| Titel: | Ueber den Kattundruk; von Thomas Thomson, Professor der Chemie an der Universität von Glasgow. | 
| Fundstelle: | Band 58, Jahrgang 1835, Nr. VII., S. 47 | 
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                        VII.
                        Ueber den Kattundruk; von Thomas Thomson, Professor der
                           Chemie an der Universitaͤt von Glasgow.
                        (Aus den Records of general Science by Rob. Thomson,
                              Januar, Maͤrz und Mai 1835.)
                        Thomson, uͤber den Kattundruk.
                        
                     
                        
                           Die Kunst, auf Zeuge zu druken, besteht darin, eine oder mehrere Farben auf gewissen
                              Theilen eines Zeuges anzubringen, so daß sie Blaͤtter, Blumen etc.
                              vorstellen. Die Schoͤnheit des Fabrikats haͤngt eben so sehr von der
                              Eleganz des Musters, als von der Lebhaftigkeit und dem Contrast der Farben ab. Die
                              Verfahrungsarten gelten nicht bloß fuͤr die Baumwollenzeuge, sondern auch
                              fuͤr die Leinen-, Seiden- und Wollenzeuge; da sie sich aber im
                              Allgemeinen ziemlich gleich bleiben, so begnuͤge ich mich hier diejenigen
                              mitzutheilen, welche fuͤr die Baumwollenzeuge angewandt werden, weil ich mit
                              denselben am meisten vertraut bin. Meine Abhandlung ist jedoch bloß als eine Skizze
                              dieser VerfahrungsartenIch verdanke der Guͤte meines Freundes Walter Crum, Kattunfabrikanten in der Nahe von Glasgow, alle meine
                                    Kenntnisse in diesem Industriezweige; er erklaͤrte mir seine
                                    Verfahrungsarten ohne allen Ruͤkhalt.A. d. O., so wie sie gegenwaͤrtig in den Kattundrukereien zu Glasgow und
                              dessen Umgegend ausgeuͤbt werden, zu betrachten.Der Verfasser scheint diese Abhandlung, wovon im Maihefte der Annales de Chimie et de Physique auch eine
                                    franzoͤsische Uebersezung erschienen ist, hauptsaͤchlich in
                                    der Absicht geschrieben zu haben, wissenschaftlich gebildeten Chemikern
                                    einen Begriff von dem Verfahren beizubringen, welches man
                                    gegenwaͤrtig in den Kattundrukereien befolgt, um die
                                    verschiedenartigen Artikel darzustellen; im Original sind auch gedrukte und
                                    gefaͤrbte Zeugmuster eingeschaltet. Wir haben seine Angaben bei den
                                    Methoden, welche erst in den lezten Jahren zur Befestigung gewisser
                                    organischer und mineralischer Farbstoffe auf den Zeugen entdekt und im
                                    Großen angewandt wurden, zu ergaͤnzen versucht, und verweisen
                                    uͤbrigens diejenigen, welche sich weiter uͤber diesen
                                    Industriezweig belehren wollen, auf Bancrofts
                                       englisches Faͤrbebuch, herausgegeben von Dingler und Kurrer
                                    (Nuͤrnberg bei Schrag 1817), auf die deutsche Ausgabe von Vitalis' Faͤrbebuch (Stuttgart 1824, in
                                    der J. G. Cotta'schen Buchhandlung), so wie auf die zahlreichen Abhandlungen
                                    uͤber einzelne Gegenstaͤnde der Faͤrberei und
                                    Zeugdrukerei, welche in den verschiedenen Baͤnden des Polytechn.
                                    Journals mitgetheilt wurden, woruͤber man bloß die Register
                                    nachzuschlagen braucht, und besonders noch auf den Aufsaz Laugiers uͤber die
                                    Baumwollfaͤrberei, Bd. XLVII. S.
                                       122., und Chevreuls allgemeine Theorie der
                                       Faͤrbekunst, Bd. LIV. S.
                                       343; ferner auf Dinglers Journal uͤber die Ziz-,
                                    Kattun- und Indiennenbrukerei. 2 Bde., dessen Neues Journal, 3 Bde.;
                                    dessen Magazin der Faͤrbekunst, 4 Bde. 1818. Empfehlenswerth ist auch
                                    das Manuel du fabricant d'indienes: par
                                    Thillaye, Paris 1834.A. d. R.
                              
                           
                        
                           Vorbereitende Operationen.
                           Nach dem Weben nimmt man mit dem Baumwollenzeuge mehrere Operationen vor, wodurch er
                              erst zum Druk geeignet wird. Er wird naͤmlich gesengt
                              und gebleicht. Durch das Sengen werden die Fasern
                              beseitigt, welche auf seiner Oberflaͤche hervorstehen; es besteht darin, daß
                              man den Zeug schnell uͤber eine rothgluͤhende eiserne Walze passirt,
                              die alle Haare oder hervorstehenden Fasern wegbrennt, ohne ihn sonst zu
                              beschaͤdigen. In den lezten Jahren hat man das rothgluͤhende Eisen
                              sowohl in Manchester als in Glasgow durch einen sehr sinnreichen
                              Steinkohlengasapparat ersezt.
                           Das Bleichen der Baumwolle besteht in der Hauptsache aus vier verschiedenen
                              Operationen. 1) Kochen des Zeugs mit Kalk und Wasser, worauf er vollkommen
                              ausgewaschen wird. 2) Eintauchen in eine Aufloͤsung von Chlorkalk
                              waͤhrend mehrerer Stunden, worauf er rein gewaschen wird. 3) Kochen in einer
                              Aufloͤsung von amerikanischer Potasche. Seitdem der Zoll auf Kochsalz
                              aufgehoͤrt hat, wurde jedoch die Soda (und folglich auch das Aeznatron) so
                              wohlfeil, daß es die Perlasche nach und nach verdraͤngte.Jezt wenden die Bleicher meistens rohe (calcinirte) Soda an, denn da die
                                    krystallisirte Soda 62 1/2 Procent Wasser enthaͤlt, so erhoͤht
                                    dieß sehr die Fracht, und der wirksame Alkaligehalt der unreinen Soda
                                    laͤßt sich ja sehr leicht bestimmen.A. d. O. Der Zeug ist nun beinahe ganz gebleicht; er braucht bloß noch durch Wasser
                              genommen zu werden, welches ungefaͤhr vier Procent Schwefelsaͤure
                              enthaͤlt.
                           Man braucht im Durchschnitte zwei Tage zum Bleichen der Baumwollenzeuge; wenn aber
                              groͤßere Eile noͤthig ist, wird das Bleichen und Calandriren nicht
                              selten in vierundzwanzig Stunden beendigt.Diese Bleichmethode ist jedoch nur bei solchen Zeugen anwendbar, die nicht im
                                    Krapp gefaͤrbt werden. Wir verweisen in Bezug auf leztere besonders
                                    auf die neueste Abhandlung des Hrn. Schwarz im
                                    Polyt. Journal Bd. LVII. S. 290.A. d. R.
                              
                           
                        
                           Druken.
                           Das Druken geschieht theils mit Drukformen (Kloͤzen), theils mit Walzen. Die
                              Drukformen bestehen aus Maulbeerfeigenholz oder aus Tannenholz mit einem
                              aufgeleimten Stuͤke des ersteren, auf welches das Muster eingeschnitten ist,
                              so daß die abzudrukenden Stellen erhaben sind; bei sehr feinen Dessins bedient man
                              sich kleiner Stuͤke Kupferblechs und Drahts, welche in die Form eingesezt
                              werden.In Deutschland bedient man sich des Birnbaum- und Buxholzes und
                                    Messingdraͤhte und Bleche von Messing.A. d. R.
                              
                           Beim Walzendruk bedient man sich einer 3' langen und 4–5'' diken Walze, in
                              welche das Muster gravirt ist. Diese Walze bedrukt waͤhrend ihrer Umdrehung
                              den Zeug, und nimmt dabei auch immer von dem Mordant oder der Farbe wieder auf, so
                              daß mehrere Zeugstuͤke ohne Unterbrechung hinter einander weggedrukt werden, und
                              zwar geschieht dieß jezt nicht mehr bloß mit einer, sondern haͤufig mit drei
                              Farben zugleich.
                           Man wendet auch in den Kattundrukereien haͤufig ein dem gewoͤhnlichen
                              Kupferdruk aͤhnliches Verfahren an; das Muster ist naͤmlich auf eine
                              Kupfertafel vertieft eingegraben, auf welcher die Farbe ausgebreitet wird, worauf
                              man sie durch eine genau auf der Platte hinstreichende Klinge (Streichmesser) so
                              weit wegnimmt, daß sie nur in den Vertiefungen zuruͤkbleibt.
                           Bei allen diesen Methoden ist die Behandlung des Zeugs in der Hauptsache
                              dieselbe.
                           Man wendet den Druk hauptsaͤchlich an, um die Zeuge mit Mordants zu bedruken; die bedrukten Stellen ziehen dann beim
                              Faͤrben allein den Farbstoff an, waͤhrend die anderen weiß bleiben.
                              Bisweilen werden auch Saͤuren oder andere Koͤrper auf schon
                              gefaͤrbte Zeuge aufgedrukt, um entweder die Farbe von gewissen Stellen,
                              welche weiß bleiben sollen, wegzunehmen, oder ihnen an diesen Stellen eine andere
                              Farbe zu ertheilen. Bisweilen werden auch gewisse Substanzen (sogenannte Reservagen)
                              auf Zeuge aufgedrukt, welche beim nachherigen Ausfaͤrben in der
                              Indigkuͤpe das Anfaͤrben der bedrukten Stellen verhindern.
                           Sehr haͤufig werden auch Mordants und Farbstoffe mit einander auf Zeuge
                              aufgedrukt.
                           Wir wollen nun vor Allem eine Skizze dieser verschiedenen Substanzen geben.
                           
