| Titel: | Verbesserte Methode zur Verfertigung elastischer Gewebe, worauf sich James Vincent Desgrand, Kaufmann von Size Lane, City of London, am 14. November 1834 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 60, Jahrgang 1836, Nr. X., S. 36 | 
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                        X.
                        Verbesserte Methode zur Verfertigung elastischer
                           Gewebe, worauf sich James Vincent
                              Desgrand, Kaufmann von Size Lane, City of London, am 14. November 1834 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Februar
                              1835, S. 93.
                        Desgrand's verb. Methode zur Verfertigung elastischer
                           Gewebe.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung besteht darin, daß ich gewisse elastische Gewebe in
                              Webestuͤhlen von irgend einer der gewoͤhnlichen Einrichtungen
                              fabricire, und daß ich hiezu glatte oder nicht uͤbersponnene
                              Kautschukfaͤden verwende, und zwischen diesen, wenn es noͤthig ist,
                              Faͤden aus Seide, Baumwolle, Flachs, Wolle oder irgend einem anderen
                              Faserstoffe einwebe. Ich benuze in allen Faͤllen nur glatte und durchaus
                              keine solchen Kautschukfaͤden, welche mit Seide oder irgend einem anderen
                              Faserstoffe uͤbersponnen worden sind. Diese Kautschukfaͤden dienen mir
                              bald als Kette, waͤhrend ich den Eintrag ganz oder zum Theil aus irgend
                              anderen Gespinnsten waͤhle; oder ich nehme umgekehrt Garn von irgend einer
                              Art als Kette und die Kautschukfaͤden ganz oder zum Theil als Eintrag.
                           Das Verweben der Kautschukfaͤden, sie moͤgen fuͤr sich allein
                              oder in Verbindung mit irgend anderen Gespinnsten verwendet werden, geschieht in
                              Webestuͤhlen von gewoͤhnlicher Art und unter Beobachtung der
                              gewoͤhnlichen Weberhandgriffe; doch sind dabei einige Vorsichtsmaßregeln
                              noͤthig, welche ich spaͤter andeuten werde. Das auf diese Weise mit
                              glatten, nicht umsponnenen Kautschukfaͤden erzeugte Fabrikat wird entweder
                              nach der einen oder auch nach beiden Richtungen einen Grad von Elasticitaͤt
                              besizen, der nach der Quantitaͤt und der Anordnung der darin enthaltenen
                              Kautschukfaͤden verschieden seyn wird.
                           Die Kautschukfaͤden verschaffe ich mir nach der bisher gewoͤhnlich
                              uͤblichen Methode: d.h. ich schneide den Kautschuk in mehr oder minder
                              duͤnne Streifchen, die ich der Laͤnge nach ausspanne und dann auf
                              Spulen oder Haspel winde, auf denen ich sie so lange belasse, bis sie die ihnen von
                              Natur aus eigene Elasticitaͤt ganz oder zum Theil verloren haben.Das Verfahren hiebei ist im Polyt. Journale Bd. LVI. S. 343 ausfuͤhrlich beschrieben.A. d. R. Als Beispiele will ich nun einige jener elastischen Gewebe anfuͤhren, die nach meiner
                              Methode verfertigt werden koͤnnen.
                           Ich nehme zuweilen eine Kette, die ganz aus glatten Kautschukfaͤden besteht,
                              oder zwischen welche auch Faͤden irgend eines anderen Gespinnstes gebracht
                              sind. Diese Kette ziehe ich in einem gewoͤhnlichen Webestuhle auf, nachdem
                              dieser mit einem Geschirre versehen worden ist, welches dem Fabrikate, das ich
                              erzeugen will, entspricht. Dann seze ich den Webestuhl solcher Maßen in
                              Thaͤtigkeit, daß die Kette mittelst des Geschirres so geoͤffnet und
                              getrennt wird, daß die glatten Kautschukfaͤden sowohl, als die Faͤden
                              des zwischen ihnen befindlichen Gespinnstes mehr oder weniger von den Faͤden
                              des Eintrages bedekt und verborgen werden. Als Eintrag nehme ich Garn aus Baumwolle,
                              Seide, Wolle oder einem anderen derlei Faserstoff. Besteht die Kette, wie es hier
                              der Fall ist, aus einem Gemenge von glatten Kautschukfaͤden und Faͤden
                              eines anderen Faserstoffes, so werden beiderlei Faͤden auf verschiedenen
                              Kettenbaͤumen aufgewunden, und dann von diesen her durch die Augen der
                              entsprechenden Geschirre so gefuͤhrt, wie es der Natur des zu webenden
                              Fabrikates, welches Barchent, Damast, irgend ein gekoͤperter Zeug oder ein
                              anderes in solchen Webestuͤhlen zu fertigendes Gewebe seyn kann,
                              entspricht.
