| Titel: | Ueber Vitriol- und Alaunbereitung, insbesondere über heiße Auslaugung der verwitterten oder gerösteten Urstoffe; von J. G. Gentele, technischem Chemiker in Michelbach an Hall. | 
| Autor: | Johan G. Gentele [GND] | 
| Fundstelle: | Band 60, Jahrgang 1836, Nr. XXV., S. 115 | 
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                        XXV.
                        Ueber Vitriol- und Alaunbereitung,
                           insbesondere uͤber heiße Auslaugung der verwitterten oder geroͤsteten
                           Urstoffe; von J. G.
                              Gentele, technischem Chemiker in Michelbach an Hall.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Gentele, uͤber Vitriol- und
                           Alaunbereitung.
                        
                     
                        
                           Zustand einiger Vitriol- und Alaunwerke.
                           Die Vitriol- und Alaunwerke in Deutschland, am Rhein und im Elsaß stehen unter
                              einander meist in sehr nachtheiliger, die Preise ihrer Producte
                              herabdruͤkender Concurrenz, die sich zu Gunsten derjenigen Werke
                              erhaͤlt, welche wegen besonderer oͤrtlicher Vortheile (die den
                              Gewerken am Rhein hauptsaͤchlich zukommen) in Stand gesezt sind, ihre
                              Fabrikate bedeutend billiger herzustellen. In der schlimmsten Lage befinden sich die
                              Gewerke, welche außerdem, daß ihre Urstoffe entweder schwierig zu erhalten, oder
                              wenig ergiebig sind, noch das in großer Menge erforderliche Brennmaterial theuer
                              bezahlen muͤssen, deren Urstoffe also nicht in Begleitung von brauchbaren Wen
                              vorkommen und welche uͤberdieß in holzarmen Gegenden angelegt sind. So haben
                              die Fabriken oder Gewerke dieser Art im Elsaß (Bouxweiler) und am Rhein (bei Bonn)
                              als Brennmaterial schwefelkiesarme Stein- oder Braunkohlen, welche neben den
                              schwefelkiesreichen, die die Urstoffe zur Vitriol- und Alaunbereitung
                              ausmachen, zugleich gefoͤrdert werden und daher nur so hoch zu stehen kommen,
                              als die Kosten ihrer Foͤrderung betragen; waͤhrend die Gewerke in
                              Sachsen, Thuͤringen (bei Saalfeld), und Wuͤrtemberg (Oedendorf und
                              Gaildorf) zur Versiedung der gewonnenen Vitriol- und alaunhaltigen Laugen
                              bloß Holz, dessen Preis sich uͤberall immer mehr erhoͤht, anwenden
                              koͤnnen, wozu noch der Umstand kommt, daß solche Urstoffe, deren Floͤz
                              klein und ohne Begleitung von Kohlen vorkommt, meistens aͤrmer sind.
                           
                        
                           Einige besondere Verfahrungsarten bei Bereitung des Vitriols
                                 und Alauns; Behandlung der verschiedenen Urstoffe zur Gewinnung von
                                 Vitriol- und alaunhaltigen Laugen und Versiedung derselben.
                           Ich beabsichtige keineswegs die verschiedenen, zur Bereitung dieser Producte
                              dienenden Urstoffe nach ihrem Vorkommen in Gangart, nach ihren physischen
                              Eigenschaften und ihrem chemischen Verhalten zu beschreiben, oder genaue
                              Verfahrungsarten zur Vitriol- und Alaunfabrication mittelst der verschiedenen
                              Urstoffe anzugeben, sondern bloß auf eine Auslaugmethode aufmerksam zu machen, durch
                              welche sich in manchen Werken dieser Art eine bedeutende Brennmmaterialersparniß erzielen lassen wird,
                              was besonders fuͤr diejenigen wichtig ist, deren Erze natuͤrlichen
                              Alaun erzeugen, die aber theures und viel Brennmaterial anwenden muͤssen;
                              denn durch Benuzung dieses hoͤchst wichtigen Verfahrens wuͤrden diese
                              Gewerke in groͤßeren oder wenigstens gleichen Vortheil zu stehen kommen, wie
                              diejenigen, welche zwar billiges Brennmaterial besizen, deren Urstoffe aber keinen
                              natuͤrlichen Alaun geben.
                           Um leichter verstanden zu werden, will ich zuvor einige Verfahrungsarten kurz
                              beschreiben, nach welchen in mir bekannten Vitriol- und Alaungewerken aus
                              verschiedenartigen Urstoffen diese beiden Salze im Großen erzeugt werden.
                           Diese Verfahrungsarten richten sich natuͤrlich nach der Natur der Urstoffe
                              selbst, und es muß fuͤr dieselben immer zuerst durch Versuche ausgemittelt
                              werden, auf welche Weise sie sich mit der geringsten Muͤhe am schnellsten so
                              aufschließen (d.h. ihre Bestandtheile in die genannten Salze
                              uͤberfuͤhren) lassen, daß das groͤßte Quantum Vitriol und Alaun
                              aus ihnen erzeugt wird.
                           Die erste Hauptarbeit, die mit denselben vorgenommen wird, ist entweder das Roͤsten oder das Verwittern, welche Operationen allein im Großen angewendet werden, um die
                              Erze durch Oxydation aufzuschließen. Ob die Roͤstung oder die Verwitterung
                              anzuwenden ist, haͤngt theils von der Natur der Erze, theils aber auch davon
                              ab, welches der beiden zu erzielenden Producte beachtenswerther ist;
                              gewoͤhnlich ist es der Alaun, weil er in hoͤherem Preise sieht, als
                              der Vitriol.Unter dieser Benennung verstehe ich immer Eisenvitriol oder schwefelsaures
                                    Eisenoxydul.
                              
                           
                        
                           Roͤstung kohlenstoffreicher Erze.
