| Titel: | Ueber die Bereitung des Bremergrüns; von J. G. Gentele. | 
| Autor: | Johan G. Gentele [GND] | 
| Fundstelle: | Band 60, Jahrgang 1836, Nr. LXXXVIII., S. 455 | 
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                        LXXXVIII.
                        Ueber die Bereitung des Bremergruͤns; von
                           J. G.
                              Gentele.
                        Gentele, uͤber die Bereitung des
                           Bremergruͤns.
                        
                     
                        
                           Es gibt zwar viele Vorschriften zur Bereitung des Bremergruͤns, einer sehr
                              schoͤnen Farbe, welche gegenwaͤrtig einen bedeutenden Ausfuhrartikel
                              nach Holland und Amerika bildet; aber die Methode, nach welcher dasselbe in Bremen,
                              Cassel, Eisenach, preußisch Minden etc. wirklich dargestellt wird, ist doch noch
                              ziemlich ein Geheimniß. Diese Farbe ist leicht wie kohlensaure Bittererde; sie
                              sticht bald mehr ins Gruͤnliche, bald mehr ins Blaͤuliche, und leztere
                              Sorte (Bremerblau genannt) ist die beliebteste. In Oehl und Leim besteht sie lange
                              unveraͤndert, sie veraͤndert sich aber auf Kalk, wenn derselbe nicht
                              vorher monatelang abgetroknet ist; hydrothionsauren Ausduͤnstungen widersteht
                              sie nicht, sondern wird dadurch gebraͤunt und in starker Waͤrme
                              verliert sie ihr Feuer und wird dunkler oder schwaͤrzlichgruͤn.
                           An den genannten Orten wird diese Farbe folgender Maßen fabrikmaͤßig
                              dargestellt:
                           a) 225 Pfd. Kochsalz und 222 Pfd. Kupfervitriol werden
                              troken gemengt und dann auf einem Steine mit Wasser zu einem etwas diken Brei
                              gemahlen.
                           b) 225 Pfd. Kupferbleche (altes Schiffskupfer) werden
                              auf einer gewoͤhnlichen Blechscheere in einen Quadratzoll große Stuͤke
                              geschnitten, dann in hoͤlzernen Kuͤbeln mit 2 Pfd.
                              Schwefelsaͤure, die mit der noͤthigen Menge Wasser verduͤnnt
                              ist, behandelt, um die Unreinigkeiten zu erweichen und endlich in
                              Rollfaͤssern mit Wasser rein gewaschen.
                           c) Die Blechstuͤkchen werden, nun in den
                              sogenannten Oxydirkaͤsten mit dem aus Kochsalz und Kupfervitriol bereiteten
                              Brei in 1/2 Zoll diken Lagen aufgeschichtet und diese Substanzen der
                              Aufeinanderwirkung uͤberlassen. Die Oxydirkaͤsten werden aus Dielen
                              von Eichenholz ohne eiserne Naͤgel zusammengefuͤgt und muͤssen
                              sich in einem Keller oder einem anderen gleichmaͤßig temperirten Orte
                              befinden.
                           Das feuchte Salzgemenge, welches durch theilweise Loͤsung in schwefelsaures
                              Natron und Kupferchlorid zerfallen ist, absorbirt Sauerstoff aus der Luft, durch
                              dessen Wirkung auf das Kupfer bald Kupferoxydhydrat mit kohlensaurem Kupferoxyd
                              entsteht und zwar um so mehr, je groͤßer die mit der Luft in
                              Beruͤhrung befindlichen Flaͤchen sind. Um eine groͤßere
                              Beruͤhrung hervorzubringen, wird die Masse waͤhrend des
                              dreimonatlichen Stehens woͤchentlich ein paar Mal mit einer kupfernen Schaufel
                              umgeschichtet, indem man sie gewoͤhnlich in einen nebenstehenden Kasten
                              uͤber- und dann wieder in den ersten zuruͤkschoͤpft.
                           Nach Verlauf von drei Monaten hebt man die zerfressene Kupfermasse aus, bringt sie in
                              einen Schlaͤmmbottich und sucht durch wenig Wasser alle salzigen Theile aus
                              dem Oxydschlamme auszuziehen. Das Waschwasser wird endlich zu der Consistenz, die
                              der Brei hatte, abgedampft und der Ruͤkstand wieder zu demselben Zweke
                              verwandt.
                           d) Der ausgewaschene Oxydschlamm wird abfiltrirt und
                              dann, als Brei mit Handeimern, die 30 Pfd. Wasser fassen, in einen Bottich gemessen
                              und darin tuͤchtig durchgeruͤhrt.
                           e) So viel Mal man 6 solcher Handeimer voll Schlamm
                              erhalten hat, so viel Mal 12 Pfd. Salzsaͤure von 15° Baumé
                              werden unter obigen Brei geruͤhrt, worauf er 24–36 Stunden stehen
                              bleibt.
