| Titel: | Anleitung zur Fabrication des Runkelrübenzukers in kleinem Maaßstabe, bekannt gemacht von der Société royale et centrale d'agriculture. | 
| Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. XXVI., S. 126 | 
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                        XXVI.
                        Anleitung zur Fabrication des
                           Runkelruͤbenzukers in kleinem Maaßstabe, bekannt gemacht von der
                           Société royale et centrale d'agriculture. 
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. Mai 1836, S. 174.
                        Anleitung zur Fabrication des
                           Runkelruͤbenzukers.
                        
                     
                        
                           Geraͤtschaften. Reibemaschinen. Sie bestehen aus
                              Trommeln, welche mit saͤgeartig gezaͤhnten Messern besezt sind, die
                              die vorgeworfenen Ruͤben fassen und sie vermoͤge der großen
                              Geschwindigkeit, womit
                              sie sich umdrehen, zwischen der eng anliegenden Deke zerreißen.
                           Pressen. Man wendet hoͤlzerne Pressen mit eiserner
                              Schraube an; es lassen sich sogar die Weinpressen benuzen, wenn man die
                              Groͤße der Preßplatte auf zwei Fuß im Quadrat reducirt. Man preßt eine etwa
                              drei Fuß hohe Schichte von Preßbeuteln auf ein Mal ab, indem man dieselben paarweise
                              uͤber einander auf die Preßplatte auflagert, welche einen Dekel aus
                              Flechtwerk traͤgt, damit der abgepreßte Saft sich sammeln und vermittelst
                              angebrachter Dillen abfließen kann; die Preßbeutelpaare werden kreuzweise
                              uͤbereinander gelegt, und jede Schichte wird durch eine Horde von Flechtwerk
                              von der anderen getrennt.
                           Preßbeutel. Es genuͤgt, das Mark auf ein
                              vierekiges Stuͤk fester, aber weit gewobener Leinwand zu bringen, und sie um
                              dasselbe herumzuschlagen. Dieß geschieht auf einem gewoͤhnlichen Tische mit
                              kleinen Randleisten, der gegen die eine Seite, wo die Randleiste fehlt, schwach
                              geneigt ist. Mittelst einer Walze, wie sie die Pastetenbaͤker anwenden, wird
                              dann das in die Leinwand eingehuͤllte Mark geebnet; ein vor dem Tische
                              befindlicher Trog nimmt den durch die Walze ausgepreßten Saft auf.
                           Horden von Weidenruthen oder Latten. Man kann diese
                              flachen Horden, welche etwas breiter seyn muͤssen, als die geebneten
                              Saͤke, welche das Mark enthalten, aus gewoͤhnlichen Weidenruthen
                              flechten oder noch besser aus Latten zusammensezen, welche man sechs Linien von
                              einander entfernt und durch eiserne oder messingene Drahte mit einander verbindet;
                              wenn man alle ihre Enden mit einem Stuͤk Weißblech umfaͤngt, so lassen
                              sie sich noch mehr befestigen.
                           Kuͤbel oder Zuber. Sie werden dauerhafter und
                              bequemer, wenn man sie nicht, wie es gewoͤhnlich geschieht, mit
                              hoͤlzernen, sondern mit eisernen Reifen binden laͤßt.
                           Kessel. Mit einem großen Kessel reicht man aus; er muß in
                              einen Ofen eingesezt werden koͤnnen, worin er sich sehr schnell erhizen
                              laͤßt. Auch muß er mit einem Hahn versehen seyn, wodurch man ihn entleeren
                              kann.
                           Filter. Ein kleiner Zuber, welcher einen Zoll uͤber
                              dem gewoͤhnlichen Boden noch mit einem anderen durchloͤcherten
                              hoͤlzernen Boden versehen ist, laͤßt sich sehr gut zu diesem Zwek
                              anwenden: man legt ein befeuchtetes Seihetuch auf den zweiten Boden und
                              fuͤllt ihn dann auf 5 oder 8 Mal bis auf 12 oder 15 Zoll Hoͤhe mit
                              angefeuchteter koͤrniger Knochenkohle (von dem Korn des Jagdpulvers) an, die
                              man schichtenweise schwach eindruͤkt; endlich bedekt man leztere mit einem
                              befeuchteten Seihetuch, welches man mittelst eines durchloͤcherten Bodens an
                              seiner Stelle erhaͤlt. Das Filtriren geschieht gerade so wie bei Bereitung
                              der Seifensiederlauge.
