| Titel: | Ueber die neuen preiswürdig befundenen Schienen und Pedestals oder Lager für Eisenbahnen. Von Hrn. Robert Daglish, in Orrell Cottage bei Winau. | 
| Fundstelle: | Band 58, Jahrgang 1835, Nr. II., S. 12 | 
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                        II.
                        Ueber die neuen preiswuͤrdig befundenen
                           Schienen und Pedestals oder Lager fuͤr Eisenbahnen. Von Hrn. Robert Daglish, in Orrell
                           Cottage bei Winau.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, No. 620, S.
                              226.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Daglish, uͤber die neuen preiswuͤrdig befundenen
                           Schienen und Pedestals oder Lager fuͤr Eisenbahnen.
                        
                     
                        
                           Ich lege dem Publicum hiemit eine Zeichnung meiner parallelen Schienen so wie meiner
                              Verbindungs- und Zwischenlager oder Pedestals vor, woraus man auch die Art
                              der Befestigung derselben an den Steinbloͤken oder Balken, und meine Methode,
                              die Schienen an die betreffenden Lager oder Pedestals zu geschirren ersieht. Ich
                              erhielt fuͤr alle diese meine Methoden den Preis zuerkannt, den die London-Birmingham-Eisenbahn-Compagnie kuͤrzlich
                              ausgeschrieben hatte; nur in Betreff der Befestigung der Lager an den
                              Steinbloͤken war die zur Untersuchung der Vorschlaͤge der Concurrenten
                              niedergesezte Commission der Ansicht, daß meine Methode jener des Hrn. Swinburn nachstehe, weßhalb denn diesem auch der dritte
                              Theil des Preises zuerkannt wurde. Ich fuͤge noch Zeichnungen einiger
                              Modificationen meiner Schiene und meiner Lager bei, indem ich glaube, daß diese
                              unter gewissen Umstaͤnden und Localverhaͤltnissen empfohlen werden
                              duͤrften.
                           Fig. 25 ist
                              ein Enddurchschnitt meiner parallelen Schiene und eines Verbindungslagers (point-pedestal), d.h. eines Lagers, in welchem
                              die Enden zweier Schienenlaͤngen zusammenstoßen. Man sieht hier auch die Art
                              und Weise, auf welche die Schienen mit Bolzen, welche man Cotter-bolts nennt, befestigt sind. Fig. 26 stellt dieselben
                              Theile in einem Grundrisse von Oben vor, waͤhrend Fig. 27 ein seitlicher
                              Durchschnitt ist. Eine Schiene wiegt 50 Pfd. per Yard;
                              die Steinbloͤke sind 10 bis 12 Zoll dik, und enthalten 4 bis 5 Kubikfuß; die
                              Bolzen haben 3/4 Zoll in der Runde.
                           Ich habe diese Art von Schienen gegen 10 andere Formen von Schienen gleichen oder
                              beinahe gleichen Gewichtes probirt, indem ich nicht nur schwere Dampfwagen oder
                              Locomotivmaschinen daruͤber laufen ließ, sondern indem ich mich auch des
                              Schnellwaagehebels bediente; immer fand ich hiebei, daß meine Schienen die
                              groͤßte Last tragen, ohne irgend eine Verbiegung zu erleiden. Die Einfachheit
                              des Baues dieser Schienen verbuͤrgt auch, daß sie leicht gut und gesund
                              verfertigt werden koͤnnen.
                           Fig. 28 gibt
                              einen Enddurchschnitt derselben Art von Schiene mit einem Zwischenlager (intermediate pedestal); Fig. 29 zeigt dieselben
                              Theile im Grundrisse. Das Verbindungslager gewaͤhrt eine beinahe doppelt
                              groͤßere Unterlage, als das Zwischenlager, damit die Enden um so sicherer
                              befestigt werden koͤnnen.
