| Titel: | Bericht des Hrn. Héricart de Thury über die hydraulische Eimermaschine des Hrn. de Laperelle, Professors der Stereotomie zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 54, Jahrgang 1834, Nr. LXX., S. 440 | 
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                        LXX.
                        Bericht des Hrn. Héricart de Thury uͤber die
                           hydraulische Eimermaschine des Hrn. de Laperelle, Professors der Stereotomie zu
                           Paris.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. Mai 1834, S. 193.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Bericht uͤber Laperelle's hydraulische
                           Eimermaschine.
                        
                     
                        
                           Die Maschine, welche den Gegenstand gegenwaͤrtigen Berichtes bildet, wurde zu
                              Ath in Belgien erbaut, um das Wasser aus einem 10 Meter tiefen Steinbruche zu
                              schoͤpfen. Sie ersezt daselbst mit Vortheil 3 große Archimed'sche Schrauben, welche drei Mal mehr Kosten veranlaßten; sie ist
                              sehr einfach, und kann ganz aus Holz gebaut werden, obschon es besser ist, wenn die
                              Zahnraͤder aus Gußeisen und die Zaͤhne aus Holz bestehen; uͤbrigens
                              koͤnnen leztere gleichfalls aus Gußeisen bestehen.
                           Hr. de Laperelle maßt sich durchaus nicht an, eine neue
                              Maschine erfunden zu haben; er verkannte selbst die Aehnlichkeit nicht, welche seine
                              Maschine mit gewissen aͤlteren, zum Ausschoͤpfen von Wasser bestimmten
                              Maschinen, und namentlich mit jener des Hrn. Baron de
                                 Prony hat, welche schon seit vielen Jahren bekannt ist, und welche
                              fuͤr mehrere andere aͤhnliche Maschinen als Muster gedient zu haben
                              scheint. Nur der guͤnstige Erfolg, mit welchem seine Maschine arbeitet, und
                              die Ersparniß, welche sich durch die Unterdruͤkung der drei großen Archimed'schen Schrauben, deren Stelle sie vertritt,
                              ergab, bewogen Hrn. de Laperelle dieselbe der
                              Gesellschaft vorzulegen.
                           Diese hoͤchst einfache Maschine hat auf den ersten Blik eine gewisse
                              Aehnlichkeit mit dem Goͤpel, dessen sich die Gemuͤsegaͤrtner in
                              der Gegend von Paris bedienen, unterscheidet sich jedoch von diesem dadurch, daß das
                              Pferd immer in einer und derselben Richtung im Kreise herumgeht, so wie auch durch
                              die Art und Weise, das Wasser zu schoͤpfen und emporzuheben.
                           Sie besteht aus einer senkrechten, beweglichen Welle, an welcher zwei große,
                              hoͤlzerne oder gußeiserne, horizontale Raͤder mit einer
                              kegelfoͤrmigen gezahnten Oberflaͤche angebracht sind. Die Entfernung
                              dieser beiden Raͤder von einander wird durch die Dimensionen des Getriebes
                              bestimmt. An dieser Welle befindet sich auch ein Hebel, an welchem das Pferd,
                              welches die Maschine in Bewegung sezt, angespannt wird.
                           Das bewegliche Getrieb, welches die beiden Zahnraͤder von einander trennt,
                              befindet sich an einer horizontalen Welle, an der eine cylindrische Trommel
                              angebracht ist, auf welche sich die beiden Taue oder Seile der Schoͤpfeimer
                              abwechselnd auf- und abwinden, was mittelst eines Hebels geschieht, den der
                              Lenker des Pferdes in Bewegung sezt. Ein Schoͤpfeimer faßt, wenn die Maschine
                              fuͤr ein Pferd berechnet ist, 500 Liter. Beide Schoͤpfeimer befinden
                              sich auf schiefen Flaͤchen, deren unteres Ende unter die Flaͤche des
                              Wassers, welches gehoben oder ausgeschoͤpft werden soll, taucht; sie werden
                              mittelst eines Henkels mit einer Achse, der an ihrem Boden oder an ihrem unteren
                              Theile angebracht ist, an den Tauen befestigt, und von einem eisernen Wagen mit vier
                              messingenen Rollen, welche in Falzen laufen, die sich zu diesem Behufe in den
                              erwaͤhnten schiefen Flaͤchen befinden, getragen. An dem oberen Ende
                              dieser schiefen Flaͤchen befindet sich ein Aufhaͤlter, in welchem sich
                              die Eimer um ihre Achse
                              drehen, um sich durch eine Schaukelbewegung, welche der Henkel an dem
                              Aufhaͤlter erleidet, auszuleeren.
