| Titel: | Verbesserungen an den Locomotivmaschinen oder Dampfwagen für Eisenbahnen, worauf sich Robert Stephenson, Ingenieur von Newcastle-upon-Tyne, in der Grafschaft Northumberland, am 7. October 1833 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 54, Jahrgang 1834, Nr. LXVIII., S. 429 | 
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                        LXVIII.
                        Verbesserungen an den Locomotivmaschinen oder
                           Dampfwagen fuͤr Eisenbahnen, worauf sich Robert Stephenson, Ingenieur von
                           Newcastle-upon-Tyne, in der Grafschaft Northumberland, am 7. October 1833 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions.
                              November 1834, S. 261.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Verbesserte Locomotivmaschinen oder Dampfwagen fuͤr
                           Eisenbahnen.
                        
                     
                        
                           Meine Verbesserungen an den Locomotiv-Dampfmaschinen oder Dampfwagen, deren
                              man sich gegenwaͤrtig zum schnellen Transporte von Reisenden und
                              Guͤtern auf den Eisenbahnen mit Kantenschienen (edge
                                 rails) bedient, beziehen sich auf jene Art von Locomotivmaschinen, welche
                              man auf der Liverpool-Manchester-Eisenbahn benuzt, und von denen die
                              erste bekanntlich den Namen „der Planet“ erhielt. An diesen
                              Locomotivmaschinen sind die beiden Hauptraͤder, welche von der Maschine
                              getrieben werden, an einer zwei Mal abgebogenen Achse, die durch die Kolbenhube der
                              Dampfcylinder in Bewegung gesezt wird, angebracht, so daß die Locomotivmaschine
                              laͤngs der Kantenschienen, auf denen die erwaͤhnten Hauptraͤder
                              ruhen, fortrollen muß. Nach meinen neuen Verbesserungen lasse ich nun die Reifen der
                              erwaͤhnten Hauptraͤder der Locomotivmaschinen, welche auf die
                              angegebene Weise aufgezogen und in Bewegung gesezt werden, flach und ohne alle
                              hervorragende Seitenraͤnder auf den Kantenschienen laufen; waͤhrend
                              ich unter dem Hinteren Theile oder Ende der Maschine noch zwei kleine Raͤder
                              anbringe, deren Reifen mit hervorstehenden Randstuͤken versehen sind, damit
                              dieses Hintere Ende auf diese Weise beim Fortlaufen auf der Bahn in gerader Richtung
                              auf den Schienen erhalten wird; und damit auch ein Theil des Gewichtes des Ofenendes
                              des Kessels auf denselben ruht, gleichwie jene beiden kleinen Raͤder, die
                              bisher schon vorhanden waren, einen Theil des Gewichtes des Rauchfang-Endes
                              des Kessels, an welchem sich die Dampfcylinder befinden, tragen.
                           Meine Verbesserungen bestehen aber ferner auch in der Anwendung kleiner
                              Nebendampfkolben, welche in entsprechende Cylinder eingepaßt sind. Diese Cylinder
                              koͤnnen naͤmlich, wenn es erforderlich ist, durch Umdrehen eines
                              Hahnes von dem Kessel aus mit Dampf versehen werden, so daß hiedurch eine doppelte
                              Bremse (brake) oder zwei Kloͤze an den Umfang
                              der Reifen der Hauptraͤder sowohl, als der kleinen mit hervorstehenden
                              Raͤndern versehenen Nebenraͤder angedruͤkt, und auf diese Weise
                              eine Reibung und ein Widerstand erzeugt werden kann, durch welchen sich die Bewegung
                              der Raͤder und folglich das Fortrollen der Maschine auf den Schienen, wenn es
                              noͤthig seyn sollte, unterbrechen laͤßt.
