| Titel: | Weinrich's Verfahren mit ganz einfachen Apparaten aus dem Rübensafte gleich bei der ersten Krystallisation raffinirten Zuker darzustellen. | 
| Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. XXVII., S. 137 | 
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                        XXVII.
                        Weinrich's Verfahren mit ganz einfachen Apparaten aus dem
                           Ruͤbensafte gleich bei der ersten Krystallisation raffinirten Zuker
                           darzustellen.Die neuesten in den boͤhmischen Ruͤbenzuker-Fabriken
                                 eingefuͤhrten Verbesserungen von Karl Weinrich. Prag, 1835.
                           
                        Weinrich's Verfahren aus dem Ruͤbensafte raffinirten Zuker
                           darzustellen.
                        
                     
                        
                           Das Verfahren des Hrn. Weinrich, um aus dem
                              Ruͤbensafte gleich bei der ersten Krystallisation raffinirten Zuker
                              darzustellen, welches in den bedeutendsten boͤhmischen
                              Ruͤbenzuker-Fabriken bereits mit dem besten Erfolge ausgefuͤhrt
                              wurde, besteht in Folgendem:
                           Die von Erde und etwa vorhandenen faulen Theilen gereinigten Ruͤben werden auf
                              die gewoͤhnliche Art verrieben und ausgepreßt, und der Saft wird zur
                              Abscheidung eines Theiles der vielen außer dem Zuker darin aufgeloͤsten
                              Bestandtheile auf den Laͤuterkessel gebracht. Bekanntlich ist dieser erste
                              damit vorzunehmende chemische Scheidungsproceß der wichtigste bei der ganzen
                              Fabrication, und es kommt dabei vorzuͤglich darauf an, das richtige
                              Verhaͤltniß von Kalk anzuwenden, welches durch eine sichere Probe
                              ausgemittelt werden muß. Diese wird in den boͤhmischen Fabriken schon seit
                              einigen Jahren auf folgende einfache Art ausgefuͤhrt: Wenn nach dem Zusaze
                              der Saͤure und des Kalkes der Saft im Lauterkessel eine Temperatur von 50 bis
                              60° Réaumur erreicht hat, so werden mit einem Loͤffel einige
                              Loth davon herausgenommen, uͤber Kohlen oder uͤber einer Lampe zum
                              Kochen gebracht, in einen reinen Loͤffel filtrirt, und dieser klare
                              gelaͤuterte Saft wird wieder beinahe bis zum Kochen erwaͤrmt; hierauf
                              sezt man sogleich noch sehr wenig Kalkmilch zu und erhizt denselben bis zum Kochen;
                              bringt nun dieser Kalkzusaz noch einen Niederschlag hervor, der sich durch leichte
                              Floken zu erkennen gibt, so ist dieses ein Zeichen, daß dem Safte im Kessel noch
                              etwas Kalk zugesezt werden muß; ist dieses geschehen, so wird die Probe wiederholt,
                              und im Kessel so lange Kalk zugegeben, bis dieselbe keinen Niederschlag mehr zeigt.
                              Der Oberarbeiter bei den Lauterkesseln, welcher diese Probe zu nehmen hat, erlangt
                              darin bald eine solche Uebung, daß er bei jeder Laͤuterung in der Reget nur
                              ein Mal dieselbe zu
                              nehmen noͤthig hat, welches Geschaͤft er in einigen Minuten vollendet.
                              Die ganze Laͤuterung wird auf folgende Art ausgefuͤhrt:
                           Der von den Pressen ablaufende Saft wird sogleich auf den Laͤuterkessel
                              gebracht und hier, noch vor dem Anzuͤnden des Feuers, auf 1000 Gewichtstheile
                              mit 2 bis 4 Theilen Schwefelsaͤure versezt, welche vorher mit vier Mal so
                              viel Wasser verduͤnnt worden war; sind die Ruͤben von guter
                              Beschaffenheit, so gibt man 2 bis 3 Theile, sind schon angefaulte darunter, oder
                              haben sie durch die Aufbewahrung eine kleine Veraͤnderung erlitten, so gibt
                              man 3 bis 4 Theile. Nach einigen Minuten, wo die Wirkung der Saͤure schon
                              erfolgt ist, wird so viele dike Kalkmilch zugesezt, als noͤthig ist, um alle
                              diejenigen Bestandtheile des Saftes zu faͤllen, welche uͤberhaupt
                              durch den Kalk gefaͤllt werden koͤnnen, was durch die beschriebene
                              Probe genau ausgemittelt wird. Als ersten Zusaz gibt man das geringste Maaß von
                              Kalk, welches fuͤr die vorhergegangenen Laͤuterungen noͤthig
                              war, und nimmt dann bei 50 bis 60° R. die Probe. Oft muß, je nach
                              Beschaffenheit des Saftes, an einem Tage wohl 1/5 mehr oder weniger zugegeben
                              werden, als am vorhergegangenen noͤthig war.
