| Titel: | Ueber Platformen für Eisenbahnen in London, Sommerset-Street. | 
| Fundstelle: | Band 60, Jahrgang 1836, Nr. II., S. 3 | 
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                        II.
                        Ueber Platformen fuͤr Eisenbahnen in
                           London, Sommerset-Street.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, No. 639, S.
                              98.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Jopling, uͤber Platformen fuͤr
                           Eisenbahnen.
                        
                     
                        
                           Die Idee, ob es nicht moͤglich waͤre das Gewicht der
                              Steinbloͤke, die zum Fixiren der Schienen der Eisenbahnen noͤthig
                              sind, auf irgend eine andere mehr vortheilhafte Weise zu vertheilen, und die
                              Betrachtungen, welche ich uͤber das zu diesem Zweke am meisten geeignete
                              Material anstellte, brachten mich auf verschiedene Plane, von denen ich einen der
                              Beurtheilung der Sachverstaͤndigen zu unterwerfen mir erlaube. Ich mache
                              naͤmlich den Vorschlag zu einer Platform aus Schiefer, auf welche die
                              Schienen direct und ohne Dazwischenkunft von Lagern oder Pedestals geschraubt werden
                              sollen.
                           Ich seze voraus, daß es um so besser ist, je geringer die Entfernung zwischen dem
                              Scheitel der Schiene und der Unterlage, auf die der Stein, an welchem die Schiene
                              befestigt werden soll, gelegt wird ist, wenn uͤbrigens die Schiene die
                              gehoͤrige Staͤrke und der Stein eine solche Dike besizt, daß die
                              Schienen zwekmaͤßig darin befestigt werden koͤnnen. Ich nehme an, daß
                              je naͤher die Stuͤzpunkte einer Schiene einander sind, um so weniger
                              Schwingungen in derselben Statt finden muͤssen; und daß, wenn die Schiene
                              ihrer ganzen Laͤnge nach unterstuͤzt ist, die senkrechten Schwingungen
                              am wenigsten bemerkbar seyn werden. Und ich seze endlich voraus, daß die Gewalt,
                              welche auf jeden einzelnen der Punkte wirkt, an denen die Schiene an ihrer
                              steinernen Unterlage befestigt ist, um so geringer ist, je naͤher diese
                              Punkte einander liegen. Alles dieß beruͤksichtigt, wird der Unterschied,
                              welcher zwischen dem an der London-Birmingham-Eisenbahn befolgten
                              Bauplane und jenem Vorschlage, den ich sogleich machen werde, besteht. Jedermann in
                              die Augen fallen.
                           Fig. 17 gibt
                              eine isometrische Darstellung der Steinbloͤke so wie sie zu Chalk-Farm
                              als Lager fuͤr die Schienen der Eisenbahn gelegt sind. Die Entfernung
                              zwischen den Mittelpunkten der Bloͤke unter jeder Schiene betraͤgt 5
                              Fuß, und die Entfernung von dem Mittelpunkte des einen Blokes zu jenem des
                              naͤchstfolgenden unter einer und derselben Schiene befindlichen mißt 3 Fuß.
                              Die obere und untere Flaͤche des Blokes, welcher 12 Fuß Hoͤhe hat, hat
                              2 Fuß im Gevierte. Jeder Blok enthaͤlt demnach 4 Kubikfuß, und jeder hat ein
                              Bett von 4 Quadratfuß; dieß gibt also 8 Kubikfuß Stein, welche in jedem Yard in der
                              Laͤngenrichtung der Eisenbahn 8 Quadratfuß Lager abgeben. Ueber dem
                              Mittelpunkte eines jeden Blokes ist ein Pedestal befestigt, und die Entfernung vom
                              Scheitel der Schiene bis zum Boden oder Bette des Blokes betraͤgt 18 Zoll. Es
                              erhellt dieß noch deutlicher aus dem Querdurchschnitte Fig. 20, aus welchem man
                              zwei der Bloͤke und die Stellung der Scheitel der Schienen ersieht. Die
                              punktirten Linien a b c, welche von dem Scheitel einer
                              jeden Schiene an die Eke am Grunde eines jeden Blokes gezogen sind, zeigen den
                              groͤßten Widerstandswinkel gegen seitliche Schwingungen. Wenn die
                              Bloͤke nicht nach der Diagonale gestellt waͤren, so wuͤrde der
                              Widerstandswinkel weit geringer, wahrscheinlich aber richtiger seyn; so daß es
                              wirklich zweifelhaft ist, ob aus der diagonalen Stellung der Bloͤke irgend
                              ein Vortheil erwaͤchst.
                           