                           Eine andere Art von elastischem Zeuge laͤßt sich nach derselben Methode weben,
                              wenn man einen Theil der Kette aus Baumwoll-, oder Seiden- oder
                              anderen Faͤden, die auf eine oder mehrere Kettenbaͤume aufgewunden
                              sind, und den anderen Theil aus glatten, auf einen anderen Kettenbaum aufgewundenen
                              Kautschukfaͤden aufzieht; und wenn man die Geschirre und die Bewegungen des
                              Webestuhles so anordnet, daß die Kautschukfaͤden zwischen zwei vollkommene
                              Gewebe, von denen sich eines oberhalb und das andere unterhalb befindet,
                              eingeschlossen werden. Man bewerkstelligt dieß, indem man das Schiffchen bald
                              uͤber, bald unter den Kautschukfaͤden durchschwingt. Das Oeffnen der
                              Kette erfolgt in solcher Ordnung, daß die Baumwoll-, Seiden- oder
                              anderen Gespinnstfaͤden der Kette oder auch nur einige derselben, aus dem
                              oberen in das untere Gewebe uͤbergehen: d.h. daß einer und derselbe
                              Kettenfaden uͤber einen der Eintragfaͤden des oberen Gewebes, dann
                              zwischen den glatten unuͤbersponnenen Kautschukfaͤden herab, hierauf
                              unter einem Eintragfaden des unteren Gewebes weg und dann wieder in das erste Gewebe
                              hinauf laͤuft u.s.f. Die glatten Kautschukfaͤden sind auf diese Weise
                              in dem Gewebe durch die Baumwoll- oder anderen Faͤden getrennt, und
                              das obere und untere Gewebe sind so mit einander verbunden, daß das erzeugte
                              Fabrikat ein Doppelgewebe mit dazwischen eingeschlossenen, nach der Richtung der Kette
                              laufenden, glatten Kautschukfaͤden bildet. Beide Gewebe sind durch die
                              Eintragfaͤden fest mit einander verbunden; jedoch so, daß die
                              Kautschukfaͤden dadurch nicht fest umschlossen sind.
                           Eine andere Art von elastischem Gewebe laͤßt sich erzeugen, wenn man in dem
                              Webestuhle eine oder mehrere Ketten aus Baumwoll-, Seiden- oder
                              anderen Faͤden aufzieht, und den Eintrag dafuͤr entweder ganz aus
                              glatten Kautschukfaͤden bestehen laͤßt; oder wenn man den Eintrag mit
                              zwei Schiffchen eintraͤgt, von denen das eine glatte Kautschukfaͤden,
                              das andere hingegen Baumwoll-, Seiden-, Woll- oder andere
                              Faͤden fuͤhrt. Die Anordnung des Geschirres und der Bewegungen des
                              Stuhles werden dann so getroffen, daß die Kettenfaͤden die
                              Kautschukfaͤden des Eintrages vollkommen bedeken.
                           Zuweilen nehme ich sowohl zur Kette als zum Eintrage nur glatte
                              Kautschukfaͤden ohne alle Beimischung anderer Gespinnste. Das nach dieser
                              Methode verfertigte Fabrikat wird dann nach allen Richtungen elastisch seyn, und
                              kann auch auf die weiter unten zu beschreibende Weise wasserdicht gemacht werden.
