤute,
                              Zaumhaͤute, Schmalhaͤute, Pferdeleder und mannigfaltig behandeltes
                              Kalbleder. Knoppern- und lohgahre Produkte waren einige mit Tannenzapfen und
                              dem Muͤller'schen Gerbestoffe behandelte beigesellt. Unter den 21 Ausstellern
                              fanden wir in erster Linie Hrn. A. Beer von Neustadt an
                              der Aisch, die Ledermanufactur zu Seltmann, die v. Mayer'sche Ledermanufactur, unseren wakeren Hrn. A. Scheuing von Schallhausen. In zweiter und dritter Linie fuͤhren wir
                              an: Hr. St. Beer von Nuͤrnberg, M. Dimper von Mindelheim, A. Eschenlohr von der Au, C. D. Hoͤpfner
                              von Neustadt, M. Mezger von Nuͤrnberg, die
                              Bruͤder Muͤller von Neustadt, und Weinmuͤller's Wittwe von Muͤnchen.
                           b) Weißgerberei. Unter 5
                              Ausstellern treffen wir hier vor Allen den bereits bei den Handschuhfabrikanten
                              geruͤhmten Hrn. L. Pieau und Hrn. Zwerschina von Muͤnchen; ferner Hrn. J. M. May von Feuchtwangen und Hrn. G. Lochner von Miesbach.
                           c) Saffian. Die Producte des
                              Hrn. J. B. Deninger in Wuͤrzburg, die man in einer
                              sehr reichen Musterkarte und in einer großen Anzahl trefflicher Saffianfelle
                              bewundern konnte, bewiesen die Entbehrlichkeit aller fremden Erzeugnisse dieser Art. Die
                              Lebhaftigkeit der Farben der Saffiane des Hrn. Deninger
                              uͤbertraf alle Wuͤnsche. Dank werde diesem Manne von seinen
                              Mitbuͤrgern. – Die Saffiane des Hrn. G. Frieß von Lavingen blieben vor den oben erwaͤhnten an Guͤte
                              nicht zuruͤck.
                           d) Lakirte Leder. Die
                              Produkte des Hrn. J. Priegel von Augsburg waren sowohl in
                              Hinsicht auf Gleichheit und Glitte des Lakes, als in Hinsicht auf Farbe ganz
                              ausgezeichnet.
                           e) Pergament. Hr. J. G. Knoͤdler von Nuͤrnberg lieferte Pergamente
                              von erster Guͤte, die allgemeine Empfehlung verdienten. Auch Hr. Rehnitz von Weißenburg zeigte an ordinaͤrer Waare
                              Verdienstliches. Warum dieß Mal die Augsburger Pergamenter nichts lieferten, wissen
                              wir nicht.
                           f) Darmsaiten. Hr. Ehrlicher von Schwabach und Hr. A. Buchinger von Gunzenhausen brachten sehr gute Fabrikate zur
                              Ausstellung.
                           13) Siegellakfabrikation. Nur ein einziger Aussteller und
                              dieser mit mittelmaͤßigen Fabrikaten zeigte sich bei der Ausstellung, obschon
                              Bayern bekanntlich mehrere treffliche Fabrikanten besizt und in diesem
                              Industriezweig einen bedeutenden Activhandel treibt.
                           14. Parfuͤmeriewaaren. Unter 4 Ausstellern
                              erwaͤhnen wir Hrn. Hofparfumeur Kron. Frankreich
                              ist uns in diesen Gegenstaͤnden der Toilette noch immer weit voran.
                           
                        
                           VII. Erzeugnisse der
                                 oͤkonomischen Kuͤnste.
                           1) Mehlige Producte. Bayern, die Kornkammer einer großen
                              Landstreke, zeichnet sich im Ganzen genommen noch immer durch schlechtes Mehl aus.
