| Titel: | Bemerkungen über Versuche, die an verschiedenen Orten angestellt sind, Hohöfen mit erwärmter Luft zu treiben; von P. Sobolewskoy, Obristen im kaiserl. russischen Bergingenieurcorps. | 
| Fundstelle: | Band 56, Jahrgang 1835, Nr. XXXIV., S. 207 | 
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                        XXXIV.
                        Bemerkungen uͤber Versuche, die an
                           verschiedenen Orten angestellt sind, Hohoͤfen mit erwaͤrmter Luft zu
                           treibenObgleich wir der Ansicht sind, daß die auf den Schmelzpunkt des Bleies erhizte
                                 Luft, zur Speisung der Hohoͤfen angewandt, Vortheile gewaͤhrt,
                                 welche die Kosten des bei dieser Methode erforderlichen besonderen Heizapparates
                                 reichlich aufwiegen und sich theoretisch sehr wohl erklaͤren lassen (man
                                 vergleiche die Bemerkungen des Hrn. Prof. Ch. Bernoulli im Polytechn. Journale Bd.
                                    LV. S. 49), so theilen wir doch den Aufsaz des russischen Ingenieurs
                                 aus einer hauptsaͤchlich nur fuͤr das wissenschaftliche Publicum
                                 bestimmten deutschen Zeitschrift (Poggendorff's Annalen der Physik Bd.
                                 XXXIV. S. 163) mit, weil dessen Ansichten jedenfalls die genaueste
                                 Pruͤfung verdienen und aus den Erfahrungen der russischen Huͤtten
                                 als unbestreitbare Thatsache hervorgeht, daß man bei dem Hohofenbetrieb durch
                                 ein gehoͤriges Verengen der Duͤse, und dadurch, daß man, je
                                 geringer die Oeffnung derselben ist, den Windmesser einen groͤßeren Druk
                                 anzeigen laͤßt, außerordentlich an Brennmaterial ersparen kann. A. d.
                                 R.; von P.
                              Sobolewskoy, Obristen im kaiserl. russischen
                           Bergingenieurcorps.
                        Angestellte Versuche Hohoͤfen mit erwaͤrmter Luft zu
                           treiben.
                        
                     
                        
                           Kein metallurgischer Proceß liefert so mannigfaltige Resultate, als das Verschmelzen
                              von Eisenerzen auf Gußeisen. Ohne von fruͤheren Zeiten zu sprechen, wo die
                              Siderotechnik noch in ihrer Kindheit war, und wo man ihre Grundsaͤze nicht
                              studirte, will ich nur bemerken, daß auch heut zu Tage viele Eisenhuͤtten bei
                              gleichen Localverhaͤltnissen dennoch nicht gleiche Mengen Metall ausbringen,
                              und dazu noch haͤufig Quantitaͤten von Brennmaterial verbrauchen,
                              welche in keinem Verhaͤltnisse stehen mit dem, was man auf anderen
                              Huͤtten sieht, obgleich die Ersparniß desselben eines der wichtigsten
                              Gegenstaͤnde der bergmaͤnnischen Verwaltung ist. Man kann eine Menge
                              von Beispielen davon aufzaͤhlen, und die gerade jene Gegenden betreffen, wo
                              man sich am meisten damit beschaͤftigt. In England verbrauchte man in den
                              Grafschaften Staffordshire, Shropshire und in Wales bis zur Zeit der neuesten
                              Verbesserung auf ein Theil Gußeisen 4 Theile, dem Gewichte nach, ungebrannter Steinkohlen. In Yorkshire
                              verbrauchte man fuͤr dieselbe Menge Gußeisen 4 1/2 Theil Steinkohlen. In
                              Schottland aber 8 Theile. In Rußland bringen einige Huͤtten auf ein Theil
                              Holzkohlen 1,4 Theile Gußeisen aus, dagegen andere auf ein Theil Holzkohlen nur 0,4
                              Gußeisen erhalten. Man schiebt gewoͤhnlich die Ursachen so großer
                              Verschiedenheiten in den Resultaten theils auf die Qualitaͤt der Erze, theils
                              auf die Bauart der Hohoͤfen; ich hoffe aber das Ungegruͤndete dieser
                              Meinungen durch beifolgende Erlaͤuterungen zu beweisen.
