| Titel: | Ueber die Nothwendigkeit die Besteuerung der Runkelrübenzuker-Fabrication zu verschieben. Eine von Seite der Société d'encouragement dem französischen Ministerium eingereichte Denkschrift; abgefaßt von einer aus den HH. de Lasteyrie, d'Arcet, Vicomte Héricart de Thury, Francoeur, Derosne, Soulange-Bodin, Pouillet, Huzard Sohn und Payen, als Berichterstatter, zusammengesezten Commission. | 
| Fundstelle: | Band 60, Jahrgang 1836, Nr. XC., S. 463 | 
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                        XC.
                        Ueber die Nothwendigkeit die Besteuerung der
                           Runkelruͤbenzuker-Fabrication zu verschieben. Eine von Seite der
                           Société d'encouragement dem franzoͤsischen
                           Ministerium eingereichte Denkschrift; abgefaßt von einer aus den HH. de Lasteyrie, d'Arcet, Vicomte Héricart de Thury,
                           Francoeur,
                           Derosne, Soulange-Bodin,
                           Pouillet, Huzard Sohn und Payen, als Berichterstatter,
                           zusammengesezten Commission.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. April 1836, S. 137.
                        Ueber Besteuerung der Ruͤbenzukerfabrikation.
                        
                     
                        
                           Die Gesellschaft fuͤhlt sich durch die Besorgniß einer Auflage, welche eine
                              der reichsten Quellen unserer landwirthschaftlichen und industriellen Wohlfahrt zu
                              truͤben geeignet ist, tief aufgeregt. Nachdem sie zu allen Zeiten den
                              Aufschwung, der unter dem Kaiserreiche der lange Zeit so schwankenden
                              Runkelruͤbenzuker-Fabrikation eingehaucht worden ist,
                              unterstuͤzt und den Anstrengungen des hochberuͤhmten Ministers Chaptal
                              ihren Beifall gezollt, hatte sie erst in neuester Zeit ehrenwerthe Belohnungen
                              fuͤr solche Verbesserungen ertheilt, die sie zum Theil durch die von ihr
                              ausgeschriebenen Preise hervorrief. Unmittelbar hierauf folgte nun die
                              Ankuͤndigung einer Maßregel, die wir fuͤr hoͤchst unheilvoll
                              halten, indem sie die weiteren Fortschritte dieser Fabrication und selbst deren
                              ganze Existenz aufs Spiel sezt; indem sie mit einem Mal die nuͤzlichsten
                              Resultate ungeheuerer Opfer, die ihr gebracht wurden, vernichtet; und indem sie, wir
                              scheuen uns nicht dieß zu behaupten, da der Beweis dafuͤr nur zu bald kommen
                              wuͤrde, den hohen Aufschwung des Erfindungsgeistes in Frankreich
                              unterdruͤken wuͤrde. Je groͤßer die Gefahr, welche droht, um so
                              mehr haͤlt es die Gesellschaft, die immer zur Vertheidigung der
                              landwirthschaftlichen, industriellen und commerciellen Interessen ihres Vaterlandes
                              bereit ist, fuͤr eine ihrer ersten Pflichten den Raͤthen der Krone und
                              den beiden Kammern die Motive vorzulegen, die sie zu dieser
                              unerschuͤtterlichen Ueberzeugung brachten.
                           
                        
                           Interessen der Landwirthschaft.
