| Titel: | Auszug aus einem Berichte, welchen Hr. Dufrénoy, Ober-Bergingenieur, der Société d'encouragement in Paris über die Lagerung und Gewinnung der Mühlsteine in der Umgegend von Paris erstattete. | 
| Fundstelle: | Band 57, Jahrgang 1835, Nr. XLIII., S. 201 | 
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                        XLIII.
                        Auszug aus einem Berichte, welchen Hr. Dufrénoy, Ober-Bergingenieur, der Société d'encouragement in Paris uͤber
                           die Lagerung und Gewinnung der Muͤhlsteine in der Umgegend von Paris
                           erstattete.
                        (Aus dem Bulletin de la
                                 Société d'encuragement.)
                        Dufrénoy's Bericht uͤber die Lagerung und Gewinnung
                           der Muͤhlsteine in der Umgegend von Paris.
                        
                     
                        
                           Hr. Vinet Buisson, Grundeigenthuͤmer zu Montmirail,
                              hat der Gesellschaft eine Abhandlung uͤber die verschiedenen Arten von
                              Muͤhlsteinen, die in seiner Gegend vorkommen, und uͤber die besten
                              Methoden sie zu brechen mitgetheilt, und dieß gab Veranlassung, daß mir der Auftrag
                              ward, die wichtigsten Muͤhlsteinbruͤche im Departement der Seine und
                              Marne zu untersuchen, und die Documente, die ich mir in Bezug auf dieselben
                              verschaffen koͤnnte, zusammenzustellen. Ich that dieß so viel in meinen
                              Kraͤften stand, obwohl es schwer war uͤberall auf richtige Daten zu
                              kommen, weil die Eigenthuͤmer aus Furcht die Arbeiter moͤchten einen
                              hoͤheren Lohn verlangen, oder die Regierung moͤchte die Auflagen
                              erhoͤhen, ihren Gewinn sorgfaͤltig geheim zu halten suchen.
                           Man versteht unter dem Namen Muͤhlbruchsteine oder Muͤhlsteinquarz (pierre meulière oder Molarit) eine Art von Quarz, welche nicht nur wegen ihrer Haͤrte,
                              sondern auch wegen der vielen kleinen Hoͤhlen, die darin enthalten sind, ganz
                              besonders zu Muͤhlsteinen geeignet ist. Man wendete diesen Namen
                              fruͤher bloß dann auf diese Art von Quarz an, wenn sie sich in solchen Massen
                              vorfand, daß Muͤhlsteine daraus gebrochen werden konnten; spaͤter
                              dehnte man ihn jedoch auch dann noch auf dieses Gestein aus, wenn dasselbe in
                              unregelmaͤßigen Bruchstuͤken vorkam, die wegen ihrer kleinen
                              Dimensionen nicht mehr zu Muͤhlsteinen verwendet werden konnten. In
                              mineralogischer Hinsicht findet auch wirklich zwischen beiden Arten von Gestein eine
                              solche Aehnlichkeit Statt, daß man sie in einzelnen Stuͤken unmoͤglich
                              von einander unterscheiden kann; doch enthaͤlt das Gestein von
                              La-Ferté und Montmirail beinahe nie organische Ueberreste,
                              waͤhrend sie in dem Gesteine von Paris so haͤufig vorkommen, daß Brongniart ersteres unter dem Namen Meulièrs sans coquilles (Muͤhlsteinquarz
                              ohne Muscheln) eigens unterschied.
                           In oͤkonomischer Hinsicht besteht hingegen ein bedeutender Unterschied
                              zwischen beiden Gesteinen; und dieser beruht lediglich auf der Groͤße der
                              Massen, welche gebrochen oder geschnitten werden koͤnnen. Das in großen
                              Massen brechende Gestein dient naͤmlich zur Fabrikation von
                              Muͤhlsteinen, waͤhrend das andere in kleinere Stuͤke
                              zerkluͤftete nur die vortrefflichen Bausteine liefert, deren man sich in
                              Paris namentlich zu den Grundlagen von Bauten bedient. Die Gleichheit der
                              aͤußeren Charaktere, welche zur Bezeichnung von Gesteinen, die zu
                              hoͤchst verschiedenen Zweken dienen, mit einem und demselben Worte
                              fuͤhrte, fuͤhrte auch in Hinsicht auf deren Lagerung in wesentliche
                              Irrthuͤmer.
                           Man glaubt naͤmlich allgemein, gleichwie dieß auch Brongniart und Cuvier in ihrem schoͤnen
                              Werke uͤber die Geognosie der Umgegend von Paris annahmen, daß jener Quarz,
                              aus welchem die Muͤhlsteine fabricirt werden, eben so gut, wie jener, der die
                              Bausteine liefert, zu dem oberen Theile der tertiaͤren Gebirgsformation von
                              Paris gehoͤre: d.h. daß beide Arten auf den Sandstein von Fontainebleau
                              aufgelagert waͤren. Dieß hat allerdings fuͤr das zu Bausteinen
                              dienende Gestein seine Richtigkeit; jenes Gestein hingegen, aus welchem die
                              Muͤhlsteine gebrochen werden, gehoͤrt zu dem unteren Lager der
                              angegebenen tertiaͤren Gebirgsformation. Dieser Unterschied muß meiner
                              Ansicht nach nothwendig gemacht werden, wenn man uͤber die wahre
                              geognostische Lagerung des Muͤhlsteinquarzes Aufschluß erhalten will. Das zu
                              Bausteinen dienende Gestein trifft man in der Gegend von Paris in der That beinahe
                              uͤberall; jenes hingegen, welches die Muͤhlsteine liefert, bildet
                              gleichsam nur 4 Centralpunkte: und diese sind zu
                              La-Ferté-sous-Jouarre, zu Montmirail, zu
                              Saint-Martin-d'Ablois bei Epernay, und aux Molières zwischen
                              Chevreuse und Limours.
                           Die drei ersten dieser Centralpunkte bilden eine fortlaufende, von Osten gegen Westen
                              ziehende Kette, welche beinahe von den Staͤdten
                              La-Ferté-sous-Jouarre, Chateau-Thierry, Reims,
                              Sézanne und Coulommiers begraͤnzt ist, und bei einer Laͤnge von
                              18 eine Breite von 10 Meilen hat. In der Naͤhe eines jeden dieser
                              Centralpunkte befindet sich eine große Menge von Steinbruͤchen; so sind in
                              der Gegend von La-Ferté ihrer 300, bei Montmirail 150, in den Bezirken
                              von Reims und Epernay nach Blavier uͤber 200. Man
                              wechselt jedoch
                              haͤufig die Stellen und verlaͤßt oft manche Bruͤche unmittelbar
                              nachdem sie eroͤffnet worden. Die wichtigsten Steinbruͤche, und zwar
                              sowohl der Qualitaͤt, als der Quantitaͤt der Muͤhlsteine nach,
                              die sie liefern, sind jedoch jene von Tarterel bei La-Ferté, von
                              Villeneuve und Margny bei Montmirail und von Saint-Martin-d'Ablois bei
                              Epernay.
                           Der vierte der angegebenen Centralpunkte, naͤmlich der zwischen Chevreuse und
                              Limours gelegene, ist von den drei ersteren vollkommen getrennt. Die