                           Vor Kurzem war die Aufmerksamkeit ganz allgemein nur auf die zuerst von Nilson, Director der Gasanstalt auf den Huͤtten
                              von Clyde und Calder, in der Naͤhe von Glasgow, angestellten Versuche
                              gerichtet. Er erbaute einen Apparat, der aus einer Menge gußeiserner Roͤhren
                              von großem Durchmesser bestand. Indem er sie bis zum dunkeln Rothgluͤhen
                              erhizte, ließ er die Luft, die in die Hohoͤfen geblasen wurde,
                              durchstreichen, und erhoͤhte dadurch deren Temperatur von 200° F. oder
                              93° 1/3 C. bis auf 612° F. oder 322°,2 C. Er fand dabei, daß,
                              je mehr die Temperatur der Luft gesteigert wurde, desto mehr auch Brennmaterial
                              erspart wurde. Man fand in der Folge, daß man bei Anwendung erhizter Luft statt
                              Kohls in den Hohoͤfen geradezu rohe Steinkohlen verbrauchen koͤnne,
                              und verminderte dadurch die Kosten fuͤr das Brennmaterial auf mehr als die
                              Haͤlfte. Statt 8 Theile Steinkohlen, die man fruͤher verbrauchte, um
                              einen Theil Gußeisen auszubringen, verbraucht man davon heute nur 2,95 Theile. Zu
                              gleicher Zeit verminderte man die Menge der Zuschlaͤge zu den Erzen; das
                              Metall fing nun an sich reiner auszuscheiden, und dessen Quantitaͤt sowohl
                              als Qualitaͤt gewann bedeutend im Verhaͤltnisse zu fruͤheren
                              Resultaten bei dem Einblasen von kalter Luft. Alle diese Vortheile wurden der
                              Einwirkung erhizter Luft zugeschrieben.
                           Auf anderen Huͤtten Schottlands beeilte man sich diese Entdekung zu benuzen;
                              nach den lezten Nachrichten waren schon auf 20 Huͤtten 67 Hohoͤfen mit
                              erwaͤrmter Luft in Gang gesezt worden, ob zwar nicht alle mit gleichem
                              Erfolge.
                           Diese Entdekung ging bald in andere Laͤnder uͤber. Es ist bekannt, daß
                              man im Koͤnigreiche Wuͤrtemberg auf der Huͤtte Wasseralfingen
                              zwei Hohoͤfen, in denen Eisenerze mit Holzkohlen verschmolzen werden,
                              gegenwaͤrtig durch erwaͤrmte Luft betreibt. Statt 1,85 Theile
                              Holzkohlen, die fruͤher verbraucht wurden, um ein Theil Gußeisen zu erzeugen,
                              verbraucht man jezt nicht mehr als 1,37 Theile.
                           In Frankreich folgten mehrere Anstalten dem Beispiele Schottlands, und erwarteten
                              große Vortheile von dieser Entdekung, die einer ihrer bekanntesten Bergingenieure fuͤr die
                              ruhmvollste und zugleich fuͤr die hoͤchste Vollendung metallurgischer Kunst
                              erklaͤrte.
                           Ueberall, wo man sich mit diesem Gegenstande beschaͤftigte, suchte man die
                              guͤnstigen Resultate, die die erwaͤrmte Luft geliefert hat, dem
                              Umstande zuzuschreiben, daß fruͤher die kalte Luft das hinlaͤngliche
                              Steigern der Temperatur gehindert haͤtte. Eine andere Ursache fand man
                              nicht.