                        
                           I. Von den Mordants.
                           Unter Mordants (Beizen) versteht man gewisse Substanzen, womit der Zeug vor dem
                              Faͤrben bedrukt wird, um die Farbe zu befestigen, welche auf dem bloßen Zeuge
                              nicht haften, sondern beim Waschen oder am Licht verschwinden wuͤrde. Dieser
                              Name (von mordre, beißen) verdankt seinen Ursprung der
                              aͤlteren falschen Vorstellung, daß diese Stoffe bloß mechanisch wirken,
                              naͤmlich zerfressend, und bloß dazu dienen, die Poren des Zeuges zu
                              oͤffnen, damit der Farbstoff in sie hineindringen kann. Jezt weiß man, daß
                              ihre Wirkung eine chemische ist, und auf der Verwandtschaft beruht, welche diese
                              Substanzen zugleich zur Faser des Zeugs und zu dem Farbstoff haben.
                           Folgende drei Beizen sind die gebraͤuchlichsten in den Kattundrukereien:
                           1) Alaunerdemordant. Man bereitet denselben, indem man
                              Alaun in Wasser aufloͤst und mit essigsaurem Kalk zersezt. Die Fluͤssigkeit hat ein
                              specifisches Gewicht von 1,08 und enthaͤlt ungefaͤhr eben so viel
                              unzersezten Alaun, als sie aufgeloͤst enthalten kann. Fuͤr besondere
                              Zweke bereiten sich die Kattundruker einen Mordant durch Zersezung von drei Theilen
                              essigsauren Bleies mir vier Theilen Alaun. Derselbe ist ein Gemisch von essigsaurer
                              Alaunerde und Alaun; denn es bleibt ungefaͤhr der dritte Theil des Alauns
                              unzersezt. Wenn man diesen Mordant auf Zeuge aufdrukt, zersezt sich ein Theil der
                              essigsauren Alaunerde und selbst des Alauns, und die freie Alaunerde wird von der
                              Faser so festgehalten, daß sie durch Aufwaschen nicht entfernt werden kann.
                           Um die Menge der Alaunerde, welche ein Baumwollenzeug zuzuhalten kann, zu bestimmen,
                              verschaffte ich mir einen zum Tuͤrkischrothfaͤrben bestimmten
                              Baumwollenzeug; 1000 Gran desselben lieferten (vor dem Alaunen) beim Verbrennen eine
                              Asche, welche 0,4 Gran Alaunerde enthielt; nach dem Alaunen und Faͤrben
                              erhielt ich aber aus dergleichen Menge Zeug 8 Gran Alaunerde. Das 1000 Gran wiegende
                              Zeugstuͤk hatte eine Laͤnge von 1 Yard 5 2/3 Zoll und eine Breite von
                              33 Zoll. Ein Zeugstuͤk von 1386 Quadratzoll (oder vielmehr von 2772
                              Quadratzoll, weil beide Seiten desselben alaunt worden sind) hatte sich also mit 7,6
                              Gran Alaunerde verbunden; jeder Quadratzoll des Zeugs folglich mit ungefaͤhr
                              6/370 Gran.
                           1000 Gran desselben Zeuges wurden so blaß tuͤrkischroth gefaͤrbt, als
                              man es nur immer zu thun pflegt, und dann verbrannt; die Asche enthielt 0,8 Gran
                              Alaunerde; zieht man hievon die der Baumwollfaser angehoͤrigen 0,4 Gran
                              Alaunerde ab, so bleibt 0,4 Gran fuͤr die Menge, welche sie beim Alaunen
                              davon aufnahm. In diesem Falle hatte sich jeder Quadratzoll der Oberflaͤche
                              des Zeuges mit 0,00012 Gran Alaunerde oder weniger als 1/8000 Gran verbunden. So
                              klein diese Quantitaͤt Alaunerde auch ist, so reicht sie doch zur Befestigung
                              des Farbstoffs hin, denn als ich nicht alaunten Zeug mit Krapp faͤrbte,
                              konnte ich die Farbe leicht mit Wasser wegwaschen.
                           Wenn der ganze Zeug gleichmaͤßig gefaͤrbt werden soll, so wird diese
                              Beize nicht verdikt; will man aber nur bestimmte Stellen damit bedruken, so muß man
                              sie je nach der Art des Musters mit Mehl, geroͤsteter Staͤrke oder
                              arabischem Gummi verdiken.
                           2) Zinnoxyd. Das Zinnoxyd wird sehr haͤufig als
                              Mordant angewandt. Der Farbstoff wird vorher mit ihm vermischt, und beide werden
                              gemeinschaftlich aufgedrukt. Dergleichen Farben nennt man gewoͤhnlich Tafelfarben.Man ist allgemein der irrigen Meinung, daß die Fluͤchtigkeit der
                                    Tafelfarben von der Art herruͤhrt, wie sie aufgedrukt werden. Die
                                    wahre Ursache derselben ist aber die, daß sie aus Substanzen bestehen, die
                                    veraͤnderlicher sind und leichter angegriffen werden, als die
                                    Krappfarben. Wenn man z.B. Zeuge mit Fernambukholz faͤrbt, so wirken
                                    Licht und Seife auf die Farbe eben so, wie auf
                                    Fernambuk-Tafelroth.A. d. O. Man laͤßt das Gemisch auf dem Zeuge austroknen und waͤscht denselben dann bloß in
                              Wasser aus. Dergleichen Farben werden von Seife, Licht etc. sehr leicht angegriffen,
                              daher man im gemeinen Leben die Tafelfarben auch fluͤchtige Farben nennt. Auf
                              diese Art drukt man Roth mit Fernambuk-Rothholz
                              und Cochenille, Violett mit Blauholz und Gelb mit Kreuzbeeren.
                           Salzsaures Zinnoxyd (Zinnchlorid) wird haͤufig bei der Darstellung der
                              sogenannten Dampffarben angewandt. Man zersezt und
                              verwandelt es dabei in Zinnoxydkali. Man traͤnkt naͤmlich den ganzen
                              Zeug mit Zinnoxydkali und troknet ihn, worauf man ihn in eine Aufloͤsung von
                              Salmiak oder schwefelsaurer Bittererde (gewoͤhnlich aber nur in sehr schwache
                              Schwefelsaͤure) taucht, um das Zinnoxyd darauf niederzuschlagen. Dann werden
                              die verschiedenen Farbstoffe, mit Staͤrke verdikt, auf den Zeug aufgedrukt
                              und derselbe wird nun gedaͤmpft. Durch die gemeinschaftliche Einwirkung der
                              Feuchtigkeit und Hize verbindet sich der Farbstoff mit dem Oxyd und wird dadurch
                              unaufloͤslich. Es ist hiebei nie so viel Wasser zugegen, daß der Farbstoff
                              weggefuͤhrt werden koͤnnte, ehe er sich mit dem Mordant verbunden
                              hat.
                           3) Eisenoxyd. Dieses Metalloxyd wird haͤufig als
                              Mordant angewandt, und zwar im Zustande von essigsaurem Eisenoxydul, welches man
                              durch Aufloͤsen des Eisens in Holzsaͤure erhaͤlt. Wenige Tage
                              nach dem Aufdruken verliert es an der Luft, besonders feuchter, seine
                              Essigsaͤure und geht in Eisenoxyd uͤber.
                           Essigsaures Eisen von 1,05 specifischem Gewicht liefert mit Krapp ein Schwarz. Wenn
                              man die Staͤrke der Eisenbeize und die Quantitaͤten der Farbstoffe
                              verschieden abaͤndert, erhaͤlt man mannigfaltige Nuͤancen von
                              Lila's. Eben so erhaͤlt man verschiedene Nuͤancen von Roth, vom
                              Braunroth bis zum Rosenroth, indem man den Alaunerdemordant wehr oder weniger
                              concentrirt anwendet. Braun erhaͤlt man, wenn ein Gemisch von
                              Alaunerde- und Eisenmordant in Krapp gefaͤrbt wird.
                           Indigo, Manganoxyd, Katechu etc. sind Farben, welche sich mit dem Zeuge ohne
                              Beihuͤlfe eines Beizmittels verbinden koͤnnen.
                           
                        
                           II. Aezbeizen.
                           Die meisten Pflanzenfarben befestigen sich nur durch Beizen auf dem Zeuge; die
                              Metalloxyde, welche dieß fuͤr sich thun, behalten ihre Verwandtschaft zu
                              denselben nur auf einer besonderen Oxydationsstufe bei.Beinahe alle Substanzen, welche in aufgeloͤstem Zustande auf Zeuge
                                    aufgetragen, entweder durch Faͤllung oder freiwillige Zersezung
                                    unaufloͤslich werden koͤnnen, bleiben in dem Zeuge
                                    zuruͤk, wenn dieser gewaschen wird. Das Wasser nimmt also das Mangan
                                    eigentlich nicht als Manganoxydul weg, sondern das salzsaure Zinnoxydul,
                                    welches man zum Wegaͤzen des braunen Manganoxyds benuzt, reducirt
                                    dasselbe und verwandelt es zugleich in aufloͤsliches salzsaures
                                    Mangan.A. d. O. So wird Krapp durch Alaunerde und Cochenille durch Zinnoxyd befestigt.
                              Mangan bleibt mit dem Zeuge nur im Zustande von Sesquioxyd verbunden, und wird in
                              dem Augenblike durch Wasser weggeschafft, wo es auf Oxydul reducirt worden ist. Wenn
                              man also eine Farbe vom Zeuge wegaͤzen will, so wendet man eine Substanz an,
                              welche den Mordant aufloͤsen oder das Oxyd (oder den Farbstoff, wenn kein
                              Mordant vorhanden ist) desoxydiren kann. Die Aezbeizen sind also entweder
                              Saͤuren, oder Substanzen, welche eine starke Verwandtschaft zum Sauerstoff
                              haben. Man wendet hauptsaͤchlich folgende an:
                           1) Citronensaͤure wird haͤufig benuzt, um
                              Alaunerde und Eisenoxyd an gewissen Stellen wegzuaͤzen, damit diese beim
                              nachherigen Faͤrben weiß bleiben. Man erhaͤlt sie durch Abdampfen des
                              Citronensaftes; fuͤr den Walzendruk verdikt man sie mit Gummi, fuͤr
                              den Handdruk mit Gummi und Pfeifenthon. Manchmal sezt man noch, um ihre Wirkung zu
                              erhoͤhen, doppeltschwefelsaures Kali oder Schwefelsaͤure zu.
                           Bisweilen wird die Citronensaͤure zuerst auf den weißen Zeug gedrukt, und
                              nachher erst der Alaunerde- oder Eisenmordant in schwach verdiktem Zustande.
                              Der Zeug muß in diesem Falle schnell getroknet werden, damit die mit Saͤure
                              bedrukten Desseins nicht austreten. Oefters noch wird der Zeug zuerst mit den
                              Mordants gebeizt, worauf man die Saͤuren aufdrukt.
                           In beiden Faͤllen muß der Zeug nachher durch heißes Wasser, worin
                              Kuͤhkoth vertheilt ist, passirt und vor dem Troknen gut ausgewaschen werden.
                              Hiebei werden die Mordants von allen Stellen, wo Saͤure aufgedrukt wurde,
                              beseitigt, so daß dieselben nach dem Faͤrben des Zeuges weiß bleiben.
                           2) Weinsteinsaͤure wird mit Gummi verdikt, auf
                              tuͤrkischrothe Zeuge aufgedrukt, die man dann durch eine
                              Chlorkalkaufloͤsung nimmt; die Saͤure entwikelt an den Stellen, wo sie
                              sich befindet, sogleich Chlor, wodurch die Farbe augenbliklich gebleicht wird,
                              waͤhrend alles Uebrige roth bleibt. Drukt man mit der Weinsteinsaͤure
                              zugleich Bleioxyd auf, und nimmt dann den im Chlorkalkbade gewesenen Zeug durch eine
                              Aufloͤsung von saurem chromsaurem Kali, so faͤrben sich die sonst weiß
                              bleibenden Stellen durch chromsaures Bleioxyd schoͤn gelb. Dieser schoͤne Proceß wird aber
                              nicht bloß beim Tuͤrkischroth angewandt.
                           3) Eisenchloruͤr oder salzsaures Eisenoxydul wird
                              angewandt, um auf manganbraunem Grunde (Bistres) Orange hervorzubringen. Es
                              desoxydirt naͤmlich das Mangan, welches sich mit der Saͤure des
                              Eisensalzes dann zu salzsauren, Manganoxydul verbindet, waͤhrend das
                              entstandene Eisenoxyd mit seiner eigenthuͤmlichen Farbe (Rostgelb oder
                              Orange) niederfaͤllt und mir der Faser verbunden bleibt.
                           Schwefelsaures Eisenoxydul wird zu mannigfaltigen Zweken
                              angewandt. Es desoxydirt den Indigo in der Indigokuͤpe und macht ihn in
                              Kalkwasser aufloͤslich. Es liefert durch Zersezung mit Alkalien verschiedene
                              gelbe Nuancen und gibt mit Blauholz ein gutes Tafelschwarz.
                           4) Salzsaures Zinnoxydul (Zinnchloruͤr) desoxydirt
                              den braunen Mangangrund, wenn man es auf denselben aufdrukt, und macht die Stelle
                              weiß; vermischt man es noch mit anderen Farbstoffen, so erhaͤlt man an der
                              Stelle des zerstoͤrten Manganbrauns sogleich eine andere Farbe, z.B. mit
                              Fernambukholz oder Cochenille Rosaroth, mit Campecheholz Violett, mit Berlinerblau
                              Blau.
                           Um Chromgelb auf manganbraunem Grunde hervorzubringen, vermischt man das Zinnsalz mit
                              schwefelsaurem Blei, verdikt das Gemisch mit gebrannter Staͤrke und drukt es
                              auf. Sobald es troken ist, kann man das Stuͤk waschen, um das salzsaure
                              Mangan wegzuschaffen; das schwefelsaure Blei bleibt hingegen in Folge seiner
                              Verwandtschaft im Zeuge zuruͤk. Lezterer wird nun durch Kalkwasser und dann
                              durch saures chromsaures Kali gezogen, wodurch sich alle bleioxydhaltigen Stellen
                              gelb faͤrben.
                           Eben so wie den Mangangrund (Bistregrund) aͤzt das salzsaure Zinnoxydul auch
                              den mit Eisenoxyd dargestellten rostgelben Grund weg. Diese Eigenschaft des
                              Zinnsalzes, das Eisenoxyd in ein aufloͤsliches Oxydulsalz zu verwandeln, wird
                              bisweilen auch benuzt, um auf den dunklen Boͤden, welche man mit Eisenbeize
                              und Quercitron erhaͤlt, gelbe Desseins zu erzeugen, indem man es aufdrukt und
                              das entstandene salzsaure Eisenoxydul auswaͤscht; das Quercitronpigment
                              verbindet sich nun mit dem Zinnoxyd anstatt des Eisenoxyds und gibt Gelb.
                           Manchmal wird das salzsaure Zinnoxydul auch angewandt, um auf Boͤden, die mit
                              doppeltchromsaurem Blei orange gefaͤrbt sind, weiß zu aͤzen. Es
                              reducirt naͤmlich die Chromsaͤure zu Oxydul; das
                              zuruͤkbleibende gruͤne Chromoxyd macht jedoch die geaͤzten
                              Stellen unrein, und dieses Verfahren ist daher nur gut, wenn man das Zinnsalz mit Berlinerblau
                              aufdrukt, um Blau, oder mit Campecheholz, um Violett zu erhalten.
                           Durch Zersezung des salzsauren Zinnoxyduls mit kohlensaurem Natron erhaͤlt man
                              Zinnoxydul, welches man in Verbindung mit Kali zur Desoxydation und
                              Aufloͤsung des Indigo anwendet; das Kali dient naͤmlich dazu, den
                              desoxydirten Indigo aufzuloͤsen.
                           
