| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 58, Jahrgang 1835, Nr. LXXVILXXV., S. 478 | 
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                        LXXVILXXV.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Preisaufgaben der Royal Society in
                              London.
                           Die Royal Society in London wird im Jahre 1837 zwei
                              goldene Medaillen, jede zu 50 Guineen im Werthe, ertheilen; und zwar die eine dem
                              Verfasser der besten unter folgendem Titel eingesandten Abhandlung:
                              „Beitraͤge zu einem Systeme der geologischen Chronologie,
                                 welches sich auf eine Untersuchung der organischen Ueberreste und die darauf
                                 bezuͤglichen Erscheinungen gruͤndet;“ und die zweite
                              dem Verfasser der wichtigsten, bisher noch nicht bekannt gemachten Abhandlung
                              uͤber einen Gegenstand der Physik, welche zwischen dem 1. Maͤrz 1835
                              und Junius 1837 der Gesellschaft zur Aufnahme in ihre Abhandlungen eingesandt wurde.
                              Die Bewerbung um diese Preise steht den Gelehrten aller Nationen offen.
                           
                        
                           Ueber Perkins's Dampfkessel
                           befindet sich im Franklin Journal
                              ein Aufsaz des Hrn. Bache,
                              Professors an der Universitaͤt in Philadelphia, in welchem dieser Gelehrte
                              die Resultate mittheilt, die sich ihm aus mehreren, uͤber die Wirksamkeit
                              dieses Kessels angestellten Versuchen ergaben. Das hienach gefaͤllte Urtheil
                              lautet in Kuͤrze dahin, daß dieser Kessel durchaus keine vermehrte
                              Dampferzeugung bedingt, indem dessen innere Cylinder oder Circulationsroͤhren
                              bei gleicher Quantitaͤt Brennmaterial keine vermehrte Zunahme des innerhalb
                              einer bestimmten Zeit verdampften Wassers bewirken.
                           
                        
                           Ueber die Ursache der Explosion des Dampfbootes „Earl Grey.“
                              
                           Wenn die Untersuchung, welche uͤber die kuͤrzlich erfolgte Explosion
                              des Dampfbootes Earl Grey, in Folge deren der Maschinist von aller Schuld
                              freigesprochen ward, irgend etwas bewies, so ist es das, daß die Sicherheitsklappen
                              Ungluͤksfaͤllen dieser Art nicht vorzubeugen im Stande sind. Aus den
                              Aussagen mehrerer Ingenieurs, die hieruͤber vernommen wurden, ging hervor,
                              daß die Sicherheitsklappe in manchen Faͤllen ploͤzlich und ohne irgend
                              eine bemerkbare Veranlassung so niedergehalten wird, daß sie nicht nachgibt, wie
                              groß auch der Druk des Dampfes in dem Kessel seyn mag. Wird dieser Umstand nicht
                              entdekt, so ist die Explosion unvermeidlich. Die Dampfmaschine des Earl Grey war eine gewoͤhnliche Verdichtungs-
                              und keine Hochdrukmaschine, und von. Hrn. Mansell gebaut. Die Sicherheitsklappe hatte die gewoͤhnliche
                              Einrichtung, und war nicht durch einen senkrechten Druk mit Gewichten, sondern mit
                              einem Hebel beschwert. Der Kessel war noch beinahe neu, indem er erst 6 Wochen vor
                              der Explosion eingesezt worden; er zeigte auch nirgendwo eine solche
                              Schwaͤche, daß hiedurch eine Berstung haͤtte erfolgen koͤnnen.
                              (Aus der Edinburgh Evening Post im London Journal of Arts, October.)
                           
                        
                           Vorschlag zu einer neuen Methode Dampfboote zu treiben.
                           Die mannigfachen Methoden, welche fruͤher und neuerlich in Vorschlag gebracht
                              wurden, um Fahrzeuge verschiedener Art durch einen aus denselben ausgetriebenen
                              Wasserstrom beliebig in Bewegung zu sezen, veranlaßten neuerlich einen
                              Correspondenten des Mechanics' Magazine den Rath zu Tage
                              zu foͤrdern, daß man dasselbe doch dadurch zu bewirken suchen sollte, daß man
                              mittelst geeigneter Vorrichtungen Luft aus dem Hintertheile des Fahrzeuges gegen das
                              Wasser austreibt. Mit Recht bemerkt, wie uns scheint, ein anderer Correspondent
                              hiegegen, daß die ausgetriebene Luft bei geringer Wassertracht des Fahrzeuges
                              schnell und ohne wesentliche Wirkung an die Oberflaͤche des Wassers
                              emporsteigen wuͤrde; und daß vollends gar keine Wirkung Statt finden
                              koͤnnte, wenn der Hintertheil des Schiffes, wie dieß bei jedem Winde
                              gewoͤhnlich zu geschehen pflegt, zeitweise ganz aus dem Wasser gehoben
                              wird.
                           
                        
                           Eisenbahnwuth in Amerika.
                           Unsere Speculanten und Capitalisten, schreibt der New
                                 Brunswick-Fredonian, haben sich gegenwaͤrtig mit einer wahren
                              Wuth auf die Eisenbahnen geworfen. Ein Beispiel hiefuͤr ist folgendes. Als
                              kuͤrzlich in Philadelphia die Buͤcher zur Subscription fuͤr
                              eine Eisenbahn nach Lancaster, Portsmouth und Harrisburgh eroͤffnet wurden,
                              waren in 31 Minuten saͤmmtliche Actien genommen, so daß die
                              Commissaͤre bei weitem nicht alle Bewerber befriedigen konnten. Die Actien
                              der New Jersey Compagnie gelten gegenwaͤrtig 126 Pfd., und werden wohl bis
                              auf 200 Pfd. kommen; jene der Compagnie von Camden und Amboy gehen mit einem Gewinne
                              von 60 Proc.! (Mechanics' Magazine, No. 624.)
                           
                        
                           Außerordentliche Bewegung großer Felsmassen.
                           Der Liverpool Mercury erzaͤhlt, daß man in dem
                              Steinbruche des Hrn. Dr. Hughes in Toxlethpark
                              kuͤrzlich folgende außerordentliche Erscheinung beobachtete. Waͤhrend
                              die Arbeiter an ihrem Geschaͤfte waren, stieg eine Felsmasse, welche mit
                              Einschluß der darauf befindlichen Erdschichte wenigstens 100 Tonnen wiegen mochte,
                              ploͤzlich 6 Zoll hoch empor, worauf sie dann wieder in ihre fruͤhere
                              Stellung herabfiel, so daß sie in mehrere Stuͤke zersprang. Der Manchester Guardian bemerkt hiezu, daß vor einigen
                              Jahren in dem Tunnel, durch den der Canal zwischen Leeds und Liverpool
                              fuͤhrt, ploͤzlich eine Steinmasse um einige Zoll emporstieg, welche
                              die Schifffahrt unterbrach, und entfernt werden mußte. (Mechanics' Magazine, No. 627.)
                           