                           Die Secretaͤre der London-Birmingham-Eisenbahn sagen in dem
                              Schreiben, in welchem sie mir anzeigen, daß mir der Preis mit der erwaͤhnten
                              Ausnahme zuerkannt wurde, daß nach dem Berichte der Preiscommission keiner der
                              Preisbewerber allen in dem Programme gemachten Bedingungen entsprach; daß aber meine
                              Schiene und mein Lager in Hinsicht auf ihre Form, so wie meine Befestigung der
                              Schiene an dem Lager in Hinsicht auf die beiden ersten Bedingungen fuͤr die
                              besten befunden wurden, waͤhrend die von Hrn. Swinburn vorgeschlagene Methode das Lager an den Steinbloͤken zu
                              befestigen, was die dritte Bedingung betrifft, fuͤr die beste erkannt wurde;
                              und daß die Directoren demnach einstimmig beschlossen haͤtten den Preis zu
                              theilen, und mir 70 Pfd. Sterl., Hrn. Swinburn hingegen
                              30 Pfd. Sterl. zuzuerkennen.
                           Vergleicht man die Angaben dieses Briefes mit jenen, die in dem Werkchen enthalten
                              sind, welches einer der Berichterstatter, Hr. Barlow
                              kuͤrzlich bekannt machteWir haben im vorhergehenden Hefte die wichtigsten Daten aus der Abhandlung
                                    des Hrn. Barlow mitgetheilt, und bitten unsere
                                    Leser gegenwaͤrtigen Aufsaz hiemit zu vergleichen.A. d. R., und in welchem man einen Bericht uͤber die in Woolwich von ihm
                              angestellten Versuche findet, so wird man mit mir gestehen muͤssen, daß sich
                              beide nicht wohl mit einander vereinen lassen. Denn es scheint aus genannter
                              Schrift, daß Hr. Barlow seine Versuche nicht nur mit
                              meiner Art von Schiene, die er bei weitem fuͤr die beste erklaͤrt,
                              anstellte, sondern daß er auch meine Methode, das Lager an dem Steinbloke zu
                              befestigen, und nicht jene des Hrn. Swinburn empfiehlt.
                              Es muß auch wirklich jedem praktisch mit den Eisenbahnen bekannten Manne eben so
                              unerklaͤrlich als uͤberraschend erscheinen, wie die Methode des Hrn.
                              Swinburn, welche in der Anwendung des sogenannten
                              Lewisbolzen besteht, auch nur der Erwaͤhnung, viel weniger eines Preises
                              wuͤrdig befunden werden konnte. Wuͤrde diese Methode irgendwo befolgt,
                              was aber gewiß nicht geschehen wird, so wuͤrden die Steinbloͤke gewiß
                              sehr bald durch die Erschuͤtterungen, welche durch das schnelle
                              Voruͤberrollen schwerer Dampfwagen entstehen, bis zur Tiefe des Bolzens
                              gespalten werden.
                           Die von mir empfohlene, und von Hrn. Barlow gut geheißene,
                              von der Commission, in der doch auch Hr. Barlow saß, aber
                              fuͤr verwerflich befundene Methode besteht, wie man zum Theil aus einem Blike
                              auf die beigegebenen Figuren ersehen wird, lediglich dann, daß ich glatte
                              Cotterbolzen durch den Stein einsenke, und das Loch vom Boden her 1 1/2 oder 2 Zoll
                              weit mit einer Versenkung versehe, damit die Spize des Bolzens unter die Basis des
                              Lagers dringen kann. Ich suchte zuerst Schraubenbolzen in Anwendung zu bringen;
                              allein ich mußte diese Methode aufgeben, indem sich die Schraubenmuttern durch den
                              Rost so fest stellten, daß sich eher die Bolzenenden abdrehen ließen, als die
                              Muttern losgemacht werden konnten. Eine 15jaͤhrige Erfahrung hat mich
                              uͤberzeugt, daß der einfache glatte Cotterbolzen der einzige hieher taugliche
                              ist.
