| Titel: | Verbesserungen an den Pianofortes, welche in einem neuen auf acustische Principien begründeten, und auf alle Arten von Pianofortes anwendbaren Resonanzboden bestehen, und worauf sich Robert Wolf, Fabrikant von Musikinstrumenten in Cornhill, City of London, am 2. März 1835 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 60, Jahrgang 1836, Nr. XXXV., S. 186 | 
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                        XXXV.
                        Verbesserungen an den Pianofortes, welche in
                           einem neuen auf acustische Principien begruͤndeten, und auf alle Arten von
                           Pianofortes anwendbaren Resonanzboden bestehen, und worauf sich Robert Wolf, Fabrikant von
                           Musikinstrumenten in Cornhill, City of London, am 2.
                              Maͤrz 1835 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of Arts. Februar 1836, S.
                              345.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Wolf's verbesserte Pianofortes.
                        
                     
                        
                           Der Patenttraͤger beabsichtigt durch diese seine Erfindung den
                              gewoͤhnlichen Resonanzboden der Pianofortes durch einen hohlen
                              Behaͤlter oder durch ein Gehaͤuse von krummliniger Form, welches er
                              den Resonanz- oder Schallkoͤrper (sounding-body) nennen will, zu ersezen. Die Form dieses
                              Resonanzkoͤrpers ist nicht von Wesenheit, wenn dessen Seiten nur krummlinig
                              sind; man kann demselben daher verschiedene, zum Theil auch in den beigegebenen
                              Zeichnungen angegebene Gestalten geben. Doch bemerkt der Patenttraͤger, daß
                              er die Form in Fig.
                                 28 und 29 fuͤr besser haͤlt, als die trichterfoͤrmige, die
                              halbkugelfoͤrmige und die elliptische, wie man sie in Fig. 21, 23, 25 im Durchschnitte und
                              in Fig. 22,
                              24, 26 im Profile
                              angedeutet sieht.
                           Der obere Theil dieser verschiedenen Resonanzkoͤrper ist der eigentliche
                              Resonanzboden und in diesem muß ein Schallloch angebracht seyn; bei der Form, Fig. 28 und
                              29 ist es
                              besser, wenn wenigstens drei solche Schallloͤcher, welche in der Zeichnung
                              durch Ovale angedeutet sind, vorhanden sind. Uebrigens ist zu bemerken, daß diese Schallloͤcher
                              nicht bloß in dem Resonanzboden, sondern auch in dem Boden des Koͤrpers
                              angebracht werden koͤnnen.
                           Die trichter- oder kegelfoͤrmigen, hemisphaͤrischen oder
                              elliptischen Koͤrper sollen aus Furnirstuͤken, welche aus
                              Ahorn- oder Maulbeerfeigen- (Sycamor) Holz
                              oder aus irgend einem anderen zur Verfertigung der Guitarren, Violinen u. dergl.
                              gebraͤuchlichen Holze geschnitten sind, zusammengesezt werden. Diese
                              Furnirstuͤke sollen nicht uͤber 1/10 Zoll Dike haben, und fuͤr
                              die Kegelform in dreiekige, fuͤr die beiden anderen Formen hingegen in solche
                              Zwikel geschnitten werden, wie man sich ihrer gewoͤhnlich zum Zusammensezen
                              von Luftballons bedient, und wie man sie in Fig. 22, 24, 26 durch Punkte
                              angedeutet sieht. Die Vereinigung derselben geschieht, indem man sie auf einem
                              Holzbloke von gehoͤriger Form und Groͤße zusammenleimt, und hierauf
                              reinigt und glaͤttet.
