| Titel: | Beschreibung eines Apparates, womit man in den Seidenzüchtereien die naß gepflükten Maulbeerblätter troknen kann. Von Hrn. d'Arcet, Mitglied der Akademie der Wissenschaften. | 
| Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. IX., S. 33 | 
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                        IX.
                        Beschreibung eines Apparates, womit man in den
                           Seidenzuͤchtereien die naß gepfluͤkten Maulbeerblaͤtter troknen
                           kann. Von Hrn. d'Arcet,
                           Mitglied der Akademie der Wissenschaften.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. Februar 1836, S. 61.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        d'Arcet's Apparat Maulbeerblaͤtter zu troknen.
                        
                     
                        
                           Die in freier Luft auf Maulbeerbaͤumen, welche dem Thaue und dem Regen
                              ausgesezt sind, lebenden Seidenraupen haben allerdings nur nasse Blaͤtter zu
                              fressen, und scheinen auch im Zustande der freien Natur wegen der großen
                              Ventilation, die unter diesen Umstaͤnden Statt findet, keine Nachtheile
                              dadurch zu erleiden. Anders verhaͤlt sich die Sache jedoch in den
                              gewoͤhnlichen Seidenzuͤchtereien oder Magnanerien, in welchen das
                              Fuͤttern der Raupen mit nassen Blaͤttern einer langen Erfahrung
                              gemaͤß als den Thieren nachteilig und den Ertrag bedeutend
                              beeintraͤchtigend befunden ward. Es ist wahrscheinlich, daß der Nachtheil der
                              Fuͤtterung mit feuchten Blaͤttern in gut ventilirten Anstalten viel
                              geringer seyn oder wohl auch gar nicht Statt finden duͤrfte.Herr Huzard Sohn machte in dieser Hinsicht in dem
                                    Vortrage, den er vor der Société
                                       d'encouragement uͤber die in Frankreich fuͤr
                                    Foͤrderung der Seidenraupenzucht zu ertheilenden Preise hielt,
                                    folgende interessante Bemerkungen. „Der d'Arcet'sche Trokenapparat ist gewiß unter allen bisher
                                       bekannten Vorrichtungen und Methoden der beste, indem man mit dessen
                                       Huͤlfe eine große Masse Blaͤtter weit leichter und weit
                                       wohlfeiler troknen kann, als dieß durch das bisher uͤbliche
                                       Troknen (fanage) moͤglich ist. Aus
                                       diesem Grunde allein sind die waͤhrend der Seidenraupenzucht
                                       fallenden Regen nicht, wie man glauben machen wollte, als ein so großes
                                       Hinderniß zu betrachten, daß man sich dadurch von der Einfuͤhrung
                                       dieser Zucht in solchen Gegenden, wo sie bisher noch nicht bestand,
                                       abschreken lassen darf. Folgende Betrachtungen duͤrften dieß noch
                                       mehr bekraͤftigen. Wir erinnern zuerst, obwohl nur im
                                       Vorbeigehen, da die Erfahrung noch nicht uͤber die
                                       Zwekmaͤßigkeit dieser Methode abgesprochen hat, an die
                                       Maulbeerbaumzucht in Heken und Linien, bei welcher sich jedes Mal die
                                       fuͤr den naͤchstfolgenden Tag zur Fuͤtterung
                                       noͤthige Menge von Baͤumen im Voraus durch Rahmen, welche
                                       mit Zeug uͤberzogen sind, und welche auf Rollen laufen, oder die
                                       auch bloß mit Stangen in dem Boden befestigt werden koͤnnten,
                                       gegen Regen schuͤzen ließen. Durch die Erfahrung ist dagegen fest
                                       begruͤndet, daß die Fuͤtterung der Seidenraupen mit nassen
                                       oder schlecht getrokneten Blaͤttern schaͤdliche Wirkungen
                                       hervorbringt. Ruͤhrt dieß aber von den nassen Blaͤttern an
                                       und fuͤr sich, oder nicht vielmehr davon her, daß durch die
                                       Naͤsse der Blaͤtter eine raschere Gaͤhrung in dem
                                       Raupenkothe erzeugt wird, eine Gaͤhrung, die bekanntlich die
                                       Hauptursache der großen Sterblichkeit unter den Raupen ist? Meinungen
                                       und Thatsachen scheinen sich bereits dahin auszusprechen, daß die Raupen
