| Titel: | Bericht, welchen Hr. Eduard Schwarz im Namen des Comités für Mechanik über vorstehende Abhandlung des Hrn. Jeremias Risler erstattete. | 
| Autor: | Eduard Schwarz , Jeremias Risler | 
| Fundstelle: | Band 56, Jahrgang 1835, Nr. XXII., S. 100 | 
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                        XXII.
                        Bericht, welchen Hr. Eduard Schwarz im Namen des Comités
                              fuͤr Mechanik uͤber vorstehende Abhandlung des Hrn.
                           Jeremias Risler
                           erstattete.
                        Schwarz's Bericht uͤber das Troknen der gebeizten
                           Baumwollenzeuge.
                        
                     
                        
                           Das Troknen der grundirten Zeuge ist eine um so schwierigere Operation, da sie nicht
                              nur in mechanischer Hinsicht regelmaͤßig ausgefuͤhrt werden muß,
                              sondern auch verschiedene chemische Bedingungen dabei zu erfuͤllen sind; die
                              bis jezt bekannten Trokenapparate lassen auch alle unter dem einen oder anderen
                              dieser beiden Gesichtspunkte noch Einiges zu wuͤnschen uͤbrig.
                           Ehe wir die neue Troknungsmethode, welche der Verfasset in seiner Abhandlung
                              beschreibt, untersuchen, wollen wir die Grundsaͤze, nach denen diese Operation
                              geleitet werden muß, untersuchen, wobei wir im Voraus bemerken, daß sie sich nur auf
                              die beiden, am haͤufigsten angewandten Beizmittel, naͤmlich die
                              essigsaure Alaunerde und das essigsaure Eisen beziehen.
                           1ste Regel. Ein gebeiztes Stuͤk muß auf seiner
                              ganzen Oberflaͤche gleichfoͤrmig troknen; es darf also vor Allem keine
                              Falten haben.
                           2te Regel. Die beiden Seiten des Stuͤkes
                              muͤssen zu gleicher Zeit troknen; es darf also auf einer Seite nicht
                              staͤrker erhizt werden als auf der anderen.
                           3te Regel. Waͤhrend des Troknens muß
                              moͤglichst viel Essigsaͤure verdampfen und die Verdichtung der sauren
                              und waͤsserigen Daͤmpfe auf der Oberflaͤche des noch feuchten
                              Gewebes vermieden werden; die Zeuge muͤssen daher mit einem ununterbrochenen
                              Strome heißer Luft in Beruͤhrung seyn.
                           4te Regel. Die Eisenbeizen, welche zum Aezen bestimmt
                              sind, muß man schnell troknen, damit sie sich nicht zu sehr oxydiren, was das Aezen
                              schwieriger macht.
                           Wir wollen nun die Regeln Nr. 1 und 2, die sich auf die Gleichfoͤrmigkeit des
                              Troknens beziehen, entwikeln.
                           Die Falten in einem ungleichfoͤrmig gestrekten Stuͤk, welches der
                              Operation des Troknens unterzogen wird, haben zur Folge, daß die concaven Theile der
                              Oberflaͤche des Gewebes weniger schnell troknen, als die convexen. Dieß
                              ruͤhrt entweder daher, daß die concaven Theile dem heißen Luftstrom weniger
                              ausgesezt sind, als die convexen, oder daher, daß jene sich im Schatten befinden,
                              diese aber den directen Sonnenstrahlen ausgesezt sind; die convexen Theile entziehen
                              also den concaven in dem Maße als sie troknen (durch die Capilaritaͤt des
                              Gewebes), einen Theil des noch fluͤssigen Beizmittels; leztere werden dadurch
                              zum Theil erschoͤpft und folglich beim Faͤrben um so heller, je
                              dunkler erstere sind. Diese Falten liefern mit Einem Wort keine der Staͤrke
                              des angewandten Beizmittels entsprechenden Farben, sondern nur dunklere und hellere
                              Streifen. Dieß zeigt sich, das Stuͤk mag horizontal oder senkrecht in der
                              Richtung seiner Breite getroknet worden seyn, oder in einem Trokenzimmer bei einer
                              Waͤrme von 50° R., oder in der freien Luft bei einer Temperatur von
                              hoͤchstens 30°. Offenbar muͤssen aber auf den beiden Seiten des
                              Gewebes ganz symmetrische Wirkungen erfolgen, d.h. diejenige Falte, welche durch
                              ihre Convexitaͤt auf einer Seite des Zeuges einen dunklen Streifen erzeugt
                              hat, wird auf dem entsprechenden concaven Theile dagegen einen hellen hervorbringen,
                              gerade weil jene das uͤberschuͤssige Beizmittel von dieser empfing.
