| Titel: | Leopold Franke's patentirte Reinigungsmaschine für die Papiermasse. | 
| Fundstelle: | Band 59, Jahrgang 1836, Nr. XVI., S. 98 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XVI.
                        Leopold Franke's patentirte Reinigungsmaschine fuͤr die
                           PapiermasseAnleitung zur Anlage und Behandlung derselben, bei Bandenhoͤck in Goͤttingen. 1835. (Polytechnisches
                                 Centralblatt, Nr. 46.).
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Franke's Reinigungsmaschine fuͤr die
                           Papiermasse.
                        
                     
                        
                           Um die zerfaserte Substanz aus baumwollenen und leinenen Zeugen zu gewinnen, die zur
                              Fertigung des Papieres erforderlich ist, bediente man sich anfaͤnglich
                              einfacher Stampfwerke, welche wegen des geringeren oͤkonomischen Nuzeffects
                              und der unbequemeren Handhabung der Maschine von den Hollaͤndern durch
                              zerkleinernde Walzmaschinen verdraͤngt worden sind, die man in Deutschland
                              noch mit dem Namen der Hollaͤnder belegte. Konnte man mittelst derselben nun
                              auch in kuͤrzerer Zeit eine reinlichere und gleichfoͤrmigere Masse
                              bereiten, so hatten sie doch den bedeutenden Nachtheil, daß sie die knotenartigen
                              Theile der Hadern und die beim Zusammennaͤhen derselben geknuͤpften
                              Knoten nicht zerkleinerten. Wollte man diesem Nachtheile entgehen, so konnte man
                              entweder gleich anfaͤnglich aus den Hadern alle Naͤhte ausschneiden
                              und sie wegen Entfernung aller Knoten gehoͤrig aussuchen lassen, oder man
                              mußte Stampfwerke mit Walzenmaschinen vereinigt anwenden, wobei die ersten die
                              Hadern so umwandelten, daß den lezteren nur noch die gehoͤrige Verfeinerung
                              blieb, oder man mußte bei alleiniger Anwendung der Walzenmaschine, wenn man das
                              vorhergehende muͤhsame Sortiren scheute, aus dem bereits gefertigten Papiere
                              die Knoten ausheben, wodurch dasselbe allerdings Schaden leiden muß. Um die Bogen
                              ohne Knoten und Spuren der abgehobenen Knoten zu fertigen, wird in manchen Fabriken
                              auch die zubereitete Masse in Bogen geformt, die Bogen gepreßt, damit die Knoten
                              besser sichtbar werden und aus dem noch nassen Papiere gehoben werden koͤnnen, worauf die
                              so beschaͤdigten Bogen wieder in Masse verwandelt und das zweite Mal zu
                              Papier geformt werden.
                           Dem Verf. gelang es nach langjaͤhrigen Bemuͤhungen, alle diese
                              beschwerlichen und zeitraubenden Processe durch ein einfaches Ausscheiden der Knoten
                              mittelst einer Reinigungsmaschine zu ersezen, welche die Vortheile hat, daß sie
                              wenig Raum bedarf, in jeder Fabrik daher aufgestellt werden kann, keine neue
                              Handarbeit in die ganze Papierbereitung bringt, und, was die Hauptsache ist, sich in
                              verschiedenen Fabriken bereits bei Formen aller uͤblichen Papiersorten
                              bewaͤhrt hat. Der Betrieb dieses Reinigungsapparates fuͤr eine Butte
                              fordert ungefaͤhr eine Mannskraft, und die Maschinerie dient gewisser Maßen
                              dadurch als Regulator fuͤr die Arbeitsbutte, daß durch sie in derselben immer
                              eine gleichfoͤrmige Mischung von Masse und Wasser unterhalten wird.
                           Von den beiden mitgetheilten Abbildungen enthaͤlt Fig. 17 einen Grundriß,
                              und Fig. 18
                              einen Aufriß, jedoch so, daß die rechts liegende Arbeitsbutte im Durchschnitt, die
                              links weiter zuruͤkliegende Drukpumpe nur in der Seitenansicht gezeichnet
                              ist. Zwischen den vier Saͤulen aa befindet
                              sich ein aufrechtstehendes cylindrisches Drahtgeflecht, in dessen Mitte eine
                              stehende, mit neun radial gestellten Schaufeln versehene Welle sich befindet, die
                              auf dem von Unten heraufgeschraubten Spizzapfen b sich
                              bewegt. Oben und unten hat das Sieb eine hoͤlzerne Fassung; die Oeffnungen
                              desselben sind, je nachdem eine groͤber oder feiner gemahlene Masse gesichtet
                              werden soll, bei verschiedenen Sieben 1/40 – 1/80 groß, jedoch
                              moͤglichst gleichfoͤrmig im ganzen Siebe. Zwischen dem aͤußeren
                              Schaufelende und dem Siebe befindet sich 1/4'' Zwischenraum. Der obere Zapfen der
                              Welle ruht in Pfannen, die in dem Stege f versenkt sind,
                              und ist in einen Kurbelarm ausgebogen, durch den der Schaufelwelle eine
                              wiederkehrende kreisfoͤrmige Bewegung mitgetheilt wird. Aus dem Inneren des
                              Siebes fuͤhrt das Ableitungsrohr h die sich
                              absezenden Unreinigkeiten außerhalb der Arbeitsbutte weg; es ist beim Ausgange aus
                              der Butte mit einem Ventil, welches mittelst des Hebels k und des Zuges bei i gehoben werden kann, und
                              am Ende durch einen Pfropfen verschlossen.
