| Titel: | Ueber die Verwandtschaftsordnung der Oxyde zu den Säuren und die hieraus sich ergebenden Anwendungen. Von I. Persoz. | 
| Fundstelle: | Band 57, Jahrgang 1835, Nr. X., S. 50 | 
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                        X.
                        Ueber die Verwandtschaftsordnung der Oxyde zu den
                           Saͤuren und die hieraus sich ergebenden Anwendungen. Von I. Persoz.
                        Aus den Annales de Chimie
                                 et de Physique. Februar 1835, S. 180.
                        Persoz, Verwandtschaftsordnung der Oxyde zu den Saͤuren und
                           die hieraus sich ergebenden Anwendungen.
                        
                     
                        
                           Hr. Gay-Lussac hat
                              uͤber diesen Gegenstand eine Arbeit geliefert, die man im XLIX. Bd. der Annales de Chimie findet und ans seinen Versuchen
                              gefolgert:
                           1) daß die Oxyde sich wechselseitig ersezen, d.h. aus ihrer Aufloͤsung
                              niederschlagen;
                           2) daß die Verwandtschaft der Metalle zum Sauerstoff auf das
                              Faͤllungsvermoͤgen eines Oxyds keinen Einfluß hat;
                           3) daß die Oxydationsstufe eines Oxyds seine Verwandtschaft zu einer Saͤure
                              abaͤndert;
                           4) daß die eigenthuͤmliche Verwandtschaft eines Oxyds zu einer Saͤure
                              einen Einfluß ausuͤbt, der jedoch beschraͤnkt ist.
                           Er faßt alle diese Saͤze in folgendem Paragraph zusammen:
                           „Es scheint also im Allgemeinen, daß unter uͤbrigens gleichen
                                 Umstaͤnden die Substanzen, welche die Saͤuren besser neutralisiren
                                 als andere, leztere aus ihren Aufloͤsungen niederschlagen
                                 koͤnnen.“ Hr. Gay-Lussac hat
                              diese Erfahrungen uͤber das Faͤllungsvermoͤgen benuzt, um
                              mehrere Salze durch außerordentlich einfache Mittel zu reinigen; er hat auch die
                              Anwendungen bezeichnet, welche von seinen Resultaten fuͤr die analytische
                              Chemie gemacht werden koͤnnen. Alle besonderen Thatsachen, welche sich auf
                              diese Reihe von Erscheinungen beziehen, und spaͤter beobachtet wurden, sind
                              auch, so wie diejenigen, welche ich in dieser Abhandlung mittheile, nur eine
                              nothwendige Folge der von Hrn. Gay-Lussac
                              aufgestellten Grundsaͤze.
                           Ich hatte bei meinen Versuchen die Absicht, so viel als moͤglich die
                              Verwandtschaftsordnung der salzfaͤhigen Basen fuͤr eine Saͤure
                              festzusezen, wie es schon Hr. Gay-Lussac
                              fuͤr einige Oxyde gethan hatte, um dadurch zur Loͤsung eines Problems
                              gelangen zu koͤnnen, welches mich schon seit langer Zeit beschaͤftigt,
                              und wozu es noͤthig ist, genau die Stelle zu kennen, die ein Oxyd in Bezug
                              auf ein anderes einnimmt, wenn zwei oder mehrere Oxyde mit einander in einer
                              Saͤure aufgeloͤst sind, und die Menge dieser lezteren nicht hinreicht,
                              sie alle zu saͤttigen.
                           Gestattet dieses Problem eine absolute Loͤsung? Ich glaube es nicht; besonders
                              wenn ich, abgesehen von den Erscheinungen, welche sich auf die Ausscheidung der
                              Saͤuren durch die Basen und der Basen durch die Saͤuren beziehen, kurz von allen
                              Reactionen, die mit Berthollet's bekannten Gesezen
                              zusammenhaͤngen, bloß die außerhalb dieser Geseze liegenden Thatsachen
                              beruͤksichtige, welche keine wahrscheinliche Erklaͤrung finden
                              koͤnnen, weder durch die Cohaͤsionskraft, noch durch die
                              Elektricitaͤt, es sey denn, daß man bei der einen oder anderen dieser
                              Kraͤfte Modificationen ohne Zahl annimmt. So wußten wir lange Zeit, daß das
                              kohlensaure Kali durch Kalk zersezt wird, haͤtten aber nicht erwartet, daß
                              durch Abaͤnderung der Quantitaͤt des Wassers gerade die umgekehrte
                              Erscheinung hervorgebracht werden kann, wie dieses Hr. Liebig bewiesen hat.Man vergleiche den Aufsaz im Polyt. Journale Bd. L. S. 296. A. d. R. Eine aͤhnliche Erscheinung ist die Zersezung des Kochsalzes durch
                              Kalk bei Gegenwart von Kohlensaͤure; wenn man die Graͤnzen der
                              erforderlichen Wassermenge uͤberschreitet, verbindet sich entweder der Kalk
                              mit Kohlensaͤure oder im entgegengesezten Falle das Natron.
                           Waͤren die Thatsachen dieser Art nur von beschraͤnkter Anzahl, so
                              koͤnnte man vielleicht fuͤr die anderen, deren Geseze wir kennen,
                              einige allgemeine Saͤze aufstellen, naͤmlich fuͤr die
                              Faͤlle, welche sich auf die Verwandtschaft einer Saͤure zu einer Basis
                              beziehen; da wir uns aber in dem Maaße, als wir die Bedingungen, welche auf die
                              Vereinigung der Koͤrper Einfluß aͤußern, besser studiren, immer mehr
                              uͤberzeugen, daß es wenige Reactionen zwischen zwei Koͤrpern unter
                              gegebenen Umstaͤnden gibt, welche nicht auch auf umgekehrte Weise Statt
                              finden koͤnnten, so wenig man auch die Umstaͤnde abaͤndert, so
                              wollen wir unseren Resultaten auch keine zu bestimmte Auslegung geben, sondern sie
                              rein auf die Bedingungen, unter denen wir unsere Versuche anstellten,
                              beschraͤnken.
                           Ich beabsichtigte durch meine Versuche die Verwandtschaftsordnung der
                              salzfaͤhigen Basen zur Salpetersaͤure und zur Salzsaͤure unter
                              dem Einflusse des Wassers auszumitteln, und untersuchte daher nach einander die
                              Wirkung eines Oxyds auf eine salpetersaure oder salzsaure Aufloͤsung einer
                              anderen Basis; ich gebe jedes Mal die Saͤure genau an, denn wir werden sehen,
                              daß die Ordnung der Oxyde, welche fuͤr die Salpetersaͤure gilt, nicht
                              fuͤr alle diese Oxyde bei der Salzsaͤure sich gleich bleibt. Mit
                              diesen Saͤuren machte ich den Anfang, theils weil sie beinahe mit allen Basen
                              aufloͤsliche Salze bilden, theils weil sie gewoͤhnlich als
                              Aufloͤsungsmittel der Metalle bei chemischen Analysen angewandt werden.
                           Der Rang, welchen die salzfaͤhigen alkalischen Basen in Bezug auf die
                              Saͤuren behaupten, schien mir bereits bestimmt zu seyn, keineswegs aber die Ordnung der
                              in den anderen Sectionen enthaltenen Oxyde; ich mußte also eine Reihe von Versuchen
                              anstellen, um zu erfahren, welche Oxyde die uͤbrigen, wenn leztere in der
                              einen oder anderen dieser beiden Saͤuren aufgeloͤst sind,
                              verdraͤngen (niederschlagen) koͤnnen, und in welcher Ordnung dieses
                              geschieht. Da das Kupferoxyd nach der Art, wie es die Saͤuren
                              saͤttigt, zwischen den Basen, welche die Saͤuren am besten
                              neutralisiren und denjenigen, welche sie am wenigsten gut neutralisiren, die
                              Graͤnze bildet, so glaubte ich durch das Verhalten desselben zu den
                              salpetersauren oder salzsauren Aufloͤsungen der Metalle eine mehr oder
                              weniger genaue Eintheilung der Oxyde herstellen zu koͤnnen. Offenbar
                              koͤnnen die Aufloͤsungen der Oxyde, welche die Rolle der
                              maͤchtigsten Basen spielen, durch das Kupferoxyd nicht zersezt werden,
                              waͤhrend es sich in den Aufloͤsungen weniger starker Basen der
                              Saͤure bemaͤchtigen und das Oxyd niederschlagen wird. Ich kochte also
                              Kupferoxyd, welches durch Gluͤhen von salpetersaurem Kupfer bereitet worden
                              war, mit folgenden Aufloͤsungen:
                           