                        
                           Verbesserung des Straßenpflasters in London.
                           Bekanntlich haben die großen Quadersteine, womit man in London in neuerer Zeit dei
                              Straßen zu pflastern pflegte, zu vielen Klagen Anlaß gegeben. Das Pflaster war
                              naͤmlich zu glatt, so daß besonders an den abschuͤssigen Stellen und
                              zur Winterszeit die
                              Pferde keine Haltpunkte fuͤr die Hufeisen finden konnten, und daß sich
                              folglich sehr viele Ungluͤksfaͤlle ereigneten und ereignen mußten.
                              Diesem Fehler hat man nun, wie Hr. Baddeley im Mechanics' Magazine No. 626
                              schreibt, in lezter Zeit auf eine sehr einfache und wirksame Weise dadurch
                              abgeholfen, daß man die Steinreihen nunmehr nicht mehr vollkommen eben, sondern so
                              legt, daß das eine Ende etwas weniges hoͤher liegt, als das Ende des
                              naͤchst vorhergehenden Steines. Das Pflaster bekommt auf diese Weise in
                              gewissen Entfernungen von einander kantenfoͤrmige Hervorragungen, die den
                              Hufen der Pferde gehoͤrige Stuͤzpunkte gewaͤhren, und welche
                              den Raͤdern der Wagen bei weitem nicht so viel Nachtheil bringen, als die
                              glatten Straßen den Pferden bringen mußten.
                           
                        
                           Eine Methode eingerammte Pfaͤhle vor Verwesung zu
                              schuͤzen.
                           Die Einwohner des Dorfes l'Union pflegen die Eichenpfaͤhle und Pfosten, welche
                              zur Befestigung der Zaunstangen an denselben in die Erde eingesezt werden, auf
                              folgende einfache und angeblich sehr wirksame Weise fuͤr lange Zeit vor
                              Verwesung zu schuͤzen. Sie bohren naͤmlich in diese Pfaͤhle
                              oder Pfosten von der Hoͤhe der Erde bis auf einige Zoll unter dieselbe ein
                              Loch, welches sie mit Kochsalz ausfuͤllen. (Recueil
                                 industriel. Mai 1835, S. 96.)
                           
                        
                           Simmons Mackintosh's elektrische Theorie des Universums.
                           Hr. Simmons Mackintosh
                              kuͤndigt im Mechanics' Magazine, No. 634 an, daß
                              er sich seit 15 Jahren mit dem Studium der Cometen beschaͤftige, und daß er
                              gegenwaͤrtig ein Werk herauszugeben gedenke, in welchem er beweisen will: 1)
                              daß die Cometen ungeheuere Massen einer luftfoͤrmigen Substanz sind, welche
                              durch die Elektricitaͤt aus der Sonne ausgestoßen worden; 2) daß sich die
                              Cometen allmaͤhlich verdichten und dann wirkliche Planeten werden; 3) daß
                              sich die Planeten in Spiralen bewegen, und endlich wieder in den
                              Sonnenkoͤrper zuruͤkfallen; und 4) endlich, daß sich der Mond langsam
                              der Erde annaͤhert, und endlich auf diese fallen wird. Die Ausstoßung eines
                              Cometen aus der Sonne waͤre nach Mackintosh wie
                              ein von dieser lezteren ausgehender elektrischer Funken zu betrachten; und wenn man
                              auch eine solche Ausstoßung noch nicht direct beobachtet habe, so spricht, wie er
                              glaubt, doch das dafuͤr, daß sich die Cometen immer zuerst in der
                              Naͤhe der Sonne zeigen, und sich dann von ihr entfernen. Hr. Mackintosh erklaͤrt durch
                              seine elektrische Theorie auch Ebbe und Fluth, und mehrere andere Erscheinungen,
                              woruͤber wir auf das Mechanics' Magazine
                              verweisen.
                           
                        
                           Optische Merkwuͤrdigkeit.
                           Der Macclesfield Courier berichtet, daß, als Lord Brougham kuͤrzlich in Manchester war, Hr.
                              Roberts, der
                              beruͤhmte Mechaniker und Erfinder der selbstthaͤtigen Mulen ihm unter
                              anderen Merkwuͤrdigkeiten auch sein im Polyt. Journale Bd. LVI. S. 86 beschriebenes Instrument
                              zeigte, womit man kleinen Druk selbst dann noch lesen kann, wenn sich derselbe mit
                              einer Geschwindigkeit von 28,000 Umdrehungen in der Minute im Kreise bewegt. Die
                              Zeit, welche fuͤr einen Blik gegeben ist, betraͤgt den 80,000sten
                              Theil einer Minute. (Mechanics' Magazine, No. 628.)
                           
                        
                           Metalllegirungen zur Armirung der Spizen von
                              Blizableitern.
                           Folgende beide Metallgemische empfiehlt das Journal des
                                 connaissances usuelles, September 1835, S. 129 zur Armirung der
                              Blizableiter. I. Platin 1 Theil; Zink 1 Theil; altes Erz 1 Theil; Kupfer 6 Theile.
                              – II. Platin 1 Theil; Queksilber 1 Theil; Zink 1/2 Theil; altes Erz 1/2
                              Theil; Kupfer 6 Theil. Es wird versichert, daß diese beiden Legirungen das Platin
                              vollkommen ersezen,
                              indem sie nur aͤußerst schwer eine Oxydation auf der Oberflaͤche
                              erleiden. Doch beduͤrfte die Sache wohl noch laͤngerer Erfahrung.
                           
                        
                           Beobachtungen an großen Thermometern.
                           Professor Johnson zeigte in
                              einer der lezten Monatssizungen des Franklin Institute
                              einige Alkohol- und Queksilberthermometer vor, die er in einem so großen
                              Maaßstabe verfertigt hatte, daß sie 1/100 und selbst 1/200 Theile eines Fahrenheit'schen Grades deutlich anzeigten. Er machte
                              hiebei auf eine Erscheinung aufmerksam, die man bisher noch nicht beobachtet zu
                              haben schien. Die erste Wirkung, welche die Waͤrme auf Instrumente dieser Art
                              hervorbringt, besteht naͤmlich darin, daß die Fluͤssigkeit etwas
                              faͤllt; waͤhrend bei der Einwirkung von Kaͤlte anfangs gerade
                              das Entgegengesezte Statt findet. Das Sonderbare dieser Erscheinungen glaubte er
                              durch die Ausdehnung und Zusammenziehung des Glases beim Wechsel der Temperatur
                              genuͤgend erklaͤren zu koͤnnen. (Mechanics' Magazine, No. 624.)
                           
