| Titel: | Bemerkungen über die Glyphogene oder eine neue Beize für den Stahlstich. Von Hrn. Deleschamps, Pharmaceuten und Chemiker. | 
| Fundstelle: | Band 58, Jahrgang 1835, Nr. V., S. 36 | 
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                        V.
                        Bemerkungen uͤber die Glyphogene oder eine
                           neue Beize fuͤr den Stahlstich. Von Hrn. Deleschamps, Pharmaceuten und
                           Chemiker.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. Mai 1835, S. 266.
                        Bemerkungen uͤber die Glyphogene oder eine neue Beize
                           fuͤr den Stahlstich.
                        
                     
                        
                           Der Stahlstich nimmt wegen der ungeheueren Vortheile, die er gewaͤhrt, die
                              ganze und lebhafteste Aufmerksamkeit unserer Kuͤnstler in Anspruch; viele
                              derselben widmeten sich dieser neuen Kunst bereits mit groͤßtem Eifer; allein
                              leider waren ihre Bemuͤhungen und Anstrengungen nicht immer von
                              gluͤklichem Erfolge gekroͤnt, obschon man es weder an Muͤhe
                              noch Kostenaufwand fehlen ließ, um die zahlreichen Schwierigkeiten, die sich den
                              Fortschritten dieser so nuͤzlichen Kunst entgegenstemmten, zu
                              uͤberwinden.
                           Besondere Aufmerksamkeit bei dem Stahlstiche verdient die Beize; weder die
                              Nachforschungen, die man bisher in dieser Hinsicht anstellte, noch die von den
                              Kuͤnstlern in Anwendung gebrachten Verfahrungsweisen entsprachen vollkommen.
                              Man gab bereits eine Menge Vorschriften zur Bereitung der Beizen fuͤr den
                              Stahlstich; jeder Kuͤnstler hat so zu sagen seine eigene Composition, und
                              doch ist es bis zur Stunde noch Niemanden gelungen eine Beize zu erfinden, welche
                              eben so rein, als tief aͤzt. Mehrere ausgezeichnete Kuͤnstler
                              aͤußerten gegen mich den Wunsch eine neue Beize zu besizen, welche diesen
                              Bedingungen entspraͤche; auf deren Ansinnen unterzog ich mich der
                              Ausmittelung einer solchen, wobei ich auch zu einem vollkommen genuͤgenden
                              Resultate gelangt zu seyn glaube.
                           Um zu ermitteln, welches Agens mir die beste Aezung geben koͤnnte, und wie ich
                              mich desselben auf eine vorteilhafte Weise bedienen koͤnnte, hielt ich es vor
                              Allem fuͤr unumgaͤnglich nothwendig, die Beschaffenheit der
                              verschiedenen Stahlarten genau zu studiren. Die Untersuchungen und Analysen, welche
                              ich in dieser Absicht sowohl an franzoͤsischen, als auslaͤndischen
                              Stahlarten anstellte, fuͤhrten mich zwar auf Verschiedenheiten, die nicht nur
                              in deren chemischen Zusammensezung, sondern auch in der Art und Weise, auf welche
                              sie zur Aufnahme der Beize zubereitet werden, bestehen; allein dessen ungeachtet
                              lassen alle diese Stahlarten mit Huͤlfe meiner neuen Composition eine gute
                              Aezung zu.
                           Der englische Stahl, welcher sich am besten fuͤr eine reine und tiefe Aezung
                              eignet, verdankt diese Eigenschaft wahrscheinlich den verschiedenen Operationen,
                              denen man ihn vorher zum Behufe der Raffination unterwirft. Die außerordentliche
                              Vertheilung seiner Molecule gibt ihm eine vollkommenere Gleichmaͤßigkeit in
                              seinem Baue, und bewirkt, daß er leichter von den Beizen angegriffen wird. Die große
                              Haͤrte, welche ihm eigen ist, laͤßt eine große Menge von
                              Abdruͤken zu, wobei besonders bemerkt zu werden verdient, daß die
                              Instrumente, deren sich die Englaͤnder zu diesem Behufe bedienen, in Hinsicht
                              auf Qualitaͤt und Guͤte mit jener ihrer Stahlplatten im
                              Verhaͤltnisse stehen. Die Englaͤnder verwenden aber uͤberdieß
                              selbst auf die kleinsten Details eine außerordentliche Sorgfalt; so wie sie denn
                              uͤberhaupt kein Mittel vernachlaͤssigen, um ihre Arbeit auf den
                              hoͤchsten Grad von Vollkommenheit zu bringen.
