| Titel: | Auszug aus einer Abhandlung des Hrn. Ch. Derosne über die neuerlich in der Runkelrübenzuker-Fabrication gemachten Verbesserungen. Vorgetragen in der Société d'encouragement in Paris am 28. Oktober 1835. | 
| Fundstelle: | Band 60, Jahrgang 1836, Nr. XLI., S. 211 | 
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                        XLI.
                        Auszug aus einer Abhandlung des Hrn. Ch. Derosne uͤber die
                           neuerlich in der Runkelruͤbenzuker-Fabrication gemachten Verbesserungen.
                           Vorgetragen in der Société d'encouragement in Paris am
                           28. Oktober 1835.
                        (Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement Oktober 1835, S. 491.)
                        Derosne, uͤber die neuesten Verbesserungen der
                           Runkelruͤbenzuker-Fabrikation
                        
                     
                        
                           Hr. Derosne sagt, nachdem er den Gang der
                              Runkelruͤbenzuker-Fabrication bis auf unsere Zeiten in Kuͤrze
                              verfolgt, daß dieselbe vor dem Jahre 1813 mehr Ruͤkschritte gemacht, und daß
                              erst am Schlusse dieses Jahres die wahren Principien, nach welchen sie geleitet werden muͤsse,
                              festgesezt wurden. Als Beweis hiefuͤr fuͤhrt er eine Flugschrift vom
                              26. Oktober 1813 an, welche er an saͤmmtliche Fabrikanten gerichtet hatte,
                              und in der er die Anwendung des Kalkes und der thierischen Kohle in großer Dosis
                              empfahl. Er bemerkt, daß damals ein Verbrauch von 4 Theilen thierischer Kohle auf
                              100 Theile Ruͤbensaft einem Ertrage von 66 Proc. Zuker entsprach.
                           Lange Zeit gaben die Fabrikanten dem sogenannten Achard'schen Verfahren, d.h. der Laͤuterung des Ruͤbensaftes mit
                              Schwefelsaͤure und Kalk, und der Krystallisation des Zukers in Trokenstuben
                              den Vorzug. In wenigen Fabriken wurde jedoch die Laͤuterungsmethode mit
                              uͤberschuͤssigem Kalke und die Krystallisation durch rasche
                              Verdampfung noch beibehalten; dagegen blieb man in der Benuzung der thierischen
                              Kohle, deren vortreffliche Wirkungen man nicht genug zu schaͤzen wußte, und
                              welche wegen ihres hohen Preises zuruͤkschrekte, zu haushaͤlterisch.
                              Vom Jahre 1829 bis 1830, wo Dumont's Filtrum bekannt
                              wurde, gingen endlich den Fabrikanten die Augen hieruͤber auf; und zwar um so
                              mehr, als die Wiederbelebung der thierischen Kohle, zu der man in Folge der von der
                              Société d'encouragement
                              ausgeschriebenen Preise gelangte, eine reichlichere Anwendung dieser Substanz
                              moͤglich machte.
                           Diese Wiederbelebung wurde jedoch an vielen Orten schlecht betrieben und war immer
                              noch kostspielig, bis Hr. Derosne endlich ein neues
                              Verfahren erfand, wonach diese Wiederbelebung nicht nur leicht von Statten geht,
                              sondern auch eine Kohle von constanter und außerordentlicher Guͤte liefert.
                              Die wiederbelebte Kohle kommt uͤberdieß nur auf 30 bis 40 Cent. per 50 Kilogr. zu stehen, waͤhrend dieselbe
                              Quantitaͤt frische Kohle 12 1/2 bis 13 Fr. kostet. Dieses Verfahren besteht
                              darin, daß man die Kohle nach und nach auf Platten aus Eisenblech erhizt, und daß
                              man sie endlich uͤber eine zum Rothgluͤhen gebrachte gußeiserne Platte
                              laufen laͤßt. Die Kohle wird hiedurch einer Hize ausgesezt, welche zur
                              Zersezung der vegetabilischen und vegetabilisch-thierischen Substanzen
                              genuͤgt, ohne daß sie selbst deßhalb zum Rothgluͤhen erhizt zu werden
                              brauchte. Die Arbeit wird in geschlossenem Raume und unter bestaͤndigem
                              Umruͤhren der Kohle vollbracht. Man erkennt deren Beendigung daran, daß die
                              Kohle keine sichtbaren Daͤmpfe mehr ausstoͤßt, und daß sich entweder
                              gar kein oder nur ein sehr schwacher ammoniakalischer Geruch aus derselben
                              entwikelt. Alle Fabrikanten und Raffineurs koͤnnen diese hoͤchst
                              leichte Arbeit selbst vollbringen; und sie macht es ihnen moͤglich, die Kohle
                              in solcher Menge anzuwenden, daß sie gleich auf das erste Mal sehr schoͤnen
                              Zuker zu erzielen im Stande sind. Diese Quantitaͤt belaͤuft sich gegenwaͤrtig
                              in manchen Fabriken auf 100 und selbst bis auf 150 Proc. des zu erzeugenden Zukers.
                              Nach Hrn. Derosne's Ansicht liegt in diesem Verfahren
                              eine der wichtigsten Verbesserungen fuͤr die
                              Ruͤbenzuker-Fabriken eben so gut wie fuͤr die
                              Rohrzukerraffinerien. Die ganze Fabrication hat seit der Erfindung des Dumont'schen Filters und seit der gegebenen
                              Moͤglichkeit eine groͤßere Menge Kohle anzuwenden ein ganz anderes
                              Aussehen gewonnen. Rechnet man hiezu noch die Eindikung des Saftes im luftleeren
                              Raume mit einfachem, doppeltem und dreifachem Nuzeffecte, so wie den
                              Macerationsproceß, den man in Anwendung brachte, um den Runkelruͤbensaft von
                              der Holzfaser zu scheiden, so erhaͤlt man einen Begriff von dem unermeßlichen
                              Schritte, den diese Fabrication in einem Jahre vorwaͤrts that, und der sie
                              von nun an in Stand sezt, mit der Zuker-Fabrication aus Zukerrohr vollkommen
                              Concurrenz zu halten. Alle diese neueren Verbesserungen mit einziger Ausnahme der
                              Maceration kann man in der Runkelruͤbenzuker-Fabrik in Melun, die eine
                              der groͤßten und schoͤnsten Anstalten dieser Art ist, in voller
                              Anwendung sehen.