                              Steinbruͤche, in welchen daselbst Muͤhlsteine gebrochen werden, haben
                              hoͤchstens 3 Kilometer in der Laͤnge.
                           Ein fuͤnfter, gegenwaͤrtig jedoch ganz aufgegebener und beinahe
                              erschoͤpfter Punkt befand sich zu Sévans im Departement de l'Oise. In
                              den uͤbrigen Theilen Frankreichs werden noch an folgenden Orten
                              Muͤhlsteine gebrochen.
                           Das Departement de la Dordogne besizt mehrere Bruͤche; die
                              vorzuͤglichsten sind in der Naͤhe von Bergerac, wo in der oberen
                              Schichte der tertiaͤren Formation ein blaͤulicher, mit kleinen
                              Hoͤhlen und Chalcedon-Nestern ausgestatteter Quarz bricht, der
                              ziemlich gute Muͤhlsteine gibt, welche hauptsaͤchlich in der
                              Naͤhe von Bordeaux verwendet werden. Diese Muͤhlsteine sind jedoch
                              meistens aus mehreren Stuͤken zusammengesezt, indem das Gestein selten in
                              hinreichend großen Massen bricht. Auch bei Châtellerault werden in demselben
                              Quarze einige Muͤhlsteine gebrochen.
                           Das Dorf Savonnières an dem Eher liefert Muͤhlsteine, welche den um
                              Paris gebrochenen an Guͤte gleichkommen. In Orbet, Departement du Calvados,
                              bricht man in einem Puddingsteine Muͤhlsteine, die sich hauptsaͤchlich
                              als Bodensteine eignen. Zu Moissé bei Chalons werden in dem festeren Theile
                              eines Liassandsteins, den die Geologen auch Arkose zu nennen pflegen,
                              Muͤhlsteine gebrochen, die ziemlich geschaͤzt sind, und im Handel
                              unter dem Namen der Blondinen bekannt sind; man beutet ihrer jaͤhrlich
                              5–600 aus. In Blanzy, Departement Saône und Loire, in Figeac,
                              Departement der Lot, und in Carcassonne liefern einige Sandsteinlager, die aus
                              Quarz- und Feldspaththeilchen bestehen, einige Muͤhlsteine, die jedoch
                              bloß in jenen Provinzen verbraucht werden. Auch zu Clermont im
                              Puy-de-Dôme werden in der sogenannten Arkose Muͤhlsteine
                              gebrochen. Die Departements de l'Herault und de l'Aube liefern weiße
                              Muͤhlsteine, die jedoch nicht hart genug sind, oft geschaͤrft werden
                              muͤssen, und nur 2–3 Jahre dauern.
                           Lagerung des Muͤhlsteinquarzes. Der
                              Muͤhlsteinquarz macht einen Theil der Grundschichte der tertiaͤren
                              Formation aus, welche man gewoͤhnlich mit dem Namen Kieselkalk (Calcaire siliceux) belegt. Er ist auf der ganzen Oberflaͤche dieses
                              lezteren unregelmaͤßig verbreitet, bildet aber, wie gesagt, nicht aller Orten
                              so maͤchtige Lager, daß er zu Muͤhlsteinen gebrochen werden kann. Noch
                              weit haͤufiger wird er aber dadurch, daß er mit dem Kieselfalke vermengt ist,
                              zu diesem Behufe ungeeignet. Dieses Gemenge ist dann entweder ein inniges, und durch
                              die ganze Masse gleichmaͤßiges; oder man findet in den Bloͤken mehr
                              oder minder dike Schichten, welche aus weichem dichtem Kalksteine bestehen und mit
                              den harten, blasigen Kieselschichten wechseln. Selbst die Muͤhlsteine von
                              La-Ferté und Montmirail, welche doch die besten sind, haben zuweilen
                              solche Kalkschichten, die man in Frankreich Fades nennt,
                              und durch deren Vorhandenseyn die Steine bedeutend an Werth verlieren. – In
                              einigen Gegenden, namentlich in der Naͤhe von gypshaltigem Mergel wird der
                              Muͤhlsteinquarz auch schieferig. Ungeachtet des eben bemerkten unkenntlichen
                              Ueberganges des Muͤhlsteinquarzes in den Kieselkalk bildet ersterer doch
                              beinahe immer den oberen Theil des lezteren; weßhalb denn auch viele Personen der
                              Ansicht sind, daß er eine eigene Formation bilde. Nach den vielfachen Beobachtungen,
                              die ich machte, bin ich zu der Ueberzeugung gekommen, daß der Muͤhlsteinquarz
                              von La-Ferté zu dem unteren Stokwerke der tertiaͤren Formation
                              gehoͤrt, wozu auch der plastische Thon, der grobe Kalkstein, der Gyps und der
                              Kieselkalk zu rechnen sind; waͤhrend das obere Stokwerk aus dem Sandsteine
                              von Fontainebleau und aus den Bruchsteinstuͤken besteht.
                           Was die besonderen Lagerungsverhaͤltnisse betrifft, so sind sie beinahe in
                              jedem Bruche anders; doch laͤßt sich im Allgemeinen behaupten, daß der
                              Muͤhlsteinquarz Bloͤke bildet, die in grobem, okerigen, zuweilen mit
                              Sand bedekten Thone zerstreut sind. Diese Bloͤke zeigen, obwohl sie sehr
                              unregelmaͤßig sind, in ihrem Ganzen einen gewissen Zusammenhang, so daß sie
                              eine oder mehrere Baͤnke zu bilden scheinen, deren Zahl und
                              Maͤchtigkeit jedoch beinahe von Klafter zu Klafter wechselt. In mehreren
                              Steinbruͤchen haben diese Bloͤke nur die Dike von 2
                              Muͤhlsteinen oder 28 bis 30 Zoll; in jenen von Tarterel sind
                              gewoͤhnlich 5 Baͤnke durch kleine Thonschichten getrennt, wo dann das
                              Ganze eine Dike von 15 Muͤhlsteinen darbietet. In der Gegend von
                              La-Ferté, Montmirail und Saint-Martin-d'Ablois rechnet
                              man gewoͤhnlich auf eine Dike von 4 Muͤhlsteinen; man findet
                              uͤbrigens seine Erwartungen nicht selten auch ganz getaͤuscht, so daß
                              man nur auf Bruchstuͤke stoͤßt.
                           Die in der Gemeinde Molières bei Limours brechenden Muͤhlsteine
                              gehoͤren einer anderen Formation an; sie bilden in einer diken Thonschichte,
                              welche sich unmittelbar unter der Dammerde befindet, mehr oder minder
                              betraͤchtliche Nester; und dieser Thon ruht auf einem glimmer- und
                              thonhaltigen Sandsteine, der bis in eine Tiefe von 60 Meter reicht, und dem Sande
                              von Fontainebleau entspricht. Die ersten Bloͤke bestehen gewoͤhnlich
                              aus kleinen Stuͤken, die nur als Bausteine dienen koͤnnen; man muß bis
                              in eine Tiefe von 4 Meter graben, um zu den eigentlichen Muͤhlsteinen zu
                              gelangen. Das Gestein ist weißer, leichter und nicht so dauerhaft, als jenes von
                              La-Ferté.
                           Methode der Ausbeutung. – Die Ausbeutung geschieht
                              gewoͤhnlich unter freiem Himmel, und da das Gestein meistens
                              oberflaͤchlich liegt, so ist dieß auch die einfachste und wohlfeilste