                                       nicht sowohl durch die Naͤsse der Blaͤtter, sondern
                                       lediglich durch die daraus entwikelte Gaͤhrung leiden. Dieser
                                       lezteren laͤßt sich jedoch durch die taͤgliche Beseitigung
                                       des Unrathes, die bekanntlich mittelst der Neze sehr leicht, mit
                                       geringen Kosten und ohne Nachtheil fuͤr die Raupen geschehen
                                       kann, vorbeugen. – Alle Schwierigkeiten beseitigt jedoch endlich
                                       folgende Betrachtung. Bekanntlich macht man in China mehrere
                                       Seidenraupenernten nach einander; und alle Versuche, welche
                                       man in Italien und Frankreich mit dieser Methode anstellte, sind
                                       gleichfalls gelungen, da die Zeitepoche, zu der man die Raupen
                                       waͤhrend der guͤnstigen Jahreszeit erzieht und das Alter
                                       der Blaͤtter, wenn es nicht gar zu groß ist, keinen merklichen
                                       Einfluß aus das Gedeihen der Thiere uͤben. Der Vortheil, den man
                                       hat, je nachdem man eine oder zwei Ernten macht, scheint daher lediglich
                                       von der Quantitaͤt der Blaͤtter, uͤber die man
                                       verfuͤgen kann, von dem Locale und von der Zahl der zu Dienst
                                       stehenden Arme abzuhaͤngen. Es geht hieraus hervor, daß man den
                                       Zeitpunkt des Ausfallens der Eier nach Belieben waͤhlen, und
                                       verspaͤten oder vorruͤken kann, je nachdem die Witterung
                                       mehr oder minder guͤnstig ist. Da es nun in Frankreich wenige
                                       Gegenden gibt, in welchen die Fruͤhlingsregen nicht einen
                                       ziemlich regelmaͤßigen Gang nehmen, d.h. in welchen sich der
                                       Eintritt und die Dauer der Regenzeit nicht mit Wahrscheinlichkeit
                                       bestimmen ließe, so laͤßt sich der fuͤr das Ausfallen der
                                       Eier guͤnstigste Zeitpunkt leicht berechnen. Ich gelangte nach
                                       allen diesen Betrachtungen zu folgenden Schluͤssen: da wo die
                                       Seidenraupenzucht nur unter fortwaͤhrendem Regenwetter von
                                       Statten gehen koͤnnte, waͤre es unklug sie zu unternehmen;
                                       allein in unserem Klima sind die Fruͤhlingsregen gewiß kein
                                       Hinderniß, wenn man fuͤr einen guten Trokenapparat (namentlich
                                       fuͤr jenen des Herrn d'Arcet) sorgt;
                                       wenn man den Raupenkoth mittelst Anwendung der Neze schnell beseitigt,
                                       und wenn man das Ausfallen der Eier je nach dem Eintritte der Regenzeit
                                       vorruͤkt oder verspaͤtet.“ A. d. R. Ich habe jedoch die Frage aufgenommen, so wie sie ist, und will hier
                              gleichsam als Anhang zu meiner fruͤheren Abhandlung die Mittel angeben, womit
                              man die naß gepfluͤkten Maulbeerblaͤtter jeder Zeit so troknen kann,
                              als waͤren sie unter den guͤnstigsten atmosphaͤrischen
                              Verhaͤltnissen gesammelt worden. Der Apparat, den ich zu diesem Behufe
                              ausgemittelt habe, und den ich, hier beschreiben will, ist ziemlich einfach,
                              wohlfeil, leicht zu dirigiren, und vorzuͤglich in solchen Gegenden, wo die
                              Regenschauer haͤufig sind, fuͤr die Seidenzucht sehr vortheilhaft. Er
                              besteht aus einem Ofen, womit man die Temperatur des Luftzuges, wenn es
                              noͤthig ist, um einige Grade erhoͤhen kann; aus einem
                              hoͤlzernen oder besser blechenen nach Art der Puzmuͤhlen gebauten
                              Windfange, womit sich dem Luftzuge der gehoͤrige Inpuls mittheilen
                              laͤßt; und aus einem langen hoͤlzernen Behaͤlter, in welchem
                              die Blaͤtter durch den starken Luftzug, dem sie von allen Seiten her
                              ausgesezt sind, getroknet werden. Die Blaͤtter werden demnach in diesem
                              Apparate gerade so getroknet, wie dieß an den Baͤumen durch die auf sie
                              wirkenden Winde geschieht.
