| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 59, Jahrgang 1836, Nr. LXXII., S. 469 | 
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                        LXXII.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Neuer Versuch mit Raͤdern, die ihre Eisenbahn vor sich
                              legen.
                           Hr. Marechal in Bruͤssel hat in neuester Zeit den
                              schon oͤfter gemachten Versuch Raͤder in Anwendung zu bringen, welche
                              ihre Eisenbahn mit sich fuͤhren und vor sich her legen, wiederholt. Der
                              Versuch wurde mit einem Schubkarren gemacht, den ein Mann mit 750 Pfund beladen eine
                              Streke weit mit großer Leichtigkeit fuͤhrte. Der Apparat soll leicht und
                              einfach seyn, und wie es scheint durch die Unebenheiten des Bodens nicht
                              beeintraͤchtigt werden. Man sagt, daß er sich eben so gut auf zwei-
                              und vierraͤderige Fuhrwerke anwenden lasse. (Aus den Times.)
                           
                        
                           Ueber die Windmuͤhlen des Hrn. Delamolère.
                           Die Société d'encouragement hatte im Jahre
                              1824 Hrn. Delamolère einen Preis von 4000 Fr.
                              fuͤr eine von ihm erfundene 8fluͤgelige Windmuͤhle, welche sich
                              nach jedem Winde orientiren, und auch auf einem Oekonomiegebaͤude angebracht
                              werden kann, zuerkannt. Diese Windmuͤhle, welche im Jahre 1825 im Bulletin der genannten Gesellschaft beschrieben ward, ist
                              nun keineswegs von den Winden zerstoͤrt worden, wie man faͤlschlich
                              aussprengte, sondern sie besteht noch fortwaͤhrend in Soulaire bei Chartres,
                              und hat in 10 Jahren keine andere Beschaͤdigung erlitten, als die
                              Abnuͤzung, die ein solcher Dienst nothwendig mit sich bringt. Hr. Graf de Mauny hat im Jahre 1830 einige Verbesserungen an dieser
                              Muͤhle angebracht, welche eine Regulirung der Kraft des auf die
                              Fluͤgel treffenden Windes bezweken, und welche auch so guten Erfolg hatten,
                              daß nach diesem Muster bereits mehrere Windmuͤhlen gebaut wurden. Eine
                              derselben besizt Hr. Guillard-Senainville in
                              Aucise; sie ist in einem großen Gemuͤsegarten, der durch Baͤume gegen
                              die heftigsten Winde geschuͤzt ist, auf einem kleinen
                              Oekonomiegebaͤude angebracht. Sie sezt vier Pumpen in Bewegung, die das zum
                              Gießen noͤthige Wasser aus einem Brunnen in vier Bassins von 47 Quadratmeter
                              Rauminhalt schaffen. Bedarf man ihrer hiezu nicht, so bewegt sie einen
                              Muͤhlstein von 74 Centimeter im Durchmesser mit den dazu gehoͤrigen
                              Beuteln, eine senkrechte und eine kreisrunde Saͤge zum Bretterschneiden, und
                              einen Schleifstein. Bei maͤßigem Winde mahlt die Muͤhle in 24 Stunden
                              41/2 Sester Getreide, sie besizt die Kraft von einem Pferde, wurde von einem
                              einfachen Dorfzimmermann erbaut, und widerstand ihrer scheinbaren Gebrechlichkeit
                              ungeachtet schon einige Jahre den heftigsten Winden. (Bulletin de la Société d'encouragement. Oktober 1835)
                           
                        
                           Heineken's Methode approximativ die Radien der Curven
                              ungleich convexer Linsen zu bestimmen.
                           Hr. N. S. Heineken gibt im London
                                 and Edinb. Philos. Journal, Sept. 1835, folgende Methode an, deren man sich
                              zur Bestimmung der Radien der Curven ungleich convexer Linsen bedienen kann, wenn
                              keine große Genauigkeit dabei erforderlich ist, und wenn die Radien nicht sehr groß
                              sind. Man erweiche das Ende einer schwarzen oder rothen Siegellakstange an einem
                              Kerzenlicht, hauche die Linse an, und druͤke das erweichte Siegellak darauf,
                              bis es kalt geworden ist. Das Siegellak nimmt auf diese Weise die Form der Linse an,
                              und gibt einen Spiegel, dessen Concavitaͤt der Convexitaͤt der Linse
                              entspricht, und der Glanz genug besizt, um das Bild eines Kerzenlichtes oder der
                              Sonne auf ein ihm gegenuͤber gehaltenes Kartenblatt oder auf ein Stuͤk
                              weißes Papier zu reflectiren. Die Entfernung zwischen dem Mittelpunkte dieses
                              Spiegels und dem auf diese Weise erzeugten Bilde wird dem halben Radius der Curve
                              der fraglichen Linse gleich seyn. Auf gleiche Weise laͤßt sich die Curvatur
                              der anderen Oberflaͤche der Linse finden. Ich fand diese Methode, sagt Hr.
                              Heineken, ganz gut zur Bestimmung der Radien der
                              Oberflaͤchen fuͤr Linsen von Teleskopen und Mikroskopen, auf welche sie bei der
                              Kuͤrze der Brennweiten besonders anwendbar ist. Man kann sich statt des
                              Siegellaks noch besser eines leicht fluͤssigen Metallgemisches bedienen; doch
                              kann hiebei wegen des hoͤheren zum Schmelzen erforderlichen Hizgrades
                              leichter eine Beschaͤdigung der Linse erfolgen. Dieses Metall soll man bei
                              der moͤglich geringsten Hize schmelzen, wenn es fluͤssig geworden auf
                              ein Stuͤk weißes Papier gießen, und nachdem es auf diesem an den
                              Raͤndern teigig zu werden beginnt, soll man die Linse darauf
                              druͤken.