                        
                           III. Reservagen.
                           Es sind dieses Substanzen, welche die Eigenschaft haben, dem aufgeloͤsten
                              Indigo seine blaue Farbe wieder zu ertheilen und ihn dadurch verhindern, sich auf
                              denjenigen Stellen zu befestigen, welche mit den Reservagen bedrukt worden sind.
                              Jede Substanz, welche leicht Sauerstoff abgibt, entspricht diesem Zweke. Bringt man
                              schwefelsaures Kupferoxyd oder irgend ein anderes
                              Kupferoxydsalz in die Indigokuͤpe, so stellt es augenbliklich die blaue Farbe
                              des Indigo wieder her, indem es ihn oxydirt. Dasselbe thut das Kupferoxydhydrat, so
                              wie das Mangansespui- und Superoxyd. Die Indigokuͤpe wird mit Indigo,
                              schwefelsaurem Eisenoxydul und Kalk angesezt; lezterer macht das Eisenoxydul frei,
                              welches seinerseits den Indigo reducirt, der in diesem Zustande sich mit dem Kalk
                              verbindet und in Wasser loͤst, und zwar mit gelber Farbe. Die in dieser
                              Fluͤssigkeit (welche sich an der Oberflaͤche durch Einfluß der Luft
                              bald wieder zu oxydiren anfaͤngt, wie der blaue Schaum der Kuͤpe
                              beweist) gefaͤrbten Zeuge kommen gelb heraus, oxydiren sich aber an der Luft
                              und gehen durch Gruͤn in Blau uͤber. Bedrukt man nun vorher den Zeug
                              an mehreren Stellen mit einer Substanz, welche Sauerstoff abzugeben und folglich den
                              Indigo sogleich zu oxydiren und zu blaͤuen im Stande ist, noch ehe er sich
                              mit dem Zeuge verbunden hat, so wird an diesen Stellen das Anfaͤrben des
                              Zeugs ganz verhindert und sie bleiben weiß, denn der oxydirte Indigo kann sich mit
                              dem Zeuge nicht chemisch verbinden.
                           In den Kattundrukereien werden hauptsaͤchlich folgende Reservagen
                              angewandt:
                           1) Blaue oder Vitriolreservage; sie besteht aus einem
                              Gemisch von schwefelsaurem und essigsaurem Kupfer, dessen Aufloͤsung
                              fuͤr den Handdruk mit Gummi und Pfeifenthon, fuͤr den Walzendruk
                              hingegen mit Mehl verdikt wird. Nach dem Ausfaͤrben des damit bedrukten
                              Zeuges in der Indigokuͤpe, nimmt man denselben durch ein schwefelsaures Bad,
                              um das auf denselben niedergeschlagene Kupferoxyd zu entfernen.
                           2) Milde Reservage; sie besteht aus schwefelsaurem Zink,
                              Gummi und Pfeifenthon, und wird fuͤr Farben angewandt, welche durch das Kupferoxyd
                              veraͤndert oder im Schwefelsaͤurebad zerstoͤrt werden
                              wuͤrden.
                           Das schwefelsaure Zink hat wie alle anderen Metallsalze und Saͤuren die
                              Eigenschaft, den Indigo aus seiner Aufloͤsung in Kalk niederzuschlagen. Es
                              oxydirt den Indigo keineswegs wie die Kupfersalze; wenn aber der reducirte Indigo
                              einmal niedergeschlagen ist, befestigt er sich nicht mehr so leicht auf den Zeugen,
                              wie im aufgeloͤsten Zustande. Das niedergeschlagene Zinkoxyd nebst dem Gummi
                              und Pfeifenthon wirkt noch mechanisch, indem es die Kuͤpenfluͤssigkeit
                              abhaͤlt.
                           3) Reservage fuͤr Roth. Sie besteht aus
                              Alaunerdebeize mit essigsaurem Kupferoxyd, Gummi und Pfeifenthon. Diese Reservage
                              widersteht einer schwachen Kuͤpe und die Alaunerde bleibt auf den weißen
                              Stellen des Zeugs zuruͤk, so daß diese dann mit Krapp roth oder mit
                              Quercitronrinde gelb gefaͤrbt werden koͤnnen.
                           4) Neutrale Reservage. So nennt man eine aus Citronensaft,
                              schwefelsaurem Kupfer, Gummi und Pfeifenthon bestehende Drukfarbe; sie widersteht
                              einem kurzen Eintauchen in die Indigokuͤpe; der Citronensaft erhaͤlt
                              die Stellen beim nachherigen Krappfaͤrben weiß, selbst wenn sie mir der
                              vorhergehenden Reservage fuͤr Roth noch uͤberdrukt worden sind; er
                              hindert auch den Kalk der Kuͤpe das Kupferoxyd auf den Zeug niederzuschlagen,
                              welches beim Ausfaͤrben in Krapp diesen Stellen eine dunkelbraune
                              Nuͤance ertheilen wuͤrde.
                           5) Reservage fuͤr Chromgelb. Sie ist ein Gemisch
                              von Kupfersalz, welches das Anfaͤrben von Indigo verhindern muß, mit
                              Bleisalz, welches beim Passiren der aus der Kuͤpe genommenen Stuͤke
                              durch chromsaures Kali, Gelb liefert.
                           
                        
                           Von der Darstellung einzelner Farben auf den
                                 Zeugen.
                           1) Krapproth. Man bedrukt den Zeug mit verdikter
                              Alaunerdebeize, troknet ihn in der Waͤrme so lange, bis sich die
                              Essigsaͤure verfluͤchtigt und die Alaunerde gehoͤrig darauf
                              befestigt hat, und passirt ihn dann durch ein heißes Kuͤhkothbad, hierauf
                              durch kaltes Wasser und endlich wieder durch das Kuͤhkothbad. Nun
                              faͤrbt man mit Krapp aus. Bei der geringen Loͤslichkeit des
                              Krappfarbstoffs in Wasser, haͤlt es schwer alle Theile ganz
                              gleichmaͤßig zu faͤrben, und man muß daher die Hize nur sehr langsam
                              und stufenweise erhoͤhen; da der Krapp zuerst den reinsten Theil seines
                              Farbstoffs abgibt, so muß sich der Hizgrad nach der Schoͤnheit der Farbe
                              richten, die man erreichen will. Nach dem Ausfaͤrben sind auch die zum
                              Weißbleiben bestimmten Stellen des Zeugs mehr oder weniger gefaͤrbt, und man
                              hat viele Muͤhe sie vollkommen weiß zu erhalten. Um dieses zu bezweken,
                              siedet man die Zeuge in Kleienwasser oder mit Seife aus, sezt sie auf dem Bleichplan dem
                              Sonnenlicht aus, oder behandelt sie mit Chlorkalk oder anderen Substanzen, welche
                              diesen Farbstoff aufloͤsen oder zerstoͤren koͤnnen; nach
                              Umstaͤnden wird die eine oder andere dieser Verfahrungsarten angewandt und
                              der Zeug zu wiederholten Malen gewaschen. Manche dieser Processe dienen zugleich das
                              Roth zu beleben, indem sie eine braune Substanz davon abziehen, die sich immer
                              zugleich mit dem rothen Farbstoffe mir der Alaunerde verbindet.
                           2) Krappviolett. Man drukt verdikte Eisenbeize auf,
                              laͤßt das Eisen durch mehrtaͤgiges Aufhaͤngen der Zeuge sich
                              oxydiren und dadurch befestigen, worauf man die Zeuge eben so wie beim Krapproth
                              reinigt, waͤscht, in Krapp ausfaͤrbt und den eingesalbten Grund
                              ausbleicht. Das Violett wird nach der Staͤrke der Eisenbeize mehr oder
                              weniger dunkel. Eine Eisenbeize von 1,04 spec. Gew. liefert mit Krapp ein
                              Schwarz.
                           3) Rosenroth von Cochenille. Man bedrukt die Zeuge mit
                              derselben Alaunerdebeize wie fuͤr Krapproth, und reinigt und faͤrbt
                              sie dann in Cochenille gerade so, wie man fuͤr das Krapproth
                              verfaͤhrt. Die Cochenille faͤrbt nicht wie der Krapp in den Grund ein,
                              daher auch bei ihr die Operationen zum Ausbleichen desselben unnuͤz sind; sie
                              wuͤrde sie auch nicht vertragen.
                           4) Schwarz von Campecheholz. Wenn man die Alaunerdebeize
                              fuͤr Krapproth mit Campecheholz in Ueberschuß faͤrbt, so
                              erhaͤlt man Schwarz. Eisenbeize liefert ebenfalls Schwarz, dasselbe hat aber
                              eine braͤunliche und keine so gefaͤllige Nuͤance. Man braucht
                              die Stuͤke nach dem Faͤrben bloß durch heißes Kleienwasser zu nehmen,
                              um den schwach eingefaͤrbten Grund zu reinigen.
                           5) Berlinerblau. Man bedrukt den Zeug mit Eisenbeize,
                              reinigt ihn auf angegebene Weise und faͤrbt ihn dann in einer schwachen
                              Loͤsung von blausaurem Kali, mit Schwefelsaͤure vermischt, aus. Nach
                              der Staͤrke der Loͤsung richtet sich die Nuͤance des Blau's.
                              Gegenwaͤrtig wendet man aber anstatt dieses Verfahrens zur Darstellung blauer
                              Desseins auf weißem Grunde gewoͤhnlich das Dampfblau an, wovon weiter unter die Rede seyn wird.Dabei bleibt naͤmlich der weiße Grund ganz rein.A. d. R.
                              
