| Titel: | Verbesserungen an den rotirenden Dampfmaschinen, worauf sich Miles Berry in Folge einer von einem Fremden erhaltenen Mittheilung am 8. April 1835 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 60, Jahrgang 1836, Nr. LXXV., S. 413 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXXV.
                        Verbesserungen an den rotirenden Dampfmaschinen,
                           worauf sich Miles Berry
                           in Folge einer von einem Fremden erhaltenen Mittheilung am 8. April 1835 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of Arts. Maͤrz 1836, S.
                              44.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Berry's verbesserte rotirende Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die unter gegenwaͤrtigem Patente begriffenen Erfindungen bestehen in der
                              Erzielung einer fortwaͤhrenden ununterbrochenen rotirenden Bewegung aus den
                              unterbrochenen rotirenden Bewegungen eines Cylinders und einer Welle, wobei diese
                              beiden lezteren abwechselnd, aber in derselben Richtung einen Theil einer Umdrehung
                              vollbringen, und der Treibwelle, mit der sie durch Zahnraͤder und
                              Verzahnungen in Verbindung stehen, eine ununterbrochene rotirende Bewegung
                              mittheilen. Das heißt: der Cylinder vollbringt, indem er sich um die Welle, die zu
                              dieser Zeit stationaͤr oder im Stillstand bleibt, dreht, nach einer Richtung
                              einen Theil einer Umdrehung, und versezt durch sein Zahnrad die Treibwelle in kreisende
                              Bewegung; so bald hingegen der Cylinder seinen Theil der Umdrehung vollendet hat,
                              geraͤth die Welle in derselben Richtung in eine kreisende Bewegung, in Folge
                              deren die kreisende Bewegung der Treibwelle fortgesezt wird, waͤhrend der
                              Cylinder unterdessen stationaͤr oder unbeweglich bleibt. Die Bewegungen des
                              Cylinders und der Welle werden dadurch erzeugt, daß der Druk des Dampfes abwechselnd
                              auf Kolben oder Dampfabsperrer wirkt, die im Inneren des Cylinders und an dem
                              innerhalb des Cylinders befindlichen Theile der Welle so fixirt sind, daß sie
                              abwechselnd und im gegenseitigen Verhaͤltnisse zu einander bewegliche Kolben
                              oder stillstehende Dampfabsperrer werden. Aus der beigegebenen Zeichnung wird dieß
                              deutlicher hervorgehen.
                           Fig. 11 gibt
                              einen Grundriß der ganzen Maschine, nur ist das eine der Schiebventile mit seiner
                              Verbindungsstange und der Dekel der Dampfkammer weggenommen, um die inneren Theile
                              dadurch anschaulich zu machen. Fig. 12 ist ein Endaufriß
                              der Maschine, an welchem gleichfalls eine der Dampfkammern und eines der
                              Schiebventile entfernt ist. Fig. 13 ist ein
                              senkrechter Durchschnitt durch den Cylinder und die Welle mit ihren Kolben oder
                              Dampfsperrern. Fig.
                                 14 gibt eine aͤhnliche Ansicht, an der jedoch die Kolben in einer
                              anderen Stellung zu sehen sind; d.h. der Cylinder und der Kolben haben eine
                              Viertelumdrehung vollbracht. Fig. 15 ist ein
                              senkrechter Durchschnitt durch eine der Dampfkammern und durch eines der
                              Schiebventile. An saͤmmtlichen Zeichnungen beziehen sich gleiche Buchstaben
                              auf gleiche Gegenstaͤnde.
                           A, A ist der Cylinder, dessen Enden oder Dekel auf
                              irgend eine entsprechende Weise dampfdicht damit verbunden sind, und welcher mit
                              geeigneten Randstuͤken und Stopfbuͤchsen B,
                                 B so an der Welle C aufgezogen ist, daß er sich
                              um diese gleichsam wie um seine Achse drehen kann. D, D
                              sind die an dem Cylinder stritten Kolben oder Dampfabsperrer; E, E hingegen sind jene Kolben, die dampfdicht an der Welle C angebracht und an den Enden und Seiten mit einer
                              metallenen oder haͤnfenen Liederung, die man in der Zeichnung nicht sieht,
                              versehen sind, um die Gefuͤge dampfdicht zu erhalten. An einer der
                              Stopfbuͤchsen B ist das Zahnrad F angebracht, und an dieses ist das Sperrrad G gebolzt, so daß sich beide gemeinschaftlich um die
                              Welle C drehen, wenn der Dampf auf den Kolben D des Cylinders wirkt. An der Welle C ist ferner auch das Zahnrad H und das Sperrrad I so aufgezogen, daß sich
                              beide gemeinschaftlich mit ihr umdrehen, wenn der Dampf auf die an dieser Welle
                              befindlichen Kolben E wirkt. Die Welle selbst ruht in
                              dem Gestelle L, L in den Zapfenlagern K, K. M ist die Treibwelle, welche durch die unterbrochenen rotirenden
                              Bewegungen des Cylinders und der Welle eine ununterbrochene oder continuirliche
                              derlei Bewegung mitgetheilt erhaͤlt. Auch diese Welle ruht in dem Gestelle
                              L in entsprechenden Zapfenlagern; an ihr sind ferner
                              auch die Zahnraͤder oder die verzahnten Segmente N,
                                 O befestigt, die nur an der Haͤlfte ihres Umfanges mit Zahnen
                              versehen sind. Das Segment N greift in die Zaͤhne
                              des Rades F, das Segment O
                              hingegen in die Zaͤhne des Rades H; und beide
                              Segmente sind auf solche Weise an der Treibwelle aufgezogen, daß waͤhrend das
                              eine in sein entsprechendes Zahnrad F oder H eingreift, das andere dafuͤr immer frei ist.