                           Nach so zahlreichen und gluͤklichen Erfolgen, und nach der so bestimmt
                              ausgesprochenen Meinung ausgezeichneter Metallurgen kann man keinen Zweifel
                              uͤber die Zuverlaͤssigkeit der oben angefuͤhrten Resultate
                              haben. Meine Absicht ist also keineswegs sie zu bestreiten, sondern bloß zu zeigen,
                              daß die guͤnstigen Resultate nicht dem Erwaͤrmen der Luft
                              zuzuschreiben sind, und daß man sie durch andere Mittel, ohne alle Unkosten, ohne
                              alle Veraͤnderung am Hohofen erzielen koͤnne. Um dieß zu
                              erlaͤutern finde ich mich genoͤthigt, den Vorgang des Hohofens
                              naͤher zu beleuchten.
                           Bekanntlich waͤhlt man zur Verarbeitung im Großen unter den Eisenerzen nur die
                              Oxyde, entweder reine oder verbunden mit Wasser oder Kohlensaͤure. Um das
                              Metall daraus zu gewinnen, muͤssen sie nur reducirt oder desoxydirt und
                              zusammengeschmolzen werden. Wenn die Schmelzhize die noch nicht vollstaͤndig
                              reducirten Erze trifft, so kann aus ihnen nicht die ganze Menge des Metalles
                              erhalten werden, sondern ein großer Theil davon geht in die Schlaken uͤber.
                              Demnach ist der Zwek des Hohofenprocesses: 1) die Erze eine hinlaͤngliche
                              Zeit hindurch in Beruͤhrung mit den brennbaren Gasen und mit den
                              gluͤhenden Kohlen zu erhalten, und 2) dem Hohofen eine Temperatur
                              mitzutheilen, die hinlaͤnglich ist, um das durch oben erwaͤhnte
                              Beruͤhrung hergestellte Metall, als auch die erdigen Theile, die die Schlaken
                              bilden sollen, zum Schmelzen zu bringen.
                           Die Laͤnge der Zeit, die erforderlich ist, um die Eisenerze zu reduciren,
                              haͤngt von ihrer Zusammensezung und ihrem Gefuͤge ab. Es ist
                              natuͤrlich, daß der dichte Magneteisenstein einer laͤngeren Zeit dazu
                              bedarf, als die lokeren Wiesen- und Sumpferze. In beiden Faͤllen kann
                              der Unterschied ziemlich bedeutend seyn, und die Nichtbeachtung dieses Umstandes muß
                              nothwendig dem Gange des Processes schaden. Die Hoͤhe des Ofens, so wie auch
                              seine uͤbrigen Dimensionen uͤben auf die Dauer der Beruͤhrung
                              zwischen den Erzen und den reducirenden Stoffen nur eine Wirkung aus, die bloß von
                              der Menge der zustroͤmenden Luft oder von dem in ihr enthaltenen Sauerstoff
                              abhaͤngt. Wenn diese Menge so groß ist, daß die Kohle Zeit hat zu verbrennen,
                              eher als das aufgegebene Erz Zeit hat reducirt zu werden, so wird auch der hoͤchste Hohofen eben
                              so unvortheilhafte Resultate liefern als ein zu niedriger.
                           Es ist auch bekannt, daß die Erhoͤhung der Temperatur beim Brennen nicht
                              sowohl von der Quantitaͤt der Luft abhaͤngt, als von der
                              Schnelligkeit, mit der sie dem brennenden Koͤrper zustroͤmt. Dieser
                              lezte Umstand wird aber leider nur zu wenig beruͤksichtigt.