                           Fig. 7 ist ein
                              Laͤngendurchschnitt des Ofens nach der Linie A, B
                              in Fig. 9,
                              welche einen Grundriß des Ofens unter dem Roste vorstellt. Der leere bei r bemerkliche Raum ist ein Grundriß des Aschenloches des
                              Ofens.
                           Fig. 8 gibt
                              einen horizontalen Durchschnitt des Ofens nach der Linie C,
                                 D in Fig.
                                 9. Hier ist h die Eintrittsoͤffnung
                              fuͤr den Luftstrom, welcher erwaͤrmt werden soll; i eine gußeiserne Kuppel, womit der Heerd bedekt ist,
                              und welche den Ofen bildet; l ist die
                              Austrittsoͤffnung fuͤr die erwaͤrmte Luft. s stellt den Rost vor, der, wie man sowohl hier als in
                              Fig. 9
                              ersieht, aus beweglichen Stangen besteht. Das vordere Ende dieser Stangen ragt uͤber das
                              Ofenthuͤrchen hinaus; bei dieser Einrichtung koͤnnen sich die Stangen
                              frei ausdehnen ohne sich zu verbiegen; auch ist der Rost leicht zu reinigen. t ist ein Grundriß der vier gemauerten Pfeiler, welche,
                              wie Fig. 9 und
                              10
                              zeigen, die gußeiserne Platte v tragen. u sind Scheidewaͤnde, die bis zur Haͤlfte
                              der Feuerzuͤge emporsteigen, und welche den bei h
                              eintretenden Luftzug zwingen sich vor seinem Austritte bei l mit der ganzen Oberflaͤche der gußeisernen Kuppel i in Beruͤhrung zu sezen.
                           Fig. 9 zeigt
                              einen senkrechten Durchschnitt des Ofens nach der in Fig. 7 und 8 angedeuteten Linie G, H. Hier ist i die den
                              Herd bedekende gußeiserne Kuppel; v das Aschenloch; s der Rost, dessen Stangen frei sind, und nach Vorne
                              bloß auf einer gußeisernen Platte, nach Ruͤkwaͤrts hingegen auf einem
                              einfachen Balken ruhen. t, t sind zwei der gemauerten
                              Pfeiler, welche die den Heerd bedekende gußeiserne Platte v tragen. u, u die bereits oben
                              erwaͤhnten Scheidewaͤnde. v eine
                              gußeiserne Platte, welche dazu dient die aus dem Heerde emporsteigende Flamme nach
                              allen Seiten gegen die innere Wand und gegen die Basis der gußeisernen Kuppel i zu dirigiren. Bei der Beweglichkeit dieser Platte ist
                              das Innere des Ofens und der Roͤhre x sehr leicht
                              zu reinigen. x ist die Ofenroͤhre, und y ein in dieser angebrachtes Ventil, womit der Luftzug
                              nach Belieben regulirt werden kann, je nachdem man das Feuer auf dem Heerde
                              bethaͤtigen, oder nach dem Ausloͤschen dieses Feuers die Hize im Ofen
                              erhalten will. z ist das Ofenthuͤrchen.
                           Fig. 10 zeigt
                              einen senkrechten Durchschnitt des Ofens nach der Linie E,
                                 F, in Fig.
