| Titel: | Ueber Saverys Dampfmaschinen; von den HH. Colladon und Championnière. | 
| Fundstelle: | Band 57, Jahrgang 1835, Nr. LXXXII., S. 409 | 
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                        LXXXII.
                        Ueber Saverys
                           Dampfmaschinen; von den HH. Colladon und Championnière.
                        Aus den Annales de Chimie
                                 et de Physique. Mai 1835, S. 24.
                        Ueber Savery's Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Man hat nur wenige genaue Daten uͤber die nuͤzliche Wirkung der
                              Maschinen und besonders derjenigen, welche als Kraftapparate benuzt werden. Seit
                              einigen Jahren, wo ich Vortraͤge uͤber Mechanik an der École centrale des Arts et Manufactures halte,
                              mußte ich daher oft selbst Versuche anstellen, um den Nuzeffect der
                              vorzuͤglichsten Systeme von Dampfmaschinen kennen zu lernen.
                              Gegenwaͤrtiger Aufsaz, welchen ich der Akademie uͤbergebe,
                              enthaͤlt die Resultate der Versuche, die ich mit dem Civilingenieur Hrn. Championnière uͤber Saverys Dampfmaschinen anstellte.
                           Bei diesen sehr einfachen Maschinen hebt der Dampf das Wasser durch seine
                              unmittelbare Wirkung; derselbe wird naͤmlich in einen Recipienten geleitet,
                              verdichtet sich darin und verursacht eine Aufsaugung; es tritt hierauf wieder Dampf
                              ein, welcher dieses Wasser in einen Behaͤlter zuruͤktreibt.
                           Diese Dampfmaschinen waren die ersten, welche zu großen Arbeiten angewandt wurden.
                              Man hat sie dann aufgegeben und durch diejenigen von Newcoman und Watt ersezt.
                           Indessen haben einige Maschinenfabrikanten und besonders Manoury d'Hectol deren noch immer verfertigt. Vor zwei Jahren ließen
                              einige Ingenieure solche Dampfmaschinen anfertigen, um ein Quartier von Paris mit
                              Wasser zu versehen.
                           Da unsere Versuche dazu dienen koͤnnen, uͤber den Werth dieser
                              Maschinen ein richtiges Urtheil zu faͤllen, und da man durch sie die
                              Umstaͤnde kennen lernt, unter welchen sie den Vorzug vor anderen verdienen,
                              so halten wir es fuͤr nuͤzlich, sie bekannt zu machen.
                           Man hat nur wenige Angaben uͤber die Wirkung der Savery'schen Dampfmaschinen; Bradley, Smeaton,
                                 Manoury und Girard haben zwar einige Zahlen
                              hieruͤber bekannt gemacht; aber man findet in keiner Abhandlung uͤber
                              diesen Gegenstand das Maaß der Waͤrmezunahme des gehobenen Wassers und eben
                              so wenig einige andere Elemente, die fuͤr die Theorie dieser Kraftapparate
                              nuͤzlich sind.
                           Es existiren auch nur noch wenige Savery'sche
                              Dampfmaschinen; unseres Wissens sind davon in Frankreich nur fuͤnf in
                              Thaͤtigkeit: drei
                              sind im Seinedepartement, eine vierte ist im Departement der unteren Loire, und eine
                              fuͤnfte in Lyon. Wahrscheinlich gibt es in England keine mehr.
                           Wir haben unsere Versuche mit den drei Maschinen des Seinedepartements angestellt.
                              Die aͤlteste ist am Abattoir de Grenelle und
                              wurde von Manoury gebaut; die beiden anderen sind in den
                              Bains Vigier; sie wurden von Gingembre verfertigt.
                           Mit diesen drei Maschinen erhielten wir bei drei Reihen von Versuchen folgende
                              Zahlen:
                           Versuch mit der Maschine der Bains du
                                    pont Marie am 26. Maͤrz 1833.
                           
                              
                                 Temperatur des Wassers der Seine
                                 6°1/4
                                 
                              
                                 Mittlere Spannung des Dampfes
                                 3 Atm.
                                 
                              
                                 Wasser, welches in der Stunde gehoben
                                    wurde
                                 12,213 K. Met.
                                 
                              
                                 Hoͤhe des Hubes
                                 6,6 Met.
                                 
                              
                                 Temperatur des gehobenen Wassers
                                 10° 1/4
                                 
                              
                                 Trokenes Holz, welches in der Stunde
                                    verbrannt wurde
                                 30,4 Kil.
                                 
                              
                                 Dauer einer Periode
                                 26''.
                                 
