| Titel: | Bericht des Hrn. Francoeur über einen Apparat zum Löschen von Feuer, welches in Kellern ausgebrochen, von der Erfindung des Hrn. Paulin, Obristlieutenants und Commandanten des Corps der Sapeurs-Pompiers. | 
| Fundstelle: | Band 58, Jahrgang 1835, Nr. XV., S. 137 | 
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                        XV.
                        Bericht des Hrn. Francoeur uͤber einen Apparat zum
                           Loͤschen von Feuer, welches in Kellern ausgebrochen, von der Erfindung des Hrn.
                           Paulin,
                           Obristlieutenants und Commandanten des Corps der Sapeurs-Pompiers.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. Maͤrz 1835, S. 128.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Bericht uͤber einen Apparat zum Loͤschen von Feuer in
                           Kellern.
                        
                     
                        
                           Man hat nur zu viele traurige Erfahrungen daruͤber, wie schwer es oft ist, der
                              in Kellern ausgebrochenen Feuersbruͤnste Meister zu werden; besonders wenn
                              die Keller von den Kaufleuten als Magazine benuzt werden, und wenn, wie dieß dann
                              gar haͤufig der Fall ist, bedeutende Vorraͤthe von geistigen
                              Fluͤssigkeiten, Schwefel, Harzen und anderen derlei Dingen daselbst
                              angehaͤuft sind. Diese Feuersbruͤnste erschreken die
                              Bevoͤlkerung gewoͤhnlich auch am meisten, indem die ungeheuere Menge
                              Rauch, die sich dabei entwikelt, die Gefahr groͤßer erscheinen macht, als sie
                              wirklich ist. Das Loͤschen ist unter diesen Umstaͤnden weit
                              schwieriger, als wenn das Feuer an einem freien Orte ausgebrochen ist; theils well
                              man nicht so leicht beikommen kann; theils weil die Eindringenden befuͤrchten
                              muͤssen nicht mehr zuruͤkkehren zu koͤnnen; theils weil man
                              keine Flambeaux an Ort und Stelle bringen kann, ohne daß sie verloͤschen; und
                              theils und hauptsaͤchlich endlich weil der dike Rauch die Eindringenden
                              schnell zum Ruͤkzuge zwingt, oder sie erstikt, ehe sie noch auf eine wirksame
                              Weise Hand anlegen konnten. Erst bei einer der lezten Feuersbruͤnste in Paris
                              wurden auf diese Art 8 Sprizenleute scheintodt und ein anderer schwer verwundet.
                           Man beschaͤftigte sich schon mannigfach mit der Erfindung von Vorrichtungen,
                              mit deren Huͤlfe die zum Loͤschen bestimmten Leute in einer diken und
                              brennenden Luft athmen koͤnnten; allein leider gelangte man noch nie zu
                              genuͤgenden Resultaten, so daß man bisher immer noch auf die Unerschrokenheit
                              und den Muth der Sprizenleute beschraͤnkt blieb.
                           Im Jahr 1822 schlug Hr. Roberts eine Maske mit einem
                              Ruͤssel vor, deren Bau von einer Commission gutgeheißen wurde. Die Luft
                              gelangte in Folge der Einsaugungskraft der Lungen durch einen Ruͤssel oder
                              eine Roͤhre, die zum Theil mit einem mit Wasser und verschiedenen anderen
                              Substanzen getraͤnkten Schwamm verschlossen war, unter die Maske. Die
                              Vorzuͤge, die die Theorie in dieser Vorrichtung finden ließ,
                              bewaͤhrten sich aber in der Praxis so wenig, daß man ihr bald zu entsagen
                              gezwungen war. Die HH. Paulin
                               und Mayniel suchten daher zu entsprechenderen Resultaten zu
                              gelangen, und lezterer hatte auch wirklich die gluͤkliche Idee den Kopf des
                              Loͤschenden mit einem Visiere zu versehen, welches vorne mit einem
                              Glasfenster ausgestattet ist, waͤhrend es durch eine Roͤhre mit einem
                              Schlauche in Verbindung steht, der auf dem Ruͤken getragen wird, mit Luft
                              erfuͤllt ist, und aus welchem die zur Unterhaltung des Athemholens
                              noͤthige Luft ausgedruͤkt wird. Dieser Luftbehaͤlter
                              genuͤgt jedoch nur fuͤr 8 bis 10 Minuten, so daß der Arbeiter daher
                              bei seinen Arbeiten immer noch fuͤr seine Sicherheit in Angst und Sorge
                              bleibt; auch muß die Handhabung der Feuersprize hiebei mit jener des Schlauches
                              verbunden werden, was unter diesen Umstaͤnden doppelt muͤhsam und
                              anstrengend ist.