                           Wenn es nicht bereits von allen landwirthschaftlichen Gesellschaften und
                              Comités mit Acclamation anerkannt waͤre, daß der
                              Runkelruͤbenbau die wichtigste Bedingung fuͤr die Wohlfahrt unserer
                              Landwirtschaft ist, und also als eines der unentbehrlichsten Mittel zur
                              Bekaͤmpfung des durch die niedrigen Getreidepreise erzeugten
                              gedruͤkten Zustandes derselben betrachtet werden muß, so wuͤrden wir
                              daran erinnern, daß die
                              Runkelruͤbe unter allen Gewaͤchsen, welche eine Bewirthschaftung ohne
                              Brache und ohne Erschoͤpfung des Bodens zulassen, das beste ist; und daß nur
                              durch die Gewinnung des Zukers aus ihr dieses große Resultat zu erzielen ist: indem
                              auf diese Weise eine große Menge wohlfeilen Duͤngers erzeugt werden kann, und
                              indem hiedurch die Erzeugungskraft des Bodens gesteigert wird. Wir fuͤgen
                              daher in dieser Hinsicht hier nur noch bei: daß, wenn man zu waͤhlen
                              haͤtte, man lieber und ohne Bedenken auf die Hoffnung mehrerer anderer großen
                              Wohlthaten fuͤr die Landwirthschaft verzichten sollte: so z.B. auf die
                              Aufhebung der auf dem Salze lastenden Abgabe, auf die Freigebung der Tabakkultur,
                              und selbst auf die gaͤnzliche Befreiung von der Weinauflage, denn von allen
                              diesen Vortheilen duͤrfte keiner dem Aufschuͤbe der Besteuerung der
                              Runkelruͤbenzuker-Fabrikation das Gleichgewicht halten. Vor Allem muß
                              die neue Kunst aufrecht erhalten werden; denn sie ist es, welche auf dem Lande jene
                              Allianz zwischen Industrie und Agrikultur bedingt, welche der materiellen sowohl als
                              moralischen Wohlfahrt so ersprießlich ist, und welche den Soͤhnen bemittelter
                              Grundbesizer eine ehrenvolle Laufbahn eroͤffnet, indem sie ihnen gestattet im
                              Interesse des Vaterlandes alle die positiven Kenntnisse, die sie sich in unseren
                              Unterrichtsanstalten erwarben, zu benuzen.
                           
                        
                           Interessen der Industrie, der aͤrmeren Classe und des
                                 Handels.
                           Die Runkelruͤbenzuker-Fabrication behauptet gegenwaͤrtig unter
                              allen unseren landwirthschaftlichen Industriezweigen den ersten Plaz, und zwar
                              sowohl wegen der Arbeiten, welche sie veranlaͤßt, als auch wegen der
                              Fortschritte, die sie zu verwirklichen im Begriffe ist. Niemand wird daran zweifeln,
                              wenn er die außerordentliche Thaͤtigkeit beobachtet hat, die sie in allen
                              jenen Werkstaͤtten, in welchen Gußeisen und Kupfer verarbeitet oder Maschinen
                              und Apparate erzeugt werden, hervorbrachte. Noch mehr aber muß man auf dem Lande und
                              an Ort und Stelle, wo die Fabrication betrieben wird, sehen, welche Menge von
                              Arbeitern dieser schoͤne Industriezweig anzieht, aus ihrer Traͤgheit
                              reißt, sie in Stand sezt ihre Familie mit reichlicherer und gesuͤnderer
                              Nahrung zu versehen, und mit dem allgemeinen Reichthum auch saͤmmtliche
                              Consumtionen zu vermehren.
                           Der Zuker selbst ist fuͤr die Gesundheit der aͤrmeren Classe noch weit
                              noͤthiger, als fuͤr die wohlhabenderen und in Luxus lebenden Classen.
                              Ist diese Substanz nicht auch wirklich von hoͤchster Wichtigkeit, indem durch
                              sie der angenehme Geschmak, die Aufbewahrung, die Verdaulichkeit und Gesundheit
                              vieler Nahrungsmittel, die ohne sie schnell zum allgemeinen Verluste zu Grunde gehen oder
                              sauer und ungesund werden, bedingt ist? Nicht bloß die Fruͤchte, die
                              staͤrkmehlhaltigen Producte und gewisse Mehlarten koͤnnen auf diese
                              Weise verbessert werden, sondern selbst Getraͤnke und alle schwachen Weine
                              erfordern eine gewisse Menge Zukerstoff, um gut zu werden und zu bleiben; oft kann
                              auf diese Weise ein Kilogramm Zuker 100 Kilogr. eines zur Nahrung der Menschen
                              bestimmten Products wesentlich verbessern. Die Wissenschaft sowohl, als Thatsachen
                              haben hieruͤber schon langst abgesprochen; man denke sich daher den Einfluß,
                              welchen mehrere Millionen Kilogramm Zuker, die jaͤhrlich mehr in Consumtion
                              kommen, nothwendig uͤben muͤssen!