                              
                                 Salpetersaurer
                                 Talkerde.
                                 Salzsaurer
                                 Talkerde.
                                 
                              
                                           –
                                 Manganoxydul.
                                        –
                                 Manganoxydul.
                                 
                              
                                           –
                                 Beryllerde.
                                        –
                                 Eisenoxydul u. Oxyd.
                                 
                              
                                           –
                                 Alaunerde.
                                        –
                                 Kobaltoxyd.
                                 
                              
                                           –
                                 Ceroxydul.
                                        –
                                 Nikeloxyd.
                                 
                              
                                           –
                                 Uranoxyd.
                                        –
                                 Zinkoxyd.
                                 
                              
                                           –
                                 Kobaltoxyd.
                                        –
                                 Alaunerde.
                                 
                              
                                           –
                                 Nikeloxyd.
                                        –
                                 Beryllerde.
                                 
                              
                                           –
                                 Zinkoxyd.
                                        –
                                 Uranoxydul u. Oxyd.
                                 
                              
                                           –
                                 Cadmiumoxyd.
                                        –
                                 Zinnoxydul u. Oxyd.
                                 
                              
                                           –
                                 Eisenoxyd.
                                        –
                                 Kupferoxydul u. Oxyd.
                                 
                              
                                           –
                                 Chromoxyd.
                                        –
                                 Chromoxyd.
                                 
                              
                                           –
                                 Queksilberoxydul.
                                        –
                                 Antimonoxyd.
                                 
                              
                                           –
                                 Queksilberoxyd.
                                        –
                                 Wismuthoxyd.
                                 
                              
                                           –
                                 Silberoxyd.
                                        –
                                 Queksilberoxyd.
                                 
                              
                                           –
                                 Bleioxyd.
                                 
                                 
                                 
                              
                                           –
                                 Wismuthoxyd.
                                 
                                 
                                 
                              
                           Jede dieser Aufloͤsungen wurde mit Kupferoxyd versezt, zehn Minuten lang
                              gekocht, worauf man sie auf ein Filter brachte. Die filtrirte Fluͤssigkeit
                              wurde dann untersucht. Einige dieser Aufloͤsungen waren ganz
                              unveraͤndert geblieben, und obgleich das Kupferoxyd in Ueberschuß angewandt
                              worden war, so koͤnnte man doch keine Spur davon in der Fluͤssigkeit
                              auffinden. Andere hingegen waren ganz zersezt und man versuchte vergebens durch die
                              empfindlichsten Reagentien das anfangs aufgeloͤst gewesene Oxyd darin zu
                              entdeken; die Fluͤssigkeit enthielt nur noch Kupferoxyd, welches die Stelle
                              desselben eingenommen hatte.
                           
                           Folgende Aufloͤsungen wurden durch Kupferoxyd nicht veraͤndert:
                           
                              
                                 Salpetersaure
                                 Talkerde.
                                 Salzsaure
                                 Talkerde.
                                 