                              Auf diese Art wird demnach eine ununterbrochene rotirende Bewegung der Treibwelle
                              erzielt; denn waͤhrend das Zahnrad F des
                              Cylinders in das Segment N eingreift, wird das Zahnrad
                              H keinen Einfluß auf das Segment O ausuͤben, und umgekehrt. P, P sind starke Sperrkegel, welche in die Ausschnitte der
                              Sperrraͤder G und J
                              einfallen, und welche verhuͤten, daß sich der Cylinder und die Welle in einer
                              anderen als in der bestimmten Richtung umdrehen, wenn der Dampf auf die Kolben des
                              Cylinders oder der Welle wirkt. Durch diese Verhuͤtung der
                              Ruͤkwaͤrtsbewegung dieser Kolben werden die Kolben selbst zu
                              gegenseitigen Sperren, fuͤr die Dampfkraft. Die Sperrkegel P, P sind mit Gefuͤgen an starken Stangen oder
                              Hebeln Q, Q aufgezogen, die ihre Stuͤzpunkte an
                              einem ihrer Enden in Gefuͤgen haben, welche in die Bodenplatte der Maschine
                              geschraubt sind. Die anderen Enden der Hebel werden mit Federn und Stellschrauben so
                              emporgehoben, daß den Hebeln hinreichender Spielraum gestattet ist, um die
                              Sperrkegel aus den Sperrraͤdern G, I zu heben,
                              und sie auch gehoͤrig damit in Beruͤhrung zu bringen. Die Sperrkegel
                              werden durch Federn, die, wie Fig. 12 zeigt, auf
                              dieselben druͤken, mit dem Umfange der Sperrraͤder in einiger
                              Beruͤhrung erhalten.
                           Aus Fig. 13
                              und 14
                              erhellt, daß die Kolben D, E den inneren Raum des
                              Cylinders in vier Theile oder Kammern R, R und S, S abtheilen. Die beiden ersteren dieser beiden
                              Kammern communiciren nicht mit den beiden lezteren; wohl aber communiciren die
                              beiden ersteren durch die in der Welle angebrachten Dampfcanaͤle a, a mit einander, waͤhrend Die beiden lezteren
                              durch aͤhnliche mit Punkten angedeutete, und ebenfalls durch die Welle
                              fuͤhrende Canaͤle b, b gleichfalls
                              communiciren. Diese Canaͤle bilden wechselsweise die Eintritts- und
                              Austrittscanaͤle fuͤr den Dampf. Der Dampf gelangt durch die Welle C, die bis auf einen kleinen, solid gelassenen, und in
                              der Mitte zwischen beiden Canaͤlen a und b befindlichen Theil der ganzen Laͤnge nach
                              ausgebohrt ist, in den inneren Raum des Cylinders. Die. eine Aushoͤhlung der
                              Welle communicirt mit den Dampfcanaͤlen a, a, die anderen hingegen mit
                              den Dampfcanaͤlen bb. Bei dieser Anordnung
                              wird jeder Sachverstaͤndige leicht einsehen, wie die Kammern R, R und S, S durch
                              geeignete, an den Enden der Welle C befindliche
                              Schiebventile abwechselnd mir dem Dampferzeuger oder mit dem Verdichter oder mit der
                              atmosphaͤrischen Luft in Communication gesezt werden koͤnnen.