                           Die anderen Stahlarten, deren Molecule in minder inniger Verbindung mit einander
                              stehen, enthalten eine groͤßere Menge Silicium- und
                              Kohlenstoffverbindungen, welche der Wirkung der Aufloͤsungsmittel vielmehr
                              hinderlich, als foͤrderlich sind. Dieses Unterschiedes, der oft nur
                              unbedeutend ist, ungeachtet, erhielt ich auch mit diesen Stahlarten Schattirungen
                              von vollkommener Reinheit. Je mehr die Stahlplatten von den Planirern geschlagen
                              werden, um so feiner wird ihr Korn, und um so geeigneter sind sie zur Erzielung
                              einer reinen und tiefen Aezung.
                           Eine der ersten Vorsichtsmaßregeln, die man in Anwendung zu bringen hat, bevor man
                              zur Aezung schreitet, besteht darin, daß man sich versichert, daß der Firniß, womit
                              man die Stahlplatte uͤberziehen will, von guter Beschaffenheit ist. Der
                              Firniß mag mit dem Pinsel oder mit dem Tampon aufgetragen seyn, so muß er immer
                              glatt seyn und vollkommen ankleben oder adhaͤriren. Die verschiedenen
                              Firnisse, deren man sich bisher bediente, sind nichts weniger als vollkommen
                              entsprechend; jener, der mit dem Tampon aufgetragen zu werden pflegt, scheint mir
                              jedoch den Vorzug zu verdienen. Er darf uͤbrigens nicht zu sehr erhizt
                              werden, indem er sonst dadurch, daß einige der in ihm enthaltenen fetten und
                              oͤhligharzigen Substanzen verkohlt werden, in Hinsicht auf seine anklebende
                              Eigenschaft Schaden leiden koͤnnte. Auf diese Weise wird auch das Abschuppen
                              des Firnisses, in
                              Folge dessen die Beize auch auf Stellen wirken wuͤrde, die man durch den
                              Firniß gegen diese Wirkung schuͤzen will, verhuͤtet. Bei der Uebung
                              und Geschiklichkeit, welche die meisten Kupferstecher in dieser Beziehung besizen,
                              halte ich es nicht fuͤr noͤthig, mich weiter uͤber diesen Punkt
                              auszulassen.
                           Nachdem der Kuͤnstler seine Platte gehoͤrig uͤberfirnißt hat,
                              laͤßt er sie troknen, wobei er verhuͤtet, daß Staub oder andere kleine
                              Unreinigkeiten, die der Reinheit der Zeichnung Schaden bringen koͤnnten,
                              daran haͤngen bleiben. Auf die solcher Maßen behandelte und getroknete Platte
                              traͤgt der Kuͤnstler nun seine Zeichnung auf; sorgfaͤltig
                              darauf achtend, daß alle Stellen, die er geaͤzt haben will, vollkommen
                              bloßgelegt werden. Nachdem dieß geschehen ist, sezt er zwei Gefaͤße auf
                              seinen Tisch, von denen das eine zur Aufnahme jenes Productes, welches bereits zu
                              einer fruͤheren Operation gedient, bestimmt ist; waͤhrend das andere
                              groͤßere ein Gemisch von einem Theile Alkohol auf 9 Theile destillirten
                              Wassers enthaͤlt. Dieses Gemisch, welches man sich besser im Voraus bereitet,
                              dient zum Abwaschen der Platte zum Behufe der Entfernung des Bodensazes, der sich
                              waͤhrend der Wirkung der Beize erzeugte, damit solcher Maßen die Oxydation
                              des Metalles verhuͤtet werde. Dieser Bodensaz, welcher eine schwammige,
                              graulich-schwarze, manchmal aber auch graulich-weiße Masse bildet, muß
                              außerhalb der Zeichnung mit einem weichen, feinen Haarpinsel gesammelt werden.