                              Methode. In einigen Gegenden, wie z.B. bei Tarterel liegt jedoch eine 12 bis 18
                              Meter dike Schichte Sand auf den Muͤhlsteinen; und da das Wegschaffen einer
                              solchen Schichte Sand sehr hoch zu stehen kommt, so sondirt man gewoͤhnlich
                              ehe man eine Grube eroͤffnet. Man bedient sich hiezu einer großen
                              Eisenstange, die man entweder umdreht, oder auf deren Ende man mit einem
                              Schlaͤgel schlaͤgt; nebenbei laͤßt man etwas weniges Wasser an
                              der Stange hinablaufen, damit der Sand nicht daran kleben bleibt. Dieses Sondiren
                              treibt man gewoͤhnlich nur auf eine Tiefe von 20 Meter, indem dieß die
                              groͤßte Tiefe ist, in der man in der Gegend von La-Ferté auf
                              Baͤnke von Muͤhlsteinquarz stieß. Um sich zu uͤberzeugen, daß
                              man nicht auf einen einzelnen Blok traf, treibt man in Entfernungen von einigen
                              Schuhen 3–4 Sonden ein. Ein derlei Sondiren ist mit drei Arbeitern in einem
                              halben Tage vollbracht. Hat man sich von dem Vorhandenseyn des Gesteines
                              uͤberzeugt, so legt man es durch Entfernung des Sandes bloß, wobei man die
                              Ausgrabungen aufsazweise veranstaltet, wenn die Sandschichte bedeutend ist. In
                              Tarterel haben die Aufsaͤze oder Stufen 6 Meter Hoͤhe, und auf jedem
                              derselben wird ein Schnellbalken und ein Graben angebracht, damit man das Wasser,
                              welches sich in der Tiefe ansammelte, ausschoͤpfen kann.
                           In den meisten Gegenden ist der Muͤhlsteinquarz jedoch nur mit einer Schichte
                              von 10 Fuß Sand oder Thon bedekt, und in diesem Falle baut man keine
                              regelmaͤßigen Gruben, sondern oͤffnet sie bloß in einer solchen
                              Breite, daß man einige Muͤhlsteine herauszuschaffen im Stande ist. Auf dem
                              Steinlager angelangt untersucht der Arbeiter mit seinem Hammer, ob die Theile gesund
                              sind; zieht einen Kreis von der Groͤße der Muͤhlsteine, die gebrochen
                              werden sollen; und schneidet dann einen Cylinder aus, dessen Basis der vorher
                              gezogene Kreis ist. Da das Lager aus unregelmaͤßigen und
                              unzusammenhaͤngenden Stuͤken besteht, so loͤsen sich die
                              senkrechten Flaͤchen des Cylinders beinahe immer von selbst ab, so daß man
                              sie nur gehoͤrig abzurunden braucht; dagegen muͤssen die Bloͤke, da sie
                              gewoͤhnlich die Dike mehrerer Muͤhlsteine haben, zerschnitten werden,
                              wozu einige Gewandtheit erforderlich ist. Der Arbeiter macht zu diesem Behufe um den
                              unteren Theil des Muͤhlsteines mit seinem Hammer einen kreisrunden Falz oder
                              eine Fuge von 0,45 bis 0,50 Meter Tiefe, und treibt dann in diese in gewissen
                              Entfernungen von einander zwei Keile, die sich gegen einander legen, und zwischen
                              welche dann ein dritter spizigerer Keil eingetrieben wird. In einigen Gegenden
                              bestehen die beiden ersten Keile aus Holz und der dritte aus Eisen;
                              gewoͤhnlich bedient man sich jedoch drei eiserner Keile; nirgendwo sah ich
                              hoͤlzerne Keile, die man durch Befeuchtung mit Wasser aufschwellen macht,
                              anwenden, wie dieß von Guettard angegeben wird. Wenn alle
                              diese Keile angebracht sind, so schlaͤgt der Arbeiter nach einander auf die
                              mittleren Keile, welche viel laͤnger seyn muͤssen, als die
                              uͤbrigen. Das Wesentlichste hiebei ist, daß die Keile weder
                              ungleichmaͤßig, noch zu rasch eingetrieben werden; denn ein einziger falscher
                              Schlag kann den Stein in mehrere unregelmaͤßige Stuͤke spalten,
                              wodurch er bedeutend an Werth verliert. Die auf diese Weise losgemachten oder
                              gebrochenen Steine werden mittelst Haspelwellen und Tauen aus den Gruben
                              heraufgeschafft; in den tieferen Gruben bringt man auch eine schiefe Flaͤche
                              an, auf der man die Steine heraufbewegt, indem man sie auf Walzen legt; an anderen
                              Orten hebt man sie bloß mit Schnellbalken aus.
                           Die aus den Gruben kommenden Steine sind nur aus dem Groben gearbeitet, und werden
                              erst oben regelmaͤßig behauen. Dieses Geschaͤft, welches von anderen
                              Arbeitern, als von denen, die die Steine brechen, vollbracht wird, besteht an den
                              ganzen Steinen in einer regelmaͤßigen Behauung ihrer Oberflaͤchen;
                              sind sie hingegen in Stuͤke zersprungen, so wird von diesen jedes einzeln
                              behauen, und sie alle dann auf die weiter unten zu beschreibende Weise mit einander
                              vereinigt.
                           Seit einigen Jahren beutet man außer den Muͤhlsteinen auch noch viele
                              Stuͤke oder Platten (carreaux) aus, aus denen man
                              dann Muͤhlsteine zusammensezt. Man kann auf diese Weise eine Menge Steine,
                              die bisher nur als Bausteine verwendet werden konnten, auch zur Erzeugung von
                              Muͤhlsteinen benuzen, so daß der Handel, der zu La-Ferté mit
                              Muͤhlsteinen betrieben wird, seit der Erfindung dieses Verfahrens bedeutend
                              an Ausdehnung gewann.
                           Die Werkzeuge, deren sich die Arbeiter bedienen, bestehen lediglich aus Keilen,
                              Hebeln und Haͤmmern. Die Haͤmmer sind immer sehr stumpf, und ihre
                              Dimensionen wechseln je nach der Haͤrte des Gesteines, und je nach den
                              Zweken, zu denen sie bestimmt sind; sie waͤgen 5–15 Pfd., und haben 4 bis 10 Zoll
                              Laͤnge auf 2 Zoll 6 Linien bis 5 Zoll im Gevierte.
                           Der Handel mit den Muͤhlsteinen befindet sich in den Haͤnden einiger
                              Compagnien, welche seit langer Zeit die meisten Gegenden, in denen sich
                              Muͤhlsteinbruͤche befinden, gepachtet haben. Diese Compagnien
                              betreiben jedoch wegen der bedeutenden Kosten, die das Abraͤumen veranlaßt,
                              nur die Bruͤche von Tarterel fuͤr sich; die Ausbeutung der
                              uͤbrigen Gruben uͤberlassen sie den Arbeitern unter der Bedingung, daß
                              diese die gewonnenen Steine um einen im Voraus bestimmten Preis an sie abliefern.
                              Unter diesen Umstaͤnden lassen sich die Kosten schwer genau ermitteln; doch
                              duͤrfte folgende Schaͤzung der Wahrheit ziemlich nahe kommen.
                           