                           
                        
                           Einiges uͤber Sicherheitsschloͤsser.
                           Das Journal des connaissances usuelles gibt, durch einen
                              neuerlich gluͤklich entdekten Fall von Einbruch veranlaßt, folgenden Rath, um
                              dem Erbrechen der Thuͤren so viel als moͤglich vorzubeugen. Man soll
                              naͤmlich an den Schloͤssern der Wohnungen eine Feder oder einen
                              Apparat anbringen, den man so stellen kann, daß er, wenn die Thuͤre von
                              jemand anderem als dem damit vertrauten geoͤffnet wird, an einem Drahte
                              zieht, welcher eine Gloke anzieht, die sich in der Wohnung des Portiers oder
                              Hausmeisters oder einer anderen im Hause wohnenden Partei befindet. Eine solche
                              Feder koͤnnte ober und unter dem Schlosse in dem Anschlage der Thuͤre
                              angebracht und dadurch in Bewegung gesezt werden, daß der Inhaber der Wohnung beim
                              Ausgehen eine kleine Mutterschraube nachlaͤßt, die er dann bei seiner
                              Ruͤkkehr wieder anziehen und so außer den Bereich des
                              Thuͤrfluͤgels bringen koͤnnte. Auch uͤber oder unter der
                              Thuͤre ließe sich die Feder unterbringen, und zwar auf eine solche Weise, daß
                              sie nur durch einen dem Inhaber der Wohnung bekannten Mechanismus in
                              Thaͤtigkeit gebracht werden kann. An Kauflaͤden duͤrften
                              einfache, mit Haken versehene Stangen, an denen Draͤhte, welche an eine Gloke
                              fuͤhren, angebracht sind, genuͤgen, um durch die geringste Bewegung
                              dieser Stangen Laͤrm hervorzubringen. Das angefuͤhrte Journal wollte
                              uͤbrigens nur auf diesen wichtigen Gegenstand aufmerksam machen, und
                              uͤberlaͤßt die technische Ausfuͤhrung den
                              Sachverstaͤndigen.
                           
                        
                           Ueber eine falsche Politur, welche hie und da dem Marmor
                                 gegeben wird.
                           Wir entnehmen aus einem groͤßeren Aufsaze, in welchem das Journal des connaissances usuelles uͤber das
                              Schleifen und Poliren der Marmore und anderer Steine mehreres bereits laͤngst
                              Bekanntes zusammenstellt, folgende Notiz: Ein mehr oder minder lang fortgeseztes
                              Reiben ist das einzige Mittel zur Erzielung einer guten Politur an den
                              Marmorplatten; man hat aber, um die hiezu erforderliche Zeit zu ersparen, nicht nur
                              auf Substanzen gedacht, welche das Poliren beschleunigen; sondern man hat sogar eine
                              falsche Politur erfunden, womit man dem Marmor, unmittelbar nachdem er zugerichtet
                              worden ist, einen schoͤnen Glanz geben kann. Die Sache besteht ganz einfach
                              darin, daß man das Polirpulver mit Alaun versezt, wodurch dann schnell eine Politur
                              erzeugt wird. Der Betrug laͤßt sich leicht entdeken, denn laͤßt man
                              einen Tropfen Wasser auf solchen Marmor fallen, so entsteht dadurch ein matter Flek.
                              Die Marmorplatten auf Commoden, Tischen etc. werden haͤufig nach dieser
                              betruͤgerischen Methode von den Steinmezen gepuzt, sie verlieren dann ihre
                              Politur nicht nur wenn sie naß werden, sondern sie werden auch an der Luft je nach
                              der Feuchtigkeit derselben in mehr oder minder kurzer Zeit matt, indem sich durch
                              chemische Einwirkung des Alauns auf den Kalk auf der Oberflaͤche des Marmors
                              Gyps und kohlensaures Kali mit Thonerde erzeugt. – Ein anderer minder
                              straͤflicher Betrug ist das Poliren des Marmors mit Wachspolitur; diesen
                              erkennt man leicht, wenn man den Marmor mit Weingeist abwaͤscht, wo er seine
                              Politur verliert.
                           
                        
                           Ueber die Anwendung des Torfs zum Puddeln des
                              Roheisens.
                           Man hat bereits in Lauchhammer Versuche uͤber diesen Gegenstand gemacht,
                              indessen nicht in genuͤgendem Umfange und mit nur unvollstaͤndiger
                              Mittheilung der Resultate. Kuͤrzlich ist nun der Gegenstand einer
                              naͤheren Pruͤfung in Frankreich unterworfen worden, und zwar, wie es
                              scheint, auf hoͤhere Anordnung. Der Ing. Bineau stattet in den Ann. des Mines, T. VII. p.
                              113–166, 241–294, einen sehr weitlaͤufigen Bericht uͤber
                              diese Versuche ab, von denen wir hier nur die allgemeinsten Resultate geben
                              koͤnnen, im Uebrigen aber auf das Original verweisen muͤssen.
