| Titel: | Ueber die von Hrn. Robert in Paris erfundene Flinte, verbessert von dem Herzog Heinrich von Würtemberg. | 
| Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. VIII., S. 30 | 
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                        VIII.
                        Ueber die von Hrn. Robert in Paris erfundene Flinte, verbessert von dem
                           Herzog Heinrich von
                              Wuͤrtemberg.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Ueber Robert's Flinte.
                        
                     
                        
                           Nicht leicht hatte sich der Erfinder einer fuͤr das Militaͤr und
                              zugleich auch fuͤr die Jagd eingerichteten Flinte einer so guͤnstigen
                              Aufnahme zu erfreuen, als dieses der Fall bei Hrn. Robert's Flinte ist. Ueberall werden seine Commis-Voyageurs seine Jagdflinten los, und an manchen Orten werden sie
                              sogar als das Unuͤbertreffbare betrachtet. Auch viele verehrte
                              Militaͤrs theilen diese Ansicht in Beziehung ihres Dienstes; was besonders
                              dazu beitraͤgt die Robert'schen Gewehre zu
                              empfehlen, auch gewiß alle Beruͤksichtigung verdient, ist die Vereinfachung
                              ihres Mechanismus, der nur wenige Reparatur voraussehen laͤßt, und die
                              Schnelligkeit, mit welcher geladen und zugleich gespannt wird. Allerdings große und
                              gewichtvolle Vorzuͤge! Schade, daß sie durch die augenscheinliche Gefahr
                              erkauft werden, immerwaͤhrend, wenn diese Gewehre geladen sind, sie gespannt
                              herumtragen zu muͤssen; denn obgleich sie sich ungeladen mit der Gefahr, die
                              große Spannfeder zu zerbrechen oder allmaͤhlich zu laͤhmen, abspannen
                              lassen, so konnte mir dieses doch nicht geladen gelingen, ohne die Zuͤndnadel
                              der bloß zu dieser Probe mit feinem Sand gefuͤllten Patrone zu verderben.
                           Nicht lange, nachdem Hr. Robert seine Flinte erfunden
                              hatte, im Spaͤtsommer 1833, erhielt ich eine solche aus Paris. Ich war nicht
                              wenig uͤberrascht zu bemerken, daß Hr. Robert der
                              von mir vor mehr als 12 Jahren erfundenen und einige Jahre spaͤter
                              oͤffentlich bekannt gemachten Jagdflinte die Ehre erwiesen hatte, manches
                              Eigenthuͤmliche nachzubilden, allein mit bedeutenden Modificationen, welchen
                              ich zum Theil vor meiner Erfindung den Vorzug einraͤume, daß sie eine
                              Vereinfachung des Mechanismus darbieten, der, obgleich mit großer Gefahr verbunden,
                              ein neues Schloßsystem bildet, welches mir die Aussicht gab mit vorheriger
                              Beseitigung der augenscheinlichen Maͤngel etwas zu erdenken, was als
                              befriedigend von den Technikern beurtheilt werden duͤrfte. Diejenigen
                              verehrten Leser dieser Blaͤtter, welchen die urspruͤngliche Robert'sche Flinte nicht hinlaͤnglich bekannt ist,
                              um meine daran angebrachten Verbesserungen gehoͤrig beurtheilen zu
                              koͤnnen, ersuche ich den LIV. Band des Polytechnischen Journals (erstes
                              Octoberheft 1834) zur Hand zu nehmen, wo sie eine Beschreibung und Abbildung der Robert'schen Flinte finden.
                           Aus der Abbildung (Fig. 15 bis 36) meiner verbesserten
                              Robert'schen Flinte geht hervor, daß, ohne der
                              urspruͤnglichen einfachen Einrichtung derselben Abbruch zu thun, der zur
                              Entfernung der Gefahr beigefuͤgte Mechanismus dazu dient, mit den an den
                              Seiten angebrachten Haͤhnen sowohl zu- als abzuspannen; auch kann die
                              Spannung so wie an der Robert'schen Flinte
                              vermoͤge der Oeffnung des Hebedekels vorgenommen werden, so daß man immer
                              schußfertig ist.
                           Da ich ein großer Liebhaber von eisernen Patronen bin und diese leichter sechs Mal
                              geladen werden koͤnnen, als der geuͤbteste Patronenverfertiger im Stande
                              ist, nur eine von Papier nach Robert'scher Art zu machen,
                              sie auch mehr Sicherheit beim Gebrauch gewaͤhren als diese, ferner keinen
                              Ansaz des Rußes und Schmuzes in den Laͤufen zulassen, was die Einschiebung
                              der papiernen Patronen sehr erschweren, wo nicht gar unmoͤglich machen kann,
                              so ließ ich auch noch einen zweiten verbesserten Zwilling nach dem Robert'schen System verfertigen, worin statt wie bei
                              diesen, papierne Patronen von hinten mit ihren Zuͤndnadeln (Stupiles) einzuschieben, eiserne eingeschoben werden.
                              Leider muß ich es aber bekennen, daß es mir nicht gelingen wollte, an diesen
                              Patronen Zuͤndnadeln anzubringen, so daß ich genoͤthigt war, dieselben
                              mit Pistons, zur Aufnahme von Zuͤndhuͤtchen einrichten zu lassen, denn
                              ich mochte es anfangen wie ich wollte, so ließen sich die Zuͤndnadeln in den
                              eisernen Patronen nicht hinlaͤnglich befestigen, so daß man Gefahr lief, daß
                              sie herausfallen koͤnnten und so auch allmaͤhlich das Schießpulver
                              ihnen nachfolgen wuͤrde.
                           
                        
                           Erklaͤrung der Abbildungen.
                           In Fig. 15 bis
                              36 ist:
                              A das zusammengesezte Gewehr in gespanntem Zustande,
                              in welchem die Patronen eingeschoben werden koͤnnen. B die Laͤufe mit den Zapfen C und D, um welche sich die Seitenstuͤke des Hebels
                              bewegen. E der Hebel oder Dekel, durch welchen gespannt
                              wird, und welcher zugleich die Patronen im Laufe festhaͤlt. F und G die
                              Seitenstuͤke des Hebels. H der Schluß, welcher an
                              der Nase des Schaftes bei I einschnallt. K die obere flache Seite des Hebels. L das Schloßblech. M das
                              Schloß ineinandergesezt. N die Schlagfeder, welche
                              Zuͤndnadeln und O die Schlagfeder, welche
                              Zuͤndhuͤtchen vorschlaͤgt. P die
                              Druͤker, in welche die Schlagfedern beim Spannen einfallen. Q die Nuß, an welche die Haͤhne R angeschraubt werden, um mit diesen bequem abspannen zu
                              koͤnnen. S die Axe, in welcher zwei Walzen
                              laufen; sie wird in die dreiekigen Oeffnungen der Seitenstuͤke des Hebels
                              eingestekt und dient dazu, die Schlagfedern abwaͤrts in die Haltungen
                              einzudruͤken. T eine kleine Feder, welche die
                              Haͤhne festhaͤlt. U und V eine Mutter und Zapfenschraube, welche auf die großen
                              Loͤcher der Seitenstuͤke kommen und diese fest an die Laͤufe
                              halten. W eine eiserne Patrone mit ihrem Piston, und X eine papierne Patrone mit der eingestekten
                              Zuͤndnadel. Y ein Scheibchen von Filz oder
                              Pappdekel auf den Boden der Patrone. Z ein dergleichen
                              Scheibchen auf das Pulver.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