                           Der Umstand, ob die zu benuzenden Urstoffe genug oder zu wenig Kohlenstoff enthalten,
                              bedingt schon im Voraus Verwitterung oder Roͤstung. Kohlenstoffreiche Erze
                              werden naͤmlich am sichersten durch Anzuͤnden und langsames Verbrennen
                              zersezt, wobei man, um die sich entwikelnden Schwefeldaͤmpfe nicht zu
                              verlieren, gewoͤhnlich die glimmenden Erzhaufen mit ausgelaugten, immer noch
                              Thon und Eisenoxyd enthaltenden Erzen bedekt. Bisweilen werden sie vor der
                              Roͤstung aber auch der Verwitterung an der Luft, unter Feuchthaltung der
                              Haufen mit Wasser, preisgegeben und dann abgelaugt; dieß geschieht naͤmlich
                              dann, wenn die Urstoffe Schwefeleisen oder gar Doppelt-Schwefeleisen im großen Uebermaaß gegen
                              die Thonerde enthalten, weil in diesem Falle bei der Roͤstung sehr viel
                              Schwefel rein verloren gehen wuͤrde. Urstoffe von solcher Beschaffenheit liefern zuerst durch
                              Verwitterung vitriolhaltige Laugen, und werden dann geroͤstet, um mit dem
                              Reste des unzersezten Schwefeleisens und der Thonerde schwefelsaure Thonerde
                              darzustellen; bei zu großem Uebermaaße von Schwefeleisen und Schwefel werden sie
                              jedoch zur Gewinnung von Schwefel vorher abgeroͤstet und dann erst auf
                              Vitriol benuzt.
                           
                        
                           Verwittern kohlenstoffarmer Urstoffe.
                           Kohlenstoffarme Urstoffe, welche gewoͤhnlich aus grauem schwefelkieshaltigem
                              Schiefer (Saalfeld), worin bisweilen auch Schwerspath eingesprengt ist, bestehen,
                              koͤnnen im Großen nur durch Verwitterung vortheilhaft aufgeschlossen werden,
                              indem sie sich durch Verbrennung ihres eigenen Kohlenstoffs nicht roͤsten
                              lassen. Die Verwitterung bewirkt man gewoͤhnlich entweder auf sogenannten Buͤhnen (großen hoͤlzernen Kasten mit unten
                              auf einen Punkt sich vertiefendem, gezimmertem Boden, von dem die Lauge abgelassen
                              werden kann) durch jahrelanges Liegen, wobei die Erze immer in feuchtem Zustande
                              gehalten und mitunter abgelaugt werden; oder auch auf gemauertem, nach einem steinernen oder hoͤlzernen Laugekasten
                              abhaͤngigem, laugedichtem Grunde, auf Haufen,
                              welche ebenfalls oͤfters mit Wasser begossen, dadurch feucht gehalten und
                              nach und nach abgelaugt werden.
                           Gewoͤhnlich geben geroͤstete Erze mehr Alaun oder schwefelsaure
                              Thonerde, als verwitterte, die hingegen mehr Vitriol liefern. Dieß ruͤhrt zum
                              Theil von den verschiedenen Bestandtheilen der roͤstbaren und verwitterbaren
                              Erze her, theils aber auch von der verschiedenen Behandlungsweise derselben. Durch
                              die Roͤstung bildet sich, wenn das Schwefeleisen langsam verbrennt,
                              schwefelsaures Eisenoxydul, schweflige und Schwefelsaͤure; bei einem etwas
                              staͤrkeren Hizgrade wird aber das schwefelsaure Eisenoxydul selbst wieder
                              zersezt und schwefelsaure Alaunerde erzeugt, also rothes Eisenoxyd frei. Durch
                              langsames Roͤsten, wobei ein Hizgrad vermieden wird, bei dem der Eisenvitriol
                              die Schwefelsaͤure abgibt, wuͤrde man daher mehr Eisenvitriol und
                              weniger Alaun bei einerlei Erzen erhalten, und umgekehrt. Eine anfaͤnglich
                              starke Roͤstung wuͤrde bewirken, daß nur ein Theil des Schwefeleisens
                              wie sonst verbrennt- ein anderer hingegen Schwefel abgibt, der entweicht;
                              daher muß in jedem Falle die Roͤstung anfangs langsam erfolgen, gleichviel,
                              ob man Alaun oder Vitriol erzielen will; im ersteren Falle wird man die Erhizung
                              gegen das Ende, nachdem alle Schwefelverbindungen in schwefelsaure
                              umgeaͤndert sind, noch steigen lassen.Der Eisenvitriol wird bei ungefaͤhr 200° R. in entweichende
                                    Schwefelsaͤure und zuruͤkbleibendes Eisenoxyd
                                    zersezt, daher auch keine groͤßere Hize entstehen soll.
                              
                           
                           Durch die Verwitterung der schwefelkieshaltigen Schiefer erhaͤlt man, je
                              nachdem die Thonerde in dem Schiefer mehr oder weniger leicht loͤslich
                              vorhanden ist, auch mehr schwefelsaure Thonerde oder mehr Vitriol, jedoch meistens
                              mehr von diesem als von jener.
                           
                        
                           Auslaugung der verwitterten oder geroͤsteten
                                 Urstoffe.
                           Auf die Roͤstung oder Verwitterung der Erze oder Urstoffe folgt die
                              Auslaugung, eine Operation, durch welche man alle aufloͤslichen Salze, die
                              sich erzeugten, ausziehen will. Wenn die Erze der Verwitterung ausgesezt wurden, die
                              erst nach einigen Jahren beendigt ist, so sind sie auch gewoͤhnlich auf ihren
                              Buͤhnen oder Verwitterungsplaͤzen vollstaͤndig ausgelaugt; das
                              Wasser, womit man sie feucht erhielt, sammelte sich am bestimmten Orte als Lauge,
                              die, wenn sie zum Versieden zu schwach war, wiederholt auf die Erze gebracht wurde,
                              um sie in versiedbare Lauge zu verwandeln.