                              
                                 In der Gegend von La-Ferté
                                    wird den Arbeitern fuͤr einenaus dem Groben gearbeiteten
                                    Muͤhlstein von 6 Fuß imDurchmesser auf 14 Zoll Dike im
                                    Durchschnitte bezahlteine Summe von
                                 50 Fr.
                                 
                              
                                 Abgabe an den Grundeigentuͤmer von
                                    15 bis 30 Fr.
                                 23  –
                                 
                              
                                 Vollendung der ganzen
                                    Muͤhlsteine
                                 18  –
                                 
                              
                                 Kosten der zur Vollendung dienenden
                                    Werkzeuge
                                   6  –
                                 
                              
                                 Transportkosten zu 10 Fr. per Meile und 36
                                    Fr. fuͤr 4Meilen, im Durchschnitte
                                 23  –
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 220 Fr.
                                 
                              
                           Ein aus mehreren Stuͤken zusammengesezter Muͤhlstein kommt auf 258 Fr.
                              zu stehen; denn das Vollenden kommt hier auf 32 statt auf 18 Fr., und ein eiserner
                              Reifen sammt dem Gypsen kommt auf 24 Fr. zu stehen.
                           Das 100 Stuͤk Bruchstuͤk oder Platten, aus denen man die
                              Muͤhlsteine zusammensezt, wird zu 90 bis 150 Fr., also im Durchschnitte zu
                              120 Fr. bezahlt; die an den Grundeigenthuͤmer zu bezahlende Auflage
                              betraͤgt 23 Fr. Die Groͤße der Stuͤke ist verschieden und
                              wechselt von 14 bis 16 Zoll Laͤnge, von 8 bis 9 Zoll Breite und von 6 bis 7
                              Zoll Dike.
                           Zu Montmirail schlaͤgt man die Fabrikationskosten folgender Maßen an:
                           
                              
                                 Abraͤumen des Sandes, der auf dem
                                    Muͤhlsteinquarzeaufliegt: 15 Tage zu 2 Fr. 50 Cent.
                                   37 Fr.
                                 50 C.
                                 
                              
                                 Schneiden oder Brechen, 15 Tage zu 3
                                    Fr.
                                   45  –
                                   –
                                 
                              
                                 Abnuͤzung der Werkzeuge
                                    hiebei
                                   25  –
                                   –
                                 
                              
                                 Heraufschaffen des Muͤhlsteines aus
                                    der Grube
                                   10  –
                                   –
                                 
                              
                                 Abgabe an den
                                    Grundeigenthuͤmer
                                   24  –
                                   –
                                 
                              
                                 Vollendung des Steines, 8 Tage zu 3
                                    Fr.
                                   24  –
                                   –
                                 
                              
                                 Abnuͤzung der Werkzeuge
                                    hiebei
                                   15  –
                                   –
                                 
                              
                                 Zeichnen, Gypsen, Durchbohren des
                                    Muͤhlsteinloches
                                   10  –
                                   –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 186 Fr.
                                 50 C.
                                 
