| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 59, Jahrgang 1836, Nr. XXXVI., S. 230 | 
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                        XXXVI.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Frimot's Mittel, dem Erzittern der Dampfmaschinen
                              vorzubeugen.
                           Die Hauptursache der Erzitterungen oder Schwingungen, in welchen sich sehr
                              haͤufig gehende Dampfmaschinen befinden, ist theils die ploͤzliche
                              Wirkung des Dampfes, die eben so schnell aufgehoben wird, theils, die schnelle
                              Aenderung der Bewegungsrichtung des Kolbens, oft verbunden mit einem Stoße; das
                              lezte wird nun dadurch unschaͤdlich gemacht, daß man die Geschwindigkeit des
                              Kolbens durch unmerkbare Uebergaͤnge vernichtet, bevor die Bewegungsrichtung
                              umgesezt worden ist. Um dieß zu bewirken, hat Frimot am
                              Dampfcylinder ein Rohr von einigen Zoll Weite angebracht, welches mit Wasser gefuͤllt
                              ist und mit einer Kugel in Verbindung steht, in welcher eine Luftmenge bis auf einen
                              gewissen Grad zusammengedruͤkt ist. Sobald nun der Kolben am Ende seines
                              Laufes anlangt, tritt das Rohr mit dem Dampfcylinder in Verbindung und das Wasser
                              wird durch die sich ausdehnende Luft unter den Kolben gedraͤngt, lezterer
                              draͤngt jedoch bei Fortsezung seines Laufes alles Wasser wieder in das Rohr
                              hinein und verliert dabei seine ganze Geschwindigkeit, sobald er den vollen Lauf
                              vollendet hat, in welchem Augenblik sich das Ventil des wieder ganz mit Wasser
                              gefuͤllten Rohres schließt, um sich beim naͤchsten Kolbenniedergange
                              wieder zu oͤffnen. Es hat dieses vorgeschlagene Mittel bereits die
                              erwuͤnschtesten Resultate an Maschinen von ziemlich großen Dimensionen
                              gegeben. (Aus den Mém. de l'Acad. de St. Petersb.
                              im polytechnischen Centralblatt.)
                           
