| Titel: | Verfahren zur Erzeugung eines Cementes, oder zur Verbindung mehrerer Substanzen, die sich zu verschiedenen Zweken, zu denen man Cemente, Steine, Ziegel oder andere derlei Dinge verwendet, benuzen lassen, und worauf sich John Henry Cassell, Kaufmann von Mill Wall, Poplar, am 19. April 1834 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 56, Jahrgang 1835, Nr. XI., S. 34 | 
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                        XI.
                        Verfahren zur Erzeugung eines Cementes, oder zur
                           Verbindung mehrerer Substanzen, die sich zu verschiedenen Zweken, zu denen man Cemente,
                           Steine, Ziegel oder andere derlei Dinge verwendet, benuzen lassen, und worauf sich
                           John Henry Cassell,
                           Kaufmann von Mill Wall, Poplar, am 19. April
                              1834 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Februar
                              1835, S. 98.
                        Erzeugung eines Cementes oder Verbindung mehrerer Substanzen
                           etc.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung, sagt der Patenttraͤger, besteht darin, haß ich die
                              Materialien, deren man sich zum Straßenbaue, zum Baue von Doks, Wasserleitungen,
                              Grundlagen und anderen derlei Bauten bedient, mit Steinkohlen- oder anderem
                              Mineraltheere, mit Holztheer und anderen harzigen Substanzen, oder den daraus
                              gewonnenen Producten auf die weiter unten zu beschreibende Weise verbinde; und daß
                              ich hiedurch eine concrete Masse bilde, welche sich beliebig formen laͤßt,
                              kalt eine bedeutende Haͤrte besizt und zu den angegebenen Zweken verwendet
                              werden kann. Mein Verfahren ist folgendes:
                           Ich nehme eine Quantitaͤt Theer, wie man ihn bei der Destillation von
                              Steinkohlen, Schiefer, Holz oder anderen Substanzen erhaͤlt, scheide die
                              waͤsserigen Theile davon ab, und verwandle den Theer oder die harzige
                              Substanz in eine Masse von der Syrupsconsistenz, die ich das erste Product nenne,
                              und die nach dem Erkalten dik und klebrig ist. Zur Erzielung des zweiten Productes treibe ich die
                              Destillation noch weiter, wodurch ich ein wesentliches Oehl erhalte. Das dritte
                              Product bereite ich mir, indem ich die Destillation so weit fortseze, bis eine
                              Substanz uͤbergeht, welche sich, wenn man eine kleine Portion aus dem
                              Destillirapparate nimmt, in Faͤden zieht, und welche nach dem Erkalten
                              bruͤchig wird. Zur Erzielung des vierten Productes treibe ich endlich die
                              Destillation so weit, bis die Substanz so hart wird, daß sie nicht einmal an der
                              Sonne weich wird. Der Destillirapparat, dessen ich mich zu diesem Behufe bediene,
                              ist jenem, den man bei der Pechdestillation anwendet und der allgemein bekannt ist,
                              vollkommen aͤhnlich; er bildet daher eben so wenig einen Theil meiner
                              Erfindung, als die Scheidung des Theeres in die angegebenen vier Substanzen.
                           Bei der Beschreibung der Verbindung dieser Producte mit den uͤbrigen
                              Materialien will ich zuerst auf jene Methode uͤbergehen, die ich bei der
                              Anwendung meiner Erfindung auf den Bau und die Ausbesserung der Straßen befolge.