                              
                           
                           Die Muͤhlsteine von 5 Fuß im Durchmesser kommen beinahe eben so hoch zu
                              stehen, wie jene deren Durchmesser 6 Fuß betraͤgt. Steine von 4 Fuß hingegen
                              kommen nur auf 150 bis 160 Fr. Bei einem aus zwei Stuͤken zusammengesezten
                              Muͤhlsteine muß man noch beilaͤufig 40 Fr. mehr fuͤr
                              Arbeitslohn und 24 Fr. fuͤr den eisernen Reifen hinzuzaͤhlen, wonach
                              sich also die Fabrikationskosten eines aus zwei Stuͤken zusammengesezten
                              Muͤhlsteines auf 250, jene eines aus 3 bis 5 Stuͤken bestehenden auf
                              260, und jene eines Steines, der aus einer noch groͤßeren Anzahl von
                              Stuͤken bestuͤnde, auf 280 Fr. beliefen.
                           Ich habe bei diesen Berechnungen Muͤhlsteine von erster Qualitaͤt zum
                              Grunde gelegt; die Kosten vermindern sich jedoch mit Abnahme der Qualitaͤt
                              bedeutend, indem die schlechteren Steine mehr Kalk enthalten, und folglich nicht nur
                              weit schneller bearbeitet werden koͤnnen, sondern auch eine weit geringere
                              Abnuͤzung der Werkzeuge bedingen. In Saint-Martin-d'Ablois sind
                              die Fabrikationskosten beinahe dieselben wie zu Montmirail; in Molières
                              hingegen lassen sie sich nur auf 120 Fr. anschlagen.
                           Zusammensezung der Muͤhlsteine aus mehreren
                                 Stuͤken. Die Bloͤke des Muͤhlsteinquarzes haben
                              haͤufig Fehler, so zwar, daß gute aus einem Stuͤke bestehende
                              Muͤhlsteine selten sind. Man beseitigt daher die fehlerhaften Stellen, und
                              paßt dafuͤr sorgfaͤltig andere gute Stuͤke ein. Diese
                              zusammengesezten Muͤhlsteine stehen mit den ganzen in gleichem Werthe: ja sie
                              werden ihnen sogar manchmal noch vorgezogen, weil alle ihre Theile aus ausgesuchtem
                              Quarze bestehen. Außerdem sezt man aber auch noch Muͤhlsteine aus einer
                              bestimmten Anzahl von Stuͤken, die man in Frankreich Claveaux nennt, zusammen, und diese Steine, welche hauptsaͤchlich
                              in Molières verfertigt werden, haben das Gute, daß sie sich leicht
                              transportiren lassen. Man verfaͤhrt bei dieser Zusammensezung durchaus nach
                              keiner allgemeinen Regel; sondern der Arbeiter richtet sich dabei lediglich nach den
                              Dimensionen der ausgebeuteten Steinbloͤke. Das Einzige, was man zu beachten
                              pflegt, ist das, daß der Theil, in welchem das Loch angebracht wird, durch welches
                              das Korn einlaͤuft, und durch welches die Achse gestekt wird, immer aus einem
                              einzigen Stuͤke besteht. Einige halten es fuͤr sehr vorteilhaft, wenn
                              dieses Mittelstuͤk in dem Muͤhlsteine durch und durch geht, weil die
                              Muͤhlsteine dann nicht so leicht, und namentlich nicht beim Aufheben
                              zerfallen sollen; an den meisten Muͤhlsteinen findet man jedoch dieß nicht
                              beobachtet.
                           Die Zusammenfuͤgung der einzelnen Stuͤke geschieht gewoͤhnlich
                              dadurch, daß man sie auf solche Weise um das Mittelstuͤk herum ansezt, daß die Winkel des
                              lezteren mit zwei Flaͤchen an die angranzenden Stuͤke stoßen. Die
                              Beruͤhrungsflaͤchen muͤssen einander genau angepaßt werden,
                              weil sie sich sonst nicht genau an einander anlegen, und nothwendig Bewegungen
                              entstehen wuͤrden, die der Festigkeit des Muͤhlsteines wesentlich
                              schaden muͤßten. Die Vereinigung saͤmmtlicher Theile geschieht
                              mittelst Gyps, und das Ganze wird noch durch einen eisernen Reifen von 2 1/2 bis 3
                              Zoll Breite zusammengehalten. Ist die Zahl der Stuͤke betraͤchtlich,
                              wie z.B. an den englischen Muͤhlsteinen, welche aus mehreren
                              Bruchstuͤken oder Platten (carreaux)
                              zusammengesezt werden, so geschieht die Vereinigung durch eiserne Klammern, die an
                              jener Flaͤche angebracht werden, welche nicht mit den Getreidekoͤrnern
                              in Beruͤhrung kommt.
                           Verschiedene Sorten der Muͤhlsteine. Die
                              Guͤte der Muͤhlsteine richtet sich nach dem Verhaͤltnisse, in
                              welchem die derben oder vollen Stellen, die man in Frankreich portans oder gardes nennt, zu den kleinen
                              Hoͤhlen oder den sogenannten frassières
                              stehen; so wie auch nach der Zartheit dieser lezteren, in Folge deren der Stein mehr
                              oder weniger Widerstand leistet. Es herrscht demnach nothwendig eine so große
                              Verschiedenheit in der Guͤte der Muͤhlsteine, daß es wohl nicht
                              moͤglich seyn duͤrfte, auch deren nur zwei zu finden, die in jeder
                              Hinsicht vollkommen gleich sind. Da unter diesen Umstaͤnden eine
                              Classification der Steine mit groͤßter Schwierigkeit verbunden ist, so
                              pflegen diejenigen, die den Handel damit betreiben, beliebige Eintheilungen zu
                              machen, von denen sich oft eine und dieselbe auf sehr verschiedene
                              Qualitaͤten bezieht.
                           In La-Ferté unterscheidet man gewoͤhnlich folgende Sorten: Blaue
                              Steine, Repphuͤhneraugen (meules œil-de
                                 perdrix). Steine mit Salzkorn (meules grain de
                                 sel), roͤthliche Steine (meules
                                 roussettes) und weiße Steine.
                           An den blauen Steinen sind sowohl die derben, als die hohlen Stellen
                              blaͤulich, indem der Quarz hier chalcedonartig ist. Sie sind sehr hart und
                              daher die geschaͤztesten; sie koͤnnen in einer Muͤhle, welche
                              taͤglich 15 Stunden lang mit 40 bis 50 Umgaͤngen in der Minute
                              laͤuft, 35 bis 40 Jahre lang dauern, und brauchen hiebei nur selten
                              geschaͤrft zu werden. Man darf uͤbrigens in einem Gange nicht zwei
                              Steine von gleicher Beschaffenheit anbringen; der ruhende oder Bodenstein soll nicht
                              so viele Hoͤhlen haben, als der Laͤufer; uͤbrigens
                              haͤngt die Wahl der beiden Steine oder die sogenannte Verheirathung derselben
                              von der Qualitaͤt des zu mahlenden Getreides ab. An den sogenannten
                              Repphuͤhneraugen sind die derben Stellen schmuzig grau, die hohlen hingegen
                              blaͤulich.
                           