                           Schalen zum Abdampfen und Einkochen. Diese Schalen
                              muͤssen flach und mit Henkeln versehen seyn, damit man ihren Inhalt leicht
                              ausgießen kann; sie dienen um den Saft waͤhrend der Dauer der
                              Laͤuterung auf ein Viertel seiner Hoͤhe abzudampfen.
                           Schaumloͤffel. Er muß aus Weißblech oder Kupfer
                              verfertigt und zwei oder drei Mal so groß seyn, wie die in den Haushaltungen
                              gebraͤuchlichen.
                           Eimer. Man kann die gewoͤhnlichen
                              hoͤlzernen Eimer anwenden, die kupfernen sind aber bequemer und
                              dauerhafter.
                           Schoͤpfloͤffel. Derselbe soll eine oder
                              zwei Maaß (2 bis 4 Pfund) Fluͤssigkeit fassen.
                           Brenntopf zum Wiederbeleben der thierischen Kohle. Ein
                              weiter und nicht hoher gußeiserner Topf, in welchem man mittelst eines krummen
                              Stabes, der durch das Loch des Dekels gehl, umruͤhrt, laͤßt sich zu
                              diesem Zwek anwenden.
                           Hoͤlzerne Formen. Diese Gefaͤße werden aus
                              hoͤlzernen Dauben verfertigt und mit hoͤlzernen oder eisernen Reifen
                              gebunden. Man kann sich sogar kleiner Faͤßchen dazu bedienen, die an einem
                              Ende offen sind und deren Boden mit kleinen Loͤchern versehen ist. Sie kommen
                              auf Gestellen uͤber die Toͤpfe oder Schuͤsseln zu stehen, in
                              welchen man die Abtropfsyrupe oder Melassen sammelt.
                           Varietaͤten. Man zieht zur Zukerfabrication allen
                              Varietaͤten von Runkelruͤben die weiße
                                 schlesische vor. Ihr Saft ist der reinste und laͤßt sich daher auch
                              leichter behandeln.
                           Abblaͤttern. Wenn man den Ruͤben zum lezten
                              Mal durch Behaken einen neuen Aufwurf von Erde gibt, thut man gut die
                              Blaͤtter zunaͤchst am Boden wegzunehmen, weil sie vollkommen verderben
                              wuͤrden und ein gutes Futter liefern.
                           Ruͤbenernte. Man erntet die Ruͤben zur Zeit
                              ihrer Reife und sogar schon einige Tage fruͤher mit dem Spaten. Man sticht
                              die unteren Wurzeln ab, schneidet den oberen Theil der Wurzel bis an die Blattstiele
                              mit einem Messer wegMan kann den oberen Theil der Wurzel durch drei oder vier Schnitte spizig
                                    zuschneiden, so daß die haͤrteren Theile, woran sich die Blattstiele
                                    befinden und welche viel weniger Zuker enthalten, beseitigt werden. Diese
                                    verwendet man dann mit den kleinen Wurzeln, die man ausschießt, und mit dem
                                    ausgepreßten Fleisch als Viehfutter. A. d. O., auch wo moͤglich die Wurzelfasern, befreit die Wurzel von
                              anhaͤngender Erde und laͤßt die wunden Stellen zuheilen, ehe man die
                              Ruͤben in die Vorrathsbehaͤlter bringt, die weggeschnittenen Theile werden als Viehfutter
                              benuzt und wenn man sie hiezu nicht ganz verwenden kann, graͤbt man sie an
                              Ort und Stelle ein, wo sie dann einen sehr guten Duͤnger fuͤr den
                              Boden liefern.