                           6) Rostgelb. Diese beliebte Farbe besteht bloß aus
                              Eisenoxyd. Man drukt die klare Fluͤssigkeit von einem Gemisch von
                              schwefelsaurem Eisen und essigsaurem Blei auf, welche also aus essigsaurem (nebst
                              schwefelsaurem) Eisen besteht; nachdem man den Zeug lange an der Luft hat
                              haͤngen lassen, nimmt man ihn dann durch Kalkmilch oder eine Mischung von
                              Kalk und Kalilauge, um das Eisenoxyd vollstaͤndig auszufaͤllen. Dabei
                              schlaͤgt sich etwas schwarzes Eisenoxydul mit nieder, welches sich an der
                              Luft und in kaltem Wasser bald in Eisenoxyd verwandelt.
                           7) Bronze von Mangan (Bistre). Um braune Desseins auf
                              weißem Grunde darzustellen, bedrukt man den Zeug mit einer verbitten
                              Aufloͤsung von schwefelsaurem Mangan, laͤßt ihn troknen, passirt durch
                              starke Aezlauge und taucht endlich in Chlorkalkaufloͤsung, welche das Mangan
                              in Sesquioxyd verwandelt, das sich nun chemisch mit der Faser verbindet.Gegenwaͤrtig begnuͤgt man sich die Stuͤke, nachdem sie
                                    mit Aezkali auf der Grundirmaschine impraͤgnirt worden sind, an der
                                    Luft gehoͤrig anfallen zu lassen, worauf man sie walkt und dann noch
                                    durch ein schwaches schwefelsaures Bad nimmt, damit sich der Boden leichter
                                    aͤzen laͤßt.A. d. R.
                              
                           8) Fayenceblau. Es gibt mehrerlei Arten den Indigo auf
                              Baumwolle zu befestigen. Erhizt man ihn mit Auripigment und Aezkali, so loͤst
                              er sich auf; wird diese Fluͤssigkeit mit etwas Gummi oder gebrannter
                              Staͤrke verdikt, so bildet sie das sogenannte Pinselblau, welches man mit Walzen oder mittelst eines Siebs von
                              besonderer Einrichtung auch mit Formen aufdruken kann. Die Indigaufloͤsung
                              mag nun verdikt worden seyn oder nicht, so blaͤut sich der Indigo nach dem
                              Aufdruken bald an der Luft, wird auf diese Art unloͤslich, und bleibt dann
                              beim Auswaschen auf dem Zeuge zuruͤk, waͤhrend sich die beigemengten
                              Stoffe aufloͤsen.
                           Nach einem anderen Verfahren wird ein Gemenge von Indigo mit Auripigment und
                              Eisenvitriol aufgedrukt, und der Indigo dann durch abwechselndes Eintauchen der
                              Zeuge in Kalkwasser und Eisenvitriolaufloͤsung desoxydirt. Bekanntlich ist
                              der reducirte oder weiße Indigo in Alkalien aufloͤslich und bildet eine gelb
                              gefaͤrbte Aufloͤsung. Diese sezt ihren desoxydirten Indigo durch bloße
                              Beruͤhrung auf dem Zeuge ab, welcher sich nach und nach darauf befestigt und
                              an der Luft wieder blau wird. Hiebei faͤllt jedoch eine bedeutende Menge
                              Eisenoxyd auf das Tuch mit nieder, welches nur durch laͤngere Behandlung des
                              Zeugs mit Schwefelsaͤure wieder entfernt werden kann.Bei der Darstellung des Fayenceblau
                                    verfaͤhrt man nach Thillaye folgender
                                    Maßen:Man bringt in die Indigreibmuͤhle 15 3/4 Pfd. grob gepulverten Indigo,
                                    mit 3 3/4 Pfd. gelbem Schwefelarsenik und 22 Pfd. Eisenvitriol, der in 22
                                    1/4 Maaß Wasser aufgeloͤst wurde, das Ganze laͤßt man drei
                                    Tage lang zerreiben. Man nimmt dann das Gemenge aus der kupfernen Schale,
                                    spuͤlt sie mit 4 Maaß Wasser aus und sezt es dann ebenfalls noch zu.
                                    Um nun dieses Blau zu verdiken, bereitet man eine sehr dike
                                    Gummiaufloͤsung und vermischt 21 Maaß davon mit der vorher erhaltenen
                                    Farbe. Dadurch, daß man die Farbe mit Gummiwasser in verschiedenen
                                    Verhaͤltnissen vermischt, erhaͤlt man alle Nuͤancen von
                                    Blau. Fuͤr den Handdruk vermischt man z.B. bei kleinen Mustern 6 Maaß
                                    Farbe mit 6 Maaß Gummiwasser, fuͤr den Walzendruk 8 Maaß Farbe mit 4
                                    Maaß Gummiwasser.Die bedrukten Stuͤke werden zwei Tage lang in einem luftigen und nicht
                                    zu trokenen Rechen aufgehaͤngt, worauf man damit in die Kuͤpen
                                    geht. Man hat deren drei; die erste enthaͤlt 300 Pfd.
                                    gebrannten Kalk auf 6000 Maaß Wasser; die zweite
                                    eine Eisenvitriol-Aufloͤsung von 7° Baumé; die
                                    dritte eine Aufloͤsung von Aeznatron
                                    von 8° Baumé. Um leztere anzusezen, loͤst man zuerst so
                                    viel calcinirtes kohlensaures Natron in der Kuͤpe auf, daß sie
                                    8° zeigt, und sezt dann den vierten Theil vom Gewicht der Soda an
                                    gebranntem Kalk zu, worauf man die Kuͤpe waͤhrend zwei Tagen
                                    von Zeit zu Zeit aufruͤhrt.Nachdem man die Stuͤke auf den Haspel gespannt hat, geht man damit in
                                    die erste Kuͤpe und bleibt darin zehn Minuten; man zieht den Haspel
                                    dann heraus, laͤßt ihn fuͤnf Minuten lang abtropfen und taucht
                                    ihn dann zehn Minuten lang in die zweite Kuͤpe, laͤßt ihn
                                    fuͤnf Minuten abtropfen u.s.f. Wir wollen diese Operationen zu
                                    leichterer Verstaͤndniß in einer Tabelle zusammenstellen:Textabbildung Bd. 58, S. 58Man taucht in; Laͤßt
                                       abtropfen; Die Kuͤpe; MinutenDie Haspel muͤssen in den Kuͤpen immer
                                    bewegt werden, und nach dem lezten Eintauchen bringt man das Stuͤk
                                    auf dem Haspel in eine vierte Kuͤpe, die Schwefelsaͤure von
                                    4° Baumé enthaͤlt. Diese Operation hat zum Zwek, das
                                    Eisenoxyd zu entfernen, welches sich auf den Zeugen bei den verschiedenen
                                    Passagen durch Kalk und Eisenvitriol absezte. Man haͤngt zulezt die
                                    Stuͤke noch eine Stunde lang in fließendes Wasser ein und belebt das
                                    Blau auch noch durch eine schwache Seifenpassage bei 40° R.Die Theorie dieser Operationen ist folgende: Wir
                                    haben auf dem Gewebe Indigo und schwefelsaures Eisen; wenn die Zeuge nun in
                                    die Kalkkuͤpe getaucht werden, so zersezt sich ein Theil des
                                    Eisensalzes und es faͤllt Eisenoxydul nieder, welches den Indigo zu
                                    desoxydiren und im Kalkwasser aufloͤslich zu machen sucht. In diesem
                                    Zustande kann er sich mit dem Gewebe verbinden, zieht dann an der Luft
                                    Sauerstoff an und wird wieder unaufloͤslich. Taucht man den Zeug nun
                                    in die zweite Eisenvitriolkuͤpe, so entsteht auf der ganzen
                                    Oberflaͤche desselben eine Oxydschichte, und dieses Oxyd wirkt nur
                                    auf die Stellen, wo es mit Indigo in Beruͤhrung ist, und desoxydirt
                                    einen Theil desselben, welcher alsdann bei dem zweiten Eintauchen in die
                                    Kalkkuͤpe aufloͤslich werden kann. Man sieht, daß
                                    waͤhrend der ganzen Zeit, wo diese Passagen Statt finden, dieselbe
                                    Wirkung hervorgebracht wird; die Zeuge muͤssen sich also mit einer
                                    mehr oder weniger diken Schichte von schwefelsaurem Kalk und Eisenoxyd
                                    uͤberziehen; deßwegen muß man den Haspel immer bewegen, um ersteren
                                    abzuschuͤtteln, waͤhrend man in der Eisenvitriolkuͤpe
                                    im Gegentheil auf dem Zeuge moͤglichst viel Eisenoxyd
                                    zuruͤkzuhalten suchen und daher den Haspel in Ruhe lassen muß.Bisweilen faͤllt das Blau zum Theil von den Stuͤken ab, was von
                                    zwei Ursachen herruͤhren kann:1) Wenn die Stuͤke zu troken sind, ehe man damit in die Kuͤpen
                                    geht, schwillt die Farbe darin auf und reißt sich los, indem sie mehr oder
                                    weniger Indigo mitnimmt.2) Wenn sich zu viel schwefelsaurer Kalk auf den Zeugen bildete, trennt sich
                                    die Masse stellenweise los und reißt mehr oder weniger Farbe mit sich;
                                    dadurch werden die Stuͤke oft ungleich. Bisweilen erhaͤlt auch
                                    der Rand der Stuͤke eine andere Nuͤance, ein Fehler, der
                                    ebenfalls von der zu großen Menge schwefelsauren Kalks herruͤhrt, und
                                    dadurch vermieden werden kann, daß man die Stuͤke in der Kuͤpe
                                    ein oder zwei Mal umdreht, besonders nach der Passe in Kalk.Die Temperatur hat auch einen großen Einfluß auf die Wirkung der
                                    Kuͤpen; so erhaͤlt man im Winter fast immer nur ein grauliches
                                    und wenig lebhaftes Blau. Man kann sich zwar dadurch helfen, daß man sie
                                    durch hineingeleiteten Wasserdampf erwaͤrmt; bei sehr strenger
                                    Kaͤlte thut man jedoch besser, die Operationen auszusezen.A. d. R.
                              