                           Die in Fig. 28
                              und 29
                              abgebildeten Resonanzkoͤrper hingegen werden auf folgende Weise gebaut. Man
                              verfertigt sich nach demselben Plane, nach welchem die Guitarrenmodel gebaut zu
                              werden pflegen, einen starken hoͤlzernen Model von der Form, welche man dem
                              Resonanzkoͤrper geben will. In diesem Model gibt man den Seiten des
                              Koͤrpers, nachdem man sie vorher so genau als moͤglich in die
                              verlangte Form geschnitten hat, ihre vollkommene Gestalt. Das Biegen des Holzes kann
                              man, wenn man es fuͤr noͤthig findet, nach dem bei den
                              Guitarren- und Violinenmachern uͤblichen Verfahren durch Anwendung von
                              warmem Wasser oder von Dampf erleichtern und beguͤnstigen. Die
                              Seitenwaͤnde sollen aus Ahorn-, Maulbeer-, Feigen- oder
                              einem anderen aͤhnlichen festen Holze verfertigt, und aus so wenig
                              Stuͤken als moͤglich von 1/10 Zoll Dike zusammengefuͤgt werden.
                              Rund um die innere Seite dieser Seitenwaͤnde muß hierauf in gleicher
                              Hoͤhe mit deren oberen Oberflaͤche ein kleiner Streifen Holz,
                              aͤhnlich der gewoͤhnlichen Fuͤtterung der Violinen geleimt
                              werden, und eben dieß hat auch in der Hoͤhe der unteren Oderflaͤche zu
                              geschehen, nicht nur um dadurch den Seitenwaͤnden mehr Festigkeit zu geben
                              und um sie mehr in der Form zu erhalten, sondern auch um den Boden und den Dekel mit
                              mehr Sicherheit daran befestigen zu koͤnnen.
                           Der Boden soll aus demselben Holze verfertigt werden, welches man zu den
                              Seitenwaͤnden nimmt; doch soll es hiezu 1/6 Zoll Dike haben. Sowohl dieser
                              Boden, als der Dekel oder der eigentliche Resonanzboden wird an die
                              Seitenwaͤnde geleimt, waͤhrend sich diese noch in dem Model befinden;
                              ersterer erhaͤlt hiedurch die verlangte Kruͤmmung oder
                              Woͤlbung, waͤhrend der Resonanzboden flach bleibt. Der Boden kann vor
                              dem Aufleimen des Dekels oder Resonanzbodens durch Rippen aus weichem Holze, denen man vorher die
                              gehoͤrige Curve gibt, die man in gewissen Zwischenraͤumen von einander
                              der Quere nach auf die innere Oberflaͤche des Bodens leimt, und welche in
                              Fig. 28
                              und 29 durch
                              punktirte Linien angedeutet sind, verstaͤrkt werden, gleichwie man die
                              gewoͤhnlichen Resonanzboden ebenfalls durch aͤhnliche Rippen zu
                              verstaͤrken pflegt.
                           Der Resonanzboden oder der Dekel des Schallgehaͤuses, welcher an Dike dem
                              Resonanzboden der gewoͤhnlichen Pianofortes gleichzukommen hat, wird aus
                              weichem Holze mit geradlaufenden Fasern, am besten aus Schweizer Trommelholz, dessen
                              sich die Instrumentenmacher meistens hiezu zu bedienen pflegen, verfertigt. Die
                              Fasern des Holzes muͤssen mit den Saiten parallel laufen; auch muß dieser
                              Resonanzboden nach der an den herkoͤmmlichen Resonanzboden uͤblichen
                              Methode durch Rippen aus weichem Holze verstaͤrkt werden.
                           Das nach dem eben beschriebenen Verfahren verfertigte Schallgehaͤuse muß nach
                              einer der beiden sogleich anzugebenden Methoden an dem Pianoforte befestigt werden.