                           Hr. Barlow spricht von dieser Befestigungsmethode, als
                              waͤre sie die Erfindung des Hrn. Vignoles; wie er
                              jedoch in diesen Irrthum verfallen konnte, ist mir nicht erklaͤrlich; denn
                              meine Methode war aus den eingesandten Modellen deutlich ersichtlich, so wie ich denn auch in meiner
                              Eingabe an die Directoren deren Vortheile hervorhob, wie aus folgender Stelle dieser
                              Eingabe hervorgeht. „Die Lager fuͤr die Verbindungsstellen sollen
                                 meiner Ansicht nach besonders mit Cotterbolzen an den Bloͤken oder Balken
                                 befestigt werden; uͤbrigens ziehe ich diese Befestigungsmethode auch an
                                 allen Zwischenlagern vor. Diese lezteren ließen sich zwar auch auf die
                                 gewoͤhnliche Weise gut annageln; allein weit besser waͤre doch die
                                 Befestigung mit Cotterbolzen, indem sich hier, wo jedes Lager fest
                                 niedergehalten wird, die groͤßte Wirkung der parallelen Schiene ergeben
                                 wuͤrde. Werden die Schienen hingegen bloß angenagelt, so koͤnnen
                                 die Zwischenlager keine Stuͤzpunkte werden; und in diesem Falle werden
                                 dann die Fasern der oberen Flaͤche der Schienen beim
                                 Voruͤberrollen schwerer Wagen oder Locomotivmaschinen zwischen den beiden
                                 Lagern nicht in demselben Verhaͤltnisse in Spannung versezt, wie die
                                 Fasern der unteren Flaͤche.“ An einer anderen Stelle sagte ich
                              ferner: „Ich gebe der Befestigungsmethode des Lagers mit Cotterbolzen als
                                 der wirksamsten im Allgemeinen bei weitem den Vorzug: selbst wenn die
                                 Befestigung mit kleineren Bolzen (von 5/8 Durchmesser) geschehen sollte, in
                                 welchem Falle sie beinahe eben so wohlfeil kaͤme, als die Befestigung mit
                                 Naͤgeln. Die Loͤcher fuͤr die kleinen Bolzen koͤnnen
                                 fuͤr geringere Kosten, als die großen, zur Aufnahme der hoͤlzernen
                                 Pfloͤke dienenden Loͤcher durch die Steinbloͤke gebohrt
                                 werden; und der kleine Cotterbolzen wird nur etwas weniges mehr kosten als der
                                 Nagel und die Holzpfloͤke, indem sowohl die Bolzen als die Cotters mit
                                 einer eigenen Maschine verfertigt werden koͤnnen.“ Hr. Vignoles ist gewiß nicht der Erfinder der Cotterbolzen;
                              allein er hat mir die Ehre erwiesen, dieselben bei dem Baue der Eisenbahn zwischen
                              Dublin und Kingstown anstatt der gewoͤhnlich gebraͤuchlichen
                              Naͤgel oder Zapfen in Anwendung zu bringen.
                           Hr. Barlow macht in seiner mehrfach erwaͤhnten
                              Schrift mehrere sehr kraͤftige Bemerkungen uͤber die Wichtigkeit der
                              genauen Anpassung und Befestigung; um jedoch zu zeigen, daß nicht alle Praktiker in
                              dieser Hinsicht so gleichguͤltig gewesen, wie Hr. Barlow meint und glauben machen will, erlaube ich mir eine andere Stelle
                              aus meiner Eingabe an die Directoren der
                              London-Birmingham-Eisenbahn-Compagnie beizufuͤgen.
                           
                              „Ich bin ganz gewiß, sagte ich naͤmlich daselbst, daß sich auf
                                 einer vollkommen gut gebauten Eisenbahn mit weit mehr Sicherheit eine
                                 Geschwindigkeit von 50 bis 60 engl. Meilen per
                                 Zeitstunde, als auf irgend einer der gegenwaͤrtigen Bahnen eine
                                 Geschwindigkeit von 20 Meilen erzielen laͤßt. Und zwar nicht bloß, weil
                                 an lezteren die
                                 Schienen zu stark gespannt (tight) und die Lager
                                 schlecht gebaut sind, sondern hauptsaͤchlich wegen ihrer
                                 Befestigungsweise an den Gefuͤgen, welche so haͤufig die Ursache
                                 einer Verbiegung und einer ploͤzlichen senkrechten oder horizontalen
                                 Bewegung wird, in Folge deren es unmoͤglich ist eine Locomotivmaschine zu
                                 bauen, die ihnen zu widerstehen im Stande ist. Ich habe den Gesellschaften schon