                              
                                          –
                                 Silberoxyd.
                                       –
                                 Manganoxydul.
                                 
                              
                                          –
                                 Manganoxydul.
                                       –
                                 Queksilberoxyd.
                                 
                              
                                          –
                                 Kobaltoxyd.
                                       –
                                 Zinkoxyd.
                                 
                              
                                          –
                                 Nikeloxyd.
                                       –
                                 Kobaltoxyd.
                                 
                              
                                          –
                                 Ceroxydul.
                                       –
                                 Nikeloxyd.
                                 
                              
                                          –
                                 Zinkoxyd.
                                       –
                                 Eisenoxydul.
                                 
                              
                                          –
                                 Bleioxyd.
                                       –
                                 Ceroxydul.
                                 
                              
                                          –
                                 Cadmiumoxyd.
                                       –
                                 Uranoxydul.
                                 
                              
                                 
                                 
                                       –
                                 Kupferoxydul.
                                 
                              
                           Zersezt wurden folgende Aufloͤsungen:
                           
                              
                                 Salpetersaure
                                 Alaunerde.
                                 Salzsaures
                                 Zinnoxydul.
                                 
                              
                                          –
                                 Beryllerde.
                                       –
                                 Zinnoxyd.
                                 
                              
                                          –
                                 Uranoxyd.
                                       –
                                 Antimonoxyd.
                                 
                              
                                          –
                                 Chromoxyd.
                                       –
                                 Wismuthoxyd.
                                 
                              
                                          –
                                 Eisenoxyd.
                                       –
                                 Eisenoxyd.
                                 
                              
                                          –
                                 Wismuthoxyd.
                                       –
                                 Chromoxyd.
                                 
                              
                                          –
                                 Queksilberoxydul.
                                       –
                                 Uranoxyd.
                                 
                              
                                          –
                                 Queksilberoxyd.
                                       –
                                 Alaunerde.
                                 
                              
                                 
                                 
                                       –
                                 Beryllerde
                                 
                              
                           Wir haben nun zwei Abtheilungen, wovon ich die erste mit dem Buchstaben A und die zweite mit dem Buchstaben B bezeichnen will, um jeder Verwechslung
                              vorzubeugen.
                           Es handelte sich jezt bloß noch darum, die respective Stelle jeder der Basen in den
                              Reihen A und B zu erfahren;
                              ehe ich weiter ging, wollte ich mich aber durch Versuche uͤberzeugen, ob ein
                              beliebig aus der Reihe A genommenes Oxyd die in der
                              Reihe B enthaltenen von ihrem Aufloͤsungsmittel
                              trennen wuͤrde. Ich kochte also Bleioxyd und Zinkoxyd mit der einen oder
                              anderen der Aufloͤsungen B, und die Oxyde wurden
                              daraus immer niedergeschlagen, gerade so wie vorher durch das Kupferoxyd,
                              vorausgesezt, daß man dieselbe Saͤure bei den Versuchen anwandte.
                           Nachdem nun uͤber die Stelle, welche den Oxyden der Reihe A in Bezug auf diejenigen der Reihe B zukommt, kein Zweifel mehr war, versuchte ich auch
                              jedem in diesen Abtheilungen enthaltenen Oxyde in Beziehung auf die anderen seinen
                              Plaz anzuweisen. In dieser Absicht nahm ich neuerdings die Aufloͤsungen der
                              Reihe A, welche durch das Kupferoxyd nicht zersezt
                              wurden, um sie mit Bleioxyd zu kochen, das durch Calciniren von Blei in
                              Beruͤhrung mit Luft bereitet war. Dasselbe mußte durch seine Reaction
                              offenbar eine Trennung unter den Oxyden der Reihe A
                              herbeifuͤhren, weil die Oxyde dieser Reihe die Saͤuren nicht
                              gleichfoͤrmig saͤttigen. Auffallend ist dieser Umstand bei
                              salpetersaurem Silber und Kobalt, welche in sehr verschiedenem
                              Saͤttigungszustande bestehen koͤnnen.
                           
                           Aus folgenden Aufloͤsungen wurden die Oxyde durch Bleioxyd nicht
                              niedergeschlagen:
                           
                              
                                 Salpetersaure
                                 Talkerde,
                                 
                              
                                         –
                                 Silber,
                                 
                              
                                         –
                                 Kobaltoxyd,
                                 
                              
                                         –
                                 Nikeloxyd,
                                 
                              
                                         –
                                 Ceroxydul,
                                 
                              
                                         –
                                 Cadmiumoxyd?
                                 
                              
                                         –
                                 Manganoxydul.
                                 
                              
                           Gaͤnzlich oder zum Theil wurden zersezt:
                           
                              
                                 Salpetersaures
                                 Cadmiumoxyd,
                                 
                              
                                         –
                                 Kupferoxyd,
                                 
                              
                                         –
                                 Manganoxydul.
                                 