                        
                           Ueber den von Dr. Weinholz
                              erfundenen Luftwagen.
                           Im Februar d. J. und seitdem oͤfter lasen wir in oͤffentlichen
                              Blaͤttern von einer Erfindung des Dr. Weinholz in
                              Braunschweig, welche er Luftwagen nannte, und die nicht
                              geringe Erwartung erregte, denn mit eben so großer Anspruchslosigkeit als
                              uͤberzeugender Gruͤndlichkeit, so wurde berichtet, habe Dr. Weinholz das Wesentliche seiner Erfindung dargelegt,
                              und versprochen, dieselbe in einer Schrift weiter zu entwikeln und zu
                              veroͤffentlichen. Diese Schrift ist erschienen unter dem Titel:
                              „Luftschifffahrt und Maschinenwesen. Nachweisung eines neuen
                                 Bewegungsmittels von Dr. Weinholz.“ Auf
                              der ersten Seite, welche ich in derselben las, fand ich sogleich, daß die Idee des
                              Dr. Weinholz keine andere ist, als die, welche, ich
                              schon vor einem Jahre im Kleinen ausgefuͤhrt habe, zwar nicht, um deren
                              praktische Anwendbarkeit einleuchtend zu machen, sondern nur zu theoretischen
                              Zweken. Auch ist das Ganze so wenig neu, daß nur die vorhin erwaͤhnte
                              Ankuͤndigung, die bereits erschienene Schrift des Dr.
                                 Weinholz und die von ihm gegebene Verheißung eines noch weit
                              ausfuͤhrlicheren Werkes uͤber denselben Gegenstand mich bewegen
                              konnten, oͤffentlich etwas hieruͤber zu sagen. Vielleicht wird dieß
                              fuͤr den Dr. Weinholz Veranlassung, sich
                              unnoͤthige Muͤhe und Kosten zu ersparen, und lieber, bevor er die
                              Anwendung seiner Erfindung bis in die kleinsten Einzelnheiten entwikelt, dieselbe
                              vielseitiger und unbefangener zu pruͤfen, – allenfalls auch einen
                              Versuch im Kleinen zu machen.
                           Die physikalische Wahrheit, worauf die vermeintlich neue Erfindung sich
                              gruͤndet, ist folgende. Wenn eine elastische Fluͤssigkeit –
                              Dampf oder irgend eine Gasart – sich im zusammengepreßten Zustande in einem
                              verschlossenen Gefaͤße befindet, so druͤkt sie gegen die inneren
                              Waͤnde desselben, ohne es nach irgend einer Richtung hin fortbewegen zu
                              koͤnnen, weil der Druk auf die einander gegenuͤber stehenden Seiten
                              allemal gleich stark ist und daher sich aufhebt. Nehmen wir an, das Gefaͤß
                              sey so beschaffen, daß die vordere Wand desselben 10 Quadratzoll enthalte, und die
                              hintere eben so viel; auf jeden Quadratzoll druͤke der Dampf mit der Kraft
                              von 10 Pfd.; so wird das Gefaͤß mit der Kraft von 100 Pfd. nach Vorne und mit
                              derselben Kraft nach Hinten gedruͤkt werden, also in Ruhe bleiben. Schneiden
                              wir aber aus der Hinteren Wand einen Quadratzoll heraus,
                              so daß also der Dampf auf diesen Quadratzoll nicht mehr druͤkt, indem er hier
                              frei ausstroͤmt, so wird er das Gefaͤß nur noch mir der Kraft von 90
                              Pfd. nach Hinten draͤngen, und der Druk nach Vorne wird 10 Pfd. mehr
                              betragen, welcher Ueberschuß die Bewegung hervorbringen soll. – Hiebei wird
                              vorausgesezt, daß der Dampf einen so reichlichen Ersaz erhalte, daß er troz des
                              Ausstroͤmens stets in gleicher Spannung bleibt.
                           Die Hindernisse, welche der praktischen Anwendung in den Weg treten, sind folgende.
                              Machen wir die Ausstroͤmungsoͤffnung klein, so ist es auch nur eine
                              kleine Flaͤche auf der gegenuͤber stehenden Seite des Gefaͤßes
                              (des Dampfkessels), gegen welche der Dampf fortbewegend wirkt, und die Wirkung kann
                              also nur gering seyn; machen wir aber die Oeffnung im Verhaͤltniß zu dem
                              Dampfkessel groß, so stroͤmt der in genuͤgendem Grade comprimirte
                              Dampf, da er keinen anderen Widerstand findet, als die Luft, in solcher Menge aus,
                              daß er nicht so schnell wieder ersezt werden kann, – seine Compression wird
                              daher so sehr vermindert, daß seine Wirkung wiederum nur sehr gering seyn kann; ja
                              er wird gar nicht einmal
                              zu irgend einer wirksamen Compression gelangen, wenn ihm gleich vom Anfange seiner
                              Entwikelung an das Ausstroͤmen verstattet ist.
                           Bei meinem kleinen Dampfwagen, der von einem sehr geschikten hiesigen Uhrmacher aus
                              Messingblech auf's sorgfaͤltigste gearbeitet ist, hat der Dampfkessel 4 Zoll
                              Laͤnge, 2 Zoll Breite und 1 Zoll Hoͤhe. Er wird durch drei
                              Spirituslampen geheizt, wodurch ich eine sehr schnelle Dampfentwikelung zu erzielen
                              im Stande bin. Die hinten befindliche Ausstroͤmungsoͤffnung war
                              anfangs so groß, wie der Durchschnitt einer mittleren Naͤhnadel. Dabei
                              entstand, troz des staͤrksten dreifachen Lampenfeuers, keine Bewegung. Erst
                              nachdem ich die Oeffnung so sehr habe verkleinern lassen, daß sie dem Durchschnitt
                              der feinsten Naͤhnadel gleicht, geraͤth der Wagen auf ganz ebenem
                              Boden in eine (durch Stellung der Vorderraͤder geleitete)
                              kreisfoͤrmige Bewegung. – Eine rotirende Dampfmaschine, welche ich
                              neuerdings von demselben Kuͤnstler und nach demselben Grundsaze habe
                              anfertigen lassen, bewegt sich mit Leichtigkeit, weil sie eine sehr geringe Friction
                              zu uͤberwinden hat, doch kann auch sie Nichts weiter effectuiren, als daß sie
                              sich selbst treibt.
                           Bei den gewoͤhnlichen Dampfmaschinen, welche in unserer Zeit so viel Epoche
                              machen, verhaͤlt sich die Sache anders. Erstens stroͤmt der Dampf,
                              wegen des Widerstandes, den er zu uͤberwaͤltigen hat, nicht mit
                              solcher Leichtigkeit und Schnelligkeit aus, so daß er also mehr Zeit hat sich zu
                              sammeln, und zweitens wirkt er nicht bloß mit einer Kraft, welche gleich ist seinem
                              Druk auf die Ausstroͤmungsoͤffnung, sondern diese Wirkung
                              vervielfaͤltigt sich so viel Mal, als die Flaͤche des Stempels, den er
                              treibt, groͤßer ist, als jene Ausstroͤmungsoͤffnung. Nehmen wir
                              an, daß die Ausstroͤmungsoͤffnung 1/4 Quadratfuß betraͤgt, und
                              daß der Druk des Dampfes auf diese Flaͤche gleich ist dem Druk von 1000 Pfund
                              (dieß waͤre ein doppelter Atmosphaͤrendruk, da die
                              atmosphaͤrische Luft auf 1 Quadratfuß ungefaͤhr mit der Kraft von 2000
                              Pfd. druͤkt); nehmen wir ferner an, daß der Stempel eine Flaͤche von 4
                              Quadratfuß darbietet, so wird der Dampf auf leztere mit der Kraft von 16,000 Pfd.
                              wirken.
                           Zum Schluß wollen wir noch einiger abenteuerlicher Ideen des Dr. Weinholz erwaͤhnen. Er spricht §. 119 von Dampf, dessen
                              Druk dem von 100, ja von 200 Atmosphaͤren gleichkommt, und von einer
                              Ausstroͤmungsoͤffnung von 1, ja von 4 Quadratfuß, wodurch allerdings
                              die berechnete Kraft von 1,600,000 Pfd. nach der bestimmten Richtung erreicht
                              wuͤrde. Aber hiezu waͤre mindestens ein Dampfkessel von der
                              Groͤße der Peterskirche in Rom noͤthig, mit
                              verhaͤltnißmaͤßig diken Waͤnden, – etwa von Platina, um
                              den unermeßlichen Druk gegen die ganze innere Flaͤche auszuhalten und nicht
                              zu schmelzen bei der ungeheuren Gluth, zu deren Hervorbringung die
                              Steinkohlenbergwerke von Newcastle sich erschoͤpfen muͤßten. Und der
                              ganze Apparat, von dem der Dampfkessel nur ein Theil ist, soll sich nicht bloß auf
                              gebahnter Straße fortbewegen, sondern pfeilschnell durch die Luft dahin fahren, und
                              große Gondeln mit Menschen und Waaren nach sich ziehen; denn die Luftschifffahrt ist
                              es ja hauptsaͤchlich, worauf der Erfinder es abgesehen hat. Meine Idee war
                              doch nur, als ich den vorhin erwaͤhnten Dampfwagen anfertigen ließ, daß es
                              vielleicht nicht unmoͤglich sey, bei stiller Luft einem auf die
                              gewoͤhnliche Art mit Wasserstoffgas gefuͤllten Ballon durch
                              ausstroͤmenden Dampf eine beliebige Horizontalrichtung zu geben.
                           Dr. Weinholz schlaͤgt auch vor, statt des
                              elastischen Wasserdampfes die aus verbrennendem Schießpulver sich entwikelnden Gase
                              als Bewegungsmittel zu benuzen. Bekanntlich dreht sich das Feuerrad und steigt die
                              Rakete durch das Ausstroͤmen dieser Gase; leztere hebt noch einen Stok mit in
                              die Luft, wodurch ihre Bahn geregelt wird. Soll nun aber anstatt dieses
                              duͤnnen Stoks eine Gondel mit Menschen in die Luft gehoben werden, so muß
                              auch die dazu noͤthige Rakete eine gewoͤhnliche eben so sehr an Dike
                              uͤbertreffen, als diese Last das Gewicht jenes Stokes uͤbertrifft; und
                              soll die Luftfahrt auch nur so viele Minuten dauern, als die gewoͤhnliche
                              Rakete Secunden steigt, so muß die anzuwendende Rakete sechszig Mal so lang seyn,
                              als jene; um eine Stunde zu brennen, muͤßte sie 3600 Mal so lang seyn. Den
                              Vortheil haͤtte man freilich, daß man sich nicht mit Pelzen fuͤr die
                              kalte Luftregion zu versehen brauchte, und die Astronomen wuͤrden alle bisher
                              beobachteten Kometen fuͤr Nichts achten gegen ein solches Meteor.
                           Dr. Weinholz will auch Geschosse von jeder beliebigen
                              Masse mit jeder gewuͤnschten Geschwindigkeit dadurch fortschleudern, daß er
                              sie aushoͤhlt und raketenartig mit Pulver fuͤllt. (Die englischen Brandraketen
                              stellen etwas Aehnliches dar, nur daß sie keine schweren Massen sind, und nicht
                              durch ihren Stoß, sondern durch ihr Feuer schaden.) Oder es soll, wie nach Weinholz's eigener Angabe schon Perkins vor mehreren Jahren vorgeschlagen hat, die
                              roͤhrenfoͤrmige Hoͤhlung des Geschosses eine Quantitaͤt
                              Wasser enthalten, und dann das ganze Geschoß erhizt werden, bis ein metallener
                              Pfropf schmilzt, das in Dampf verwandelte Wasser ausstroͤmt und dadurch das
                              Geschoß forttreibt. Hier findet also nicht einmal eine fortdauernde Entwikelung von
                              Dampf Statt.
                           Der Schluß des Buches erklaͤrt die Unreife der ganzen Idee, indem Weinholz sagt, es seyen kaum 18 Tage verstrichen, seitdem
                              er an das von ihm empfohlene Bewegungsmittel zuerst gedacht habe.
                           C. Kruͤckmann in
                              Guͤstrow.
                           
