| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 57, Jahrgang 1835, Nr. XCIV., S. 490 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XCIV.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Außerordentliche Feinheit ostindischer Musseline.
                           Ein in Serampore verstorbener Missionaͤr, der hochwuͤrdige William Ward, erzaͤhlt, daß in Shantee-pooru und
                              Dhaka Musseline erzeugt werden, wovon das Stuͤk fuͤr 100 Rupien
                              verkauft wird. Die allerfeinsten Baumwollenzeuge dieser Art sollen jedoch von
                              einigen Familien in Sonarga und Vikrum-pooru fabricirt werden. Man
                              versichert, daß zum Weben eines einzigen Stuͤkes, welches zu 400 bis 500
                              Rupien verkauft wird, oft gegen 4 Monate Zeit erforderlich sind, und daß, wenn man
                              diesen Zeug auf Gras legt, und befeuchtet, er beinahe unsichtbar ist. Wenn auch der
                              hochwuͤrdige Missionaͤr mit der Unsichtbarkeit dieser Musseline etwas
                              zu weit gegangen seyn duͤrfte, so erhellt doch wenigstens so viel aus dem
                              Gesagten, daß die indische Geduld es auch hierin auf's Aeußerste gebracht hat. (Aus
                              dem Mechanics' Magazine, No. 622.)
                           
                        
                           Ueber den Bau des Wau
                           enthaͤlt das Journal des
                                 connaissances usuelles einen Artikel, der auch auf unsere deutschen Staaten
                              Anwendung findet, indem wir immer noch nicht so viel von dieser nuͤtzlichen
                              Faͤrberpflanze bauen, als zu unserem Bedarfs noͤthig ist. Der Wau (Reseda Luteola) gehoͤrt zu jenen Pflanzen, deren
                              Cultur beinahe gar keine Sorgfalt erfordert, und welche auf jedem Boden, selbst auf
                              dem steinigsten und trokensten gedeiht. Er erreicht zwar auf gutem Boden ein
                              uͤppigeres Wachsthum; allein der beste Wau, der am reichsten an Farbstoff
                              ist, waͤchst gerade auf dem unfruchtbarsten Boden. Man baut ihn im Laufe des
                              Monates Julius oder am Anfange August, jaͤtet ihn vor dem Winter zum ersten,
                              und im Fruͤhjahre zum zweiten Mal, und erntet ihn beilaͤufig um
                              dieselbe Zeit, zu der er gebaut wurde. Das Ernten besteht lediglich darin, daß man
                              ihn ausreißt. – Der Verfasser des fraglichen Artikels macht besonders darauf
                              aufmerksam, daß man den Wau mit großem Vortheile und ohne allen Nachtheil auch auf
                              den Holzschlagen bauen kann, nachdem das Holz abgetrieben worden. Der Wau
                              beeintraͤchtigt nach seiner Erfahrung den Wachsthum des jungen Holzanfluges
                              nicht im Geringsten; der Boden wird dadurch nichts weniger als entkraͤftet;
                              die Holzsaͤmlinge erhalten dadurch eine ihnen zutraͤgliche
                              Beschattung; und durch das Ausreißen des reifen Wau's wird der Boden auf eine dem
                              Wachsthume der Baͤume zutraͤgliche und das Eindringen des Regens
                              beguͤnstigende Weise aufgelokert. Das Bauen des Wau's erfordert keine
                              kostspielige Bearbeitung des Bodens; denn es genuͤgt denselben mit einem
                              schweren eisernen Rechen auszureißen. – Da wir in unserem Vaterlande eine
                              unermeßliche Streke Landes besizen, welches beinahe gar nichts traͤgt, und
                              welches sich dennoch sehr gut zum Baue des Wau's eignen wuͤrde, so glauben
                              wir diesen schon oͤfter besprochenen Gegenstand neuerdings in Anregung
                              bringen zu muͤssen.
                           
                        
                           Statistik der Compagnien, welche London mit Wasser
                              versehen.
                           Aus den Untersuchungen, welche das Parliament im Jahr 1835 bei Gelegenheit der Bill
                              zur Errichtung der viel besprochenen und angefeindeten „Metropolis Pure Soft Spring Water
                                    Company“ anstellte, ergab sich folgende Zusammenstellung der
                              gegenwaͤrtigen Leistungen saͤmmtlicher Gesellschaften oder Compagnien,
                              welche London mit Wasser versehen.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 57, S. 491
                              Namen der Compagnien; Zahl der
                                 Haͤuser, die sie versehen; Jaͤhrlicher Bruttoertrag;
                                 Jaͤhrliche Kosten; Hoͤhe uͤber der Themse, auf welche das
                                 Wasser geliefert wird; Taͤgliche Lieferung an jedes Haus;
                                 Durchschnittskosten fuͤr Wasser per Haus; Aufgewendetes Capital;
                                 Durchschnittswerth einer Actie; Gewinn Proc. am Capital; New River; Chelsea;
                                 West Middlesex; Grand Junction; East London; South London; Lambeth; Southwark;
                                 Gallons; Fuß
                              
                           
                           
