| Titel: | Verbesserungen an den Locomotivmaschinen und Eisenbahnwagen, worauf sich Henry Booth, Gentleman von Liverpool in der Grafschaft Lancaster, am 22. Januar 1836 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. XXXI., S. 163 | 
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                        XXXI.
                        Verbesserungen an den Locomotivmaschinen und
                           Eisenbahnwagen, worauf sich Henry
                              Booth, Gentleman von Liverpool in der Grafschaft
                           Lancaster, am 22. Januar 1836 ein Patent
                           ertheilen ließ.
                        (Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Jun. 1836,
                              S. 349.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Booth's verbesserte Locomotivmaschine.
                        
                     
                        
                           Meine auf die Eisenbahnwagen anwendbare Erfindung besteht in einer neuen Methode die
                              Wagen so an einander zu haͤngen, daß hiedurch selbst bei großen
                              Geschwindigkeiten eine groͤßere Staͤtigkeit und eine ruhigere Bewegung
                              erzielt wird. Es werden naͤmlich durch diesen verbesserten Verbindungsapparat
                              die Stoßaufhaͤlter oder Buffer (buffers) der
                              einzelnen Wagen eines Wagenzuges so mit einander in Beruͤhrung erhalten, daß
                              hiedurch die seitliche und schlangenartige Bewegung, welche die Wagen bekommen, wenn
                              sie bei der gewoͤhnlichen Anhaͤngmethode in große Geschwindigkeit
                              versezt werden, verhuͤtet wird.
                           Fig. 56 zeigt
                              die gewoͤhnliche Art und Weise, nach welcher die Eisenbahnwagen bisher
                              mittelst einer einfachen Kette so an einander gehaͤngt wurden, daß die
                              Stoßaufhaͤlter nicht mit einander in Beruͤhrung kamen, und daß den
                              Wagen mithin bei ihrer Bewegung nach Vorwaͤrts zugleich seitliche
                              Schwingungen gestattet waren. Fig. 57 und 58 hingegen
                              zeigt die von mir verbesserte Anhaͤngmethode, auf welche sich mein Patent
                              gruͤndet. A ist die Verbindungskette, welche an
                              dem Ziehbaume von je zwei Wagen befestigt wird, und welche aus zwei Schrauben, die
                              sich in zwei langen Kettengliedern bewegen, besteht. Die beiden Kettenglieder sind
                              an dem einen Ende zum Behufe der Aufnahme der beiden Schraubenbolzen
                              schraubenfoͤrmig ausgebohrt, und die beiden Schraubenbolzen sind in der Mitte
                              mittelst eines Zapfens und einer Art von Kloben so verbunden, daß wenn man den Hebel
                              L. der beiden Schrauben umdreht, der
                              Verbindungsapparat dadurch nach Belieben verlaͤngert oder verkuͤrzt
                              wird, und zwar in dem Grade, als es die Laͤnge der erwaͤhnten beiden
                              Kettenglieder gestattet. Wenn diese Schraubenkette in die Haken oder aufgebogenen
                              Enden der Ziehbaͤume D eingehaͤngt, und
                              die Stoßaufhaͤlter von je zwei Wagen dicht an einander gebracht worden sind,
                              wird der Hebel L einige Mal umgedreht, bis die Ziehbaume D um einen oder um zwei Zoll uͤber ihre Schultern
                              aus dem Wagengestelle C ausgezogen, und bis die Federn,
                              an denen die Ziehbaͤume festgemacht sind, zum vierten oder fuͤnften
                              Theile ihrer Gesammtelasticitaͤt gespannt worden sind. Hiedurch werden die
                              Stoßaufhaͤlter von je zwei Wagen an einander gehalten, und auf solche Weise
                              erhalt der ganze Wagenzug selbst bei großen Geschwindigkeiten eine Bewegung von
                              solcher Staͤtigkeit und Sanftheit, wie sie unmoͤglich ist, wenn die
                              Stoßaufhaͤlter von einander entfernt sind. W ist
                              ein Gewicht, wodurch der Hebel in senkrechter Stellung erhalten und das Losschrauben
                              der Kette waͤhrend der Bewegung der Wagen verhindert wird.
                           Ich erklaͤre keineswegs die einzelnen oben beschriebenen Theile der
                              Stoßaufhaͤlter, Schraubenketten und Ziehbaume als neu, wohl aber deren
                              Verbindung und die hieraus erwachsende innige, aber elastische
                              Aneinanderhaͤngung der Wagen.
                           Was meine Verbesserung an den Locomotivmaschinen, welche die Eisenbahnwagen ziehen,
                              betrifft, so bestehen diese in einer neuen Methode die Geschwindigkeit der Maschine
                              zu vermindern, oder sie auch wohl ganz anzuhalten: was dadurch geschieht, daß ich in
                              der Dampf-Austrittsroͤhre, welche man gewoͤhnlich die
                              Blasroͤhre (blast-pipe) zu nennen pflegt,
                              und die sich in dem Rauchfange der Maschine befindet, ein Drosselventil oder einen
                              Schieber anbringe. Die geeignetste Stelle fuͤr dieses Ventil halte ich jene,
                              wo sich die beiden Austrittsroͤhren in eine einzige vereinigen, und zwar
                              unterhalb jenem Punkte, an welchem die Roͤhre zum Behufe der Erzeugung eines
                              gehoͤrigen Blasstromes fuͤr den Ofen enger zu werden beginnt. Von
                              diesem Drosselventile aus muß durch den Rauchfang ein langer Stab oder Griff an den
                              hinteren Theil des Kessels laufen, so daß derselbe bequem in den Bereich des
                              Maschinisten gebracht wird, und daß lezterer also durch Handhabung des Griffes das
                              Ventil je nach Bedarf ganz oder zum Theil verschließen kann. Das Ventil braucht
                              nicht vollkommen dampfdicht zu schließen, muß sich aber mit Leichtigkeit in seinem
                              Size bewegen lassen. Der Maschinist bewegt, wenn er die Maschine langsamer gehen
                              machen oder ganz zum Stillstande bringen will, das Drosselventil, ohne dabei den
                              Uebergang des Dampfes aus dem Kessel in die Maschine zu unterbrechen. Die Kolben
                              werden auf diese Weise schnell, aber nicht ploͤzlich und mit Heftigkeit in
                              ihrem Spiele gehemmt, wo dann die Treibraͤder entweder gar nicht oder nur
                              mehr langsam umlaufen, so daß die Maschine in Kuͤrze zum Stillstehen kommt.
                              Ich bestehe auf keiner bestimmten Art von Drosselventil, sondern uͤberlasse
                              dessen Wahl dem Mechaniker; doch muß es so gebaut seyn, daß der Dampf dadurch nicht
                              eingeengt wird, sondern
                              so frei entweichen kann, als wenn gar kein Ventil vorhanden waͤre.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