                           Aufbewahrung. Man kann die Ruͤben, welche sich vor
                              Eintritt eines starken Frostes verarbeiten lassen, in kleinen Haufen in Scheunen
                              und, wenn man sie mit einer acht Zoll diken Schichte Erde bedekt, selbst auf freiem
                              Felde aufbewahren. Der Rest wird in 3 bis 6 Fuß breite und eben so hohe Gruben von
                              beliebiger Laͤnge gebracht; es ist gut in Zwischenraͤumen von 12 Fuß
                              darin eine Scheidewand von Erde zu lassen.
                           Man muß die Ruͤben mit einiger Vorsicht in diese Gruben bringen, damit sie
                              moͤglichst wenig gequetscht werden; wenn die Grube ganz damit
                              angefuͤllt ist, bedekt man sie 12 bis 18 Zoll hoch mit geschlagener Erde, die
                              man in Gestalt eines schiefen Daches aufhaͤuft. In Entfernungen von 5 bis 6
                              Fuß bringt man Faschinen oder Reisbuͤndel mitten in die Grube und
                              laͤßt dieselben einige Zoll uͤber die Deke von Erde hinausragen. An
                              einem Ende laͤßt man die Grube offen und nimmt daselbst jeden Tag die zu
                              behandelnde Quantitaͤt Ruͤben heraus.
                           Reinigen oder Waschen der Ruͤben. Diese Operation
                              ist sehr einfach; man braucht die Ruͤben nur in einem zur Haͤlfte mit
                              Wasser gefuͤllten Troge mit einem alten Besen gegen einander zu reiben oder
                              sie in einem Korbe, der in Wasser getaucht ist, zu schuͤtteln.
                           Bei einem nicht zu festen Boden ist das Abpuzen schon hinreichend, indem dadurch der
                              groͤßte Theil der Erde und der anhaͤngenden SteinchenWenn die Runkelruͤben gabelicht sind, ist es besser die kleinen
                                    Wurzeln gar nicht zur Zukerfabrication zu verwenden, weil zwischen denselben
                                    Steinchen zuruͤkbleiben koͤnnten, welche das gezahnte Messer
                                    der Reibemaschine beschaͤdigen wuͤrden. A. d. O. entfernt wird. In einem leichten und nicht steinigen Boden sind die
                              Ruͤben oft schon rein genug, um ohne Puzen zerrieben werden zu
                              koͤnnen.
                           Zerreiben der Ruͤben. Hiezu sind zwei Personen
                              noͤthig; die eine dreht die Kurbel und die andere treibt die Ruͤben
                              allmaͤhlich gegen den Reibecylinder, entweder mit der Hand oder mit einem
                              Leitholz. Wenn man den Reibecylinder durch einen Pferde- oder
                              Ochsengoͤpel in Bewegung sezen kann, erfordert diese Operation
                              natuͤrlich nur einen einzigen Arbeiter.
                           Auspressen der Ruͤben. Wenn das Mark in die Zeuge
                              eingeschlagen ist, zieht man ein wenig Saft aus, indem man die hoͤlzerne Walze
                              uͤber das so eingewikelte Mark hinfaͤhrt und schichtet die
                              Saͤke dann auf die oben bei Beschreibung der Presse angegebene Art auf die
                              Preßplatte auf. Die Presse muß anfangs sehr schwach und dann immer mehr angezogen
                              werden, bis endlich kein Saft mehr austritt: dann schraubt man die Presse auf und
                              faͤngt wieder eine neue Operation an. Die erhaltene Fluͤssigkeit wird
                              sogleich der Laͤuterung unterworfen. Das ausgepreßte Mark laͤßt sich
                              nicht nur sehr gut als Futter fuͤr die Schafe, Ochsen und besonders
                              fuͤr die Melkkuͤhe benuzen, sondern auch leicht im Vorrath
                              aufbewahren, wenn man es auf einer Darre oder in einem Bakofen austroknet. Das
                              ausgetroknete Mark kann naͤmlich in Saͤken oder Faͤssern
                              beliebig lange aufbewahrt werden: ehe man es den Thieren zu fressen gibt, befeuchtet
                              man es mit ein wenig Wasser.Man kann auch einen Theil dieses Marks zur Bereitung eines dem
                                    Cichorienkaffee aͤhnlichen Products verwenden; man braucht es
                                    naͤmlich bloß wie Kaffee in einer thoͤnernen Pfanne zu
                                    roͤsten und dann zu mahlen. Man macht es noch angenehmer schmekend,
                                    wenn man es nach dem Erkalten in eine Pfanne bringt, worin sich
                                    ungefaͤhr ein Viertel seines Gewichts Kaffee befindet, den man zu
                                    brennen angefangen hat, die Pfanne verschließt und das Ganze vom Feuer weg
                                    gut vermengt; endlich das Gemenge auf einer gewoͤhnlichen
                                    Muͤhle mahlt.A. d. O.
