| Titel: | Ueber das Eintauchen des zu Bolzen und Schiffsbeschlägen bestimmten Kupfers in Salzsäure, als eine Probe seiner Dauerhaftigkeit; von David Mushet. | 
| Fundstelle: | Band 58, Jahrgang 1835, Nr. XXXIII., S. 222 | 
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                        XXXIII.
                        Ueber das Eintauchen des zu Bolzen und
                           Schiffsbeschlaͤgen bestimmten Kupfers in Salzsaͤure, als eine Probe seiner
                           Dauerhaftigkeit; von David
                              Mushet.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Sept.
                              1835, S. 162.
                        Mushet, uͤber das Eintauchen des Kupfers in
                           Salzsaͤure.
                        
                     
                        
                           Da die Dauerhaftigkeit des zu Bolzen und Schiffsbeschlaͤgen verwendeten
                              Kupfers fuͤr Englands Nationalinteresse ein Gegenstand von großer Wichtigkeit
                              ist, und da man durch Eintauchen desselben in Salzsaͤure sich am besten
                              uͤberzeugen kann, ob es der Zerstoͤrung widersteht, so duͤrften
                              folgende Versuche, welche schon vor dreizehn Jahren angestellt wurden, nicht
                              uninteressant befunden werden.
                           Kleine Quantitaͤten von Kupfer, die fast eben so große Oberflaͤchen
                              hatten, wie jede der in meiner lezten MittheilungPolytechnisches Journal Band LVII. S.
                                       439. beschriebenen Arten, namentlich reines gespleißtes Kupfer, von der
                              Beschaffenheit, wie es zur Messingfabrikation benuzt wird, und Scheiben von nicht
                              gereinigtem Kupfer wurden besonders in gleiche Mengen Salzsaͤure eingetaucht.
                              Nachdem dieselben 48 Stunden in der Saͤure gelegen hatten, goß man die
                              Saͤure ab, worauf das Kupfer oͤfters gewaschen und voͤllig
                              getroknet wurde. Das reine Kupfer hatte auf 100 Gran 5 1/2, Gran verloren; das nicht
                              gereinigte Kupfer schien hingegen einen halben Gran an Gewicht zugenommen zu haben;
                              so daß ich mich entweder beim Wiegen geirrt haben oder etwas Feuchtigkeit in den
                              poroͤsen Schichten des Kupfers zuruͤkgeblieben seyn muß.
                           Sechs Unzen nicht gereinigten Kupfers wurden mit ihrem dreifachen Volumen Holzkohle
                              gemischt und sechs Stunden lang bei einer Hize cementirt, die viel groͤßer
                              war als diejenige, welche bei nicht angewandter Cementation zum Schmelzen des
                              Kupfers hingereicht haͤtte. Man fand die Kupferschichten von Holzkohle
                              umgeben, ohne Schmelzung zusammengesintert, weich und außerordentlich biegsam. Sechs
                              Unzen der Scheiben von reinem Kupfer wurden auf eine aͤhnliche Weise
                              behandelt; der Erfolg war in so fern verschieden, daß keine Adhaͤsion der
                              Massen Statt gefunden hatte und die einzige bemerkliche Veraͤnderung ein
                              unbedeutendes Springen oder Bersten auf der Oberflaͤche der
                              Sphaͤroiden war, welches als ein Anfang zum Schmelzen betrachtet werden kann.
                              Beide Producte wurden dann mit Holzkohle eingeschmolzen und in eiserne Formen
                              gegossen. Das ungereinigte Kupfer war nach dem Erkalten am festesten und
                              weichsten.
                           
                           Eine Stange desselben, ungefaͤhr 3/8 Zoll dik, ließ sich leicht mit einem
                              Messer durchschneiden und kam in Farbe und Ansehen dem schwedischen Kupfer sehr
                              nahe. Ein anderes Stuͤk wurde nach dem Erkalten duͤnn
                              ausgehaͤmmert, um es in Salzsaͤure zu tauchen. Das reine Kupfer wurde
                              bei einem viel hoͤheren Hizgrade geschmolzen und obgleich man es nicht eher
                              ausgoß, als bis es eine rahmige Oberflaͤche angenommen hatte und der Tiegel
                              auf die Dunkelrothgluͤhhize herabgekommen war, so war es doch durch den
                              ganzen Bruch krystallisirt. Die Oberflaͤche und der Bruch dieses Kupfers
                              waren roth; die Masse war weich und zerbrach leicht in Stuͤke. Es wurden
                              Stuͤke zum Eintauchen abgeschnitten und platt gemacht.
                           Folgende Stuͤke wurden dann besonders in Salzsaͤure gelegt:
                           
                              
                                 Nro.
                                 1, reines Kupfer, mit einem Meißel abgehauen
                                 53
                                 Gran.
                                 
                              
                                   –
                                 2, dasselbe platt gemacht
                                 30
                                   –
                                 
                              
                                   –
                                 3, ungereinigtes Kupfer mit einem Messer
                                    abgeschnitten
                                 39 1/2
                                   –
                                 
                              
                                   –
                                 4, dasselbe platt gemacht, worin etwas von dem Messer
                                    steken geblieben war
                                 42
                                   –
                                 
                              
                           Am Morgen des dritten Tages wurden uͤber ihre respectiven Aufloͤsungen
                              folgende Bemerkungen gemacht:
                           Nro. 1. Hellgruͤne Farbe, sehr durchsichtig, wenn es an die Seiten des Glases
                              geruͤkt wurde. Nro. 2. Eben so durchsichtig, das Gruͤn war aber
                              braͤunlich und nicht so entschieden kupferig. Nachdem die Stuͤke noch
                              48 Stunden laͤnger in der Saͤure gelegen hatten, goß man dieselbe ab,
                              worauf sie gut gewaschen und getroknet wurden.
                           