                           Die geroͤsteten Erze werden aber nicht auf ihren Roͤstplaͤzen,
                              sondern in allen mir bekannten Werken in Kaͤsten
                              abgelaugt, welche neben einander stehen, mit Senkboͤden versehen und mit
                              Dielen, die in starkem Genegel stehen, wasserdicht gemacht sind. Diese
                              Kaͤsten haben im Allgemeinen die Einrichtung, daß die abzulaugenden Erze mit
                              Karren oder Hunden bequem in dieselben gebracht und wieder herausgeschaufelt und an
                              ihre Bestimmungsorte gefahren werden koͤnnen. Von der Lauge, die mittelst
                              hoͤlzerner Haͤhne unter dem Senkboden hell abgezogen wird,
                              unterscheidet man versiedbare und unversiedbare; erstere wird mit Rinnen in Reservoirkasten abgelassen,
                              leztere aber in Laugekaͤsten, aus denen dann die schwache Lauge auf frische
                              abzulaugende Erze statt Wasser aufgepumpt wird. Die Erze werden so lange mit Wasser
                              oder schwacher Lauge abgelaugt, als die Graͤdigkeit, die die aufgepumpte
                              Fluͤssigkeit bekommt, noch erheblich ist.
                           Die geroͤsteten Erze werden nach dem Ablaugen verschieden behandelt; an
                              manchen Orten, z.B. in Bouxweiler, kommen sie zur zweiten Roͤstung auf
                              Haufen, welche Jahre lang sich uͤberlassen bleiben, damit die der
                              Roͤstung entgangenen Theile verwittern (sie erhizen und entzuͤnden
                              sich bisweilen wieder freiwillig); und dann werden sie nochmals abgelaugt, wobei man
                              oft noch eine sehr salzhaltige Lauge gewinnt. Man wirft sie dann entweder auf den
                              SchuttraumSie ließen sich vielleicht vortheilhaft zu Duͤnger verwenden., oder verwendet sie zur Bedekung der Roͤsthaufen, um die
                              Verfluͤchtigung der schwefligen Duͤnste zu verhindern (z.B. in
                              Oedendorf, Bouxweiler).
                              An anderen Orten werden die abgelaugten Erze in feuchtem Zustande zum Theil wieder
                              unter frische gemengt; dieß ist besonders dann nuͤzlich, wenn die Urstoffe
                              viel Doppelt-Schwefeleisen enthalten.
                           Das Hauptaugenmerk hat man bei der Auslaugung darauf zu richten, daß man mit der
                              kleinsten Menge Wasser die moͤglich-groͤßte Menge Erze von
                              ihrem Salzgehalte befreit; denn je hochgraͤdiger die Laugen aus den
                              Kaͤsten erhalten werden koͤnnen, desto weniger Brennmaterial ist
                              nachher zu ihrer Versiedung erforderlich, um die darin enthaltene Menge Vitriol oder
                              Alaun herauszukrystallisiren und fuͤr sich darzustellen; uͤbrigens ist
                              auch die Mischung der Salze in den laugen in manchen Gewerken guͤnstiger als
                              in anderen. Sind die laugen naͤmlich von der Art, daß sie leicht
                              krystallisirbaren Vitriol und natuͤrlichen Alaun neben der freien
                              schwefelsauren Thonerde enthalten, so ist es sehr schwer, sich beim Auslaugen
                              concentrirte Fluͤssigkeiten zu verschaffen; das uͤber die
                              geroͤsteten, oft noch warmen Erze gebrachte Wasser loͤst zuerst nur
                              die leicht loͤslichen unkrystallisirbaren Salze (schwefelsaure Thonerde),
                              dann bis zur Saͤttigung noch Alaun (wenn solcher vorhanden ist) und Vitriol
                              auf, der Rest krystallisirbarer Salze aber bleibt ungeloͤst, bis ein zweiter
                              Antheil Wasser hinzukommt, und auch diese aufnimmt. Waren die Erze warmen
                              Roͤsthaufen entnommen, so wird die Lauge etwas warm und hochgraͤdiger,
                              und kann auch so abgezogen werden, wenn die Waͤrme bei ihr anhaͤlt;
                              sie lauft aber von derselben Graͤdigkeit, wie von kalten Erzen ab, wenn sie
                              wieder erkaltete, so daß die Salze aus ihr herauskrystallisiren konnten. Man braucht
                              also in diesem Falle eine Masse Wasser zur Ausziehung der Salze und dann eine Menge
                              Holz zur Verdampfung desselben, um die Salze fuͤr sich herzustellen; anders
                              ist es bei Erzen, welche sehr wenig natuͤrlichen Alaun bei der
                              Roͤstung liefern. Leztere geben schon durch kalte Ablaugung eine Lauge von
                              30° Beaumé (wie in Bouxweiler), waͤhrend man mit jenen
                              hoͤchstens eine Lauge von 22° erhaͤlt (wie in Oedendorf). Es
                              ist zwar auch ein Vortheil, wenn Fabriken natuͤrlichen Alaun erzeugen
                              koͤnnen, indem dadurch die in anderen, welche keinen natuͤrlichen
                              Alaun gewinnen, nothwendig werdende Menge Niederschlagsmittel erspart bleibt; aber
                              der hieraus entstehende Vortheil wird durch den groͤßeren
                              Brennmaterial-Verbrauch wieder aufgewogen. Wie dieser Vortheil aber auf einem
                              einfachen Wege benuzt, und wie uͤberhaupt die Auslaugung der Erze in
                              derartigen Werken auf eine dem Geschaͤfte durch Gewinnung gleich
                              krystallisirbarer Laugen viel Vortheil bringende Weise betrieben werden kann, werde
                              ich zu zeigen suchen, nachdem ich zuvor die bisher uͤblichen
                              Versiedungsmethoden kurz
                              beschrieben habe, damit dann die Vortheile, welche aus meinem Verfahren der
                              Auslaugung entspringen, desto einleuchtender werden.
                           
                        
                           Versiedung der Laugen.
                           Um die in den sogenannten Rohlaugen enthaltenen Salze, den Eisenvitriol und Alaun zu
                              gewinnen und von einander abgeschieden zu erhalten, erfolgt die Versiedung
                              derselben, welche Operation sich nach der Beschaffenheit der Laugen richtet, und
                              wobei ein guter Siedeapparat eine Hauptsache ist. Derselbe muß nicht nur dem
                              Siedeverfahren entsprechen, sondern auch oͤkonomisch und dauerhaft seyn, auch
                              moͤglichst wenig Brennmaterial erfordern. Ich werde in einer anderen
                              Abhandlung mehrere in solchen Gewerken zu diesem Zwek angewandte Apparate
                              beschreiben.