                           Die Versuche wurden angestellt in Ichoux, und zwar nicht bloß in Bezug auf das
                              eigentliche Puddeln, sondern auch auf alle bei Herstellung des Rek- und
                              Schneideeisens, ja selbst des Blechs vorkommende Operationen. Zu allen Versuchen
                              wurde ein Torf angewendet, welcher, bloß an der Luft getroknet, noch 10 Proc. W., 13
                              Proc. Asche enthielt, uͤbrigens aber ganz außerordentlich leicht war, so daß
                              sein Gewicht kaum 7/10 des mittleren Gewichts anderer Torfarten betrug, die
                              gleichviel Asche enthalten. Der Torf war in cubische Ziegel von 5'' und 6''
                              Seitenlaͤnge geschnitten. Das zu den Puddelversuchen angewendete Eisen
                              bestand in zwei Arten etwas grauem, mit Holzkohle erschmolzenem Roheisen, der einen
                              in Gaͤnzen, der anderen in diken Platten von 2'' Dike, von denen eine in
                              einem Cupolofen mit Holzkohle umgeschmolzen und in duͤnnere, ins Weiße
                              ziehende Platten umgegossen war. In allen Versuchen wurde nicht ausschließlich Torf
                              gebrannt, sondern etwa 16 Proc. Fichtenholz. Dieser Holzzusaz wurde theils durch
                              fehlerhafte Construction des Feuerraums, theils durch die große specifische
                              Leichtigkeit des Torfs, theils endlich durch die schlechte Gewohnheit der Arbeiter,
                              nur in großen Zwischenraͤumen nachzulegen, veranlaßt. Das angewendete Holz
                              war vor 6 Monaten geschlagen, enthielt noch 30 Proc. Feuchtigkeit und hatte schon an
                              sich geringere Heizkraft als der Torf, daher dem Holze die guten Resultate nicht
                              zugeschrieben werden koͤnnen. Abgesehen von diesem Holzzusaze, wurden die
                              Versuche noch durch die zu großen Dimensionen der Torfziegel, welche das Nachlegen
                              weit langsamer, die jedesmalige Erkaͤltung also bedeutender machte; durch die
                              oben erwaͤhnte schlechte Gewohnheit der Arbeiter, wodurch theils die
                              Erkaͤltung verwehrt, theils viel Brennstoff durch Destillation verloren
                              wurde; endlich durch die zu geringe Capacitaͤt des Feuerraums
                              getruͤbt, und daher kam es, daß man, um denselben Zwek wie mit 1 Th.
                              Steinkohle zu erreichen, 2,58 Th. Torf brauchte, waͤhrend nach dem
                              Verhaͤltnisse der Hizkraft nur 2 Th. Torf haͤtten aufgewendet werden
                              sollen. Es muß jedoch bemerkt werden, daß eine directe Vergleichung mit dem
                              Steinkohlenbetriebe nicht moͤglich war, daher nur nach dem Mittel der auf
                              anderen Huͤtten erhaltenen Resultate geurtheilt wird. Troz dieser
                              Maͤngel waren die Resultate, was die Qualitaͤt der Producte, die Menge
                              des Abfalls u.s.w. betrifft, voͤllig befriedigend, und auch in Bezug auf die
                              Kosten stellte sich ein Gewinn gegen Holz heraus, sobald man naͤmlich die
                              vollstaͤndige Versorgung der Oefen mit Holz meint. Gegen geringere
                              Holzmengen, die in der unmittelbaren Naͤhe der Huͤtten sich finden,
                              stand dagegen der Torf im Nachtheil.
                           Der Berichterstatter glaubt nun auf den Grund dieser Versuche hin, den Torf zum
                              Puddeln uͤberall, wo es hinreichend ausgedehnte Torfgraͤbereien gibt
                              und der Preis gegen Steinkohlen und Holz in dem erforderlichen Verhaͤltnisse
                              steht, unter folgenden Einschraͤnkungen empfehlen zu koͤnnen:
                           Der Torf darf nicht unter mittlerer Guͤte seyn, nicht mehr als 15 Proc. Asche
                              enthalten, muß entweder von selbst oder, wo es der geringe Taglohn gestattet, durch
                              Schlagen und Pressen, die noͤthige Dichtigkeit besizen (so daß 100 C'. nicht
                              unter 250 Pfd. wiegen), und muß in Ziegel geformt seyn, die, des leichteren
                              Nachlegens wegen, auf 6'' Laͤnge nicht mehr als 4 □'' im
                              Querdurchschnitt halten. Es reicht hin, den Torf an der Luft auszutroknen, da er die
                              Feuchtigkeit seiner Natur nach weit weniger hartnaͤkig
                              zuruͤkhaͤlt als das Holz. Der Zug der hier in Betracht kommenden Oefen
                              ist eigentlich zu stark, als daß sich Asche auf der Sohle anhaͤufen und an
                              das Eisen anhaͤngen koͤnnte, was uͤbrigens nur beim
                              eigentlichen Puddeln etwas schaden koͤnnte, wenn die Asche viel schwefelsaure
                              und phosphorsaure Salze enthielte. Bei der Blechfabrikation kommen jedoch
                              oͤfters sehr schwach ziehende Oefen vor, und hier, wo das Anhaͤngen
                              der Asche nachtheilig seyn kann, muß man daher die am wenigsten erdige Theile
                              enthaltenden Torfarten verwenden. Die Oefen koͤnnen fuͤr Torf im
                              Allgemeinen ganz dieselben Dimensionen behalten wie fuͤr Steinkohlen; in
                              Bezug auf den Feuerungsraum ist jedoch Folgendes zu bemerken: Die freie
                              Oberflaͤche des Rostes, d.h. die Summe der Zwischenraͤume zwischen den
                              Roststaͤben muß dieselbe bleiben, wenn die Thaͤtigkeit des Ofens nicht
                              durch die zu große Menge unzersezt durchgehender Luft leiden soll; nur wo zu viel
                              Asche oder zu viel Feuchtigkeit im Torfe es noͤthig machen, kann eine
                              Vergroͤßerung Statt finden. Auch die ganze Oberflaͤche des Rostes und
                              die Capacitaͤt des Feuerraums muß je nach der Dichtigkeit des Torfs
                              vergroͤßert werden. Dabei darf jedoch die ganze Oberflaͤche des Rostes
                              nicht mehr als das Vierfache der freien Oberflaͤche uͤbersteigen. Der
                              Abstand des Rostes von der Feuerbruͤke muß sich ebenfalls nach dem Torfe
                              richten, bei leichterem groͤßer, bei schwererem geringer seyn. Bei Anwendung
                              dieser Vorsichtsregeln kann man von 2 Th. Torf denselben Effect erwarten wie von 1
                              Th. Steinkohle; in demselben Verhaͤltnisse stehen aber die Hizkraͤfte
                              beider Brennstoffe. – Im Uebrigen muß sich das Urtheil uͤber die
                              Anwendbarkeit des Torfs natuͤrlich nach den lokalen Verhaͤltnissen
                              richten. (Polyt. Centralblatt 1836, Nr. 6.)