                                 7 und 8 von dem Punkte H aus gesehen. Dieselben
                              Gegenstaͤnde sind hier mit denselben Buchstaben bezeichnet.Der hier beschriebene Ofen eignet sich fuͤr eine große Anstalt, in
                                    kleineren Anstalten genuͤgt es, wenn man in einer Eke eine kleine
                                    Kammer von 3 bis 4 Kubikmeter Rauminhalt anbringt, und wenn man in diese
                                    einen gewoͤhnlichen Windofen oder einen gußeisernen Ofen sezt. Es
                                    braucht dann nichts weiter, als in diese Kammer die noͤthige
                                    Quantitaͤt Luft einzufuͤhren, sie darin auf den
                                    gehoͤrigen Grad zu erwaͤrmen, und das Innere dieser
                                    Trokenstube mit dem Windfange in Verbindung zu bringen. A. d. O.
                              
                           Fig. 11 ist
                              ein Hauptgrundriß des Apparates. a ist der Ofen; b der Windfang; c der
                              Kasten, in welchen die nassen Blaͤtter, die man troknen will, gebracht
                              werden; d eine Roͤhre, durch die der Luftstrom,
                              der durch den Kasten gegangen, und sich in diesem mit Feuchtigkeit beladen hat,
                              wieder austritt. e ein hoͤlzerner Antritt, auf
                              welchen der Arbeiter hinaufsteigt, um die nassen Blaͤtter in den Kasten c zu bringen, sie darin umzukehren, und nach dem Troknen
                              wieder herauszuschaffen. f eine hoͤlzerne Stiege,
                              um auf diesen Antritt hinaufsteigen zu koͤnnen.
                           
                           Die in dem Ofen a erwaͤrmte Luft dringt demnach
                              mittelst des Gehaͤuses g durch die Mittelpunkte
                              der Seitenwaͤnde in den Windfang b. Der Dekel des
                              Kastens c besteht aus mehreren Theilen, um nicht den
                              ganzen Kasten auf ein Mal oͤffnen zu muͤssen; hauptsaͤchlich
                              aber damit das Oeffnen und Schließen des Dekels ohne großen Kraftaufwand und ohne
                              Schwierigkeit geschehen koͤnne. Die Dekel muͤssen, wenn der Apparat
                              gute Dienste leisten soll, genau schließen, und deßhalb sollen die Raͤnder
                              des Kastens, auf denen die Dekel ruhen, mit Tuchenden oder mit Leder
                              uͤberzogen werden, waͤhrend man die vorderen Raͤnder der Dekel
                              mittelst eiserner Schließhaken und hoͤlzerner Zapfen an dem Kasten befestigt.
                              Jeder der Zapfen soll mit einer Schnur oberhalb seinem Schließhaken festgemacht
                              seyn, damit man sie immer schnell bei der Hand hat.
                           Fig. 12 ist
                              ein Hauptdurchschnitt des Apparates nach der Linie E, F
                              in Fig. 7,
                              woran zur Bezeichnung der einzelnen Gegenstaͤnde dieselben Buchstaben
                              gewaͤhlt sind, wie in Fig. 11, und woraus das
                              Innere des Ofens, des Windfanges und des Kastens, in welchen die feuchten
                              Blaͤtter gebracht werden, ersichtlich ist.
                           Wenn man das Feuer auf dem Heerde anzuͤndet, und wenn man den Windfang spielen
                              laͤßt, so dringt die aͤußere atmosphaͤrische Luft durch die
                              Oeffnung h in den Ofen, um auf ihrem Durchgange durch
                              denselben bei ihrem Hinziehen uͤber die Oberflaͤche der Kuppel i erwaͤrmt zu werden, erwaͤrmt durch den
                              Canal l in den Windfang zu gelangen, und aus diesem
                              durch die Oeffnung m in das Innere des Kastens c getrieben zu werden. Ein Theil des warmen Luftstromes
                              gelangt, wie man bei n sieht, in den unteren Theil des
                              Kastens und unter das Nez oder den Rost o, worauf die
                              nassen Blaͤtter in duͤnnen Schichten ausgebreitet sind; der andere
                              Theil hingegen tritt bei p in den oberen Theil des
                              Kastens und kommt daselbst mit den Blaͤttern in Beruͤhrung. Nachdem
                              beide Luftstroͤme der ganzen Laͤnge des Kastens nach uͤber und
                              unter den Blaͤttern hingezogen sind, vereinigen sie sich bei q, um daselbst durch die fortgesezte Wirkung des
                              Windfanges aus dem Apparate und durch die Roͤhre in die
                              atmosphaͤrische Luft getrieben zu werden.