                           Erstes Siedverfahren. Laugen von geroͤsteten
                              Erzen, welche viel natuͤrlichen Alaun und schwefelsaure Thonerde enthalten
                              (wie z.B. die in Oedendorf), werden, nachdem schon in den Reservoirs aus den
                              schwachen Laugen sich eine bisweilen bedeutende Menge natuͤrlichen Alauns
                              abgesezt hat, in die Abdampfapparate abgelassen, und bis zu einer gewissen
                              Graͤdigkeit abgedampft, unter Ersaz der verdampften Lauge durch frische, bis
                              der ganze Abdampfapparat voll von concentrirter Lauge ist. Diese wird dann aus den
                              Abdampfapparaten in hoͤlzerne Kasten (Schuͤttelkaͤsten)
                              ausgelassen, und ihr eine vom Siedmeister nach fruͤheren Operationen
                              berechnete Menge sogenannten Flusses (schwefelsaures, salzsaures, kohlensaures,
                              halbkieselsaures Kali oder Glasgalle, so wie schwefelsaures und kohlensaures
                              Ammoniak) in aufgeloͤstem Zustande oder als feines Pulver zugesezt, um die
                              schwefelsaure Alaunerde in Alaun zu verwandeln; lezterer faͤllt beim Erkalten
                              der Fluͤssigkeit, wenn man die Vorsicht gebraucht, sie mit hoͤlzernen
                              Haken in den Kasten zu bewegen, als weißes Pulver – aus lauter kleinen
                              Krystallen bestehend – daraus nieder. Nachdem man die Lauge so lange mit Fluß
                              versezt hat, als eine herausgenommene Probe auf einen neuen Zusaz desselben noch
                              Alaun erzeugte, erhaͤlt man eine Fluͤssigkeit, die durch Abdampfen und
                              Schuͤtteln (ohne Flußzusaz) den groͤßten Theil des in ihr enthaltenen
                              Alauns schon mit Eisenvitriol vermengt, absezt. Die nun mit schwefelsaurem Eisen
                              uͤbersezte und beinahe nur aus solchem bestehende Mutterlauge wird auf
                              Vitriol benuzt, welcher nach dem Abdampfen derselben auf eine gewiss
                              Graͤdigkeit (32 – 35° Beaumé) bei ihrem Erkalten in
                              hoͤlzernen Kaͤsten, in die Schnuͤre und Latten zum Ansezen
                              desselben gebracht sind, unrein mit aufliegendem Alaun erhalten wird.
                           Der durch Schuͤtteln erhaltene Alaun, das Alaunmehl, welches eisenhaltig ist, wird durch Waschen in kaltem,
                              Aufloͤsen in kochendem Wasser und durch mehrmaliges Umkrystallisiren eisenfrei gemacht, wobei
                              man den Alaun in verschiedenen Formen, in Bloͤken
                              den gewoͤhnlichen, in Blumen an Latten oder Schnuͤren den reineren, anschießen laͤßt. Mutterlaugen des in Blumen
                              angeschossenen Alauns dienen zur Loͤsung des gewaschenen Alaunmehls behufs
                              der Fabrikation, von Blokalaun, und die hievon
                              zuruͤkbleibenden werden eingedampft und das Alaunmehl
                              herausgeschuͤttelt, welches durch Aufloͤsen in Wasser und Anschießen
                              aus der schwach gemachten Loͤsung Alaun in Blumen liefert. Das
                              Aufloͤsen des Alauns wird immer in Bleipfannen vorgenommen.
                              Unkrystallisirbare Mutterlaugen, welche Bittererde, Eisen und Alaunerde als
                              salzsaure und schwefelsaure Salze enthalten, liefern durch Gluͤhen mit
                              Kochsalz Glaubersalz, und werden in manchen Gewerken
                              hierauf verarbeitet.
                           Zweites Siedverfahren. Die Lauge wird zur Trennung des
                              Eisenvitriols vom Alaun und zur Erzielung eines alaunfreien Vitriols in Pfannen
                              eingedampft, auf welche der Absaz von Schlamm (wasserfreiem, schwefelsaurem
                              Eisenoxydul) nicht nachtheilig wirken kann. Der Alaun und die schwefelsaure Thonerde
                              besizen naͤmlich zu dem Wasser eine groͤßere Verwandtschaft als das
                              schwefelsaure Eisenoxydul, daher lezteres bei der Eindampfung sich fast
                              vollstaͤndig ausscheidet, waͤhrend die schwefelsaure Thonerde und der
                              Alaun aufgeloͤst bleiben. Wie weit eine Lauge aber eingedampft werden muß,
                              damit bloß der Eisenvitriol sich abscheidet, dieß haͤngt von dem
                              Verhaͤltnisse ab, in welchem sie Alaun, schwefelsaure Thonerde und
                              Eisenvitriol enthaͤlt. In Bouxweiler faͤngt der Vitriol bei 38
                              – 40° Beaumé an sich auszuscheiden, und man kocht nun unter
                              Ersaz der verdampften Lauge mit frischer fort, bis sie eine Graͤdigkeit von
                              45 – 50° B. erhalten hat; sobald ein Mal die Araͤometergrade
                              uͤber 40° B. steigen, ist aller Eisenvitriol in wasserfreiem Zustande
                              ausgeschieden, und nun erst faͤllt bei weiterer Verdampfung auch die
                              schwefelsaure Thonerde und der Alaun nieder. Der Punkt uͤbrigens, bei dem aus
                              einer Lauge der Eisenvitriol niederfallt, ist leicht erkennbar: waͤhrend
                              naͤmlich die Araͤometergrade bei der Verdampfung der Lauge anfangs in
                              einer gewissen Zeit immer stark zunehmen, bleiben sie bei dem gewissen
                              Austretungsgrade des Vitriols so lange unveraͤnderlich, bis derselbe ganz
                              herausgefallen ist.