                           Wir wollen daher nunmehr das Spiel der Maschine erlaͤutern und eine Methode
                              zeigen, wonach sich die Eintritts- und Austrittscanaͤle der Maschine
                              abaͤndern und die Schiebventile in Thaͤtigkeit versezen lassen, obwohl
                              sich von selbst versteht, daß sich die sachgemaͤßen Bewegungen der Ventile
                              auf verschiedene Weise erzielen lassen. T und U sind zwei Kammern oder Buͤchsen, welche an
                              Klammern, die aus dem Endgestelle der Maschine hervorragen, aufgezogen sind, in
                              denen sich die Schiebventile bewegen, und die durch die von dem Dampferzeuger
                              herfuͤhrenden Roͤhren c, c mit Dampf
                              versehen werden. d ist ein Schiebventil, welches sich
                              uͤber den Canal e, der abwechselnd als
                              Eintritts- und Austrittsmuͤndung dient, bewegt. Dieser Canal
                              communicirt aber auch noch mit einer anderen cylinderfoͤrmigen Dampfkammer
                              f, von welcher aus die Roͤhren g, g an die hohlen Laͤngencanaͤle h der Welle C
                              fuͤhren. Diese Roͤhren g, g sind an ihren
                              aͤußeren Enden verschlossen, und innerhalb der Kammer f mit Fenstern oder Oeffnungen versehen; sie sind, indem sie durch
                              Stopfbuͤchsen gehen, in welchen sie sich umdrehen, mit diesen Kammern und
                              mittelst einer geeigneten Liederung auch mit der Welle C
                              dampfdicht verbunden. Da sie ferner an den Enden der Welle fixirt sind, so drehen
                              sie sich mit derselben um; auch sollen sie sich mit der Achse der lezten in einer
                              geraden Linie befinden. i, i sind die Roͤhren
                              oder die Canaͤle, durch welche der Dampf austritt, und welche in einen
                              Verdichter oder auch in die atmosphaͤrische Luft fuͤhren
                              koͤnnen.
                           Gesezt die Kolben befinden sich in der aus Fig. 13 ersichtlichen
                              Stellung: d.h. die Kammern R, R stuͤnden durch
                              die Canaͤle a, a dem Dampferzeuger, und die
                              Kammern S, S durch die Canaͤle b, b dem Verdichter oder der atmosphaͤrischen
                              Luft offen, so wird der Dampf, wenn er durch das Schiebventil eintritt, durch die
                              Aushoͤhlung der Welle und durch die Muͤndungen der Canaͤle a, a in die Kammern R, R
                              gelangen, in denen er seine Expansivkraft auf die beiden Kolben D und E ausuͤbt, um
                              ersteren um den vierten Theil einer Umdrehung in die aus Fig. 14 ersichtliche
                              Stellung zu treiben. waͤhrend dieser Zeit leistet der andere an der Welle C befindliche Kolben E der
                              Kraft des Dampfes Widerstand, indem er durch Pas Eingreifen des Sperrkegels P in das Sperrrad I
                              verhindert wird, sich
                              nach Ruͤkwaͤrts umzudrehen. So wie aber die Kolben D in dieser Stellung anlangen, d.h. an dem Ende einer
                              Viertelsumdrehung, werden die Dampfcanaͤle durch die Schiebventile so
                              umgeaͤndert, daß der Dampf nunmehr durch die Canaͤle b in die Kammern S, S
                              eintritt, waͤhrend der in den Kammern R, R
                              enthaltene Dampf durch die Canaͤle a, a, die nun
                              zu Austrittscanaͤlen werden, in den Verdichter oder in die Atmosphaͤre
                              entweicht. Der Dampf uͤbt nunmehr seine Expansivkraft in den Kammern 8,8 aus,
                              und da die Kolben D, D wegen des Eingreifens der
                              Sperrkegel P in die Sperrzahne des Rades G keine ruͤkgaͤngige Bewegung machen
                              koͤnnen, so werden die Kolben E in derselben
                              Richtung wie die Kolben D um den vierten Theil eines
                              Umganges herumgetrieben, bis wieder eine neue Veraͤnderung des Schiebventiles
                              eintritt, und bis die Canaͤle b, b wieder zu
                              Austritts-, die Canaͤle a, a hingegen zu
                              Eintrittsmuͤndungen werden, wo dann wieder der Cylinder mir seinen Kolben in
                              Bewegung kommt, u.s.f. Es wird demnach hiedurch eine zwischen dem Cylinder und der
                              Welle abwechselnde, rotirende Bewegung nach einer und derselben Richtung erzeugt;
                              und diese Bewegung wird auf die angegebene Art und Weise durch die Zahnraͤder
                              F und H fortgepflanzt.
                              Da aber die Segmente oder die Raͤder N, O einen
                              um die Haͤlfte kleineren Durchmesser haben, als die Raͤder F, H, so vollendet die Treibwelle zwei Umgaͤnge,
                              bis die Maschine deren einen zuruͤkgelegt hat. Damit die Bewegung auch
                              waͤhrend der Umaͤnderung der Dampfcanaͤle durch die
                              Schiebventile eine gleichmaͤßige und ununterbrochene werde, muß an der
                              Treibwelle ein Flug- oder Schwungrad angebracht seyn.