                        
                           Ueber Steinheil's
                              Kugelwaage.
                           Wir haben bereits im Polyt. Journale Bd. LIII. S.
                                 315 die Chemiker auf die von Hrn. Prof. Steinheil in Muͤnchen erfundene Praͤcisionswaage aufmerksam
                              gemacht. Das Neue und Eigenthuͤmliche dieser Waage ist, daß sie statt auf
                              Schneiden auf Kugeln geht und daß sie mit der mechanischen zugleich eine optische
                              Einrichtung verbindet.
                           Der Waagebalken ist aus rechtwinklich aufeinander geloͤthetem Stahlbleche
                              verfertigt. Ueber dem Ruͤken des Balkens schiebt sich ein Sattel, durch
                              welchen 2 Schrauben gehen, die in kleinen vollkommen polirten Kugeln von 0'''. 3
                              Durchmesser enden. An den Endpunkten des Balkens gehen von Unten Schrauben, die
                              ebenfalls in Kugeln von 0'''. 2 auslaufen. Leztere dienen den beiden Schalen als
                              Aufhaͤngpunkte; der Sattel mit seinen Kugelschrauben aber, durch kleine
                              Schlaͤge in die Mitte zwischen die Endkugeln gebracht, als Schwingachse der
                              Waage. Die 4 Kugelschrauben werden so gestellt, daß eine Ebene durch ihre
                              Mittelpunkte gelegt, zugleich durch den Schwerpunkt des Balkens geht. An lezterem
                              ist ist in der Mitte ein nach Unten gerichteter Spiegel angebracht, dessen Ende
                              parallel mit oben bezeichneter liegt.
                           Der Balken ruht auf Planglaͤsern, welche eine abgestuzte metallene vierseitige
                              Pyramide traͤgt. Diese ist auf einen mit Correctionsschrauben zum
                              Horizontalstellen versehenen Stativtisch angeschraubt, dem durch Kreuzbande
                              groͤßere Festigkeit gegeben ist.
                           Auf dem Stativtisch, im Innern der hohlen Pyramide, ist eine Scala befestigt, welche
                              im Spiegel des Waagebalkens durch ein Fernrohr sichtbar wird, das im Tische selbst
                              angebracht ist.
                           Man sieht also durch das Ocular des Fernrohrs die Schwingungen des Waagebalkens, als
                              bewegte sich die Scala hin und her.
                           Ein Spinnenfaden im Gesichtsfelde des Fernrohrs dient zur Ablesung der Scala, und
                              gibt somit die Aenderungen der Neigung des Balkens mir großer Genauigkeit. Ein Arm
                              von Metall, der an der Ruͤkseite der Pyramide festgeschraubt ist,
                              haͤlt zwei Schrauben von raschem und leichtem Gange, welche dazu dienen, den
                              Waagebalken von Oben herab zu sperren.
                           Die Waagschalen, bestehend aus flachen Stokuhr-Glaͤsern (von etwa 4
                              Zoll Durchmesser), in Messingringen gefaßt, sind in kleinen Nahmen
                              aufgehaͤngt. Diese Rahmen haben da, wo sie auf die Endkugeln aufgesezt
                              werden, kleine Hohlspiegelchen von glashartem Stahle, die aus demjenigen Punkte
                              geschliffen sind, in welchem die ganze Schwere der Schale haͤngt. Durch diese
                              Vorrichtung bilden die Hohlspiegelchen in dem Beruͤhrungspunkte an den
                              Endkugeln stets in aller Schaͤrfe horizontale Tangenten, auch waͤhrend
                              der Schwingungen der Waage. Dadurch ist erlangt, daß bei einer bestimmten Neigung
                              des Waagebalkens beide Arme der Waage vollkommen gleich lang werden, wenn sie es
                              urspruͤnglich auch nicht seyn sollten, und daß sich diese Laͤnge nicht
                              aͤndert, man mag das zu Waͤgende in die Mitte oder an den Rand der
                              Schale legen. Der Punkt, in welchem bei dieser Lage der Spinnfaden die Scala
                              abschneidet, ist der 0 Punkt der Waage. Ein Glaskasten schuͤzt das Instrument
                              vor Luftzug und Staub. Durch die beschriebene Einrichtung ist im Vergleich mit den
                              Schneidewaagen folgendes erlangt:
                           1) gibt es fuͤr die Kugelwaage stets eine Neigung, bei welcher die Arme gleich lang sind, daher
                              die Waͤgungen von dieser aus streng richtig werden. Bei der Schneidewaage
                              hingegen ist Gleicharmigkeit eine kaum zu uͤberwindende Schwierigkeit.
                           2) Sind die Kugeln viel leichter genau herzustellen, als Schneiden, daher solche
                              Waagen ceteris paribus viel wohlfeiler herzustellen
                              sind, als Schneidewaagen. Sie bilden uͤberdieß durch Abwikelung ihre
                              Drehungsachse ideal und vollkommen parallel, waͤhrend es zu den
                              unaufloͤslichen Aufgaben gehoͤrt, die drei Schneiden einer Waage
                              parallel zu legen.
                           3) Ist die Empfindlichkeit aus theoretischen Gruͤnden hier ein Maximum. Die
                              Waage ertraͤgt 1 Pfd. Belastung auf jeder Schale, und gibt dabei noch
                              sichtbaren Ausschlag fuͤr 1/500 Gran; sie laͤßt also den 3,840,000sten
                              Theil der Last noch erkennen. Die Waage des polytechnischen Cabinets in Wien, welche
                              GerstnerHandbuch der Mechanik Bd. I. S. 186. beschreibt, gibt den 768,000sten Theil, also fuͤnf Mal weniger als
                              obige. Die Gahn'sche Waage, welche Berzelius anwendet und beschreibt, die aber nicht auf Glas geht, sondern
                              auf Feuerstein, gibt den 2,100,000sten Th.
                           4) Endlich ist sie dauerhafter als die Schneidewaage, und laͤßt sich, wenn
                              etwa durch zu große Last die Elasticitaͤtsgraͤnze der Stoffe
                              uͤberschritten worden waͤre, durch Auspoliren selbst, ohne zerlegt zu
                              werden, in wenig Minuten wieder vollkommen herstellen. Die Schneidewaage aber ist in
                              diesem Falle sehr schwer und nur durch den Kuͤnstler selbst zu repariren.
                           Dagegen steht die Kugelwaage in ihrer gegenwaͤrtigen Form den besten
                              Schneidewaagen noch nach in Bezug auf Bequemlichkeit der
                                 Handhabung beim Waͤgen; denn es ist 1) das Hineinsehen in das
                              horizontal gerichtete Fernrohr muͤhsam und unbequem; 2) fordert die
                              Handhabung der Schrauben, welche den Balken sperren, besondere Uebung und mehr Zeit
                              als bei den jezigen Waagen.
                           Hr. Prof. Steinheil hat sich jedoch, wie Buchner im Repert. der Pharmacie Bd. IV. S. 117
                              berichtet, in der lezten Zeit bemuͤht, die geruͤgten
                              Unvollkommenheiten zu verbessern und seine Kugelwaage nicht nur hoͤchst
                              empfindlich und zuverlaͤssig, sondern auch moͤglichst bequem zu
                              machen. Durch Anbringung eines zweiten Spiegels ist nun der Vortheil gegeben, daß
                              das Perspectiv eine senkrechte Stellung erhalten konnte, so daß der vor der Waage
                              sizende Experimentator nur niederzubliken braucht, um jede kleinste. Schwingung
                              wahrzunehmen und mit moͤglichster Schaͤrfe zu bestimmen. Anstatt der
                              Schrauben oberhalb des Waagebalkens, um denselben zu sperren, was allerdings
                              unbequem war, befindet sich nun vorne neben dem Perspectiv eine Drehscheibe, so daß
                              es eben so wie bei jeder anderen Praͤcisions- oder Probirwaage
                              aͤußerst bequem ist, die Waage augenbliklich in Bewegung und in Ruhe zu
                              versezen. Nach diesen Verbesserungen, die leicht anzubringen waren, laͤßt nun
                              Steinheil's Kugelwaage kaum etwas mehr zu
                              wuͤnschen uͤbrig.
                           