                           Hr. Paulin ging nun aber von dem Grundsaze aus, daß der
                              Loͤschende sich nur mit seiner zum Loͤschen noͤthigen Arbeit zu
                              beschaͤftigen habe, der Muͤhe fuͤr die Unterhaltung seines
                              Athemholens uͤberhoben werde, in Betreff seiner Sicherheit vollkommen
                              beruhigt, und in seinen Bewegungen auf keine Weise gehindert werden muͤsse:
                              am wenigsten durch einen laͤstigen Apparat. Dieß im Auge behaltend erfand er
                              folgendes Verfahren, und folgenden Apparat, womit in der Kaserne der Pompiers in
                              Gegenwart einer zahlreichen Commission mehrere Versuche angestellt wurden.
                           Der Apparat des Hrn. Paulin besteht aus einem ledernen
                              Wamms, welches beinahe wie ein Bischofsmaͤntelchen geformt ist, und bis an
                              die Huͤften herabreicht, wo es mit einem ledernen Guͤrtel fest
                              angezogen ist. Dieses Wamms geht uͤber den gewoͤhnlichen Helm des
                              Pompiers, und ist vorne mit einem glaͤsernen Fenster versehen,
                              aͤhnlich jenem des Hrn. Mayniel; seine Aermel
                              werden um die Handwurzel mit Riemen fest angezogen. Der Pompier sieht mit dieser
                              Vorrichtung angethan alle um ihn herum befindlichen Gegenstaͤnde; seine
                              Bewegungen sind frei und auf keine Weise beeintraͤchtigt, und der Rauch kann,
                              wie man gleich sehen wird, nicht unter seine Kleidung dringen; es handelt sich daher
                              nur mehr darum ihm die zum Athemholen noͤthige Luft zu liefern.
                           Zu diesem Behufe ist an dem Wammse ein Rohr oder ein Schlauch angebracht, der auch an
                              dem Guͤrtel befestigt ist, waͤhrend er mit dem anderen Ende mit einer
                              der Feuersprizen in Verbindung steht. Laͤßt man daher eine dieser Pumpen leer
                              arbeiten, so treibt sie Luft unter das Wamms, so daß sich der Pompier
                              fortwaͤhrend in einer verdichteten und bestaͤndig erneuerten Luft
                              befindet. Der Rauch, der sich den Fugen und Naͤhten des Wammses
                              naͤhert, wird jedes Mal zuruͤkgetrieben, indem die unter das Wamms
                              getriebene Luft ununterbrochen an diesen Stellen entweicht. Der Arbeiter kann daher so lange es
                              noͤthig ist an dem Orte bleiben, wo man seiner Huͤlfe bedarf, und er
                              wird dabei nicht im geringsten durch irgend eine Sorge belaͤstigt werden. Die
                              Verdichtung der Luft wird sein Athemholen gewiß nicht beeintraͤchtigen; denn
                              die Luft kann leicht an dem Guͤrtel und an den Armbaͤndern
                              entweichen.
                           Da der Pompier das Luftrohr mit sich schleppen muß, so wird, damit das Gewicht des
                              Rohres nicht allenfalls das Leder des Wammses zerreißt, was ein großes
                              Ungluͤk waͤre, das Rohr in einer Entfernung von 18 Zoll von der
                              Vereinigung an einem Halsringe befestigt, der in den Ring des Guͤrtels
                              uͤbergeht, so daß also an dem Wammse selbst kein Zug Statt findet. Der
                              Pompier zieht den Schlauch selbst nach und wird hiebei von Gehuͤlfen, die
                              denselben tragen, unterstuͤzt. Damit das Wamms nicht allenfalls unter dem
                              Guͤrtel entweicht, so wird es von zwei Riemen, die unter den Schenkeln
                              durchgefuͤhrt und hinten festgeschnallt werden, zuruͤkgehalten.