                              Man kann sich hievon leicht durch einen Versuch im Kleinen uͤberzeugen: man
                              nehme eine Elle Baumwollenzeug, traͤnke ihn mit Eisenbruͤhe, mache in
                              demselben, waͤhrend er noch naß ist, deutliche Falten, bezeichne sie durch
                              Einschnitte und trokne dann den Zeug, ohne die Falten zu beseitigen, entweder an
                              freier Luft oder in einem geheizten Zimmer; man wird dann schon vor dem
                              Faͤrben und noch mehr nach demselben bemerken, daß an den Einschnitten eine
                              Seite des Gewebes dunkler und die andere heller ist. Die Folgen welche dadurch
                              entstehen, daß der Zeug auf einer Seite schneller als auf der anderen troknet, wobei
                              die zulezt troknende Seite immer heller wird, erklaͤren sich auf ganz analoge
                              Art; man muß also, um dunklere und hellere Stellen zu vermeiden, immer die beiden
                              Seiten des Zeuges unter dem Einfluß derselben Temperatur zu troknen suchen, damit
                              sie beide gleichzeitlich troknen.
                           Eine Beobachtung, die man haͤufig machen kann, spricht ebenfalls fuͤr
                              die Richtigkeit dieser Theorie; es ist die, daß verdikte Beizmittel waͤhrend
                              des Troknens sehr starke Falten vertragen, ohne daß sich deßhalb beim nachherigen
                              Faͤrben Streifen zeigen; in diesem Falle verhindert naͤmlich das
                              Verdikungsmittel die Wirkung der Capilaritaͤt.
                           Der dritte Grundsaz, den wir aufgestellt haben, bezieht sich auf die Befestigung des
                              Mordants und auf den nachtheiligen Einfluß, der durch die Verdichtung der sauren und
                              waͤsserigen Theile auf der Oberflaͤche des Gewebes entsteht. Ueber den
                              ersten Punkt brauchen wir nur zu bemerken, daß, da die taͤgliche Erfahrung
                              lehrt, daß in den Drukstuben die Alaunerde- und Eisenbeizen bei trokener und
                              kalter Witterung sich nur unvollstaͤndig befestigen, man der Analogie nach
                              schließen muß, daß dasselbe in einer Trokenstube Statt finden wird, wo die Luft,
                              obgleich feucht und heiß, doch mit sauren Daͤmpfen so gesaͤttigt ist,
                              daß sie davon bei ihrer Temperatur nichts mehr aufnehmen kann; dieß ist um so
                              wahrscheinlicher, weil die Absonderung der Essigsaͤure von ihren Basen nicht
                              als eine gewoͤhnliche Verdampfung, sondern vielmehr als eine chemische
                              Zersezung zu betrachten ist, welche nicht bloß durch die Waͤrme der
                              Trokenstube, sondern auch durch die in der Luft enthaltene freie Feuchtigkeit
                              hervorgerufen wird.
                           Die Verdichtung der sauren und waͤsserigen Daͤmpfe mit ihren Resultaten
                              erklaͤrt sich folgender Maßen: Jedermann weiß, daß die Luft bei einem
                              bestimmten Barometerstand um so mehr von waͤsserigen Theilchen oder irgend
                              einer fluͤchtigen Substanz aufloͤsen kann, je heißer sie ist und daß
                              selbst jedem Temperaturgrade der Luft ein Maximum von diesen Substanzen entspricht;
                              dieß nennt man den Saͤttigungs- oder Thaupunkt. Wenn also in einem
                              Trokenzimmer kein Luftstrom Statt findet, so hat die Luft, welche mit den
                              Stuͤken in Beruͤhrung ist, Zeit, sich so mit Wasser und Essigsaͤure zu
                              saͤttigen, daß die geringste Erniedrigung der Temperatur eine Verdichtung
                              derselben auf der Oberflaͤche des noch feuchten Zeuges veranlaßt, welcher
                              wegen der Verdampfung immer weniger heiß ist, als die Luft des Trokenzimmers; dieser
                              außerordentlich feine saͤuerliche Thau sezt sich besonders auf dem Flaum ab
                              und veranlaßt eine theilweise Aufloͤsung des Mordants, wodurch sogenannte
                              gesprenkelte Boͤden entstehen.