                           
                        
                           Vorschrift zu Hunt's
                              Stiefelwichse.
                           Die beruͤhmte Hunt'sche Stiefelwichse, welche ihrem
                              Erfinder ein Vermoͤgen von beinahe 5 Millionen Gulden eintrug, wird im Großen
                              angeblich auf folgende Weise bereitet. Man mengt 60 englische Pfd. Beinschwarz, 7
                              Pfd. Kienruß, 5 Pfd. Frankfurter Schwaͤrze und 5 Pfd. Berliner-Blau
                              unter einander, und macht daraus durch allmaͤhlichen Zusaz von 12 Gallons
                              Essig einen diken Teig an. Lezteren verduͤnnt man dann mit 12 Gallons Bier,
                              in welchem man 40 Pfd. Melasse und Zuker und 1/2 Pfd. Potasche zergehen ließ.
                              Hierauf sezt man 6 Pinten Spermacetoͤhl und eine Pinte Branntwein, worin man
                              uͤber einem gelinden Feuer 2 Pfd. Wachs aufloͤste, zu, um endlich
                              unter gutem Umruͤhren allmaͤhlich noch 20 Pfd. Schwefelsaͤure
                              beizufuͤgen. Man laͤßt die Masse unter oͤfterem
                              Umruͤhren zwei Wochen lang ruhen, bevor man sie in den Handel bringt.
                              – Das Journal des connaissances usuelles
                              fuͤgt in seinem vorjaͤhrigen Novemberhefte dieser Vorschrift noch
                              folgende Bereitungsart einer anderen Wichse bei. 1) Man uͤbergießt Knochen
                              mit so viel Salzsaͤure als noͤthig ist, daß dadurch in 14 Tagen bei
                              gewoͤhnlicher Temperatur aller darin enthaltene phosphorsaure Kalk
                              aufgeloͤst wird. 2) Man gießt die Fluͤssigkeit ab, und dampft die
                              Haͤlfte derselben bis zur Syrupconsistenz ein, wo man dann beim
                              Abkuͤhlen eine bestimmte Quantitaͤt krystallisirten salzsauren Kalk
                              und fluͤssigen sauren phosphorsauren Kalk erhaͤlt. 3) Man vermengt die
                              nach den beiden ersten Operationen erhaltenen Fluͤssigkeiten so, daß das
                              Gemenge 15° an Beaumé's Araͤometer
                              zeigt. 4) Auf ein Kilogramm dieses Gemenges sezt man 180 Kilogr. thierische Kohle
                              zu, worauf man das Gemenge drei Tage lang umruͤhrt, und nach einigen Minuten
                              Ruhe abgießt. 5) Auf den hiebei bleibenden Ruͤkstand gießt man 25 Kilogr.
                              concentrirte Schwefelsaͤure, 10 Kilogr. Klauenfett, 4 Kilogr. Kienruß, und
                              diese Mischung laͤßt man unter taͤglich 3- bis 4maligem
                              Umruͤhren zwei Tage lang ruhen. 6) Auf diese Mischung gießt man die bei der
                              vierten Operation erhaltene Fluͤssigkeit, und 80 Kilogr. Melasse, so wie 2
                              Kilogr. Lavendelgeist. Nach ein Paar Tagen Ruhe ist die Wichse dann fertig.
                           
                        
                           Ueber die Verfertigung von Lettern aus Thon, Stuk etc. zu
                              Aufschriften fuͤr Haͤuser etc.
                           Die Lettern zu den großen Aufschriften, die man in groͤßeren Staͤdten
                              findet, wurden fruͤher aus Metall gegossen, gegenwaͤrtig hingegen
                              erzeugt man sie hauptsaͤchlich aus Thon, aus Stuk und aus verschiedenen
                              Kitten. Um sie aus Thon zu bereiten, nimmt man gewoͤhnlichen
                              Toͤpferthon und preßt ihn in entsprechende, zerlegbare, mit Oehl
                              ausgeschmierte Model. Die gepreßten Buchstaben werden, nachdem sie an der Luft
                              getroknet sind, im Ziegelofen gebrannt. – Will man sie aus Stuk verfertigen,
                              so soll man in einen aus einem Liter gesiebten Gyps bestehenden Haufen eine Grube
                              machen und in diese zwei Liter geloͤschten Kalk und einen Liter Marmorstaub
                              geben, worauf man dann dieses Gemenge mit einem Liter Wasser anruͤhrt, in
                              welchem zwei Blaͤtter flandrischer Leim in der Waͤrme
                              aufgeloͤst worden sind. Diese Composition wird gleichfalls in geoͤhlte
                              Model gegossen, und aus diesen nimmt man die Lettern heraus, nachdem sie an der Luft
                              oder in einer Trokenstube troken geworden sind und einen bedeutenden Grad von
                              Haͤrte erreicht haben. – Einen sehr guten, den Einfluͤssen der
                              Witterung widerstehenden Kitt, welcher zu gleichem Zweke und auch zum Ausbessern der aͤußeren
                              Verzierungen an Haͤusern und Monumenten verwendet werden kann, erhaͤlt
                              man, wenn man 16 Theile hoͤchst fein gepulvertes Glas, 2 Theile fettes Oehl
                              und 1 Theil Bleiglaͤtte zu einem diken Teige abknetet. – Zu bemerken
                              ist, daß zur Erleichterung der Befestigung obiger Lettern an den Mauern einige
                              kleine Loͤcher in denselben angebracht werden sollen, und daß dieß zu
                              geschehen hat, waͤhrend sich die Lettern noch feucht in den Modeln befinden.