                           Da Hr. Paulin auch noch jene Luft, die nicht zum
                              Athemholen erforderlich, sondern uͤberschuͤssig ist, nuͤzlich
                              verwenden wollte, so hat er vorne und in der Mitte des Wammses ein Loch angebracht,
                              in welches er eine Roͤhre von 6 Linien im Durchmesser und von einem Fuß
                              Laͤnge einsezt. Diese Roͤhre wird dann mit ihrem anderen Ende in eine
                              Laterne geschraubt, die mit einer großen, an den Ruͤken der Laterne
                              geloͤtheten Schließe an den Guͤrtel gehaͤngt wird. Die Luft,
                              welche auf diese Weise in die Laterne eindringt, erhaͤlt die in derselben
                              befindliche Lampe brennend, so daß der Pompier auf seinem Wege uͤberall Licht
                              hat.
                           Der vor der Commission angestellte Versuch ergab ein vollkommen genuͤgendes
                              Resultat. Man hatte in einem der Keller der Kaserne einen Haufen aus Heu,
                              befeuchtetem Stroh und Holzspaͤnen angebracht, und gepulvertes Colophonium
                              und Schwefel darauf gestreut. Dieser Haufen wurde angestekt, worauf man dann die
                              Thuͤren verschloß und das Feuer zum Ausbruche kommen ließ. Nachdem dieß
                              geschehen war, ließ man einen mit dem Wammse des Hrn. Paulin ausgestatteten Pompier in den Keller hinabsteigen, wo er auch 19
                              Minuten lang verblieb, obschon uͤberall so diker Ranch aus dem Keller drang,
                              daß Niemand auch nur eine Minute lang auf der ersten Stufe auszuhallen im Stande
                              gewesen waͤre, ohne Erstikungszufaͤlle zu bekommen. Nach 19 Minuten
                              riefen wir den Pompier zuruͤk; er war vollkommen gesund und nicht sehr
                              ermuͤdet; die Wirkung des Feuers war an seinem Pfeifchen und an den anderen
                              metallenen Theilen seiner Ausruͤstung bemerkbar. Die Luft, die ihm durch das
                              Rohr zugetrieben wurde, kuͤhlte ihn nicht so sehr ab, daß er gegen die
                              Wirkungen der hohen Temperatur, in der er sich befand, unempfindlich gewesen waͤre; er sah
                              naͤmlich geroͤthet aus und sein Puls machte 130 Schlaͤge in der
                              Minute; doch hatte er ohne allen Nachtheil der gefaͤhrlichen Stellung, in der
                              er sich befand, widerstanden. Er stieg auch bald darauf noch ein Mal und jezt mit
                              einem Wasserschlauche ausgeruͤstet in den Keller hinab, und loͤschte
                              damit die kuͤnstlich erzeugte Feuersbrunst.
                           Der Zwek des Apparates ist nicht gegen die Wirkungen der Hize, sondern nur gegen jene
                              des Rauches zu schuͤzen, und in dieser Hinsicht ward er auch vollkommen
                              erreicht. Der als Beweis hiefuͤr dienende Versuch wurde unter sehr
                              unguͤnstigen Umstaͤnden angestellt; denn der Keller war sehr tief und
                              sehr eng, so daß der Pompier einen Schlauch von 150 Fuß Laͤnge brauchte, um
                              an die Stelle der Brunst zu gelangen, waͤhrend gewoͤhnlich 50 Fuß
                              hinreichen; auch waren alle Luftloͤcher verstopft, und der Keller so finster,
                              daß man nur an dem Glimmen der brennenden Substanzen den Herd der Brunst
                              entdekte.
                           Eine wuͤnschenswerthe Verbesserung an dem Apparate des Hrn. Paulin duͤrfte vielleicht in Betreff des
                              Gehoͤres, welches unter dem Wammse geschwaͤcht ist, angebracht werden.
                              Auch war das Eindringen von Rauch in das Wamms nicht ganz verhindert worden, indem
                              man an einigen Stellen des Helmes des Pompiers die Spuren davon bemerkte; doch war
                              die Quantitaͤt jedenfalls so gering, daß sie den Mann nicht im Geringsten
                              belaͤstigte.