                           Man wird von selbst einsehen, daß die in den Kasten eingetriebene Luft nicht immer
                              vorher erwaͤrmt zu werden braucht; sondern daß, wenn die aͤußere Luft
                              nicht zu feucht ist, die Thaͤtigkeit des Windfanges allein zum Troknen der
                              Blaͤtter hinreicht. Ist man jedoch zur Heizung des Ofens gezwungen, so
                              genuͤgt es, wenn die eingetriebene Luft nur um ein Paar Grade erwaͤrmt
                              wird, um die Blaͤtter schnell in so weit zu troknen, als dieß an den
                              Baͤumen durch einen schwachen Wind zu geschehen pflegt. Das Troknen soll
                              sogar immer bei der
                              moͤglich niedrigsten Temperatur geschehen, damit man nicht Gefahr
                              laͤuft die Blaͤtter welk zu machen, oder sie staͤrker zu
                              troknen, als es gut ist. Es handelt sich demnach hier nicht um die Anwendung einer
                              bedeutend erwaͤrmten Luft, sondern um die Anwendung einer großen Menge Luft
                              von unbedeutend erhoͤhter Temperatur. Die Erfahrung wird auch hier bald
                              lehren: wenn der Luftzug erwaͤrmt zu werden braucht; um wie viele Grade die
                              Temperatur erhoͤht werden soll; welche Geschwindigkeit dem Windfange, und
                              welche Dike der Blaͤtterschichte zu geben ist; wie die Blaͤtter in dem
                              Kasten umgewendet werden muͤssen; wie viel Kilogramm Blaͤtter man in
                              einer Stunde per Quadratmeter des Rostes troknen kann;
                              und endlich welche Vorsichtsmaßregeln noͤthig sind, um die Operation zu einem
                              guten Ende zu fuͤhren.
                           Fig. 13 zeigt
                              die vordere Seite des Windfanges, von dem Punkte F in
                              Fig. 7 aus
                              gesehen. Man sieht hier bei g, g das hoͤlzerne
                              Gehaͤuse, in welchem die in dem Ofen erwaͤrmte Luft an die
                              Mittelpunkte der beiden kreisrunden Seitenwaͤnde des Windfanges gebracht
                              wird.Da der Luftstrom in dem Ofen hoͤchstens nur um einige Grade
                                    erwaͤrmt wird, so schadet dieß dem hoͤlzernen Windfange auch
                                    nicht im Geringsten. Zu aller Vorsicht kann man uͤbrigens auch sowohl
                                    den Windfang als sein Gehaͤuse g aus
                                    Eisenblech verfertigen lassen; oder man kann das Gehaͤuse allein aus
                                    Blech bauen, und den hoͤlzernen Windfang mit einer diken Schichte
                                    einer aus Leim, Alaun und Oker zusammengesezten Farbe uͤberstreichen.
                                    A. d. O.
                              
                           Fig. 14 ist
                              ein Querdurchschnitt des Apparates nach der Linie I, K,
                              Fig. 11,
                              von dem Punkte F aus gesehen. Es erhellt hieraus die
                              Einrichtung der Stiege, so wie jene des Antrittes e und
                              der aͤußeren und inneren Details des Kastens c.