                              
                           Man kann auch das taͤglich erhaltene Mark in einer Cisterne oder einer
                              ausgemauerten Grube anhaͤufen und mit einer Strohlage bedeken.
                           Laͤuterung mit Kalk. Wenn man den Saft so stark
                              erhizt, daß man den Finger nicht mehr darin halten kann, ihn hierauf mit der
                              geeigneten Menge Kalk versezt und dann bis zum anfangenden Sieden erhizt, so gibt er
                              einen starken Schaum und hinterlaͤßt nach einigen Minuten Ruhe die
                              Fluͤssigkeit klar, aber ohne daß sie den brennenden und urinartigen
                              Kalkgeschmak zu deutlich zeigt; es ist zwekmaͤßig zuvor durch einen Versuch
                              im Kleinen hienach das geeignete Verhaͤltnis von Kalk auszumitteln;
                              gewoͤhnlich nimmt man von Ende September bis zum November 6 bis 7 Pfund Kalk
                              auf 1000 Maaß Saft.Wir nehmen an, daß die Maaß 2 Pfund Wasser saßt. A. d. R.
                              
                           Man loͤscht diese Quantitaͤt gebrannten Kalks nach und nach mit heißem
                              Wasser ab, so daß man einen ganz gleichfoͤrmigen Brei ohne Klumpen
                              erhaͤlt und sezt dann noch so viel Wasser (ungefaͤhr das achtfache
                              Gewicht des Kalks) zu, als noͤthig ist, um eine duͤnne Milch zu
                              bilden. Der auf angegebene Weise erhizte Saft wird umgeruͤhrt, dann die
                              Kalkmilch zugesezt, hierauf wieder drei oder vier Secunden stark geruͤhrt,
                              worauf man das Gemisch, ohne umzuruͤhren, noch so lange sich erhizen
                              laͤßt, bis es anfangt aufzuwallen; nun muß man aber sogleich das Feuer zudeken und den Kessel
                              vom Ofen wegnehmen. Man laͤßt ihn 6 oder 8 Minuten lang stehen und zieht
                              hierauf die klare Fluͤssigkeit ab.
                           Behandlung des gelaͤuterten Saftes. Die klare
                              Fluͤssigkeit wird, indem man den Kessel neigt, in einen Bottich oder einen
                              Behaͤlter abgezogen; aus diesem gießt man sie nach und nach mit dem
                              Schoͤpfloͤffel auf das Filter.
                           Den Schaum und den Niederschlag laͤßt man auf Leinwand abtropfen, oder noch
                              besser, man schuͤttet sie beide in Leinwandsaͤke, preßt sie
                              allmaͤhlich mit einer hoͤlzernen Hebelpresse aus und verwendet sie
                              spaͤter als Duͤnger, indem man sie mit Kalkpulver austroknet und dann
                              auf dem Felde ausbreitet.
                           Erstes Filtriren. Nachdem die Fluͤssigkeit wie
                              eine Lauge uͤber die gekoͤrnte Kohle filtrirt worden ist, gießt man
                              sie nach und nach in die Schale und dampft sie darin moͤglichst schnell ab.