                           Nachdem man hierauf die Platte wie gewoͤhnlich mit Wachs umgeben, und nachdem
                              man sich uͤberzeugt, daß die Platte wenigstens eine Temperatur von 16 bis 18
                              Grad habe, gießt man so viel Beize darauf, daß sie 1 1/2 bis 2 Linien hoch
                              daruͤber steht. Bemerkte man hiebei nicht sogleich, daß sich die gravirten
                              Striche mit einer leichten schwarzen Schichte uͤberziehen, und wuͤrde
                              diese Unthaͤtigkeit eine Minute lang anhalten, so muͤßte man die Beize
                              entfernen, und die Platte mit destillirtem Wasser, welches schwach mit reiner
                              Salpetersaͤure gesaͤuert worden, abwaschen, um nach einer halben
                              Minute abermals wieder die Beize aufzutragen, deren Wirkung sich nunmehr gewiß
                              sogleich beurkunden wird. Nachdem die Beize eine halbe Minute uͤber, –
                              welche Zeit zur Erzeugung Heller Schattirungen hinreicht, – mit der
                              Stahlplatte in Beruͤhrung gestanden, gießt man dieselbe in das Gefaͤß,
                              dessen ich weiter oben erwaͤhnte. Erfordert die Zeichnung eine große Anzahl
                              von Farbentoͤnen, so kann man sich einer und derselben Beize zwei und drei
                              Mal hinter einander bedienen, nur darf man den schwarzen Niederschlag, der sich
                              bildet, nicht auf die Platte bringen. Nach jeder Aezung muß uͤbrigens mit dem
                              alkoholisirten Wasser abgewaschen werden, um aus den gravirten Stellen so viel als
                              moͤglich den darin gebildeten Bodensaz zu entfernen; auch muß die
                              abgewaschene Platte jedes Mal mit sehr feinem Joseph- oder Filtrirpapier
                              abgetroknet werden.
                           Von nicht minderem Belange ist es, sich vor der Aezung zu versichern, daß der Firniß,
                              der zur Dekung der hinlaͤnglich geaͤzten Stellen diente,
                              gehoͤrig troken geworden; auch muͤssen bei jeder Aezung dieselben
                              Vorsichtsmaßregeln in Anwendung gebracht werden. Das gesaͤuerte Wasser darf
                              uͤbrigens nie benuzt werden, ausgenommen die Beize scheint nicht zu wirken:
                              ein Fall, welcher selbst dann zuweilen eintritt, wenn die Witterung warm und das
                              Zimmer nicht feucht ist. Bei Befolgung dieses Verfahrens wird man in 20 bis 25
                              Minuten schon eine ziemlich tiefe Aezung erzielen, wo man dann im Inneren der
                              gravirten Stellen einen schwarzen, aus gekohltem und oxydirtem Eisen bestehenden
                              Niederschlag bemerken wird, welcher, indem er den ganzen unteren Theil der Gravirung
                              einnimmt, der weiteren Aezung in die Tiefe zu widerstehen scheint. Um diesen
                              Niederschlag aufzuloͤsen, muß man, wenn man sammetartige Farbentoͤne
                              erzeugen will, die Platte mit einem Gemische aus 9 Theilen Wasser und einem Theile
                              Koͤnigswasser abwaschen. Dieses Gemisch muß mit einem neuen Pinsel
                              umgeruͤhrt werden; auch muß man die Platte sowohl vor als nach Anwendung
                              dieses kraͤftigen Aufloͤsungsmittels mit reichlichem Wasser abwaschen,
                              und auch noch das alkoholisirte Wasser anwenden, bevor man die Beize neuerdings
                              auftraͤgt. Sollen die Farbentoͤne noch tiefer werden, so muß man die
                              Beize so oft erneuern, als sie nicht mehr zu wirken scheint, und den schwarzen
                              schwammigen Niederschlag, der sich an der Oberflaͤche der gravirten Stellen
                              erzeugt, nur dann entfernen, wenn dieselben zu bersten drohen. Durch
                              Schuͤtteln der Platte laͤßt sich diesem großen Nachtheile leicht
                              vorbauen; denn da sich der Niederschlag sehr gut von der Gravirung abloͤst,
                              so kann man die Fortschritte der Aezung sehr leicht nach Belieben leiten.
                           Nicht genug kann ich es empfehlen, die Aezung in der moͤglich
                              kuͤrzesten Zeit zu beendigen, und waͤhrend derselben keine
                              Unterbrechung eintreten zu lassen. Befolgt der Kuͤnstler alle die
                              Vorsichtsmaßregeln, die ich angegeben habe, so kann er seine Arbeit bedeutend
                              beschleunigen, wobei ihm nur einige Retouchirungen mit dem Grabstichel uͤbrig
                              bleiben.