                           Die Steine mit Salzkorn haben nur eine Farbe: naͤmlich ein schmuziges Grau,
                              welches sich der Farbe des grauen Salzes naͤhert; man bemerkt in ihnen nichts
                              von den chalcedonartigen blaͤulichen Theilen der beiden ersteren Sorten, und
                              sie sind daher auch nicht so hart wie diese. Der Unterschied in der Haͤrte
                              beruht uͤbrigens nicht auf einer eigenen Natur der Bestandtheile, sondern auf
                              der besonderen Aggregation der einzelnen Theilchen oder Molecule. Ein guter
                              Muͤhlstein dieser Art darf keine kalkigen Stellen enthalten.
                           Die roͤthlichen Steine haben ihren Namen daher, weil die hohlen Stellen eine
                              etwas okerartige Faͤrbung haben; sie sind gewoͤhnlich poroͤser
                              als die drei vorhergehenden Sorten, und ihre Hoͤhlen sind auch viel
                              groͤßer. Sie besizen einen weit geringeren Grad von Haͤrte und
                              muͤssen weit oͤfter geschaͤrft werden. Man braucht bei gleicher
                              Kraft der Muͤhle zwei rothe Steine, bis man einen blauen oder ein Repphuhnaug
                              verbraucht; und uͤberdieß wird das Mehl mit lezterem schoͤner und
                              feiner.
                           Die weißen Steine gelten als die schlechtesten, denn sie verdanken ihre weiße Farbe
                              dem beigemengten Kalke; uͤbrigens gibt es auch hier je nach dem Gehalte an
                              Kalk sehr verschiedene Abstufungen.
                           In Montmirail unterscheidet Hr. Binet-Buisson, der
                              dort der einzige ist, der selbst nach dem Auslande Handel treibt, weiße, graue und
                              rothe Muͤhlsteine, von denen er jedoch wieder Steine von erster und zweiter
                              Haͤrte (trempe) und von 1/4, 1/3 3/4 und sehr
                              starker Porositaͤt unterscheidet. Die weißen Steine sind hier die besten; sie
                              bestehen ganz aus Quarz, wovon ein Theil als Achat vorhanden ist, der ihnen eine so
                              bedeutende Haͤrte verleiht, daß sie, wie selbst einige Kaufleute von
                              La-Ferté eingestehen, vielleicht noch die oben beschriebenen blauen
                              Muͤhlsteine uͤbertreffen. Seine grauen Steine entsprechen den obigen
                              Muͤhlsteinen mit Salzkorn, und seine rothen den rothen und weißen von
                              La-Ferté; leztere enthalten haͤufig groͤßere oder
                              kleinere Kalktheile, so daß die hohlen Stellen leicht nachgeben. Die besten Steine
                              von Montmirail sind die weißen von erster Haͤrte und 1/4
                              Porositaͤt.
                           In Saint-Martin-d'Ablois unterscheidet man bloß weiße, graue und rothe
                              Muͤhlsteine. In Molières kennt man bloß weiße Muͤhlsteine,
                              welche durchaus aus Quarz bestehen, allein dessen ungeachtet weder jenen von
                              La-Ferté, noch jenen von Montmirail an Haͤrte gleichkommen. Der
                              Grund hievon moͤchte darin liegen, daß die hohlen Raͤume so geringe
                              Zaͤhigkeit darbieten, daß sie gegen die Reibung der Muͤhlsteine an
                              einander keinen großen Widerstand leisten.
                           Aus dem Gesagten ergibt sich, daß in den beiden großen Centralbauten von
                              La-Ferté und Montmirail die besten Muͤhlsteine gebrochen werden. Zu bemerken ist
                              jedoch, daß ein großer Theil der Steinbruͤche von Montmirail fuͤr
                              Rechnung der Kaufleute von La-Ferté ausgebeutet wird, und daß die dort
                              gewonnenen Steine dann als Steine von La-Ferté versandt werden, weil
                              leztere nun ein Mal einen groͤßeren Ruf genießen. Da die Marne an
                              La-Ferté vorbei fließt, so ist von dort aus die Versendung auch
                              leichter, besonders jene nach dem Auslande. Von Montmirail aus werden die Steine
                              hingegen meistens zur Art nach dem Norden verfahren, wo man der hohen
                              Transportkosten wegen lieber die wohlfeilen Steine von mittlerer Guͤte
                              ankauft. Die Steine von erster Qualitaͤt gehen demnach beinahe alle nach
                              La-Ferté, um von dort aus versandt zu werden; waͤhrend man zu
                              Montmirail nur Steine von mittlerer Qualitaͤt verkauft. Dieß ist auch der
                              Grund, warum man an lezterem Orte auch keine so großen Fortschritte in der
                              Fabrikation machte, und warum man namentlich die kalkigen Stellen nicht beseitigt
                              und durch rein kieselige Stuͤke ersezt; nur Hr. Vinet-Buisson macht eine Ausnahme, und sucht in seinen Erzeugnissen
                              mit jenen von La-Ferté zu wetteifern; leider ist jedoch seine
                              Niederlassung wegen der groͤßeren Entfernung von der Marne nicht so gut
                              gelegen, wie jene der Haͤuser von La-Ferté.
                           Was den Zwek betrifft, zu welchem sich die eine oder die andere Art von
                              Muͤhlsteinen besonders eignet, so kann ich diese Frage nicht genuͤgend
                              beantworten, indem nicht einmal die Muͤller hieruͤber einig sind. Man
                              muͤßte vergleichsweise Versuche hieruͤber anstellen; denn die Dauer
                              der Steine in unseren gewoͤhnlichen Muͤhlen gibt keinen
                              genuͤgenden Maßstab zur Beurtheilung der Guͤte der Steine an die Hand,
                              weil man kaum zwei Muͤhlen trifft, die unter vollkommen gleichen
                              Umstaͤnden arbeiten. Als allgemeine Regel laͤßt sich jedoch
                              aufstellen, daß die Steine ein um so weißeres Mehl und in einer bestimmten Zeit eine
                              um so groͤßere Menge davon geben, je haͤrter sie sind. Verfolgt man
                              den Handel, der mit den Muͤhlsteinen getrieben wird, so wird man finden, daß
                              die haͤrtesten Steine fortwaͤhrend und ausschließlich nach England,
                              Belgien und in die civilisirtesten Gegenden Frankreichs versandt werden,
                              waͤhrend man in jenen Gegenden, wo man immer noch halbweißes oder schwarzes
                              Brod genießt, nur Muͤhlsteine von geringer Haͤrte kauft. Die besten
                              Muͤhlsteine von La-Fertè und Montmirail werden beinahe
                              ausschließlich von den Muͤllern in der Naͤhe von Paris, von den
                              Englaͤndern und Hollaͤndern aufgekauft. Im suͤdlichen
                              Frankreich, wo man zum Theil von Mais oder tuͤrkischem Weizen lebt, gibt man
                              den Muͤhlsteinen von Montmirail den Vorzug, was theils von ihrer
                              groͤßeren Haͤrte, theils aber auch davon herruͤhrt, daß sie
                              sich mit den in jenen
                              Gegenden brechenden Muͤhlsteinen, deren man sich gewoͤhnlich als
                              Bodensteine bedient, besser verheirathen.
                           Preise und Menge der Muͤhlsteine, welche gebrochen
                                 werden. Ich fuͤhre in dieser Hinsicht an, was ich hieruͤber
                              in Erfahrung bringen konnte.
                           In Tarterel wird ein blauer Muͤhlstein von 6 Fuß 2 Zoll von erster
                              Guͤte und erster Auswahl zu 1200 Fr. verkauft; dergleichen Steine sind aber
                              sehr selten, indem ihrer jaͤhrlich nur 5–6 gefunden werden. Gleiche
                              Steine von erster Qualitaͤt, aber von minderer Vollkommenheit kosten 700 bis
                              800 Fr.; solche Steine sind haͤufig und beilaͤufig der vierte Theil
                              der zu La-Ferté verkauften Steine ist dieser Art.
                           Die Steine von zweiter Qualitaͤt, z.B. jene mit Salzkorn, gelten im
                              Durchschnitte 600 Fr., und die schlechtesten Steine werden selbst nicht unter 300
                              Fr. verkauft.
                           Muͤhlsteine von 5 Fuß gelten ungefaͤhr um 1/4 weniger, und jene von 4
                              Fuß, d.h. die sogenannten englischen Steine, sind um die Haͤlfte wohlfeiler.
                              Die 100 Stuͤke zur Zusammensezung von Muͤhlsteinen kosten 3–400
                              Fr.
                           Die Quantitaͤt großer Muͤhlsteine, die jaͤhrlich zu
                              La-Ferté verkauft, oder nach Belgien ausgefuͤhrt werden,
                              belaͤuft sich auf 900; englische Muͤhlsteine von 4 Fuß werden 300
                              abgesezt; und der Verkauf der zusammengesezten Steine mag jaͤhrlich gegen
                              5000 betragen, da jaͤhrlich 180 bis 200,000 Stuͤke verbraucht werden,
                              und zu einem Muͤhlsteine 36 bis 40 Stuͤke erforderlich sind.
                           Laͤßt man die seltenen Muͤhlsteine von erster Qualitaͤt außer
                              Berechnung, und nimmt man mit den Handelshaͤusern zu La-Ferté
                              an, daß die Menge der drei vorzuͤglicheren Qualitaͤten beinahe in
                              gleichem Verhaͤltnisse zu einander steht, so kann man den Werth der an diesem
                              Orte allein abgesehen Steine folgender Maßen anschlagen:
                           