                        
                           Ueber das Abziehen der Rasirmesser
                           enthaͤlt der Bulletin de la Société
                                 d'encouragement in seinem neuesten Septemberhefte eine von Hrn. Mérimée verfaßte Notiz, aus der wir
                              Folgendes entnehmen. „Die Ankuͤndigungen von Compositionen, womit
                                 man den Rasirmessern schnell eine scharfe Schneide zu geben im Stande ist,
                                 wiederholen sich taͤglich, so daß eine Sammlung aller dieser
                                 Praͤparate gewiß schon einen bedeutenden Umfang einnehmen wuͤrde.
                                 Untersucht man dieselben jedoch genauer, so wird man finden, daß die meisten
                                 einander aͤhnlich sind, und daß das, was heute als neu ausgerufen wird,
                                 bereits fruͤher schon oͤfter zu Tage gebracht worden ist. Jede
                                 Substanz, die geeignet war den Stahl abzureiben und zu poliren, konnte zum
                                 Abziehen der Rasirmesser benuzt werden; keine der hiezu verwendeten Stoffe
                                 konnte jedoch etwas leisten, ausgenommen in den Haͤnden derer, die die
                                 Messer gehoͤrig abzuziehen verstanden. Man ging bei der Zusammensezung
                                 aller dieser Compositionen von der Idee aus, daß man mit ihnen einen geringeren
                                 Grad der Wirkung der Wezschiefer oder Abziehsteine hervorbringen muͤsse,
                                 und uͤberzog daher die eine Seite des Streichleders mit einer Masse, in
                                 der den Stahl angreifende Pulver enthalten waren, waͤhrend man die andere
                                 Seite frei ließ oder auch mit Polirroth uͤberzog. Dieses Verfahren ist sehr
                                 rationell, obwohl nicht vergessen werden darf, daß es nicht immer noͤthig
                                 ist, die Raͤnder der Schneide eines Rasirmessers abzureiben, um dieses
                                 abzuziehen. Denn es genuͤgt nicht selten ein Rasirmesser auf der flachen
                                 Hand hin und her zu streichen, um ihm seine fruͤhere Schaͤrfe zu
                                 geben. Daß aber bei einer so gelinden Reibung so wenig ein Abschleifen Statt
                                 finden koͤnne, wie bei jenem Abziehen der Messer, welches die
                                 Korkfabrikanten nach dem jedesmaligen Gebrauche auf einem Stuͤke weißen
                                 reinen Holzes vornehmen, erhellt von selbst; die Reibung hat hier vielmehr
                                 keinen anderen Zwek als den, die Schneide wieder gerade zu richten oder deren
                                 saͤmmtliche Zaͤhne in eine und dieselbe Flaͤche zu bringen.
                                 Wenn man naͤmlich die Schneide eines noch so gut polirten Rasirmessers
                                 unter ein gutes Mikroskop bringt, so wird man deutlich parallele durch die
                                 Reibung auf dem Leder erzeugte Streifen bemerken, und finden, daß diese
                                 Streifen, indem sie sich bis zur Schneide fortpflanzen, aus dieser nothwendig
                                 eine Saͤge machen. Die Zahne dieser Saͤge erscheinen jedoch nicht
                                 gleichmaͤßig, wie sie an unseren gewoͤhnlichen Saͤgen zu
                                 seyn pflegen; sie sind vielmehr an Hoͤhe und Breite ungleich. Wenn daher
                                 die Basis dieser Zaͤhne so schwach ist, daß sie diese nicht in ihrer
                                 Richtung zu erhalten vermag, so werden die Zaͤhne bei dem geringsten
                                 Widerstande des Bartes aus dieser ihrer Richtung kommen, und in der schiefen
                                 Stellung, in die sie gelangen, die Haare nicht mehr durchschneiden
                                 koͤnnen, sondern ein schmerzliches Zerren an denselben erzeugen
                                 muͤssen. Wenn man sich eines von einem geschikten Messerschmiede
                                 abgezogenen Rasirmessers zum ersten Male bedient, so schneidet es in der Regel
                                 jedes Mal gut; es ist dann die Schuld dessen, der sich seiner bedient, wenn er
                                 es nicht in diesem Zustande erhaͤlt. Leider gibt es aber wenige Personen,
                                 die ein Rasirmesser gehoͤrig abzuziehen, oder auch nur sich seiner zu
                                 bedienen verstehen, ohne es in kuͤrzester Zeit dienstuntauglich zu
                                 machen. Die einen schaben oder krazen den Bart hinweg; die anderen sezen das
                                 Messer auf aͤhnliche Weise, wie der Zimmermann seinen Hobel an: d.h. sie
                                 bewegen es in senkrechter Richtung gegen die Flaͤche seiner Schneide
                                 vorwaͤrts, wodurch die Haare schief durchschnitten werden,
                                 waͤhrend sie rein durchgeschnitten werden muͤssen, indem das
                                 Rasirmesser nach Art einer Saͤge schneiden muß. Wenn nun zum Behufe des
                                 Abziehens die Seitenraͤnder der Schneide nicht immer abgeschliffen zu
                                 werden brauchen; wenn es vielmehr genuͤgt die Zaͤhne in eine und
                                 dieselbe Flaͤche zu bringen, so ist ein weiches Leder, in welches sich
                                 die Schneide so eindruͤkt, daß sie bald nach der einen, bald nach der
                                 anderen Seite umgebogen wird, nicht das passendste Abziehinstrument; allein je
                                 weniger nachgiebig dieses Instrument ist, um so milder muß dafuͤr die
                                 Composition seyn, womit man dasselbe uͤberzieht. Ich bediene mich
                                 gegenwaͤrtig nur hoͤlzerner Abziehinstrumente, auf welche ich
                                 Polirroth, Eisenglanz oder Schmirgel von hoͤchster Feinheit auftrage. Ich
                                 gebe auf diese Weise selbst Messern von mittelmaͤßiger Guͤte eine
                                 gute Schneide, deren Raͤnder vollkommen polirt sind. Der sogenannte Faden
                                 eines Rasirmessers wird durch die langen Zaͤhne, deren Basis zu schwach
                                 ist, als daß sie sie in der Stellung der uͤbrigen Zaͤhne zu
                                 erhalten vermoͤchte, hervorgebracht. Einige Zuͤge auf dem
                                 Streichsteine genuͤgen, um ihn zu befestigen; dazu gehoͤrt aber
                                 eine Gewandtheit, die nicht ein Mal allen Messerschmieden eigen ist. Ich finde
                                 hiezu am geeignetsten eine matte Glasplatte, bei deren Anwendung keine besondere
                                 Geschiklichkeit noͤthig ist, und auf welche ich etwas Polirroth oder
                                 feinstes Schmirgelpulver mit Oehl oder Wasser bringe. Mit Huͤlfe dieses
                                 Glases kann man den Faden und selbst kleine Scharten in kurzer Zeit so
                                 beseitigen, daß man die Messer nie auf den Schleifstein zu bringen braucht. Noch
                                 muß ich bemerken, daß man in Amerika zum Abziehen der Rasirmesser neuerlich
                                 einen Cylinder aus gehaͤrtetem Stahle, der der Laͤnge nach so mit
                                 Schmirgel polirt worden ist, daß aͤußerst feine Laͤngenstreifen
                                 darauf zuruͤkblieben, anwendet. Auf diesem Cylinder soll man, nachdem man
                                 etwas Strohasche mit Wasser auf ihn aufgetragen, die Messer abziehen, indem man
                                 ihnen eine schwache Bewegung im Kreise mittheilt.“
                              