                              Nachdem ich die Straße angelegt, und die zur Verhinderung des Einsitzens des Wassers
                              noͤthigen Abzuͤge angebracht, stampfe oder walze ich die
                              Erdoberflaͤche, um die lose Erde zusammenzudruͤken, und gebe ihr dann
                              mit dem Rechen eine beliebige Abdachung, oder ich mache sie so eben als
                              moͤglich. Die auf diese Weise vorbereitete Oberflaͤche saͤttige
                              ich dann mit dem zweiten Producte oder mit dem wesentlichen Oehle, welches in
                              duͤnnen Schichten aufgetragen schnell in den Boden eindringt. Hierauf
                              schreite ich zur zweiten Operation, die darin besteht, daß ich auf die solcher Maßen
                              vorbereitete Erdoberflaͤche eine duͤnne, d.h. 1/4 Zoll dike Schichte
                              des zweiten Productes auftrage, und es, nachdem ich es entzuͤndet, ein Paar
                              Secunden lang brennen lasse. Waͤhrend des Brennens siebe ich eine einen
                              halben Zoll dike Schichte troknen Sandes oder feiner trokener Erde, oder Schlaken,
                              oder Asche, oder eines Gemisches aus denselben auf, wodurch die Flamme
                              ausgeloͤscht wird; und um die Substanzen hierauf mit einander zu verbinden
                              oder zu cementiren, stampfe oder walze ich dieselben, wobei ich mich zur
                              Erleichterung der Operation eines Rahmens aus Eisen oder einem anderen Materiale von
                              3 Fuß im Gevierte bediene. Auf diese Weise erzeuge ich, wie offenbar erhellt, eine
                              duͤnne cementirte Schichte auf der Straße; zuweilen und je nachdem es der auf
                              der Straße Statt findende Verkehr mit sich bringt, wende ich auch zwei oder mehrere
                              solcher Schichten an, wobei jedoch zu bemerken ist, daß ich nur vor der ersten
                              Schichte das wesentliche Oehl auftrage. Nachdem ich auf diese Weise die Unterlage
                              der Straße zubereitet, schreite ich zu deren Vollendung, wozu ich je nach
                              Umstaͤnden und je nachdem in dieser oder jener Gegend diese oder jene Materialien leicht zu
                              haben sind, zerschlagenen Granit, Kiesel, Schlaken, Kies oder irgend ein anderes
                              hartes Material anwende. Dieses Material muß etwas klein zerschlagen seyn, d.h. die
                              Stuͤke duͤrfen nicht uͤber 3 Zoll groß seyn; von ihm trage ich
                              eine Schichte von gehoͤriger Dike auf, und auf diese gieße ich dann ein
                              Gemenge, welches ich mir bereite, indem ich einen Theil des dritten Productes mit
                              zwei Theilen Sand koche, und welches ich auf die zerschlagenen Steine gieße, damit
                              es zwischen dieselben eindringe, und nach dem Erkalten eine solide Masse damit
                              bilde. Wenn hierauf das vierte Product in einem offenen Gefaͤße in Fluß
                              gebracht worden ist, vermenge ich einen Gewichtstheil davon mit 3 Gewichtstheilen
                              Steinen, Sand etc., und trage hievon nach gehoͤriger Vermengung der Masse
                              eine einen bis 4 Zoll dike Schichte auf, welche ich zu einer moͤglich ebenen
                              Oberflaͤche stampfe, und wodurch ich eine sehr harte Flaͤche erzeuge,
                              die eine sehr dauerhafte und wohlfeile Straße gibt. Will man die obere Schichte
                              lieber aus groͤßeren Steinen gebildet haben, wie z.B. aus Steinen, wie man
                              sie an den macadamisirten Straßen anwendet, so nehme ich Formen oder Model von 12
                              bis 48 Fuß im Gevierte, welche gleich den Ziegelmodeln oben und unten offen sind;
                              diese Formen fuͤlle ich mit den Steintruͤmmern, und zur
                              Ausfuͤllung der zwischen ihnen gebliebenen Zwischenraͤume gieße ich
                              eine Quantitaͤt des vierten Productes in geschmolzenem Zustande darauf. Wenn
                              diese Masse, deren obere Flaͤche ich so eben als moͤglich mache, in
                              den Formen abgekuͤhlt hat, so kann man sich ihrer zur Bildung der obersten
                              Schichte der Straße bedienen, wobei ich folgender Maßen zu Werke gehe. Wenn ich die
                              Straße nach der oben beschriebenen Methode mit dem wesentlichen Oehle und mit dem
                              ersten Producte, so wie mit dem Sande, der feinen Erde oder dem sonstigen Materiale
                              behandelt habe, so trage ich eine Zoll dike Schichte des dritten Productes auf, und
                              bedeke diese dann, waͤhrend sie noch heiß ist, mit den in den Modeln
                              geformten Massen, wobei ich die obere abgeebnete Flaͤche nach Unten gekehrt
                              nehme, waͤhrend die untere rauhe Flaͤche nun nach Oben gerichtet wird,