                              Unsere Muͤhlen sind groͤßten Theils erbaͤrmlich, und feines
                              Salzburger Mehl sehen wir noch immer einfuͤhren. Nur im Oberlande, um
                              Weilheim und Miesbach, gerade in den an Getreide aͤrmeren Gegenden, erzeugt
                              man das feinere Mehl fuͤr die Hauptstadt, wo das Gebaͤk
                              fortwaͤhrend schlechter ist, als in unserem ganzen Oberlande. Der
                              Oberdonaukreis, gleichfalls aͤrmer an Getreide, ist dem Isarkreise in der
                              Muͤllerei ebenfalls voran, wie zwei zur Ausstellung gekommene Muster
                              beurkundeten. Wann wird man ein Mal bei uns auch zur Einfuͤhrung der
                              bewaͤhrten Verbesserungen in der Muͤllerei schreiten; wann wird man
                              aufhoͤren, taͤglich eine große Menge trefflichen Getreides zu
                              verwuͤsten, und wann wird man daran denken, lieber Mehl als Getreide
                              auszufuͤhren? – Außer drei Ausstellern an Mehl und Gries bemerken wir
                              hier auch noch mir Vergnuͤgen die hoͤchst gelungenen Sagomuster, die
                              der mehrfach erwaͤhnte Hr. Sattler von Schweinfurt
                              ausstellte, und eine ausgezeichnete Musterkarte von Nudeln und Makaroni aus der
                              Fabrik des Hrn. D. Wilhalm zu Lindau.
                           2) Zuckerbaͤker-, Lebkuͤchner- und Chocoladenmacher-Erzeugnisse. Von
                              ersteren trafen wir zwei, von den zweiten drei und von den lezten zwei Aussteller;
                              ihre Fabrikate hatten jedoch keinen industriellen Werth, da sie bloß
                              Schaustuͤcke waren, durch Groͤße oder Taͤndelei
                              ausgezeichnet.
                           3) Kaffeesurrogate. Hr. Scheuer
                              aus Fuͤrth war der einzige Aussteller an solchen Fabrikaten, wovon unser
                              Vaterland so viel erzeugt, und die man in vielen Gast- und
                              Kaffeehaͤusern fuͤr aͤchten Kaffee trinken muß.
                           4) Tabak. Nur fuͤnf Aussteller trafen wir hier,
                              obschon nach Holland wohl in keinem Lande so viel Tabakfabricirt und verbraucht
                              wird, als in Bayern, dessen Bewohner großen Theils von Rauchtabak dampfen und von Schnupftabak triefen.
                              Die Namen Platner und Comp.,
                              Gebruͤder Bestelmeier und Ph. C. Krafft zu Nuͤrnberg genuͤgen zur
                              Beurkundung der Trefflichkeit des Ausgestellten. Die Fabrikate der freih. v.
                              Lotzbeck'schen Fabrik vermißte man mit Bedauern.
                           5) Oehle. Hr. M. Aman,
                              Oehlfabrikant von Riedenburg, sandte gute Proben von Lein-, Reps- und
                              Lampenoͤhl; Jos. Feßler, Bauer von
                              Franz-Hoͤfen im Isarkreise, sandte Mohn- und Repsoͤl,
                              welches sehr gut schien. Moͤge dieß Beispiel zur Verbreitung des Mohn-
                              und Repsbaues aufmuntern, damit wir einmal aufhoͤren, Reps- und
                              Lampenoͤl einzufuͤhren, waͤhrend wir selbst die halbe Welt
                              damit versehen koͤnnten.
                           ––––––––––
                           Hiemit haͤtten wir nun die Aufgabe, die wir uns unsern Lesern
                              gegenuͤber gestellt hatten, so gut es in unseren Kraͤften lag,
                              geloͤst. Wir glauben Alles, was die dießjaͤhrige Industrieausstellung
                              Interessantes bot, in einer leicht hingeworfenen Skizze an ihnen
                              voruͤbergefuͤhrt zu haben, und verwahren uns den Ausstellern
                              gegenuͤber gegen alle Vorwuͤrfe von absichtlicher Bevorzugung oder
                              Hintansezung. Die Anordnung, welche bei der Ausstellung getroffen war, machte
                              manches Uebersehen und manche Irrthuͤmer unvermeidlich: viele
                              Gegenstaͤnde lagen so gedraͤngt uͤber einander, daß es schwer
                              war, sie aus ihrem Dunkel hervorzuziehen; viele befanden sich in so
                              unguͤnstigem Lichte, daß eine auch nur einiger Maßen genaue Beurtheilung
                              derselben unmoͤglich war, besonders bei dem fortwaͤhrend großen
                              Zudrange des beschauenden Publicums; an vielen endlich waren die beigefuͤgten
                              Nummern schon nach den ersten Lagen mit dem gedrukten Cataloge durchaus im
                              Widerspruche. Der amtliche Bericht, den wir von der Jury zu erwarten haben, wird
                              uͤberdieß Jeden beruhigen, der sich durch unsere Privatnotizen
                              beeintraͤchtigt glauben koͤnnte.