                        
                           Feinheit englischen Drahtgewebes.
                           Ein Correspondent des Mechanics' Magazine berichtet, daß
                              er bei Hrn. Corcoran in London
                              Drahtgewebe von ganz außerordentlicher Feinheit und Schoͤnheit gesehen habe;
                              namentlich erwaͤhnt er eines, welches in einem Laͤngenzolle nicht
                              weniger als 150 Maschen oder Loͤcher hatte. Bisher finden diese ganz feinen
                              Drahtgewebe noch wenig, oder gar keine Anwendung; man erwartet jedoch, daß sich die
                              Frauenzimmertoilette ihrer bald bemaͤchtigen werde, und daß man dann
                              verschiedene Steifzeuge und Baͤnder aus Draht an unseren Damen sehen
                              wird.
                           
                        
                           Drahtgitter anstatt der Glasfenster fuͤr
                              Landkutschen.
                           Ein Correspondent des Mechanics' Magazine ruͤgt in
                              Nr. 321 dieser Zeitschrift die Unannehmlichkeiten, womit es verbunden ist, wenn man
                              in Landkutschen mit Leuten eingezwaͤngt sizen muß, die aus Furcht vor
                              Verkuͤhlung kein Oeffnen der gewoͤhnlichen Glasfenster gestatten. Er
                              schlaͤgt zur Abhuͤlfe vor die Fensterrahmen mit feinen Drahtgeweben,
                              anstatt mit Glastafeln zu bekleiden, und versichert, daß hiedurch die
                              gehoͤrige Ventilirung erzielt werden koͤnne, ohne daß man von Zugluft
                              zu leiden und bei Regenwetter das Hereinschlagen von Regen zu befuͤrchten
                              haͤtte.
                           
                        
                           Ueber Degrand's Maschine zur Fabrikation der Naͤgel
                           enthaͤlt der Bulletin de la
                                 Société d'encouragement aus dem Mémorial encylopedique Folgendes: Die Naͤgel werden mit
                              einer Art von Scheere, welche durch einen Hebel in Bewegung gesezt wird, in Form
                              eines kielfoͤrmigen Stuͤkes von einem ausgewalzten Eisenbleche
                              abgeschnitten, dessen Breite der Laͤnge der Naͤgel entspricht,
                              waͤhrend seine Dike nur um so viel groͤßer ist als jene des Nagels,
                              als zur Bildung des Nagelkopfes erforderlich ist. Der Kopf des Nagels wird mit einem
                              Hammer, der mittelst irgend eines Mechanismus in Bewegung gesezt wird, geschlagen;
                              und dieß kann entweder gleichzeitig waͤhrend des Abschneidens der
                              Naͤgel mittelst eines an der Scheere befestigten Drukwerkes, oder
                              spaͤter erst an jedem Nagel einzeln geschehen.
                           
                        
                           Eine Fluͤssigkeit zum Bronziren der Medaillen
                           kann man sich bereiten, indem man ein halbes Quentchen
                              fluͤssiges Ammoniak, eben so viel Salpeter, eben so viel getroknetes
                              Kochsalz, ein ganzes Quentchen Salmiak und 6 Unzen Essig innig vermengt. Die
                              Medaillen muͤssen vor dem Auftragen der Fluͤssigkeit auf das
                              Sorgfaͤltigste gereinigt seyn. Die Schattirung der Bronzirung laͤßt sich
                              durch Auftragen mehrerer Schichten erhoͤhen. (Journal
                                 des connaissances usuelles. September 1835.)
                           
                        
                           Spinney's angeblich neue
                              Composition zu Schmelztiegeln.
                           Die Composition, auf welche dem Thomas Spinney in
                              Cheltenham am 11. Mai 1833 fuͤr 300 Pfd. Sterl. ein Patent ertheilt worden,
                              und die bisher noch nicht zur Fabrikation von Schmelztiegeln, feuerfesten Ziegeln
                              und dgl. benuzt worden seyn soll, besteht aus feuerfestem Thone, wie z.B. jener von
                              Stourbridge in England ist, gebranntem Thone, Sand, der moͤglichst kalkfrei
                              seyn soll, und Pfeifen- oder Toͤpferthon. Das Verhaͤltniß
                              dieser Ingredienzien soll Folgendes seyn: auf 20 Theile feuerfesten Thones kommen 4
                              Theile gebrannten Thones, 8 Theile Sand und 4 Theile Toͤpfer- oder
                              Pfeifenthon. Uebrigens kann dieses Verhaͤltniß, wie der Patenttraͤger
                              sagt, je nach Umstaͤnden und je nach Beschaffenheit der Ingredienzien
                              verschieden abgeaͤndert werden. Der Pfeifenthon muß sehr fein gemahlen und
                              wohl getroknet worden seyn; er wird zuerst mit dem Sande, dann mit den
                              uͤbrigen Bestandtheilen vermengt, und mit Wasser angemacht. (Aus dem London Journal of Arts, Oktober 1835.)
                           
                        
                           Vorschlag zu einer Rauchverzehrungsmethode.
                           Der bekannte Architekt Joseph Jopling macht im Mechanics' Magazine No. 623 folgenden Vorschlag.
                              „Auf einem Ausfluge, den ich kuͤrzlich durch die
                                 Manufacturdistricte Englands machte, uͤberzeugte ich mich neuerdings, was
                                 man durch den Rauch, der in so ungeheuerer Menge aus den Rauchfaͤngen
                                 quillt, zu leiden hat, und wie nothwendig es waͤre, diesem Uebel
                                 abzuhelfen. Ich dachte mir hiebei, ob es nicht vielleicht moͤglich
                                 waͤre, die Luft, den Rauch und den Ruß aus den Oefen zu pumpen, und in
                                 einen Wassergraben oder in eine Kloake zu leiten; der Rauch und der Ruß
                                 wuͤrde dadurch von der Luft geschieden, und durch die Vermengung mit
                                 Wasser in einen schaͤzenswerthen Duͤnger verwandelt werden.
                                 Wiederholte Versuche duͤrften vielleicht zeigen, wie dieß auf eine
                                 entsprechende Weise zu bewerkstelligen waͤre, und welche
                                 Quantitaͤt Wasser, und welche Zeit noͤthig waͤre, um den
                                 Rauch und den Ruß aus der Luft eines Ofens zu waschen, der eine bestimmte
                                 Quantitaͤt Brennmaterial verzehrt. Wenn sich eine zu diesem Zweke
                                 geeignete Maschine ausmitteln ließe, so wuͤrde man nicht nur aller
                                 Unannehmlichkeiten, die der Rauch veranlaßt, uͤberhoben seyn, sondern man
                                 brauchte auch keine Schornsteine, die, man mag sagen, was man will, alle unsere
                                 Gebaͤude entstellen.“
                              
                           
                        
                           Stafford's Heizkuchen.
                           Dominick Stafford in Duke-Street, Adelphi,
                              Middlesex, ließ sich, wie bereits fruͤher angedeutet wurde, am 2 November
                              1833 ein Patent auf ein verbessertes Brennmaterial geben, dessen Zusammensezung ihm
                              von einem im Auslande wohnenden Fremden mitgetheilt worden. Dem Oktoberhefte des London Journal gemaͤß wird nun dieser Brennstoff
                              durch Vermengung von Steinkohle (sea coal), Ziegelerde,
                              blauem Thone, Flußsand oder anderem Bodensaze fließenden oder stehenden Wassers
                              bereiter, indem man diese Substanzen in pulverfoͤrmigem Zustande in beinahe
                              gleichen Verhaͤltnissen vermengt, und dann mit Theer oder Theer und Wasser zu
                              einem Teige anmacht, aus welchem Kuchen oder Kugeln geformt werden, die man an der
                              Sonne oder auch durch kuͤnstliche Waͤrme troknet. Die
                              Quantitaͤt der Steinkohle kann man, wie der Patenttraͤger sagt,
                              erhoͤhen oder vermindern, je nachdem man ein schneller oder langsamer
                              brennendes Brennmaterial wuͤnscht. Hierauf beruht die ganze Erfindung!
                           