                           Die Beize, der ich den Namen Glyphogene gab, um sie von
                              allen anderen zur Aezung benuzten Fluͤssigkeiten zu unterscheiden, gibt so
                              tiefe und so reine Stiche oder vielmehr Aezungen, daß man leicht sehr schoͤne
                              Gypsabdruͤke danach nehmen kann.
                           Nach Beendigung der Aezung, und wenn die Platte zur Entfernung des Firnisses mit
                              Terpenthingeist abgewaschen worden, wendet man fein gepulverte kaͤufliche
                              Potasche, auf die man einige Tropfen Wasser gegossen, an, um mit Huͤlfe einer
                              Buͤrste nicht nur die feinsten Zuͤge der Zeichnung zu reinigen,
                              sondern um auch die Platte vor aller Oxydation zu schuͤzen. Die kleinen
                              Potaschetheilchen, welche bis auf den Grund der Aezung eindringen, saͤttigen
                              naͤmlich die uͤberschuͤssige Saͤure, die sich daselbst
                              vorfindet, und verhuͤten die Oxydation, die sonst in Folge der Einwirkung des
                              Sauerstoffs der Luft und der Feuchtigkeit eintreten wuͤrde.
                           Die unter allen Verhaͤltnissen zuverlaͤssige Wirkung der Glyphogene,
                              und hauptsaͤchlich die Tiefe und Reinheit, womit sie in die Stahlplatten
                              einbeißt, brachten mich auf die Idee, mit diesem Metalle auch den erhabenen Stich zu
                              versuchen. Die Versuche, die ich in dieser Hinsicht sowohl mit Stahl, als mit Kupfer
                              und anderen Metallen anstellte, scheinen mir, wenn die Beize in einem den einzelnen
                              Metallen entsprechenden Grade eingerichtet wurde, bei Anwendung eines soliden
                              Firnisses Resultate von nicht unbedeutendem Belange zu geben.
                           Ich will mich nicht weiter uͤber die verschiedenen chemischen Verbindungen,
                              die waͤhrend der verschiedenen Operationen bei der Aezung Statt finden,
                              verbreiten; sondern ich bemerke schließlich nur noch, daß die Resultate, zu denen
                              ich bei den verschiedenen Arten von Kupferstich gelangte, von der Anwendung einer
                              chemischen Theorie abhaͤngen, welche mich zur Loͤsung der schwierigen
                              Aufgabe: „Erzeugung einer reinen und tiefen Aezung ohne merkliche
                                 Erweiterung der vertieften Zuͤge und ohne merkliches Angreifen der
                                 seitlichen Theile bei der erhabenen Gravirung“ fuͤhrten.
                           –––––––––
                           Wir erlauben uns diesem Aufsaze des Hrn. Deleschamps noch
                              Folgendes aus dem Berichte beizufuͤgen, den Hr. A. Chevallier im Namen einer Commission der Société d'encouragement daruͤber erstattete.
                           Die Glyphogene, welche auf Stahl eine reine und tiefe Aezung gibt, so daß man nicht
                              bloß viele, sondern auch gut gefaͤrbte Abdruͤke damit zu erhalten im
                              Stande ist, hilft einem großen Beduͤrfnisse unserer Kupferstecher ab. Denn
                              weder durch Anwendung der verschiedenen, aus destillirtem Wasser, Alaun,
                              Salpetersaͤure und Queksilbersublimat bestehenden FluͤssigkeitenDie vorzuͤglichsten Formeln, deren man sich gegenwaͤrtig in
                                    Paris zur Aezung auf Stahl bedient, sind folgende: 1ste Formel. Queksilbersublimat 3 Gramm, Alaun 8 Gr., destillirtes
                                    Wasser 500 Gr. – 2te Formel.
                                    Queksilbersublimat 36 Gr., Alaun 16 Gr., destillirtes Wasser 1000 Gr.