                           Das gedrukte Verzeichniß gab in seinem Nachtrage die Zahl der Aussteller zu 887 an,
                              von diesen kamen, wenn wir nicht irren, 324 auf den Isar-, 222 auf den
                              Rezat-, 153 auf den Oberdonau-, 67 auf den Obermain-, 58 auf
                              den Unterdonau-, 36 auf den Regen-, 22 auf den Untermain- und 5
                              auf den Rheinkreis. Unter diesen 887 Ausstellen machten jedoch die verschiedenen
                              Industrie-, Gewerb-, Zeichen- und andere Schulen, die
                              sonderbarer Weise aufgefordert wurden, die Arbeiten ihrer Schuͤler zur
                              Ausstellung einzusenden, eine Anzahl von 177 aus. Wir Haben die Produkte dieser
                              Classe, die beinahe saͤmmtlich schon bei den verschiedenen Ausstellungen, bei
                              Gelegenheit der jaͤhrlichen Schulpruͤfungen figurirten, in unserem
                              Berichte gaͤnzlich uͤbergangen, weil sie nach unserer Ansicht gar
                              nicht Hieher gehoͤrten, und weil deren Erwaͤhnung fuͤr unsere
                              Leser von wenig oder keinem Interesse gewesen waͤre. Wenn wir auch nicht der
                              Ansicht sind, die wir von Einigen aufstellen hoͤrten, und gemaͤß
                              welcher die Jury die Arbeiten der Schulzoͤglinge bloß deßhalb zur Ausstellung
                              brachte, damit sie als Symbol der Kindheit unserer Industrie dienen sollten; wenn
                              wir vielmehr glauben, daß ihre Absicht vielmehr dahin ging, zu zeigen, welche Mittel
                              die Staatsverwaltung anwendet, um unserem der Industrie sich widmenden Nachwuchst
                              mehr Ausbildung und kuͤnftige Tuͤchtigkeit zu geben; so koͤnnen
                              wir doch nicht verhehlen, daß auch wir gewuͤnscht haͤtten, diese
                              Gegenstaͤnde waͤren da geblieben, wo sie hin gehoͤrten. Viel
                              Raum waͤre auf diese Weise fuͤr Dinge geblieben, die so beinahe
                              verborgen oder unpruͤfbar waren, und das Grelle und Abstoßende des Ueberganges von
                              den Erzeugnissen des ernsten Gewerbsmannes und Fabrikanten zu den Arbeiten der
                              Schuljugend waͤre vermieden worden.
                           Wenn wir unsere Leser nach drei Jahren abermals wieder auf einer Ausstellung von
                              Bayerns Industrie werden begleiten koͤnnen, so hoffen wir ihnen dann noch
                              groͤßere Fortschritte unseres Vaterlandes aufweisen und zugleich auch
                              praktisch beweisen zu koͤnnen, welchen Nutzen die Ausstellungen bei uns
                              brachten. Wir schließen uns der Meinung derjenigen an, die von der Wiederholung
                              dieser Feier in Trimmen mehr Ersprießliches erwarten, als von jaͤhrlichen
                              Ausstellungen.
                           Unsern Dank bringen wir hier am Schluͤsse unseres Berichtes noch der verehrten
                              Jury, die fuͤr die Ausstellung Alles that, was man von ihr erwarten konnte.
                              Dank sey ferner dargebracht Sr. Durchlaucht dem Herrn Fuͤrsten von
                              Wallerstein, dessen reger Eifer fuͤr das Wohl der Industrie, der dem
                              Oberdonaukreise so wohl im Andenken ist, in demselben Maaße an Ausdehnung und Umfang
                              gewann, in welchem ihm ein hoͤherer Wirkungskreis wurde. Dank und Heil
                              endlich vor Allen unserem erhabenen Koͤnige Ludwig von Bayern, dessen Herz
                              und hoher Geist Kunst, Wissenschaft und Gewerbfleiß mit gleicher Liebe umfaßt, und
                              sie zum Segen des Vaterlandes saͤmmtlich zu frischem, kraͤftigem und
                              fruͤchtereichem Leben fuͤhrt!