                        
                           Verfaͤlschung der thierischen Kohle.
                           Ein Hr. Bonfils ward in Rennes
                              wegen folgender Verfaͤlschung der thierischen Kohle zu dreimonatlichem
                              Gefaͤngnisse verurtheilt. Das verfaͤlschte Fabrikat hatte ein Mal auf 42 Proc.
                              thierischer Kohle einen Zusaz von 58 Proc. Torf und Sand; ein anderes Mal hingegen
                              bestand es aus 46 Proc. thierischer, als Duͤngmittel bestimmter Kohle und aus
                              54 Proc. Schwarzkohle (houille tourbe). Journal des connaissances usuelles, Oktober 1835.
                           
                        
                           Groͤße eines franzoͤsischen Spiegels.
                           Franzoͤsische Blaͤtter melden, daß der groͤßte Spiegel, der je
                              fabricirt worden ist, im Laufe dieses Jahres aus der Fabrik von St. Gobin
                              hervorging. Dieses Meisterstuͤk mißt naͤmlich 175 Par. Zoll in der
                              Hoͤhe und 125 Zoll in der Breite. Der große Spiegel bei der lezten
                              Industrieausstellung in Paris hatte bekanntlich 155 Zoll Hoͤhe auf 95 Zoll
                              Breite.
                           
                        
                           Kraskowitz's Bereitungsart des
                              Zinnchlorids.
                           Die bisher am haͤufigsten gebraͤuchliche Darstellungsmethode des
                              (wasserfreien) Zinnchlorids, naͤmlich durch Destillation eines Gemenges von
                              Queksilberchlorid (Sublimat) und Zinn, hat manche Unbequemlichkeit. Um sowohl im
                              kleinen Maaßstabe in chemischen Laboratorien als auch zu technischen Zweken im
                              Großen leicht und wohlfeil Zinnchlorid erzeugen zu koͤnnen, wird man
                              folgenden Weg am besten einschlagen:
                           6 Pfund granulirten Zinns werden uͤber freiem Feuer mit 18 Pfund concentrirter
                              Schwefelsaͤure in einem gußeisernen Gefaͤße erhizt, das hievon nur bis
                              zur Haͤlfte voll werden darf. Es erfolgt erst ein gelindes Ausbrausen, wobei
                              die Fluͤssigkeit sich mit einer duͤnnen Schichte weißen Schaums
                              bedekt, dann ploͤzlich eine aͤußerst heftige Reaction, wobei das Zinn
                              auf Kosten der Schwefelsaͤure oxydirt wird, und viel schwefligsaures Gas, mit
                              gelben Schwefeldaͤmpfen vermischt, in die Luft entweicht. Diese
                              stuͤrmische Reaction – am besten operirt man im Freien – wird
                              durch kaltes Wasser gemaͤßigt, das man an die Außenseite des
                              Aufloͤsungsgefaͤßes und noͤthigenfalls in das Feuer selbst
                              sprizt. Das heftige Aufwallen ist jedoch sehr schnell beendigt; die gebildete
                              Salzmasse verdikt sich bald und hoͤrt auf zu sieden. Man bringt nun eine zum
                              Austreiben der Schwefelsaͤure hinreichende Hize an, bis die Masse im eisernen
                              Gefaͤße pulverisirbar geworden ist. Alle uͤberschuͤssige
                              Schwefelsaͤure auszutreiben, ist raͤthlich, da die nachherige Ausbeute
                              an Zinnchlorid hiedurch geschmaͤlert zu werden scheint. Gewoͤhnlich
                              bleibt in der verdikten Salzmasse etwas metallisches Zinn zuruͤk, das beim
                              nachherigen Pulverisiren abzusondern ist.
                           Die solchergestalt erhaltene, aus schwefelsaurem Zinnoxyd und etwas freier
                              Schwefelsaͤure bestehende Salzmasse wird nun noch warm in einem erhizten
                              Moͤrser moͤglichst schnell gepulvert, durch ein mittelfeines Sieb
                              geschlagen, mit ihrem gleichen Gewicht frisch gegluͤhten Kochsalzes innig
                              gemengt, und in eine mit glaͤserner Vorlage versehene eiserne Retorte
                              gefuͤllt.
                           Die Retorte wird nun bei maͤßig fortgeseztem Steigern der Temperatur so lange
                              erhizt, als noch ein Destillat uͤbergeht; man erhaͤlt in der Vorlage
                              viel wasserfreies fluͤssiges und etwas wasserhaltiges concentrirtes
                              Zinnchlorid, indeß salzsaures Gas, mit etwas Zinnchloridgas gemengt, entweicht, oder
                              auch durch Wasser geleitet und verdichtet werden kann. Das salzsaure Gas
                              ruͤhrt von der uͤberschuͤssigen Schwefelsaͤure in der
                              Salzmasse her.
                           Das erhaltene Destillat wird nun, um es von etwas
                                 Eisenoxyd, womit es aus den Arbeitsgefaͤßen verunreinigt seyn kann,
                              und dem darin noch enthaltenen Wasser zu befreien, mit Zusaz von zwei- bis
                              vierfachem Gewichte concentrirter Schwefelsaͤure aus glaͤsernen
                              Retorten rectificirt, worauf das Zinnchlorid rein erhalten wird.
                           Man kann auch, wenn man mit geringeren Quantitaͤten manipulirt, gleich die
                              erste Destillation aus Glas vornehmen; man erhaͤlt hiebei gleich anfangs ein
                              reines hoͤchstens wasserhaltiges Product; allein selten laͤßt sich die
                              Temperatur hoch genug steigern, um alles Zinnchlorid auszutreiben. (Pogg. Annalen.
                              Bd. XXXV. S. 517.)
                           