                           Um zu zeigen, wie groß die Zunahme der Wohlfahrt der Oekonomien ist, wenn diese mit
                              der Runkelruͤbenzuker-Fabrication in directe Verbindung gebracht
                              werden, wollen wir eines jener Beispiele ausfuͤhren, die der Gesellschaft
                              kurz vor Ankuͤndigung der gegenwaͤrtig wirklich beantragten Auflage
                              bekannt wurden. In einem suͤdlichen Departement, in welchem sich der
                              bestehenden Vorurtheile wegen bisher noch keine Zukerfabrik befand, gelang es einem
                              ehrenwerthen Oekonomen von Toulouse durch Verwendung von 10 Hectaren Landes zum
                              Runkelruͤbenbaue, und durch Benuzung saͤmmtlicher Producte und
                              Ruͤkstaͤnde der Fabrication auf Verbesserung des Bodens und auf
                              Viehzucht, die Brachen zu unterdruͤken und den fruͤheren Rohertrag von
                              6040 Fr. nach Ablauf von 4 Jahren auf 12,700 Fr., und spaͤter selbst auf
                              24,765 Fr. zu bringen, ohne daß dabei irgend eine Uebertreibung Statt gefunden
                              haͤtte! Diese Zahlen beurkunden das ungeheure Verhaͤltniß der Zunahme
                              der agricolen Wohlfahrt an einem einzelnen Orte. Man wird daher nicht staunen, wenn
                              durch diese Fabrication dem Staatsschaze kein wirkliches Deficit erwaͤchst,
                              indem sie die Ertraͤgnisse der indirecten Auflagen gleich vom Beginne an
                              solcher Maßen steigern wird, daß hiedurch der bei der Mauth sich ergebende Ausfall
                              ausgeglichen werden duͤrfte; so z.B. durch die Zunahme der Einfuhr an Kaffee,
                              Thee, Cacao, die unmittelbar aus dem groͤßeren Verbrauche an Zuker folgen
                              wird. In der That wird auch eine Bevoͤlkerung, die durch die
                              Runkelruͤbenzuker-Fabrication an Wohlstand gewinnt, wesentlich zur
                              Erhoͤhung des Ertrages, der auf dem Salze, dem Tabake, den Getraͤnken
                              und vielen anderen Gegenstaͤnden ruht, wofuͤr die Colonisten nichts
                              bezahlen, beitragen.
                           Am Anfange des Jahres 1836 fand in den Mauthgefaͤllen wirklich ein Deficit
                              Statt, welches durch die Wiederausfuhr von Zuker aus den Mauthniederlagen veranlaßt
                              wurde, indem die Zukerpreise im Auslande dem Colonialzuker groͤßere Vortheile
                              gewaͤhrten, als die franzoͤsischen Zukerpreise. Dessen ungeachtet
                              wurde aber dieses Deficit durch die Ertraͤgnisse der uͤbrigen Gefalle so ausgeglichen,
                              daß die Einnahme an indirekten Auflagen in den drei ersten Monaten des Jahres 1836
                              um 11,543,000 Fr. groͤßer war, als in den entsprechenden drei Monaten des
                              Jahres 1834, und um 4,867,000 Fr. groͤßer, als in denselben Monaten des
                              Jahres 1835. Die merklichste Zunahme zeigte sich an den Eintragungsgebuͤhren,
                              an den Stempel-, Wein-, Tabak-, Briefpost- und
                              Mauthgefaͤllen. Alle diese Thatsachen beweisen nicht nur eine wirkliche
                              Zunahme der Consumtion, sondern auch ein gedeihliches Fortschreiten des Handels;
                              denn in Frankreich, und dieß gilt selbst in England, beruht die erste Quelle des
                              commerciellen Reichthumes auf dem inneren Markte.
                           Nicht vergessen darf auch werden, daß die Zukerfabrication den Oekonomen die schwere
                              auf dem Salze lastende Auflage bedeutend erleichtert. Die Erfahrung hat
                              naͤmlich gelehrt, daß ein Zusaz von Melasse zu verschiedenen rohen
                              Nahrungsmitteln der Thiere deren Verdauung sehr erleichtert, und sogar oft kranken
                              Thieren wieder ihre fruͤhere Gesundheit geben kann. Diese guͤnstige
                              Wirkung der Melasse muß uͤbrigens nicht bloß dem in ihr enthaltenen
                              Zukerstoffe, der auf die Ernaͤhrung der Thiere einen eben so
                              wohlthaͤtigen Einfluß uͤbt, wie auf jene der Menschen, sondern auch
                              den in der Runkelruͤbe enthaltenen Salzen, welche nach der Krystallisation
                              des Zukers in der Melasse verbleiben, zugeschrieben werden.
                           
                        
                           Industrielle Verbesserungen, welche mit der
                                 Runkelruͤbenzuker-Fabrication verbunden sind.
