| Titel: | Ueber die Verfertigung metallener Haarröhrchen. | 
| Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. III., S. 9 | 
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                        III.
                        Ueber die Verfertigung metallener
                           Haarroͤhrchen.
                        Aus den Transactions of the Society of Arts. Vol.
                           L. P. II; auch im Mechanics'
                                 Magazine, No. 662.
                        Ueber die Verfertigung metallener Haarroͤhrchen.
                        
                     
                        
                           Es ist zum Behufe der Verfertigung von Gasbrennern, und namentlich um Gemenge aus
                              Sauerstoff und Wasserstoff mit aller Sicherheit verbrennen zu koͤnnen, so wie
                              auch zu manchen anderen Zweken sehr wuͤnschenswerth eine Methode an der Hand
                              zu haben, wonach sich das Ende der metallenen Mundstuͤke in feine
                              Haarroͤhrchen von 1/2 Zoll Tiefe und daruͤber theilen laͤßt. Es
                              ist naͤmlich sehr schwer und auch kostspielig solche Oeffnungen in ein
                              Stuͤk Metall zu bohren; und beinahe ganz unmoͤglich wird es, wenn
                              diese Oeffnungen einen sehr kleinen Durchmesser bekommen sollen. Wir wollen daher
                              hier zwei dem fraglichen Zweke entsprechende Methoden bekannt machen, von denen die
                              eine durch Hrn. J. Roberts von Queenstreet, Cheapside,
                              die zweite aber von Hrn. Henry Wilkinson in Pallmall der
                              Gesellschaft mitgetheilt worden ist.
                           
                        
                           1. Herrn Roberts's Methode.
                           Hr. Roberts theilt das Ende einer metallenen Roͤhre
                              sehr schnell und sehr sinnreich mittelst eines getriebfoͤrmigen Drahtes in
                              kleine Roͤhrchen von irgend einer beliebigen Tiefe. Diesen Draht selbst
                              verfertigt er sich, indem er einen cylindrischen Draht aus weichem Stahle durch ein
                              Zieheisen von solcher Form laufen laͤßt, daß dessen Oberflaͤche
                              dadurch nach der Richtung von Radien der Drahtachse in tiefe Furchen getheilt wird.
                              Die Rippen, wodurch diese Furchen von einander getrennt sind, koͤnnen als
                              Blaͤtter oder Zaͤhne betrachtet werden. Die Uhrmacher bedienen sich
                              solcher Draͤhte, wenn sie in Stuͤke von gehoͤriger Laͤnge geschnitten worden
                              sind, als Triebstoͤke, weßhalb man sie in England auch Getriebdraͤhte
                              (pinionwire) zu nennen pflegt. Treibt man nun ein
                              Stuͤk derlei Drahtes in das Ende einer messingenen Roͤhre, in welches
                              es genau paßt, so erhellt offenbar, daß dieser Theil der Roͤhre in so viele
                              kleinere Roͤhren abgetheilt wird, als der Draht Furchen hat. Bedient man sich
                              eines Zieheisens, welches kleinere und seichtere oder zahlreichere Furchen erzeugt,
                              als fuͤr die gewoͤhnlichen Getriebdraͤhte noͤthig sind,
                              so lassen sich damit Draͤhte hervorbringen, welche auf die angegebene Weise
                              in die Metallroͤhren getrieben diese lezteren in Haarroͤhrchen von
                              jedem beliebigen Grade von Feinheit abtheilen werden.
                           
                        
                           2. Herrn Wilkinson's
                                 Methode.
                           Ich suchte, schreibt Hr. Wilkinson, bei Gelegenheit
                              einiger Versuche, welche ich vor ungefaͤhr 12 Monaten uͤber
                              kuͤnstliches Licht anstellte, mir einen Gasbrenner mit einer großen Anzahl
                              aͤußerst kleiner Oeffnungen zu verschaffen, und kam, da ich auf
                              gewoͤhnliche Weise keinen solchen herzustellen im Stande war, auf eine neue
                              Methode, die mir sogleich die besten Erfolge liefert. Ich zeigte meinen Gasbrenner
                              mehreren ausgezeichneten Gelehrten, die nicht begreifen konnten, wie ich diese
                              kleinen Oeffnungen hervorgebracht hatte; und da ich aus meinem Verfahren kein
                              Geheimnis machte, so waren sie eben so sehr uͤber dessen Einfachheit, als
                              uͤber dessen Wirksamkeit erstaunt. Ich legte anfangs keinen Werth auf meine
                              Erfindung; da ich aber finde, daß dieselbe noch ganz unbekannt ist, und da sie
                              vielleicht noch auf mannigfache Weise nuͤzlich werden duͤrfte, so lege
                              ich sie hiemit der Gesellschaft vor. Ich bemerke vorlaͤufig nur noch, daß
                              nach dieser Methode in jedem Metalle innerhalb 10 Minuten eine beliebige Anzahl von
                              Oeffnungen von solcher Kleinheit, daß sie mit freiem Auge kaum sichtbar sind, und
                              von beliebiger Laͤnge bis zu einem Fuß angebracht werden koͤnnen.
                           Wenn man naͤmlich zwei Cylinder so zubereitet, daß sie ganz genau in einander
                              passen; wenn man dann die aͤußere Oberflaͤche des inneren Cylinders in
                              dem verlangten Grade von Feinheit ausfurcht; und wenn man endlich den ausgefurchten
                              Cylinder in den aͤußeren stekt, so entstehen hiedurch Oeffnungen, welche
                              vollkommen von einander getrennt und so lang als die Cylinder sind. Ein
                              aͤhnlicher Zwek laͤßt sich auf gleiche Weise auch an anderen Figuren,
                              wie z.B. auf ebenen Flaͤchen, erzielen.