                              
                                        300
                                 Muͤhlsteine
                                 zu 800 Fr.
                                    240,000 Fr.
                                 
                              
                                        300
                                      –
                                 –   600 –
                                    180,000  –
                                 
                              
                                        300
                                      –
                                 –   300 –
                                      90,000
                                     –
                                 
                              
                                        300
                                 englische Muͤhlsteine von 4 Fuß im
                                    mittlerenWerthe zu 350 Fr.
                                    105,000  –
                                 
                              
                                 190,000
                                 Stuͤke, das Hundert zu 350 Fr.
                                    665,000  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Summa
                                 1,280,000 Fr.
                                 
                              
                           Diese Summe wird also an diesem Orte allein jaͤhrlich aus dem Erdboden
                              gezogen; denn mit Ausnahme des angewendeten Eisens und Stahles, dessen Werth
                              jaͤhrlich auf 82,500 Fr. angeschlagen werden kann, kommt der ganze große Rest
                              auf Arbeitslohn und Gewinn der Unternehmer zu rechnen.
                           
                           Die Handelsleute zu Montmirail sind theils wegen der groͤßeren Schwierigkeit
                              des Transportes, theils auch weil ihre Muͤhlsteine nicht in so hohem Rufe
                              stehen, wie jene von La-Ferté, gezwungen ihre Producte um einen weit
                              niedrigeren Preis abzugeben. Hr. Vinet-Buisson gab
                              mir in dieser Hinsicht folgende Preise an.
                           
                              
                                 Weiße Muͤhlsteine von 6 Fuß 2 Zoll,
                                    von erster Haͤrte und1/2, Porositaͤt gelten
                                 500 Fr.
                                 
                              
                                 Dergleichen von 5 Fuß
                                 300  –
                                 
                              
                                 Dergleichen von 4 Fuß
                                 200  –
                                 
                              
                                 Graue Muͤhlsteine von 6 Fuß, von
                                    zweiter Haͤrte und 1/2Porositaͤt gelten
                                 350  –
                                 
                              
                                 Muͤhlsteine von dritter
                                    Qualitaͤt
                                 300  –
                                 
                              
                                 Muͤhlsteine von schlechtester
                                    Sorte
                                 200  –
                                 
                              
                                 Bruchstuͤke, das Hundert
                                 200  –
                                 
                              
                           In Montmirail kommen nur sehr wenige Muͤhlsteine von erster Qualitaͤt
                              in den Handel, indem die Kaufleute von La-Ferté sie schon im Voraus in
                              Beschlag nehmen; und da diese sie nur zu 500 Fr. kaufen, und da die Transportkosten
                              nach La-Ferté nur 80 Fr. betragen, so ist die Spekulation eine
                              fuͤr sie sehr vortheilhafte. Montmirail liefert im Durchschnitte
                              jaͤhrlich:
                           
                              
                                 Muͤhlsteine von erster
                                    Qualitaͤt zu 350 bis 500 Fr.
                                   25,000 Fr.
                                 