                              Dadurch, daß ich nach der oben angegebenen Methode mit doppelter Kette webe, ohne
                              jedoch die beiden Gewebe mit einander zu vereinigen, kann ich, indem ich alle oder
                              einige der gesponnenen Kettenfaͤden eines jeden der beiden Gewebe zwischen
                              die Eintragfaͤden des anderen Gewebes ein- und ausfuͤhre, und
                              indem ich das Geschirr und die Bewegungen nach der zum Weben von Saͤken ohne
                              Naͤthen gebraͤuchlichen Methode anordne, elastische Roͤhren
                              oder roͤhrenfoͤrmige Gewebe ohne Nach erzeugen, die dann, wenn sie
                              ganz aus glatten Kautschukfaͤden gewebt worden sind, auf die weiter unten zu
                              beschreibende Methode gleichfalls wasserdicht gemacht werden koͤnnen. Ich
                              weiche naͤmlich die Gewebe, die ganz aus glatten Kautschukfaͤden
                              bestehen, und die man wasserdicht gemacht haben will, in siedendes Wasser, oder ich
                              besprenge sie mit solchem und seze sie hierauf einem starken Druke aus. Die
                              Kautschukfaͤden kleben hiedurch zusammen, so daß das Gewebe kein Wasser mehr
                              durchdringen laͤßt.
                           Da die Kautschukfaͤden vor dem Verweben derselben in den Webestuͤhlen
                              so ausgedehnt werden, daß sie den groͤßten Theil ihrer natuͤrlichen
                              Elasticitaͤt verlieren, so koͤnnen die damit verfertigten Gewebe
                              unmittelbar nachdem sie aus dem Webestuhle kommen, nur einen geringen Grad von
                              Elasticitaͤt besizen; man gibt ihnen jedoch nach der Hand wieder die
                              gehoͤrige Elasticitaͤt, indem man Hize auf sie einwirken laͤßt:
                              d.h. indem man mit einem erhizten Eisen daruͤber faͤhrt, oder indem
                              man die Zeuge uͤber erhizte Cylinder laufen laͤßt. Die Hize bewirkt
                              naͤmlich, daß sich die Kautschukfaͤden verkuͤrzen, so daß das Gewebe, wenn dessen
                              Kette aus Kautschukfaͤden besteht, au Laͤnge verliert, waͤhrend
                              es der Breite nach abnimmt, sobald die Kautschukfaͤden als Eintrag genommen
                              wurden, und waͤhrend es nach allen Richtungen kuͤrzer wird, wenn Kette
                              und Eintrag aus Kautschuk bestehen. Der Grad der Zusammenziehung in allen diesen
                              Faͤllen muß durch Versuche ermittelt werden, bevor man eine groͤßere
                              Menge solcher Fabrikate zu erzeugen beginnt; denn hienach muß die Anordnung des
                              Webestuhles und der Grad der Feinheit der Kautschukfaͤden gewaͤhlt
                              werden. Befinden sich die Kautschukfaͤden naͤmlich in der Kette und
                              nicht im Eintrage, so muß der Schlag der Lade so regulirt werden, daß die
                              Eintragfaͤden je nach dem Grade der Zusammenziehung der
                              Kautschukfaͤden in der Kette mehr oder minder dicht geschlagen werden; und
                              umgekehrt muͤssen, wenn sich die Kautschukfaͤden bloß in dem Eintrage
                              befinden, die Kettenfaͤden mehr oder minder dicht neben einander aufgezogen
                              werden, je nachdem es der Grad der Zusammenziehung der Kautschukfaͤden des
                              Eintrages erfordert. Es ist klar, daß in dieser Hinsicht keine ganz genauen
                              Anweisungen gegeben werden koͤnnen, sondern daß es dem Weber
                              uͤberlassen bleiben muß, die Anordnung des Webestuhles je nach der
                              Qualitaͤt der angewendeten glatten Kautschukfaͤden und je nach der Art
                              des zu erzeugenden Fabrikates zu treffen.
