| Titel: | Verbesserungen an den Rädern für Dampfwagen und an den Dampfkesseln, worauf sich Matthias C. Baldwin, Civilingenieur in den Vereinigten Staaten, ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 60, Jahrgang 1836, Nr. XXIX., S. 164 | 
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                        XXIX.
                        Verbesserungen an den Raͤdern fuͤr
                           Dampfwagen und an den Dampfkesseln, worauf sich Matthias C. Baldwin, Civilingenieur in den
                           Vereinigten Staaten, ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Franklin Journal im Mechanics' Magazine, No.
                              651.
                        Baldwin's Dampfkessel und Raͤder fuͤr
                           Dampfwagen.
                        
                     
                        
                           Die an den Eisenbahnen beschaͤftigten Mechaniker wissen sehr wohl, daß der
                              schmiedeiserne Reif, welcher die Spur der Raͤder bildet, und womit diese auf
                              den Schienen laufen, nach und nach eine Ausdehnung erleidet und lose wird. Um dieß
                              zu verhindern, hat man bisher zwischen den schmiedeisernen und den gußeisernen
                              Reifen der Raͤder hoͤlzerne Reifen angebracht; ich habe nun eine
                              verbesserte Methode das Holz dazwischen zu legen erfunden: eine Methode, welche bei
                              gleicher Wirksamkeit nicht nur weit einfacher, als die bisher befolgten
                              Verfahrungsweisen ist, sondern zugleich auch noch einige andere Vortheile
                              gewaͤhrt. Ich gieße naͤmlich die Nabe und die Speichen des Rades aus
                              gewoͤhnlichem weichem Eisen und ohne einen Ring am Rande; dagegen versehe ich
                              die aͤußeren Enden der Speichen mit Verlaͤngerungen oder
                              Fortsaͤzen, welche gleichsam Reifsegmente bilden, und so aussehen, als
                              waͤre wirklich ein flacher Ring gegossen, und aus diesem in der Mitte
                              zwischen je zwei Speichen ein 2 bis 3 Zoll breites Stuͤk ausgeschnitten
                              worden. Diese Fortsaͤze bilden innerhalb des Ringes entsprechende, die
                              Speichen umgebende Stuͤzpunkte. Der Ring kann entweder ganz aus Gußeisen,
                              oder ganz aus Schmiedeisen, oder auch zum Theil aus Gußeisen bestehen, und in
                              lezterem Falle mit einem schmiedeisernen Reifen versehen seyn. Im Allgemeinen
                              verfertige ich den Ring aus Gußeisen, welches ich nach der gewoͤhnlichen
                              Methode in die Schale gieße. Auf diese Weise wird die Gewalt, die fast immer
                              ausgeuͤbt wird, wenn die Speichen und der Ring aus einem Stuͤke
                              gegossen werden, vermieden. Mein Hauptzwek ist jedoch: zwischen die Speichen und den
                              Ring eine Schichte Holz oder eine Schichte einer anderen Substanz von gleicher
                              Elasticitaͤt zu bringen, weßhalb ich denn auch die Speichen von solcher
                              Laͤnge gieße, daß zwischen ihren Enden und dem Inneren des Ringes
                              hinlaͤnglicher Raum hiezu bleibt: d.h. ein Raum von beilaͤufig einem
                              Zoll.
                           Um die Speichen und den Ring an einander zu befestigen, gebe ich lezterem beim Gießen an der
                              einen Seite einen nach Innen hervorragenden Rand, so daß er, wenn beide Theile
                              zusammengesezt sind, einen Stuͤzpunkt fuͤr die hervorragenden Enden
                              der Speichen bildet. Durch diesen hervorragenden Rand und die Speichenden treibe ich
                              dann Schraubenbolzen, womit das Ganze zusammengehalten wird. Die zwischen den
                              Speichen und dem Ringe befindlichen Holzstuͤke koͤnnen auf
                              verschiedene Weise an Ort und Stelle befestigt werden; so kann man z.B. die Enden
                              der Speichen sowohl als die Holzstuͤke an den Stellen, an denen sie mit
                              einander in Beruͤhrung stehen, flach formen, waͤhrend die dem Inneren
                              des Ringes zugekehrte Seite der Hoͤlzer eine dem Ringe entsprechende
                              Kruͤmmung bekommen muß. Durch diese Einrichtung kann die Neigung zur
                              endweisen Bewegung verhuͤtet werden, waͤhrend die Bewegung nach der
                              Seite durch ein an dem Ende der Speiche hervorstehendes Ausfuͤllstuͤk
                              verhindert ist. Eben so kann man auch Platten, die von den Speichen gesondert sind,
                              gießen, und durch diese dann die Schraubenbolzen so fuͤhren, daß sie fest auf
                              die Hoͤlzer niedergezogen werden.
                           Was die Verbesserung an den Dampfkesseln betrifft, so besteht diese lediglich in
                              Folgendem. Nach der gegenwaͤrtig uͤblichen Methode, die als
                              Feuerzuͤge dienenden Roͤhren in den Kesseln der Locomotivmaschinen
                              anzubringen, werden dieselben durch die sogenannten Kesselhaͤupter
                              gefuͤhrt, worauf man dann in jedes Roͤhrenende Zwingen oder Ringe
                              eintreibt. Die Folge hievon ist, daß die Roͤhrenenden verengert werden, und
                              daß sich folglich nicht nur leichter Ruß und Unrath ansammelt, sondern daß zugleich
                              auch deren Reinigung bedeutend erschwert wird. Um diesem Uebelstande zu begegnen,
                              treibe ich die erwaͤhnten Zwingen an die Außenseite der Roͤhrenenden,
                              an denen ich sie mittelst einer Loͤthung befestige; hiedurch ist nicht nur
                              der eben erwaͤhnte Nachtheil umgangen, sondern die Roͤhren gewinnen
                              zugleich auch an Staͤrke und Festigkeit.