                           Durch meine Verbesserungen bezweke ich einigen Mangeln abzuhelfen, die sich bei der
                              Anwendung der gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen Locomotivmaschinen auf der
                              Liverpool-Manchester, Eisenbahn ergeben haben. Man fand naͤmlich, daß
                              die winkelfoͤrmig abgebogenen Achsen der großen Raͤder leicht brechen,
                              und die Maschinen dann von der Eisenbahn abweichen, und manchmal umgestuͤrzt
                              oder anderweitig beschaͤdigt werden koͤnnen; ja ein solches Abgleiten
                              der Raͤder von den Schienen erfolgte in einigen Faͤllen selbst schon
                              dann, wann die winkelfoͤrmig abgebogene Achse nicht ein Mal brach, sondern
                              bloß eine Ausdehnung oder Verkruͤmmung erlitt. Auch zeigte sich's, daß die
                              gewoͤhnlichen, von Menschenhand gefuͤhrten Bremsen oder Kloͤze
                              an den Raͤdern der Dampfwagen nicht mit genug Kraft und Staͤtigkeit
                              angewendet werden konnten, und daß es daher nicht moͤglich war, die Bewegung
                              der Raͤder und folglich das Fortrollen der Maschine so ploͤzlich zu
                              unterbrechen, als es besonders dann wuͤnschenswerth gewesen waͤre,
                              wenn die Wagen mit sehr großer Geschwindigkeit fuhren, und wenn sie auf eine
                              gebrochene oder in Unordnung gerathene Stelle der Eisenbahn oder auf irgend ein
                              anderes Hinderniß stießen. Auch brannten die Kessel dieser Maschinen in ihrem
                              Inneren schnell aus, so daß deren Ausbesserung bestaͤndig große Unkosten und
                              Arbeit verursachte.
                           Meine Erfindungen und Verbesserungen werden nun diesen Maͤngeln steuern oder
                              sie wenigstens vermindern. Denn wenn man an den Haupttreibraͤdern, was bisher
                              an Kanten schienen noch nie versucht wurde, flache Reifen ohne hervorstehende
                              Raͤnder anwendet, so wird die winkelfoͤrmig abgebogene Achse
                              endwaͤrts nie irgend einer Dehnung ausgesezt seyn, wenn die Maschine an
                              seitwaͤrts abhaͤngige Stellen (sidings),
                              Umkehrstellen (turnings) oder Durchkreuzungsstellen (crossings) der Schienen gelangt, oder wenn sie
                              laͤngs Kruͤmmungen der Bahn fortzulaufen hat. Unter diesen
                              Umstaͤnden haben naͤmlich die winkelig abgebogenen Achsen die
                              groͤßte Gewalt auszuhalten, und unter diesen Umstaͤnden werden sie am
                              haͤufigsten verbogen oder gebrochen, indem die Maschine hier immer eine
                              Neigung bekommt die Schienen zu verlassen, und indem dieser Neigung bloß durch die
                              hervorstehenden Randstuͤke der Raͤder entgegengewirkt wird. Da nun aber die Achsen
                              der kleinen Raͤder an den verbesserten Maschinen gerade, und folglich
                              kuͤrzer, als die winkelig abgebogenen sind; da sie ferner nur eine nach
                              Abwaͤrts wirkende Last zu tragen und keine Drehung auszuhalten haben, und da
                              ihre Raͤder endlich klein sind, so werden diese geraden Achsen mit einer weit
                              kuͤrzeren Hebelkraft seitwaͤrts gezerrt, so daß sie meistens von
                              hinreichender Staͤrke befunden wurden und nur selten brachen. Die winkelig
                              abgebogenen Achsen hingegen haben eben wegen dieser Abbiegung eine weit
                              groͤßere Laͤnge; sie haben uͤberdieß von Seite der Kolben, von
                              denen sie in Bewegung gesezt werden, eine auf Biegung und Drehung abzielende Kraft
                              auszuhalten, und daher kommt es denn, daß diese Achsen weit haͤufiger einem