                           Die Erfahrung hat bewiesen, daß beim Verschmelzen von Eisenerzen die Luft eine
                              hoͤhere Temperatur hervorbringt, wenn sie mit groͤßerer Schnelligkeit,
                              aber in geringerer Masse zustroͤmt. Unter diesen Umstaͤnden verbrennt
                              die Kohle langsamer und die Gichten gehen weniger haͤufig nieder; das Erz
                              aber, welches laͤngere Zeit in Beruͤhrung mit den reducirenden Stoffen
                              verweilt, ist schon vollstaͤndig, wenn es den Schmelzraum erreicht, es kann
                              daher die Beschikung vermehrt werden, und das Resultat wird guͤnstiger. Daß
                              das schnelle Zustroͤmen der Luft zur Erhoͤhung der Temperatur
                              beitrage, ohne die Menge der verzehrten Kohlen zu vergroͤßern, davon sehen
                              wir viele Beispiele im gemeinen Leben. Des erste Beispiel davon gibt uns das
                              Loͤthrohr. Ein feiner Strom Luft, mit einer gewissen gleichmaͤßigen
                              Kraft auf die Flamme eines gewoͤhnlichen Lichtes gerichtet, bringt mittelst
                              dieser eine Hize hervor, die im Stande ist, einen ihr auf einer kalten Kohle
                              vorgehaltenen Stoff in so kurzer Zeit zum Schmelzen zu bringen, daß kaum ein Erbsen
                              großes Stuͤk Kohle verbrennt, dahingegen kann derselbe Stoff, ohne
                              Huͤlfe eines gedraͤngten Luftstromes erst mit dem Aufwande eines
                              großen Stuͤkes Kohle geschmolzen werden.
                           Hr. Knauff, Mitglied des gelehrten Comité des
                              Bergcorps in St. Petersburg, fand, als er im Auftrage der Regierung in
                              Petro-Sanodsk Versuche uͤber vermehrtes Verschmelzen von Eisenerzen
                              anstellte, daß 100 Kubikfuß Luft, die unter dem Druke von 2 Zoll
                              Queksilberhoͤhe einstroͤmten, eine Hize hervorbrachten, die derjenigen
                              gleichkam, welche von dem Einstroͤmen von 200 Kubikfuß Luft, aber unter dem
                              Druke von einem Zoll Queksilber hervorgebracht wurde, und zwar nur mit dem
                              Unterschiede, daß in dem lezten Falle die doppelte Menge Kohle nuzlos
                              verbrannte.
                           Daraus kann man sehen, daß das Zubringen der Luft zu den Hohoͤfen, in
                              verhaͤltnißmaͤßiger Menge und unter verhaͤltnißmaͤßigem
                              Druke oder Schnelligkeit, den Gegenstand der bestaͤndigen Aufmerksamkeit
                              aller Eisenhuͤttenbesizer ausmachen muß.
                           Es gereicht den Besizern der russischen Eisenhuͤtten zur Ehre, daß sie diesen
                              wichtigen Gegenstand nicht ganz außer Acht gelassen haben. Viele von ihnen haben
                              eine besondere Sorgfalt auf die Regulirung des Geblaͤses verwandt. Heut zu
                              Tage werden auf achtzehn Eisenhuͤtten des Uralgebirges mehr als 262,500 Kubikarschinen Holzkohlen in
                              dem Verhaͤltnisse zu dem Verbrauche des Jahres 1806 erspart. Besondere
                              Beachtung verdient die Ersparniß an Brennmaterial, die man auf einigen russischen
                              Huͤtten erreicht hat. Auf den Huͤtten der Erben des Kaufmanns Bastorgoueff bringt, man taͤglich bis auf 700 Pud
                              (233 Centner) Gußeisen aus, und verbraucht dazu nur 500 Pud oder 166 Centner Kohlen
                              meist aus Birkenholz. Fruͤherhin verbrauchte man auf denselben
                              Huͤtten, um dieselbe Menge Gußeisen auszubringen, 1000 Pud Kohle. Dieses
                              Resultat uͤberwiegt bei weitem alles oben uͤber Schottland
                              Erwaͤhnte.
                           Das Mittel, wodurch man in Rußland so wesentliche Vortheile bei dem
                              Huͤttenbetriebe erlangte, ist sehr einfach, und verlangt keine besonderen
                              Apparate und Unkosten. Man kann dessen Zuverlaͤssigkeit an jedem Hohofen, der
                              im Gange ist, erproben. Es besteht in der sorgfaͤltigen Beobachtung der
                              eingeblasenen Luft und in der gehoͤrigen Regulirung ihrer Geschwindigkeit.