                           Man hat bisher sowohl der Billigkeit gemaͤß, als im Interesse der
                              Staatswohlfahrt die Fabriken nicht eher mit einer Steuer belegt, als bis sie eine
                              gewisse Stabilitaͤt erlangt hatten, oder bis wenigstens die Mehrzahl der
                              Fabrikanten auf gleicher Stufe stand. Obschon es nun kein Beispiel gibt, daß irgend
                              eine andere Fabrikation so außerordentliche Opfer veranlaͤßt oder so rasche
                              Fortschritte gemacht haͤtte, wie die
                              Runkelruͤbenzuker-Fabrication, so befolgt man doch noch in den meisten
                              unserer Fabriken in saͤmmtlichen Theilen der Zukergewinnung verschiedene
                              Processe, und eben so bereiten sich neue Fortschritte vor. Es ist in der That
                              gegenwaͤrtig noch unmoͤglich auf Gruͤnde gestuͤzt zu
                              sagen, welche Methoden als die besten den Vorzug verdienen; denn es bedarf noch
                              vieler Versuche und wahrscheinlich noch mannigfacher Apparate, um die verschiedenen
                              Aufgaben, welche jede einzelne Operation darbietet, zur Loͤsung zu bringen.
                              Noch weiß man nicht ob der Maceration der Vorzug vor dem Zerreiben der Ruͤben
                              gebuͤhre; welches die beste Laͤuterungs- und Filtrirmethode
                              ist; welcher Ofen sich zum Verkohlen der Knochen und zur Wiederbelebung der Kohle am besten eignet;
                              welches Abdampfsystem das wohlfeilste ist, da sich in dieser Hinsicht nicht weniger
                              als 10 Apparate um den Vorzug streiten, und von denen doch hoͤchstens nur
                              einer oder zwei ohne bedeutende Modifikationen Bestand gewinnen werden. Uebrigens
                              gewaͤhrt es auch noch dadurch großen Nuzen sich mit diesen Verbesserungen zu
                              beschaͤftigen, daß hiedurch viele andere Industriezweige indirect
                              gefoͤrdert werden, und daß hiedurch viele Arbeiter, Heizer und Mechaniker
                              herangebildet werden, woran es zur kraͤftigen Entwikelung unserer
                              Dampfschifffahrt und aller unserer mechanischen Kuͤnste noch sehr fehlt. Wird
                              man auf den Colonien derlei Opfer bringen, auf den Colonien, wo nur wenige der
                              zahlreichen und unwiderlegbar nuͤzlichen Veraͤnderungen, welche man in
                              Frankreich in Betreff der Zukerfabrication erfand, Eingang finden konnten, und wo
                              die neue Sclavenlegislation den Fortschritten neue Fesseln angelegt hat? Die
                              Runkelruͤbenzuker-Fabrication hat demnach noch lange nicht ihre
                              hoͤchste Stufe erreicht, und die Fabrikanten arbeiten nichts weniger als
                              unter gleichen Umstaͤnden; eine Auflage auf sie wuͤrde alle
                              Fortschritte hemmen, ja die Ankuͤndigung einer solchen allein hatte die
                              Abbestellung zahlreicher Apparate und Maschinen zur Folge.In dem einzigen Huͤttenwerke in Romilly wurden in Folge des neuen
                                    Gesezvorschlages fuͤr eine Million Bestellungen auf Kupferblech
                                    abgesagt oder aufgeschoben. Man berechne hienach die uͤbrigen
                                    Arbeiten in Kupfer, in Guß- und Schmiedeisen, welche hiedurch allein
                                    zum Stillstand gebracht wurden.A. d. O. Eine derlei Maßregel scheint uns daher auf keine Weise zur Genuͤge
                              gerechtfertigt; sie ist im Gegentheil ganz unzeitig und große Gefahren drohend,
                              indem sie namentlich den kleineren Fabriken den Todesstoß gibt, und indem sie die
                              Verbreitung der Fabrikation unter den einzelnen Landwirthen: ein Zwek, auf welchen
                              im Interesse der allgemeinen Wohlfahrt und vieler Verbesserungen in unserem socialen
                              Verbande hauptsaͤchlich hingearbeitet werden soll, unmoͤglich
                              macht.
                           
                        
                           Das Ausland allein wird der Erbe unserer ruinirten
                                 Zukerfabriken.
                           Es ist wirklich ein sonderbares Zusammentreffen der Umstaͤnde, welches die
                              bereits unzureichende Zukererzeugung auf unseren sowohl als den englischen Colonien
                              erschuͤttert, und welches zugleich die Fabrication auf unserem Continente
                              bedroht. Koͤnnen die Englaͤnder verstaͤndiger Weise einer
                              großen philanthropischen Frage das Wohl der Colonien opfern, da ihr Handel nur
                              gewinnen kann, wenn er mit den Producten ihrer Comptoirs in Indien arbeitet?
