| Titel: | Ueber die Application von Farben und Zeichnungen aller Art auf Häuten und Fellen verschiedener Sorten. | 
| Fundstelle: | Band 60, Jahrgang 1836, Nr. XII., S. 42 | 
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                        XII.
                        Ueber die Application von Farben und Zeichnungen
                           aller Art auf Haͤuten und Fellen verschiedener Sorten.
                        Aus dem Journal des connaissances usuelles. Februar
                              1836, S. 85.
                        Ueber die Application von Farben auf Haͤuten und
                           Fellen.
                        
                     
                        
                           Da das Verfahren, wonach man verschiedene Farben und Zeichnungen auf den Fellen zu
                              fixiren pflegt, noch nicht hinreichend bekannt ist, so theilen wir hieruͤber
                              folgende bewaͤhrte Vorschriften mit.
                           
                           Erste Operation. Nachdem die Haͤute alle jene
                              Vorbereitungen erlitten, die ihnen der Saffiangerber zu geben pflegt, sezt man sie
                              der Luft aus, um sie nach gehoͤrigem Abtropfen und waͤhrend sie noch
                              feucht sind, zu bedruken. Man bereitet sich ein Bad, wozu man 25 Kilogr. altes
                              Eisen, 60 Flaschen Bier und 5 Kilogr. schwefelsaures Eisen nimmt. Dieses Bad
                              laͤßt man 2 Monate lang in einem Fasse stehen, um dann nach dieser Zeit das
                              alte Eisen auf zwei Mal herauszunehmen, und der Luft auszusezen, damit es sich
                              oxydire. Ist dieß geschehen, so gibt man das Eisen wieder in das Faß, damit die
                              Fluͤssigkeit den rostig gewordenen Theil aufnehme. Je aͤlter dieses
                              Bad ist, um so besser ist es.
                           Zweite Operation. Will man druken, so sezt man einem
                              halben Liter des obigen Bades 4 Unzen calcinirten Eisenvitriol, 2 Unzen
                              Kupfervitriol und eine Unze einer Eisenaufloͤsung zu, die man sich mit 2
                              Unzen Salzsaͤure und 4 Unzen Salpetersaͤure bereitete. Dann kocht man
                              4 Unzen Gallaͤpfel und 3 Pfund Campescheholz ab, um hierauf eine Unze von
                              diesem Bade, welches man besonders aufbewahrt, mit zwei Glaͤsern des ersten
                              Bades zu vermengen. Dieses Praͤparat wird mit geroͤstetem
                              Staͤrkmehle verdikt: man nimmt hiebei auf drei Glaͤser desselben zwei
                              Unzen Staͤrkmehl, welches mit einem Theile desselben Bades gut
                              abgeruͤhrt worden ist. Endlich gießt man das Ganze in das Bad, welches man in
                              einem kupfernen Gefaͤße unter bestaͤndigem Umruͤhren so lange
                              erhizt, bis man bemerkt, daß es zu sieden beginnt; ist dieß der Fall, so nimmt man
                              es sogleich vom Feuer, damit es nicht zu dik wird. Mit diesem Praͤparate kann
                              man auf dieselbe Weise Schwarz auf die Haͤute druken, auf welche dieß beim
                              Calicodruke zu geschehen pflegt.
                           Dritte Operation. Ist das Fell bedrukt, so troknet man
                              es, und bringt es dann in eine Buͤtte, in welche auf 12 Felle 6 Pfund
                              sicilianischer Schmak oder Sumach und 300 Liter Wasser gebracht worden sind. In
                              dieser Fluͤssigkeit laͤßt man sie zwei Mal 24 Stunden lang weichen, um
                              sie dann in fließendem Wasser auszuwaschen, an der Luft zu troknen, und hierauf die
                              gewuͤnschten Farben einzudruken.
                           Vierte Operation. Die Schichten, womit man den ersten
                              Druk uͤberdrukt, werden auf folgende Weise zubereitet. Man bereitet sich mit
                              einem Pfunde Salzsaͤure, einem halben Pfunde Salpetersaͤure, 4 Unzen
                              englischem Zinn und 2 Unzen roͤmischem Alaun eine Aufloͤsung. Diese
                              Aufloͤsung dient fuͤr alle Farben, wie fuͤr gelb, roth, violett
                              etc. als Beize, und wird auch in gleichen Verhaͤltnissen angewendet. Um roth
                              zu bekommen, verschafft man sich einen Absud von einem Pfunde Fernambukholz, und
                              sezt dann ein Glas voll Aufloͤsung bei. Die Farbe wird mit einem Pinsel auf das Fell
                              aufgetragen.
                           Fuͤnfte Operation. Fuͤr die gruͤne
                              Farbe bedient man sich jedoch nicht der eben angegebenen Beize, sondern man