                              Dieß erlangt man durch ein gehoͤriges Verengen der Duͤse, und dadurch,
                              daß man, je geringer die Oeffnung derselben ist, den Windmesser einen
                              groͤßeren Druk anzeigen laͤßt.
                           Der Nuzen der erwaͤrmten Luft haͤngt auch lediglich von der
                              Quantitaͤt der eingeblasenen Luft und der ihr mitgetheilten Schnelligkeit ab.
                              In der That wird die Luft, wenn sie bis zu der Temperatur erhizt wird, wie es in
                              Schottland geschehen, nahe auf den doppelten Umfang dilatirt, und es wird, wenn auch
                              die ausstroͤmende Luft eine groͤßere Schnelligkeit erlangt, doch eine
                              geringere Menge Luft in den Ofen befoͤrdert, als beim Gebrauche kalter Luft,
                              und zwar im umgekehrten Verhaͤltnisse der Temperatur. Je mehr die Luft
                              erwaͤrmt wird, desto geringer wird auch die Quantitaͤt, die durch
                              dieselbe Duͤse durchstroͤmen kann, und dieß ist die eigentliche
                              Ursache der guͤnstigen Resultate mit erwaͤrmter Luft. Wenn man die
                              geringe Erhoͤhung der Temperatur, die die erwaͤrmte Luft erreicht, mit
                              der Temperatur vergleicht, bei der die Erze schmelzen, so uͤberzeugt man sich
                              leicht, daß die Erklaͤrung, die der Erfinder von dem guͤnstigen
                              Erfolge gibt, indem er ihn dem Umstande zuschreibt, daß der Ofen durch das
                              bestaͤndige Zustroͤmen warmer Luft nicht abgekuͤhlt werde,
                              keine Beachtung verdiene.
                           Ungeachtet der großen Vortheile, die, wie wir gesehen haben, auf der Clyde'schen Huͤtte erlangt worden sind, so
                              erreicht jener Betrieb dennoch den gewoͤhnlichen englischen nicht, indem dort
                              mehrere Huͤtten, bei Anwendung kalter Luft, auf einen Theil Gußeisen nicht
                              viel uͤber 2 Theile Steinkohlen verbrauchen. Auf einigen dieser
                              Huͤtten hat man es versucht, die eingeblasene Luft zu erwaͤrmen, aber mit
                              unguͤnstigem Erfolge, was wahrscheinlich seinen Grund darin hat, daß auf
                              diesen Huͤtten die Menge und die Schnelligkeit der zustroͤmenden Luft
                              sich schon in dem Verhaͤltnisse befand, wie es der vortheilhafteste Betrieb
                              erheischt.
                           Der Nuzen der erwaͤrmten Luft hat sich auch in anderen Gegenden, vorzugsweise
                              aber nur auf den Huͤtten bewaͤhrt, wo man, gleich den
                              Schottlaͤndischen, bis dahin eine zu große Menge von Luft verbrauchte, und
                              dadurch eines großen Aufwandes an Kohle bedurfte.
                           Es waͤre zu wuͤnschen, daß in den Beschreibungen der Betriebe mit
                              erwaͤrmter Luft, in Schottland sowohl als auch in anderen Gegenden, alle
                              noͤthigen Data angegeben worden waͤren, um daraus das
                              Verhaͤltniß des Verminderns der eingeblasenen Luft zur Erhoͤhung der
                              Temperatur herzuleiten. Bei einigen der Einrichtungen waren aber gar keine
                              Windmesser angebracht, und wenn bei anderen auch welche gebraucht wurden, so waren
                              sie von mangelhafter Construction, indem sie den Druk nicht durch die Hoͤhe
                              einer Queksilbersaͤule anzeigten, sondern ihn durch das Gewicht auf eine
                              Flaͤche von einer gegebenen Groͤße angaben. Bei allem dem sieht man
                              aus den Beobachtungen des franzoͤsischen Ingenieurs Dufrénoy, daß in der Caldron'schen
                              Huͤtte die Menge der Luft beim Erwaͤrmen derselben auf 612° F.