                              
                           Das Cadmiumoxyd gehoͤrt in beide Unterabtheilungen von A, denn es wird durch Bleioxyd nur zum Theil niedergeschlagen.
                           Um die Fluͤssigkeit auf einen Gehalt von Cadmium zu untersuchen, schlug ich
                              das Blei mit schwefelsaurem Natron nieder, und dann das Cadmium durch
                              Schwefelwasserstoff; und um in dem durch Kochen der Aufloͤsung mit Bleioxyd
                              erhaltenen Niederschlage das Cadmiumoxyd vom Bleioxyd zu trennen, behandelte ich
                              denselben mit Schwefelsaͤure. Das schwefelsaure Cadmium konnte als in Wasser
                              aufloͤslich von dem unaufloͤslichen schwefelsauren Blei durch
                              Filtriren getrennt werden.
                           Wir wollen uns nun bei Thatsachen aufhalten, welche einige Aufmerksamkeit verdienen.
                              Daß die Aufloͤsungen von salpetersaurem Zink-, Kobalt- und
                              Nikeloxyd durch Bleioxyd nicht zersezt werden, scheint gewisser Maßen mit dem von
                              Hrn. Gay-Lussac aufgestellten Grundsaz in
                              Widerspruch zu stehen, daß naͤmlich das Oxyd, welches eine Saͤure am
                              besten saͤttigt, immer die Oxyde aus derselben verdraͤngen wird,
                              welche dieselbe Saͤure am wenigsten gut saͤttigen. Wenn wir nun den
                              Saͤttigungszustand der Aufloͤsungen dieser Oxyde untersuchen und ihn
                              mit der Bleioxydaufloͤsung vergleichen, die sogar einen alkalischen Charakter
                              hat, wenn das Oxyd in Ueberschuß ist, so sollten wir allerdings a priori folgern, daß obige Oxyde durch das Bleioxyd aus
                              ihren Aufloͤsungen niedergeschlagen werden; zu dieser Annahme muͤssen
                              wir um so geneigter seyn, wenn wir die Analogie zwischen dem Silberoxyd und Bleioxyd
                              beruͤksichtigen; ersteres zersezt naͤmlich die Aufloͤsungen des
                              Manganoxyduls, Zink-, Nikel- und Kobaltoxyds und tritt an ihre
                              Saͤure, waͤhrend nach den erwaͤhnten Versuchen das Bleioxyd
                              dieses nicht thut. Muß man hieraus schließen, daß der von Gay-Lussac aufgestellte Grundsaz falsch ist und die
                              Verdraͤngung gewisser Oxyde durch andere so nicht erklaͤrt werden
                              kann? Keineswegs; bei genauerer Pruͤfung dieses Gegenstandes finden wir
                              naͤmlich, daß jene Anomalie ihren Grund in der Neigung des Bleioxyds, mir der
                              Salpetersaͤure unaufloͤsliche oder sehr schwer aufloͤsliche
                              basische Salze zu bilden, hat. Leztere entstehen immer, wenn Salpetersaͤure
                              oder salpetersaures Blei mit uͤberschuͤssigem Bleioxyd in
                              Beruͤhrung kommen, waͤhrend man keine entsprechenden basischen Salze
                              des Zink-, Kobalt- und Nikeloxyds kennt.
                           Sollte das Bleioxyd, in verhaͤltnißmaͤßiger Menge angewandt, das eine
                              oder andere dieser Oxyde verdraͤngen koͤnnen, so muͤßte es auf
                              sie eine sehr entschiedene Wirkung haben, was nicht der Fall seyn kann, da es sich
                              so ziemlich auf derselben Graͤnze befindet. Wenn also von seiner Seite eine
                              Wirkung auf jene Aufloͤsungen erfolgen koͤnnte, so geschaͤhe
                              dieses nur dann, wenn es in so großem Ueberschuß vorhanden waͤre, daß es der
                              Kraft, welche ihm das Oxyd entgegensezt, das es zu verdraͤngen sucht, das
                              Gleichgewicht halten koͤnnte. Aber gerade dadurch, daß es in Ueberschuß
                              vorhanden seyn muͤßte, wird seine Wirkung, wenn es eine ausuͤben
                              koͤnnte, immer wieder vernichtet, weil in dem Maaße als etwas salpetersaures
                              Blei entstuͤnde, die Kraft des Bleioxyds, das Zink-, Kobalt-
                              oder Nikeloxyd zu verdraͤngen, durch seine Neigung, sich mit seinem Nitrat zu
                              verbinden, geschwaͤcht wuͤrde. Bei der Hypothese, daß sich ein
                              basisches salpetersaures Salz bildet, koͤnnte man jedoch auch vermuthen, daß
                              lezteres auf die Metallaufloͤsungen wirken und sie zersezen wuͤrde, um
                              so mehr, da eines dieser Salze, naͤmlich das doppeltbasische salpetersaure
                              Blei in der Waͤrme ein wenig aufloͤslich ist, das Bleioxyd in diesem
                              Falle also im guͤnstigsten Zustande zu seyn scheint, um auf die
                              Salpetersaͤure zu wirken. Versuche ergaben jedoch, daß dieses basische Salz
                              weder in der Kaͤlte noch in der Waͤrme eine Wirkung aͤußert; es
                              bleibt also erwiesen, daß wenn Zink-, Kobalt-, Nikel- und
                              Bleioxyd nur mit so viel Salpetersaͤure in Beruͤhrung sind, daß diese
                              nicht hinreicht, sie alle aufzuloͤsen, immer das Bleioxyd in Folge seiner
                              Neigung ein basisches Salz zu bilden, frei wird. Meine Behauptung bekraͤftigt
                              noch folgender Versuch: ich kochte Zinkoxyd, welches durch Gluͤhen des
                              Metalles an der Luft erhalten worden war, mit einer Aufloͤsung von
                              salpetersaurem Blei und filtrirte dann die Fluͤssigkeit; beim Erkalten sezte
                              sie krystallinische Schuppen ab, welche auf einem Filter gesammelt,
                              ausgesuͤßt und getroknet, nach meiner Analyse aus 1 Atom
                              Salpetersaͤure, 2 Atomen Bleioxyd und 1 Atom Wasser bestanden. Das Wasser,
                              welches diese Verbindung enthaͤlt, konnte ich nie absondern, ohne sie zu
                              zersezen; sie scheint sich also durch ihren Wassergehalt von dem in den
                              Lehrbuͤchern der Chemie beschriebenen doppeltbasischen Salze zu
                              unterscheiden.
                           