                           Die gewoͤhnliche Tagesleistung der Maschine besteht darin, daß sie innerhalb
                              24 Stunden 2880 Kubikmeter Wasser oder 2,880,000 Liter auf eine Hoͤhe von
                              3,14 Meter hebt; aus einem Brunnen, welcher 20 Meter oder 6 1/2 Mal so tief ist,
                              hebt sie taͤglich 446,16 Kubikmeter oder 446,160 Liter.
                           Was den Preis der Maschine betrifft, so haben wir Herrn de
                                 Laperelle bemerkt, daß dieselbe hoͤher zu stehen kommen
                              muͤsse, als die Archimed'sche Schraube. Seine
                              Maschine kommt wirklich auf 1000 Fr. zu stehen, waͤhrend jede der Archimed'schen Schrauben 800 Fr. kostete; allein
                              Jedermann weiß, daß man mit der Schraube nicht in großer Tiefe arbeiten kann, und
                              daß sie uͤberdieß auch den Nachtheil hat, daß in ihrem Inneren im
                              Verhaͤltnisse zu der Wassermenge, welche sie hebt, eine große Wassermasse
                              bleibt, wodurch nicht nur ein Verlust an Kraft, sondern zugleich auch eine so große
                              Vermehrung der Reibung an den Zapfen entsteht, daß die Schraube oft gebogen wird.
                              Ueberdieß sagt Hr. de Laperelle, daß der Betrieb einer
                              jeden Archimed'schen Schraube des Tages auf 30 bis 35 Fr.
                              und daruͤber zu stehen kommt, waͤhrend der Betrieb der Eimermaschine
                              des Tages hoͤchstens 12 bis 15 Fr. lostet. Die Pferde brauchen bloß von
                              mittlerer Staͤrke zu seyn, und die Lenkung ist so einfach, daß der Arbeiter,
                              welcher den Hebel bewegt, um die Zaͤhne eingreifen zu machen, oder um sie von
                              einander zu befreien, ihnen nur zuzurufen braucht.
                           Die Commission schlaͤgt daher vor, die Maschine des Herrn de Laperelle durch den Bulletin bekannt zu machen, und ihm den Dank der Gesellschaft fuͤr
                              deren Mittheilung auszudruͤken.
                           
                        
                           Beschreibung der Laperelle'schen, fuͤr ein Pferd
                                 berechneten Maschine.
                           Fig. 1 ist ein
                              Seitenaufriß der hydraulischen Eimermaschine.
                           Fig. 2 ist ein
                              Grundriß.
                           Fig. 3 zeigt
                              jenen Theil des Mechanismus, woraus man das Raͤderwerk ersieht.
                           Fig. 4 zeigt
                              die Schoͤpfeimer einzeln und in ihren Wagen angebracht.
                           Fig. 5 zeigt
                              die Einrichtung der Schoͤpfeimer, wenn dieselben zum Emporheben des Wassers
                              aus einem Brunnen dienen sollen.
                           Die Maschine besteht aus einer senkrechten, sich drehenden Welle A, an welcher sich zwei große horizontale Raͤder
                              B, B mit hoͤlzernen oder gußeisernen,
                              kegelfoͤrmig gestellten Zaͤhnen befinden. Zwischen diesen beiden Raͤdern ist
                              ein senkrechtes Getrieb D angebracht, welches
                              gleichfalls mit kegelfoͤrmigen Zaͤhnen versehen, und an der Welle H befestigt ist, so daß es abwechselnd in das eine oder
                              in das andere der beiden Raͤder B eingreift.