                           Nachdem der Saft auf 74 bis 76° R. erwaͤrmt ist, laͤßt man ihn
                              entweder einige Zeit stehen, um das Klare in die Abdampfkessel abzuziehen, und gibt
                              Schaum und Bodensaz auf ein Taylor'sches Filter, oder man
                              gibt gleich die ganze, noch truͤbe Fluͤssigkeit auf ein solches
                              Filter. Der in den Filtrirsaͤken zuruͤkbleibende Bodensaz und Schaum
                              wird langsam ausgepreßt, und der ablaufende klare Saft kommt zu dem uͤbrigen
                              in den Abdampfkessel. Wenn er hier zu 8 bis 10° Beaumé abgedampft ist,
                              so wird er in Bezug auf seine Alkalinitaͤt untersucht; wird das
                              Curcumaͤpapier davon stark braun, so sezt man nach und nach so lange mit etwa
                              10 Theilen Wasser verduͤnnte Schwefelsaͤure zu, bis daß dasselbe nur
                              noch schwach gebraͤunt wird.
                           Zum Abdampfen bedient man sich großer flacher Kessel, welche dem Feuer eine
                              Flaͤche von 30 bis 40 Quadratfuß darbieten; sie sind zwar nicht luftdicht,
                              aber doch so verschlossen, daß die Daͤmpfe nur durch ein weites Dampfrohr
                              abziehen, was fuͤr das Abdampflocal eine große Annehmlichkeit und zugleich
                              den Vortheil gewaͤhrt, dieselben zum Erwaͤrmen der Zukerboͤden
                              benuzen zu koͤnnen. Wenn der Saft im Abdampfkessel eine Dichtigkeit von 25
                              bis 26° Beaumé erreicht hat, so werden die truͤben Theile,
                              welche sich waͤhrend des Abdampfens niedergeschlagen haben, durch das Taylor'sche Filter von dem klaren Syrup abgeschieden; erstere werden dem
                              Safte vor der Laͤuterung desselben zugesezt, der filtrirte Syrup aber wird in
                              einem mit kaltem Wasser umgebenen Kessel bis zu einer Temperatur von
                              hoͤchstens 12° R. abgekuͤhlt, und mit etwas Wasser
                              verduͤnnt, so daß er bei dieser Temperatur 25° Beaumé hat. Ist
                              er noch alkalisch, so wird er mit Schwefelsaͤure neutral gemacht. Dieser
                              moͤglichst kalte neutrale Syrup von 25° wird nun auf eine Art mit
                              Knochenkohle behandelt, wodurch die reinigende Wirkung derselben viel
                              vollstaͤndiger benuzt wird, als bei allen bisher bekannten
                              Verfahrungsarten.