                              Man kann hiebei die feine Kohle zusezen, welche sich bei der Wiederbelebung der
                              koͤrnigen von dieser abgesondert hat; ein Theil davon wird sich im Schaum
                              ansammeln und diesen sezt man bei einer zweiten Laͤuterung zu.
                           Abdampfen. Man faͤhrt mit dem Sieden fort, indem
                              man mit dem Schaumloͤffel umruͤhrt, und beschleunigt es
                              moͤglichst durch ein starkes Feuer, bis drei Viertel der Fluͤssigkeit
                              verdampft sind; alsdann gießt man den Syrup in einen Bottich, von welchem aus man
                              ihn in ein zweites Filter, das wie das erste vorgerichtet ist, laufen laͤßt.
                              Die Abdampfschale wird unterdessen mit dem Saft einer zweiten Laͤuterung
                              gespeist.
                           Zweites Filtriren. Dieses zweite Filtriren geschieht wie
                              das erste; wenn es aber beendigt ist, laͤßt man durch dasselbe Filter den
                              Saft einer anderen Laͤuterung laufen, worauf man dann so viel Wasser
                              aufgießen muß, daß fast alle zukerhaltige Fluͤssigkeit aus der Kohle
                              verdraͤngt wird.
                           Verkochen. Der eingedampfte Syrup, welcher zum zweiten
                              Mal filtrirt worden ist, kann einige Stunden aufbewahrt werden, ohne daß er sich
                              bedeutend veraͤndert; doch ist es besser, ihn sogleich vollends einzudampfen:
                              dieses lezte Sieden nun nennt man das Verkochen.
                           Es ist nicht sehr schwer zu leiten, wenn die Laͤuterung und die beiden
                              Filtrationen gut ausgefuͤhrt worden sind und genug thierische Kohle angewandt
                              wurde. Da diese Kohle nicht kostspielig ist, weil man ihr durch Ausgluͤhen
                              ihre wirksamen Eigenschaften wieder ertheilen kann, so nimmt man am besten in jedes
                              Filter 6 Pfd. davon auf
                              100 Pfd. Saft. Die Reinigung des Syrups, welche sie bewirkt, erleichtert alle
                              Operationen.
                           Das Verkochen geht in einer runden oder vierekigen sehr flachen Schale leicht und
                              schnell von Statten: man bringt in dieselbe eine bloß zwei Zoll hohe Schichte Syrup
                              und siedet ihn bei lebhaftem Feuer, indem man mit einem kleinen Schaumloͤffel
                              umruͤhrt;Wenn der Syrup zu stark aufsteigen sollte, muͤßte man ein
                                    Stuͤkchen Butter hineinwerfen, wodurch er sogleich wieder
                                    faͤllt. A. d. O. wenn waͤhrend des Kochens die Menge des Dampfes abzunehmen scheint,
                              ist der Syrup dem Verkochungsgrade nahe; man ist dem rechten Concentrationspunkt
                              schon sehr nahe, wenn die Fluͤssigkeit vom Schaumloͤffel sehr
                              syrupartig ablaͤuft. Ob der Syrup die gehoͤrige Concentration wirklich
                              besizt, erfahrt man dann durch die Fingerprobe; man nimmt naͤmlich mit dem
                              Fingerende einen Tropfen desselben vom Schaumloͤffel und druͤkt ihn
                              mit dem Daumen und Zeigefinger zusammen; wenn man nun diese beiden Finger von
                              einander entfernt, muß der gebildete Zukerfaden beim Brechen sich
                              kruͤmmen.
                           Man nimmt nun sogleich die Schale vom Feuer und gießt allen Syrup in einen mit
                              Kupferblech bereiften Trog oder auch in einen großen Kessel, der in einem
                              Kuͤbel steht; in lezterem Falle muß aber der Zwischenraum zwischen beiden mit
                              Lumpen oder Stroh ausgefuͤllt werden, damit der Syrup nicht zu schnell
                              erkaltet.