                           
                        
                           Ueber die Verbrennung des Zinks.
                           Hr. Sementini hat die Beobachtung gemacht, daß wenn Zink
                              bei der Rothgluͤhhize geschmolzen und dann der Tiegel aus dem Feuer genommen
                              wird, es so lange fortfaͤhrt zu verbrennen, als noch Metall uͤbrig
                              ist, vorausgesezt, daß man es bestaͤndig umruͤhrt und das Oxyd in dem Maaße beseitigt, als
                              es sich bildet. Es ist merkwuͤrdig anzusehen, wie diese Verbrennung bei
                              großen Massen lange fortdauert, ohne daß eine andere Hize hinzukommt, als diejenige,
                              welche das Metall selbst entbindet. Es entsteht hiebei ein graues Oxyd, das andere
                              Eigenschaften besizt, als das gewoͤhnliche Oxyd: sein specifisches Gewicht
                              ist viel groͤßer und es zieht an der Luft keine Kohlensaͤure an. (Philosoph. Magazine.)
                           
                        
                           Ueber die Wiedergewinnung des Indigo aus den damit
                              gefaͤrbten Substanzen.
                           Folgende Modification des gewoͤhnlichen Verfahrens, wonach sich der Indigo aus
                              den damit gefaͤrbten Substanzen wieder gewinnen laͤßt, wurde in
                              Frankreich patentirt. Man loͤst die Wolle oder die sonstige mit Indigo
                              gefaͤrbte Substanz in Kali- oder Natronlauge auf, welche mit Kalk
                              aͤzend gemacht worden ist, und erleichtert diese Aufloͤsung mit
                              Beihuͤlfe der Waͤrme. Ist die Aufloͤsung vollkommen erfolgt, so
                              seiht man sie durch ein Sieb, um alle zufaͤllig darin enthaltenen
                              fremdartigen Substanzen daraus abzuscheiden, und gießt sie dann in barchetne
                              Filtrirsaͤke, deren rauhe Seite nach Innen gekehrt worden ist. Die zuerst
                              ablaufende Fluͤssigkeit enthaͤlt gewoͤhnlich etwas Indigo und
                              muß noch ein Mal aufgegossen werden. Der im Sake zuruͤkbleibende Indigo muß
                              durch Auswaschen gereinigt und dann getroknet werden. Die seifenartige
                              Fluͤssigkeit, welche durch Aufloͤsung der Wolle in Alkali entsteht,
                              kann zu verschiedenen Zweken verwendet werden. (Aus dem Journal des connaissances usuelles. December 1835.)
                           
                        
                           Einfache Methode die Verfaͤlschung von Saleppulver zu
                              erkennen.
                           Das Saleppulver wird nicht selten mit verschiedenen Substanzen verfaͤlscht,
                              deren Daseyn man jedoch aus folgendem Verhalten des reinen unverfaͤlschten
                              Saleps erkennen duͤrfte. Wenn man eine Aufloͤsung von 1/3 Quentchen
                              Salep in 4 Unzen destillirten Wassers mit einem halben Quentchen calcinirter
                              Bittererde versezt, so bekommt die ganze Masse nach Verlauf einiger Stunden die
                              Consistenz einer steifen Gallerte, die sie auch lange Zeit beibehaͤlt, ohne
                              eine Veraͤnderung zu erleiden. 2/3 Quentchen Salep mit 5 Unzen Wasser und 1/2
                              Quentchen Bittererde geben eine Masse von außerordentlicher Haͤrte.
                              Wiederholt man denselben Versuch mit Eiweiß, Traganthgummi, arabischem Gummi,
                              Staͤrkmehl, Haufenblase und anderen dem Salep aͤhnlichen Substanzen,
                              so findet durchaus keine solche Erscheinung Statt. Eben so wenig zeigt sich
                              dieselbe, wenn man weißen Thon oder Aezkalk statt der Bittererde anwendet, so daß
                              sie auf einer besonderen Wirkung der Bittererde auf die Salepsubstanz zu beruhen
                              scheint. (Aus dem Journal des connaissances usuelles.
                              December 1835.)
                           
                        
                           Ueber die Fabrikation jener Zuͤndhoͤlzchen, die
                              sich beim Abbrechen entzuͤnden.
                           Man verkauft seit einiger Zeit Zuͤndhoͤlzchen, welche sich
                              entzuͤnden, wenn man sie abbricht, und die hauptsaͤchlich zum
                              Anzuͤnden von Cigarren bestimmt sind. Diese Zuͤndhoͤlzchen, die
                              jedoch von der Polizei in Paris wegen ihrer Feuergefaͤhrlichkeit verboten
                              worden sind, werden auf folgende Weise verfertigt. Man befestigt entweder auf einem
                              mit Wachs uͤberzogenen Dochte oder auf einer gehoͤrig zubereiteten
                              papiernen Roͤhre mittelst Wachs ein kleines, glaͤsernes, an dem einen
                              Ende verschlossenes Haarroͤhrchen, und taucht dessen offen gebliebenes Ende
                              in Schwefelsaͤure, welche dann in dem Roͤhrchen emporsteigt. Das mit
                              Schwefelsaͤure gefuͤllte Roͤhrchen verschließt man hierauf mit
                              Wachs, und wenn das Roͤhrchen selbst troken geworden ist, so taucht man es in
                              eine Composition, die man wie die gewoͤhnliche
                              Zuͤndhoͤlzchenmasse mit chlorsaurem Kali etc. bereitet. So wie das
                              Roͤhrchen abgebrochen wird, entzuͤndet die ausfließende
                              Schwefelsaͤure die Composition, von der sich dann die Entzuͤndung
                              weiter fortpflanzt. (Aus dem Journal des connaissances
                                 usuelles. December 1835.)
                           
                        
                           
                           Wasserdichte Kautschuk-Stiefelwichse.
                           Trommsdorf gibt folgende Vorschrift hiezu: Man nimmt 2
                              Loth feinzerschnittenes Kautschuk, schmilzt es in einem glasirten Gefaͤße
                              uͤber sehr gelindem Kohlenfeuer, sezt einen kleinen Eßloͤffel voll
                              Leinoͤhlfirniß zu und ruͤhrt bestaͤndig um. Alle 5 Minuten sezt
                              man eine gleiche Menge Leinoͤhlfirniß zu, bis eine gleichmaͤßige
                              fluͤssige Masse entstanden ist, jedoch im Ganzen nicht uͤber 6 Loth.
                              Hierauf nimmt man sie vom Feuer, ruͤhrt noch ein Loth Fischthran und eben so
                              viel Terpenthinoͤhl zu. Diese Wichse macht das Leder wasserdicht und
                              erhaͤlt es sehr geschmeidig.
                           
                        
                           Tabelle uͤber den Gehalt der fluͤssigen
                              Essigsaͤure an wasserfreier Saͤure; von A. Van
                                 der Torn.
                           Folgende Tabelle enthaͤlt die Menge wasserfreier Essigsaͤure, welche
                              jedem specifischen Gewichte der wasserhaltigen Essigsaͤure entspricht.
                           