                           Die Thierkohle wird im Zustande eines ganz feinen Pulvers
                              mit Flußsand vermengt, angewandt. Der Sand, welcher nur
                              dazu dient, das Durchgehen des Syrups durch das feine Pulver moͤglich zu
                              machen, muß rein seyn und aus Koͤrnern von harten Steinarten bestehen, in
                              welche der Syrup nicht eindringen kann; alle Koͤrner, welche groͤßer
                              als Schrot Nr. 3 und kleiner als Kanonenpulver sind, muͤssen als unbrauchbar,
                              durch Siebe, welche in Wasser eingetaucht werden, davon abgeschieden werden. 3
                              Maaßtheile von solchem Sande werden in nassem Zustande mit 2 Maaßtheilen feinem,
                              troknem Kohlenpulver in einem flachen Gefaͤße schichtenweis ausgebreitet, und
                              dann mittelst einer Schaufel so unter einander gearbeitet, daß Sand und Kohle
                              moͤglichst innig gemengt sind. Das feine Kohlenpulver wird nun in diesem
                              Gemenge auf dieselbe Art zum Reinigen des Syrups benuzt, wie die gekoͤrnte
                              Thierkohle, naͤmlich indem man denselben ganz langsam hindurchfließen
                              laͤßt.Der Verfasser uͤberzeugte sich durch Versuche im Kleinen, daß 1 Theil
                                    fein pulverisirte Knochenkohle auf diese Art
                                    angewendet eben so vielen Syrup entfaͤrbt, als 2 Theile
                                    gekoͤrnte Knochenkohle im Dumont'schen
                                    Filter. Bei der Anwendung im Großen ergab sich dasselbe Resultat, und
                                    außerdem zeigten sich bei der Anwendung des feinen Pulvers noch folgende
                                    Vortheile: man hat weit weniger Wasser noͤthig, um, nachdem die
                                    Wirkung der Filter erschoͤpft ist, den noch darin
                                    zuruͤkgebliebenen Syrup zu extrahiren (die Filter
                                    auszusuͤßen), weil in die Sandkoͤrner selbst kein Syrup
                                    eindringt, und weil derselbe aus dem mit dem Sande vermengten feinen Pulver
                                    leichter von dem Wasser ausgezogen werden kann, als aus den Poren der
                                    Kohlenkoͤrner im Dumont'schen Filter; auch
                                    ist der erste durchgegangene Syrup (Vorlauf) weniger mit Wasser
                                    verduͤnnt, als bei dem Dumont'schen
                                    Filter, weil hier das zum Anfeuchten noͤthige Wasser aus den Poren
                                    der Kohlenkoͤrner vom Syrup nicht so schnell verdraͤngt werden
                                    kann, und sich mehr mit demselben vermischt; endlich ist der durchfiltrirte
                                    Syrup weit klarer (durchsichtiger) als der durch das Dumont'sche Filter gegangene. Man kann sich dazu verschiedener Vorrichtungen bedienen; folgende ist
                              einfach und zwekmaͤßig: ein im Innern mit Oehlfirniß angestrichener Bottich,
                              etwa 2 3/4 Fuß hoch und 2 1/2 Fuß weit, dicht uͤber dem Boden mit einer Pipe
                              und 4 Zoll hoͤher mit einer kleinen Oeffnung versehen, wird 10 bis 12 Zoll
                              hoch uͤber dem Fußboden aufgestellt. In diesem Bottich wird ein zweiter
                              beweglicher Boden mit drei 5 Zoll hohen Fuͤßen eingesezt, so daß zwischen diesem und dem
                              eigentlichen Boden ein 5 Zoll hoher Zwischenraum ist; er hat in der Mitte nur ein
                              laͤngliches Loch, um ihn mit der Hand ein- und aussezen zu
                              koͤnnen, und ist auch mit Oehlfirniß angestrichen; auf demselben werden
                              mehrere Strohhalme, und uͤber diesen ein angefeuchtetes Stuͤk ganz
                              schuͤttere Leinwand ausgebreitet. Der uͤbrige Theil des Bottichs wird
                              nun bis auf 2 Zoll mit dem Gemenge von Kohlenpulver und Sand angefuͤllt; bei
                              dem Einfuͤllen der ersten Portion wird die Leinwand an der Wand des Bottichs
                              einige Zoll heraufgebogen (sie muß daher etwas groͤßer seyn, als der Bottich
                              weit ist), und mit der Masse an dieselbe fest angedruͤkt; eine jede
                              eingetragene Portion (40 bis 50 Pfd.) wird gleichfoͤrmig ausgebreitet, und
                              mit der flachen Hand schwach eingestampft. Ein Kohlenfilter von dieser Art enthalt
                              ungefaͤhr 2 1/2 Cntr. trokenes Pulver; es wird regelmaͤßig jede Stunde
                              ein Maaß von 10 Pfd. kaltem 25graͤdigem Syrup aufgegossen, in 24 Stunden also
                              240 Pfd., und da 5 Tage lang aufgegossen, am sechsten Tage das Filter
                              ausgesuͤßt, und am siebenten ausgeleert und von Neuem gefuͤllt wird,
                              so werden mit 2 1/2 Cntr. Kohle 12 Cntr. Syrup gereinigt, wozu ein Zeitraum von 7
                              Tagen erforderlich ist. In einer Fabrik, welche woͤchentlich 2000 Cntr.
                              Ruͤben verarbeitet, erhalt man woͤchentlich ungefaͤhr 340 Cntr.