                           Wenn sich der wasserfreie Eisenvitriol in den Siedapparaten nach Aufhebung des
                              weiteren Einkochens der Fluͤssigkeit bei Bedekung und Ruhe abgesezt hat,
                              verwendet man die uͤberstehende Lauge auf Alaun. Sie kommt naͤmlich
                              eben so wie bei dem ersten Siedverfahren noch warm in die
                              Schuͤttelkaͤsten oder in ausgemauert Suͤmpfe, und wird darin mit der zum
                              Faͤllen des Alauns erforderlichen Menge Fluß versezt etc.
                           Der in dem Siedapparate zuruͤkgebliebene wasserfreie Vitriol wird sogleich
                              darin mit der noͤthigen Menge Wasser aufgeloͤst, und liefert beim
                              Ablassen in Krystallisirsuͤmpfe und Stehenlassen so ziemlich alaunfreien
                              Eisenvitriol; oder man kann ihn auch zur Zersezung des Kochsalzes, um dadurch
                              Glaubersalz zu gewinnen, als wasserfreien Vitriol aufbewahren.
                           Die Mutterlaugen des Eisenvitriols, welche etwas Alaun oder schwefelsaure Thonerde
                              enthalten, benuzt man mehrmals statt Wasser zur Aufloͤsung des wasserfreien
                              Vitriols; wenn sie endlich nach oͤfterem Gebrauche zu unrein geworden sind,
                              versiedet man sie wieder mit den Rohlaugen in den Pfannen.
                           Drittes Siedverfahren. Bisweilen werden Rohlaugen, welche
                              Alaun und schwefelsaure Thonerde im Uebermaaße enthalten, auf eine wie bei den
                              Salzsalinen eingerichtete Gradiranstalt gebracht. Hiebei concentrirt sich die
                              Fluͤssigkeit, das schwefelsaure Eisenoxydul zersezt sich zum Theil und
                              faͤllt zum Theil auch unzersezt auf der Gradiranstalt nieder; der Rest
                              scheidet sich beim Einkochen aus, welches wie beim ersten Siedverfahren vorgenommen
                              wird. Die Mutterlaugen benuzt man aber nicht auf Eisenvitriol, sondern auf
                              Glaubersalz und Englischroth; in lezteres verwandelt man auch den bei allen
                              Behandlungen der vitriolhaltigen Lauge sich absezenden Schlamm von gelbem
                              Eisenoxydhydrat. Dieses Verfahren ist in Reschwitz bei Saalfeld in Gebrauch.
                           Viertes Siedverfahren. Wenn die Rohlaugen, wie es bei
                              verwitterten Erzen der Fall ist, wenig schwefelsaure Thonerde und nur Spuren von
                              natuͤrlichem Alaun, hingegen viel schwefelsaures Eisenoxydul enthalten, so
                              werden sie hauptsaͤchlich auf Vitriol benuzt und der reinste im Handel
                              vorkommende wird immer aus solchen Laugen durch Eindampfen derselben uͤber
                              altem Eisen gewonnen; die Mutterlauge liefert dann noch eine geringere Sorte
                              (Garnsdorf bei Saalfeld; Gaildorf in Wuͤrtemberg).
                           Bei allen Laugen, welche auf Vitriol benuzt werden, ist es vortheilhaft, Eisen
                              zuzusezen, um die Ausscheidung einer zu großen Menge Eisenoxyds zu verhindern.
                           Diejenigen Gewerke, deren Lauge so beschaffen ist, daß sie nicht leicht krystallisirt
                              (also wenig Alaun und mehr schwefelsaure Thonerde neben Eisenvitriol
                              enthaͤlt), haben freilich dadurch einen großen Vortheil; sie koͤnnen
                              naͤmlich alle schwachen Laugen zur Ablaugung frischer Erze verwenden und auf
                              diese Art nur hochgraͤdige zur Versiedung bereiten (30° B. in
                              Bouxweiler), weßwegen sie auch fast nur die Haͤlfte des Brennmaterials derjenigen
                              brauchen, die wegen ihrer leicht krystallisirbaren (viel natuͤrlichen Alaun
                              enthaltenden) Laugen 20 – 22graͤdige Fluͤssigkeiten (wie in
                              Oedendorf) versieden muͤssen; denn 3 Theile einer Lauge von 20°
                              enthalten nur so viel Salze als 2 Theile einer von 30°, so daß von jenen 1/3
                              mehr verdampft werden muß, bis sie diesen an Concentration gleichkommen. Dieß hat
                              auf die Calculation der producirten Waare einen großen Einfluß. Da
                              gewoͤhnlich diejenigen Urstoffe, welche in Begleitung von Kohlen vorkommen
                              (Bouxweiler, Kloster Puͤtzchen), auch Laugen liefern, die ein starkes
                              Concentriren gestatten, so stehen natuͤrlich die Gewerke, welche sie
                              verarbeiten, in doppeltem Vortheile; hingegen haben die anderen, welche Laugen
                              erzeugen, die viel natuͤrlichen Alaun enthalten, wie schon bemerkt wurde, den
                              Vortheil, daß sie nicht so viel Niederschlagsmittel beduͤrfen.
                           Der Umstand, daß der Alaun aus einer warmen gesaͤttigten Lauge beim Erkalten
                              derselben zum Theil wieder auskrystallisirt und in kaltem Wasser sich nur zu einer
                              schwachen Lauge loͤst, macht es also sehr schwierig, sich die mit der
                              Production concentrirter Laugen verknuͤpften Vortheile bei alaunhaltigen
                              Roͤsthaufen zu verschaffen. Wir wollen nun aber sehen, auf welche Art sie
                              sich mittelst der heißen Auslaugung erreichen lassen.
                           
                        
                           Ueber heiße Ablaugung der geroͤsteten Erze.
                           Wir wollen zuerst in der Voraussezung, daß man mit solchen Urstoffen, die sonst nur
                              20graͤdige Lauge liefern, 30graͤdige darstellen kann, und daß hiezu
                              nur kochendes Wasser bereitet und waͤhrend der Auslaugung im Kochen erhalten
                              zu werden braucht, untersuchen: welche Vortheile dieß hinsichtlich des
                              Brennmaterial-Verbrauchs gewaͤhrt.