                              
                           Versuch am 10. Jul. 1833 mit derselben Maschine.
                           
                              
                                 Temperatur des Seinewassers
                                 19° 3/4
                                 
                              
                                 Mittlere Spannung des Dampfes
                                 3 Atm.
                                 
                              
                                 Wasser, welches in der Stunde gehoben
                                    wurde
                                 12,724 K. Met.
                                 
                              
                                 Hoͤhe des Hubes
                                 6,1 Met.
                                 
                              
                                 Temperatur des gehobenen Wassers
                                 23° 1/2
                                 
                              
                                 Trokenes Holz, welches in einer Stunde
                                    verbrannt wurde
                                 16 Kil.
                                 
                              
                                 Dauer einer Periode
                                 26''.
                                 
                              
                           Versuch mit der Maschine von Manoury d'Hectol.
                           
                              
                                 Temperatur des Wassers des Brunnens.
                                    Mittlere Spannung des Dampfes.Hier fehlt im Original, wahrscheinlich durch ein Versehen, die
                                          Zahl. A. d. R.
                                 12° 1/2
                                 
                              
                                 Wasser, welches in der Stunde gehoben
                                    wurde
                                 15,4 K. Met.
                                 
                              
                                 Hoͤhe des Hubes
                                 14 Met.
                                 
                              
                                 Temperatur des gehobenen Wassers
                                 16° 1/2
                                 
                              
                                 Kohle, welche in einer Stunde verbrannt
                                    wurde
                                 13 Kil.
                                 
                              
                                 Dauer einer Periode
                                 90''
                                 
                              
                           Nach der ersten und zweiten Tabelle gibt die Maschine an der Bruͤke Marie
                              2,595 Dynamien per Kilogramm Holz. Dieß ist ungefaͤhr acht Mal weniger als der Nuzeffect einer kleinen
                                 Kolbenmaschine von gleicher Kraft, welche die Pumpen treiben wuͤrde.
                              Das gehobene Wasser muß aber dann erhizt werden; man muß also die Zunahme der
                              Temperatur beruͤksichtigen, welche bei dem ersten Versuche im Monat
                              Maͤrz 4 Grad und
                              bei dem zweiten im Monat Julius 3 3/4° betraͤgt. Im ersten Falle hat
                              folglich jedes Kilogramm Holz an das Wasser des Behaͤlters durch das Spiel
                              der Maschine selbst 1702 Waͤrme-Einheiten (Calorien), und im zweiten
                              1255 abgegeben. Bei einem complicirteren Kraftapparat als der Savery'sche ist, waͤre noch ein besonderer Heizapparat
                              noͤthig gewesen, und lezterer Apparat haͤtte allein schon dieselben
                              Auslagen verursacht.
                           So oft man also Wasser zu heben hat, welches wieder erhizt werden muß (welcher Fall
                              oͤfters vorkommt), ist die beinahe vergessene Savery'sche Dampfmaschine der vortheilhafteste Kraftapparat. Er kostet am
                              wenigsten bei der Anschaffung, kann nicht wohl in Unordnung kommen, und ist am
                              leichtesten zu dirigiren.
                           Wir wollen noch Einiges uͤber die relative Wirkung der drei Maschinen
                              sagen.
                           Es ist zu bemerken, daß bei allen dreien die Erhizung des Wassers 4 Grad betrug,
                              obgleich sich die Maschine Manoury's wesentlich von den
                              zwei anderen unterscheidet. Leztere Maschine liefert bei demselben
                              Brennmaterialverbrauch beinahe doppelt so viel mechanische Arbeit als die Maschinen
                              Gingembre's. Nach einem Berichte Girard's im XXXI. Bd. der Ann. de
                                 Physique et de Chimie gab Manoury's Maschine
                              damals 20,202 Dynamien fuͤr jedes Kilogramm Kohle.
                           Dieses Resultat uͤberschreitet das unserige; es muß also die Erwaͤrmung
                              des Wassers damals hoͤchstens 2°,8 anstatt 4 betragen haben. In der
                              angefuͤhrten Abhandlung fehlt dieses Maaß.
                           Aus unseren Versuchen geht folglich hervor:
                           1) Daß Savery's Dampfmaschine ein schaͤzbarer
                              Kraftapparat ist, welcher sich in mehreren Industriezweigen vortheilhaft anwenden
                              laͤßt.
                           2) Daß man ihre Anwendung auf die Faͤlle beschraͤnken muß, wo man
                              Wasser heben und seine Temperatur erhoͤhen will.
                           3) Daß Manoury's Construction derselben die
                              empfehlenswertheste ist.