                              Diese Loͤcher sind naͤmlich zur Aufnahme kleiner, zur Befestigung
                              dienender Zapfen bestimmt. – Das Journal des
                                 connaissances usuelles, aus welchem wir Obiges entlehnten, gibt bei dieser
                              Gelegenheit auch an, daß der Modellircement des Hrn. Beunat in Saarburg aus feinem Marmor- oder Granitpulver, Mehl,
                              Pfeifenthon und Leim, mit Wasser angemacht, besteht; und daß er dem Smith'schen Cemente, welcher aus Leinoͤhl,
                              Schiffpech, Kreidenpulver, Mehl und Leim zusammengesezt ist, beinahe vorzuziehen
                              seyn duͤrfte.
                           
                        
                           Dumoulin's alkalische Tinte.
                           Das Journal des connaissances usuelles gibt in seinem
                              neuesten Januarhefte folgende Vorschrift zur Bereitung der alkalischen Tinte, auf
                              welche Hr. Dumoulin ein Patent fuͤr 10 Jahre
                              erhielt. Man loͤst ein Pfund reines basisch kohlensaures Natron in
                              beilaͤufig 10 Pfd. siedenden Wassers auf; sezt hierauf 4 Unzen
                              gewoͤhnlichen reinen Harzes zu, und traͤgt in die siedende
                              Aufloͤsung in dem Maaße als sie sich aufloͤsen, bis auf 8 Pfd.
                              Wachsstuͤke ein, wobei man das Ganze gut umruͤhrt. Von der auf diese
                              Weise bereiteten Seife nimmt man eine Unze auf ein Pfund siedenden Wassers; und in
                              30 Pfund dieser Aufloͤsung traͤgt man, nachdem sie filtrirt und zum
                              Sieden gebracht worden ist, beilaͤufig zwei Pfund Gummilak und 1 1/2 Unzen
                              Hauserblase, welche mit einer Unze Kochsalz vermengt worden ist, ein. Waͤre
                              die Aufloͤsung nicht alkalisch genug, so kann man ihr zur Beschleunigung der
                              Aufloͤsung des Gummilaks noch ein Paar Quentchen desselben Natronsalzes oder
                              auch ein anderes basisches Natronsalz, wie z.B. Borax, zusezen. Diese
                              Aufloͤsung bildet die Basis der Tinte, welche man mit verschiedenen Arten von
                              Kohle schwarz faͤrben kann. Ein etwas grauliches Schwarz erhaͤlt man
                              durch Zusaz eines Pfundes Kohle von Weinranken, welche an der Luft verbrannt worden
                              sind; ein dunkles Schwarz mit 3 Unzen thierischer Kohle, welche man sich aus Wolle
                              oder Gallerte und nicht aus Knochen oder Elfenbein bereiten soll, indem leztere
                              wegen ihres starken Gehaltes an phosphorsaurer Kalkerde eine zu schwere Kohle geben;
                              ein glaͤnzendes Schwarz geben 1 1/2 Unzen Zukerkohle. Alle diese Kohlen reibt
                              man zusammen hoͤchst fein ab, wobei man ihnen zulezt, um der Mischung ein
                              etwas blaͤuliches Aussehen zu geben, eine geringe Quantitaͤt
                              Indigopulver zusezt. Dieses Pulver ruͤhrt man allmaͤhlich mit obiger
                              Fluͤssigkeit an; und wenn die alkalische Fluͤssigkeit hinreichend mit
                              Farbstoff versezt ist, so gießt man sie ab. Man erhaͤlt auf diese Weise eine
                              gute alkalische Tinte, welche nur wenig Bodensaz macht, und welche um so
                              schwaͤrzer seyn wird, je laͤnger die Kohlenpulver abgerieben werden.
                              Statt der Hausenblase und des Kochsalzes kann man auch eine gleiche
                              Quantitaͤt arabischen Gummi anwenden. Diese Tinte erleidet mit der Zeit an
                              der Luft keine Veraͤnderung; auch wird sie weder von Salpetersaͤure,
                              noch von Schwefelsaͤure (wenn diese so verduͤnnt ist, daß sie das
                              Papier nicht verkohlt), noch von Chlor, noch von Kali und Natron zerstoͤrt.
                              Um diese Komposition wohlfeiler zu machen, kann man sie auch mit
                              gewoͤhnlicher Tinte versezen, wo sie dann immer noch allen chemischen
                              Reagentien so widersteht, daß nicht wohl Faͤlschungen durch
                              Ausloͤschen der Tinte moͤglich sind.
                           
                        
                           Ueber die Maschinen-Flachsspinnerei in
                              Frankreich.
                           Die Société d'encouragement, schreibt das
                              Musée industriel in seinem ersten Bande S.
                              303, hat, den Erfindern und Technikern schon laͤngst als Leitstern und
                              Fuͤhrer dienend, denjenigen, welche sich der mechanischen Flachsspinnerei
                              widmeten, die wahre Bahn, auf der sie fortzuschreiten hatten, angewiesen. In der
                              Ueberzeugung, daß man seinen Zwek wohl kaum erreichen koͤnnte, bevor man
                              nicht eine vollkommen entsprechende mechanische Hechelmethode erfunden, hat sie in
                              ihrem Bulletin seit einigen Jahren einen Preis von 6000
                              Fr. fuͤr eine solche Erfindung ausgesprochen. Wenn auch dieser Zwek bis zur
                              Stunde noch nicht vollkommen erreicht ist, so sind ihm die HH. Schlumberger in Nogent-les-Vierges und Hr. Girard in Warschau wenigstens doch schon so nahe
                              gekommen, daß jedem derselben ein Aufmunterungspreis von 600 Fr. zu Theil wurde.