                              
                                  Wasserfreie   Saͤure
                                    in 100 Theilen auch Gewicht.
                                 Dichtigkeit bei 12° R.
                                  Wasserfreie   Saͤure
                                    in 100 Theilen auch Gewicht.
                                 Dichtigkeit bei 12° R.
                                  Wasserfreie   Saͤure
                                    in 100 Theilen auch Gewicht.
                                 Dichtigkeit bei 12° R.
                                 
                              
                                         0
                                   1,000
                                       29
                                     1,0
                                       58
                                   1,0740
                                 
                              
                                         1
                                   1,0019
                                       30
                                     1,0
                                       59
                                   1,0745
                                 
                              
                                         2
                                   1,0037
                                       31
                                     1,0
                                       60
                                   1,0749
                                 
                              
                                         3
                                   1,0055
                                       32
                                     1,0
                                       61
                                   1,0753
                                 
                              
                                         4
                                   1,0072
                                       33
                                     1,0
                                       62
                                   1,0756
                                 
                              
                                         5
                                   1,0089
                                       34
                                     1,0
                                       63
                                   1,0759
                                 
                              
                                         6
                                   1,0107
                                       35
                                     1,0
                                       64
                                   1,0762
                                 
                              
                                         7
                                   1,0124
                                       36
                                     1,0
                                       65
                                   1,0764
                                 
                              
                                         8
                                   1,0141
                                       37
                                     1,0
                                       66
                                   1,0765
                                 
                              
                                         9
                                   1,0159
                                       38
                                     1,0
                                       67
                                   1,0766
                                 
                              
                                       10
                                   1,0177
                                       39
                                     1,0
                                       68
                                   1,0766
                                 
                              
                                       11
                                   1,0194
                                       40
                                     1,0
                                       69
                                   1,0766
                                 
                              
                                       12
                                   1,0211
                                       41
                                     1,0
                                       70
                                   1,0765
                                 
                              
                                       13
                                   1,0228
                                       42
                                     1,0
                                       71
                                   1,0763
                                 
                              
                                       14
                                   1,0245
                                       43
                                     1,0
                                       72
                                   1,0759
                                 
                              
                                       15
                                   1,0261
                                       44
                                     1,0
                                       73
                                   1,0754
                                 
                              
                                       16
                                   1,0277
                                       45
                                     1,0
                                       74
                                   1,0748
                                 
                              
                                       17
                                   1,0293
                                       46
                                     1,0
                                       75
                                   1,0741
                                 
                              
                                       18
                                   1,0310
                                       47
                                     1,0
                                       76
                                   1,0732
                                 
                              
                                       19
                                   1,0326
                                       48
                                     1,0
                                       77
                                   1,0722
                                 
                              
                                       20
                                   1,0342
                                       49
                                     1,0
                                       78
                                   1,0710
                                 
                              
                                       21
                                   1,0358
                                       50
                                     1,0
                                       79
                                   1,0696
                                 
                              
                                       22
                                   1,0373
                                       51
                                     1,0
                                       80
                                   1,0681
                                 
                              
                                       23
                                   1,0389
                                       52
                                     1,0
                                       81
                                   1,0664
                                 
                              
                                       24
                                   1,0404
                                       53
                                     1,0
                                       82
                                   1,0646
                                 
                              
                                       25
                                   1,0419
                                       54
                                     1,0
                                       83
                                   1,0626
                                 
                              
                                       26
                                   1,0433
                                       55
                                     1,0
                                       84
                                   1,0603
                                 
                              
                                       27
                                   1,0447
                                       56
                                     1,0
                                       85
                                   1,0574
                                 
                              
                                       28
                                   1,0460
                                       57
                                     1,0
                                       85,11
                                   1,0570
                                 
                              
                           (Report of the 4. meeting of the brit.
                                 association.)
                           
                        
                           Vorschriften zur Bereitung von Tinte zum Schreiben.
                           Das Journal des connaissances usuelles gibt in seinem
                              Decemberhefte folgende zwei Vorschriften zur Bereitung einer guten Tinte. –
                              1) Recept der Hunt'schen Tinte. Man mengt 8 Pfd.
                              Gallaͤpfel oder Kokelskoͤrner, 4 Pfd.
                           
                           Campescheholz, 3 Pfd. arabischen Gummi, 4 Pfd. Eisenvitriol, 1 Pfd. Kupfervitriol, 1
                              Pfd. Candiszuker, 2 Unzen Salmiak, 16 Pinten destillirten Wassers und 1/2 Pinte
                              Weingeist unter einander, laͤßt das Ganze 48 Stunden lang in der
                              Waͤrme maceriren, und zieht dann, nachdem man es noch 10 Tage stehen ließ,
                              die Fluͤssigkeit ab. – 2) Vorschrift eines Hrn. C. B. L. Man siedet
                              1/4 Kilogr. (1/8 Pfd.) sehr klein geschnittenes Campescheholz eine halbe Stunde lang
                              mit 2 Liter Wasser und sezt nach viertelstuͤndigem Sieden eine Unze
                              arabischen Gummi zu, der in drei Eßloͤffel voll Wasser aufgeloͤst
                              worden ist, und eine Unze gepuͤlverten roͤmischen Alaun. Nachdem das
                              Sieden noch eine Viertelstunde lang fortgesezt worden ist, seiht man das Ganze
                              durch, und bringt es in ein Gefaͤß, auf dessen Boden man vorher ein
                              linsengroßes, mit arabischem Gummi uͤberzogenes Kuͤgelchen
                              Queksilberoxyd fallen ließ. Die Fluͤssigkeit dient, nachdem sie
                              abgekuͤhlt ist, als Tinte, welche durchaus nicht schimmelt, und auch die
                              metallenen Schreibfedern nur wenig angreift. Die Tinte laͤßt sich ferner in
                              dem Maaße, als sie verdunstet, sehr gut mit Wasser auffuͤllen.
                           
                        
                           Oriot's wurmwidriger Theer zum Schuze von Schiffen und
                              allen Arten von Holz.
                           Hr. Dr. Oriot in Duͤnkirchen hat eine Art von
                              Theer erfunden, der nicht nur die Eigenschaften des gewoͤhnlichen Theeres
                              besizt, sondern das Holz der Schiffe sowohl als anderes Holzwerk so sehr gegen
                              Faͤulniß und gegen die Angriffe der Wuͤrmer schuͤzt, daß er den
                              Kupferbeschlag der Schiffe zu ersezen im Stande ist. Seine Haͤrte und seine
                              Glaͤtte verhindern das nachtheilige Ansezen von Seegewaͤchsen; er
                              bekommt nicht leicht Spruͤnge, da er wegen seiner Elasticitaͤt
                              saͤmmtlichen Bewegungen der Schiffe nachgibt, und also den Lauf der Schiffe
                              erleichtert. Seine Bereitungsart wird im Journal des
                                 connaissances usuelles, December 1835 folgender Maßen angegeben. Man
                              bereitet sich einen Absud der bittersten Pflanzen, wie z.B. von Wermuth,
                              Tausendguͤldenkraut, Wurmfaren, Enzian, Eberraute, Quassia u. dergl., indem
                              man diese Stoffe so lange mit einer hinlaͤnglichen Menge Leinoͤhl
                              kocht, bis sich keine Daͤmpfe mehr daraus entwikeln. Dieses bittere Oehl
                              verbindet man dann mit Schiffspech oder mit Theer, indem man es neuerdings bis zum
                              gehoͤrigen Grade damit kochen laͤßt. Die Masse laͤßt sich
                              weicher oder haͤrter machen, je nachdem man mehr oder weniger Schiffspech und
                              Theer anwendet, und je nachdem man mehr oder weniger von dem bitteren Oehle zusezt.
                              Ist die Mischung geschehen, oder wenn man den Theer zum Behufe des Auftragens auf
                              das Holz erhizt, so streut man noch etwas Aloëpulver darauf. Hat man nur
                              Theer angewendet und findet man ihn zu fluͤssig, so kann man ihm durch Zusaz
                              von Schwefelsaͤure mehr Festigkeit geben. – Nach den Versuchen, welche
                              vor den Behoͤrden in Ostende, wo die Gewaͤsser von Ungeziefer wimmeln,
                              angestellt wurden, hat sich ergeben, daß von drei Balken, die ein Jahr lang
                              eingeweicht gewesen, der eine, der ganz mit der neuen Composition uͤberzogen
                              worden ist, vollkommen gesund geblieben) daß der zweite, der nur an der einen Seite
                              uͤbertuͤncht worden, an dieser Seite gesund, an der anderen aber von
                              Wuͤrmern angefressen war; und daß der dritte endlich, der gar keine
                              Tuͤnche erhalten hatte, ganz zerfressen und so leicht wie Schwamm war.
                           