                                 oͤfter wiederholt, daß jede fuͤr den oͤffentlichen Gebrauch
                                 bestimmte Eisenbahn so genau und fest gelegt werden muß, als es
                                 Menschenhaͤnde nur immer vollbringen koͤnnen; und daß, wenn dieß
                                 geschehen ist, man eine Dampfmaschine auf dieselbe bringen soll, welche deren
                                 Oberflaͤche glaͤttet, wie dieß mit unseren Schiebeschienen zu
                                 geschehen pflegt.“
                              
                           Ich muß mir auch die Freiheit nehmen zu bemerken, daß, so richtig auch Hrn. Barlow's Ansichten daruͤber, sind, daß die
                              Eisenbahnen die moͤglich beste Arbeit erheischen, er doch in allen Details
                              einen großen Mangel an praktischen Kenntnissen beurkundete. Er sagte naͤmlich
                              da, wo er von der Befestigung der Schienen an den Lagern spricht: „wenn
                                 die Schienen und Lager nun nicht durch directe Mittel auf eine bleibende Weise
                                 an einander befestigt werden sollen, so soll es auch nicht auf indirecte Weise,
                                 wie mittelst Cotterbolzen oder Keilen geschehen; denn entweder werden diese
                                 Bolzen oder Keile die Schiene an dem Lager festhalten oder nicht; in ersterem
                                 Falle verursachen sie dann all dasselbe Unheil, wie eine bleibende Befestigung,
                                 und in lezterem thun sie nicht gut, obwohl sie Schaden bringen
                                 koͤnnen.“ Haͤtte der gelehrte Hr. Professor je
                              Gelegenheit gehabt, einen Sommertag uͤber genau die Fahrten schwerer
                              Dampfwagen oder anderer schwerer Wagenzuͤge auf einer Eisenbahn zu
                              beobachten, so waͤre er gewiß nie zu einer solchen Behauptung gekommen; er
                              wuͤrde sich naͤmlich hiebei uͤberzeugt haben, daß es kaum
                              menschenmoͤglich seyn duͤrfte die Schienen vollkommen bleibend an den
                              Lagern zu befestigen. Von dieser Unmoͤglichkeit uͤberzeugt, gebe ich
                              nicht zu, daß der von mir vorgeschlagene und aus Fig. 25 ersichtliche D Schluͤssel bei dessen Anwendung zur Befestigung
                              der Schiene an dem Verbindungslager mit einer groͤßeren Gewalt, als mit einem
                              einhaͤndigen Hammer eingetrieben wird; auch befestige ich ihn, wenn er
                              eingetrieben ist, an seiner Stelle, indem der Schluͤssel hier nur dazu dient
                              der Schiene Staͤtigkeit zu geben. Denn bevor eine Locomotivmaschine oder ein
                              schwerer Wagenzug zwei Mal uͤber die Bahn gegangen ist, geben
                              saͤmmtliche Schluͤssel auf solche Weise nach, daß sich die Schienen um
                              mehr als das Doppelte ihrer wirklichen Ausdehnung und Zusammenziehung ausdehnen und
                              zusammenziehen koͤnnen. Was hingegen die Zwischenlager der 5 Yard langen Schienen betrifft, so ist
                              es hier um so besser, je staͤrker sie an der Schiene befestigt werden, ohne
                              uͤbrigens die Lager durch zu starkes Antreiben der Schluͤssel zu
                              beschaͤdigen; denn die durch die Basis der Lager gebohrten Loͤcher,
                              durch welche die Bolzen gehen, sind so weit, daß sie die dreifache Ausdehnung und
                              Zusammenziehung, der die Schienen ausgesezt sind, ausgleichen. Ueberdieß ist jedes
                              der Loͤcher, die durch die Steinbloͤke, auf denen die Lager ruhen,
                              gebohrt sind, um 1/8 Zoll weiter, als der Durchmesser der Bolzen; und die Lager
                              koͤnnen nie so fest auf die Oberflaͤche der Steinbloͤke nieder
                              gebolzt werden, als daß sie nicht ein wenig nachgeben sollten. Alle diese
                              Schwierigkeiten habe ich seit mehreren Jahren an den unter meiner Aufsicht gelegten
                              Eisenbahnen, dieselben mochten mit Schmied- oder mit Gußeisen gebaut seyn,
                              vollkommen uͤberwunden; ich kann Hrn. Barlow in
                              dieser Hinsicht auf mehrere Meilen einer Eisenbahn verweisen, die nun schon Jahre
                              lang in Gang ist, ohne daß sich bisher auch nur die geringste senkrechte oder
                              horizontale Abweichung daran ergeben haͤtte.