                           Man bringt die Schale hierauf wieder auf das Feuer, gießt sogleich Syrup hinein,
                              dampft denselben eben so wie die erste Portion auf den gehoͤrigen Grad ein
                              und sezt ihn dann jenem in demselben Kuͤhlgefaͤß zu.
                           So faͤhrt man fort, bis man in dem Kuͤhlgefaͤß das Product von
                              vier- oder fuͤnfmaligem Verkochen beisammen hat.
                           Man kann alsdann, nachdem die ganze Masse schwach umgeruͤhrt worden ist, eine
                              oder mehrere Formen oder das Krystallisationsfaͤßchen damit
                              fuͤllen.
                           Krystallisation. Um die Bildung der Krystalle zu
                              erleichtern, ist es gut die Formen oder Faͤßchen in ein gut geschlossenes
                              Zimmer zu stellen und darin eine gelinde Waͤrme zu unterhalten, wenigstens
                              fuͤr die ersten Krystallisationen; denn wenn man taͤglich verkochten
                              Syrup in das Kuͤhlgefaͤß und in die Formen gießt, erhaͤlt sich
                              die Temperatur darin von selbst auf dem geeigneten Grade. Jedes Zimmer, welches
                              regelmaͤßig geheizt wird, eignet sich zu dieser Krystallisation.
                           Abtropfen. Wenn die ganze Masse gut krystallisirt ist,
                              nimmt man den Pfropf aus der Formoͤffnung, damit die Melassen auslaufen koͤnnen. Man
                              hat dabei nur die Vorsicht zu beobachten, daß man die Temperatur beilaͤufig
                              auf dem Grade derjenigen der Treibhaͤuser erhalt, damit das Abtropfen nicht
                              zu langsam vor sich geht.
                           Ist der Rohzuker hinreichend abgetropft, wozu acht bis zwoͤlf Tage
                              erforderlich sind (bisweilen ist dieß jedoch an der Spize bis auf ein Viertel oder
                              ein Fuͤnftel von der Hoͤhe der Form nicht der Fall), so kann man ihn
                              in die Raffinerien liefern oder vorher noch in 2 bis 3 Zoll diken Schichten auf
                              Brettern an einem trokenen und warmen Orte ausbreiten.
                           Wenn das Abtropfen in einem etwas feuchten Speisekeller lange genug dauert, kann der
                              obere Theil des Brodes sich natuͤrlich reinigen und weiß werden; denn die
                              Feuchtigkeit, welche er nach und nach anzieht, reißt die Salze und
                              aufloͤslichen fremdartigen Koͤrper mit sich. Man kann also die ganze
                              so gereinigte Schichte auf ein Mal oder mehrere Male wegnehmen, sie troknen und
                              geradezu in der Haushaltung verwenden.
                           Verkochen der Melassen. Alle Melassen muͤssen in
                              der flachen Schale wieder verkocht werden und zwar mit noch groͤßerer
                              Vorsicht als der Syrup, weil sie leichter anbrennen: wenn sie von sehr guter
                              Qualitaͤt sind, bringt man sie nach dem Verkochen in Formen, um dann auf die
                              unten angegebene Weise den krystallisirten Zuker mit Klaͤrsel zu reinigen;
                              enthalten sie aber wenig Zuker, so mischt man alle beim Verkochen erhaltenen
                              Products in steinernen Kruͤgen, gußeisernen Kesseln, oder auch gut bereiften
                              Faͤssern zusammen. Nach mehr oder weniger langer Zeit findet eine zweite
                              langsame Krystallisation Statt; man gießt nun die Melasse ab, nimmt die Krystalle
                              mit dem Schaumloͤffel heraus und laͤßt sie in einer Form oder in einem
                              Bottich, dessen durchloͤcherter Boden mit einem Seihtuch belegt ist,
                              abtropfen. Wenn dieser Zuker gut abgetropft ist, kann man ihn wie den ersten
                              behandeln, obgleich er nicht so schoͤn ist.