                           
                           Ein drittes Verfahren besteht darin, daß man gepulverten Indigo in heißer
                              Aezkalilauge aufloͤst, welche Zinnoxydul enthaͤlt, oder mit metallischem Zink versezt
                              ist; ihn dann durch Salzsaͤure (mit weißer Farbe) ausfaͤllt, den
                              Niederschlag mit frisch bereitetem salzsaurem Zinnoxydul vermengt und das Gemenge
                              auf den Zeug aufdrukt; lezterer wird nach dem Troknen in eine Aufloͤsung von
                              kohlensaurem Natron getaucht. Der Indigo wird gelb, indem er sich mit dem Natron
                              vereinigt, und vermag sich nun haltbar auf dem Zeuge zu befestigen. Beim nachherigen
                              Aussezen an die Luft wird er dann blau.Man findet im Polyt. Journal Bd. LVII. S.
                                       405 das Verfahren, welches in Thomsons
                                    Kattundrukerei bei der Darstellung des Indigotafelblau's und
                                    Indigogruͤns befolgt wird.A. d. R.
                              
                           9) Katechubraun. Das Katechu ist eine braune, großen
                              Theils aus (eisenblaͤuendem) Gerbestoff und etwas Alaunerde bestehende Masse.
                              Man loͤst es in Essigsaͤure auf, sezt eine Aufloͤsung von
                              Gruͤnspan und Salmiak zu und drukt das Gemenge auf. Waͤhrend einiger
                              Tage Ruhe wird die Farbe bedeutend dunkler.Nach Thillaye kocht man, um Katechutafelbraun zu
                                    erhalten, 1 Pfd. Katechu mit 4 Maaß Wasser bis auf 2 Maaß ein, passirt die
                                    Farbe durch ein sehr feines Sied, loͤst dann 4 Unzen Gruͤnspan
                                    darin auf und laͤßt erkalten. Man verdikt endlich mit 4 Unzen
                                    Staͤrke und ruͤhrt, waͤhrend die Farbe noch lauwarm
                                    ist, 5 Unzen gepulverten Salmiak ein.A. d. R.
                              
                           10) Chromorange. Man schlaͤgt doppeltchromsaures
                              Blei auf den Zeug nieder, indem man ein Bleisalz aufdrukt und dann den Zeug durch
                              eine Aufloͤsung von chromsaurem Kali oder Kalk mit
                              uͤberschuͤssigem Alkali nimmt (?); bisweilen erhaͤlt man das
                              Orange auch aus dem Chromgelb (doppeltchromsaurem Blei), indem man es mit heißem
                              Kalkwasser behandelt und ihm so die Haͤlfte der Saͤure entzieht.Um Weißboͤden mit Desseins in Chromorange darzustellen, empfiehlt Thillaye folgendes Verfahren. Man verschafft sich
                                    zuerst basisch essigsaures Blei, indem man in 2 Maaß Wasser 1 1/2 Pfund
                                    Bleizuker aufloͤst und die Fluͤssigkeit unter Umruͤhren
                                    1/4 Stunde mit 1 Pfd. Bleiglaͤtte kocht; das Klare wird dann von dem
                                    Saze abgegossen.Die Drukfarbe erhaͤlt man, wenn man in 2
                                    Maaß basisch essigsauren Bleies durch Erwaͤrmen 1 Pfund Bleizuker
                                    aufloͤst und die Fluͤssigkeit mit 1 1/3 Pfd.
                                    geroͤsteter Staͤrke verdikt.Die mit dieser Farbe bedrukten Stuͤke werden zuerst in einer Kufe 1/4
                                    Stunde durch truͤbes Kalkwasser gehaspelt und dabei gut ausgebreitet,
                                    dann sorgfaͤltig gereinigt und endlich in saurem chromsaurem Kali
                                    ausgefaͤrbt, wovon man 2 bis 3 Unzen auf das Stuͤk nimmt. Um
                                    nun die chromgelben Stellen Orange zu machen, haspelt man die Stuͤke
                                    ungefaͤhr 3 bis 4 Minuten durch klares und kochendes Kalkwasser,
                                    worauf sie ausgewaschen und getroknet werden.Wir wollen bei dieser Gelegenheit auch das Verfahren,
                                       chromgruͤne Boͤden darzustellen und in dieselben weiße
                                       Desseins zu aͤzen, nach Thillaye
                                    mittheilen. Nachdem die Stuͤke in der Indigkuͤpe auf den
                                    erforderlichen Ton blau gefaͤrbt werden sind, bereitet man sich eine
                                    Aufloͤsung von 10 Unzen Bleizuker und 5 Loth Leim in 10 Maaß Wasser,
                                    und grundirt die Zeuge mit dieser Fluͤssigkeit. Nachdem sie getroknet
                                    worden sind, grundirt man sie mit einer lauwarmen Aufloͤsung von 10
                                    Unzen saurem chromsaurem Kali in 10 Maaß Wasser, wascht und troknet sie.Um nun in die chromgruͤnen Stuͤke weiße Stellen zu
                                    aͤzen, bereitet man folgende Drukfarbe:In 2 Maaß Wasser loͤst man 1 Pfd. Kleesaͤure und 1 Pfd.
                                    Weinsteinsaͤure auf, verdikt mit 3 1/2 Pfd. Pfeifenthon, und 1 1/2
                                    Maaß Gummiwasser (2 Pfd. Gummi per Maaß
                                    enthaltend), und sezt dann noch 9 Unzen Schwefelsaͤure zu.Nach dem Druken werden die Stuͤke bei 40° R. durch Kreidewasser
                                    gehaspelt, dann gewaschen und getroknet.Man kann sie dann auch noch mit dem S. 69 in der Anmerkung beschriebenen
                                    Tafelschwarz bedruken.Die Aezpappe zerstoͤrt das chromsaure Blei und den Indigo dadurch, daß
                                    die Saͤuren das Bleisalz zersezen und die Chromsaͤure frei
                                    machen, welche dann auf den Indigo wirken kann.
                              