                              25graͤdigen Syrup, wozu also 28 solcher Filter noͤthig sind. Nachdem
                              die Reinigungsmasse durch stuͤndliches Aufgießen von 8 bis 9 Pfd. Wasser
                              wieder vollstaͤndig ausgesuͤßt ist, wird dieselbe auf ein feines Sieb
                              gegeben, mittelst welchem durch Eintauchen in einem mit Wasser gefuͤllten
                              Bottich das Kohlenpulver von dem Sande (welcher auf dem Siebe zuruͤkbleibt)
                              abgeschieden wird; lezterer wird noch einige Mal mit Wasser ausgewaschen, und dann
                              immer wieder eben so benuzt, wie das erste Mal. Die Arbeit des Anfuͤllens und
                              Ausleerens der Filtrirbottiche wird so vertheilt, daß taͤglich nur 4
                              ausgeleert und frisch angefuͤllt werden. Um Zuker von gleicher
                              Quantitaͤt zu bekommen, wird der Syrup von allen Filtern zusammengegeben, nur
                              derjenige, welcher schon mit dem Aussuͤßwasser vermischt ist, und weniger als
                              24° zeigt, wird zum Verduͤnnen des abgekuͤhlten Syrups, bevor
                              er auf die Filter kommt, benuzt.
                           Der auf die beschriebene Art mit Kohle behandelte Syrup wird nun einer nochmaligen
                              Laͤuterung unterworfen, aͤhnlich derjenigen, welche man beim
                              Raffiniren des Colonialzukers anwendet, jedoch mit dem Unterschiede, daß dieselbe
                              gleichzeitig mit dem lezten Kochen oder Eindiken vorgenommen wird. Der Eindikkessel
                              (ein flacher Aufziehkessel) wird 3 bis 4 Zoll hoch mit dem einzudikenden Syrup
                              angefuͤllt; man gibt dann etwa auf jeden Cntr. Syrup 1/2 Pfd. Kalkwasser, worin das Weiße von
                              einem Ei zerschlagen wurde, hinzu; hat der Syrup im Kessel eine Temperatur von 50
                              bis 60° R. erreicht, so wird mit schwach geroͤthetem Lakmuspapier
                              untersucht, ob derselbe neutral ist; in diesem Falle wird auf jeden Cntr. Syrup ein
                              Eßloͤffel voll duͤnne Kalkmilch hinzugegeben, und sollte er dann nach
                              nicht alkalisch reagiren, so wird ein zweiter Eßloͤffel voll zugesezt. Sollte
                              dagegen der Syrup, wenn er auf den Eindikkessel kommt, noch etwas alkalisch seyn,
                              was aber nur dann eintreten kann, wenn er, gegen die Vorschrift, waͤhrend der
                              Behandlung mit Kohle in einem stark alkalischen Zustande gelassen wurde, so ist der
                              Zusaz des Kalkwassers schon hinreichend. Wenn der Syrup nun zum Kochen kommt, so
                              bildet sich, wenn derselbe auch ganz klar auf den Kessel kam, nach und nach bei
                              maͤßigem Kochen ein diker brauner Schaum, welcher etwa eine Viertelstunde
                              nach dem Anfange des Kochens abgenommen wird; der Syrup wird dann stark unter
                              einander geruͤhrt, und nachdem er hierauf wieder 10 bis 15 Minuten gekocht
                              hat, wird das Abschaͤumen wiederholt; nach diesem zweimaligen
                              Abschaͤumen wird das Feuer verstaͤrkt und in dem Syrup ununterbrochen
                              geruͤhrt, um das Eindiken zu beschleunigen; dieses wird so weit getrieben,
                              daß der Syrup eine recht vollstaͤndige Blasenprobe zeigt, und daß er sich,
                              nachdem er von allen Eindikkesseln zusammen auf den Abkuͤhlkessel gekommen
                              ist, schon bei 74 bis 75° R. zu koͤrnen anfaͤngt; er wird dann
                              bei dieser Temperatur in Melisformen gefuͤllt, und von hier an im Allgemeinen
                              eben so behandelt, wie in den Zukerraffinerien, nur im Aufstellen der Formen wird
                              ein anderes Verfahren befolgt. Die Formen werden naͤmlich nicht auf
                              Toͤpfe, sondern auf Gestelle gegeben, wo sie auf Brettern so aufgestellt
                              sind, daß jede Form mit ihrer Spize in einem im Brette angebrachten runden Loche
                              feststeht, und daß der Syrup von 10 bis 20 Formen in eine Rinne und in einen großen
                              Topf zusammenlauft; solcher Gestelle sind auf einem Boden zwei Etagen uͤber
                              einander angebracht, die erste 2 Fuß, die zweite 5 bis 5 1/2 Fuß uͤber dem
                              Fußboden. Ein jedes Gestell enthaͤlt 4 Reihen von Formen, deren Laͤnge
                              sich nach dem Locale richtet; zwischen den Gestellen ist ein Raum von 2 1/2 Fuß zum
                              Durchgehen.