                           Ein zweiter zur Maschine gehoͤrender Theil ist die in dem Gefaͤße m, dessen Vordertheil als weggehoben gezeichnet ist,
                              befindliche Drukpumpe; die Bodenweite des Gefaͤßes ist nicht uͤber
                              9'', damit beim Ansaugen des Papierbreies nichts zuruͤkbleibe, seine
                              Groͤße aber bestimmt sich nach dem Verbrauch der Papiermasse, und es kann
                              oben ungefaͤhr 23–30'' weit seyn, bei 28–30'' Hoͤhe. Die
                              Drukpumpe 
                              l steht in der Mitte dieses Gefaͤßes mit dem
                              Einmuͤndungsrande 3/4'' uͤber dem Boden, wodurch groͤbere
                              Koͤrper am Eintritte in die Pumpe gehindert werden. Sie ist mit zwei Laschen
                              an einen Querriegel q angezogen, welcher auf der
                              Saͤule p ruht und in dem Rande des
                              Gefaͤßes gegen den Seitendruk etwas eingelassen ist. Das Drukrohr o fuͤhrt in sanften Biegungen von ihr nach dem
                              hohlen Raume des Cylindersiebes, um demselben die Masse zuzufuͤhren. Der
                              Kolben der Drukpumpe besteht aus kreisfoͤrmig geschnittenen Holzscheiben, die
                              in der Mitte eine Oeffnung haben, um gegen ein Gestemme an der Kolbenstange mittelst
                              einer durchgreifenden Schraube angezogen und zusammengepreßt werden zu
                              koͤnnen; die Filzscheiben schließen dicht an das Rohr an, und werden,
                              wenigstens die untere, durch eine neue ersezt, sobald dieß nicht mehr vollkommen der
                              Fall ist, weil, wenn etwas von der Papiermasse zwischen Kolben und Stiefel kommen
                              sollte, daraus leicht kleine Roͤllchen gebildet werden koͤnnten, die
                              das Sieb nicht aufzuhalten vermoͤchte. Durch die Kolbenstange Y haͤngt der Kolben mit dem bewegten Hebel G zusammen.
                           Zur Bewegung des ganzen Apparates wird von einem bewegten Werke aus eine Welle so
                              getrieben, daß sie sechszehn Umgaͤnge in der Minute macht, folglich mit dem
                              an ihr befindlichen Krummzapfen die abgebrochen gezeichnete Zugstange C ebenfalls sechszehn Mal hin- und herbewegt, und
                              dadurch vermoͤge des Kreuzarmes t der liegenden
                              Welle D eine kreisfoͤrmig wiederkehrende Bewegung
                              ertheilt, die sich durch den zweiten Arm E, die
                              Verbindungsstange F dem Hebel G und somit auch der Kolbenstange Y mittheilt.
                              Um den Hub der Kolbenstange nach Beduͤrfniß groͤßer und kleiner machen
                              zu koͤnnen, befinden sich theils an dem Hebel G
                              mehrere Angriffspunkte fuͤr die Zugstange F, an
                              denen sie mittelst Bolzen befestigt werden kann, theils ist die Kolbenstange Y, wo sie sich an den Hebel G schließt, mit drei horizontal neben einander befindlichen
                              Loͤchern versehen, welche eben so vielen in dem Hebel G entsprechen, und je nachdem der Bolzen in das weiter nach V zu liegende gestekt wird, eine Vermehrung des Hubes
                              auch dadurch moͤglich machen; sobald der Bolzen eingestekt ist, wird die
                              Klappe T vorgeschlagen und dadurch ein Ausheben der
                              Stange unmoͤglich gemacht. Der Hebel G bewegt
                              sich in der geschlizten Saͤule V, die ein
                              Hin- und Herschwanken verhindern soll. (Dasselbe ließe sich ebenfalls dadurch
                              erreichen, daß man die Zugstange F zum Verstellen an dem
                              Arme E und F einrichtete.)