                              
                                      –     von
                                    zweiter und dritter Qualitaͤt zu 250 bis 325 Fr.
                                   81,250  –
                                 
                              
                                      –     von
                                    niedrigerer Qualitaͤt zu 300 bis 200 Fr.
                                   60,000  –
                                 
                              
                                 Bruchstuͤke zu 200 Fr. das
                                    Hundert
                                   12,000  –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 178,250 Fr.
                                 
                              
                           In der Gegend von Saint-Martin-d'Ablois laͤßt sich die
                              jaͤhrliche Produktion folgender Maßen anschlagen:
                           
                              
                                 Muͤhlsteine von erster
                                    Qualitaͤt zu 80 bis 500 Fr.
                                   40,000 Fr.
                                 
                              
                                 Muͤhlsteine von zweiter und dritter
                                    Qualitaͤt zu 320 bis300 Fr.
                                   96,000  –
                                 
                              
                                 Muͤhlsteine von niedrigerer
                                    Qualitaͤt zu 600 bis 200 Fr.
                                 120,000  –
                                 
                              
                                 Bruchstuͤke das Hundert zu 200
                                    Fr.
                                     2,400
                                     –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 258,400 Fr.
                                 
                              
                           In Molières beutet man jaͤhrlich 2–300 Muͤhlsteine aus,
                              wovon man folgende Qualitaͤten unterscheidet:
                           
                              
                                 Erste
                                 Qualitaͤt zu 
                                     250 – 300
                                    Fr.
                                 
                              
                                 Zweite
                                     –     –
                                     200 – 250
                                    –
                                 
                              
                                 Dritte
                                     –     –
                                     100 – 150
                                    –
                                 
                              
                           Da nun diese drei Qualitaͤten so ziemlich in gleichen Verhaͤltnissen zu
                              einander stehen, so gibt dieß:
                           
                           
                              
                                 100
                                 Muͤhlsteine
                                 von erster Qualitaͤt
                                 30,000 Fr.
                                 
                              
                                  –
                                       –
                                   –   zweiter   –
                                 22,500  –
                                 
                              
                                  –
                                       –
                                   –   dritter     –
                                 12,500  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Summa
                                 65,000 Fr.
                                 
                              
                           Stellt man diese vier Orte zusammen, so ergibt sich, daß der Handel mit
                              Muͤhlsteinen, der in ihnen betrieben wird, jaͤhrlich folgende Summen
                              betraͤgt:
                           
                              
                                 In La-Ferté
                                 1,280,000 Fr.
                                 
                              
                                 –  Montmirail
                                    178,250  –
                                 
                              
                                 –  Saint-Martin-d'Ablois
                                    258,400  –
                                 
                              
                                 –  Molieres
                                      65,000
                                     –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 – Summa
                                 1,781,650 Fr.
                                 
                              
                           Diese Summe verdient um so mehr Beachtung, als wenigstens die Haͤlfte davon in
                              die Haͤnde der arbeitenden Classe der Bevoͤlkerung gelangt.
                           Durch das franzoͤsische Mauthgesez ist die Ausfuhr ganzer Muͤhlsteine
                              mit folgenden Zoͤllen belegt:
                           
                              
                                 Muͤhlsteine von 6 Fuß zahlen per Stuͤk
                                 30 Fr.
                                 
                              
                                      –     von
                                    weniger als 6 bis 4 Fuß 2 Zoll per
                                    Stuͤk
                                 20  –
                                 
                              
                                      –     von
                                    geringerer Groͤße
                                 10  –
                                 
                              
                           Die zur Zusammensezung von Muͤhlsteinen bestimmten Bruchstuͤke hingegen
                              zahlen gar keinen Zoll. Dieser Zoll zugleich mit dem Einfuhrzoll, der in Belgien auf
                              die ganzen Muͤhlsteine gelegt ist, uͤbt einen sehr unguͤnstigen
                              Einfluß auf deren Ausfuhr. Es ist dieß um so mehr zu bedauern, als gerade diese
                              Fabrikation den Schuz der Regierung verdiente, weil die Verfertigung ganzer
                              Muͤhlsteine nicht nur am meisten Geld traͤgt, sondern auch einen
                              bedeutenden Verbrauch an Eisen bedingt. Man wird sich hievon uͤberzeugen,
                              wenn man bedenkt, daß ein vollendeter Muͤhlstein im Durchschnitte auf 258 Fr.
                              im Fabrikationspreise zu stehen kommt, waͤhrend die zur Zusammensezung eines
                              ganzen Steines erforderlichen Bruchstuͤke nur auf 58 Fr. zu stehen
                              kommen.
                           Es scheint mir daher besser gerechnet, wenn die Regierung den Ausfuhrzoll der ganzen
                              Steine verminderte, und jenen der Bruchstuͤke dafuͤr erhoͤhte.
                              Im Jahr 1829 wurden 393, im Jahr 1830 354, im Jahr 1831 345 vollendete
                              Muͤhlsteine aus Frankreich ausgefuͤhrt, so daß also im Durchschnitte
                              jaͤhrlich 364 zur Ausfuhr kamen. Nimmt man diese alle zu 6 Fuß an, so ergibt
                              dieß einen Zoll von 10,920 Fr. In Stuͤken wurden aber jaͤhrlich gegen
                              5000 Steine ausgefuͤhrt; wuͤrde man hierauf nur den zehnten Theil des
                              auf die vollendeten Steine gelegten Zolles legen, so gaͤbe dieß einen Ertrag
                              von 15,000 Fr. Ich bin uͤbrigens weit entfernt zu behaupten, daß man die
                              Muͤhlsteinstuͤke mit einem solchen Zoll belegen sollte, daß der Preis
                              der ganzen und jener der zusammengesezten Steine dadurch ausgeglichen wuͤrde.
                              Denn hiedurch muͤßte die Ausbeutung der Stuͤke beinahe
                              aufhoͤren, wenn nicht die englischen und amerikanischen Schiffe lieber
                              Stuͤke, als ganze Steine ausfuͤhrten, indem sie erstere leicht als
                              Ballast unterbringen koͤnnen.