                           f) In einen anderen Bottich (die sogenannte
                              Blaubuͤtte) bringt man fuͤr jede 6 Handeimer angesaͤuerten
                              Oxydschlammes 15 dergleichen Eimer Aezkalilauge von 19° Baumé, welche
                              ungefaͤrbt und rein filtrirt seyn muß.
                           g) Wenn obige Buͤtte (e) die gehoͤrige Zeit gestanden ist, werden auf jede 6 Eimer
                              eingebrachten Oxydschlammes noch 6 Eimer Wasser eingeruͤhrt.
                           h) Nachdem Alles so vorbereitet ist, stellt man an die
                              Buͤtte (e) einige Arbeiter zum
                              Ausschoͤpfen und an die Blaubuͤtte (f)
                              andere zum Ruͤhren. Erstere tragen schnell den Oxydschlamm in die
                              Blaͤustande, worin er so gut als moͤglich und so lange
                              umgeruͤhrt wird, bis die Masse anfaͤngt steifer zu werden, worauf sie
                              36 – 48 Stunden stehen bleibt.
                           Nach Verlauf dieser Zeit wird die Masse gewaschen; zu diesem Behufe ruͤhrt man
                              sie mit reinem Wasser auf, laͤßt absezen, zieht die klare Fluͤssigkeit
                              ab und wiederholt diese Arbeit so oft, bis dem Blau kein Kali mehr anhaͤngt.
                              Es kommt dann auf Filtrirtuͤcher, worauf es einige Wochen naß gehalten und
                              der Luft ausgesezt bleibt; hierauf wird die Farbe zwischen Tuch gepreßt,
                              zerschnitten und an freier Luft oder in einer Temperatur unter 25°R.
                              getroknet. Erst nach starkem Austroknen tritt der reinste Glanz hervor.
                           ––––––––––
                           Ein eben so schoͤnes, aber nicht so leichtes und lokeres, sondern
                              sproͤdes und hartes Bremergruͤn laͤßt sich ohne Kupferbleche
                              bloß mit eisenfreiem
                              Kupfervitriol darstellen.Die von Hrn. Dr. Bley angegebenen
                                    Verfahrungsarten zur Bereitung des Bremergruͤns findet man im Polyt.
                                    Journale Bd. LIX. S. 158.A. d. R. Eine ganz feine Sorte erhaͤlt man, wenn man einerseits 100 Pfd.
                              Kupfervitriol, 2 Pfd. WeinsteinDer Weinstein tragt uͤberhaupt zum Glanze aller Kupferfarben bei.A. d. V. und 100 Pfd. krystallisirte schwefelsaure Bittererde mit einander
                              aufloͤst, die Fluͤssigkeit stark verduͤnnt und zum Gebrauche
                              absezen laͤßt; andererseits aber eine Aufloͤsung von 200 Pfd.
                              calcinirter Potasche ebenfalls verduͤnnt, und nach dem Filtriren erkalten
                              laͤßt. Wenn beide Aufloͤsungen kaum mehr lauwarm sind, wird erstere
                              schnell in leztere abgelassen, indem man gut umruͤhrt. Man zieht endlich die
                              klare Fluͤssigkeit von dem Niederschlage ab und suͤßt lezteren noch
                              drei bis vier Mal mit kaltem Wasser aus, worauf er sogleich filtrirt, gepreßt und
                              getroknet werden kann. Wuͤrde man umgekehrt verfahren, naͤmlich die
                              Potascheaufloͤsung in die des Kupfervitriols laufen lassen, so erhielte man
                              nur ein Hellgruͤn von wenig Feuer; auch muß immer etwas mehr Potasche
                              vorhanden seyn, als zur Zersezung der Salze noͤthig ist.
                           Bei dem zuerst beschriebenen Verfahren koͤnnen verschiedene Umstaͤnde
                              schaͤdlich auf die Nuͤance der Farbe einwirken. Die Farbe darf
                              durchaus nicht mit Schwefelwasserstoffgas in Beruͤhrung kommen; gelbgewordene
                              oder verdorbene Sorten vermengt man wieder mit den Kupferblechen und sezt sie der
                              Einwirkung des Kochsalz- und Vitriolgemenges aus. Es ist uͤbrigens
                              sehr schwer, das Bremergruͤn immer von gleicher Nuͤance herzustellen;
                              je blaͤulicher sie ausfaͤllt, desto geschaͤzter ist die Farbe.
                              Die Salzsaͤure muß moͤglichst eisenfrei seyn und eiserne Geschirre
                              muͤssen bei Bereitung der Farbe immer vermieden werden; auch versteht es sich
                              von selbst, daß das anzuwendende Kupferblech ganz eisenfrei seyn muß. So lange die
                              Farbe noch nicht lufttroken ist, hat eine zu große Waͤrme einen sehr
                              nachtheiligen Einfluß darauf.