                           Der dritte Grundsaz, den wir aufgestellt haben, daß man naͤmlich die zu große
                              Oxydation des Eisens beim Troknen von Stuͤken, die mit Eisenbeizen grundirt
                              sind, verhindern muß, indem man das Troknen derselben moͤglichst
                              beschleunigt, ist zu einfach und allgemein anerkannt, als daß es noͤthig
                              waͤre, daruͤber noch mehr zu sagen. Die Operation muß uͤbrigens
                              immer in der moͤglichst kurzen Zeit beendigt werden, damit das Troknen
                              gleichfoͤrmig und auch wohlfeil bewerkstelligt wird.
                           Wir wollen nun die verschiedenen Troknungsmethoden, welche Hr. Risler in seiner Abhandlung kurz beschrieben hat, durchgehen, indem wir
                              uns auf obige Regeln beziehen.
                           Erste Methode. (Troknen an freier
                                 Luft.)
                           Dieses Troknen findet bei einer Temperatur Statt, die im Mittel 30° R.
                              betraͤgt; die Luft circulirt zu beiden Seiten des Stuͤkes, und
                              fuͤhrt bestaͤndig die sich entwikelnden sauren Daͤmpfe weg; es
                              kann dabei keine Verdichtung Statt finden und bei guter Witterung erfolgt das
                              Troknen in fuͤnf Minuten. Die Erfahrung lehrt, daß kein Apparat so
                              vollstaͤndig die Bedingungen Nr. 2 und 3 der von uns aufgestellten Theorie
                              erfuͤllt; man erhaͤlt auch bei dieser Troknungsart lebhafte und satte
                              Farben und die geklozten Stuͤke lassen sich vollkommen aͤzen. Da man
                              aber das Stuͤk mit seinen beiden Raͤndern an Haͤkchen
                              befestigt, ohne seine Lage zu veraͤndern, so sind Falten unvermeidlich, daher
                              man beim Faͤrben oft Streifen erhaͤlt. Es waͤre
                              uͤbrigens schwer an freier Luft einen genauen Apparat herzustellen, welcher
                              das Anhaͤkeln ersezen wuͤrde. Andere von dieser Troknungsmethode
                              unzertrennliche Nachtheile sind diejenigen, welche von den Voͤgeln, dem Rauch
                              der Steinkohlen, der Veraͤnderlichkeit der Witterung etc.
                              herruͤhren.
                           Zweite Methode. (Troknen in der
                                 Richtung der Breite des Stuͤkes, indem man einen Rand desselben
                                 anhaͤkelt.)
                           Diese Methode hat nach der Einrichtung des Trokenzimmers mehr oder weniger
                              Nachtheile; hinsichtlich der Falten kann man eine Verbesserung auf die Art daran
                              anbringen, daß man die Haͤkchen beweglich macht, indem man sie wie die Ringe
                              eines Vorhanges laͤngs einer Stange laufen laͤßt. Wenn man dafuͤr sorgt, daß
                              die Stuͤke in einer geeigneten Entfernung von einander aufgehaͤngt
                              werden und daß zwischen ihnen und der Deke des Zimmers ein Raum von einigen Fuß
                              bleibt, in welchem durch Seitenoͤffnungen ein Luftstrom hergestellt wird;
                              endlich wenn man unter den Roͤhren hinreichend Luft eintreten laͤßt,
                              damit ein aufsteigender heißer Strom entsteht, dann faͤhrt man mit dieser
                              Methode sehr gut. Sie hat vor vielen anderen den Vortheil, daß man Stuͤke die
                              mit verschiedenen Beizmitteln grundirt sind, mit einander troknen kann, ohne Fleken
                              befuͤrchten zu muͤssen; ferner, daß man ohne Stoͤrung Zeuge von
                              allen Breiten aufhaͤngen kann.