                           Obschon ferner Hr. Barlow wirklich durch Versuche bewiesen
                              hat, daß die parallele Schiene besser ist als die parabolische oder
                              fischbauchfoͤrmige, und obschon er sich viele Muͤhe mit Bestimmung der
                              neutralen Achse gab, die doch mit der besten Schienenform wenig oder gar nichts zu
                              thun hat, so hat er doch vergessen, einen der wesentlichsten Vorzuͤge der
                              parallelen Schiene vor der parabolischen oder fischbauchfoͤrmigen anzudeuten.
                              Ich habe naͤmlich gefunden, daß wenn man die Enden der Schienen fest
                              niederhaͤlt, und zwar besonders auf die Verbindungslager, die parallelen
                              Schienen von 50 Pfd. per Yard stets bei gleicher Biegung
                              oder Deflection um eine Tonne mehr tragen, als sie tragen, wenn man ihren Enden
                              gestattet emporzusteigen, wie dieß denn geschieht, wenn man dieselben bloß auf die
                              bisher gebraͤuchliche schlechte Weise mit gewoͤhnlichen Naͤgeln
                              oder Zapfen nieder nagelt. Wenn die Schienen durch entsprechende Mittel fest
                              niedergehalten werden, so werden die Zwischenlager zu eben so vielen
                              Stuͤzpunkten, und die Spannung der Fasern der oberen Theile der Schiene ins
                              Spiel gezogen. Man kann sich hievon leicht durch einen Blik auf Fig. 34, wo A, A die Spannungs- und B,
                                 B die Deflectionspunkte bezeichnen, uͤberzeugen.
                           Ich habe aus Hrn. Barlow's Versuchen weiter entnommen, daß
                              seiner Ansicht nach in Hinsicht auf Staͤrke die beste Schiene von der oberen
                              zur unteren Flaͤche 4 1/4 bis 4 1/2 Zoll Tiefe haben soll. Ich meinerseits
                              hingegen bin vollkommen uͤberzeugt, daß die beste Form fuͤr
                              schmiedeiserne Schienen nicht mehr als 3 3/4 und hoͤchstens 4 Zoll Tiefe zu haben braucht.
                              Denn macht man die Schiene hoͤher, so wird dadurch nicht nur das Lager sehr
                              geschwaͤcht, sondern es wird auch nicht mehr moͤglich die Lager mit
                              Cotterbolzen oder auf irgend andere Weise fest auf ihrer Basis zu erhalten, und zwar
                              besonders an den Ausweichstellen oder Kruͤmmungen der Bahn; ja sogar die
                              Steinbloͤke wuͤrden bestaͤndig erschuͤttert werden. Die
                              Erfahrung hat uͤberdieß gezeigt, daß, je niedriger eine Schiene und das Lager
                              gehalten werden kann, sie um so weniger der Zerstoͤrung ausgesezt sind; und
                              daß die Einwirkung auf die Grundlage, auf der die Steinbloͤke ruhen, auch in
                              demselben Maaße geringer ist. Eben so bekannt ist aber auch, daß mit gußeisernen
                              Schienen von 3 3/4 oder hoͤchstens 4 Zoll Tiefe eine Bahn hergestellt werden
                              kann, welche jener Einwirkung zu widerstehen im Stande ist, die eine
                              Locomotivmaschine von 12 bis 14 Tonnen Gewicht bei einer Geschwindigkeit von 40 bis