                                    – 3te
                                    
                                    Formel. Salpetersaͤure 32 Gr.,
                                    destillirtes Wasser 96 Gr., und Queksilbersublimat 3 Decigramm. Bei
                                    Anwendung des lezten Aezmittels laͤßt man dasselbe fuͤr helle
                                    Toͤne eine, und fuͤr schwarze 10 bis 15 Minuten lang
                                    einbeißen.A. d. O., noch durch Anwendung der von Ed. Furrel angegebenen
                              Fluͤssigkeit zur Aezung auf StahlDie Fluͤssigkeit Turrel's besteht aus 4
                                    Raumtheilen sehr concentrirter Essigsaͤure und einem Theile
                                    wasserfreien Alkohol, die man eine Minute lang auf einander wirken
                                    laͤßt, um hierauf einen Theil reine Salpetersaͤure zuzusezen.
                                    Dieses Praͤparat gibt in 1 bis 1 1/2 Minuten sehr leichte
                                    Farbentoͤne, waͤhrend es nach einer Viertelstunde schon sehr
                                    dunkle Schattirungen erzeugt.A. d. O. ließen sich bisher, obschon lezterer Erfinder von der Society of arts in London die große Medaille zuerkannt erhielt, dieselben
                              Resultate wie mit der Glyphogene erzielen. Die Commission ließ Hrn. Deleschamps in ihrer Gegenwart arbeiten, und bemerkte,
                              daß derselbe dabei folgendes Verfahren befolgte. Er reinigte die Stahlplatte zuerst,
                              um sie zu entfetten, mit Meudoner- oder Bleiweiß, erhizte sie darauf leicht,
                              und uͤberzog sie mit einem Firniß.Der Firniß des Hrn. Deleschamps wird nach den
                                    Regeln der Kunst aus folgenden Substanzen bereitet: Asphalt von
                                    glaͤnzendem Bruche 100 Gr., geschmolzener Bernstein 10 Gr., weißes
                                    reines Wachs 32 Gr., Mastix in Koͤrnern 25 Gr., Terpentingeist 500
                                    Gr., Lavendeloͤhl 61 Gr., concentrirte Aufloͤsung von
                                    Kautschuk in Lavendeloͤhl 4 Gr.A. d. O. Nach gehoͤrigem Abtroknen dieses lezteren gravirte er einige
                              Zuͤge darauf, worauf er den Wachsrand anbrachte, und zur Avivirung der
                              Zuͤge eine geringe Quantitaͤt mit Salpetersaͤure
                              gesaͤuerten Wassers darauf goß, welches er jedoch alsogleich wieder
                              entfernte. Nachdem er hierauf die Platte wieder abgewaschen, trug er seine Beize
                              auf, welche er nach einigen Augenbliken wieder entfernte, um jene Stellen, die nur
                              einen sehr schwachen Farbenton bekommen sollten, mit Firniß zu uͤberziehen.
                              Auf jene Stellen hingegen, die einen kraͤftigeren Ton bekommen sollten, ließ
                              er seine Beize abermals wirken; und diese Wirkung wiederholte er fuͤr die
                              schwarzen Toͤne noch ein Mal. Nach Beendigung dieser Operation reinigte er
                              die Platte von dem aufgetragenen Firnisse, um zu sehen, ob saͤmmtliche
                              Zuͤge der Zeichnung die gehoͤrige Reinheit und Tiefe erhalten
                              haͤtten.
                           Die Commission uͤberzeugte sich hiebei vollkommen von der Richtigkeit dessen,
                              was Deleschamps von der Wirkung und den Eigenschaften
                              seiner Beize angegeben hatte; sie begnuͤgte sich aber nicht hiemit, sondern
                              erholte auch noch das Urtheil mehrerer Kuͤnstler, die sich folgender Maßen
                              aͤußerten.
                           Hr. Péronard ist der Meinung, daß die neue Beize
                              alle Eigenschaften, die man wuͤnschen kann, in sich vereint, und gibt an, daß
                              sie ihm, sowohl in Hinsicht auf Reinheit und Tiefe der Aezung, als auch in jeder
                              anderen Beziehung, immer vortreffliche Resultate gab, er mochte sie zur Erzeugung
                              Heller und zarter Toͤne, oder zu starken, heißen und sammetartigen
                              Toͤnen verwenden.
                           Hr. Queverdo erklaͤrt sie fuͤr die
                              colorirten Toͤne unter allen bis auf den heutigen Tag erfundenen Beizen
                              fuͤr die beste, indem sie den Vortheil gewaͤhrt die Zuͤge zu
                              vertiefen ohne sie zu erweitern.