                              – Mittlerweile hat aber die mechanische Flachs- und Hanfspinnerei seit
                              dem Jahre 1827 in Frankreich dennoch so viele Fortschritte gemacht, als bei den im
                              In- und Auslande bekannten Huͤlfsmitteln, und bei dem Untergange der
                              fruͤher erstandenen Etablissements fuͤglich zu erwarten stand. Als
                              Beweis hiefuͤr dienen die Proben, welche unsere drei staͤrksten
                              Unternehmer in diesem Fache bei der lezten Industrieausstellung in Paris vorlegten;
                              so wie auch der Umstand, daß sich eine vierte große Fabrik dieser Art im Departement du Nord bilden will, und daß auch ein
                              englischer Fabrikant seinen Sohn nach Frankreich zu uͤbersiedeln gedenkt.
                              Unsere drei aͤlteren Fabrikanten sind: 1) Hr. Leclaire in Kaisersberg, Dept. du Haut Rhin,
                              der, wenn er sich auch selbst lange Zeit ohne gluͤkliche Resultate mit diesem
                              Gegenstande beschaͤftigte, nunmehr doch durch den ungluͤklichen Joh.
                              Vetter in Muͤlhausen dazu gelangte. Vetter begab sich naͤmlich nach Schottland, wo die
                              Flachsspinnerei am weitesten voraus ist, und trat dort, obgleich selbst Mechaniker,
                              als einfacher Spinner in Dienst. Durch seinen Eifer und seine Gewandtheit brachte er
                              es bald zum Aufseher, was einem Fremden selten gelingt. Nach 4 Jahren kehrte er
                              innig vertraut mit den engl. Maschinen und dem engl. Verfahren nach Frankreich
                              zuruͤk, um sein Vaterland mit seinen Forschungen zu begluͤken; leider
                              unterlag er aber hier bald darauf dem Tode. Die Fruͤchte seiner Arbeiten sind
                              jedoch nicht verloren; denn er hatte in Muͤlhausen bereits eine
                              Maschinenwerkstaͤtte errichtet, in welcher man alle Modelle gesammelt findet.
                              Hr. Leclaire hat sich fuͤr seine Fabrik Maschinen
                              von Vetter verschafft, und mit diesen spinnt er
                              Flachsgarn von Nr. 16 bis 50, wofuͤr er die broncene Medaille erhielt.
                              – 2) Die HH. Moret und Comp. in Moy, Dept. de l'Aisne, besizen eine
                              schoͤne Fabrik in einer sehr guͤnstig gelegenen Gegend. Sie spinnen
                              schoͤnes Garn, weben schoͤne Leinenzeuge, zeichnen sich aber besonders
                              durch schoͤne, glaͤnzende und wohlfeile Teppiche aus, welche sie aus
                              Werg fabriciren, und welche daher den Angriffen der Insecten nicht ausgesezt sind.
                              – 3) Die HH. Saglio und Comp. in Biblisheim bei Haguenau. Ihre Fabrik wurde vor 5 Jahren in großem
                              Maaßstabe errichtet, und obschon sie nach dem ersten Jahre abbrannte, wieder neu
                              erbaut. Sie erzeugt mit 1200 Spindeln taͤglich in 13 1/2 Arbeitsstunden 8 bis
                              9 Cntr. Garn von jeder Feinheit; auch spinnt sie Flachsund Hanfwerg. Ein Wasserfall
                              von 18 Pferdekraͤften sezt saͤmmtliche Maschinen in Bewegung. Das
                              Hecheln geschieht von 15 bis 20 Arbeitern nach engl. Methode mit der Hand. Alle
                              Maschinen wurden in Frankreich nach engl. Zeichnungen aus Gußeisen, Eisen, Stahl und
                              Kupfer gebaut. Die Fabrik beschaͤftigt 80 bis 90 Spinnerinnen und
                              Abwinderinnen, 280 Weber und 20 Werkfuͤhrer etc. Das Weben geschieht mit der
                              Hand und zum Theil mit fliegender Schuͤze. Man spinnt von Nr. 2 oder 2000
                              Meter per Kilogr. bis zu Nr. 60, ohne daß selbst in den
                              feinsten Nummern die Staͤrke des Fadens leidet. Der Rohstoff wird aus Elsaß,
                              Deutschland, Flandern und der Normandie bezogen; die Fabrikate gehen in das
                              westliche Frankreich und nach Paris; die feineren Nummern fangen an auch in St.
                              Gallen und Aarau Gunst zu finden.
                           
                        
                           Englische Versuche zu Surrogaten fuͤr Flachs und
                              Hanf.
                           Man macht gegenwaͤrtig in England einen interessanten Versuch die große
                              Einfuhr von fremdem Flachs und Hanf (welche etwa 3 Millionen Pfd. St.