                           Um den Kautschukfaͤden einen gleichen Grad von Spannung geben zu
                              koͤnnen, fand ich es bisweilen fuͤr besser, diese Faͤden nicht
                              auf einen Kettenbaum, sondern auf einzelne Spulen aufzuwinden, um dann alle diese
                              Spulen mit gleichen Gewichten und so zu beschweren, daß die Faͤden
                              waͤhrend des Webens einen gleichen Grad von Spannung bekommen. Um das
                              Zusammenrunzeln oder andere Unebenheiten, die in den Zeugen entstehen
                              koͤnnten, wenn man auch alle Vorsicht beobachtete, um die
                              Kautschukfaͤden gleichmaͤßig gespannt zu erhalten, zu
                              verhuͤten, bringe ich an beiden Sahlbaͤndern einen Kautschukfaden an,
                              der etwas diker ist, als die in dem Gewebe enthaltenen. Zuweilen eignet sich hiezu
                              noch besser ein Draht, der in dem Grade, als die Arbeit fortschreitet, ausgezogen
                              wird, und der waͤhrend des Webens verhuͤtet, daß die
                              Kautschukfaͤden bei dem einen Schusse fester angedruͤkt werden, als
                              bei dem anderen. Damit die Kautschukfaͤden frei und leicht durch die
                              Zaͤhne der Rietblaͤtter gehen, ohne dadurch rauh zu werden, was ohne
                              diese Vorsicht leicht geschehen koͤnnte, schmiere ich diese
                              Rietblaͤtter mit Schweinefett oder auch mit einem anderen Fette.
                           Aus dieser Beschreibung erhellt, daß meine Methode elastische Gewebe zu erzeugen, auf
                              Fabrikate aller Art, die sich in irgend bekannten Webestuͤhlen erzeugen
                              lassen, anwendbar ist; eben so erhellt, daß die Muster dieser Gewebe verschieden
                              abgeaͤndert werden koͤnnen, je nach der Farbe und der Anordnung, die
                              man den Baumwoll-, Seiden- und anderen dazu genommenen Faͤden
                              gibt. Die glatten unuͤbersponnenen Kautschukfaͤden, welche die Kette
                              oder den Eintrag oder von beiden auch nur einen Theil bilden, koͤnnen mit
                              Faͤden aus irgend einem anderen Materiale, in so fern sie sich mit der
                              Qualitaͤt und der Feinheit der Kautschukfaͤden vertragen, verbunden
                              werden. Ueber den Grad und die Natur dieser Verbindung kann im Allgemeinen keine
                              Anweisung gegeben werden, sondern dieß muß dem Weber uͤberlassen bleiben.
                           Ich weiß sehr wohl, daß Kautschukfaͤden bereits auf verschiedene Weise zur
                              Verfertigung mannigfacher elastischer Gegenstaͤnde benuzt wurden. So z.B.
                              brachte Thomas Hancock nach einem Patente, welches er am
                              29. April 1820 nahm, solche als Federn wirkende Kautschukschnuͤre in
                              Roͤhren oder Ueberzuͤgen aus Leder-, Leinen-,
                              Baumwoll- oder anderen Zeugen an. So benuzte Robert William Sievier nach einem am 1. December 1831 erhaltenen Patente
                              solche Kautschukfaͤden, die er mit Baumwolle, Seide oder anderem Faserstoffe
                              uͤbernaͤhte, uͤberwand oder anderweitig uͤberspann, um
                              daraus Taue, Schnuͤre, Leinen, Saͤke u. dergl. m. zu verfertigen. Eben
                              so wurden auch bereits dergleichen mit Baumwolle, Seide, Flachs etc.
                              uͤbersponnene Kautschukfaͤden fuͤr sich oder in Verbindung mit
                              anderen Gespinnsten zu mannigfachen Zeugen verwebt. Neu ist aber die Anwendung
                              glatter oder unuͤbersponnener Kautschukfaͤden in der Kette oder im
                              Eintrage verschiedener Fabrikate, und dieß ist es auch allein, worauf ich meine
                              Patentanspruͤche gruͤnde.