                           Dritte Methode. (Trokenzimmer mit
                                 Walzen.)
                           Es ist dieses die in Rouen allgemein uͤbliche Troknungsmethode. Das
                              Trokenzimmer hat ungefaͤhr 12 Fuß Hoͤhe auf 8 Fuß Breite und 20 Fuß
                              Laͤnge; meistens circuliren die Heizroͤhren ganz herum; die kupfernen
                              Walzen haben 3 bis 4 Zoll im Durchmesser, und sind in der Hoͤhe 10 Fuß und
                              horizontal 15 Zoll von einander entfernt; sie haben zugespizte Zapfen, die sich in
                              Muttern drehen. Die Temperatur des Trokenzimmers wechselt zwischen 50 und 60°
                              R.; die Stuͤke werden in 5 bis 6 Minuten troken. Um die Falten zu vermeiden,
                              bringt man von Entfernung zu Entfernung hoͤlzerne Staͤbe an, die an
                              jedem Ende mit einer messingenen Spize versehen sind.
                           Ich gebrauche selbst einen aͤhnlichen Apparat, der nach den oben angegebenen
                              Grundsaͤzen abgeaͤndert ist. Das Trokenzimmer ist naͤmlich mehr
                              hoch als lang; auf dem Boden desselben, 5 Fuß unter der untersten Walzenreihe,
                              befindet sich eine gut eingerichtete und hinreichend mit Zugloͤchern
                              versehene Heizung, waͤhrend der obere Theil durch eine mit einem Register
                              versehene Oeffnung mit dem Schornstein des Feuerraums in Verbindung gesezt ist, der
                              die feuchte und saure Luft anzieht und so in dem Trokenzimmer einen heißen
                              aufsteigenden Strom erzeugt. Der so abgeaͤnderte Apparat laͤßt
                              hinsichtlich der gehoͤrigen Befestigung der Mordants nichts zu
                              wuͤnschen uͤbrig und die Falten werden durch Staͤbe, die zur
                              Vermeidung von Streifen mit drei kleinen Krazdisteln versehen sind, vollkommen
                              verhindert. Uebrigens verursachen die kleinen Falten bei diesem Apparate keine Spur
                              von Ungleichfoͤrmigkeit in der Farbe, weil sie von keiner Dauer sind, sondern
                              durch die Bewegung des Stuͤkes fast eben so schnell wieder verschwinden, als
                              sie entstanden; man will durch die Staͤbe nur die großen Falten vermeiden.
                              Bei dieser Maschine kommt nur die Unbequemlichkeit vor, daß man die Walzen
                              fuͤr Stuͤke die mit einem anderen Mordant grundirt sind, immer wieder
                              waschen muß; auch ist sie nicht fuͤr Stuͤke von allen Breiten
                              anwendbar, denn dann
                              muͤßte sie nach solchen Dimensionen ausgefuͤhrt werden, daß sie nicht
                              mehr oͤkonomisch waͤre und die schon vorhandenen Schwierigkeiten noch
                              mehr verwikelt wuͤrden.
                           Vierte Methode. (Senkrechter
                                 Schornstein.)
                           Dieser Apparat ist eine Abaͤnderung des vorhergehenden; das Stuͤk geht
                              darin nur uͤber vier Walzen, deren eines Paar vom anderen um ungefaͤhr
                              50 Fuß in der Hoͤhe entfernt ist, der innere Raum des Schornsteins
                              betraͤgt 4 bis 5 Quadratfuß. Da der Walzen nur wenige sind, so braucht man
                              keine Staͤbe anzuwenden, denn die Falten, welche sich bilden, wechseln in
                              jedem Augenblik und koͤnnen daher nicht nachtheilig werden. Der starke Strom
                              von heißer Luft, welcher in diesem Schornstein Statt findet, muß zur Befestigung der
                              Mordants jedenfalls sehr viel beitragen. Einige Fabrikanten erhielten mit dieser
                              Einrichtung keine guten Resultate, andere hingegen, die sie im Einzelnen zu
                              vervollkommnen verstanden, sind damit sehr zufrieden.