                           Das Manganoxydul wird aus seiner salpetersauren Aufloͤsung durch Bleioxyd
                              nicht gefaͤllt, oder wenn dieses geschieht, nur theilweise und nach und nach,
                              theils in Folge seiner Neigung in Beruͤhrung mit Sauerstoff sich in
                              Manganoxyd zu verwandeln, theils in Folge des Gleichgewichts, welches sich zwischen
                              beiden Basen in Bezug auf die Salpetersaͤure herzustellen sucht.
                           Wir wissen naͤmlich durch die Versuche des Hrn. Gay-Lussac, daß zwei ziemlich gleich starke Basen sich in die
                              Saͤure, womit sie in Beruͤhrung sind, zu theilen suchen. Wenn also die
                              eine nicht merklich kraͤftiger als die andere ist, so werden die
                              Koͤrper so lange ohne Reaction bleiben, als nicht neue Kraͤfte ins
                              Spiel kommen. Das Bleioxyd kann also nur dann ohne Wirkung auf das salpetersaure
                              Manganoxydul bleiben, wenn diese Koͤrper im Gleichgewicht stehen und gegen
                              Luftzutritt verwahrt sind, der dasselbe allein zu stoͤren vermag. Gestattet
                              man folglich der Luft Zutritt zu dem Gemenge, so wird ihr Sauerstoff einen Theil des
                              Manganoxyduls in unaufloͤsliches Superoxyd verwandeln, das sich
                              niederschlaͤgt. Das Gleichgewicht ist nun gestoͤrt und die
                              Verdraͤngung des Manganoxyduls hoͤrt auf, bis das Bleioxyd der Kraft,
                              welche ihm das in Aufloͤsung gebliebene Manganoxydul entgegensezt, das
                              Gleichgewicht haͤlt und lezteres neuerdings in der Lage ist, auf den
                              Sauerstoff der Luft wirken zu koͤnnen. Man begreift, daß auf diese Art nach
                              und nach alles Manganoxydul ausgeschieden werden kann.
                           Wahrscheinlich wuͤrde sich das Eisenoxydul gerade so wie das Manganoxydul
                              verhalten, wenn es wie dieses bei Gegenwart von Salpetersaͤure bestehen
                              koͤnnte; diese Saͤure tritt ihm jedoch augenbliklich Sauerstoff
                              ab.
                           Da sich das Zink-, Kobalt- und Nikeloxyd zum Sauerstoff anders
                              verhalten, als das Manganoxydul, so erklaͤrt dieses hinreichend, warum die
                              salpetersauren Aufloͤsungen dieser drei Metalle durch Bleioxyd nicht zersezt
                              werden, wie das salpetersaure Manganoxydul. Denn obgleich sie ebenfalls Superoxyde
                              liefern, so haben sie doch keine so große Anziehung fuͤr den Sauerstoff, wie
                              das Manganoxydul, und diese waͤre also nie hinreichend das Gleichgewicht zu
                              stoͤren, welches sich zwischen den beiden Oxyden und der
                              Salpetersaͤure herstellen wuͤrde.
                           
                        
                           Classification der Oxyde.
                           Kocht man Talkerde mit den salpetersauren Aufloͤsungen des Manganoxyduls,
                              Silberoxyds, Nikel-, Kobalt-, Zinkoxyds und Ceroxyduls, so werden
                              dieselben niedergeschlagen, daher die Talkerde unter den Oxyden in der Abtheilung
                              A die erste Stelle einnimmt.
                           
                           Kocht man Silberoxyd mit den Aufloͤsungen der erwaͤhnten Oxyde, so
                              werden sie alle niedergeschlagen, mit Ausnahme der Talkerde; das Silberoxyd nimmt
                              also die Stelle nach der Talkerde ein.
                           Das Manganoxydul kann durch Zink-, Kobalt und Nikeloxyd zum Theil
                              verdraͤngt werden, wenn die Luft Zutritt hat, weil in dem Maaße, als sich die
                              Fluͤssigkeit dem Siedepunkt naͤhert, durch Aufnahme von Sauerstoff
                              Mangansuperoxyd entsteht und niederfaͤllt.
                           Das Zinkoxyd zersezt salpetersaures Kobaltoxyd, Nikeloxyd und Ceroxydul nicht, es
                              folgt also nach denselben.
                           Das Kobaltoxyd schlaͤgt das Nikel- und Ceroxydul nieder. Lezteres wird
                              auch durch Nikeloxyd gefaͤllt; wir reihen also die Oxyde, deren
                              Aufloͤsungen durch Bleioxyd nicht zersezt werden, folgender Maßen an
                              einander:
                           Talkerde,
                           Silberoxyd,
                           Kobaltoxyd,
                           Nikeloxyd,
                           Ceroxydul,
                           Zinkoxyd,
                           Manganoxydul.
                           Das Bleioxyd verdraͤngt das Kupferoxyd und zum Theil das Cadmiumoxyd. Das
                              Cadmiumoxyd verdraͤngt das Kupferoxyd, so daß also diese Oxyde in
                              Beruͤhrung mit Salpetersaͤure folgender Maßen geordnet werden
                              muͤssen: Bleioxyd, Cadmium- und Kupferoxyd.
                           Auf ganz aͤhnliche Weise verfuhr ich auch, um die in der Reihe A enthaltenen Oxyde fuͤr die Salzsaͤure zu
                              classificiren. Hinsichtlich ihrer Anordnung in dieser Beziehung ist ebenfalls zu
                              bemerken, daß die Oxyde, welche sich in Beruͤhrung mit Luft hoͤher
                              oxydiren koͤnnen, dadurch die ihnen zukommende Stelle modificiren; die
                              Eigenschaften der Chloride, sich mit einander zu verbinden, kann auch auf diese
                              Reactionen Einfluß haben.
                           