                              Unfaͤlle ausgesezt sind. Diese Unfaͤlle ereigneten sich wahrscheinlich
                              dann am haͤufigsten, wenn die Achsen durch die seitliche Wirkung der
                              Randstuͤke der Treibraͤder auf die inneren Kanten der Schienen eine
                              noch groͤßere Gewalt auszuhalten hatten. Diese seitliche Wirkung tritt aber,
                              wie schon oben gesagt, dann ein, wenn die Maschine in den oben angefuͤhrten
                              Faͤllen eine Neigung hat, die Schienen zu verlassen; und diese seitliche
                              Wirkung der Randstuͤke der Treibraͤder auf die Kanten der Schienen
                              trachtet hier wegen der bedeutenden Groͤße der Raͤder und wegen der
                              bedeutenden Laͤnge der winkelig abgebogenen Achse mit weit groͤßerer
                              Hebelkraft diese Achse zu biegen und zu drehen. In dem Augenblike aber, in welchem
                              die Achse aus diesem Grunde ausgedehnt oder so gebogen wurde, daß die
                              Hauptraͤder aus ihrer rechtwinkeligen Stellung gegen die Achse kamen, in
                              demselben Augenblike wird die Neigung zur seitlichen Kruͤmmung der Achse, und
                              die Neigung des Wagens die Bahn in einer nach der Seite gekehrten Stellung zu
                              verlassen noch groͤßer werden. Es erhellt offenbar, daß jede seitliche
                              Bewegung der winkelig abgebogenen Achse, wenn sie auch von einem Bruche noch weit
                              entfernt ist, dadurch, daß sie die Raͤder aus der rechtwinkeligen Stellung
                              bringt, eine heftige seitwaͤrts ansteigende Bewegung der ganzen Maschine
                              hervorbringen muß; und daß daher bei der fortlaufenden Bewegung der Maschine
                              hiedurch nothwendig eine bedeutende Gefahr des Bruches der Achse oder ein Abgleiten
                              der Maschine von den Schienen erfolgen wird. Diese Neigung zu Verbiegungen oder gar
                              zum Bruche der winkelig abgebogenen Achse wird nun bedeutend vermindert werden, wenn
                              man an den Haupttreibraͤdern die hervorstehenden Randstuͤke beseitigt;
                              und wenn man sich dafuͤr ganz auf die Randstuͤke der beiden kleinen
                              Nebenraͤder verlaͤßt, die meiner Erfindung gemaͤß unter jenem
                              Ende des Kessels, an welchem sich die Feuerstelle befindet, angebracht werden
                              sollen. Da die Achse dieser Raͤder naͤmlich gerade ist, so
                              laͤßt sich mit
                              allem Grunde erwarten, daß sie die Gewalt, der sie ausgesezt wird, auszuhalten im
                              Stande und folglich auch faͤhig seyn wird, ohne Gefahr der Verbiegung oder
                              eines Bruches die Maschine auf den Schienen zu erhalten.
                           Wenn man meiner zweiten Erfindung gemaͤß den Druk des Dampfes in hohlen
                              Cylindern auf Kolben, die in diese Cylinder passen, wirken laͤßt; und wenn
                              durch die diesen Kolben mitgetheilte Bewegung die Bremsen oder Kloͤze gegen
                              die Raͤnder der Raͤder angedruͤkt werden, so entsteht dadurch
                              eine Reibung und ein Widerstand, und mittelst dieser laͤßt sich das Anhalten
                              der Maschine schneller, mit weniger Muͤhe und mit weniger Kraftaufwand
                              bewerkstelligen, als nach der gewoͤhnlichen Methode, nach welcher diese
                              Vorrichtungen durch die Kraft des Maschinenwaͤrters in Anwendung gebracht
                              werden. Meiner Erfindung gemaͤß hat naͤmlich dieser Mann, wenn er eine
                              Gefahr bemerkt, die ein moͤglichst schnelles Anhalten erfordert, nachdem er,