                           Man kann auch die zweite Melasse noch ein Mal verkochen und daraus eine dritte
                              Krystallisation erhalten, wenn man sie ein Jahr lang in großen Gefaͤßen
                              stehen laͤßt. Die auf den Krystallen, welche sich dann absezen, schwimmende
                              Fluͤssigkeit ist nun als die lezte Melasse zu betrachten und zum
                              Fuͤttern der Pferde, Kuͤhe und Ochsen zu verwenden, indem man sie mit
                              acht Theilen Wasser verduͤnnt und mit Haͤkerling von Stroh oder Heu
                              zwoͤlf Stunden, ehe man leztere diesen Thieren zu fressen gibt,
                              vermengt.Dieser zulezt bleibende, nicht mehr krystallisirende Syrup, welcher braun und
                                    schmierig ist, widrig schmekt und viel salzsauren Kalk enthaͤlt,
                                    laͤßt sich vortheilhaft auch zur Branntwein- und
                                    Essigfabrication benuzen. A. d. R.
                              
                           
                           Reinigen des Rohzukers mit Klaͤrsel. Diese Methode
                              den Rohzuker zu reinigen, ist leicht auszufuͤhren: es gehoͤrt dazu
                              aber ein gut krystallisirter Zuker, und um solchen zu erhalten, muß man den
                              verkochten Syrup in eine Form gießen, sobald man genug davon hat, um sie zu
                              fuͤllen, und dann die Krystallisation ruhig vorschreiten und sich beendigen
                              lassen.
                           Alsdann bereitet man einen Syrup, das sogenannte Klaͤrsel, indem man gut abgetropften Rohzuker oder auch
                              angefeuchteten und stark gepreßten Melassezuker im dritten Theile seines Gewichts
                              Wasser mit Beihuͤlfe der Waͤrme aufloͤst; wenn die
                              Fluͤssigkeit nahe am Kochen ist, wirft man auf 100 Pfd. Rohzuker
                              ungefaͤhr 3 Pfd. fein gepulverte Knochenkohle hinein; man ruͤhrt gut
                              um und sezt dann, indem man nochmals einige Secunden sehr stark umruͤhrt, von
                              zwei Eiern, welche in zwei Maaß Wasser gut abgeschlagen wurden, das Weiß, Gelb und
                              die Schalen zu oder anstatt derselben 1/4 Maaß Blut, das mit 2 Maaß Wasser
                              angeruͤhrt ist; man laͤßt hierauf ohne umzuruͤhren, die
                              Fluͤssigkeit bis zum Kochen kommen und erhalt sie einige Minuten darin.
                           Alsdann zieht man die Fluͤssigkeit klar ab und gießt sie auf ein Filter,
                              welches 8 bis 10 Pfund koͤrnige Knochenkohle enthaͤlt; zuerst filtrirt
                              nur Wasser durch, womit diese Kohle angefeuchtet war; man gießt dieses weg und
                              sobald die folgenden Portionen suͤß ablaufen, sammelt man sie besonders auf,
                              wartet aber bis sie ganz syrupartig sind, um sie als Klaͤrsel aufzubewahren:
                              lezteres bildet also die dritte Fluͤssigkeit, welche durchfiltrirte.
                           Mit der zweiten, welche zukerhaltig ist, ohne Syrupconsistenz zu haben, faͤngt
                              man das Auswaschen des Filters an, welches man mit heißem Wasser beendigt. Das
                              Product, welches man beim Aussuͤßen des Filters erhalt, benuzt man dann, um
                              neuerdings Zuker zur Klaͤrselbereitung aufzuloͤsen.
                           Das auf angegebene Weise erhaltene Klaͤrsel dient nach dem Erkalten zum
                              Reinigen gut krystallisirten und abgetropften Zukers. Man ebnet die
                              Oberflaͤche des Brodes, indem man die am Rande befindlichen Krystalle abkrazt
                              und bedekt sie mit einem Stuͤk Wollentuch, welches vorher in Wasser
                              eingeweicht und stark gestrekt wurde.