                        
                           Anordnung der Oxyde der ReiheAin Bezug auf die Salzsaͤure:
                           
                              
                                   1.
                                 Talkerde,
                                 
                                 
                              
                                   2.
                                 Kobaltoxyd,
                                 
                                 
                              
                                   3.
                                 Nikeloxyd,
                                 
                                 
                              
                                   4.
                                 Queksilberoxyd,
                                 
                                 
                              
                                   5.
                                 Ceroxydul,
                                 
                                 
                              
                                   6.
                                 Zinkoxyd,
                                 
                                 
                              
                                   7.
                                 Manganoxydul,
                                 
                                 
                              
                                   8.
                                 Eisenoxydul,
                                 
                                 
                              
                                   9.10.
                                 Uranoxydul,Kupferoxydul.
                                 
                                    
                                    
                                       
                                       Es ist sehr schwer, diesen beiden Oxyden ihre Stelle anzuweisen, weil
                                          sie sich in Beruͤhrung mit Luft oder Koͤrpern, die
                                          ihnen Sauerstoff liefern koͤnnen, schnell veraͤndern.
                                          A. d. O.
                                       
                                    
                                 
                              
                           
                        
                           
                           Untersuchung der Oxyde der ReiheBin Bezug auf die Salpetersaͤure.
                           Wir haben schon gesehen, daß wenn man die salpetersauren Aufloͤsungen dieser
                              Oxyde mit Kupferoxyd kocht, lezteres sie alle niederschlaͤgt und ihre Stelle
                              einnimmt. Dasselbe geschah, als man das Kupferoxyd durch Blei- oder Zinkoxyd
                              ersezte, die der Reihe A angehoͤren. Umgekehrte
                              Versuche gaben (bei Anwendung salpetersaurer Aufloͤsungen) negative
                              Resultate. So wurden die salpetersauren Aufloͤsungen von Blei-,
                              Kupfer- und Nikeloxyd ganz und gar nicht veraͤndert, als man sie mir
                              Alaunerde, Eisenoxyd, Uran- oder Queksilberoxyd kochen ließ.
                           Um die Stelle fuͤr jedes dieser Oxyde zu bestimmen, kochte man die
                              Aufloͤsungen folgender Oxyde mit Alaunerde: salpetersaure Beryllerde,
                              salpetersaures Uranoxyd, Queksilberoxydul, Queksilberoxyd, Chromoxyd, Eisenoxyd und
                              Wismuthoxyd. Alle wurden zersezt, mit Ausnahme der salpetersauren Beryllerde, deren
                              Basis durch Alaunerde nicht gefaͤllt werden konnte, weil leztere in ihren
                              Salzen immer durch die Beryllerde verdraͤngt wird.
                           Das Uranoxyd schlaͤgt das Queksilberoxydul, Queksilberoxyd, Chromoxyd,
                              Eisen- und Wismuthoxyd aus ihren kochenden salpetersauren Aufloͤsungen
                              nieder.
                           Das Queksilberoxyd verdraͤngt das Eisen- und Wismuthoxyd, und lezteres
                              wird wieder durch das Eisenoxyd gefaͤllt; es scheint mir also, daß diese
                              Oxyde in Bezug auf die Salpetersaͤure folgender Maßen geordnet werden
                              muͤssen:
                           Beryllerde,
                           Alaunerde,
                           Uranoxyd,
                           Chromoxyd,
                           Queksilberoxydul,
                           Queksilberoxyd,
                           Eisenoxyd,
                           Wismuthoxyd.
                           
                        
                           Untersuchung der Oxyde der ReiheBin Bezug auf die Salzsaͤure.
                           In dieser Reihe nimmt das Zinnoxydul die erste Stelle ein, denn seine
                              Aufloͤsung wird durch die Alaun- und Beryllerde ganz und gar nicht
                              zersezt. Die anderen Oxyde behalten so ziemlich dieselbe Stelle wie fuͤr die
                              Salpetersaͤure; wir ordnen saͤmmtliche Oxyde folgender Maßen an:
                           