                              Nach der ersten dieser Methoden soll man naͤmlich an die innere Seite der
                              Seitenwaͤnde des Schallgehaͤuses mehrere kleine Stuͤke Holz von
                              solcher Groͤße leimen, daß sie das Gewinde einer eisernen Schraube von
                              beilaͤufig einem Zoll Laͤnge aufzunehmen im Stande sind. Zehn oder
                              eilf solche Stuͤke reichen hin; deren Zahl muß jedoch mit der Laͤnge
                              des Gehaͤuses vermehrt oder vermindert werden, denn ihre Aufgabe ist den
                              Resonanzboden vollkommen fest zu erhalten, wenn das Instrument besaitet wird. An
                              einem kreisrunden Schallgehaͤuse koͤnnen diese Stuͤke gleich
                              weit von einander entfernt angebracht werden; an einem elliptischen hingegen sollen
                              sie an dem schmaͤleren Ende naͤher an einander stehen, als an dem
                              breiteren. Die in Fig. 27 angedeuteten Stellen scheinen die geeignetsten zu seyn. An der
                              aͤußeren Seite des Gehaͤuses soll man an jenen Stellen, welche denen,
                              an welche innen die Hoͤlzer geleimt sind, entsprechen, mit einer oder zwei
                              Schrauben von einem Zoll Laͤnge starke, eiserne, unter einem rechten Winkel
                              gebogene Klammern befestigen, wie man dieß in Fig. 28 an dem
                              schmaͤleren Ende angedeutet sieht. Mittelst anderer Schrauben muͤssen
                              diese eisernen Klammern an den Leisten oder an dem Inneren des Kastens, der so
                              gebaut seyn muß, daß er das Schallgehaͤuse von allen Seiten umgibt,
                              festgemacht werden. Statt der gewoͤhnlichen Methode diese Kranzleisten
                              anzubringen, nimmt man ein starkes eichenes Brett von wenigstens 1 1/2 Zoll Dike,
                              welches den ganzen Kasten ausfuͤllt, uͤber die obere Flaͤche
                              des als Unterlage dienenden Bohlens geht, und daher die Stelle der
                              gewoͤhnlichen zur Aufnahme der Stifte bestimmten Bekleidung vertritt. Dieses
                              Brett muß aus zwei zusammengeleimten, gegen die Richtung der Holzfasern laufenden Schichten
                              bestehen, und fest an den Kasten und die Unterlage geleimt werden. Aus ihm schneidet
                              man ein der Form des Schallgehaͤuses entsprechendes Stuͤk aus: so
                              jedoch, daß der Ausschnitt etwas weniges groͤßer wird, als das
                              Schallgehaͤuse, und daß mithin lezteres frei in den Ausschnitt eingesezt
                              werden kann, ohne daß es die Kranzleisten oder das Brett an irgend einer anderen
                              Stelle beruͤhrt, als da, wo es mittelst der eisernen Klammern daran
                              festgemacht wird. An der Hinteren Seite und da wo dieß ohne Beeintraͤchtigung
                              des Schallgehaͤuses geschehen kann, muß dieses Brett nach der
                              gewoͤhnlichen Methode durch Leisten verstaͤrkt werden.
                           Nach der zweiten Methode das Schallgehaͤuse an dem Instrumente anzubringen,
                              soll man den Resonanzboden rings herum um beilaͤufig einen Zoll uͤber
                              die Seitenwaͤnde des Schallgehaͤuses hinaus ragen lassen, wie dieß in
                              Fig. 28
                              an dem breiteren Ende angedeutet ist. Die Haͤlfte dieses vorspringenden
                              Randes soll man dann in eine Fuge leimen, welche rings um die Oeffnung
                              laͤuft, die zur Aufnahme des Schallgehaͤuses in die Kranzleisten oder
                              in das Innere des Kastens geschnitten, und wie oben gesagt, so groß ist, daß
                              zwischen den Raͤndern und dem Schallgehaͤuse ein solcher Raum bleibt,
                              daß lezteres an allen Seiten frei ist. Die Fuge muß so tief seyn, daß sie den Saiten
                              hinreichende Unterlage gestattet. In den zwischen den Kranzleisten und dem
                              Schallgehaͤuse befindlichen Raum des hervorstehenden Randes muͤssen
                              mehrere kleine Loͤcher gebohrt werden, um hiedurch so viel als
                              moͤglich die Uebertragung der Schwingungen von dem Schattgehaͤuse an
                              den Kasten zu verhuͤten. Die einzige Ruͤksicht, welche beim Bohren
                              dieser Loͤcher beachtet werden muß, besteht darin, daß das Holz hiedurch
                              nicht zu sehr geschwaͤcht werden darf; uͤbrigens kann man sich der
                              Pianofortes auch ohne solcher Loͤcher bedienen.