                              
                                 Nro. 1,
                                 welches vorher 53 Gran wog, wog nun
                                 39 1/2
                                 Gran.
                                 
                              
                                 
                                   Verlust 13 1/2 Gran, gleich 25,4
                                    Proc.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Nro. 2,
                                 das 30 Gran wog, wog nun
                                 11 1/2
                                   –
                                 
                              
                                 
                                   Verlust 18 1/2 Gran, gleich 61,6
                                    Proc.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Nro. 3,
                                 Ungereinigtes, platt gemachtes Kupfer,
                                    welchesvorher 39 1/2 Gran wog, wog jezt
                                 19
                                   –
                                 
                              
                                 
                                   Verlust 20 1/2 Gran, gleich 50
                                    Proc.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Nro. 4,
                                 ungereinigtes Stangenkupfer, 42 Gran, wog nun
                                 38 1/2
                                   –
                                 
                              
                                 
                                   Verlust 3 1/2 Gran, gleich 8,33
                                    Proc.
                                 
                                 
                                 
                              
                           Aus diesen Versuchen scheint hervorzugehen, daß ungereinigtes Kupfer der
                              Salzsaͤure auf dieselbe Art und beinahe in dem naͤmlichen Grade der
                              Zerstoͤrung widersteht, wie bei der in meiner lezten Abhandlung
                              erwaͤhnten Cementation mit Kalk.
                           Zur Bestaͤtigung dieser Thatsache dient folgender Auszug von einer anderen
                              Reihe von Versuchen, wobei die Probstuͤke in Zwischenraͤumen von 48
                              Stunden drei Mal gewogen wurden.
                           
                           
                              
                                 Ungereinigtes Kupfer verlor bei dem ersten
                                    Eintauchen
                                 15
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Dasselbe verlor bei dem zweiten
                                    Eintauchen
                                   8 3/10
                                   –
                                 
                              
                                 Dasselbe verlor bei dem dritten
                                    Eintauchen
                                   6
                                   –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 29 3/10
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Reines Kupfer verlor bei dem ersten
                                    Eintauchen
                                 25,4
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Dasselbe verlor bei dem zweiten
                                    Eintauchen
                                   9,7
                                 –
                                 
                              
                                 Dasselbe verlor bei dem dritten
                                    Eintauchen
                                 11,1
                                   –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 46,2
                                 Proc.
                                 
                              
                           Das ungereinigte Kupfer, welches hauptsaͤchlich Zinn enthaͤlt, verlor
                              also 16,9 Proc. weniger. Zwei Stuͤke Kupfer, eines von reinem und eines von
                              ungereinigtem, wurden unter aͤhnlichen Umstaͤnden sieben Tage lang in
                              Salzsaͤure gelegt; das ungereinigte Kupfer verlor hiebei 17 und das reine 45
                              Proc. Um mich zu versichern, ob der hoͤhere Grad von Unzerstoͤrbarkeit
                              von dem Zinne herruͤhrt, welches das ungereinigte Kupfer enthaͤlt,
                              machte ich eine Legirung von:
                           
                              
                                 Reinem Kupfer
                                 2880 Gran
                                 
                              
                                 Blokzinn
                                     84
                                      –
                                 
                              
                           welche also ungefaͤhr 3 Proc. Zinn enthielt. Ein
                              Stuͤk von dieser Stange, welches ungefaͤhr 183 Gran wog, wurde sieben
                              Tage lang in Salzsaͤure gelegt und hatte dann 30 Gran oder 16 4/10 Proc. an
                              Gewicht verloren. Das oben erwaͤhnte ungereinigte Kupfer hatte in demselben
                              Zeitraume und unter aͤhnlichen Umstaͤnden 17 Proc. verloren, eine
                              auffallende Uebereinstimmung. Dasselbe Stuͤk der Zinnlegirung hatte nach
                              fuͤnf Wochen im Ganzen 76 Gran oder 38 1/2 Proc. verloren. Das reine Kupfer
                              verlor nach den vorhergehenden Resultaten bei einem siebentaͤgigen Eintauchen
                              46,2 und 45 Proc.
                           Anfangs war ich geneigt, die Unzerstoͤrbarkeit des ungereinigten Kupfers in
                              der Saͤure zum Theil den Wirkungen der Holzkohle bei der Cementation
                              zuzuschreiben, weil ich sah, daß die durch diese Operation hervorgebrachte Wirkung
                              auf ungereinigtes Kupfer weit staͤrker war, als auf reines. Welche Vortheile
                              aber auch ein geeigneter Zusaz von Holzkohle bei der Reduction und Cementation des
                              Kupfers gewaͤhren mag, so wird doch das Hinzusezen von einer geringen Menge
                              Zinn hinlaͤnglich erklaͤren, warum diese Legirung in der
                              Salzsaͤure der Zerstoͤrung besser widersteht, als das
                              gewoͤhnliche (englische) gereinigte Kupfer. Diese Unfaͤhigkeit
                              schneller Oxydation, welche sich bei der Legirung von Zinn mit Kupfer zeigt, bietet
                              den Handwerkern und Kuͤnstlern viele nuͤzliche Winke dar und dieser
                              Umstand ist auch schon bei der Verfertigung von Schiffsbeschlaͤgen und
                              anderen Gegenstaͤnden benuzt worden.