                           Zinnoxydul,
                           Beryllerde,
                           Alaunerde,
                           Uranoxyd,
                           Chromoxyd,
                           Eisenoxyd,
                           Zinnoxyd,
                           Wismuthoxyd,
                           Antimonoxyd.
                           Das Queksilberoxydul und Queksilberoxyd nehmen in Bezug auf Salpetersaͤure und
                              Salzsaͤure nicht dieselbe Stelle ein, wie man dieses aus den vorhergehenden
                              Tabellen ersieht. Die Ursache hievon scheint mir einerseits die
                              Unaufloͤslichkeit des Queksilberchloruͤrs und andererseits der
                              verschiedene Saͤttigungszustand des salpetersauren und salzsauren
                              Queksilberoxyds zu seyn, welche sich zur Lakmustinctur nicht gleich verhalten.
                              Hinsichtlich des Queksilberoxyds koͤnnte auch das Verhalten gewisser Chloride
                              zu den salzigen Verbindungen dieses Oxyds, welches von den bisher beobachteten
                              Zersezungen dieser Art unabhaͤngig ist, einen Grund abgeben. So viel ist
                              gewiß, daß das Queksilberoxyd in Bezug auf Salpetersaͤure zu den
                              indifferenten Oxyden gehoͤrt, waͤhrend es im Gegentheil in Hinsicht
                              der Salzsaͤure zu den staͤrksten salzfaͤhigen Basen
                              gezaͤhlt werden muß. Deßwegen wird eine Aufloͤsung von salpetersaurem
                              Queksilberoxyd in der Waͤrme durch Zinkoxyd zersezt, keineswegs aber das
                              Queksilberchlorid. Das salzsaure Manganoxydul wird auch durch Queksilberoxyd
                              zersezt, keineswegs aber das salpetersaure. Ist die Eigenschaft der Oxyde, die
                              Saͤuren ungleichfoͤrmig zu neutralisiren, wirklich die einzige Ursache
                              dieser Erscheinungen? Ich glaube es nicht; denn abgesehen davon, daß ein Oxyd mit
                              einer Saͤure ein unaufloͤsliches Salz bilden kann, wird auch die
                              Wirkung eines Oxyds auf ein anderes, sey es, daß sie sich mit einander verbinden,
                              oder einander wechselseitig einest Theil ihres Sauerstoffs abtreten koͤnnen,
                              von Einfluß seyn.
                           Salzsaures Eisen- und Manganoxydul werden durch Queksilberoxyd zersezt; aber
                              nicht weil lezteres die Saͤuren besser neutralisirt, sondern weil es diesen
                              Oxyden einen Theil seines Sauerstoffs abtreten und sie in ein hoͤheres Oxyd
                              verwandeln kann, welches sich als unaufloͤslich niederschlaͤgt.
                           Erhizt man Bleisuperoxyd mit salzsaurem Eisen- und Manganoxydul, so ist der
                              Erfolg derselbe, nur erfolgt die Wirkung langsamer, weil das sich bildende Chlorblei
                              schweraufloͤslich ist.
                           Ich kochte salzsaures Kobalt- und Nikeloxyd eine halbe Stunde lang mit
                              Queksilberoxyd, ohne daß eine Zersezung Statt fand. Nach langem Kochen erfolgte jedoch
                              eine theilweise, indem sich Queksilberoxydchlorid bildete.
                           Nachdem wir nun einen Theil der Metalloxyde classificirt und ihre Reihenfolge in
                              Bezug auf die Salpetersaͤure und Salzsaͤure bestimmt haben, wollen wir
                              sehen, welche Anwendungen sich von unseren Resultaten fuͤr qualitative und
                              quantitative Analysen machen lassen.
                           Hr. Gay-Lussac hat, wie man aus oben
                              erwaͤhnter Abhandlung ersehen kann, die Eigenschaft gewisser Oxyde andere zu
                              verdraͤngen, benuzt, um auf diese Art zu trennen:
                           1) Eisenoxyd von Zinkoxyd, durch einen Ueberschuß dieses lezteren;
                           2) Eisenoxydul von Eisenoxyd, durch Kupferoxyd;
                           3) Eisenoxyd von Kupferoxyd, durch einen Ueberschuß dieses lezteren;
                           4) Zinkoxyd von Kupferoxyd, durch Silberoxyd.
                           Wir wollen nun auch unsererseits einige analytische Methoden angeben, und zwar a) fuͤr den Fall, wo zwei oder mehrere Oxyde,
                              deren Aufloͤsungen durch Schwefelwasserstoff nicht gefaͤllt werden,
                              durch ein Oxyd zu trennen sind, welches eines oder mehrere von ihnen niederschlagen
                              kann, aber selbst die Eigenschaft besizen muß, durch Schwefelwasserstoff
                              gefaͤllt zu werden; und b) fuͤr den Fall,
                              wo zwei oder mehrere Oxyde, die durch Schwefelwasserstoff gefaͤllt werden,
                              durch ein Oxyd zu trennen sind, welches durch Schwefelwasserstoff nicht
                              niedergeschlagen wird. Man kann trennen:
                           1) Eisenoxyd von Manganoxydul durch Kupferoxyd; und Eisenoxydul von Manganoxydul,
                              indem man ersteres vorher in Oxyd verwandelt, wo es dann durch Kupferoxyd
                              niedergeschlagen wird;
                           2) Kobalt-, Nikel-, Zinkoxyd und Ceroxydul von Uranoxyd, Eisen-,
                              Chromoxyd und Alaunerde durch Kupferoxyd;
                           3) Eisenoxydul und Chromoxyd, in Salzsaͤure aufgeloͤst, durch
                              Kupferoxyd; und Eisenoxyd von Chromoxyd eben so, wenn man vorher das Eisen durch
                              Schwefelwasserstoff auf Oxydul reducirt hat;
                           4) Kobaltoxyd und Nikeloxyd von Manganoxydul, indem man die salzsaure
                              Aufloͤsung derselben mit Queksilberoxyd kochtIch nahm immer nur Queksilberoxyd, das durch Gluͤhen des
                                    salpetersauren Salzes bereitet worden war. Die Oxyde, welche man durch
                                    Faͤllen der Salze mit Kali oder Natron erhaͤlt, sind im
                                    Allgemeinen zu dieser Art von Versuchen nicht zu empfehlen, weil es schwer
                                    ist, die lezten Spuren des Faͤllungsmittels durch Auswaschen
                                    wegzuschaffen. A. d. O.;
                           5) Cadmium- von Wismuthoxyd durch Alaunerde;
                           6) Zinnoxydul von Zinnoxyd durch Alaunerde;
                           7) Zinnoxydul von Antimonoxyd durch Alaunerde.
                           