                              so daß sie den Fußweg fuͤr die Pferde bildet. Die Vereinigung beider
                              Schichten geschieht mittelst Druk oder durch Schlagen und Stampfen. Ich bediene mich
                              des ersten Praͤparates uͤbrigens auch zum Ueberziehen guter
                              macadamisirter oder anderer gehoͤrig gebauter Straßen; denn auf diese Weise
                              werden die Steine so fest zusammengekittet, daß die Raͤder die Straßen nicht
                              aufreißen, und daß folglich kein Wasser in die Unterlagen dringen und kein Koth
                              emporsteigen kann. Das dritte Praͤparat verwende ich in geschmolzenem
                              Zustande auch zum Ausfuͤllen der Luken zwischen den Steinen des Straßenpflasters, damit alle
                              Steine hiedurch fest zusammengekittet und das Eindringen des Wassers und das hieraus
                              folgende stellenweise Einsinken des Pflasters verhindert werde. Soll die Straße sehr
                              dauerhaft werden, oder besteht die Unterlage aus einer weichen Substanz, so behandle
                              ich den Boden zuerst nach dem im Eingange beschriebenen Verfahren, dann
                              saͤttige ich die Pflastersteine mit dem wesentlichen Oehle und gieße das
                              dritte Product zwischen die Fugen der Steine; ebendieß thue ich auch mit den
                              Baksteinen, welche zu Grundlagen verwendet wurden. Des vegetabilischen Harzes
                              bediene ich mich zur Verfertigung von Steinen und Figuren, welche eine gelbe Farbe
                              bekommen sollen, wobei ich wie beim vierten Verfahren Sand von gehoͤriger
                              Farbe zuseze. In einigen Faͤllen vermenge ich Sand, feine Erde oder andere
                              Materialien mit dem vierten Producte, welches ich zu diesem Behufe in Fluß bringe,
                              und bilde daraus eine Masse, welche sich sehr gut formen laͤßt, und welche
                              ich zu Fußwegen, Wasserbehaͤltern, Wasserroͤhren und vielen anderen
                              Zweken sehr geeignet finde.
                           An Canalen, Doks, Wasserleitungen und anderen derlei Bauten findet meine Erfindung
                              folgender Maßen Anwendung. Nachdem die Erde ausgegraben und den Erddaͤmmen
                              die gehoͤrige Neigung gegeben ist, stampfe ich deren Oberflaͤche, bis
                              sie so dicht und fest als moͤglich geworden sind; dann saͤttige ich
                              sie nach dem oben angegebenen Verfahren mit dem wesentlichen Oehle, um hierauf eine
                              duͤnne Schichte des ersten Productes aufzutragen, welche ich gleichfalls
                              entzuͤnde, und auf die ich ebenfalls wieder Sand, trokene Erde oder irgend
                              ein anderes Material siebe. Drei auf diese Weise aufgetragene Schichten werden an
                              den gewoͤhnlichen Canaͤlen und Wasserleitungen genuͤgen, und
                              eine Masse von solcher Dichtheit und Festigkeit bilden, daß das Wegschwemmen der
                              Ufer durch das Schwappen des Wassers verhindert und das Fortschaffen der Boote
                              mittelst Maschinen folglich sehr erleichtert wird. Beim Bauen von Doks oder Quai's,
                              welche senkrechte oder beinahe senkrechte Waͤnde erhalten sollen, ist eine
                              viel staͤrkere Façade erforderlich, was theils von der Tiefe des
                              Wassers, theils von der Natur des hinterhalb befindlichen Erdreiches
                              abhaͤngt. Ich bediene mich daher in solchen Faͤllen gewoͤhnlich
                              hoͤlzerner Rahmen von gehoͤriger Dike, und trage mit diesen, nachdem
                              ich vorher durch eine Verbindung des vierten Productes mit zerschlagenen Steinen
                              eine gute Grundlage oder Basis gelegt habe, Schichten auf, die ich mir bereite,
                              indem ich einen Theil des vierten Produktes mit drei Theilen zerschlagener Steine
                              und Sand vermenge, und diese Masse in den Formen ebne. Ich finde es hiebei sehr
                              zwekmaͤßig zwischen jeder Masse, die ich auf diese Weise mit den Formen
                              auftrage, eine duͤnne Schichte des ersten Productes anzubringen, und dasselbe zu
                              entzuͤnden, damit die eine Oberflaͤche sich in fließendem Zustande
                              befinde, wenn die naͤchste auf sie gesezt wird. Um den Daͤmmen und
                              Waͤllen noch mehr Festigkeit zu geben, kann man, wie sich von selbst
                              versteht, auch noch Pfaͤhle und Klammern in denselben anbringen, da sich
                              diese sehr gut mit den gekitteten Massen verbinden. Endlich bemerke ich noch, daß
                              ich die hoͤlzernen Model, deren ich mich bediene, mit weißer Tuͤnche
                              oder Thon uͤberstreiche, damit sich die Model leichter von den in ihnen
                              enthaltenen Massen trennen.