                              (322° C.) von 3500 Kubikfuß auf 2626 Kubikfuß in der Minute vermindert worden
                              ist.
                           Es ist zu bedauern, daß Dufrénoy, der diese
                              Beobachtungen gemacht hat, nicht gleich auf die wahre Ursache kam, und den Versuch
                              machte, mit kalter Luft dieselben Vortheile durch Verminderung der Quantitaͤt
                              derselben im oben erwaͤhnten Verhaͤltnisse zu erreichen. –
                              Dieser Versuch haͤtte ihm ohne Zweifel gezeigt, daß man durch Verengern der
                              Duͤse den Hohofen in denselben Zustand versezen koͤnne, in dem er sich
                              beim Einblasen warmer Luft befindet. Ein guter Hohofenschmelzer kann durch
                              gehoͤriges Reguliren des Geblaͤses das Niederbrennen der Gichten nach
                              Maßgabe der Nothwendigkeit verlangsamen, und dadurch eine vollstaͤndigere
                              Ausscheidung des Metalles bewirken. Durch Beobachtung des Windmessers und
                              gehoͤriges Zusammendruͤken der Luft kann er bei jedem Ofen, welche
                              Construction er auch habe, bedeutende Ersparnisse an Brennmaterial bewirken. Zum
                              Beweise dessen kann man die Kortsche-Gerski'sche
                              Huͤtte im Olonetzki'schen Bezirk anfuͤhren.
                           Auf dieser Huͤtte konnte man seit der Zeit des bekannten Gascoins bei allen
                              Bemuͤhungen der fruͤheren Verwaltung nie mehr als 21 Pud Erz auf einen
                              Korb, oder nahe 5 Kubikarschinen Kohle verschmelzen. Heut zu Tage ist man, durch die
                              Bemuͤhungen des. Hrn. 
                              Knauff bei Beobachtung des Windmessers und Verengern der
                              Duͤse dahin gekommen, 37 Pud mit derselben Menge Kohle zu verschmelzen.
                           Alles dieses zeigt nach meiner Meinung deutlich, daß der Vortheil des Verschmelzens
                              mit erwaͤrmter Luft davon abhaͤngt, daß durch eine maͤßigere
                              Wirkung des Geblaͤses der Gang der Gichten vermindert wird, und folglich das
                              Erz laͤngere Zeit mit den im Ofen sich bildenden brennbaren Gasen und der
                              gluͤhenden Kohle in Beruͤhrung bleibt. Dadurch erhaͤlt man die
                              Moͤglichkeit, die Beschikung im Verhaͤltnisse dieser Verlangsamung zu
                              vermehren, und so ein guͤnstiges Resultat zu erreichen. Wenn man also durch
                              Verengerung der Duͤse, bei Anwendung von kalter Luft, dieselben Vortheile
                              erreichen kann, scheint es uͤberfluͤssig zu seyn, seine Zuflucht zu
                              theueren Einrichtungen zu nehmen.