                        
                           Ueber die Wirkungsweise der Duͤnger.
                           Hr. Payen hielt in den vorjaͤhrigen Sizungen der
                              Société royale et centrale
                                 d'Agriculture in Paris Vortraͤge uͤber die Versuche, welche
                              er uͤber die Theorie der Duͤnger und deren Anwendung in der
                              Landwirtschaft angestellt. Er uͤberzeugte sich hiebei gleich fruͤheren
                              Beobachtern auf unbestreitbare Weise, daß die Schwaͤmmchen oder die
                              aufsaugenden Enden der Wurzelfasern, die Narben, die Samen, die nicht entfalteten
                              Bluͤthenknospen, und viele andere Pflanzentheile eine merkliche
                              Quantitaͤt einer stikstoffhaltigen Substanz enthalten, die auch an der ganzen
                              inneren Oberflaͤche der Gefaͤße und in dem Safte verbreitet ist. Er
                              schließt hieraus, daß der Stikstoff ein zur Ernaͤhrung der Pflanzen
                              noͤthiges Element ist, und daß die thierischen Substanzen, die ihnen diesen
                              Stoff liefern, nicht nur als Reizmittel fuͤr die Vegetation, sondern als
                              wirkliche Nahrungsstoffe fuͤr die Pflanzen zu betrachten sind. Uebrigens
                              faßte er die Resultate seiner Versuche folgender Maßen zusammen: 1) Die aus organischen
                              Substanzen bestehenden Duͤngerarten wirken um so besser, je langsamer ihre
                              freiwillige Zersezung von Statten geht, und je mehr sie der allmaͤhlichen
                              Entwikelung der Gewaͤchse entspricht. – 2) Die kraͤftigsten
                              Duͤngmittel eben so gut, als jene, welche wegen der Hartnaͤkigkeit,
                              mit der sie der Zersezung widerstehen, beinahe unwirksam sind, koͤnnen unter
                              diese guͤnstigen Umstaͤnde gebracht werden. – 3) Wenn man die
                              Duͤngmittel, deren Zersezung am raschesten von Statten geht, in den
                              geeignetsten Zustand versezt, kann man deren Wirkung um das Vier- und
                              Sechsfache erhoͤhen. – 4) Das Muskelfleisch, das Blut, die
                              verschiedenen thierischen Abfaͤlle, so wie die verschiedenen Arten von Mist,
                              die man ehemals solche Veraͤnderungen eingehen ließ, daß 5/10 bis 9/10 ihrer
                              Producte verloren gingen, koͤnnen gegenwaͤrtig ohne allen solchen
                              Verlust benuzt werden. – 5) Die troknende und desinficirende Wirkung der
                              Kohlen kann zur Aufbewahrung der leicht zersezbaren Substanzen und zur
                              Loͤsung von Aufgaben benuzt werden, die fuͤr die
                              Sanitaͤtspolizei von hoͤchster Wichtigkeit sind. – 6)
                              Verschiedene organische Substanzen, die in sehr geringer Menge in Wasser
                              aufgeloͤst oder darin schwebend erhalten sind, koͤnnen, in reichlicher
                              Menge zur Bewaͤsserung benuzt, die ausgezeichnetsten Wirkungen auf die
                              Vegetation hervorbringen. – 7) Die Duͤngmittel, deren faule
                              Ausduͤnstungen nicht gehoͤrig gemildert sind, koͤnnen zum Theil
                              ohne Assimilation in die Pflanzen uͤbergehen, so daß deren Geruch darin
                              bemerkbar bleibt. Ein directer Versuch beweist uͤberdieß, daß gewisse
                              Riechstoffe auf diese Weise selbst bis in das Muskelfleisch jener Thiere gelangen
                              koͤnnen, die man mit Pflanzen, welche mit gewissen Duͤngmitteln
                              geduͤngt worden, fuͤtterte. Diesen Nachtheilen laͤßt sich durch
                              die angedeuteten Mittel abhelfen. – 8) Die auffallendsten Anomalien in der
                              Anwendung der Knochen als Duͤnger lassen sich vollkommen erklaͤren und
                              passen in die allgemeine Theorie. – 9) In Hinsicht auf den Widerstand, den
                              die Knochen in verschiedenem Zustande gegen die Zersezung leisten, laͤßt sich
                              folgende Ordnung aufstellen: die ganzen, unzerkleinerten, mit Fett durchdrungenen
                              Knochen; die feucht aufbewahrten Knochen, in denen das Fett isolirt geblieben; die
                              Knochen, denen eine immer groͤßere und groͤßere Quantitaͤt Fett
                              entzogen worden; die Knochen, in denen das Fasergewebe durch Temperatur und Wasser
                              veraͤndert worden; dieselben Knochen, denen durch Auswaschen groͤßere
                              Portionen Gallerte entzogen worden ist. Die Knochen sind um so weniger wirksam, je
                              weniger sie hievon enthalten; bei einem Gehalte von weniger als 1/1000 sind sie
                              beinahe unwirksam; obschon sie selbst in diesem Zustande noch so viel im Feuer
                              veraͤnderlicher Substanzen enthalten, daß sie bei der Calcination in
                              verschlossenen Gefaͤßen stark geschwaͤrzt werden. Diese leztere
                              Erscheinung ruͤhrt uͤbrigens hauptsaͤchlich von der Zersezung
                              einer unaufloͤslichen und als Duͤnger unwirksamen Kalkseife her.
                              – 10) Die matten, sehr poroͤsen, pulverfoͤrmigen, mit
                              aufloͤslichen organischen Substanzen gesaͤttigten Kohlen wirken sehr
                              nuͤzlich: und zwar zuvoͤrderst dadurch, daß sie die freiwillige
                              Zersezung langsamer und auf eine der absorbirenden Kraft der Pflanzen mehr
                              entsprechende Weise von Statten gehen machen; ferner aber auch dadurch, daß sie die
                              Gase verdichten, und sie unter dem Einflusse der Temperatur, des Drukes und der
                              Feuchtigkeit an die Pflanzen abgeben; endlich aber auch dadurch, daß sie die
                              Sonnenstrahlen absorbiren und an den Boden uͤbertragen. – Diese von
                              Hrn. Payen aufgestellten Schlußfolgerungen gaben zu
                              langen Eroͤrterungen von Seite mehrerer Mitglieder Anlaß, aus denen wir in
                              Kuͤrze Folgendes entnehmen. Auf die von zwei Mitgliedern geaͤußerte
                              Ansicht, daß der Geruch der Duͤngstoffe nur dann manchmal in die
                              Gewaͤchse uͤbergehe, wenn diese auf die Pflanzen selbst ausgegossen
                              oder ausgestreut werden; daß diese Wirkung hingegen nicht merklich sey, wenn man die