                              Frankreich dagegen wuͤrde Alles, die Gegenwart und die Zukunft, opfern.
                              Andere Nationen des
                              Continentes sind unstreitig weiser, indem sie sich beeilen, bei uns die
                              schaͤzbaren Resultate einer mit Thaͤtigkeit und Ausdauer betriebenen
                              und dennoch vielleicht ungluͤklichen Industrie zu sammeln. Wir deuten auf
                              Belgien, Italien, Deutschland, Schlesien, Preußen, Schweden, Rußland und die Moldau,
                              die nicht bloß bekannte Ingenieurs, sondern selbst beruͤhmte Professoren
                              (unter denen wir bloß Schubarth nennen wollen, der in
                              neuerer Zeit Frankreich lediglich bereiste, um unsere Zukerfabriken zu besehen) zu
                              uns sandten. Eben so bekannt ist, daß sich in unseren Fabriken viele Fremde bleibend
                              anwerben ließen, um unsere Fabrication zu studiren und sie dann in ihr Vaterland zu
                              verpflanzen, wo sie alle Freiheit und sogar noch Schuz genießen wird.
                           Wir erinnern am Schluͤsse nur noch, daß der Colonialzuker den aͤrmeren
                              Classen beinahe nie zugaͤnglich wurde. Wenn statt der 70 bis 75 Cent., welche
                              dieser gewoͤhnlich kostet, der Preis des
                              Runkelruͤben-Rohzukers, welcher gegenwaͤrtig bereits unter 50
                              Cent, das Pfund verkauft wird, in Folge der Concurrenz und weiterer Verbesserungen
                              auf 20 bis 25 Cent, herabgesunken seyn wird, dann wird sich dessen Verbrauch bald
                              auch unter den zahlreicheren Classen vermehren und sich in Kuͤrze
                              verzehnfachen; dann wird eine kleine, mit dem niedrigen Zukerpreise in Harmonie
                              stehende Auflage einen ungeheuren und immer steigenden Ertrag liefern. Man denke
                              nur, daß in Indien jaͤhrlich auf jedes Individuum 40, in der Havannah 30, in
                              England 8 und in Frankreich nur 3 Kilogr. Zuker kommen!
                           Unter diesen Umstaͤnden wird der Rohzuker dann eines der wohlfeilsten
                              Nahrungsmittel seyn; denn er enthaͤlt kaum 3 bis 4 Hunderttheile Wasser,
                              waͤhrend in dem Brode ihrer 33 Proc. enthalten sind. Durch die Concurrenz des
                              Runkelruͤbenzukers allein wurde der gegenwaͤrtige Verbrauch an Zuker
                              gesteigert; und eben so unbestreitbar ist, daß die in der Fabrikation des
                              Colonialzukers gemachten Verbesserungen, in Folge deren der Gestehungspreis von 60
                              auf 50 Fr. herabsank, nur eine Folge der Opfer sind, welche man den
                              inlaͤndischen Zukerfabriken durch zahlreiche, oft ruinoͤse Versuche
                              brachte; daß endlich das Interesse der Colonien durch eine Verminderung der auf ihre
                              Zuker gelegten Auflage um 10 bis 15 Fr. weit mehr gewahrt seyn wuͤrde, indem
                              durch diese Verminderung der Verbrauch an Zuker weit groͤßer werden
                              muͤßte. Schon jezt reicht die Production unserer Colonien, welche zwischen 70
                              und 80 Mill. Kilogr. betraͤgt, nicht mehr fuͤr unseren uͤber
                              100 Mill. Kilogr. gestiegenen Bedarf hin; bald wird sie, wollen wir hoffen, nur mehr
                              einen kleinen Theil desselben bilden.
                           Aus allen diesen Beweggruͤnden wiederholt die Gesellschaft im allgemeinen Interesse ihre
                              dringenden Bitten um Aufschub aller Auflagen, womit man die Gewinnung des Zukers aus
                              den Runkelruͤben bedacht hat; zugleich besteht sie bei dieser Gelegenheit auf
                              dem Nuzen, den die definitive Verwerfung jeder Maßregel, welche die Ausbreitung der
                              Zukerfabrication unter den kleineren Landwirthen hemmt, nothwendig zum allgemeinen
                              Besten hervorbringen wird.