                        
                           
                           Vorschrift zur Darstellung der
                              Phosphor-Reibfeuerzeuge.
                           Die ersten dieser Feuerzeuge waren natuͤrlicher Weise am unvollkommensten; sie
                              entzuͤndeten sich durch das schwaͤchste Reiben, selbst durch bloßes
                              Liegen an der Sonne. Aber die Fabrikation ist nicht stehen geblieben, die
                              Reibfeuerzeuge, die man jezt verkauft, koͤnnen in ihren Buͤchsen schon
                              sehr stark geschuͤttelt werden, ehe sie sich entzuͤnden; man versendet
                              sie wie andere Waaren, ohne daß sich jemals der Fall ereignet haͤtte, daß ein
                              Wagen dadurch angezuͤndet worden waͤre; sie vertragen ein langsames
                              und starkes Reiben, und koͤnnen bis auf 80° R. ohne Entzuͤndung
                              erhizt werden, und dieses Verhalten entfernt jede Furcht vor
                              Selbstentzuͤndung. Wenn aber auch die fertigen Reibfeuerzeuge gefahrlos sind,
                              so ist doch ihre Darstellung im allerhoͤchsten Grade gefaͤhrlich. Man
                              sollte unter keinerlei Gruͤnden eine Fabrik dieser Art in einer Stadt oder in
                              der Naͤhe von andern Wohngebaͤuden errichten duͤrfen; denn die
                              kleinste Unvorsichtigkeit wuͤrde in der Fabrik selbst einen durch nichts zu
                              loͤschenden Brand bewirken. Eben so muß man bei Darstellung im Kleinen die
                              groͤßte Vorsicht und Achtsamkeit anwenden.
                           Um sie zu erhalten, erhizt man eine Portion schleimichter Aufloͤsung von
                              arabischem Gummi in einer Reibschale bis auf 35 bis 40° R. und sezt nun auf 4
                              Theile dieser Aufloͤsung etwa einen Theil Phosphor zu; er schmilzt sogleich
                              und wird aufs Innigste mit dem Gummi gemischt. Sodann sezt man fein zerriebenes
                              chlorsaures Kali, Salpeter und etwas Benzoegummi hinzu, so daß ein weicher Brei
                              entsteht, in welchen man die Schwefelhoͤlzer eintaucht. Zum Reibzunder dient
                              dieselbe Masse. (Annalen der Pharmacie.)
                           
                        
                           Ueber den Weingeistgehalt einiger geistiger
                              Fluͤssigkeiten.
                           Hr. L. G. Beck gibt in
                              Silliman's American Journal of Science in einem Aufsaze, welcher
                              unter dem Titel: „Untersuchungen uͤber den Wein“
                              erschien, eine Tabelle uͤber den Alkoholgehalt verschiedener geistiger
                              Getraͤnke, die wir hier gleichfalls mittheilen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 58, S. 483
                              Gehalt an Alkohol von 0,825 in
                                 Procenten nach dem Maaße; Gewoͤhnlicher Madeira; Deßgleichen, in
                                 verschiedenen alten Stuͤken; London particular; Bucellas; Brauner
                                 Xereswein; Portwein; Sauterne; Claret (Margeaux); Amerikanischer Wein, zwei
                                 Jahre alt; Amerikanische Ales (Biere); Ciders; Irlaͤndischer Whiskey;
                                 Aechter hollaͤndischer Wachholderbranntwein; Gewoͤhnlicher
                                 Branntwein; Gewoͤhnlicher Whiskey; Weingeist
                              
                           
                        
                           Ueber Mitchell's Bereitung des Kohlenoxydgases.
                           Wir haben im polytechnischen Journal Band LV. Seite
                                 399 eine von Dr.
                              Mitchell zur Bereitung von Kohlenoxydgas empfohlene
                              Methode mitgeheilt, wonach man dieses Gas ganz kohlensaͤurefrei erhalten
                              soll, indem man kleesaures Ammoniak wir Schwefelsaͤure behandelt. Dr. Gale hat nun Versuche uͤber dieses Verfahren
                              angestellt, und sich dabei uͤberzeugt, daß das erhaltene Gas in jedem
                              Zeitpunkt der Operation aus einem Gemisch von Kohlenoxydgas mit einem betraͤchtlichen Antheil
                              Kohlensaͤure besteht. In der Retorte bleibt zulezt nicht concentrirte
                              Schwefelsaͤure, wie Mitchell angibt, sondern
                              saures schwefelsaures Ammoniak zuruͤk. (Philosoph.
                                 Mag. and Journal. No. 33, S. 232.)
                           
                        
                           Watt's Verdienste um die
                              Ermittelung der Bestandtheile des Wassers.
                           Lord Brougham machte in einer Rede, welche er
                              kuͤrzlich uͤber die „Natural
                                    Theology“ hielt, und nachdem er der Versuche Priestley's und Cavendish's erwaͤhnt, durch
                              welche diese beiden unsterblichen Physiker bewiesen hatten, daß man durch
                              Verbrennung von Sauerstoff und Wasserstoff in einem geschlossenen Gefaͤße
                              eine dem Gewichte beider gleiche Quantitaͤt Wasser erhaͤlt, folgende
                              Bemerkung: „Priestley zog aus seinen Versuchen
                                 keinen Schluß von irgend einem Werthe; Watt hingegen
                                 sprach, nachdem er dieselben sorgfaͤltig erwogen und mit anderen
                                 Thatsachen verglichen hatte, die Ueberzeugung aus, daß daraus die Zusammensezung
                                 des Wassers hervorgehe. Ich habe alle Documente hieruͤber
                                 gepruͤft, und bin danach vollkommen uͤberzeugt, daß Watt der erste war, der dieß aussprach, obschon Cavendish vielleicht nach seinen eigenen Versuchen,
                                 und ohne von Watt's
                                 fruͤherem Raisonnement gewußt zu haben, zu demselben Schlusse gekommen
                                 seyn mochte.“ (Mechanics' Magazine, No.
                              621.)
                           
                        
                           Cook's neues Material zu
                              Anstrichen, Firnissen etc.
                           Hr. Benjamin Cook, Gelbgießer
                              von Birmingham, erhielt im Maͤrz 1832 ein Patent auf ein neues, bisher noch
                              nicht in Anwendung gebrachtes Material zur Bereitung von Anstrichen, Firnissen und
                              verschiedenen anderen Zweken. Die ganze Erfindung besteht jedoch, dem London Journal zu Folge, lediglich darin, daß der
                              Patenttraͤger statt des gewoͤhnlich zu dem fraglichen Zweke
                              verwendeten Alkohols, jenen Alkohol verwendet wissen will, der beim Gaͤhren
                              und Baken des Brodes emporsteigt, und der seiner Angabe nach weit wohlfeiler zu
                              stehen kommt, als ersterer.
                           