                           Wir nehmen an, daß um 100 Kubikfuß 20gradiger Lauge kochend zu machen, und sie
                              hernach auf 30° einzudampfen, 100 Kubikfuß Holz verbraucht werden und die
                              Lauge dann auf 2/5, also 66 Kubikfuß reducirt wird. Diese 66 Kubikfuß Lauge
                              enthalten nun dieselbe Salzmenge, wie die 100 Kubikfuß 22- oder
                              20graͤdiger Lauge, und es wird aus derselben beim Erkalten so viel
                              anschießen, als das verdampfte Wasser (= 1/2) geloͤst enthielt. Von den 100
                              Kubikfuß Brennmaterial kann man annehmen, daß 2/8 verbrennt werden, um die Lauge zum
                              Kochen zu bringen, und 6/8 zur Unterhaltung des Kochens bei dem Eindampfen. Ferner
                              wollen wir annehmen, bei der heißen Auslaugung werde immer 30graͤdige Lauge
                              erzielt, so sind 66 Kubikfuß 30graͤdige Lauge = 100 Kubikfuß Lauge von 20
                              oder 22°. Wir nehmen auch an, jeder Kubikfuß Lauge sey = 1 Kubikfuß Wasser, und also in 66
                              Kubikfuß Lauge 66 Kubikfuß Wasser, so brauchen wir, um so viel Salz auszuziehen, als
                              100 Kubikfuß kalter Lauge enthalten, nur 66 Kubikfuß kochendes Wasser. Da, wenn wir
                              schon 30graͤdige Lauge haben, diese nicht mehr abgedampft zu werden braucht,
                              so ist also das zum Eindampfen erforderliche Brennmaterial erspart, wogegen das
                              Heißmachen des zum Ablaugen noͤthigen Wassers in Betracht kommt; weil aber
                              lezteres nur 2/5 des sonst erforderlichen Quantums betraͤgt, so wird hiezu
                              auch nur 2/5 des Brennmaterials noͤthig seyn, folglich 1/3 desselben erspart
                              werden.
                           Ein zur heißen Auslaugung geeigneter Apparat muß so eingerichtet seyn, daß man darin
                              frisch geroͤstete Erze ununterbrochen in siedendem Wasser ablaugen und
                              dasselbe Wasser, ohne daß es sich abkuͤhlt, so oft zum Ablaugen frischer Erze
                              wieder brauchen kann, bis es die verlangte Graͤdigkeit hat; auch
                              muͤssen Erze, die aus starker Lauge kommen, in schwaͤcherer und zulezt
                              in Wasser abgelaugt werden koͤnnen, bis alle Salze aus ihnen ausgezogen sind,
                              und die so erhaltenen schwachen Laugen sollen, ehe sie erkalten, wieder zur
                              Ablaugung frischer Erze gebraucht und dadurch gesaͤttigt werden
                              koͤnnen. Alle diese Operationen muͤssen endlich auch ohne zu viel
                              Handarbeit ausgefuͤhrt werden koͤnnen.
                           Ein Apparat dieser Art, wie ich ihn hiemit vorschlage, muß natuͤrlich
                              fuͤr ein Gewerk, wo die geroͤsteten Erze viel Alaun enthalten,
                              bedeutenden Vortheil gewahren.
                           Auf dem Roͤstplaze der Urstoffe errichte man an einer Stelle, die den
                              Roͤsthaufen der Erze und dem Schuttlager, so wie zugleich dem Siedhause,
                              wohin die Lauge geleitet werden soll, nahe liegt, vier stufenweise uͤber
                              einander stehende gleich große Pfannen (Fig. 21), so daß die
                              Fluͤssigkeit aus der Pfanne B in C, D, E abgelassen werden kann. Die Vorderwaͤnde
                              und die Pfannen beschreiben um einen vor denselben stehenden Krahn einen halben
                              Zirkel, so daß jede Pfanne von dem Stander des Krahnes gleich weit entfernt ist.
                              Diese Pfannen sind so eingemauert, daß der Feuerheerd unter der Pfanne E ist, weil hier geschuͤrt wird, deren Boden
                              jedoch nicht von der Flamme unmittelbar beruͤhrt wird; auch darf sie die
                              Seitenwaͤnde dieser Pfanne, weil dieselbe manchmal leer wird, nur 1' hoch
                              erwaͤrmen. Aus dem Feuerraume unter E gelangt die
                              Flamme in den Feuerraum der anliegenden zweiten Pfanne D, und darf den Boden derselben, da sie jezt nicht mehr so heftig ist, frei
                              beruͤhren; von da streicht sie eben so nach C und
                              B, den Boden derselben beruͤhrend, und zulezt
                              in ein Kamin, wenn alle vier Pfannen erwaͤrmt werden und die in E erzeugte Hize erschoͤpft werden soll. Da aber
                              auch Perioden kommen, wo vielleicht nur auf E, D und B Feuer einwirken soll, so sind die Zuͤge, welche das Feuer
                              von einem Orte zum anderen leiten, folgender Maßen einzurichten.
                           In dem Grundrisse der Pfannen, Fig. 22, ist die Lage des
                              Zuges alle Mal um so viel hoher anzunehmen, als die Pfanne im Vergleiche mit E hoͤher liegt. An der Hinteren Seift ist der
                              Hauptzug des Feuers angebracht; er bildet eine mit c, c,
                                 c bezeichnete Linie. In den Canal a, a
                              muͤndet der wie unter gewoͤhnlichen bleiernen Pfannen beschaffene
                              Feuerraum von E, welcher durch die Waͤnde e, e begraͤnzt und mit einem Roste und
                              Schuͤrloche versehen ist, vermittelst der Oeffnung g,
                                 g, und steht auf diese Art mit dem ganzen Canal und dem hinten
                              angeschlossenen Kamin in Verbindung. Von diesem Canal geht nun auch ein Zug h, h unter dem Boden der Pfanne D hin und her, und oͤffnet sich wieder in den Canal a, a; dasselbe ist der Fall bei dem Zuge i, i der Pfanne C und dem
                              Zuge k, k der Pfanne B. Man
                              kann daher mittelst der Schieber l, l, l und m, m, m den Zug beliebig auf alle oder nur auf einzelne
                              Pfannen fuͤhren; denn wenn man den Schieber l, C
                              schließt, so geht der Zug nach C, zieht man ihn aber auf
                              und verschließt den Schieber C, m, so geht der Zug, wenn
                              der Schieber B, l zugestellt ist, nach B, und dann ins Kamin, oder wenn B, m verschlossen ist, sogleich in dasselbe; auf aͤhnliche Art kann
                              der Zug nach D abgeschlossen und hergestellt werden.