                           Hr. Pollet, der sich der Glyphogene seit mehreren Monaten
                              bedient, kann nur Lobenswerthes von ihr sagen. Nach seiner Ansicht wirkt sie in
                              jeder Beziehung sehr gut; die Striche werden in den dunkelsten Toͤnen sehr
                              tief und rein, und in den Halbtoͤnen sehr mild. Er hat von keinem der
                              Kuͤnstler, die sich ihrer bedienen, je eine Klage daruͤber
                              gehoͤrt.Zu bemerken ist, daß sich einige Stahlplattenfabrikanten gegen die Beize des
                                    Hrn. Deleschamps erhoben, weil dieselbe die
                                    allenfallsige schlechte Beschaffenheit des Stahles und dessen Korn zeigt.
                                    Wir erinnern hieruͤber nur, daß jeder Kuͤnstler, dem an seinem
                                    Rufe gelegen ist, seine Stahlplatten vorher mit Salpetersaͤure
                                    probiren sollte. Dasselbe Verfahren befolgte auch Perret bei allem Stahle, den er zur Verfertigung chirurgischer
                                    Instrumente anwendete.A. d. O.
                              
                           Hr. Dupont, der sich der neuen Beize unter Leitung des
                              Erfinders selbst bei den Arbeiten fuͤr das Muͤnzcabinet bediente, ist
                              so sehr damit zufrieden, daß er sich ihrer jedes Mal beim Stahlstiche bedienen
                              wird.
                           Nach Hrn. Millet gibt es keine bessere Beize fuͤr
                              den Stahlstich, als jene des Hrn. Deleschamps, indem ihr
                              nicht nur keiner der Maͤngel der uͤbrigen Beizen zukommt, sondern
                              indem man mit ihr auch alle nur immer zu wuͤnschende Modulationen im
                              Farbentone erzielen kann.
                           Hr. Maurisset glaubt, daß die Glyphogene wesentlich dazu
                              beitragen wird, den Stahlstich in Frankreich auf den hohen Grad von Vollkommenheit
                              zu bringen, auf den er bereits in England gediehen ist.
                           Hr. Thevenon hebt besonders hervor, daß die neue Beize
                              bestaͤndig reine und glaͤnzende Aezungen auf Stahl gibt,
                              waͤhrend alle anderen bisher in Anwendung gebrachten Beizen in ihrer Wirkung
                              unbestaͤndig und zweifelhaft waren. Die Beize des Hrn. Deleschamps, sagt er, wirkt schnell und regelmaͤßig; ihre Aezung
                              ist schwarz, woraus denn folgt, daß der Kuͤnstler, der sich ihrer bedient,
                              gewiß ist, das gewuͤnschte Schwarz durch Regulirung der Dauer der Wirkung zu
                              erhalten. Wegen dieser Schwaͤrze der Aezungen zeigt die Platte auch ganz
                              genau die Tinte, welche der Abdruk geben muß, was bei den uͤbrigen
                              Compositionen nicht der Fall war, indem deren Aezung oft auf den Platten schwarz
                              erschien, waͤhrend sie sich beim Abdruke matt und grau zeigte. Da die neue Beize endlich in
                              die Tiefe frißt, ohne die Raͤnder zu erweitern, so behalten die Striche ihren
                              primitiven Zustand ohne zu zerplazen.
                           Hr. Rouargue endlich ist der Ansicht, daß kein
                              Kuͤnstler, der etwas Tuͤchtiges auf Stahl leisten will, die Glyphogene
                              entbehren kann.
                           Die Commission, gestuͤzt auf ihre eigenen Erfahrungen und auf die
                              Ausspruͤche so vieler ausgezeichneter Kuͤnstler, schlaͤgt vor,
                              Hrn. Deleschamps eine Medaille zu ertheilen, und ihn
                              einzuladen, die Anwendungsweise der Glyphogene genau zu beschreiben. Der Erfinder
                              hat erklaͤrt, daß er seine Composition oder seine Beize nur 5 Jahre lang
                              geheim halten wolle, um sich fuͤr die vielen Kosten zu entschaͤdigen,
                              die ihm das mehrere Jahre lang fortgesezte Studium der Wirkung der fruͤher
                              gebraͤuchlichen Beizen verursachte.