                        
                           Vorschrift zur Bereitung der englischen Wichse.
                           Das Journal des conn. usuelles, September 1835, S. 130
                              gibt folgende Vorschrift zur Bereitung der englischen Wichse als eine der besten an.
                              Man soll 12 Unzen Beinschwarz mit 2 Unzen gepulvertem Eisenvitriol und 2 Quentchen
                              Gallaͤpfelpulver vermengen, hierauf 12 Unzen Melasse oder Syrup und 2 Unzen
                              Oehl zusezen, und dann eine halbe Pinte Essig und 4 Unzen Salzsaͤure
                              hinzugießen; endlich werden dann abwechselnd und unter bestaͤndigem
                              Umruͤhren noch 4 Unzen Schwefelsaͤure und noch eine halbe Pinte Essig
                              beigefuͤgt, womit die Wichse fertig ist. – Nach einem anderen
                              Correspondenten derselben Zeitschrift erhaͤlt man eine vortreffliche Wichse,
                              wenn man 3 Unzen gewoͤhnliche Tinte innig mit 2 Unzen Gummisyrup vermengt,
                              und dann 2 Quentchen Weingeist von 30° beifuͤgt. Diese
                              Quantitaͤt Weingeist ist hinreichend, um die Zersezung der Wichse zu
                              verhuͤten; sie faͤllt nur eine hoͤchst geringe Menge des
                              angewendeten Gummi, waͤhrend bei einem groͤßeren Zusaze von Weingeist
                              nach und nach beinahe aller Gummi niedergeschlagen wird.
                           
                        
                           Sella's Verfahren die Wolle
                              mit Rhus radicans Lin. (wurzelndem Gerberbaum) gelb zu
                              faͤrben.
                           Hr. Gregor Sella aus Piemont
                              empfiehlt folgendes Verfahren zum Gelbfaͤrben der Wolle:
                           Auf 8 Theile Wolle nimmt man:
                           
                              
                                 Rhus radicans, der vorher ausgekocht
                                    wurde
                                 8 Theile.
                                 
                              
                                 Alaun
                                 1 Theil.
                                 
                              
                                 Weinstein
                                 1/6 –
                                 
                              
                                 Salzsaͤure
                                 1   –
                                 
                              
                           Die Wolle erhaͤlt, nachdem sie drei Viertelstunden gekocht wurde, eine sehr
                              lebhafte goldgelbe
                              Farbe. Behandelt man getrokneten Rhus radicans nach
                              demselben Verfahren, so erhaͤlt man nur ein Strohgelb; man muß ihn also
                              sogleich nach der Ernte anwenden.
                           Die Farbe widersteht der Seife und dem Sonnenlicht eben so gut wie die anderen
                              aͤchten gelben Farben; sie wird noch haltbarer, wenn man die Wolle
                              zwoͤlf Stunden lang in dem Faͤrbebad laͤßt, nachdem dasselbe
                              gekocht hat. (Bibl. univ. Febr. 1835.)
                           
                        
                           Ueber den Zustand der Musselin-Fabrikation zu Dacca in
                              Ostindien
                           machte Hr. Henry
                                 Walters Esq. im XVII. Bande der Asiatic
                                 Researches eine Abhandlung bekannt, aus der wir Folgendes entnehmen. Dacca
                              kann, obschon es bedeutend von seiner fruͤheren Groͤße und Wichtigkeit
                              verloren, noch immer als eine Stadt zweiten Ranges betrachtet werden, indem es an
                              Einwohnerzahl Devonport und Bruͤssel uͤbertrifft, und beinahe eben so
                              viele Bewohner zaͤhlte, als die ganze Grafschaft Fife. Man findet daselbst
                              bereits eine mit Dampf betriebene Oehlmuͤhle und eine eiserne
                              Haͤngebruͤke; drei weitere Dampfmaschinen sollen in neuester Zeit
                              errichtet worden seyn. Interessant duͤrfte es seyn, die allmaͤhliche
                              Abnahme der Bevoͤlkerung mit dem Verfalle der
                              Baumwollwaaren-Fabrikation, in welcher diese Stadt einst die ganze Welt
                              uͤbertraf, zu vergleichen. Das erste Sinken in dem Handel von Dacca ereignete
                              sich im Jahre 1801; vor diesem Jahre betrugen die jaͤhrlichen Kaͤufe
                              der ostindischen Compagnie und der Privathandelshaͤuser an Musselins gegen 25
                              Lacs Rupien. Im J. 1807 war der Bezug der Compagnie auf 595,900 und jener der
                              Privaten auf 560,200 gesunken; im J. 1813 bezogen leztere nur mehr fuͤr
                              205,950, und erstere kaum so viel; im J. 1817 endlich wurde die englische Factorei
                              ganz verlassen, was die Franzosen und Hollaͤnder schon mehrere Jahre
                              fruͤher gethan hatten. Welchen hohen Grad die Musselin-Fabrikation in
                              Dacca erreicht hatte, geht nicht bloß aus der Feinheit der dortigen Fabrikate,
                              sondern auch daraus hervor, daß man die Arbeit daselbst in hohem Grade zu vertheilen
                              gewohnt war. Besondere Gewandtheit hatte man im Spinnen sehr feiner Faͤden
                              erreicht; und diese feinen Faͤden spannen junge Weiber mit einer feinen
                              staͤhlernen Spindel, „Takwa“ genannt. Man verrichtete
                              diese Arbeit bloß am fruͤhen Morgen, waͤhrend noch Thau lag; denn nach
                              Sonnenaufgang waͤren die feinen Faͤden bei der Trokenheit der Luft
                              nicht gehoͤrig zu handhaben gewesen. Naͤchst den Spinnerinnen besaßen
                              auch die Ausbesserer, oder sogenannten „Raffugars,“ besondere
                              Geschiklichkeit, denn diese konnten aus einem ganzen Stuͤke Musselin einen
                              Faden herausziehen, und an seine Stelle einen feineren einziehen. Die Baumwolle,
                              deren man sich zu den feinsten Musselinen bediente, waͤchst unmittelbar in
                              der Nachbarschaft von Dacca, und besonders bei Sunergong; ihre Faser ist jedoch so
                              kurz, daß sie nur mit der Hand und mit keiner Maschine gesponnen werden kann.
                              – Leider muß jedoch mit Bedauern eingestanden werden, daß die Kunst
                              hoͤchst feine Musseline zu fabriciren, nunmehr ganz ausgestorben ist. Im J.
                              1820 z.B. erhielt ein Kaufmann in Dacca aus China Auftrag auf zwei Stuͤke
                              Musselin von je 10 Yards Laͤnge auf einen Yard Breite, welche zehn und eine
                              halbe Sicca-Rupie wogen, und von denen eines 100 solcher Rupien galt. Schon
                              im J. 1822 war er jedoch nicht mehr im Stande einem aͤhnlichen Auftrage
                              nachzukommen, indem die Familie, die ihm fruͤher Stuͤke von solcher
                              Feinheit lieferte, unterdessen gestorben war. Fruͤher verbrauchte auch die
                              koͤnigliche Garderobe in Delhi eine weit groͤßere Menge der feinsten
                              Fabrikate, als gegenwaͤrtig. – Grobe Baumwollzeuge werden noch
                              gegenwaͤrtig in Dacca fabricirt; obschon es bei der außerordentlichen
                              Wohlfeilheit der englischen Fabrikate nicht unwahrscheinlich ist, daß die
                              inlaͤndischen Fabrikate in Kuͤrze gaͤnzlich verdraͤngt
                              werden duͤrften. Im J. 1823/24 gingen Baumwollenzeuge, worunter meistens
                              grobe, im Werthe von 1,442,101 durch die Mauth; im J. 1829/30 betrug der Werth der
                              Ausfuhr nur mehr 969,952; die Seidenzeuge und gestikten Zeuge fielen um dieselbe
                              Zeit beinahe um ein Gleiches. Die Ausfuhr von Baumwollgarn belief sich im J. 1813
                              auf 4480 Rupien, im Jahre 1821/22 hingegen auf 39,319 Rup.; von dieser Zeit an fiel
                              sie jedoch wieder, so daß sie im J. 1829/30 nur mehr 29,475 Rupien betrug. –
                              Die beigefuͤgte Tabelle gibt vergleichsweise die Preise der
                              gegenwaͤrtig in Dacca fabricirten Musseline und einiger aͤhnlicher
                              englischer Fabrikate.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 58, S. 486
                              Preis des Fabrikates von Dacca;
                                 Preis des englischen Fabrikates; Jamdani mit kleinen Tupfen, 1ste Sorte; 2te
                                 Sorte; Jamdani Mahiposh; Diagonalmuster; Jaconet Musselin 40 1/2, dem Jungle
                                 Cossas entsprechend; Ryansook; Cambric, dem Camiz Cossas entsprechend; Jamdani,
                                 blaue oder rothe Sprekeln; Jamdani Saris; Book Musselin, den Mulmults
                                 entsprechend; Sahun, 48 auf 3
                              