                              jaͤhrlich betraͤgt) durch die Cultur neuer Pflanzenarten, welche
                              spinnbare Fibern liefern, zu ersezen. Diese bestehen in neuseelaͤndischem
                              Flachs (phormium tenax), Musa textilis, Urtica
                                 tenacissima und Sita, oder Seidengras (die soie végétale der Franzosen). Es haben
                              sich zwei Gesellschaften gebildet, welche die Patente, die der Hauptmann Harris fuͤr Fabrikation von Zeugen aus diesen
                              Fibern erhalten hat, angekauft habenSchon im Jahre 1826, wo nach vielen Versuchen an dem Gedeihen des
                                    neuseelaͤndischen Flachses in Europa (besonders in leichter feuchter
                                    Erde, in Weinlaͤndern) nicht mehr zu zweifeln war, theilte Hr. Henri eine Analyse dieser wichtigen Pflanze mit und
                                    beschrieb auch ein im Großen anwendbares Verfahren, um das Werg daraus zu
                                    erhalten (Polyt. Journal Bd. XXII. S.
                                       257). Die Einfuhr dieses Flachses in England, welche im Jahre 1828
                                    nur 60 Tonnen betrug, stieg im Jahre 1830 schon auf 841 und im Jahre 1831
                                    auf nicht weniger als 1062 Tonnen, weil die daraus verfertigten Taue bei der
                                    Marine immer gesuchter wurden (Polyt. Journal Band XLVII. Seite 397). Das Patent
                                    des Hauptmanns Harris ist schon vom 1. Junius
                                    1833 datirt und wurde auch seiner Zeit im Polyt. Journal Bd. LV. S. 78 mitgetheilt. A. d.
                                    R.. Die eine fabricirt Taue und Segeltuch, die andere Zeuge zu Kleidern und
                              Meubeln. Man hat gefunden, daß Taue von neuseelaͤndischem Flachs
                              staͤrker sind als gewoͤhnliche, von der Naͤsse nicht leiden,
                              und ein Fuͤnftheil leichter sind. Die Zeuge, welche daraus gewoben werden,
                              haben einen Seidenglanz, sind aber bedeutend staͤrker als Seide, und
                              koͤnnen daher uͤberaus duͤnn gewoben werden, wodurch sich die
                              Steifigkeit verliert, welche sie von der Seide unangenehm unterscheidet. Man webt
                              aus Seidengras Teppiche, welche von großer Dauerhaftigkeit sind, aber es fehlt ihnen
                              noch an der Weiche der wollenen Teppiche, dennoch nimmt der Gebrauch derselben
                              schnell zu, und die Fabriken dieser Art in Barnsley werden fast taͤglich
                              vergroͤßert. Die Gesellschaften haben einen Agenten nach Neuseeland geschikt,
                              um das Material, dessen sie beduͤrfen, an Ort und Stelle zu kaufen und ihnen
                              regelmaͤßig zu schiken; da aber der jaͤhrliche Ertrag, der sich bei
                              der gegenwaͤrtigen Barbarei der Neuseelaͤnder erhalten laͤßt,
                              sich nicht auf mehr als 20–30,000 Cntr. erhebt, so wuͤnschen sie die
                              Cultur dieses Flachses in England und besonders in Irland einzufuͤhren, und
                              haben ihren Agenten befohlen, jedem Schiffe, das Flachs ladet, einige tausend
                              Pflanzen mitzugeben. Man hat mit diesen Versuche angestellt und gefunden, daß die
                              Pflanze etwa drei Mal so viel Flachs liefert, als die gewoͤhnliche, und dabei
                              fast keine Kosten verursacht, indem die Pflanze nicht abstirbt, sich durch die
                              Wurzel fortpflanzt, und nicht zum Gebrauch ausgerissen werden muß, indem man nur
                              ihre Blaͤtter braucht. Eine Pflanze trug im Jahre 1833 in einem Garten in
                              Irland 700 Blaͤtter, welche 6–7 Fuß lang waren. Sie waͤchst in
                              Suͤmpfen und auf Wiesen, welche Ueberschwemmungen ausgesezt sind, scheint
                              aber keinen hohen Grad von Frost ertragen zu koͤnnen. Die Admiralitaͤt
                              hat einen Vertrag mit dem Haus Swansborough gemacht, nach
                              welchem dieses die Elle Segeltuch aus neuseelaͤndischem Flachs zu 8 1/2 Pence
                              liefert, von einer Qualitaͤt, die in gewoͤhnlichem Hanf 18–20
                              Pence kostete. In feineren Zeugen hoffen die Fabrikanten den neuen Flachs zu
                              30–40 Procent unter den bisherigen Preisen liefern zu koͤnnen.
                              (Allgemeine Zeitung vom 10. Maͤrz 1836.)
                           
                        
                           Ueber das Roͤsten des Flachses durch Einwirkung des
                              Schnees.
                           Das Roͤsten des Flachses, indem man denselben den Winter uͤber der
                              Einwirkung des Schnees ausgesezt laͤßt, ist laͤngst bekannt. Noch mehr
                              soll aber die Arbeit beim Hecheln vermindert werden, wenn man dasselbe Verfahren
                              auch noch einen zweiten Winter uͤber wiederholt. Der Flachs soll hiebei nach
                              den in England angestellten Versuchen nicht im Geringsten leiden. Vor dem Hecheln
                              muß er aber gut getroknet werden; denn je trokner er ist, um so weniger
                              Abfaͤlle ergeben sich. (Journal des connaissances
                                 usuelles, Januar 1836.)
                           
                        
                           Ueber die Fabrikation von Faden- oder Leinenbatist in
                              Frankreich.
                           Wir entnehmen aus dem Musée industriel Bd. I. S.