                           
                           11) Weiß auf Krapproth. Man erhaͤlt es, wenn man
                              den Zeug nur an den Stellen mit Alaunerdemordant bedrukt, welche roth ausfallen
                              sollen, oder wenn man ihn ganz mit dem Mordant trankt und dann die Stellen, welche
                              weiß ausfallen sollen, mit Citronensaͤure aͤzt. Unter allen
                              Saͤuren ist die Citronensaͤure die geeignetste, um die Alaunerde (und
                              auch das Eisenoxyd) auf den Zeugen aufzuloͤsen, weil sie bei hinreichend
                              starker Verwandtschaft zur Basis den Zeug doch nicht im mindesten angreift, nicht
                              auslaͤuft und dadurch die Muster in einander fließen macht, und doch mit den
                              Basen voll: kommen aufloͤsliche Salze liefert.
                           12) Krapp mit Campecheholz. Man erhaͤlt einen
                              braunrothen Grund mit weißen Desseins, wenn man den ganzen Zeug mit Alaunerdemordant
                              traͤnkt (grundirt), dann die Stellen, welche weiß ausfallen sollen, mit
                              Citronensaͤure bedrukt und endlich den Zeug nach gehoͤrigem Reinigen
                              im Kuͤhkoth- oder Kleienbad, in einem Gemenge von Krapp und
                              Campecheholz ausfaͤrbt; lezteres verwandelt das Krapp: roth in Braun.
                           13) Cochenille-Rosa. Um einen rosafarbigen Boden
                              mit weißen Desseins darzustellen, traͤnkt (grundirt) man ebenfalls den ganzen
                              Zeug mit Alaunerdemordant und aͤzt die weißen Stellen mit
                              Citronensaͤure; der Zeug wird dann nach gehoͤriger Reinigung mit
                              Cochenille gefaͤrbt.
                           Man kann aus der Cochenille den rothen Farbstoff mit Alkohol ausziehen; er ist
                              schoͤn purpurroth und laͤßt sich in kleinen Krystallen darstellen. Er
                              schmilzt bei 40° R. und zersezt sich beim Erhizen ohne Ammoniak zu entbinden.
                              In Wasser und Alkohol loͤst er sich leicht auf, aber nicht in Aether.
                              Saͤuren nuͤanciren ihn in Gelb; man muß daher Weinstein zusezen, wenn
                              man bloß mit Cochenille Scharlach faͤrben will. Schuͤttelt man frisch
                              gefaͤllte Alaunerde mit einem Cochenille-Absud, so verbindet sich der Farbstoff
                              damit und ertheilt ihr eine schoͤne rothe Farbe. Der sogenannte Carmin ist
                              eine Verbindung von Alaunerde mit dem Farbstoffe der Cochenille.
                           14) Weiß auf schwarzem Grunde wird wie Weiß auf Roth
                              dargestellt, nur faͤrbt man anstatt mit Krapp, mit Campecheholz zur
                              Saͤttigung aus.
                           Den Farbstoff des Campecheholzes hat man Haͤmatin
                              genannt; man erhaͤlt ihn, wenn man einen Absud von Blauholz zur Trokniß
                              abdampft, den Ruͤkstand in Alkohol aufloͤst, die geistige
                              Aufloͤsung zur Syrupsconsistenz abdampft und stehen laͤßt; das
                              Haͤmatin sezt sich dann daraus in nadelfoͤrmigen scharlachrothen
                              Krystallen ab; in Wasser loͤst sich dasselbe nicht in großer Menge auf, wohl
                              aber in Alkohol und Aether.
                           15) Tuͤrkischroth. Die
                              Tuͤrkischrothfaͤrberei, welche im Orient erfunden wurde, ist erst seit
                              50 Jahren in Glasgow bekannt, wo Hr. Papillon in
                              Gesellschaft mit Hrn. M'Intosh das erste Etablissement
                              dieser Art errichtete. Im Jahre 1803 wurde das dabei zu befolgende Verfahren zum
                              allgemeinen Besten oͤffentlich bekannt gemacht, und ist seitdem durch stete
                              Ausuͤbung wesentlich verbessert worden. Es ist folgendes:
                           1) Der Zeug wird zuerst in einer schwachen alkalischen Lauge eingeweicht, um die
                              Weberschlichte daraus zu entfernen; man rechnet dabei 4 bis 5 Pfd. Aezkali auf 100
                              Pfd. Zeug, und laͤßt denselben 24 Stunden lang bei einer Temperatur von 30
                              bis 40° R. in der Laugkufe, worauf er gut gewaschen wird.
                           2) Man nimmt auf 100 Pfd. Zeug 7 bis 10 Pfd. kohlensaures Natron, loͤst es in
                              gerade so viel Wasser auf, als zum Traͤnken von 100 Pfd. Zeug noͤthig
                              ist, und kocht denselben einige Zeit damit.
                           3) Hierauf folgt die Oehlbeize, welcher auch Schafkoth zugesezt wird. Man bereitet
                              sich naͤmlich eine Fluͤssigkeit aus folgenden Ingredienzien:
                             4 1/2 MaaßWir nehmen immer an, daß die Maaß Wasser 2 Pfd. wiegt.A. d. R. Oehl von Gallipoli (Olivenoͤhl),
                             6 3/4 Maaß weichem Schafkoth,
                           18 Maaß einer Loͤsung von kohlensaurem Natron von 1,06 spec.
                              Gew.
                             4 1/2 Maaß einer Loͤsung von Perlasche von
                              1,04 spec. Gew.
                           mit so viel kaltem Wasser vermischt, daß das Ganze 99 Maaß
                              betraͤgt. Diese milchweiße Fluͤssigkeit, welche eine unvollkommene
                              Seife ist, soll 1,020 bis 1,025 spec. Gew. haben. Man bringt sie in eine weite cylindrische offene
                              Kuͤpe, ruͤhrt sie mittelst einer einfachen Maschinerie
                              fortwaͤhrend um, damit sich nichts absezen kann, und leitet sie dann durch
                              zinnerne Roͤhren in den Trog der Grundirmaschine (Klozmaschine), durch welche
                              die Zeuge mit dieser Fluͤssigkeit getraͤnkt werden. Je laͤnger
                              man die Zeuge damit getraͤnkt laͤßt, desto besser faͤrben sie
                              sich nachher. Vierzehn Tage ist die geringste Zeit.
                           Der Schafkoth ertheilt den Zeugen eine gruͤnliche Farbe und befoͤrdert
                              den Bleichproceß, welchem sie spaͤter unterzogen werden, sehr, besonders wenn
                              sie zwischen den verschiedenen Operationen auf die Wiese ausgelegt werden.
                           4) Bei guͤnstigem Wetter troknet man die mit der unvollkommenen Seife (Nr. 3)
                              grundirten Zeuge auf der Wiese ab, bei Regenwetter aber in der Trokenstube.
                           5) Die so getrokneten Zeuge werden zum zweiten Mal mit der oͤhligen
                              Fluͤssigkeit (Nr. 3) grundirt und dann wieder getroknet.
                           Das Grundiren und Troknen wird zum dritten Mal wiederholt.
                           6) Die Zeuge werden nun mit einer schwachen Aufloͤsung von Perlasche (guter
                              Potasche) von 1,0075 bis 1,01 spec. Gew., die auf 38° R. erwaͤrmt
                              istIn der franzoͤsischen Uebersezung dieser Abhandlung, in den Annales de Chimie et de Physique, sind beinahe
                                    alle Fahrenheit'schen Grade des Originals bei der Umaͤnderung in
                                    Centesimalgrade verfehlt worden.A. d. R., getraͤnkt, ausgewunden und wieder getroknet.
                           7) Man macht nun ein Gemisch von folgenden Substanzen:
                             4 1/2 Maaß Olivenoͤhl,
                           13 1/2 Maaß Sodalauge von 1,06 spec. Gew.
                             4 1/2 Maaß kaustische Kalilauge von 1,04 spec.
                              Gew.
                           mit so viel Wasser verduͤnnt, daß das Ganze 99 Maaß
                              betraͤgt. Mit dieser Fluͤssigkeit werden die Zeuge wie mit derjenigen
                              Nr. 3 grundirt.
                           Die grundirten Zeuge werden bei schoͤnem Wetter auf der Wiese, bei Regenwetter
                              aber in der Trokenstube getroknet.
                           8) Die Operation Nr. 7 wird drei Mal wiederholt, und nach jedem Grundiren legt man
                              die Zeuge einige Stunden auf die Wiese und troknet sie endlich in der
                              Trokenstube.
                           9) Die Zeuge werden nun in einem Gemisch von Potasche- und Sodalauge von 1,01
                              bis 1,0125 spec. Gew., die auf 38° R. erwaͤrmt ist, getraͤnkt.
                              Man laͤßt sie einige Stunden abtroknen und waͤscht sie dann gut. Der
                              Zwek dieser Operation ist den Oehluͤberschuß von ihnen zu entfernen, welcher
                              bei dem nachfolgenden Galliren sehr nachtheilig waͤre.
                           10) Zum Galliren nimmt man 18 Pfd. Gallaͤpfel von
                              Aleppo und kocht sie 4–5 Stunden lang mit 113 Maaß Wasser bis auf etwa 90 Maaß ein. Diese
                              Fluͤssigkeit ist nach dem Durchseihen zum Galliren von 100 Pfd. Zeug
                              hinreichend. Seit einigen Jahren hat man anstatt der Gallaͤpfel Schmack von
                              Sicilien angewandt. 33 Pfd. davon entsprechen 18 Pfd. Gallaͤpfeln. Bisweilen
                              nimmt man auch ein Gemenge von 9 Pfd. Gallaͤpfeln und 16 1/2 Pfd.
                              Schmack.
                           Diese Fluͤssigkeit wird auf 21 bis 30° R. erwaͤrmt und die Zeuge
                              dann darin gebeizt. Der Schmack ertheilt ihnen eine gelbliche Farbe, welche das
                              Krapproth verbessert, indem sie es lebhafter macht.
                           11) Hierauf folgt das Alaunen, wozu man sich in Schottland
                              des Alauns bedient, waͤhrend man auf dem Continent haͤufig essigsaure
                              Alaunerde anwendet. Man versezt eine Alaunaufloͤsung von 1,04 spec. Gew. mit
                              so viel Potasche, Soda oder Kreide, daß die Alaunerde vollstaͤndig
                              ausgefaͤllt wird. Durch die entstandene truͤbe Fluͤssigkeit,
                              welche auf 30–40° R. erwaͤrmt werden muß, passirt man dann den
                              Kattun und laͤßt ihn zwoͤlf Stunden lang darin liegen. Die Alaunerde
                              dringt in den Zeug und verbindet sich mit dessen Fasern.
                           12) Der so mit Alaunerde verbundene Zeug wird dann im Trokenzimmer ausgetroknet und
                              hierauf gewaschen.
                           13) Der Zeug ist nun zum Rothfaͤrben fertig. Man
                              rechnet dabei auf jedes Pfund Zeug 1–3 Pfd. Krapppulver, je nach der
                              verlangten Nuͤance. Man faͤhrt mit den Zeugen in den Farbkessel,
                              waͤhrend das Wasser noch kalt ist, treibt das Bad in einer Stunde zum Kochen,
                              unterhaͤlt dieses zwei Stunden und treibt waͤhrend der ganzen Zeit die
                              Zeuge mit dem Haspel um. Auf 25 Pfd. Zeug (die Menge, welche man auf ein Mal
                              ausfaͤrben kann) sezt man 4 1/2 Maaß Ochsenblut zu, welches nach der
                              Erfahrung zur Erzielung eines schoͤnen Roths unerlaͤßlich ist. Man hat
                              viele Versuche angestellt, es wegzulassen, sie waren aber alle erfolglos. Ich
                              vermuthe, daß sich der Farbstoff des Bluts, zum Theil wenigstens, ebenfalls auf dem
                              Zeuge befestigt.Man vergleiche hieruͤber Polyt. Journal Bd. LVII. S. 404.A. d. R.
                              
                           14) Der Krapp enthaͤlt zwei Farbstoffe, einen rothen und einen braunen, welche
                              sich beim Faͤrben beide auf dem Zeuge befestigen und ihm dadurch eine
                              braͤunlich-rothe, keineswegs angenehme Farbe ertheilen. Der braune
                              Farbstoff wird aber nicht so sehr darauf befestigt, wie der rothe, und der Zwek der
                              naͤchsten Operation, des Avivirens, ist nun, denselben fortzuschaffen und so
                              das Roth frei auftreten zu lassen. Man kocht deßhalb die Zeuge 12–14 Stunden
                              lang in einem Gemenge aus 5 Pfd. Soda, 8 Pfd. Seife und 72–80 Maaß der von dem unmittelbar vor dem
                              Galliren gegebenen Laugenbade (Nr. 9) uͤbrig gebliebenen Fluͤssigkeit,
                              mit hinlaͤnglichem Wasser. Dabei wird der groͤßte Theil des braunen
                              Farbstoffs schon entfernt. Noch lebhafter wird das Roth aber durch die nun folgende
                              Operation.
                           15) Man nimmt 5 bis 6 Pfd. Seife und 16 bis 18 Unzen krystallisirtes Zinnsalz,
                              loͤst dieselben in einem Kessel auf, der sich durch einen Dekel verschließen
                              laͤßt, schließt den Dekel und kocht die Zeuge in der Fluͤssigkeit
                              unter einem Druke von 2 Atmosphaͤren, d.h. bei einer Temperatur von 250
                              1/2° F. (97° R.). Zu diesem Ende ist der Kessel mit einem
                              Sicherheitsventil versehen und mit einer kegelfoͤrmigen Roͤhre, deren
                              Ende eine Oeffnung von 3/16 Zoll im Durchmesser hat, durch welche waͤhrend
                              der Operation der Dampf bestaͤndig ausstroͤmt. Das Zinnsalz
                              erhoͤht die Farbe sehr. Wahrscheinlich verbindet sich das Zinnoxyd mit der
                              auf dem Zeuge befestigten Oehlsaͤure. Diese unaufloͤsliche Seife
                              vereinigt sich ohne Zweifel mit dem rothen Farbstoff des Krapps und aͤndert
                              seine Nuͤance.
                           16) Die Zeuge werden nun noch auf die Rasenbleiche gebracht und einige Tage der Sonne
                              ausgesezt, wodurch die Avivage vollstaͤndig wird.
                           Dieß ist eine kurze aber genaue Beschreibung des Verfahrens, welches man in den
                              bedeutendsten Tuͤrkischroth-Faͤrbereien von Glasgow befolgt.
                              Man hat schon verschiedene Versuche gemacht, es abzukuͤrzen, aber bis jezt
                              ohne Erfolg. Namentlich ist das Oehlen (oder eigentlich Seifen) unerlaͤßlich;
                              schon wenn man eine oder zwei der drei vorgeschriebenen Oehlbeizen weglaͤßt,
                              verliert die Farbe an Lebhaftigkeit.
                           Ein mit Chlorkalk gebleichter Zeug gibt kein gutes Roth. Wahrscheinlich verbindet
                              sich die Faser mit Kalk, der die Oehlseife zersezt und das Oehlen verhindert.
                              Dagegen gelingt das Tuͤrkischroth mit den auf alte Art gebleichten Zeugen
                              (d.h. durch Kochen mit Lauge oder Seife und Auslegen auf die Rasenbleiche) sehr gut.
                              Die Farben werden eben so schoͤn auch ohne Gallaͤpfel, man hat jedoch,
                              wenn man das Galliren weglaͤßt, Muͤhe den Zeug, namentlich wenn er
                              etwas fett ist, hinreichend und gleichmaͤßig zu alaunen.
                           16) Tuͤrkischroth mit weißen Desseins auf Bandanas.
                              Man nennt Bandanas die gedrukten baumwollenen Schnupftuͤcher. Die besten sind
                              die tuͤrkischrothen mit weißen Mustern. Um die weißen Desseins auf die
                              tuͤrkischroth gefaͤrbten Tuͤcher zu bringen, aͤzt man an
                              den betreffenden Stellen das Roth mit Chlorwasser weg. Man nimmt 15 Stuͤk des
                              tuͤrkischrothen Zeugs, legt sie platt uͤber einander auf eine
                              Bleiplatte von der Groͤße eines Schnupftuchs, darauf wieder eine Bleiplatte,
                              und druͤkt Alles zusammen mittelst Schrauben, oder in besser eingerichteten
                              Fabriken mittelst einer Bramah'schen Presse von ungefaͤhr 4000 Centner Kraft.
                              In die obere Platte sind Loͤcher von der Form des verlangten Musters
                              eingeschnitten; man verschafft sich nun eine Chlorkalkaufloͤsung, versezt sie
                              mit Saͤure, um das Chlor frei zu machen, und gießt sie auf die obere Platte;
                              sie durchdringt alle 15 Stuͤke, waͤhrend der ungeheure Druk sie
                              verhindert, uͤber die durch die Loͤcher vorgezeichneten Granzen hinaus
                              in den Zeug einzudringen. Man muß die Raͤnder des in die obere Bleiplatte
                              eingeschnittenen Musters nicht scharf lassen, da sie sonst bei dem großen Druke die
                              Stuͤke aus dem Zeuge herausschneiden, wie dieß im Anfang oͤfters
                              geschah und damals der zerfressenden Wirkung des Chlors zugeschrieben wurde. Diese
                              Methode wurde von Henry Monteath und Comp. erfunden.Monteath's Apparat ist im polytechnischen Journal
                                    Bd. XII. S. 72 genau beschrieben
                                    und auf Tab. I abgebildet. Da derselbe sehr kostspielig ist, so werden jezt
                                    die tuͤrkischrothen Tuͤcher beinahe uͤberall dadurch
                                    weiß geaͤzt, daß man sie mit Weinsteinsaͤure bedrukt und in
                                    die Chlorkalkkuͤpe bringt.A. d. R.
                              