                           (Aus dem Repertory of
                                 Patent-Inventions. Oktbr. 1835.)
                           
                        
                           Verwandlung von Stroh in grobes Werg zur Fabrikation von
                              Striken.
                           Das Stroh laͤßt sich auf folgende Weise in ein grobes, aber starkes Werg, aus
                              welchem man mit Vortheil ordinaͤres Strik- oder Tauwerk fabriciren
                              kann, verwandeln. Man loͤse 15 Pfd. Potasche oder kohlensaures Kali in einer
                              hinreichenden Quantitaͤt Wasser auf, seze 30 Pfd. geloͤschten Kalk zu,
                              und lasse das Ganze stehen. Die uͤberstehende Fluͤssigkeit
                              verduͤnne man mit etwas Wasser, worauf man in einem Keller drei Buͤnde
                              Stroh drei Tage lang weichen laͤßt. Nach dieser Zeit siedet man die Masse
                              drei Stunden lang, um dann das Stroh herauszunehmen, mit Wasser auszuwaschen und zu
                              troknen. (Aus dem Journal des connaissances usuelles.
                              September 1835, S. 128.)
                           
                        
                           Kalkwasser angewendet, um das Foͤhren- und
                              Tannenholz vor Moder zu schuͤzen.
                           Ein Correspondent des Mechanics' Magazine schreibt, daß
                              sich Hr. Stuart Monteith,
                              Grund- und Waldbesizer im Dumfriesshire, von der Wirksamkeit des schon
                              mehrmals empfohlenen Einweichens des Foͤhren- und Tannenholzes in
                              Kalkwasser, um es gegen schnelles Verwesen zu schuͤzen, uͤberzeugt
                              habe. Er versichert, daß das schottische Foͤhrenholz, welches nur von kurzer
                              Dauerhaftigkeit ist, auf diese Weise behandelt, eben so lang haͤlt, als das
                              norwegische; und daß diese Methode nicht nur wegen ihrer Wohlfeilheit, sondern auch
                              wegen ihrer durchaus unschaͤdlichen Einwirkung auf die Gesundheit, den Vorzug
                              vor der Kyan'schen Schuzmethode mit Queksilbersublimat
                              verdient. – Wir bemerken hiezu, daß neuerdings auch die Akademie der
                              Wissenschaften in Paris die Kyan'sche Methode fuͤr
                              unschaͤdlich erklaͤrt hat, wenn man die mit dem Queksilbersublimat
                              behandelten Gegenstaͤnde vor dem Gebrauche noch mit einem eiweißhaltigen
                              Wasser abwascht, um ja allen unzersezt gebliebenen Sublimat zu zersezen. Eine andere
                              Methode das Holz vor Faͤulniß zu schuͤzen, ist uͤbrigens noch
                              jene des Herrn Bréant,
                              der mittelst eines eigenen Apparates das Holz in sehr kurzer Zeit durch und durch
                              mit Oehl oder einer anderen Fluͤssigkeit traͤnkt. Die so zubereiteten
                              Stuͤke, welche er im Jahre 1833 der Akademie in Paris vorlegte, versprechen
                              wirklich lange Dauer.
                           
                        
                           Ruͤkwirkung der
                              Runkelruͤbenzuker-Fabrikation in Frankreich auf die
                              franzoͤsischen Colonien.
                           Die Besizer der Zukerplantagen auf den franzoͤsischen Colonien und namentlich
                              in Martinique fuͤhlen sich durch das Emporkommen der
                              Runkelruͤbenzuker-Fabrikation in Frankreich so sehr
                              beeintraͤchtigt, daß sie einen eigenen und sehr gewandten Abgeordneten, den Hrn. Baton de Cools, mit
                              Vorschlaͤgen an die franzoͤsische Regierung abgesandt haben. Sie
                              machten am Schlusse ihrer Eingabe, die sehr gut abgefaßt seyn soll, folgende
                              Forderungen: 1) Verminderung des Zolles, der auf dem franzoͤsischen Rohrzuker
                              lastet, von 49 Fr. 50 Cent. auf 25 Fr. und verhaͤltnißmaͤßige
                              Verminderung des Zolles des fremden Zukers von gleicher Art. 2) reine und einfache
                              Ruͤkerstattung des Zolles bei der Ausfuhr des raffinirten Zukers aus
                              Frankreich. 3) die Erlaubniß die Colonialwaaren direct auf fremde Maͤrkte
                              verfuͤhren zu duͤrfen. 4) endlich eine sorgfaͤltige
                              Pruͤfung und Untersuchung, auf welche Weise sich eine Gleichheit der
                              Auflagen, welche die franzoͤsischen Rohrzuker- und
                              Runkelruͤbenzuker-Fabrikanten bezahlen, erzielen ließe. (Recueil industriel. Junius 1835.)
                           
                        
                           Fortschritte der Maͤßigkeitsvereine in Amerika.
                           Der New-York-American enthaͤlt einen
                              Auszug aus dem Jahresberichte der amerikanischen Maͤßigkeitsgesellschaft (Temperance Society), aus welchem hervorgeht, daß in
                              jedem Staate ein Centralverein besteht, und daß sich unter diesen bereits 8000
                              Localvereine gebildet haben. Auch auf den Schiffen haben diese Vereine bereits
                              Wurzel gefaßt; denn auf nicht weniger als 1200 amerikanischen Schiffen ist der Genuß
                              von Branntwein verbannt. (Mechanics' Magazine, No.
                              634.)
                           