                              313 folgende Notiz uͤber diesen Gegenstand. „Dieses feine Gewebe
                                 wird in Frankreich noch fortwaͤhrend mit so großem Erfolge fabricirt, daß
                                 das Ausland, welches 3/4 unseres Fabrikates bezieht, schon seit langer Zeit der
                                 Concurrenz mit uns entsagt hat. Es wird bisher nur aus Handgespinnst erzeugt, da
                                 es noch keine Maschinen gibt, die den Flachs zu hinreichend hohen Nummern zu
                                 spinnen im Stande waͤren. Es waͤre wuͤnschenswerth, daß
                                 solche Maschinen bald erfunden wuͤrden; denn das feine Garn faͤngt
                                 bei uns bereits an sehr selten zu werden, weil unsere bisherigen Spinnerinnen
                                 nunmehr in anderen Fabriken fuͤr leichtere Arbeit einen hoͤheren
                                 Lohn verdienen koͤnnen. So verdient z.B. ein Maͤdchen, welches
                                 fruͤher durch Batistgespinnst taͤglich 6 bis 7 Sous erwarb, in
                                 einer Runkelruͤbenzuker-Fabrik weit leichter 16 bis 18 Sous
                                 des Tages. Uebrigens bringen einzelne Spinnerinnen allerdings noch Gespinnst zu
                                 Batist und zu feinen Spizen, wovon das Pfund zu 100 Louisd'or und 1000 Thaler
                                 bezahlt wird, zu Markt. Freilich spinnt eine solche Spinnerin kaum einige Unzen
                                 des Jahres! – Die Batiste werden lediglich von Landwebern in den Departements du Nord, du Pas-de-Calais
                                 und de l'Aisne gewebt; ihre Hauptmaͤrkte sind
                                 Valenciennes, Cambrai, Bapaume und St. Quentin, wohin die Weber
                                 woͤchentlich zwei Mal kommen und ihre Waare an die Kaufleute oder
                                 Commissionaͤre absezen. Die Waare wird immer roh zu Markt gebracht und
                                 von den Kaufleuten erst gebleicht. Uebrigens erklaͤren wir, daß es bei
                                 uns weder Batistfabriken, noch Batistfabrikanten im eigentlichen Sinne des
                                 Wortes gibt, indem aller Batist nur von Landwebern gewebt wird. Unter den bei
                                 der lezten Industrieausstellung in Paris ausgestellten Batisten zeichnete sich
                                 ein Stuͤk der HH. Joly und Godart aus, welches bei 80 Centimeter (29 Zoll 5
                                 Linien) Breite 6176 Kettenfaͤden zaͤhlte. Noch ausgezeichneter war
                                 ein dem Hause Wittwe Terwangne und Fourier gehoͤriges Stuͤk, welches bei
                                 76 Centimeter (27 Zoll 9 Linien) Breite 6006 Kettenfaͤden zaͤhlte
                                 und nur 10 Unzen wog! – Ganz besonderen Aufschwung gewannen in neuerer
                                 Zeit, namentlich durch das zulezt genannte Haus, die gedrukten Batiste zu
                                 Schnupftuͤchern sowohl, als zu ganzen Kleidern, deren
                                 vorzuͤglichster Absazcanal Spanien und dessen Colonien sind. Von einem
                                 Zeuge dieser Art, auf dessen Muster die beruͤhmte Isabella von Castilien,
                                 der Koͤnigin-Regentin von Spanien auf einer Wolke erscheint, und
                                 von der Regentin der jungen Isabella II. als Vorbild gezeigt wird, wurden von
                                 Terwangne und Fourier
                                 in einem Jahre allein 300 Stuͤke, im Werthe von 30,000 Fr. nach Spanien
                                 versendet! Uebrigens gilt auch hier, was oben von den weißen Batisten gesagt
                                 worden ist; d.h. es gibt keine eigentlichen Fabrikanten, sondern die
                                 Batisthaͤndler lassen ihre Zeuge unter Angabe der Muster etc. in den
                                 Indiennenfabriken in Valenciennes, Puteaux, St. Denis etc. druken.“
                              
                           
                        
                           Ueber die Taffet-, Florence- und
                              Sammetfabrikation in Avignon.
                           Avignon ist der Hauptsiz der Florence-, Taffet- und Sammetfabrikation
                              in Frankreich und beschaͤftigt hierin gegen 4000 Webstuͤhle. Die HH.
                              Faure und Duprat waren die
                              ersten, welche in den Jahren 1827 und 1828 die Sammetfabrikation nach Crefelder und
                              deutscher Façon in Frankreich einzufuͤhren suchten, und
                              gegenwaͤrtig haben sie es den Versicherungen des Musée industriel gemaͤß so weit gebracht, daß sie weder die
                              inlaͤndische, noch die auslaͤndische Concurrenz scheuen. – Hr.
                              Pamard, ein anderer Fabrikant in Avignon schreibt:
                              „Wir koͤnnen gegenwaͤrtig in Sammet mit Crefeld und
                                 Deutschland, und in Florence mit Zuͤrich concurriren. Unter dem
                                 suͤdlichen Himmel der Provence, und mir den schoͤnsten Seiden der
                                 Welt reichlich versehen, sind wir im Stande unseren Fabrikaten eine
                                 Qualitaͤt und einen Glanz zu geben, die man in den feuchten
                                 noͤrdlichen Klimaten vergebens zu erreichen streben
                                 duͤrfte.“ Hr. Pamard hatte bei der
                              lezten Industrieausstellung in Paris treffliche Fabrikate vorgelegt, und zwar feinen
                              karmesinrothen Sammet von 20 Zoll Breite zu 15 1/2 Fr. die Elle von 44 Zoll,
                              dergleichen schwarzen zu 15 1/2 Fr.; deßgleichen hofgruͤnen von 19 Zoll 4
                              Linien Breite zu 14 1/2 Fr., und ebensolchen schwarzen zu 11 1/2 Fr. Schwarzen
                              Florence von 17 Zoll 4 Linien Breite zu 1 Fr. 85 Cent., und fein kirschrothen von 19
                              Zoll Breite zu 2 Fr. 50 Cent. Die HH. Massy und Pauly in Puttelange lieferten schwarzen Sammet zu 14 Fr.
                              die Elle.