| Titel: | Jacobi's Commutator. | 
| Fundstelle: | Band 60, Jahrgang 1836, Nr. LIV., S. 282 | 
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                        LIV.
                        Jacobi's
                           Commutator.
                        (Aus Poggendorff's Annalen der Physik, Bd. XXXVI.
                              S. 366.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Jacobi's Commutator.
                        
                     
                        
                           Hr. Professor Jacobi in Dorpat hat kuͤrzlich in
                              einem besonderen Schriftchen (Mémoire sur
                                 l'application de l'électro-magnétisme au mouvement des
                                 machines, par M. U.
                              Jacobi, Potsdam 1835)
                              von seinen bisherigen Bemuͤhungen, den Elektromagnetismus als bewegende Kraft
                              anzuwenden, Bericht erstattet, und dabei unter andern, ohne von dem Blizrade des
                              Hrn. Dr. Neeff Kenntniß zu haben, eine Vorrichtung
                              beschrieben, die auf gleichem Principe wie dieses beruht, und ein lehrreiches
                              Beispiel von der mannigfaltigen Anwendbarkeit desselben abgibt.
                           Die zeither von Hrn. Dr. Jacobi durch Elektromagnetismus
                              in Bewegung gesezte Maschine hat folgende Einrichtung. Eine verticale Holzscheibe,
                              die um eine horizontale Axe drehbar ist, traͤgt seitwaͤrts, senkrecht
                              gegen ihre Ebene, also in horizontaler Lage, vier Hufeisen von weichem Eisen, deren
                              Enden, wenn man die Scheibe dreht, dicht vor den Enden vier anderer Hufeisen
                              voruͤbergehen, welche leztere, gleichfalls in horizontaler Lage,
                              unverruͤkbar an einem Holzgestell befestigt sind. Saͤmmtliche Hufeisen
                              sind durch Umwiklung mit dem Schließdrahte einer Volta'schen Saͤule zu sogenannten Elektromagneten gemacht, und zwar in
                              der Art, daß, im Kreise herum, Nord- und Suͤdpol immer mit einander
                              abwechseln, sowohl bei den beweglichen als bei den festen Hufeisen. Angenommen nun,
                              daß urspruͤnglich die gleichnamigen Pole einander genau
                              gegenuͤberstehen, so ist klar, daß die Scheibe, wenn man ihr einen geringen
                              Stoß ertheilt, sich in der Richtung des Stoßes so weit fortdrehen wird, bis die
                              ungleichnamigen Pole einander gegenuͤberstehen, also bis sie etwa ein Achtel
                              des Kreisumfanges zuruͤkgelegt hat. Hier wuͤrde sie nach einigen
                              Oscillationen stehen bleiben, wenn nicht in dem Moment, wo die gleichnamigen Pole
                              einander gegenuͤberkommen, die Pole der beweglichen oder der festen Hufeisen
                              umgekehrt und dadurch die urspruͤnglichen Bedingungen zur Bewegung wieder
                              erneut wuͤrden. Diese Umkehrung der Pole, das wesentliche Erforderniß zur
                              fortgesezten Rotation der Scheibe, wird nun mittelst der Vorrichtung vollzogen, die
                              wir hier naͤher kennen lehren wollen.
                           Man sieht diese Vorrichtung, Commutator vom Verfasser genannt, auf. Tab. V. in Fig. 11
                              perspektivisch und in Fig. 12 und 13 von Vorn
                              und von der Seite abgebildet. a, b, c, d sind vier
                              Kupferscheiben, befestigt auf der Axe r, r, die zugleich
                              die große, mit den Elektromagneten versehene Holzscheibe traͤgt. (Leztere ist
                              als unwesentlich zur Einsicht in den Mechanismus des Commutators in der Zeichnung
                              weggelassen.) Die Scheiben a und b, so wie c und d
                              stehen durch die Kupferroͤhren f, f in leitender
                              Verbindung; beide Scheibenpaare sind aber durch die uͤberfirnißte Holzaxe g vollstaͤndig von einander isolirt. Jede Scheibe
                              ist auf ihrem Umfang in acht genau gleich große Theile getheilt, von denen vier h, h, h, h ausgeschnitten, und durch Ebenholz, genau dem
                              Umkreis des Ganzen entsprechend, wieder ausgefuͤllt sind. Die Scheiben sind
                              so auf der Rotationsaxe befestigt, daß die Holz- und Metallsectoren einander
                              abwechselnd gegenuͤberstehen, wie es Fig. 12 zeigt. z, z sind kupferne, um ihre Axe sehr bewegliche Hebel.