                              wie gewoͤhnlich den Dampfzutritt unterbrochen, nichts weiter zu thun, als den
                              Hahn, der sich an einer kleinen Dampfroͤhre befindet, umzudrehen. Die
                              Roͤhre fuͤhrt naͤmlich dann den Dampf aus dem Kessel in die
                              erwaͤhnten hohlen Cylinder, in denen sich die Kolben befinden; und so wie der
                              Dampf auf diese Kolben wirkt, kommen die Bremsen mit weit groͤßerer Kraft und
                              mit weit mehr Erfolg in Thaͤtigkeit, als dieß bei der bisherigen Methode je
                              moͤglich war. Ueberdieß hat der Maschinenwaͤrter bei meiner Erfindung
                              nach dem Oeffnen des erwaͤhnten Hahnes, und nachdem er dadurch die Bremsen
                              mit dem Umfange der Raͤder in Beruͤhrung gebracht, auch die
                              Haͤnde frei, so daß er sich waͤhrend des Anhaltens der Maschine mit
                              anderen Dingen beschaͤftigen kann. Ich muß jedoch bemerken, daß man denselben
                              Zwek auch erreichen kann, wenn man statt Dampf Wasser aus dem Kessel in den
                              erwaͤhnten hohlen Cylinder treten laͤßt; der Druk des Wassers wird
                              naͤmlich auf gleiche Weise wie der Druk des Dampfes auf die Kolben und
                              Bremsen wirken. Um die Raͤder von den erwaͤhnten Bremsen zu befreien
                              und um diese lezteren außer Thaͤtigkeit zu sezen, muß der vorher
                              geoͤffnete Hahn wieder geschlossen werden, damit die Communication des
                              Dampfkessels mit den hohlen Cylindern, in denen sich die Kolben bewegen,
                              abgeschlossen wird; dafuͤr muß aber nun ein anderer Hahn geoͤffnet
                              werden, damit der Dampf oder das Wasser, die in den hohlen Cylindern thaͤtig
                              waren, in die freie Luft entweichen, und sowohl die Kolben, als die Bremsen in ihre
                              fruͤhere Stellung zuruͤkkehren koͤnnen. Dasselbe laͤßt
                              sich auch bezweken, wenn man den Hahn, der den Dampf oder das Wasser eintreten
                              laͤßt, doppelwegig macht, damit der Dampf oder das Wasser eintreten kann oder abgeschlossen
                              wird, je nachdem man den Hahn nach der einen oder nach der entgegengesezten Seite
                              dreht.
                           Das Ausbrennen der Kessel laͤßt sich gleichfalls vermindern, wenn man die
                              Locomotivmaschinen meiner Erfindung gemaͤß baut; denn in Folge der Anwendung
                              von 6 Raͤdern kann man auch den Kesseln mehr Ausdehnung geben. Die kleinen
                              Raͤder, die ich unter dem Hinteren Ende des Kessels anbringe, tragen das
                              groͤßere Gewicht, welches die groͤßere Ausdehnung des Kessels mit sich
                              bringt, so daß also keine Beschaͤdigung der Schienen moͤglich ist.
                              Fuͤr die kleinen Nebenraͤder muͤssen Tragfedern angebracht
                              werden, gleichwie dieß an den gewoͤhnlichen Maschinen an den uͤbrigen
                              Raͤdern der Fall ist. Diese Tragfedern werden bewirken, daß alle 6
                              Raͤder sanft auf den Schienen aufruhen und alle Erschuͤtterungen
                              vermieden werden. Die relativen Gewichte oder die einzelnen Theile des Gewichtes der
                              Maschine, die von jedem der 6 Raͤder getragen werden sollen, werden durch die
                              Staͤrke und durch die Stellung ihrer respectiven Tragfedern regulirt. Die
                              Hauptraͤder, welche durch die Triebkraft der Maschine in Bewegung gesezt
                              werden, muͤssen in allen Faͤllen eine solche Last bekommen, daß
                              dadurch eine Adhaͤsion der Raͤder an den Schienen, bei welcher das
                              Glitschen derselben unmoͤglich wird, entsteht.