                           Es ist bei qualitativen Analysen eine etwas schwierige Aufgabe die Bestandtheile
                              eines Gemenges von Oxyden zu erfahren, deren Aufloͤsungen nicht durch
                              Schwefelwasserstoff, hingegen alle durch schwefelwasserstoffsaures Ammoniak
                              gefaͤllt werden. Ein solches Gemenge kann folgende Basen enthalten: Alaunerde, Ceroxydul, Uranoxydul, Uranoxyd, Zink-,
                              Kobalt-, Nikeloxyd,
                                 Eisenoxydul, Eisenoxyd, Manganoxydul, Chromoxyd, Titan- und Vanadiumoxyd. Nimmt man von diesen Oxyden, wie es einige
                              Chemiker gethan haben, eine kleine Anzahl weg, so vereinfacht sich die Frage sehr;
                              sezen wir aber den Fall, daß der Niederschlag alle Oxyde enthaͤlt, welche in
                              ihm vorkommen koͤnnen, so kenne ich nur eine einzige Methode, wodurch es mir
                              bisher gelang, ziemlich genuͤgende Resultate zu erhalten. Sie gruͤndet
                              sich darauf, daß durch das schwefelwasserstoffsaure Ammoniak aus einigen der
                              erwaͤhnten Aufloͤsungen Sulfuride, aus anderen hingegen bloß die Oxyde
                              unter Entbindung von Schwefelwasserstoff niedergeschlagen werden. Da nun nach Rose leztere Oxyde nicht mehr gefaͤllt werden,
                              wenn man ihre Aufloͤsungen mit Weinsteinsaͤure versezt, so ist es
                              klar, daß wenn man in die alle Oxyde enthaltende Aufloͤsung zuerst
                              Weinsteinsaͤure oder ein weinsteinsaures Salz und dann erst
                              schwefelwasserstoffsaures Ammoniak gießt, dasselbe nur diejenigen Oxyde
                              niederschlagen kann, womit es Sulfuride bildet. Abgesehen davon, daß man die
                              Weinsteinsaͤure verbrennen muß, um die Analyse weiter fortsezen zu
                              koͤnnen, hat aber diese Methode auch den Mangel, daß das Nikeloxyd etc. nicht
                              vollstaͤndig abgeschieden wird; dieß veranlaßte mich, das Kupferoxyd
                              anzuwenden, welches die Alaunerde, das Uran-, Chrom-, Titan-
                              und Vanadiumoxyd gleich gut niederschlaͤgt. Diese lassen sich also so von den
                              uͤbrigen oben erwaͤhnten Oxyden trennen.
                           Obgleich es unnuͤz scheinen duͤrfte, noch mehrere Beispiele dieser Art
                              anzufuͤhren, weil man, um zu erfahren, welches Oxyd in einem gegebenen Falle
                              angewandt werden muß, nur die oben mitgetheilten Tabellen nachzusehen braucht, so
                              wollen wir doch noch die Anwendung dieser Methoden auf die Behandlung des Cerits und
                              der Pechblende, aus welchen das Eisen nur schwer oder auf eine kostspielige Weise
                              abzuscheiden ist, hier beifuͤgen.
                           
                        
                           Behandlung des Cerits.Man vergleiche hieruͤber auch Demarcay's
                                    Bemerkungen im Polyt. Journale Bd. LIII. S. 306. A. d. R.
                           Man loͤst das Mineral in Koͤnigswasser auf, und verdampft die
                              Fluͤssigkeit zur Trokniß, um die Kieselerde abzuscheiden. Den Ruͤkstand behandelt man
                              mit Wasser und filtrirt die Fluͤssigkeit, worauf man sie mit Kupferoxyd
                              kocht, welches das Eisenoxyd niederschlaͤgt. Nachdem die Fluͤssigkeit
                              nun wieder filtrirt wurde, scheidet man das Kupfer durch Schwefelwasserstoff ab,
                              worauf man das Ceroxydul daraus niederschlagen kann.
                           
                        
                           Behandlung der Pechblende.
                           Nachdem man durch die Aufloͤsung dieses Minerals einen Strom
                              Schwefelwasserstoff geleitet und den Niederschlag abfiltrirt hat, kocht man die
                              Fluͤssigkeit mit ein wenig Salpetersaͤure, um das Uran in Oxyd zu
                              verwandeln. Hierauf versezt man sie mit Kupferoxyd und kocht sie wieder; dadurch
                              wird das Uran- und Eisenoxyd niedergeschlagen. Leztere loͤst man
                              wieder in Salpetersaͤure auf und kocht die Aufloͤsung mit
                              Queksilberoxyd. Das Eisenoxyd wird nun gefaͤllt, waͤhrend das Uranoxyd
                              mit dem Kupfer- und Queksilberoxyd aufgeloͤst bleibt. Verduͤnnt
                              man jezt die Fluͤssigkeit mit Wasser und leitet einen Strom
                              Schwefelwasserstoff hindurch, so werden die beiden lezten Oxyde gefaͤllt, und
                              es bleibt nur noch das Uranoxyd aufgeloͤst.
                           Dieses Verfahren gelingt eben so gut, wenn man an Statt Kupferoxyd Bleioxyd anwendet.
                              Nach der einen oder anderen dieser Methoden fand ich stets Spuren von Kobalt in der
                              Pechblende, die man nicht immer entdekt, wenn man das Eisen von dem Uran durch
                              kohlensaures Ammoniak trennt, weil sich das Kobalt im Ammoniaksalz ebenfalls
                              aufloͤst, und uͤberdieß in sehr geringer Menge in der Pechblende
                              vorkommt.
                           Meine Arbeit haͤtte sich eigentlich auf alle Oxyde erstreken sollen, die sich
                              in Salpetersaͤure oder in Salzsaͤure aufloͤsen; ich konnte mir
                              aber einige nicht verschaffen, und nach der Analogie wollte ich die fehlenden nicht
                              einreihen.
                           In einer zweiten Abhandlung hoffe ich die Anordnung der Oxyde fuͤr die anderen
                              Saͤuren mittheilen zu koͤnnen, so wie die merkwuͤrdigen
                              Abweichungen in der Reihenfolge der Oxyde, welche durch Dazwischenkunft der
                              arsenigen Saͤure, der Phosphor- und Paraphosphorsaͤure
                              herbeigefuͤhrt werden. Leztere Saͤuren kommen bei Analysen nur zu
                              haͤufig vor, indem sie entweder schon in den Mineralien enthalten sind, oder
                              durch Oxydation ihrer Radicale erzeugt werden. Ich werde auch auszumitteln suchen,
                              was aus den Oxyden wird, wenn sie sich gegenseitig niederschlagen, ob sie unter
                              einander Verbindungen eingehen oder nicht; leztere Frage kann mehrere Punkte in der
                              Fabrikation der gedrukten Zeuge aufklaͤren, wo Verbindungen dieser Art eine
                              wichtige Rolle spielen.