                              An der fruͤher erwaͤhnten Welle, welche die Zugstange C in Bewegung sezt, befindet sich ein Rad von 67
                              Zaͤhnen, das in ein Getriebe von siebenzehn Stoͤken eingreift, und
                              mittelst desselben eine zweite ebenfalls vertikal stehende Welle umdreht, die mittelst einer Kurbel
                              die Lenkerstange N, dadurch aber auch die Arme u, v, x der neben der Arbeitsbutte stehenden Welle O in wiederkehrende Bewegung versezt. Mit dem Arme v ist die Stange w
                              verbunden, die an ihrem anderen Ende in den fruͤher erwaͤhnten
                              Kurbelarm g der Schaufelwelle greift, und daher zur
                              Bewegung der lezteren dient. Mittelst des Armes x und
                              der Zugstange y wird aber die Fluͤgelwalze z bewegt, deren vier Fluͤgel PP in beiden Abbildungen ersichtlich sind, und
                              welche vermoͤge ihrer Ausdehnung uͤber die ganze Arbeitsbutte die
                              Masse nicht zu Boden sinken laͤßt, ein gleichfoͤrmiges Gemisch von
                              Wasser und Papierstoff durch die Butte erhaͤlt, und die unter bestimmten
                              Umstaͤnden sich zusammensezende Papiermasse wieder gehoͤrig
                              auseinander treibt. Sie ruht mit zwei Spizzapfen in Pfannen an der Wand der Butte;
                              der Zapfen bei Q ist fest, dagegen der bei R beweglich und durch die Schraube S verstellbar, daß die Walze immer im schließenden Gange
                              bleibe.
                           Vermoͤge der angegebenen Verhaͤltnisse wird bei sechszehn Kolbenhuben
                              die Schaufelwalze 126 Schwingungen im Cylindersiebe machen, die am aͤußersten
                              Ende 7–8'' betragen, die Fluͤgelwalze dagegen eben so viel von 4''
                              Bogenlaͤnge. Fuͤr feingemahlene Masse ist die angegebene Anzahl
                              Umdrehungen der Schaufelwalze vollkommen hinreichend, kann jedoch ohne Nachtheil um
                              1/8 verringert werden; bei langfaserigem Papierstoffe darf die Zahl ihrer
                              Umdrehungen nicht unter 120 in der Minute sinken. Ein anderes Mittel, den
                              gehoͤrigen Gang hervorzubringen, gibt die Vermehrung oder Verminderung der
                              Bogenlaͤnge der Schwingung ab, die man durch Aenderung der Dimensionen an den
                              Armen u, v, g erreichen kann, wobei jedoch zu bedenken
                              ist, daß man durch kuͤrzeren Ausschlag die Maschine mehr schont.
                           Soll der beschriebene Apparat nun in Wirkung treten, so wird die Arbeitsbutte so weit
                              mit Wasser gefuͤllt, daß wenn die Papiermasse zugegeben wird, die
                              Fluͤssigkeit eine solche Hoͤhe erreicht, daß Cylinder und
                              Schaufelwalze bedekt sind, und bis an den Rand der Butte noch 3–4''
                              uͤbrig bleiben. Hierauf fuͤlle man m voll
                              Papierstoff, und bewege gleichzeitig den Kolben und die Schaufelwalze im Siebe, so
                              wird der Stoff in die Arbeitsbutte uͤbergetrieben werden. In das
                              Gefaͤß m fuͤllt man unterdessen so lange
                              nach, bis die Masse in der Butte diejenige Consistenz erreicht hat, die zur
                              bestimmten Staͤrke einer Papierart erforderlich ist. Beginnt nun das
                              wirkliche Fertigen der Bogen, so schoͤpft man so viel Masse in das
                              Pumpengefaͤß, als fuͤr eine bestimmte Anzahl Bogen erforderlich ist,
                              und stellt den Hub der Pumpe so, daß in derselben Zeit, die der Arbeiter zum Formen braucht, die
                              Masse in die Butte uͤbergeht; man erlangt hiedurch außer dem Vortheile, ein
                              Papier ohne Knoten je nach der Feinheit des Siebes zu erhalten, noch eine
                              gleichfoͤrmige Consistenz der Papiermasse in der Arbeitsbutte, wodurch es dem
                              Arbeiter viel leichter faͤllt, immer Bogen von gleicher Staͤrke
                              auszuschoͤpfen, als wenn er an einer Butte arbeitet, in welche die Masse von
                              etwa 180 Bogen auf einmal eingetragen wird, und die Consistenz am Ende etwa bloß ein
                              Drittel so groß ist, als am Anfange. Die in dem Siebe zuruͤkbleibenden
                              knotenartigen Ruͤkstaͤnde werden nach 5–6stuͤndiger
                              Arbeit entfernt. Man haͤngt zu dem Ende den Pumpenkolben ab, laͤßt
                              noch einige Zeit die Schaufelwalze in Bewegung, wodurch sie alle Papiermasse
                              austreibt, sezt diese dann auch in Ruhe, oͤffnet das Bodenventil mittelst des
                              Hebels k, und laͤßt ein Paar Handeimer Wasser
                              unter ganz langsamer Walzenbewegung abfließen, wodurch die Unreinigkeit aus den
                              Winkeln weggespuͤlt wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