                              Man ersieht hieraus auch, wie die Kastendekel offen erhalten werden koͤnnen,
                              theils indem man sie gegen die Mauer, an der der Kasten angebracht ist, lehnt;
                              theils indem man sie mit Schnuͤren, Rollen und Gegengewichten auf der
                              erforderlichen Hoͤhe erhaͤlt. Das bereits oben Gesagte ist jedoch zur
                              Erlaͤuterung dieser Figuren vollkommen genuͤgend, so daß nunmehr nur
                              noch gezeigt werden muß, wie man sich dieses Apparates zu bedienen hat, und wie
                              derselbe arbeitet.
                           Ich habe bereits oben gesagt, daß der Luftstrom je nach dem Grade der Feuchtigkeit
                              der Luft erwaͤrmt werden muß oder nicht. Wir wollen jedoch hier annehmen, man
                              habe das Troknen unter den unguͤnstigsten Umstaͤnden, d.h. bei
                              Regenwetter und hoͤchst feuchter Luft vorzunehmen, um zu zeigen, wie man
                              hiebei zu verfahren hat.
                           Man schuͤttelt die Blaͤtter, nachdem sie gepfluͤkt, um sie
                              mechanisch von der moͤglich groͤßten Menge des ihnen
                              anhaͤngenden Wassers zu befreien, und macht waͤhrend dieß geschieht,
                              in dem Ofen ein Feuer von
                              solcher Staͤrke an, als eben noͤthig ist, um die Temperatur des
                              Luftzuges um 5 bis 6° des hundertgraͤdigen Thermometers zu
                              erhoͤhen. Dann breitet man die Blaͤtter gleichmaͤßig auf der
                              Oberflaͤche des Gitters oder Nezes o aus, ohne
                              sie dabei zusammenzudruͤken und ohne die Schichte zu dik zu machen, worauf
                              man die Dekel schließt und alsogleich den Windfang spielen laͤßt. Ein
                              Thermometer, dessen Kugel man bei dem Austritte des Canales g aus dem Ofen, oder bei m da einsenkt, wo die
                              Luft aus dem Windfange austritt, um in den Kasten c zu
                              gelangen, dient zur Regulirung des Feuers im Ofen. Mit dem in der Roͤhre x angebrachten Ventile kann man naͤmlich die auf
                              dem Roste vor sich gehende Verbrennung genau in dem durch den Gang des Thermometers
                              angedeuteten Verhaͤltnisse reguliren.
                           Ist diese Regulirung geschehen, so faͤhrt man fort dem Windfange jene
                              Geschwindigkeit zu geben, bei der er das moͤglich groͤßte Volumen Luft
                              abgibt. Man untersucht dabei von Zeit zu Zeit die Blaͤtter, die sich
                              zunaͤchst an dem Windfange in dem Kasten befinden, und erneuert so oft es
                              noͤthig ist, deren Oberflaͤche. Sollten die in der Naͤhe der
                              Eintrittsstelle der Luft befindlichen Blaͤtter merklich schneller troknen,
                              als jene, die sich an dem anderen Ende befinden, so koͤnnte diesem
                              Uebelstande dadurch abgeholfen werden, daß man oben auf die trokenen Blaͤtter
                              einige feuchte Blaͤtter aufstreut; oder daß man die Blaͤtterschichte
                              da, wo sie bereits troken geworden, mit einem Tuche bedekt.Sollte sich diese Unannehmlichkeit in hoͤherem Grade kund geben, so
                                    kann man in den vorderen Theil des Kastens die naͤsseren
                                    Blaͤtter bringen, oder hier eine dikere Blattschichte eintragen, als
                                    an dem anderen Ende. Endlich kann man, wie ich dieß bereits in meiner
                                    fruͤheren Abhandlung angegeben habe, anstatt des Rostes o auch ein endloses Tuch in dem Kasten c anbringen, und dieses uͤber bewegliche
                                    Walzen laufen lassen. Wuͤrde man dieses Tuch von Zeit zu Zeit von der
                                    Rechten zur Linken bewegen, so koͤnnte man die dem Windfange
                                    zunaͤchst gelegenen und fruͤher getrokneten Blaͤtter
                                    immer herausnehmen und dafuͤr an dem entgegengesezten Ende feuchte
                                    Blaͤtter hineinbringen, wodurch die Arbeit erleichtert und auch
                                    regelmaͤßiger gemacht wuͤrde. A. d. O.