                           Um zu zeigen, wie vortheilhaft das laͤngere Verweilen der Beschikung in
                              Beruͤhrung mit den brennenden Kohlen ist, will ich ein Beispiel
                              anfuͤhren, welches ich aus dem Gange der dem Obristen Fock gehoͤrigen Huͤtte zu Sumbula entnommen habe. Dort
                              wurden seit sieben Jahren Eisenerze nicht durch Kohle, sondern durch Holz
                              verschmolzen. Bei dem Anblasen des Ofens im Jahre 1830 wurde eine runde Duͤse
                              mit zweizoͤlliger Oeffnung im Durchmesser gebraucht. Die Gichten, die, wie
                              immer, 3 Kubikarschinen Holz enthielten, brannten sehr schnell, naͤmlich zu
                              50 in 24 Stunden nieder. Die Beschikung bestand aus 10 Pud Erz auf jede Gicht, und
                              ob zwar im Schmelzraume Alles in Ordnung zu seyn schien, so wurde doch gar kein
                              Gußeisen erhalten. Die Verminderung der Beschikung bis auf 6 Pud half durchaus
                              nicht, und das Gestell fuͤllte sich bloß mit einer Schlake an, die der
                              Frischeisenschlake vollkommen glich; sie war vollkommen fluͤssig, und floß
                              beim Ausstechen wie Gußeisen, hatte auch beim Erkalten dessen aͤußeres
                              Ansehen, war aber im Innern krystallisirt, gleich wie Frischschlaken. Als man aber
                              die zweizoͤllige Duͤse mit einer einzoͤlligen vertauschte, so
                              erschien bald Gußeisen, und zwar sehr weiches; statt 50 Gichten aber gingen nur 20
                              in den 24 Stunden nieder. In diesen Bemerkungen habe ich haͤufig darauf
                              angedeutet, daß es unumgaͤnglich noͤthig sey, die Angaben eines gut
                              eingerichteten Windmessers zu beobachten. Darunter verstehe ich aber einen
                              Windmesser, der aus einer S foͤrmig gebogenen
                              Roͤhre besteht und mit Queksilber gefuͤllt ist. Das eine Ende wird in
                              die Roͤhre, durch welche die Luft eingetrieben wird, luftdicht eingepaßt, das
                              andere Ende enthaͤlt einen Schwimmer, der als Zeiger dient. Wenn der Druk der
                              Luft das Queksilber von der einen Seite niederpreßt, so steigt es im anderen Arme
                              der Roͤhre hinauf, und schiebt den Zeiger in die Hoͤhe. Auf einer besonderen Scale
                              liest man die Hoͤhe der Queksilbersaͤule ab, die den Druk anzeigt. Es
                              versteht sich von selbst, daß die Roͤhre in allen ihren Theilen von gleichem
                              Durchmesser seyn muß; solche Windmesser sind fuͤr genaue Beobachtungen
                              geeignet, und es waͤre zu wuͤnschen, daß man sich ihren Gebrauch
                              uͤberall zur Pflicht machte. Alle die Nachtheile, die sich beim Schmelzen
                              ereignen, als: zu schnelles oder zu langsames Niederbrennen der Gichten, so auch das
                              Kochen im Schmelzraume, das Verdiken der Schlaken u. dergl., die fast alle der
                              Guͤte des Gußeisens schaden, und die Arbeit erschweren – alle diese
                              Nachtheile koͤnnen bei gehoͤriger Beobachtung des Windmessers und
                              guter Behandlung des Geblaͤses vermieden werden.
                           Alle, die den Gang eines Hohofens beobachten, wuͤrden einer Menge Vorurtheilen
                              uͤber Dimensionen der Oefen, uͤber die Nothwendigkeit der Erweiterung
                              im Schachte und andere Gegenstaͤnde betreffend, entsagen, wenn nur die
                              Anwendung des Windmessers ihnen gelaͤufig waͤre.
                           In Rußland kennt man schon hinlaͤnglich den Nuzen dieses Instrumentes, und nur
                              der genauen Beachtung seiner Anzeigen verdankt Hr. Fock
                              den guͤnstigen Erfolg seiner Schmelzung mit Holz, ein Verfahren, das wegen
                              Nichtbeachtung dieser Anzeige noch in keinem anderen Lande mit Erfolg nachgeahmt
                              worden ist.
                           Ich hoffe, daß das von mir Gesagte die Veranlassung dazu werden werde, die Versuche
                              uͤber Einblasen warmer Luft mit groͤßerer Genauigkeit, als bisher
                              geschehen ist, zu wiederholen, und einige Huͤttenbesizer von einer zu
                              fruͤhzeitigen Nachahmung eines theueren und unsicheren Regulirungsmittels des
                              Geblaͤses abzuhalten.