                           Fuͤnfte Methode. (Englischer
                                 Hotflue.)
                           Der Apparat, welchen der Verfasser als zur fuͤnften Methode gehoͤrig,
                              beschreibt, scheint nach einem englischen Hotflue construirt worden zu seyn; er
                              unterscheidet sich von einem solchen nur dadurch, daß der Ofen in einer gewissen
                              Entfernung vom Feuerraum eine senkrechte Richtung annimmt, an Statt sich horizontal
                              auf eine Laͤnge von 80 Fuß zu erstreken. Die Entfernung der gußeisernen
                              Platten vom Stuͤk betraͤgt wenigstens 2 Fuß und in diesem
                              Zwischenraum, so wie uͤber dem Stuͤk sind meistens Ventilatoren
                              angebracht, wodurch vollkommen vermieden wird, daß die gegen den Ofen gekehrte Seite
                              des Stuͤkes dunkler als die entgegengesezte ausfaͤllt. Das Ganze ist
                              wohl etwas kostspielig herzustellen, weil man, um die strahlende Waͤrme gut
                              zu benuzen, die heiße Kammer woͤlben muß und ein Triebwerk fuͤr die
                              Ventilatoren braucht; allein der Umstand, daß das Stuͤk sich horizontal
                              zwischen der Waͤrme, die die Ofenplatten ausgeben und derjenigen, welche das
                              Gewoͤlbe zuruͤkwirft, bewegt, und daß durch die zwekmaͤßig
                              angebrachten Ventilatoren gleichsam eine Geblaͤse von heißer Luft entsteht,
                              macht, daß die Operation sehr gut gelingt. Diese Troknungsmethode muß sich auch in
                              England sehr bewaͤhrt haben, denn es ist die einzige, welche man daselbst
                              anwendet. In der lezten Zeit hat man an diesem Apparate in Frankreich eine
                              Verbesserung angebracht: man hat naͤmlich die Walzen, welche das Stuͤk
                              halten und fuͤhren, durch zwei mit Haͤkchen versehene
                              Laufbaͤnder ohne Ende ersezt, die sich durch kleine Rollen bewegen und durch
                              Wurstfedern, welche das Stuͤk nach der Breite streken, in einer
                              gehoͤrigen Entfernung erhalten werden.
                           
                           Sechste Methode. (Troknen der
                                 Stuͤke um einen Ventilator herum.)
                           Diese Troknungsmethode scheint uns wirklich im Ganzen fehlerhaft und zu
                              Verbesserungen nicht wohl geeignet zu seyn; sie ist auch nach den ersten Versuchen
                              schon verworfen worden.
                           Siebente Methode. (Laufband ohne
                                 Ende in einem horizontalen Canal.)
                           Das bewegliche Laufband, welches das Stuͤk senkrecht in der Richtung seiner
                              Breite nur an einem Rande haͤlt, ist sehr gut ausgedacht; man muͤßte
                              es aber unmittelbar uͤber einem Ofen, der eine gut vertheilte Hize
                              verbreitet, circuliren lassen koͤnnen, und um die sauren Daͤmpfe zu
                              entfernen, in der Deke des Locals eine mit dem Schornstein des Feuerraumes in
                              Verbindung stehende Leitungsroͤhre anbringen. Der so erzielte heiße Luftstrom
                              wuͤrde verhindern, daß der Mordant sich im Stuͤk nicht von Oben nach
                              Unten zieht, wodurch ein Rand sich dunkler als der andere faͤrben
                              wuͤrde. Durch die schwingende Bewegung des so an einem einzigen Rande
                              aufgehaͤngten Stuͤkes wuͤrden auch die Falten vermieden. Bei
                              der Methode, das Stuͤk senkrecht in der Richtung seiner Breite
                              aufzuhaͤngen, hat man uͤbrigens den sehr großen Vortheil, daß es auf
                              beiden Seiten zugleich troknet, und daß man Stuͤke von allen Breiten so wie
                              mit verschiedenartigen Mordants grundirte gleichzeitig an demselben Laufbande
                              troknen kann.