                           Fig. 18 zeigt
                              nun eine Platform aus Schiefer, welche beinahe 5 Zoll dik und 6 Fuß 6 Zoll breit
                              ist, und welche per Yard denselben kubischen Inhalt hat,
                              wie die Steinbloͤke in Chalk-Farm.
                           Fig. 19 ist
                              ein Querdurchschnitt derselben, woraus der Scheitel einer jeden Schiene ersichtlich
                              ist. Die punktirten Linien a b c zeigen den Winkel, den
                              der Scheitel einer jeden Schiene mit den seitlichen Enden des Bettes der
                              Schieferplatform macht. Die Winkel a b c sind viel
                              groͤßer, als die Winkel a b c in Fig. 20. Die Platform
                              wird daher die Schienen viel staͤtiger erhalten, als dieß bei den
                              Steinbloͤken von Chalk-Farm der Fall ist; und dabei ist das Gewicht
                              dieser lezteren per Yard eben so groß, als jenes der
                              Platform.
                           Fig. 21 zeigt
                              einen Durchschnitt einer Schiene, welche direct mit Bolzen und messingenen oder
                              kupfernen, in den Schiefer eingelassenen Schraubenmuttern an der Platform befestigt
                              wird. Wenn nun per Yard acht solcher Bolzen angebracht
                              werden, so werden die Befestigungspunkte an der Platform vier Mal so zahlreich seyn,
                              als jene an den Steinbloͤken; und folglich wuͤrde, wenn die Schiene
                              nicht eingebettet waͤre, die auf jeden Befestigungspunkt einwirkende Gewalt
                              nur 1/4 betragen. Da jedoch die Schienen durchaus auf Filz gebettet, und unter den
                              Kopf eines jeden Bolzens lederne Halsringe gelegt werden sollen, so werden die
                              Erschuͤtterungen der Schienen kaum bemerkbar werden. Die untere Seite der
                              Schiene und die obere des Schiefers unter der Schiene muß daher auch vollkommen eben
                              gemacht werden. An jedem Ende eines jeden Schienenstuͤkes muß ein Zapfenloch
                              angebracht seyn, welches man in Fig. 21 durch den
                              senkrechten Durchschnitt abcd angedeutet
                              sieht.
                           Fig. 22 zeigt
                              einen Grundriß dieser Schienenbahn an einer Stelle, an welcher zwei
                              Schienenlaͤngen zusammenstoßen. Die Zapfenloͤcher, die Keile, welche
                              die Schienen eben erhalten, und die elliptischen Loͤcher fuͤr die
                              Bolzen gestatten hinreichenden Spielraum fuͤr die Ausdehnung und
                              Zusammenziehung.
                           Dieß duͤrfte genuͤgen um, wie ich hoffe, einige Aufmerksamkeit auf
                              meinen Vorschlag zu lenken. Ich hoffe spaͤter beweisen zu koͤnnen, daß
                              Schiefer allerdings zu diesem Zweke anwendbar ist, und an Orten, wo bei einem
                              lebhaften Verkehr eine große Geschwindigkeit erforderlich ist, auch mit Vortheil in
                              Anwendung gebracht werden kann.
                           
                        
                           Anhang.
                           Im Falle sich die Schieferplatten fuͤr Eisenbahnen eigneten, waͤre
                              durch Versuche die Dike, die dieselben haben sollen, zu ermitteln. Diese Dike
                              muͤßte natuͤrlich etwas bedeutender seyn, als es gerade noͤthig ist, ohne daß
                              uͤbrigens den Platten auch eine uͤbermaͤßige Dike gegeben
                              werden duͤrfte. An den London Docks fand man zweizoͤllige Platten dik
                              genug, obschon sehr große Gewichte daruͤber weggeschafft werden
                              muͤssen; wahrscheinlich koͤnnten daher dreizoͤllige Platten
                              fuͤr Eisenbahnen genuͤgen, wenn diese schwer genug waͤren, um
                              der Bahn gehoͤrige Staͤtigkeit zu geben. Uebrigens koͤnnte man
                              auch viel leichtere Platten anwenden, im Falle man sie mit Schrauben auf rohen, in
                              Steinmoͤrtel gebetteten Schieferbloͤken befestigen wollte. Ich habe
                              zwar oben gesagt, daß man beim Baue meiner Platform messingene oder kupferne
                              Schraubenmuttern anwenden soll; vielleicht koͤnnte man aber auch hiezu
                              Schieferstuͤke benuzen, indem Schraubengewinde aus solchen wahrscheinlich
                              fester halten duͤrften, als Schraubenmuttern aus dem festesten Eichenholze.
                              Das Ausbohren solcher Schraubengewinde duͤrfte bei einiger Uebung wohl etwas
                              Leichtes seyn.
                           Eine Eisenbahn, wie ich sie hier beschrieben habe, koͤnnte meiner Ansicht
                              nach, sehr leicht gelegt, ausgebessert und abgebrochen werden. Faͤnde
                              irgendwo eine Senkung in den Daͤmmen oder Grundlagen Statt, so wuͤrde
                              man dieß augenbliklich durch eine Unebenheit der Platform, der schnell abgeholfen
                              werden koͤnnte, bemerken. Es scheint mir jedoch, daß ein mit einer
                              Schieferplatform bedekter Unterbau wegen des Schuzes, den ihm eine solche vor den
                              Einfluͤssen der Witterung gewaͤhrt, weit weniger diesen unangenehmen
                              Ereignissen ausgesezt seyn wuͤrde, als dieß an den gewoͤhnlichen
                              Eisenbahnen der Fall ist. Der Werth und die Kosten meiner Bahn koͤnnen nur
                              durch einen Versuch richtig ermittelt werden; ich bemerke in lezterer Hinsicht bloß,
                              daß hier die Pedestals, die gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen
                              Steinbloͤke, die Zapfen und Keile etc. wegfallen, und daß die Schienen selbst
                              um vieles duͤnner gemacht werden koͤnnen, indem deren Abnuͤzung
                              weit geringer ausfallen muͤßte.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