                           Der Steg wird auf die herkoͤmmliche Weise an dem Resonanzboden angebracht;
                              doch kann man ihm auch die aus Fig. 23 und 25
                              ersichtliche Gestalt geben. In diesem Falle muß die laͤngste oder die
                              Baßsaite in die Mitte oder an den groͤßten Durchmesser des Resonanzbodens
                              gebracht werden, waͤhrend man die uͤbrigen abwechselnd zu beiden
                              Seiten aufzieht und zwar in der Ordnung, in der sie an Laͤnge abnehmen. Der
                              Patenttraͤger erklaͤrt jedoch diese Art von Steg nicht als seine
                              Erfindung.
                           Die Groͤße der in Fig. 21, 23 und 25 abgebildeten
                              Resonanzboden und folglich der Schallgehaͤuse, an denen sie angebracht sind,
                              hingt von der Oeffnung der Scala oder von der Entfernung von einer Saite zur anderen
                              und der hieraus folgenden Laͤnge des Steges ab. Fuͤr kreisrunde
                              Resonanzboden duͤrfte sich ein Durchmesser von 2 Fuß 6 Zoll bis 3 Fuß am
                              besten eignen; bildet das Gehaͤuse eine Halbkugel, so soll dessen Tiefe die
                              Haͤlfte der Breite betragen. Hat der Resonanzboden hingegen eine elliptische
                              Gestalt, so muß die Laͤnge in gehoͤrigem Verhaͤltnisse zur
                              Breite stehen, waͤhrend die Tiefe die Haͤlfte des Querdurchmessers des
                              Resonanzbodens betraͤgt.
                           Fig. 28 zeigt
                              das Profil eines Schallgehaͤuses, dessen Resonanzboden man aus Fig. 27 sieht,
                              und der fuͤr ein horizontales Quer-Fortepiano bestimmt ist. Fig. 29 ist
                              fuͤr ein aufrechtes oder fuͤr ein großes horizontales Fortepiano
                              berechnet.
                           Alle diese Resonanzboden muͤssen von jenem Theile, uͤber welchen die
                              staͤrkeren oder Baßsaiten gehen, bis zu jenem Theile, uͤber den die
                              kuͤrzeren oder Discantsaiten gehen, sowohl an Tiefe als an Breite abnehmen.
                              Die Abnahme an Tiefe muß immer in Linien, welche mit den Saiten parallel laufen,
                              Statt finden, so zwar, daß die Tiefe zu beiden Seiten des Schallgehaͤuses bei
                              gleichen Saiten gleich ist. Man ersieht diese Abnahme an Tiefe und Breite aus Fig. 29 und
                              30. Die
                              sieben Linien in Fig. 27 und 29 bezeichnen jene
                              Stellen, uͤber die die sieben Saiten, von denen jede die Note F gibt, gehen; es erhellt hieraus die Tiefe und Breite
                              des Schallgehaͤuses nach der Scala. Fig. 30 zeigt die Tiefe
                              allein.
                           Die Scala der Breite und Tiefe wurde durch Versuche ermittelt, und der Zwek derselben
                              ist, die Vibrationen des Schallgehaͤuses mit jenen der respectiven Saiten in
                              Einklang zu bringen. Diese Scala darf nicht nach der Art des Holzes, woraus man das
                              Schallgehaͤuse verfertigt, wechseln; auch kann man die Dike des Holzes nach
                              derselben Methode, deren man sich gegenwaͤrtig beim Baue der
                              gewoͤhnlichen Resonanzboden bedient, abaͤndern.
                           Ist der Steg kurz und seine Kruͤmmung mithin rasch, so kann die Breite nicht
                              uͤberall genau nach der Scala gemacht werden; doch soll man nur da von dieser
                              lezteren abgehen, wo unuͤbersteigliche Schwierigkeiten dieß durchaus
                              nothwendig machen.Das London Journal sagt keine Sylbe uͤber
                                    die Versuche, welche zur Ermittelung der hier mehrfach erwaͤhnten
                                    Scala angestellt wurden, und schweigt ebenso gaͤnzlich uͤber
                                    das derselben zum Grunde liegende Princip. A. d. R.
                              
                           
                        
                     
                  
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