                              Sie haben den Strom der Volta'schen Kette zu leiten. Der
                              laͤngere Arm eines jener Hebel laͤuft in einer Schneide aus, die auf
                              dem Umfang der entsprechenden Scheibe ruht. Der andere Arm ist gekruͤmmt und
                              taucht in ein kleines mit Queksilber gefuͤlltes Gefaͤß k. Wie man aus Fig. 11 ersieht, sind
                              einerseits die Gefaͤße k, k und andererseits die
                              k', k' durch Kupferdraͤhte leitend mit
                              einander verbunden.
                           Das Spiel dieses Commutators ist nun leicht zu verstehen. Die Hebel sind immer mit
                              den Scheiben in Beruͤhrung, und zwar, wenn diese sich drehen, abwechselnd mit
                              den metallischen und den hoͤlzernen Theilen. Durch die Beweglichkeit um ihre
                              Axen geben die Hebel den geringsten Unebenheiten der Oberflaͤche nach, und
                              die durch sie veranlaßte Reibung ist sehr unbedeutend. Die schraubenfoͤrmigen
                              Draͤhte, welche die beweglichen Hufeisen umgeben, sind zu einem einzigen
                              Draht vereinigt, dessen Enden l, m laͤngs der Axe
                              der großen, die Hufeisen tragenden Scheibe gefuͤhrt, und dann respective mir
                              den Scheibenpaaren a, b und c,
                                 d durch Loͤthung verbunden sind. Die Draͤhte p und n fuͤhren zur
                              Volta'schen Saͤule (einem Trogapparat aus vier
                              Elementen), der erstere direct, der andere, nachdem er spiralfoͤrmig um die
                              vier festen Hufeisen gegangen ist; ersterer taucht in ein Gefaͤß k', lezterer in eins von k. Auf diese Weise bilden
                              die Windungen um die sechszehn Hufeisenarme durch Vermittlung des Commutators einen
                              einzigen Leitungsdraht. So wie nun durch die Kraft der Volta'schen Saͤule die große Holzscheibe sich dreht, wird auch
                              zugleich der mit ihr auf einer Axe befindliche Commutator gedreht, und so durch die
                              Maschine selbst die Umkehrung der Pole bewirkt, jedesmal, wenn sie vor einander zu
                              stehen kommen, sobald nur die Commutatorscheiben so gestellt sind, daß dann die
                              Schneiden der Hebel von einem Sector zum anderen uͤbergehen.
                           Fuͤr magneto-elektrische Versuche hat der Verfasser einen doppelten
                              Commutator, getheilt in 72 Sectoren, angewandt. Dieser hat noch vier den ersteren
                              aͤhnliche Hebel, die auf den Cylindern f (Fig. 12)
                              ruhen, welche die Scheiben paarweis verbinden. Die anderen Enden dieser Hebel
                              tauchen ebenfalls in Gefaͤße mit Queksilber, die bestimmt sind den
                              Leitungsdraht aufzunehmen, welcher bald in der einen, bald in der anderen Richtung
                              von elektro-magnetischen oder magneto-elektrischen Stroͤmen
                              durchlaufen wird. Das Instrument wird durch eine Handhabe in Bewegung gesezt, welche
                              man leicht zwei Mal in einer Secunde umdrehen kann; dadurch kann man in derselben
                              Zeit 144 doppelte Umkehrungen bewirken. Es wird ein Leichtes seyn, den elektrischen
                              Strom 1000 Mal und mehr in einer Secunde umzukehren oder zu unterbrechen. Ohne
                              Zweifel, sagt der Verfasser, wird man tiefer in die Natur dieses Stroms eindringen,
                              wenn man ihn in eine Reihe sehr rascher Pulsationen zerlegt, und sicher wird es auf
                              diese Weise gelingen, durch den thermo-elektrischen Strom eines einzigen
                              Plattenpaares eine Leidnerflasche zu laden oder jedwede chemische Zersezung zu
                              bewerkstelligen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