                              
                           Haben die Blaͤtter sammt und sonders den fuͤr passend erachteten Grad
                              von Trokenheit erlangt, so schafft man sie aus dem Kasten heraus und bringt sie an
                              einem kuͤhlen und selbst etwas feuchten Orte in Haufen, damit sich der Grad
                              ihrer Feuchtigkeit vollkommen ausgleiche. Man verfuͤttert sie dann in diesem
                              Zustande an die Seidenraupen gleichsam als waͤren sie unter den
                              guͤnstigsten atmosphaͤrischen Verhaͤltnissen gepfluͤkt
                              worden. Der geleerte Kasten wird sogleich wieder mit feuchten Blaͤttern
                              gefuͤllt, und auf diese Weise wird so lange fortgefahren, als man noch
                              Blaͤtter zu troknen hat.
                           Aus dem Gesagten geht hervor, daß man bei der Anwendung des hier beschriebenen Apparates
                              alle Wahrscheinlichkeit fuͤr einen guͤnstigen Erfolg hat, und daß man
                              nicht ein Mal eines gewandten Arbeiters bedarf, um allen moͤglichen Nuzen aus
                              demselben zu ziehen; denn die Erfahrung lehrt in Kuͤrze, was man Alles zu
                              wissen braucht, um seinen Zwek vollkommen zu erreichen.
                           Die Bedienung des Kastens c laͤßt sich bedeutend
                              vereinfachen, wenn man den Ofen und den Windfang um so vieles tiefer anbringt, daß
                              sich der Dekel des Kastens nur so hoch uͤber dem Boden befindet, als
                              noͤthig ist, damit der Arbeiter die Blaͤtter leicht in den Kasten
                              hinein- und wieder herausschaffen kann; denn dann waͤre das
                              Hinaufsteigen auf der Treppe und auf den Antritt unnoͤthig. Da der Apparat
                              bei dieser Anordnung uͤberdieß auch noch wohlfeiler zu stehen kaͤme,
                              so soll man diese uͤberall, wo es das Local zulaͤßt, befolgen.
                           Ich schließe hier meine Beschreibung noch mit der Bemerkung, daß der von mir in
                              Vorschlag gebrachte Apparat, nachdem man sich seiner waͤhrend der
                              Seidenraupenzucht zum Troknen der Maulbeerblaͤtter bedient hat, auch noch zum
                              Erstiken der Cocons und zu mannigfachen anderen, bei großen Wirthschaften
                              bestaͤndig sich ergebenden Operationen mit Vortheil benuzt werden kann. So
                              z.B. zum Troknen von Bohnen, Erbsen und Linsen, welche vor der vollkommenen Reife
                              geerntet werden; zum Troknen der zur Aussaat bestimmten Samen; zur Zubereitung von
                              Zwetschgen und Rosinen; zum Troknen von Schwaͤmmen, Kaͤsen, nasser
                              Waͤsche, kurz zu allen jenen Trokenprocessen, die in Haus- und
                              Landwirthschaften so haͤufig vorkommen, und zu denen es gewoͤhnlich an
                              geeigneten Vorrichtungen fehlt. Ich glaube daher, daß diese Betrachtungen wesentlich
                              dazu beitragen duͤrften meinem Apparate bei allen Seidenzuͤchtern, und
                              namentlich in den noͤrdlicheren Gegenden, in welchen es waͤhrend der
                              zur Raupenzucht bestimmten Zeit so haͤufig regnet, Eingang zu
                              verschaffen.
                           Man hat mir seit der Bekanntmachung meiner ersten AbhandlungSiehe Polyt. Journal Bd. LIX. S. 241.