                              loͤst 2 Unzen Indigo in 3 Pfund Schwefelsaͤure auf. Von dieser
                              Aufloͤsung bringt man 3 Unzen in einem Kolben in das Marienbad, und sezt ihr
                              ein halbes Pfund persischen Gummi, den man zwei Stunden lang kochen ließ, bei.
                           Man sezt bei der Anwendung aller obigen Farben eine Unze fluͤchtigen Alkalis
                              zu.
                           Sechste Operation. Blauen Grund, ohne daß die Farben
                              dadurch matt werden, erhaͤlt man auf folgende Weise. Man bedrukt das Fell auf
                              die im Eingange angegebene Weise, und traͤgt dann eine Auslaßfarbe oder
                              Reservage auf, die man sich bereitet, indem man 4 Unzen essigsaures Blei, 6 Unzen
                              Pfeifenthon, 2 Unzen essigsaures Kupfer und 3 Unzen schwefelsaures Kupfer mit einem
                              Liter gewoͤhnlichen Essiges vermengt, und hierauf noch 2 Unzen Hammelfett
                              zusezt, welches man einzeln fuͤr sich zergehen ließ. Man erhaͤlt auf
                              diese Weise eine Art von Kitt, welchen man bis zum Aufsieden erhizt, und dessen man
                              sich schon am naͤchsten Tage zum Bedruken eines trokenen Felles bedienen
                              kann. Nach geschehenem Druke richtet man ein Bad zu, in welchem 1000 Liter Wasser
                              und 8 Pfd. alikantische Soda enthalten sind; man bereitet sich eine Lauge, welche
                              man filtrirt, und zu welcher man die Soda in 20 Liter Wasser aufloͤst. Dieses
                              Bad muß ruhen; man sezt es bei Seite, und bereitet mittlerweile auf folgende Weise
                              ein anderes.
                           Siebente Operation. Man loͤst 12 Pfd.
                              schwefelsaures Eisen in 20 Liter Wasser auf, und nimmt ersteres von bester
                              Qualitaͤt: jenes von Beauvert, dessen man sich in
                              Frankreich gewoͤhnlich bedient. Auch dieses Bad sezt man bei Seite.
                           Achte Operation. Wenn der Indigo gemahlen und zu einem
                              Breie angemacht worden ist, bringt man ihn in die Buͤtte, und gießt zugleich
                              die beiden eben beschriebenen Fluͤssigkeiten bei. Hierauf loͤst man 60
                              Pfd. Aezkalk in 300 Liter Wasser auf. Von dieser Fluͤssigkeit, welche man gut
                              hizen laͤßt, nimmt man nur den klaren Theil, den man in die Buͤtte
                              gießt. Endlich sezt man auch noch 6 Unzen rothen Arsenik zu, und ruͤhrt das
                              ganze, in der Buͤtte enthaltene Gemenge 12 Stunden lang ununterbrochen fort
                              um. Will man die mit der Reservage bedruͤkten Felle in dieses Bad eintauchen,
                              so waͤhlt man zwei Felle von moͤglich gleicher Groͤße, breitet
                              sie auf einer Tafel aus, und klebt sie mit arabischem Gummi an einander, damit das Fell nicht
                              auch auf der Fleischseite Farbe aufnimmt, was ihm von Nachtheil seyn
                              wuͤrde.
                           Neunte Operation. Die Felle, denen man in der
                              Buͤtte oder Kuͤpe einen blauen Grund geben will, werden an einen
                              Rahmen gehaͤngt, und mit diesem untergetaucht und so lange fort alle drei
                              Minuten herausgehoben, bis das Fell schwarzblau erscheint. Ist dieß der Fall, so
                              nimmt man die Felle heraus, laͤßt sie zwei Stunden lang abtropfen, und nimmt
                              sie dann in reinem Wasser durch, bevor man sie in ein Bad bringt, welches man sich
                              bereitet, indem man 100 Liter Wasser und 3 Liter Schwefelsaͤure bei einer
                              solchen Temperatur, daß man die Hand darin zu halten vermag, vermischt. Wenn die
                              Felle aus diesem Bade kommen, nimmt man sie ein zweites Mal in fließendem Wasser
                              durch, und luͤftet sie. Nachdem dieß geschehen ist, bringt man den Ueberdruk
                              auf den ausgelassenen Stellen nach dem beim Calicodruke uͤblichen Verfahren
                              an.
                           Zehnte Operation. Man kann auch mit der schwefelsauren
                              Indigoaufloͤsung druken, wenn man die Vorsicht gebraucht, sie uͤber
                              Kohlenpulver (?) zu filtriren und mit geroͤstetem Staͤrkmehle zu
                              gummiren. Unmittelbar nach vollendetem Druke muͤssen die Felle jedoch
                              ausgewaschen und dann geluͤftet werden. Der Ueberdruk wird dann auf gleiche
                              Weise bewerkstelligt.