                           Wenn nun in Folge meiner Verbesserungen ein groͤßerer, eine ausgedehntere
                              Heizoberflache darbietender Kessel angewendet wird, so ist eine minder intensive
                              Feuerung noͤthig, um die zum Betriebe der Maschine noͤthige
                              Quantitaͤt Dampf zu erzeugen. Hieraus ergibt sich nicht nur der Vortheil, daß
                              die Kessel nicht so schnell ausbrennen, sondern die Maschine arbeitet auch
                              andererseits unter guͤnstigeren Umstaͤnden. Die Geschwindigkeit des
                              verbrauchten Dampfstromes, der zur Erzeugung eines raschen Zuges und folglich auch
                              einer lebhafteren Verbrennung des Brennmateriales in den Rauchfang geleitet wird,
                              kann naͤmlich bedeutend vermindert werden; und daher kann der verbrauchte
                              Dampf nun leichter aus den Cylindern entweichen, als bisher, wo eine sehr scharfe
                              und ploͤzliche Stroͤmung dieses Dampfes in den Cylinder empor durchaus
                              noͤthig war, um jene lebhafte Verbrennung zu erzeugen, bei welcher die
                              gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen Kessel allein die erforderliche Menge
                              Dampf liefern. Diese heftige und ploͤzliche Stroͤmung laͤßt
                              sich jedoch nur erreichen, wenn man die Austrittsmuͤndung verengert oder
                              drosselt, und wenn man dadurch den freien Austritt des Dampfes aus den arbeitenden
                              Cylindern so hemmt, daß die Kraft der Kolben dadurch Schaden leidet. Es wird also
                              auf diese Weise nicht nur die Kraft des Kolbens zerstoͤrt, sondern das Metall
                              des Kessels verbrennt auch in kuͤrzerer Zeit. Das beste und sicherste Mittel
                              hiegegen liegt in der Vergroͤßerung der Heizoberflaͤche des Kessels und in dem Betriebe
                              desselben mit einem minder heftigen Feuer; man wird hiedurch nicht nur den
                              erwaͤhnten großen Maͤngeln steuern, sondern es wird sich auch eine
                              Ersparniß an Brennmaterial ergeben. Die Anwendung groͤßerer Kessel und alle
                              hieraus entspringenden Vortheile sind jedoch durch die Anwendung der beiden kleinen,
                              unter dem Ofenende des Kessels angebrachten Raͤder bedingt, indem die
                              gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen Maschinen bereits fuͤr die jezigen
                              Schienen zu schwer sind, und also nothwendig eher eine Verminderung der Last
                              fordern, als eine Erhoͤhung derselben zulassen. Ich muß jedoch
                              erklaͤren, daß ich die Anwendung von 6 statt 4 Raͤdern als bloßes
                              Mittel das Gewicht oder die Last besser zu vertheilen und zu tragen, nicht als meine
                              Erfindung in Anspruch nehme; sondern daß meine Erfindung 1) hauptsaͤchlich
                              auf der Anwendung großer Raͤder ohne hervorstehende Randstuͤke an der
                              winkelig abgebogenen Achse der Locomotivmaschine beruht, wobei ich diese
                              Treibraͤder durch ein drittes, kleines, unter dem Hinteren Ende des Kessels
                              angebrachtes, mit hervorstehenden Raͤndern ausgestattetes, und gleich den
                              uͤbrigen Raͤdern mit Tragfedern versehenes Raͤderpaar
                              unterstuͤze. Ich erklaͤre ferner, daß meine Erfindung 2), wie gesagt,
                              in der Anwendung des Drukes des im Kessel enthaltenen Dampfes oder Wassers zum
                              Behufe des Sperrens der Raͤder mit den beschriebenen Bremsen liegt. Auf die
                              Anwendung von 6 Raͤdern an Dampfmaschinen, die auf Kantenschienen laufen,
                              gruͤnde ich durchaus keine Anspruͤche, so lange die beiden
                              Treibraͤder Reifen mit hervorstehenden Randstuͤken haben. Die auf Taf.
                              VI. beigefuͤgten Zeichnungen werden diese meine Erfindungen anschaulich
                              machen.
                           Fig. 8 ist ein
                              Seitenaufriß, Fig.
                                 9 ein Endeaufriß, und Fig. 10 ein an dem Ende
                              genommener Durchschnitt meiner Locomotivmaschine. K sind
                              hier die Haupt- oder Treibraͤder, deren Reifen keine hervorstehenden
                              Raͤnder haben, welche auf den Kantenschienen L
                              laufen, und welche, wie Fig. 11 am deutlichsten
                              zeigt, an der winkelig abgebogenen Welle aufgezogen sind. M ist das dritte kleine Raͤderpaar, dessen Reifen mit
                              hervorstehenden Raͤndern versehen sind, und welches sich unter dem hinteren
                              Ende des Ofens befindet. O bezeichnet das
                              gewoͤhnliche, kleine, gleichfalls mit hervorstehenden Raͤndern
                              ausgestattete Raͤderpaar, welches sich unter dem vorderen Ende des Kessels
                              und unter den arbeitenden Cylindern befindet. Die kleinen Raͤderpaare M und O erhalten die
                              Maschine bei ihrem Fortrollen auf der Eisenbahn gerade auf derselben. Die großen
                              Raͤder K haben bloß die Maschine vorwaͤrts
                              zu bewegen und einen angemessenen Theil der Last zu tragen; ihre Reifen haben
                              deßhalb keine hervorstehenden Randstuͤke, und daher ist die winkelig abgebogene
                              Achse dieser Raͤder auch von aller der Gewalt, die sonst durch die seitliche
                              Wirkung dieser Raͤder auf die Kanten der Schienen ausgeuͤbt wird,
                              befreit.