                              Bei der Berechnung der Durchschnittskosten des Wassers fuͤr ein jedes Haus
                                 sind auch die oͤffentlichen Gebaͤude, Brauereien,
                                 Branntweinbrennereien etc. mit in Anschlag gebracht; das zum Loͤschen der
                                 Feuersbruͤnste noͤthige Wasser, welches sich bei jeder Brunst im
                                 Durchschnitte auf 700 bis 1000 Hogshead (Oxhoft) belaͤuft, wird
                                 unentgeltlich geliefert. In vielen Haͤusern kommt der Bedarf an Wasser
                                 nur auf 10 bis 12 Schill. zu stehen. Im Jahr 1820 wurden 120,732, im Jahr 1827
                                 schon 176,205 und im Jahr 1833 bereits 199,493 Haͤuser mit Wasser
                                 versehen, so daß sich also die Zahl innerhalb 13 Jahren um 78. 761 vermehrte,
                                 obschon in dieser Zeit mehrerer Verbesserungen und Verschoͤnerungen wegen
                                 mehr dann 10,000 Haͤuser niedergerissen und nicht wieder aufgebaut
                                 wurden. – Ausfuͤhrlich findet man die Bewaͤsserung Londons
                                 von aͤltester bis auf neueste Zeit beschrieben und abgebildet in einem
                                 Werke, welches kuͤrzlich bei Simpkin, Marshall und Comp. zu London unter
                                 folgendem Titel erschien: Hydraulia, an historical and descriptive Account of
                                       the Water-Works of London and the Contrivances for supplying
                                       other great Cities in different Ages and Countries. By WilliamMatthews.“ – Die neue
                                 Gesellschaft, welche London mit Quellwasser zu versehen beabsichtigt, findet man
                                 beleuchtet im Repertory of Patent-Inventions,
                                 Julius 1835 S. 40 und in mehreren Heften des Mechanics'
                                    Magazine. Nur zu richtig liest man hier Nr. 619, S. 205 auch folgende
                                 Stelle: Hr. Matthews schaͤzt das Capital,
                                 welches in die verschiedenen Wasserwerke Großbritanniens gestekt wurde, auf
                                 nicht weniger als 20 Mill. Pfd. Sterl.; und von dieser ungeheuren Summe wurde
                                 mit Ausnahme einiger Taufend Pfund, die Jakob der I.
                                 dem Sir Hugh Myddelton zur Vollendung der New River Werke vorschoß, jeder Heller
                                 freiwillig von einzelnen Individuen oder von Gesellschaften geliefert. Alle
                                 diese großen Werke entsprangen, obschon sie oͤffentlich sind, aus
                                 Privatunternehmungen; sie bilden mit Theile jenes Systemes von
                                 Unabhaͤngigkeit und eigener Verwaltung, wodurch sich das englische Volk
                                 so gluͤklich vor anderen Nationen auszeichnet. Die oͤffentlichen
                                 Bauten und Anstalten anderer Nationen dienten, man darf es wohl sagen, großen
                                 Theils zur Verherrlichung des persoͤnlichen Charakters hoch gestellter
                                 Personen, sie bilden daher nur zu oft traurige Denkmaͤler der allgemeinen
                                 Knechtschaft und Entwuͤrdigung; anders ist es in England: denn hier
                                 beurkunden sie den Genius eines ganzen Volkes, eines Volkes, welches alle seine
                                 Groͤße und Freiheit nur sich selbst verdankt.“
                              
                           
                        
                           Notiz fuͤr Seidenraupenzuͤchter.
                           Wir machen alle, die sich mit der Seidenraupenzucht im Großen beschaͤftigen,
                              auf die Beschreibung aufmerksam, welche Hr. d'Arcet,
                              dieser vielseitig beruͤhmte und verdiente Mann, im Bulletin de la Société d'encouragement, Februar 1835, S. 72
                              von einem Gebaͤude gab, in welchem man den Seidenraupen jederzeit den zu
                              ihrem Gedeihen und kraͤftigen Wachsthume noͤthigen Grad von
                              Ventilation, Waͤrme und Feuchtigkeit geben kann. Wir halten dieses
                              Gebaͤude, welches auch bereits von dem Architecten Destailleur zu Villemomble bei Paris fuͤr Hrn. de Grimaudet erbaut worden, fuͤr eines der
                              vollkommensten dieser Art; und fuͤr uns duͤrfte dasselbe um so
                              wichtiger seyn, als Hr. d'Arcet, der die
                              Seidenraupenzucht wiederholt im Suͤden beobachtete und studirte, die dort
                              gebraͤuchlichen Gebaͤude nicht nur bedeutend verbesserte, sondern sie
                              auch einem Klima anpaßte, welches von dem unseligen nicht so gar weit verschieden
                              ist. Wir bedauern sehr, daß wir bei unserem beschraͤnkten Raume diese neue
                              verdienstvolle und mit 3 herrlichen Foliotafeln ausgeschmuͤkte Abhandlung des
                              Hrn. d'Arcet nicht in unsere Zeitschrift aufnehmen
                              koͤnnen.