                           Man gießt auf ein Mal nur ein halbes Maaß Klaͤrsel auf ein großes Brod von 55
                              bis 65 Pfund und wiederholt diesen Klaͤrselzusaz, indem man die
                              Oberflaͤche vorher jedes Mal ebnet, zwei Tage lang taͤglich vier Mal;
                              man laͤßt gut abtropfen und die Operation ist beendigt.
                           Es wird nun die Spize von den Zukerbroden beseitigt, worauf man dieselben troknet und
                              wie den Rohzuker verpakt. Man kann sich auch der ersten durch Kohle filtrirten und
                              hinreichend eingedampften Syrupe gerade so wie des Klaͤrsels zum Reinigen des
                              Rohzukers bedienen.
                           Alle unvollstaͤndig abgetropften Theile bringt man zusammen in eine einzige
                              Form, worin man sie ganz abtropfen laͤßt; man kann noch 1 1/2 oder 2 Maaß
                              Syrup aufgießen.
                           Die ersten Abtropfsyrupe, welche man beim Reinigen oder Deken mit Klaͤrsel
                              erhaͤlt, kann man noch uͤber anderen Zuker bringen, der zum
                              Klaͤrseln bereit ist, wodurch sich die Haͤlfte des fuͤr
                              lezteren erforderlichen Klaͤrsels ersparen laͤßt.
                           Die ersten unreinen Syrupe von diesem zweiten Klaͤrseln muͤssen
                              verkocht werden, um daraus Rohzuker zu erhalten.
                           Die lezten Aussuͤßwasser der Filter werden endlich, wenn man leinen Zuker zur
                              Klaͤrselbereitung mehr aufzuloͤsen hat, fuͤr sich oder mit dem
                              gelaͤuterten Ruͤbensaft eingedampft.
                           Wiederbelebung der koͤrnigen Knochenkohle. Um die
                              gebrauchte Kohle wieder zu beleben, d.h. wieder wirksam zu machen, muß man sie
                              mehrmals mit Wasser auswaschen; man bringt naͤmlich die aus den Filtern
                              genommene Kohle in ein oben offenes und zur Haͤlfte mit Wasser
                              gefuͤlltes Faß und bewegt sie mit einem stumpfen Besen stark in dem Wasser;
                              man laͤßt die groͤbsten Kohlenkoͤrner sich absezen und gießt
                              das truͤbe Wasser ab; hierauf ruͤhrt man sie nochmals in klares Wasser
                              ein und verfaͤhrt auf dieselbe Art; dann nimmt man die ausgewaschene
                              koͤrnige Kohle aus dem Fasse und laͤßt sie in Masse abtropfen. Es ist
                              gut, wenn man sie an der Luft ausgebreitet oder in einem Bakofen, nachdem das Brod
                              herausgenommen ist, troknen laͤßt; nachdem sie troken ist, erhizt man sie in
                              einem Roͤsttopf, bis sie in allen ihren Theilen ziemlich braunroth ist oder
                              keine stark riechenden Daͤmpfe mehr ausgibt; man schuͤttelt sie dann
                              noch heiß auf einem feinen Siebe, um sie von allem Staub zu saͤubern;
                              lezterer geht nicht verloren, sondern wird beim ersten Eindampfen des Saftes, wie
                              oben bemerkt wurde, zugesezt.
                           Ehe man die so behandelte Kohle anwendet, ist es gut, sie noch ein Mal auf dieselbe
                              Art auszuwaschen. Der nach dieser Methode wiederbelebten Kohle braucht man nicht
                              mehr als ein Zwanzigstel neuer koͤrniger Knochenkohle bei jeder Operation
                              zuzusezen.
                           Wir haben noch zu bemerken, daß es unumgaͤnglich noͤthig ist, alle
                              Operationen vom Zerreiben bis zum lezten Abdampfen und sogar bis der Zuker in die
                              Formen kommt, zu beschleunigen; denn wenn man schwach concentrirten Saft oder Syrup stehen
                              ließe, so wuͤrde er bald verderben und koͤnnte nicht mehr so reichlich
                              krystallisiren; er wuͤrde sogar nach kurzer Zeit nur mehr Melasse anstatt
                              krystallisirten Zukers liefern.