                           17) Zwei Tuͤrkischroth mit Weiß. Man erhaͤlt
                              die beiden rothen Farben zugleich, indem man nur die Stellen, welche dunkler werden
                              sollen, nach dem Alaunen mit einer staͤrkeren Alaunerdebeize bedrukt. Das
                              Weiß wird hier nach einem urspruͤnglich franzoͤsischen Verfahren
                              hervorgebracht, naͤmlich durch Aufdruken verdikter Weinsteinsaͤure und
                              Eintauchen der auf einen Haspel gespannten Zeuge in eine concentrirte
                              Chlorkalkaufloͤsung. Damit die Raͤnder der Muster scharf bleiben,
                              wascht man die Stuͤke, sobald sie aus der Chlorkalkkuͤpe kommen, in
                              fließendem Wasser aus.
                           18) Chromgelb auf Tuͤrkischroth. Diejenigen Stellen
                              der tuͤrkischrothen Zeuge, welche gelb werden sollen, werden mit einer
                              Aufloͤsung von salpetersaurem Blei und Weinsteinsaͤure in Wasser,
                              welche mit Gummi verdikt ist, bedrukt; die Zeuge werden nun auf dem Haspel in die
                              Chlorkalkkuͤpe getaucht, wobei die Weinsteinsaͤure durch
                              Chlorentbindung die Stellen, wo sie sich befindet, weiß macht, waͤhrend
                              zugleich das Bleioxyd von seiner Saͤure getrennt und auf dem Zeuge befestigt
                              wird. Nachdem der Zeug im fließenden Wasser ausgewaschen worden ist, faͤrbt
                              man ihn dann in saurem chromsaurem Kali.
                           19) Schwarz, Blau, Gelb und Gruͤn auf
                                 Tuͤrkischroth. Fuͤr das Schwarz bereitet man sich zuerst
                              salzsaures Eisenoxyd durch Aufloͤsen von Eisenoxyd in Salzsaͤure, und
                              mittelst desselben loͤst man dann das Berlinerblau auf, was sehr leicht geht,
                              wenn dasselbe fein gepulvert ist. Die Aufloͤsung wird dann mit Wasser
                              verduͤnnt und auf den gehoͤrigen Grad von Consistenz gebracht, indem
                              man sie mit Staͤrke vermengt und einige Zeit auf einer Temperatur von 74° R.
                              erhaͤlt. Nach dem Erkalten ist die Farbe zum Druken brauchbar. Wenn die mit
                              dieser Farbe bedrukten Zeuge nach dem Troknen in die Chlorkalkkuͤpe kommen,
                              so schlaͤgt der freie Kalk Eisenoxyd auf das Berlinerblau nieder, welches
                              eine schwarze Farbe annimmt, weil es das Roth bedekt. Man kann dieses Schwarz zu
                              gleicher Zeit mit dem folgenden Blau oder mit der zur Aezung weißer Desseins
                              bestimmten Weinsteinsaͤure-Pappe aufdruken. – Fuͤr Blau
                              loͤst man Berlinerblau in salzsaurem Zinnoxyd auf, welches man
                              erhaͤlt, wenn man eine Aufloͤsung von Zinnsalz mit Chlorgas
                              saͤttigt. Die Berlinerblau-Aufloͤsung wird dann mit Wasser
                              verduͤnnt, worin Weinsteinsaͤure aufgeloͤst ist, und hierauf
                              mit geroͤsteter Staͤrke verdikt. Auf 4 1/2 Maaß Farbe kommen 4 Pfd.
                              Weinsteinsaͤure. Wenn man nun den Zeug in die Chlorkalkkuͤpe bringt,
                              wirkt einerseits das durch die Weinsteinsaͤure entbundene Chlor als
                              Aezmittel, waͤhrend andererseits durch den freien Kalk das Zinnoxyd auf die
                              Faser niedergeschlagen wird und das Blau befestigt. Das Blau erscheint als Blau,
                              weil man das Roth darunter weggeaͤzt hat. – Gelb erhaͤlt man
                              durch Bedruken der weiß geaͤzten Stellen mit Kreuzbeerenbruͤhe, die
                              mit Zinnsalz und Alaun versezt und mit Dragantgummi schwach verdikt ist;
                              Gruͤn durch Aufdruken derselben auf die blauen Stellen des Zeugs.
                           20) Chromgelb auf Indigblau. Um chromgelbe Desseins auf
                              dunkelblauem Grunde darzustellen, bedrukt man die weißen Zeuge mit einer Reservage,
                              welche aus einer gemischten Aufloͤsung von salpetersaurem und essigsaurem
                              Blei mit salpetersaurem und essigsaurem Kupfer besteht und mit Gummi und Pfeifenthon
                              verdikt ist. Faͤhrt man nun mit ihnen in die Indigkuͤpe ein, so
                              schlaͤgt der freie Kalk derselben das Bleioxyd auf die mit der Reservage
                              bedrukten Stellen der Zeuge nieder. Wenn man dieselben dann in Wasser
                              auswaͤscht und hierauf durch saures chromsaures Kali nimmt, werden nur die
                              Stellen, worauf sich Bleioxyd befindet, gelb. Anfangs ist das Gelb durch das mit dem
                              Bleioxyd niedergefallene Kupferoxyd etwas schmuzig; es wird aber schoͤn, wenn
                              man lezteres durch ein schwaches Salzsaͤurebad entfernt.Thillaye empfiehlt folgende Reservage fuͤr Chromgelb: Man loͤst in zwei Maaß
                                    Wasser 1 1/2 Pfd. salpetersaures Blei und 1/2 Pfd. neutrales essigsaures
                                    Kupfer auf, sezt 1/2 Maaß basisch essigsaures Blei (auf die in der Anmerkung
                                    Seite 59 angegebene Weise bereitet) zu und verdikt mit 1 1/2 Pfd. Gummi und
                                    3 Pfd. Pfeifenthon. Die Farbe wird zerrieben und durch ein Sieb passirt.Die mit dieser Reservage bedrukten Stuͤke laͤßt man zwei Tage
                                    haͤngen und faͤrbt sie dann in der Indigkuͤpe. Man
                                    haͤngt sie hierauf eine halbe Stunde in fließendes Wasser ein, wascht
                                    sie aus und nimmt sie in einer Kufe eine Viertelstunde lang durch ein
                                    schwaches Sodabad von 32° R. (in 120 Maaß Wasser wird 1/2 Pfd. calcinirte
                                    Soda aufgeloͤst). Die Stuͤke werden nun wieder ausgewaschen
                                    und dann eine halbe Stunde lang in saurem chromsaurem Kali gefaͤrbt,
                                    wovon man 5 Unzen auf das Stuͤk rechnet. Nach nochmaligem Auswaschen
                                    nimmt man sie dann durch ein schwaches Salzsaͤurebad, um das Gelb zu
                                    beleben.A. d. R.
                              
                           
                           21) Gelb und Orange auf indigblauem Grunde. Man
                              verfaͤhrt ganz wie vorher, nur daß man die Zeuge, wenn sie aus der
                              Indigkuͤpe genommen und gewaschen worden sind, nicht in saurem, sondern in
                              basischem chromsaurem Kali faͤrbt. Man
                              erhaͤlt dann anstatt gelber, orangefarbige
                              Desseins auf dem blauen Grunde.Es ist unmoͤglich auf diese Art ein schoͤnes Orange zu
                                    erzielen, obgleich man es der Theorie nach vermuthen koͤnnte. Eine
                                    zur Darstellung von Chromorange geeignete
                                       Reservage ist nach Thillaye
                                    folgende:In 2 Maaß basisch essigsaurem Blei (m. s. die Anmerkung S. 59) loͤst
                                    man 3 Pfd. salpetersaures Blei und dann 2 Pfd. schwefelsaures Kupfer auf,
                                    verdikt mit 2 Pfd. Gummi, und sezt 1 1/2 Pfd. schwefelsaures Blei zu, worauf
                                    die Farbe durch ein sehr feines Sieb getrieben wird.Die Stuͤke werden drei Tage nach dem Druken auf folgende Art weiter
                                    behandelt: man passirt sie 5 Minuten lang durch truͤbes Kalkwasser,
                                    um die Reservage mehr zusammenzuziehen, so daß sie in der Indigkuͤpe
                                    nicht austreten kann, und faͤrbt dann in lezterer auf die verlangte
                                    Nuͤance. Wenn sie aus der Indigkuͤpe kommen, passirt man sie
                                    1/4 Stunde lang in einer Kufe durch eine auf 24° R. erwaͤrmte
                                    schwache Sodalauge (in 200 Maaß Wasser wird 1 Pfd. calcinirte Soda
                                    aufgeloͤst) und wascht sie dann aus; hierauf faͤrbt man sie
                                    1/4 Stunde in saurem chromsaurem Kali, wovon man 5 Unzen auf das
                                    Stuͤk rechnet, und belebt dann das Gelb in einem schwachen
                                    Salzsaͤurebade. Endlich haspelt man sie durch klares kochendes
                                    Kalkwasser, um das Gelb in Orange zu verwandeln, wascht und troknet sie.A. d. R. Drukt man nun schwache mit Gummi verbitte Salpetersaͤure auf die
                              orangefarbigen Stellen, so entzieht diese der Farbe die Haͤlfte des Bleioxyds
                              und das Orange geht dadurch in Gelb uͤber.
                           22) Roth und Chocoladenbraun auf Blaßblau. Versezt man
                              essigsaure Alaunerde mit etwas Gruͤnspan und Seife, verdikt mit Gummi und
                              Pfeifenthon, und drukt dieß auf weißen Zeug, so kann man in die Indigkuͤpe
                              gehen, ohne daß die bedrukten Stellen, und zwar wegen des Kupfersalzes,
                              anfaͤrben. Passirt man nun die Zeuge durch ein Kuͤhkothbad und
                              faͤrbt sie dann in Krapp, so erhaͤlt man Roth auf hellblauem Grunde.
                              Versezt man in dieser Reservage die essigsaure Alaunerde uͤberdieß noch mit
                              essigsaurem Eisen, so erhaͤlt man ein schoͤnes Chocoladenbraun. Will
                              man bei diesen Verfahrungsarten einige Stellen ganz weiß erhalten, so bedrukt man
                              sie mit der oben angefuͤhrten neutralen Reservage, die aus Citronensaft und
                              schwefelsaurem Kupfer besteht und das Anfaͤrben einer jeden Farbe verhindert.
                              Laͤßt man jedoch diese Reservage laͤnger als einige Tage auf dem
                              Zeuge, so sezt sie so viel Kupferoxyd ab, daß man es durch kein Waschen mehr
                              entfernen kann, daher beim Faͤrben in Krapp die weiß seyn sollenden Stellen
                              rothbraun ausfallen.
                           23) Weiß auf Bistres (manganbraunen Boͤden). Man
                              grundirt die Zeuge mit
                              einer Aufloͤsung von schwefelsaurem oder salzsaurem Mangan und nimmt sie dann
                              durch starke Aezlauge, welche weißes Manganoxydul darauf niederschlaͤgt, das
                              an der Luft nach und nach zu braunem Manganoxyd wird; eine Passage durch saures
                              chromsaures Kali erhoͤht die braune Farbe noch mehr. Um in diesen Boden weiße
                              Desseins zu aͤzen, drukt man Zinnsalz auf, wobei salzsaures Manganoxydul
                              entsteht, welches durch Wasser ausgewaschen werden kann und Zinnoxyd auf dem Gewebe
                              zuruͤkbleibt, wenn die Zinnaufloͤsung nicht viel freie Saͤure
                              enthielt.
                           24) Chromgelb auf Bistres. Man bedrukt den braunen Grund
                              mit einem Gemenge aus schwefelsaurem Blei und Zinnsalz. Indem das Zinnsalz das
                              braune Manganoxyd in salzsaures Mangan verwandelt, welches ausgewaschen werden kann,
                              tritt das Bleisalz an dessen Stelle, welches man darauf durch ein Kalkbad zersezt
                              und durch saures chromsaures Kali in Chromgelb verwandelt. – Man kann auch
                              ein Gemisch von chromsaurem Kali und Zinnsalz, welches sich kurze Zeit unzersezt
                              erhaͤlt, aufdruken und so unmittelbar Gelb erhalten. Auch Fernambuk-
                              und Campecheholz-Absud lassen sich fuͤr Roth und Violett auf diese Art
                              anwenden, doch waschen sich die Farben leicht aus. – Drukt man salzsaures
                              Eisenoxydul auf den manganbraunen Boden, so tauschen nach einiger Zeit das Eisen und
                              Mangan ihre Stelle; lezteres kann als loͤsliches salzsaures Mangan
                              ausgewaschen werden, und ersteres bleibt als Oxyd mit seiner eigenthuͤmlichen
                              Farbe auf dem Zeuge zuruͤk.
                           