                              50 Meilen per Stunde ausuͤbt.
                           So viel mir bekannt ist, lassen gegenwaͤrtig mehrere
                              Eisenbahn-Compagnien Schienen verfertigen, welche per Yard 60 Pfd. wiegen. Diese 10 Pfd. Eisen, welche man mehr aufwendet,
                              sollten meiner Ansicht nach zum Theil zur Verstaͤrkung des unteren Randes
                              verwendet werden, damit derselbe fester auf seiner Unterlage aufruht, und zum Theil
                              zur Erweiterung der oberen Flaͤche. Beides soll nach Fig. 30 geschehen, in
                              welcher nach meiner Ansicht die beste Form fuͤr eine Schiene von diesem
                              Gewichte im Durchschnitte dargestellt ist. Der Zwek, den ich bei dieser Modifikation
                              im Auge habe, ist Vermehrung der Adhaͤsion der Locomotivmaschinen; auch gebe
                              ich dem Umfange ihrer Raͤder hiedurch etwas mehr Unterlage, damit sie
                              laͤnger dauern. Wie ich hoͤre haben die Direktoren der
                              Birmingham-Liverpool-Eisenbahn kuͤrzlich Auftraͤge
                              fuͤr ein oder zwei tausend Tonnen paralleler Schienen, an denen die oberen
                              und unteren Kanten gleich sind, gegeben. Diese Art von Schienen, welche zum Versuche
                              gelegt werden sollen, werden von einigen an jener Eisenbahn verwendeten Individuen
                              als ihre Erfindung ausgegeben, und natuͤrlich auch als die beste Art von
                              Schienen ausgeschrieen. Das Wahre an der Sache ist aber, daß ich vor 12 Monaten
                              einem der Ingenieure jener Bahn Zeichnungen mehrerer Schienen und Lager gab, und daß
                              die fragliche Form eine von diesen von mir gezeichneten war. Ich erwaͤhnte
                              dieser Form in meiner schon mehrmal angefuͤhrten Eingabe an die Directoren
                              der London-Birmingham-Eisenbahn ausdruͤklich als einer, welche
                              vielleicht angewendet werden duͤrfte; zugleich gab ich aber auch die
                              Einwuͤrfe an, die mich abhielten, sie wirklich in Vorschlag zu bringen. Meine
                              Worte waren folgende: „Ich war nicht mit mir einig, ob ich auch ein Modell
                                 einer Schiene verfertigen sollte, deren obere und untere Kanten vollkommen
                                 gleich waͤren, damit man jede beliebige Seite derselben benuzen
                                 koͤnnte, im Falle die eine an irgend einer Stelle (was bisher am
                                 haͤufigsten an den Enden zu bemerken war) etwas weniges schadhaft
                                 befunden werden sollte; ich war um so mehr hiezu geneigt, als ich vollkommen
                                 uͤberzeugt bin, daß die Schiene bedeutend an Staͤrke gewinnt, wenn
                                 man der unteren Seite derselben etwas mehr Metall gibt. Da die Gesellschaft
                                 jedoch nicht mehr als ein Gewicht von 50 Pfd. per
                                 Yard gestattete, so wuͤrde die Schiene hiebei etwas an Tiefe und
                                 Hoͤhe verloren haben. Ich bemerke uͤbrigens bei dieser
                                 Gelegenheit, daß keine Eisenbahn-Gesellschaft zu bedauern haben
                                 duͤrfte, wenn sie den Schienen gleich am Anfange eine gehoͤrige
                                 Staͤrke gibt, und wenn sie sich, um das Werk vollkommen zu machen, nicht
                                 an ein Paar Pfunde mehr per Yard stoͤßt. Nach
                                 reiflicher Ueberlegung und Erwaͤgung aller in Frage kommenden Punkte
                                 scheinen mir die von mir vorgelegten Modelle (welche man in Fig. 25 sieht) die
                                 besten, indem hier die Schluͤssel am meisten Wirkung haben.“
                              
                           Fig. 32 ist
                              ein Durchschnitt einer Schiene, wie ich sie empfahl und noch empfehle, wenn man die
                              Schienen so gebaut haben will, daß sie umgekehrt werden koͤnnen. Diese
                              Schienen muͤssen aber wenigstens 55 Pfd. per Yard
                              haben. Handelt es sich um eine Eisenbahn, auf der nur Locomotivmaschinen von 8 bis
                              10 Tonnen Schwere laufen sollen, so wuͤrde eine Schiene, wie sie in Fig. 33
                              abgebildet ist, welche nur 45 Pfd. per Yard wiegt, gewiß
                              entsprechend befunden werden.