                              Duͤngstoffe in die Furchen oder in die zwischen den Pflanzen gelassenen
                              Zwischenraͤume bringt, antwortet Hr. Payen durch
                              seine Versuche, und durch die von mehreren Mitgliedern unterstuͤzten, von
                              anderen hingegen bestrittenen Bemerkungen, daß Heu von Wiesen, die mit Kothpulver
                              bestreut wurden, einen so uͤblen Geruch bekam, daß es die Pferde nur mit
                              Widerwillen fraßen; daß Spinat und Ruͤben, welche mit Pariserkoth
                              geduͤngt wurden, einen schlechten Geschmak zeigten, und daß Reben und
                              Tabakpflanzen bekanntlich dem Einflusse des Duͤngers in Hinsicht auf Arom und
                              Geschmak in hohem Grade unterliegen. Wenn man je einwenden will, daß in vielen
                              Gegenden, und namentlich in der Schweiz und in Deutschland, die Mistjauchen
                              regelmaͤßig und angeblich ohne Einwirkung auf den Geruch der Pflanzen auf
                              Felder und Wiesen ausgegossen werden, so darf hiebei doch nicht vergessen werden, daß diese
                              Jauchen gegohrene Fluͤssigkeiten sind, die bereits einen großen Theil des
                              geschwefelten Wasserstoffgases und des schwefelwasserstoffsauren Ammoniums und
                              ebendadurch auch sehr an duͤngender Kraft verloren haben. Uebrigens gibt Hr.
                              Payen selbst zu, daß der uͤble Geruch der
                              Duͤngstoffe nicht in die Pflanzen uͤbergehen werde., sobald die Dosis
                              derselben die assimilirbaren Quantitaͤten, d.h. jene Quantitaͤten, die
                              die Pflanze so zu sagen verdauen, und veraͤndert in sich aufnehmen kann,
                              nicht uͤbersteigt. Die Behauptung, daß die Pflanzen nur solche Substanzen,
                              die zu ihrer Ernaͤhrung tauglich sind, aus dem Boden aufsaugen, die
                              uͤbrigen hingegen zuruͤkstoßen, widerlegte Hr. Payen leicht durch die vielen, zu allen Zeiten mit Pflanzen angestellten
                              Vergiftungsversuche. Auf die Frage, ob nicht zu befuͤrchten stehe, daß die
                              Duͤngkraft der animalisirten Kohle gleich jener der Duͤngererde
                              schnell und schon nach dem ersten Jahre erschoͤpft werde, antwortete er
                              damit, daß die Duͤngererde nur 2 bis 3 Fuͤnftel stikstoffhaltiger
                              Substanz enthalte, waͤhrend sich in der animalisirten Kohle 75 bis 80 Proc.
                              thierischer Stoffe befinden, die sich mit Kohlenpulver eingehuͤllt nur sehr
                              langsam zersezen. Ein Beweis fuͤr diese langsame Zersezung liegt seiner
                              Ansicht nach auch schon darin, daß die animalisirte Kohle ungeachtet ihres
                              außerordentlich großen Gehaltes an uͤbelriechenden Substanzen den
                              Gewaͤchsen doch nicht den mindesten uͤblen Geruch mittheilt. –
                              Hr. Chevreul machte den Einwurf, daß es um die Dosis des
                              Duͤngers bestimmen zu koͤnnen, den die mit Kohlenpulver
                              eingehuͤllten, der Faͤulniß unterworfenen Substanzen abgeben,
                              einerseits noͤthig waͤre die successiven Grade ihrer langsamen
                              Zersezung, und andererseits den Gang zu kennen, den die verschiedenen
                              Gewaͤchse in ihrer allmaͤhlichen Entwikelung befolgen. Auf diesen
                              Einwurf antwortete Hr. Payen, daß jede Pflanze aus dem
                              Boden oder der in denselben gebrachte Duͤnger je nach den verschiedenen
                              Epochen ihrer Vegetation, um so groͤßere Quantitaͤten Nahrungsstoffe
                              schoͤpfe, als ihr davon in einem unmittelbar aufsaugbaren Zustande dargeboten
                              wird; daß es unmoͤglich ist diese Quantitaͤten so abzuwaͤgen,
                              daß sie den unter verschiedenen Umstaͤnden wandelbaren Beduͤrfnissen
                              der Gewaͤchse entsprechen; und daß das Beste, was man in dieser Hinsicht thun
                              koͤnne, darin bestehe, daß man den Gewaͤchsen den Nahrungsstoff auf
                              eine solche Weise darbiete, daß dessen freiweilige Zersezung nur sehr langsam von
                              Statten gehe, und daß man es der Vegetationskraft der Pflanzen
                              uͤberlaͤßt, sich in dem Maaße ihres Bedarfes eine groͤßere
                              Quantitaͤt davon anzueignen. Diesen Bedingungen entspricht, wie Hr. Payen meint, die animalisirte Kohle am meisten. –
                              Hr. Loiseleur de Longchamp stellte die Frage, ob Hr. Payen den schaͤdlichen Einfluß erklaͤren
                              koͤnne, den die aus den Wurzeln der Pflanzen abgesonderten Stoffe auf die
                              Wurzeln von Pflanzen derselben Art ausuͤben, und dem man die Nothwendigkeit
                              im Wechsel der Pflanzen bei der Bebauung eines und desselben Bodens zuschreibe. Hr.
                              Payen aͤußerte in dieser Hinsicht, daß man
                              diese Thatsache, die er weder in Abrede stellen wolle noch erklaͤren
                              koͤnne, uͤbertrieben haben duͤrfte. Er wenigstens sah mehrere
                              Beispiele, daß man bei gehoͤriger Duͤngung mehrere Jahre dieselbe
                              Pflanze ohne Nachtheil auf demselben Boden bauen koͤnne; er erinnere sich
                              namentlich an ein Feld, welches seit 10 Jahren immer mit Runkelruͤben
                              bestellt war, ohne daß diese weniger Zuker geliefert haͤtten. Uebrigens hatte
                              er bis jezt noch nicht Gelegenheit die Existenz besonderer von den Wurzeln der
                              Pflanzen in den Boden abgeschiedener Excretionen zu entdeken, mit Ausnahme einer
                              waͤsserigen Ausduͤnstung, welche Statt findet, wenn der Boden sehr
                              troken ist. Aus einigen Beobachtungen moͤchte er jedoch glauben, daß die
                              getrennten Wurzeln einiger abgestorbenen Pflanzen einen Ueberschuß an Stoffen, die
                              der Vegetation nachtheilig werden koͤnnten, enthalten duͤrften; als
                              Beispiel hiefuͤr erwaͤhnte er den Gerbestoff in den Rosaceen. –
                              Hr. Payen wird seine Beobachtungen, deren Resultate wir
                              seiner Zeit gleichfalls andeuten werden, weiter fortsezen. (Aus dem Recueil industriel.)