                           Die Bewegung der Schiebventile in den Kammern t und u wird folgender Maßen erzielt. k, k sind die Ventilstangen, die sich durch Stopfbuͤchsen und
                              Fuͤhrer bewegen, und die an den aͤußeren Enden durch Gefuͤge
                              mit den Enden des um den Zapfen in beweglichen Hebels I
                              in Verbindung stehen. Die Enden dieses Hebels bewegen sich wechselsweise nach
                              Aus- und Einwaͤrts, und veraͤndern dabei die Stellung der
                              Ventile durch die Daͤumlinge n, m und n*, m*, welche an den entgegengesezten Enden der
                              Treibwelle m angebracht sind, und welche auf die Enden
                              der Schieberstangen o, o wirken. Die anderen Enden
                              dieser Stangen stehen dagegen durch Gefuͤge mit den Enden des Hebels l in Verbindung, und auf diese Weise werden die
                              Schiebventile, so wie sich die Treibwelle umdreht, in Bewegung gerathen, und die
                              Dampfcanaͤle in gehoͤrigen Zeitraͤumen umwechseln.
                           Damit der Dampf in der Maschine ausdehnungsweise wirken kann, d.h. damit der Canal,
                              bei welchem der Dampf eintritt, abgesperrt wird, bevor noch der Kolben eine vollkommene
                              Viertelumdrehung zuruͤkgelegt hat, sind die Daͤumlinge n, m und n*, m* solcher
                              Maßen an der Welle M angebracht, daß wenn der
                              groͤßere Daͤumling n das eine Ende des
                              Hebels nach Auswaͤrts getrieben, und das an dem Ende seiner Stange
                              befindliche Schiebventil veranlaͤßt hat, den Dampf in die Maschine eintreten
                              zu lassen (wie Fig.
                                 5 zeigt), sobald als eine hinlaͤngliche Menge Dampf in den Cylinder
                              gedrungen ist, der kleinere, an dem anderen Ende der Welle befindliche
                              Daͤumling m  mit der Ventilstange
                              in Beruͤhrung kommt, den Hebel I
                              uͤberwaͤltigt und zum Theil in die aus Fig. 6 ersichtliche
                              Stellung zuruͤktreibt, wodurch nochwendig der Dampfzufluß abgesperrt wird.
                              Der in dem Cylinder enthaltene Dampf bewirkt dann durch seine Ausdehnung, daß die
                              Bewegung der Welle M so lange fortwaͤhrt, bis der
                              groͤßere Daͤumling n  mit
                              der Schieberstange o in Beruͤhrung kommt, und bis
                              hiedurch deren Ventil d in die aus Fig. 5 ersichtliche
                              Stellung geraͤth, waͤhrend sich das an dem anderen Ende der Maschine
                              befindliche Ventil in der in Fig. 7 angedeuteten
                              Stellung befindet, wo dann der Canal e der
                              Austrittsroͤhre i offen steht, damit der Dampf in
                              den Verdichter oder in die atmosphaͤrische Luft entweichen kann. Da diese
                              Bewegungen an beiden Enden der Maschine Statt finden, so wird hiedurch eine
                              continuirliche oder ununterbrochene Bewegung bewirkt.
                           Da der Dampf nicht ganz genau in demselben Momente in den Cylinder eintritt, in
                              welchem die Kolben der Welle ihre Bewegungen erzeugen, so konnte es wohl geschehen,
                              daß dieselben etwas mehr als genau den ihnen zukommenden Theil einer Umdrehung
                              vollbringen; und waͤre dieß wirklich der Fall, so muͤßten diese Kolben
                              bei dem naͤchsten Eintritte des Dampfes etwas zuruͤkgetrieben werden,
                              wodurch nothwendig eine Erschuͤtterung der Maschine entstehen muͤßte.
                              Diesem Unfaͤlle ist jedoch hier dadurch vorgebeugt, daß an jedem der
                              Zahnraͤder F und H
                              vier hervorragende Aufhaͤlter p, p, p, p
                              angebracht sind, welche in dem Augenblike mit dem Hebel I in Beruͤhrung kommen, in welchem die Kolben des Cylinders oder
                              der Welle ihre Viertelsumdrehung vollendet haben, und welche durch die Bewegung des
                              Hebels 1 genau in dem Momente frei gemacht werden, in welchem die Zahnraͤder
                              F, H und deren Kolben ihre Bewegung zu beginnen im
                              Begriffe stehen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