                           Die senkrechte Welle A ist mit zwei eisernen Zapfen
                              versehen, von denen sich der eine in einer kupfernen, auf einem steinernen Untersaze
                              angebrachten Pfanne, der andere hingegen in einem Halsringe dreht, welcher an dem
                              von den beiden Pfosten E, F getragenen Querstuͤke
                              C befestigt ist. An dieser Welle befindet sich ein
                              Hebel G mit einem Ortscheite, an welchem das Pferd
                              angespannt wird. Damit das Getriebe D bald in das eine,
                              bald in das andere der beiden Raͤder B eingreife,
                              dreht sich die eine der Achsen der Welle H, an der er
                              aufgezogen ist, in einem Querbalken L, welcher mittelst
                              eines Aushebhebels I in dem Zapfenloche g gehoben oder herabgelassen werden kann. An dem einen
                              Ende dieses Hebels ist naͤmlich ein Seil angebracht, welches sich um die
                              Trommel J, die man mittelst der Kurbel Q in Bewegung sezt, windet. Diese Trommel, welche
                              mittelst eines eisernen Beschlaͤges h an dem
                              Pfosten F befestigt ist, traͤgt an der einen
                              Seite auch ein Sperrrad a mit einem Sperrkegel, wodurch
                              die Ruͤkdrehung der Trommel verhindert wird. Nenn man daher die Kurbel Q dreht, so kommt mittelst des erwaͤhnten Strikes
                              der Aushebhebel l in Bewegung, und die Folge hievon ist,
                              daß der Querbalken L und die Welle H emporgehoben wird. Auf diese Weise greift das Getriebe
                              D in das Rad B ein;
                              laͤßt man das Seil hierauf wieder nach, so senkt sich der Querbalken L wieder herab, wo das Getriebe dann in das Rad B eingreift.
                           An der Welle H befindet sich die Trommel M, um welche nach entgegengesezten Richtungen die Strike
                              oder Ketten N, O gewunden sind. An diesen Striken oder
                              Ketten sind die Eimer P aufgehaͤngt, deren Boden
                              mit einer Klappe, welche sich nach Innen oͤffnet, ausgestattet ist. Die
                              beiden Rollen T und U,
                              uͤber welche die Seile oder Ketten N, O laufen,
                              sind in einem Geruͤste aufgezogen, welches in einer solchen Entfernung von
                              dem Triebwerke angebracht ist, daß das Pferd nicht in seiner Bewegung gehindert
                              wird. Im Inneren dieses Geruͤstes oder Gemaͤuers befindet sich ein
                              Wasserbehaͤlter V, welcher zur Aufnahme des
                              Wassers, welches von den Schoͤpfeimern entleert wird, dient. Dieses Wasser
                              kann dann von hier aus durch den Canal X an einen
                              beliebigen Ort geleitet werden.
                           Die Schoͤpfeimer P werden von Wagen R getragen, an denen sich vier messingene Rollen c, c befinden, und welche dadurch in ihrer Bahn erhalten
                              werden daß eine Achse in Falzen laͤuft, welche laͤngs der schiefen
                              Flaͤchen S angebracht sind. An dem oberen Ende
                              dieser Falzen befindet sich ein Aufhaͤlter, gegen den sich die Achse des
                              Wagens stemmt, wenn der Schoͤpfeimer am Ende seiner Bahn angelangt ist. Der
                              Wagen, so wie der auf demselben befindliche Schoͤpfeimer dreht sich dann um
                              seine Achse, und nimmt die aus Fig. 1 ersichtliche
                              horizontale Stellung an; es geschieht dieß naͤmlich mittelst eines Henkels
                              Z, an welchem das Seil festgemacht ist, und welcher
                              die Zapfen aufnimmt, die in den unteren Rand des Kuͤbels eingelassen sind.
                              Ist der Kuͤbel am oberen Ende der schiefen Flaͤche angelangt, so
                              geraͤth er nothwendig in Schaukelbewegungen, und entleert sich in dem
                              Wasserbehaͤlter V. So wie man hierauf das Seil
                              wieder nachlaͤßt, sinkt der leere Eimer in Folge seines eigenen Gewichtes
                              wieder in das Wasser hinab, um sich daselbst neuerdings wieder mit Wasser zu
                              fuͤllen. Diese Bewegung ist eine abwechselnde; d.h. waͤhrend der eine
                              Eimer gefuͤllt emporsteigt, sinkt der andere leer herab, und umgekehrt.
                           Die hier beschriebene Maschine kann sowohl zum Trokenlegen verschiedener Orte, als
                              zum Heben des Wassers auf verschiedene Hoͤhen benuzt werden, in welchem Falle
                              man, um das Emporsteigen der Eimer zu erleichtern, die schiefe Flaͤche
                              anbringt. Sie laͤßt sich jedoch auch benuzen, um Wasser aus bedeutenden
                              Tiefen, z.B. aus Brunnen, Schachten etc. herauszuschaffen; in diesem Falle braucht
                              man die schiefe Flaͤche nicht, sondern man befestigt an dem oberen Rande des
                              Eimers eine Braze d, in welche von selbst ein
                              beweglicher Haken e, auf den die Feder f druͤkt, eingreift. Da dieser Haken am Rande des
                              Brunnens angebracht ist, so stuͤrzt er den Eimer in dem Augenblike, in
                              welchem er an diesem Rande anlangt, um, wie Fig. 5 deutlich zeigt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
