| Titel: | Ueber einige neue Methoden Roh- und Stabeisen zu erzeugen. Auszug aus einer Abhandlung des Hrn. A. Guenyveau, Ingenieur und Professor der Mineralogie an der École des mines. | 
| Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. XL., S. 201 | 
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                        XL.
                        Ueber einige neue Methoden Roh- und
                           Stabeisen zu erzeugen. Auszug aus einer Abhandlung des Hrn. A. Guenyveau, Ingenieur und Professor der
                           Mineralogie an der École des mines. 
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. Junius 1836, S. 199.
                        Guenyveau, uͤber Methoden Roh- und Stabeisen zu
                           erzeugen.
                        
                     
                        
                           Im gegenwaͤrtigen AugenblikHr. Guenyveau sandte seine Abhandlung am 18.
                                    Februar 1835 an den General-Bergwerk- und
                                    Straßenbau-Director ein. A. d. R., wo man mit mannigfachen Versuchen uͤber mehrere Theile der
                              Eisenfabrication beschaͤftigt ist, und wo man bemuͤht ist, die mit der
                              Ausbringung des fraglichen Metalles verbundenen Kosten theils durch Anwendung roher
                              Brennstoffe, theils durch Eintreiben von heißer Luft in die Schmelzoͤfen zu
                              ermaͤßigen, duͤrfte es vielleicht nicht ungeeignet seyn, die
                              Aufmerksamkeit auf einige neue Methoden oder vielmehr auf einige Modificationen der
                              Methoden, die man dermalen bei der Gewinnung von Roheisen und bei der Umwandlung
                              dieses lezteren in Schmied- oder Stabeisen befolgt, aufmerksam zu machen. Ich
                              bin weit entfernt diese Methoden als erprobt und als solche darzustellen, die man
                              unmittelbar in Anwendung bringen soll; nein ich halte sie vielmehr fuͤr
                              Versuche, die man anstellen, fuͤr Operationen, die man studiren, und
                              fuͤr Processe, welche man erst schaffen soll; denn ich sehe nur zu gut, wie
                              viele fruchtlose Versuche man noch zu machen haben wird, und wie oft man sich in
                              seinen Erwartungen getaͤuscht finden duͤrfte. Allerdings
                              wuͤrden die Huͤttenmeister, die alle ihre Zeit auf die
                              Ausfuͤhrung der Auftraͤge, die sie erhalten, zu verwenden haben, und
                              die bei der uͤblichen Benuzung ihrer Zeit, ihrer Oefen und ihrer Maschinen
                              mit Nuzen beschaͤftigt sind, lieber die Beschreibung von Methoden, die sie
                              nur mehr auszufuͤhren brauchten, vernehmen, als die Aufforderung zu
                              Versuchen, welche Kosten veranlassen und das Gelingen doch in Zweifel lassen. Da wir
                              jedoch in Frankreich keine Musterhuͤttenwerke, ja nicht einmal irgend eine
                              Anstalt besizen, wo man sich auf Kosten der Verwaltung mit Vervollkommnung der
                              metallurgischen Processe beschaͤftigt, wie dieß in Preußen, Hannover, Oesterreich und Rußland
                              der Fall ist, so koͤnnen die franzoͤsischen Bergingenieure den
                              Fabrikanten nur mit Nachschlaͤgen an die Hand gehen, und ihnen keineswegs
                              direct zu befolgende Vorschriften ertheilen. Andererseits bin ich aber
                              uͤberzeugt, daß die Wichtigkeit der Mittel, die hier zur Eroͤrterung
                              kommen sollen, und der Einfluß, den ein auch nur theilweises Gelingen derselben auf
                              den Gestehungspreis des Roh- und Stabeisens uͤben muͤßte,
                              hinreichen werden, um den Eifer und das Interesse unserer Huͤttenwerksbesizer
                              so anzuregen, daß sie nicht anstehen duͤrften, wenigstens jene Modificationen
                              zu versuchen, die ihnen am meisten Wahrscheinlichkeit des Gelingens darzubieten
                              scheinen.
                           Ich konnte selbst nach der reiflichsten Erwaͤgung keine Einwendungen, die man
                              allenfalls den Methoden, die ich in Vorschlag bringen werde, entgegenstellen
                              duͤrfte, entdeken, obschon ich nicht in Abrede ziehe, daß man bei deren
                              Ausfuͤhrung auf mehrere Schwierigkeiten stoßen duͤrfte. Weit entfernt
                              mich in dieser Hinsicht auf bestimmte Details zu stuͤzen, zaͤhle ich
                              vielmehr auf die Erfahrung der Praktiker, die diese Schwierigkeiten besser
                              uͤberwinden werden, als ich es durch meine unvollstaͤndigen Angaben zu
                              thun im Stande bin.
                           Ich beschaͤftigte mich mit den drei Haupttheilen der Eisenproduction:
                              naͤmlich mit der Erzeugung von Roheisen, mit dessen Reinigung und mit der
                              Verwandlung des gereinigten Eisens in Stabeisen. In Hinsicht auf jeden derselben
                              hoffe ich durch meine Mittheilungen Nuͤzliches zu leisten, und ich bemerke
                              vorlaͤufig nur noch, daß es sich bei mir von keinem Patente handelt, daß
                              vielmehr jeder Huͤttenmeister aus den Mitteln, die er zur Ausfuͤhrung
                              meiner Vorschlaͤge in Anwendung bringt, jeden Vortheil ziehen kann.
                           