                                    A. d. R. den Vorwurf gemacht, daß die von mir in Vorschlag gebrachten Mittel und
                              Vorrichtungen zu kostspielig und zu complicirt seyen; ich glaube, daß auch der hier
                              beschriebene Apparat seine Gegner finden, und den mir gemachten Vorwurf hie und da
                              noch bestaͤrken wird. Dagegen ermuntert mich aber das vollkommene Gelingen
                              aller meiner Vorschlaͤge in der Seidenzuͤchterei des Hrn. Camille Beauvais waͤhrend des Jahres 1835, und die
                              Gewißheit, die ich als ein alter Techniker habe, daß ich nur sehr leicht
                              ausfuͤhrbare und sehr leicht zu dirigirende Methoden empfohlen habe.
                              Erwaͤgt man ferner, daß sich der Geschmak an der Landwirthschaft gegenwaͤrtig immer
                              mehr und mehr unter der reicheren Classe verbreitet, daß demnaͤchst allen
                              landwirthschaftlichen Unternehmungen groͤßere Capitalien zugewendet werden
                              duͤrften, und daß die Wissenschaften diesen gluͤklichen Impuls nur
                              erhoͤhen koͤnnen, so darf man glauben, daß nunmehr allerdings auch der
                              Augenblik gekommen ist, in welchem die Seidenraupenzucht aus dem Zustande der
                              Kindheit gerissen werden kann und soll, in welchem sie seit ihrer Verpflanzung nach
                              Europa fortwaͤhrend verblieb. Uebrigens will ich damit keineswegs sagen, daß
                              man zur Erzeugung einer Waare, welche fuͤr niedrigen Preis verkauft wird,
                              großen Kostenaufwand machen soll. Eine gut eingerichtete Seidenzuͤchterei
                              wird auch nicht um den fuͤnften Theil mehr kosten, als eine schlecht
                              eingerichtete, wie man sie gegenwaͤrtig hat. Die Leitung der Arbeiten wird
                              allerdings mehr Sorgfalt erfordern; allein dieß duͤrfte unter unseren
                              gegenwaͤrtigen Zeitumstaͤnden, wo die Industrie so große Fortschritte
                              gemacht hat, nur fuͤr diejenigen als ein Hinderniß erscheinen, die nicht mit
                              dem Zeitgeist fortschreiten wollen. Und was die Erhoͤhung der
                              taͤglichen Kosten waͤhrend der Zeit der Seidenraupenzucht betrifft, so
                              kann diese gewiß keinen Einwurf bedingen, wenn man dagegen die Zunahme der
                              Quantitaͤt und des Werthes der Producte in Anschlag bringt. Man wird sich
                              hievon uͤberzeugen, wenn man bedenkt, daß die Seidenraupenzuͤchter in
                              Europa aus einer Unze Eier oder Samen im Durchschnitte nur 50 Pfd. Cocons erziehen;
                              daß sich dieser Ertrag in einer gut geleiteten Anstalt verdreifachen laͤßt;
                              daß die Rohseide im Durchschnitte zu 60 Fr. per
                              Kilogramm verkauft wird; und daß Frankreich fuͤr mehr dann 40 Mill. Fr. Seide
                              aus dem Auslande bezieht, waͤhrend es leicht seinen eigenen Bedarf erzeugen
                              und uͤberdieß auch noch seinen Ueberschuß leicht in England, Rußland und
                              uͤberhaupt im ganzen Norden, wo die Seidenweberei große Fortschritte machte,
                              obschon die Erzeugung des Rohstoffes daselbst nicht thunlich ist, verwerthen ließe.
                              Betrachtungen dieser Art werden hoffentlich die gegen mich erhobenen
                              Einwuͤrfe in Kuͤrze beseitigen, und die groͤßeren
                              Guͤterbesizer veranlassen die Seidenzucht als einen Industriezweig zu
                              betrachten, der in Verbindung mit der Landwirthschaft, der
                              Runkelruͤbenzuker-Fabrication, und der Erzeugung vieler anderer
                              Produkte, welche die Chemie auf eine Stufe brachte, wie man vor 50 Jahren noch kaum
                              ahnte, ganz geeignet ist die Agrikultur aus dem schmachtenden Zustande zu reißen, in
                              welchem sie sich so lange Zeit uͤber befand.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