                           Eine achte Troknungsmethode, deren der Verfasser zu erwaͤhnen vergaß, besteht
                              in der Anwendung mit Dampf geheizter Walzen aus Kupferblech. Man hat dieses
                              Verfahren in mehreren franzoͤsischen Fabriken versucht, es hat aber den
                              großen Nachtheil, daß die Stuͤke auf derjenigen Seite, wo sie die Walzen
                              nicht beruͤhrten, beim Faͤrben ganz gesprenkelt ausfallen; da jedoch
                              nach den oben aufgestellten Grundsaͤzen dieser Uebelstand daher
                              ruͤhrt, daß saure und waͤsserige Daͤmpfe auf derjenigen Seite
                              des Stuͤks, die der Luft ausgesezt ist, verdichtet werden, so muß man ihn
                              auch verhindern koͤnnen, wenn man bei dieser Maschine Ventilatoren anbringt
                              und sie in einem gut geheizten und geluͤfteten Local aufstellt.
                           An Statt der bisher beschriebenen Troknungsapparate, deren Vortheile und Nachtheile
                              wir nun kennen, schlaͤgt Hr. Risler einen
                              horizontalen, 60 bis 100 Fuß langen Canal vor, in welchen heiße Luft stroͤmt
                              und durch den das zu troknende Stuͤk, an zwei Laufbaͤnder ohne Ende
                              angehaͤkelt, streichen soll.
                           Um die Laͤnge, welche fuͤr diesen Canal hinreicht, annaͤhernd
                              beurtheilen zu koͤnnen, wollen wir uns der Daten bei den Trokenapparaten mit
                              Walzen, Nr. 3 und 4, bedienen. Das zu troknende Stuͤk durchlaͤuft darin in 6
                              Minuten einen Raum von 250 bis 300 Fuß bei einer Temperatur, die immer zwischen 50
                              und 55° R. bleibt. Wie groß muß also in diesem Canal, da er nur 100 Fuß lang
                              ist, die Geschwindigkeit des Luftstroms und seine Temperatur seyn, damit das
                              Stuͤk darin in demselben Zeitraum troknet? Wir zweifeln, daß die
                              Loͤsung dieser Frage zu Gunsten von Hrn. Risler's
                              Apparat ausfallen kann; denn es waͤre jedenfalls sehr kostspielig, die
                              Temperatur der Luft noch hoͤher zu treiben; und wuͤrde sie
                              uͤberdieß bis zum Ende des Canals auf demselben Grad bleiben, was doch
                              unumgaͤnglich noͤthig waͤre, um die Verdichtung der sauren und
                              waͤsserigen Daͤmpfe zu verhindern? Nach diesen Betrachtungen
                              moͤchte es zwekmaͤßiger scheinen, das Stuͤk laͤnger mit
                              der heißen Luft in Beruͤhrung zu lassen, indem man es zwei Mal durch den
                              Canal streichen laͤßt. Es muͤßte dann aber auch der innere Raum des
                              Canals groͤßer gemacht werden, was eher vorteilhaft als nachtheilig
                              waͤre.
                           Die Idee, zwei Laufbaͤnder anzuwenden, die sich uͤber
                              kegelfoͤrmige Rollen bewegen, um das Stuͤk nach der Breite zu streken,
                              ist gewiß sehr sinnreich, aber die Erfahrung allein kann entscheiden, ob sie auch
                              ihrem Zwek entspricht.
                           Ich muß auch noch bemerken, daß man diesen Canal nicht zum Troknen von Zeugen von
                              allen Breiten anwenden kann, und daß man, wenn er luftdicht geschlossen ist, weder
                              das Stuͤk in seinem Lauf beobachten, noch sogleich abhelfen kann, wenn im
                              Innern des Canals ein Fehler vorgeht.
                           Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß Jemand mit dieser Troknungsmethode
                              einen Versuch machen wuͤrde; uͤbrigens ließen sich an derselben leicht
                              die Verbesserungen anbringen, welche obige Bemerkungen erheischen.