                           In diesen Pfannen sollen nun, wie sonst in Kasten, die Erze abgelaugt werden; wollte
                              man sie aber in dieselben werfen und auskochen, so wuͤrde dieß bei bleiernen
                              Pfannen zwar angehen, allein die Arbeit waͤre sehr laͤstig und das
                              Herausschoͤpfen der Erze wuͤrde zu viele Umstaͤnde veranlassen.
                              Um diese nun leicht, selbst aus bleiernen Pfannen, waͤhrend der Feuerung
                              herausschaffen zu koͤnnen, versehe ich jede Pfanne um die Seitenwaͤnde
                              herum mit einem festen, 1/2' breiten Lager von Eichenholz, welches, damit es nicht
                              schwimme, von Oben herab in die Pfanne gespannt seyn muß; es ist nur 1/4' hoch und
                              mit seinem aufliegenden Senkboden bedekt, der aus Stuͤken besteht, die auf
                              die Lager befestigt sind und herausgenommen werden koͤnnen. Unter dem
                              Senkboden geht aus der Pfanne ein Hahn. In jede Pfanne passen zwei Kaͤsten,
                              die ich Ablaugkaͤsten nenne, von solcher Groͤße, daß wenn zwei
                              derselben in eine Pfanne gesezt sind, der Raum derselben bis auf 1' auf allen Seiten
                              um die Kasten ausgefuͤllt ist, und die, wenn sie auf dem Senkboden der Pfanne
                              aufsizen, nur 1' aus derselben hervorragen. Sie sind der Haltbarkeit wegen aus
                              Dielen von Eichenholz verfertigt; ihre Hintere und vordere schmale Seitenwand a, a (Fig. 22) liegen, um sie
                              festzuhalten, in einem
                              Einschnitte der beiden anderen langen b, b. Das Ganze
                              steht auf folgende Art in einem Eisenverschlage.
                           Man macht naͤmlich an der Hinteren und vorderen Seite und in der Mitte in die
                              2'' starken Dielen um den ganzen Kasten herum in einer Linie c, c, c (Fig. 23) 3/4 zoͤllige Einschnitte. In diese Furche nun legt man
                              einen 1/4'' diken, 1'' breiten Reif oder Verschlag von Eisen recht fest um den
                              ganzen Kasten, und oben wird derselbe mit Schleusten d,
                                 d versehen, durch welche eiserne Stangen e, e,
                                 e zum Zusammendruͤken der beiden Seitenwaͤnde gestekt und
                              festgemacht werden koͤnnen; leztere werden auch mit einem eisernen Ringe an
                              der Verlaͤngerung f, f versehen. Wenn dieser
                              Beschlag an einem Kasten gefertigt ist, so firnißt man das Eisen gut und kittet dann
                              in die uͤbrige 1/2'' starke Vertiefung, welche sich oben etwas verengt, eine
                              Verdekung von Eichenholz ein: damit auf diese Art das Eisen ganz mit Holz bedekt
                              erscheint, welches uͤberall damit die Lauge nicht auf das Eisen wirken kann,
                              gut angeschlossen, eingefuͤgt und verkittet seyn muß.
                           Die Seitenwaͤnde sowohl als der Boden dieser Kaͤsten muͤssen
                              nach Art der Senkboͤden durchbohrt seyn, damit, wenn sie in Wasser gesezt
                              sind, dasselbe durch diese Loͤcher in den Kasten auf die darin enthaltenen
                              Erze dringen und wieder herauslaufen kann.
                           Diese Kaͤsten werden nun mit Erzen von den Roͤsthaufen
                              angefuͤllt, mittelst des Krahns in das kochende Wasser der Pfanne gebracht
                              und nach gehoͤriger Zeit herausgezogen. Das Auffahren der Erze soll aber auch
                              nicht in Karren, sondern sogleich in diesen Kaͤsten erfolgen; man stellt sie
                              naͤmlich auf einen vierraͤderigen Hund, fuͤhrt sie zum
                              Roͤsthaufen, fuͤllt sie, faͤhrt zuruͤk und nimmt sie
                              dann vom Hund in die Pfannen. Eben so sollen dann die ausgelaugten Erze vermittelst
                              dieser Kasten an die Schutthaufen gefahren und dort erst geleert werden; denn
                              dadurch wird das Fahren mit den kleinen Karren erspart, und ein ganzer Kasten voll
                              auf ein Mal aufgearbeitet; um das Auffahren der schweren Kaͤsten mit wenig
                              Mannschaft zu vollziehen, kann man nach Art der Bergwerksbahnen angelegte,
                              hoͤlzerne und mit Eisenblech beschlagene, bewegliche Bahnen anwenden.