                           Fuͤr Amerika, wo man sich in manchen Gegenden mir mit großer Schwierigkeit
                              Steinbloͤke verschaffen kann, und wo man daher die Schienen haͤufig
                              auf hoͤlzernen Balken von 30 bis 50 Fuß Laͤnge, welche durch
                              Querbalken mit einander verbunden sind, zu befestigen pflegt, ist die aus Fig. 31
                              ersichtliche Schienenform die beste. Amerikanische Ingenieurs versicherten mich, daß
                              sie leicht solche Balken aus einem sehr dauerhaften und diesem Zweke entsprechenden
                              Holze fuͤr die Faͤllungs- und Schneidkosten auf den
                              Saͤgmuͤhlen in Menge haben koͤnnen, und daß eine Eisenbahn
                              dieser Art beinahe 20 Jahre lang dauert. Zuweilen legt man in Amerika aber die
                              Schienen auch mit Umgehung der Seitenbalken bloß auf Querbalken. Ich lasse
                              gegenwaͤrtig unter meiner Aufsicht bedeutende Partien der oben angegebenen
                              Schienen, auf welche ich von Amerika aus Auftraͤge erhielt, verfertigen.
                           Hr. Barlow bemerkt: „Fuͤr die
                                 Zwischenlager duͤrfte sich eine leichte Modifikation der Stephenson'schen am besten eignen; d.h. ich wuͤrde die
                                 Schiene in dem Lager bloß von den Enden zweier Zapfen mit glatten Enden tragen
                                 lassen, so daß sie bei der moͤglich geringsten Reibung die erforderliche
                                 Staͤtigkeit erhaͤlt. Ich wuͤrde demnach diese Zapfen
                                 horizontal oder nach Aufwaͤrts, anstatt nach Abwaͤrts
                                 richten.“ Das Lager, auf welches Hr. Barlow hier anspielt, ist, wie ich vermuthe, jenes, auf welches Hr. Stephenson der juͤngere vor einiger Zeit ein
                              Patent nahm, anstatt es, wie man von ihm, als im Dienste der
                              London-Birmingham-Eisenbahn-Compagnie befindlich, haͤtte
                              fuͤglich erwarten koͤnnen, dem von dieser Gesellschaft
                              ausgeschriebenen Concurse zu unterwerfen. Da ich selbst bisher weder eine Zeichnung
                              noch eine Beschreibung dieses Lagers gesehen habe, so kann ich keine bestimmte
                              Meinung daruͤber abgeben; allein wenn dessen Vorzuͤge, wie es aus Hrn.
                              Barlow's Worten hervorzugehen scheint, lediglich
                              darin besteht, daß die Schiene von den Enden zweier Zapfen mit glatten Enden
                              getragen wird, so scheint mir diese Vorrichtung eine der unwirksamsten von allen,
                              die je in dieser Hinsicht erfunden wurden. Hr. Barlow
                              koͤnnte sich eben so gut zweier seiner Finger, als zweier solcher Zapfen mit
                              glatten Enden bedienen; denn wenn eine Locomotivmaschine ein oder zwei Mal
                              daruͤber gegangen ist, werden beide, wo nicht zerquetscht, so doch vollkommen
                              unbrauchbar geworden seyn.
                           Hr. Barlow sagt ferner in einer Note zu der eben aus
                              seiner Abhandlung entlehnten Stelle: „Es duͤrfte zu
                                 beruͤksichtigen seyn, ob es, wenn man diese Befestigungsmethode befolgt,
                                 nicht thunlich und vortheilhaft waͤre, in den Siz des Lagers
                                 Stuͤke Filz oder einer anderen Substanz zu bringen, um hiedurch das
                                 Knarren, welches zwischen Metall und Metall Statt findet, zu
                                 vermeiden.“ Diese Stelle liefert uns einen neuen Beweis, wie wenig
                              Hr. Barlow die Sache, uͤber die er so gelehrt
                              geschrieben, praktisch kennt!
                           Ich schließe mit folgender Stelle aus meiner vielfach beruͤhrten Eingabe,
                              welche der allgemeinen Aufmerksamkeit wuͤrdig seyn duͤrfte.
                              „Ich rathe auch noch jedes Verbindungslager durch eine runde Stange
                                 von 3/4 oder 7/8 Zoll im Durchmesser, an deren Enden sich ein Waͤscher
                                 befindet, mit dem. gegenuͤberliegenden Lager zu verbinden, damit die Bahn
                                 vollkommen waagerecht erhalten wird. Ich fand solche Verbindungsstangen selbst
                                 an den gewoͤhnlichen Eisenbahnen sehr dienlich.“
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