                           Die Commission ist daher der Ansicht, daß sich der Apparat des Hrn. Paulin nicht bloß zum Loͤschen von Feuer, welches
                              in Kellern oder in den Schiffsraͤumen ausgebrochen, sehr gut eignet, sondern
                              daß er auch mir Vortheil benuzt werden kann, um Leute, die in Brunnen, Bergwerken
                              etc. verungluͤkten, zu retten. Sie schlaͤgt demnach vor dem Erfinder
                              den Dank der Gesellschaft zu votiren; den Apparat selbst aber dem Ministerium der
                              Marine und der Generaldirection der Bergwerke zu empfehlen.
                           Fig. 35 zeigt
                              einen mit dem Wammse ausgeruͤsteten Pompier in der Ruhe; waͤhrend man
                              in Fig. 36
                              und 37 einen
                              solchen in Thaͤtigkeit sieht. An beiden lezteren Figuren ist das Wamms durch
                              die Wirkung einer Drukpumpe mit Luft aufgetrieben.
                           Fig. 38 gibt
                              eine Ansicht des Wammses fuͤr sich allein.
                           Fig. 39 ist
                              ein Aufriß der an dem Guͤrtel des Pompiers angebrachten Laterne, die man in
                              Fig. 40
                              im senkrechten Durchschnitte ersieht.
                           a ist das Wamms aus geschmeidigem und leichtem Kuhleder;
                              es hat oben eine Art von Kapuze, die uͤber den Helm des Pompiers geht. Die
                              Naͤhte muͤssen so gemacht seyn, daß sie keine Luft entweichen
                              lassen.
                           
                           b ist ein glaͤsernes Visier, welches auf eine
                              solide Weise vorne an der Kapuze befestigt ist.
                           c ein Pfeifchen, welches durch das Visier geht, und
                              womit der Pompier Zeichen geben kann. Dieses Pfeifchen, welches aus einer
                              messingenen Roͤhre besteht, die sich wie ein Bajonett drehen laͤßt,
                              ist so eingerichtet, daß es anfangs atmosphaͤrische Luft unter das Wamms
                              eindringen laͤßt, damit der Pompier nicht im Athemholen gehindert ist; so wie
                              aber die Pumpe in Thaͤtigkeit kommt, wird die Roͤhre umgedreht, und
                              dadurch alle Communication mit der aͤußeren atmosphaͤrischen Luft
                              abgesperrt.
                           d eine messingene, an dem Wammse befestigte
                              Roͤhre, in welche das Rohr, womit die Luft zugefuͤhrt wird,
                              eingeschraubt wird.
                           e ein an dem Guͤrtel befestigter Ring, der das
                              Rohr tragen hilft.
                           f ein Guͤrtel, der so straff um die Lenden herum
                              angezogen wird, daß nur wenig Luft unter dem Wammse entweichen kann.
                           g ein Halsring, an welchem das Luftrohr befestigt
                              wird.
                           h Riemen, die unter den Schenkeln durchgefuͤhrt
                              werden, damit das Wamms nicht zuruͤksteigen kann.
                           i, i Braceletten zum Zusammenschnuͤren des
                              Wammses um die Handwurzeln.
                           j das Rohr, in welchem die von einer Drukpumpe
                              ausgetriebene Luft unter das Wamms geleitet wird.
                           k die mit ihrem Mundstuͤke versehene
                              Wasserroͤhre.
                           l eine am Guͤrtel des Pompiers angebrachte
                              Laterne.
                           m eine Kutschenlampe.
                           n ein Reflector.
                           o der Rauchfang.
                           p eine durch den Dekel der Laterne gehende
                              Roͤhre, durch welche die zur Unterhaltung der Verbrennung dienende Luft
                              eindringt.
                           q eine biegsame, auf die Roͤhre p geschraubte Roͤhre, an deren anderem Ende sich
                              eine Zwinge befindet, die vorne an dem Wammse befestigt wird.
                           r eine Schließe oder ein Haken, womit die Laterne an dem
                              Wammse eingehaͤngt wird.
                           s ein Schiebfenster, welches zum Behufe des
                              Anzuͤndens der Lampe geoͤffnet wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