                           Wenn mit der Auslaugung angefangen werden soll, laͤßt man zuerst in alle vier
                              Pfannen die geeignete Menge Wasser, und schuͤrt dann unter E das Feuer an, wodurch das Wasser in allen Pfannen
                              warm, in E aber zum Kochen gebracht wird. Wenn dasselbe
                              in E zu kochen anfaͤngt, hebt man die schon auf
                              den Karren bereit stehenden zwei Kaͤsten, die mit Erz gefuͤllt sind,
                              in die Pfanne, indem man die Kette des Krahns in ihre Ringe einhaͤngt, und
                              schafft sogleich wieder zwei Kaͤsten Erz zur Seite. Man kocht nun die
                              Fluͤssigkeit 1
                              bis 2 Stunden bei wenig Schuͤren, da das Kochen leicht zu unterhatten ist,
                              oder so lange, bis man glaubt daß alle aufloͤsbaren Salze aus den Erzen
                              ausgezogen sind; hebt dann mittelst des Krahns einen Kasten nach dem anderen empor,
                              und laͤßt sie (wie aus Fig. 21 in B zu ersehen ist) durch zwei untergelegte Balken einige
                              Minuten zum Abtropfen aufsizen. Unterdessen mißt man die Graͤdigkeit, die das
                              kochende Wasser erhalten hat, und da es das erste Mal nie stark genug seyn wird
                              (etwa 24°), so faßt man die abgetropften Kaͤsten, einen nach dem
                              anderen, wieder mit dem Krahn und hebt sie in die Pfanne D. In E aber sezt man wieder zwei
                              Kaͤsten frischer Erze ein und kocht wiederholt 1 bis 1 1/2, Stunde indem man,
                              wenn zu viel Wasser verdampft seyn sollte, aus dem Schlauche wieder solches bis zur
                              gehoͤrigen Fuͤllung anlaufen laͤßt. Die Lauge in E wird nun wenigstens 30 oder noch mehr Grade erhalten,
                              und somit zum Ablassen oder Versieden geeignet werden.
                           In der Pfanne D wird das Wasser waͤhrend der vier
                              Stunden wo gefeuert wurde, ganz oder beinahe zum Kochen erhizt worden seyn; man
                              bringt daher die in derselben sizenden Erze in die dritte Pfanne C, wo sie eben so wieder in warm gewordenes Wasser
                              kommen. In die Pfanne D hingegen kommen nun die
                              Kaͤsten von E und die Pfanne E bleibt einige Augenblike leer. Das Feuer, welches man
                              gegen das Ende dieser Operationen beinahe ganz ausgehen ließ, wird aber jezt noch
                              nicht angeschuͤrt, sondern man laͤßt nun die in E befindliche Lauge an ihren bestimmten Ort zum Verbrauch ab, und zapft
                              die Lauge aus der Pfanne D nach E ab, dann die von C nach D und bringt in C wieder
                              Wasser aus der Pfanne B, welche einzig zum
                              Anwaͤrmen von Wasser bestimmt ist. Hierauf kommen in E wieder frische Kaͤsten mit Erzen, um wie vorher die Lauge
                              hochgraͤdig zu machen, worauf wieder 1 bis 1 1/2 Stunden nach
                              Gutduͤnken geschuͤrt wird. Es werden dann die zwei Kaͤsten
                              voͤllig erschoͤpfter Erze in C
                              herausgenommen, auf die Pfanne B gesezt, wo sie zum
                              Abtropfen einige Zeit stehen bleiben, waͤhrend man die Kaͤsten von D wieder in C und die von
                              E in D bringt und in E wieder mit frischen Erzen gefuͤllte
                              einlaͤßt. Dann aber werden die auf B stehenden
                              abgetropften Kaͤsten auf der anderen Seite auf den Hund gesezt, und an ihren
                              bestimmten Ort (den Schutthaufen) gefahren. Man leert sie und fuͤllt sie
                              hierauf wieder wie vorher. Auf diese Art wird fortgefahren, indem man in E zur Verstaͤrkung der von D und C kommenden schwachen Laugen frische
                              Erze bringt, und leztere dann in D und C mit schwacher Lauge oder Wasser vollstaͤndig
                              aussuͤßt. Auf diese Art erzielt man hinreichend starke Langen.
                           Jedermann, dem das Geschaͤft der gewoͤhnlichen Auslaugung bekannt ist, wird die Vortheile
                              einsehen, welche diese Auslaugungsmethode wegen ihrer Schnelligkeit und der
                              Ersparniß an Handarbeit gewaͤhrt. Der einzige Umstand, welcher einer solchen
                              Einrichtung im Wege sieht ist, daß nicht wohl eiserne Pfannen gebraucht werden
                              koͤnnen, indem diese leicht zerfressen werden, sondern bleierne angewandt
                              werden muͤssen, die sehr kostspielig und der Gefahr zu schmelzen ausgesezt
                              sind; deßwegen muß auch auf der Pfanne der Senkboden liegen, damit nicht leicht Erze
                              sich auf den Boden derselben auflegen koͤnnen, und das Feuer darf auch nicht
                              unmittelbar an die Pfanne schlagen; zu groͤßerer Vorsicht soll man daher auch
                              taͤglich ein Mal aus jeder der drei Pfannen E, D,
                                 C den Senkboden herausheben und den durchgedrungenen Schlamm auswaschen.
                              Uebrigens koͤnnte die Auslaugung der Erze auch in Kasten oder Cisternen auf
                              die Art vorgenommen werden, daß man die Fluͤssigkeit darin durch
                              einstroͤmenden Dampf erhizt.
                           Es wird auf diesem Wege leicht auch eine lauge von 35° gewonnen werden
                              koͤnnen; hoͤher soll sie jedoch in keinem Falle gebracht werden, weil
                              sonst in der Pfanne E wasserfreier Eisenvitriol
                              niedergeschlagen wuͤrde. Die abgelassene Lauge von 30 bis 35°
                              laͤßt man in Kaͤsten sich sezen und zapft sie hierauf noch warm in die
                              Schuͤttelkaͤsten ab, worin man ihr das Niederschlagsmittel zusezt; der
                              natuͤrliche Alaun sowohl, als der durch das Niederschlagsmittel entstandene
                              krystallisiren dann heraus. Auf diese Art laͤßt sich das ganze
                              Geschaͤft auf die Ablaugung und einige kleine Einrichtungen zur Verdampfung
                              der Mutterlaugen reduciren.
                           Ich glaube nun die Sache so weit beleuchtet zu haben, daß die Besizer derartiger
                              Werke die Moͤglichkeit großer Verbesserungen einsehen und dazu veranlaßt
                              werden, verweise aber uͤbrigens noch auf eine besondere Abhandlung
                              uͤber Verbesserung der gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen
                              Siedapparate.Sie erscheint im naͤchsten Hefte des polytechnischen Journals.A. d. R.
                              
                           
                        
                     
                  
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