                        
                           Ueber den Schulunterricht der Jugend in England.
                           Nach einem Berichte, den Hr. Rickman bei Gelegenheit einer Motion des Earl
                                 of Kerry dem Hause der Gemeinen erstattete, ergibt sich, daß sich in
                              England 4 Mill. Individuen unter 15 Jahren befinden, und daß von diesen nur
                              1,200,000 regelmaͤßigen Schulunterricht genießen. Rechnet man nun auch, daß
                              darunter eine halbe Million Kinder unter 2 Jahren ist, und daß eine gleiche Anzahl
                              der aͤlteren Kinder im Hause der Eltern unterrichtet wird, so bleiben dennoch
                              gegen 2 Mill. Individuen, die zum eigenen Schaden sowohl, als zum Nachtheile des
                              Landes keinen Schulunterricht genießen. (Mechanics' Magazine,
                                 No. 621.)
                           
                        
                           Muster eines franzoͤsisch-englischen
                              Patentunfuges.
                           Wir entlehnen aus dem Oktoberhefte des London Journal
                              folgende Beschreibung eines Patentes, welches sich ein Louis Cournier zu Kennington-Green in Folge einer von einem Franzosen
                              erhaltenen Mittheilung auf einen zur Heilung von Kopfweh dienenden Apparat ertheilen
                              ließ; nicht als ob es uns in den Sinn kaͤme, diesen Apparat zu empfehlen,
                              sondern um wieder einen neuen Beweis zu liefern, welchen Unfug man in England mit
                              den Patenten treibt. „Man verschafft sich, heißt es daselbst, ein kleines,
                                 oben offenes, am Boden hingegen geschlossenes Gefaͤß aus Glas, und bohrt
                                 in den geschlossenen Theil zu dem sogleich erhellenden Zweke ein Loch. In dieses
                                 Gefaͤß wird ein Stuͤk Kork von entsprechender Groͤße
                                 eingepaßt, welches sowohl an der unteren, als an der oberen Flaͤche mit
                                 einem Bleibleche bedekt wird. Aus der oberen Flaͤche dieses Korkes
                                 muͤssen gegen 36 Nadeln so weit hervorragen, daß sie mit der oberen
                                 Flaͤche des glaͤsernen Gefaͤßes in einer Flaͤche
                                 stehen. Dann wird ein duͤnner Metalldraht an der oberen Flaͤche
                                 des Korkes befestigt, um denselben herum an den hinteren Theil gefuͤhrt,
                                 und durch das in den Boden des Glases gebohrte Loch gezogen. Dieser Draht muß so
                                 lang seyn, daß er, wenn man sich des Apparates bedient, bis auf den Boden hinab
                                 reicht. Dieser Apparat wird nun, wenn man sich seiner bedienen will, auf den
                                 kranken Theil gebunden, wo dann die Elektricitaͤt durch den
                                 erwaͤhnten Metalldraht ausstroͤmen wird!!“ Der
                              Patenttraͤger bemerkt schließlich noch mit Wichtigkeit, daß er sich weder
                              genau auf die 36 Nadeln, noch auf die Form des Agparates beschraͤnkt!
                           
                        
                           
                           Mittel zur Vertilgung des Kornwurmes.
                           Hr. Herpin zeigte in einer der
                              Sizungen der Société centrale
                                 d'agriculture in Paris an, daß er mehrere Versuche zur Vertilgung des
                              Kornwurmes angestellt habe, und daß ihm zwei seiner versuchten Methoden im Kleinen
                              wirklich vollkommen guͤnstige Resultate gaben. Die eine seiner Methoden
                              besteht darin, daß er das Getreide in ein Gefaͤß mit doppeltem Boden bringt,
                              und dann auf diesen Boden Wasserdampf einwirken laͤßt, sowohl die Raupen, als
                              die Puppen und vollkommenen Insecten sollen hiedurch vollkommen zerstoͤrt
                              werden. Nach der zweiten Methode will er das angestekte Getreide bei einer
                              Temperatur von 12 bis 15° R. der Einwirkung von kohlensaurem Gase aussezen,
                              indem die Insecten hiedurch innerhalb weniger als 12 Stunden vollkommen
                              getoͤdtet werden sollen. – Mehrere Mitglieder bemerkten gegen die
                              zweite dieser Methoden, daß schon Vauquelin zahlreiche
                              Versuche hieruͤber angestellt habe, aus denen hervorging, daß diese Insecten
                              mit einer sehr geringen Menge atmosphaͤrischer Luft leben koͤnnen, und
                              daß sie, selbst wenn sie sehr lange der Einwirkung des Gases ausgesezt gewesen, und
                              vollkommen erstikt zu seyn scheinen, dennoch leicht wieder zum Leben kommen. (Recueil industriel, Junius 1835.)
                           
                        
                           Angebliches Indigosurrogat.
                           Nach dem New Monthly Magazine, September 1835, S. 115,
                              besteht das Indigosurrogat, dessen wir im polytechnischen Journal Bd. LV. Seite 399 erwaͤhnten, bloß aus
                              einem Aufloͤsungsmittel des Berlinerblaus, welches weder die Faser
                              zerstoͤrt noch das Gewebe hart macht. Tuch, das mit jener
                              Berlinerblauaufloͤsung gefaͤrbt wurde, soll bis zur Abnuͤzung
                              des Fadens getragen werden koͤnnen und dann eine noch eben so
                              glaͤnzende Farbe besizen, wie frisch gefaͤrbtes.
                           
                        
                           Ueber eine Betruͤgerei beim Faͤrben der
                              Tuͤcher.
                           Das in der Wolle gefaͤrbte Tuch zeichnet sich bekanntlich dadurch aus, daß die
                              Sahlbaͤnder eine ganz andere Farbe haben, als das Tuch selbst. In neuerer
                              Zeit weiß man aber die Tuͤcher im Stuͤke zu faͤrben, ohne daß
                              deßhalb die Sahlbaͤnder dieselbe Farbe bekommen. Man verfaͤhrt bei
                              dieser Betruͤgerei, wie der Recueil industriel
                              schreibt, folgender Maßen. Wenn das Tuch gewebt ist, werden die Sahlbaͤnder
                              von Weibern in starkes Pergament eingerollt, und mit starkem Bindfaden
                              eingenaͤht, gleichwie man Tabakstangen einbindet. Dann wird das Tuch auf
                              gewoͤhnliche Weise ausgefaͤrbt und ausgewaschen, worauf man die
                              Sahlbaͤnder wieder auswikelt, um das Tuch noch ein Mal auszuwaschen, zu
                              walken, und zu appretiren. Die Sahlbaͤnder erleiden hiebei so wenig
                              Veraͤnderung, daß sich der Betrug nur dann entdeken laͤßt, wenn man
                              Tuchmuster abschneidet und gehoͤrig abreibt.