                           Fig. 12 zeigt
                              die Bremse zum Sperren der Raͤder, die man in Fig. 8 an Ort und Stelle
                              angebracht sieht, einzeln fuͤr sich. A ist der
                              hohle Cylinder, in welchen ein Kolben eingepaßt ist, der, wie man sieht, durch den
                              Hebel y und eine gerade Stange f auf die beiden Bremsen oder Kloͤze D,
                                 D wirkt, die mit pendelartigen Gelenken z an
                              dem in dem Gestelle befestigten Mittelstifte oder Bolzen E aufgehaͤngt sind. Die Bremsen oder Kloͤze D, D werden an den Umfang der Reifen der Raͤder
                              K und M
                              angedruͤkt; und dieß geschieht mittelst der Gelenkstuͤke g, g, welche zwischen den beiden Bremsen D, D angebracht sind, und welche, wenn sie in den aus
                              der Zeichnung ersichtlichen Winkel hinabgedruͤkt werden, die Reifen der
                              Raͤder K, M von den Bremsen befreien. Wenn man
                              aber durch Oeffnen des Hahnes c mittelst der
                              Roͤhre b, b Dampf oder Wasser in den hohlen
                              Cylinder A einstroͤmen laͤßt, so wird der
                              in demselben befindliche Kolben B emporgedruͤkt
                              werden; und dadurch wird der Hebel y mittelst der Stange
                              f die Gelenkstuͤke g,
                                 g empor und in eine gerade Linie zu ziehen suchen, so daß demnach die
                              beiden Bremsen oder Kloͤze mit einer groͤßeren Kraft, als sie dem
                              Kolben eigen ist, aus einander getrieben und an den Umfang der Raͤder K und M angedruͤkt
                              werden. Die Vermehrung der Kraft erfolgt naͤmlich durch den Hebel y, der seinen Stuͤzpunkt in dem Mittelstifte x hat, und durch die schiefe Richtung der
                              Gelenkstuͤke g, g. Wird der Hahn c nach entgegengesezter Richtung gedreht, so kann der
                              Dampf durch eine nach Oben gerichtete Muͤndung austreten, und aus den
                              Cylindern in die freie Luft entweichen.
                           Meine Erfindung, d.h. die Anwendung von 6 Raͤdern und die Befreiung der
                              mittleren oder Treibraͤder von den hervorstehenden Randstuͤken
                              laͤßt sich auch an den gewoͤhnlichen, gegenwaͤrtig
                              gebraͤuchlichen Dampfwagen anbringen. Die vorderen Raͤder oder deren
                              Achse wird dann, wie gewoͤhnlich, mittelst Kniehebeln und Verbindungsstangen,
                              die an der aͤußeren Seite hinlaufen, mit der abgebogenen Achse der
                              Treibraͤder in Verbindung gebracht. Die Bremsen oder Kloͤze
                              koͤnnen auch weggelassen werden, wenn man sie entbehren zu koͤnnen
                              glaubt.Der Patenttraͤger hat mehrere Theile, die in der Beschreibung nicht
                                    angegeben sind, in seiner Abbildung nicht mit Buchstaben bezeichnet, sondern
                                    gleich mit deren Namen benannt. Da dieß in unserer Abbildung der
                                    Deutlichkeit halber nicht thunlich war, so haben wir die Namen durch Zahlen
                                    ersezt, deren Bedeutung wir hier in einer Note beifuͤgen
                                    wollen. 1 ist der Dampfkessel, mit dem Kopfe 2; 3 der Rauchbehaͤlter;
                                    4 der Rauchfang; 5 der Feuerbehaͤlter; 6 die Steuerung; 7,7,7 die
                                    Federn; 8 das hoͤlzerne Gestell; 9 das Ofenthuͤrchen; 10 die
                                    gerade Achse der Hinteren Raͤder; 11 der Drosselhahn; 12 die Griffe
                                    der Steuerung; 13 der Rost; 14, 14 die Steinunterlagen fuͤr die
                                    Schienen. A. d. R.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