                           Diese Art des Aufstellens hat gegen die gewoͤhnliche (auf Toͤpfe)
                              folgende Vorzuͤge: 1) die Temperatur des erwaͤrmten Zukerbodens ist
                              da, wo nicht mehrere nur durch Bretter von einander geschiedene Boͤden (wie
                              in den Zukerraffinerien) uͤber einander aufgebaut sind, nahe am Fußboden, wo
                              die Formen auf Toͤpfen stehen, immer um einige Grade niedriger, als in der
                              mittleren oder oberen Luftschichte des Bodenraumes, theils weil die erwaͤrmte
                              Luft bekanntlich immer in die Hoͤhe steigt, theils well die zwischen den dicht stehenden Formen
                              eingeschlossene untere Luftschichte nicht gehoͤrig circuliren und durch
                              waͤrmere ersezt werden kann; sollen daher die nahe am Boden auf
                              Toͤpfen stehenden Formen mit ihrem Inhalte auf der gehoͤrigen
                              Temperatur von 15 bis 18° erhalten werden, so muß die Temperatur der
                              mittleren Luftschichte um mehrere Grade, je nachdem die: aͤußere Luft mehr
                              oder weniger kalt ist, erhoͤht werden, was nicht nur mehr Brennmaterial
                              erfordert, sondern auch den Aufenthalt und das Arbeiten auf dem Zukerboden sehr
                              beschwerlich macht. Bei Anwendung der Gestelle, wo die Formen hoͤher zu
                              stehen kommen, ist eine solche Temperaturerhoͤhung nicht noͤthig. 2)
                              Wenn die Untersaztoͤpfe nicht alle 2 Tage ausgeleert werden, so erleidet der
                              Syrup eine nachtheilige Veraͤnderung, die, wenn sie auch nicht gleich
                              sichtbar ist, doch beim Eindiken desselben bemerkbar wird; bei Anwendung der
                              Gestelle kann eine solche Veraͤnderung nicht vor sich gehen, weil hier die
                              Toͤpfe jeden Tag wenigstens ein Mal ausgeleert werden muͤssen. 3) Das
                              ofte Ueberstellen der Formen und Ausleeren der vielen Toͤpfe ist eine Arbeit,
                              die bei einer Fabrik, worin 3 bis 4 tausend Formen im Gebrauch sind, zwei Arbeiter
                              beschaͤftigt; waͤhrend das Ausleeren der wenigen Toͤpfe, in
                              welche der Syrup von den Gestellen zusammenlauft, von einem Arbeiter in einigen
                              Stunden verrichtet werden kann.
                           Der von dem Zuker der ersten Kochung abgelaufene Syrup wird, um den noch darin
                              enthaltenen krystallinischen Zuker zu gewinnen, einer zweiten Kochung unterworfen,
                              die sich ohne Anstand uͤber offenem Feuer auffuͤhren laͤßt; die
                              Eindikkessel werden 2 1/2 bis 3 Zoll hoch damit angefuͤllt, und das Eindiken
                              wird durch bestaͤndiges Ruͤhren beschleunigt; gegen das Ende der
                              Kochung muß ein starkes Aufkochen durch Maͤßigung des Feuers und starkes
                              Ruͤhren vermieden werden, so daß der Syrup nicht eine hoͤhere
                              Temperatur als 82 bis 83° annimmt; er wird, nachdem er stark eingekocht ist
                              (was man auch hier durch die Blasenprobe erkennt), bei 77 bis 78° in
                              Basterformen, oder in Bottiche, welche 6 bis 9 Cntr. aufnehmen, gefuͤllt; er
                              schießt hier in großen Krystallen an, und wird, nachdem der nicht mehr
                              krystallisirende (lezte, zum Verkauf bestimmte) Syrup abgelaufen ist, ein auch zwei
                              Mal gedekt, je nachdem man einen mehr oder weniger lichten Basterzuker verlangt.
                           Die uͤbrigen hier nicht naͤher beschriebenen Arbeiten auf dem
                              Zukerboden werden so ausgefuͤhrt, wie in den Raffinerien.