                        
                           Tafelfarben und Dampffarben.
                           Die Tafelfarben bestehen hauptsaͤchlich aus den Absuͤden verschiedener
                              Farbhoͤlzer, welche meistens mit Zinnsalz vermischt aufgedrukt werden; da der
                              Farbstoff dieser Hoͤlzer dem Licht, so wie den Alkalien und Saͤuren
                              nur schwach widersteht, so nennt man die Tafelfarben auch gewoͤhnlich
                              fluͤchtige Farben. Die Unbestaͤndigkeit dieser Farben muß aber nicht
                              sowohl ihrer Applicationsart als vielmehr der Veraͤnderlichkeit der
                              Farbstoffe zugeschrieben werden. Koͤnnte man sich z.B. den Farbstoff des
                              Krapps rein und im Zustande vollkommener Aufloͤsung verschaffen, so
                              wuͤrde hoͤchst wahrscheinlich die damit bereitete Tafelfarbe
                              aͤcht seyn.Hier ist der Verfasser offenbar ganz im Irrthume. Wenn man den Absud eines
                                    Farbholzes mit einem Mordant vermischt aufdrukt, so nennt man dieß eine
                                    Tafelfarbe, und die Unhaltbarkeit derselben muß dem Umstande zugeschrieben
                                    werden, daß das Pigment mit der Basis des Mordants (Zinnoxyd oder Alaunerde)
                                    einen unaufloͤslichen Koͤrper (Lak) bildet, welcher nicht in
                                    die Faser eindringen kann. Wuͤrde man das Krapppigment mit
                                    Alaunerdebeize vermischt auf Zeuge aufdruken, so koͤnnte der
                                    entstandene Krapplak auf denselben durchaus nicht haltbar seyn. Dagegen ist es
                                    gewiß, daß eine Aufloͤsung des rothen Krapppigments, in Ammoniak
                                    z.B., auf Stuͤke aufgedrukt, die mit Alaunerde impraͤgnirt
                                    sind, ein eben so haltbares Roth wie die Farbeoperation liefern
                                    muͤßte, wenn man nachher durch Dampfen die Vereinigung desselben mit
                                    der Alaunerde bewirken koͤnnte. Man vergleiche hieruͤber
                                    Polytechn. Journal Bd. LVI. S. 176,
                                    wo man auch uͤber die Dampffarben das
                                    Ausfuͤhrliche findet.A. d. R. Eine mehr oder weniger vollstaͤndige Aufloͤsung ist noͤthig,
                              wenn sich die Tafelfarben auf den Zeugen befestigen sollen.
                           1) Tafelschwarz. Diese Farbe wird auf mannigfaltige Art
                              bereitet. Vor einigen Jahren nahm man fast allgemein einen Gallaͤpfelabsud,
                              welchem man nach dem Erkalten salpetersaures Eisenoxyd zusezte, das vorher mit Mehl
                              verdikt worden war. So erhielt man eine schiefergraue Paste, welche aufgedrukt wurde
                              und sich an der Luft vollends schwaͤrzte. Jezt haͤlt man es
                              fuͤr besser ein Eisenoxydulsalz anzuwenden und dasselbe an der Luft
                              allmaͤhlich sich oxydiren zu lassen, was bei trokener Witterung mehrere Tage
                              dauert. Die schwarze Verbindung ist unloͤslich, daher das Wasser beim
                              Auswaschen nur das Verdikungsmittel und andere uͤberfluͤssige, nicht
                              mit der Faser verbundene Substanzen wegnimmt. Statt der Gallaͤpfel gibt auch
                              das Campecheholz ein Schwarz, welches aber weniger aͤcht ist.Nach Thillaye erhaͤlt man ein Schwarz,
                                    welches der Kalkkuͤpe, ferner schwachen Alkalien, dem chromsauren
                                    Kali und kochendem Kalkwasser widersteht, endlich das Kuͤhkothen und
                                    Krappfaͤrben gleich gut vertraͤgt:a) Fuͤr den Handdruk: wenn man 2 Maaß Gallaͤpfelabsud von 6°
                                    Baumé, mit 7 Unzen Mehl verkocht, in eine irdene Schuͤssel
                                    gießt, und nachdem die Farbe beinahe kalt ist, 4 Unzen neutralisirtes
                                    salpetersaures Eisen und 1/2 Unze Olivenoͤhl zusezt.b) Fuͤr den Walzendruk: wenn man 2 Maaß Gallaͤpfelabsud von 8°
                                    Baumé mit 9 Unzen Mehl verkocht und nach dem Erkalten 4 Unzen
                                    neutralisirtes salpetersaures Eisen und 1/2 Maaß holzsaures Eisen von
                                    15° Baumé zusezt; leztere Farbe muß man mit der Austragwalze
                                    druken.A. d. R.
                              
                           2) Tafelrosa. Diese schoͤne Farbe erhaͤlt
                              man mit Fernambuk- oder mit Rothholz. Man macht einen Absud dieser
                              Farbhoͤlzer, welcher mit Senegalgummi verdikt und dann mit salzsaurem
                              Zinnoxyd vermischt wird. Das Salz schlaͤgt den Farbstoff als Lak nieder, der
                              sich in einem Ueberschuß des Zinnsalzes wieder aufloͤst. In diesem Zustande
                              von Aufloͤsung wird er auf den Zeug aufgedrukt, welcher ihn im Verlauf von
                              wenigen Stunden zersezt, und wenn der Zeug dann gewaschen wird, bleibt folglich der
                              Lak auf demselben zuruͤk.
                           3) Dampfblau. Wenn man eine Aufloͤsung von
                              Eisenblausaͤure in Wasser kocht, entwikelt sich bekanntlich Blausaͤure
                              und es faͤllt ein weißes Pulver nieder, welches an der Luft zu Berlinerblau
                              wird. Dieses bildet eigentlich das sogenannte Dampfblau.
                              Man bereitet nun diese Farbe, indem man krystallisirtes eisenblausaures Kali (Blutlaugensalz) in Wasser
                              aufloͤst und mit Weinsteinsaͤure vermischt; es schlaͤgt sich
                              Weinstein nieder und die uͤberstehende Fluͤssigkeit besteht zum Theil
                              aus aufgeloͤster Blausaͤure; sie enthaͤlt aber auch das
                              sogenannte weiße Berlinerblau. Diese Fluͤssigkeit wird mit Gummi verdikt auf
                              die (mit Alaunerde oder Zinnoxyd impraͤgnirten) Zeuge aufgedrukt, worauf man
                              dieselben der Einwirkung von Wafferdampf aussezt. Bisweilen stellt man das Dampfblau
                              auch durch eine verdikte und mit Schwefelsaͤure vermischte Aufloͤsung
                              von Blutlaugensalz dar. Wenn man die Oxydation des Dampfblaus an der Luft nicht
                              abwarten will, kann man dieselbe auch durch Passiren der Zeuge in einer
                              Aufloͤsung von Chlorkalk oder saurem chromsaurem Kali bewirken, vorausgesezt
                              daß die anderen Farben hiedurch nicht leiden.
                           4) Dampfgruͤn. Diese Farbe entsteht in der That
                              durch Verbindung der vorhergehenden mit dem Gelb der Kreuzbeeren, welches durch
                              Alaunerde befestigt wird. Das BlutlaugensalzIm Original heißt es hier durch einen Drukfehler precipitate of potash anstatt prussiate of
                                       potash; in den Annales de Chimie ist
                                    dieß auch woͤrtlich le precipité
                                       donné par la potasse uͤbersezt, wodurch der ganze
                                    Paragraph sinnlos wird.A. d. R. wird in Wasser aufgeloͤst und mit einem Absud von Kreuzbeeren und
                              Alaun vermischt. Diese Substanzen wirken in der Kaͤlte nicht merklich auf
                              einander, wenn die Stuͤke aber nach dem Druken gedaͤmpft werden,
                              verbindet sich die Saͤure des Alauns mit dem Kali des Blutlaugensalzes, die
                              Alaunerde hingegen mit dem gelben Farbstoff der Kreuzbeeren und befestigt ihn auf
                              dem Zeuge. Die Hize bewirkt zugleich die Zersezung des weißen Berlinerblaus, welches
                              an der Luft nach und nach eine blaue Farbe annimmt. Blau und Gelb gibt aber
                              bekanntlich Gruͤn.
                           5) Orange. Wird durch einfaches Aufdruken einer
                              Aufloͤsung von Orlean in Kali oder Natron erhalten.
                           6) Druk mit Mahlerfarben. Man hat in der neuesten Zeit
                              angefangen Zeuge, welche nicht gewaschen werden, mit den gewoͤhnlichen
                              Mahler- oder Papierdrukfarben zu bedruken, welche die Farbe des Bodens ganz
                              verdeken. Man erhaͤlt so mit wenig Kosten brillante (aber gar nicht haltbare)
                              Farben.