                        
                           1. Von der Behandlung der
                                 Eisenerze.
                           Die Behandlung der Eisenerze in den Hohoͤfen ist, so wie sie dermalen
                              betrieben wird, eine delicate Operation, die unter dem großen Einflusse von
                              mancherlei unscheinbaren Verschiedenheiten der Erze und des Brennmateriales, womit
                              man arbeitet, steht. Die Quantitaͤt sowohl als die Qualitaͤt der
                              Producte sind stets unsicher; der Bau der Oefen sowohl, als der fuͤr deren
                              Betrieb noͤthigen Geblaͤse ist sehr kostspielig etc. Alle diese
                              Hindernisse und Unannehmlichkeiten suchte ich zu vermindern.
                           Um die Beweggruͤnde, die mich bestimmten die Veraͤnderungen, welche ich
                              in Vorschlag bringen will, an den Dimensionen und Verhaͤltnissen der
                              Hohoͤfen, so wie auch an der Leitung der bei diesen vorkommenden Operationen
                              vorzunehmen, und um die Wahrscheinlichkeit des Gelingens meiner Vorschlaͤge
                              gehoͤrig wuͤrdigen zu koͤnnen, ist es unumgaͤnglich
                              nothwendig, wenigstens in Kuͤrze die Resultate der Beobachtungen und die
                              wahrscheinlichsten der Vermuthungen uͤber die im Inneren eines Hohofens Statt
                              findenden Vorgaͤnge durchzunehmen.
                           1) Man sagt, daß ein Brennmaterial unter uͤbrigens gleichen Umstaͤnden
                              mehr Erz traͤgt (porte) oder schmilzt als ein
                              anderes, wenn ein bestimmtes Gewicht dieses Brennstoffes die Schmelzung einer
                              groͤßeren Menge Erzes bewirkt als ein anderes, und mithin eine
                              groͤßere Menge Roheisen liefert als dieses. Die Unterschiede, welche in
                              dieser Hinsicht theils zwischen verschiedenen Brennstoffen, und zwar selbst zwischen
                              Brennstoffen einer und derselben Art, theils zwischen den verschiedenen Arten von
                              Oefen, theils in dem Zustande, in welchem sich der Ofen nach der Betriebsepoche
                              befindet etc., zu bemerken sind, sind sehr bedeutend. Auch ist bekannt, daß die
                              Schmelzbarkeit der Erze und deren Reichthum an Metall sehr wechselt.
                           2) Man nimmt allgemein an, daß ein Einsaz oder eine Gicht Brennmaterial, wie man sie
                              gewoͤhnlich an einem Hohofen zu halten pflegt, mit Beihuͤlfe der Hize,
                              die der Apparat bereits erlangt hat, das auf sie gebrachte Gemenge von Erz und
                              Zuschlag oder Schmelzmitteln schmelzen muß. Die mehr oder minder dike Schichte Erz
                              muß demnach regelmaͤßig und immer auf der unter ihr befindlichen
                              Kohlenschichte ruhend, und dabei ihre horizontale Stellung beibehaltend, bis in das
                              Gestell hinabsinken, wo der Hauptheerd der Verbrennung ist, und wo die vollkommen
                              fluͤssig gewordenen Substanzen durch das Brennmaterial, welches hier
                              gaͤnzlich verbrannt wird, hindurch dringen. Man kam demnach die Behandlung
                              der Erze in einem Hohofen als mehrere, regelmaͤßig und ununterbrochen auf
                              einander folgende, partielle Schmelzungen, die nur durch ihr Aufeinanderfolgen
                              gegenseitig von einander abhaͤngen, und wobei die Temperatur des Ofens auf
                              einem und demselben Grade erhalten wird, betrachten.
                           3) Bevor jedoch die Schmelzung in diesem Schmelzraume von Statten geht, muß das in
                              den Erzen enthaltene Eisenoxyd reducirt worden seyn, was theils durch die
                              Beruͤhrung, in die es mit dem Brennmaterials einer jeden Gicht gelangt,
                              theils durch die Wirkung der brennbaren Gase, die fortwaͤhrend durch den Ofen
                              stroͤmen, geschieht. Endlich muͤssen alle Substanzen, welche in dem
                              Gestelle zu wirken haben, in Betracht der hohen Temperatur, die daselbst unterhalten
                              werden muß, sehr stark erhizt in dasselbe gelangen, was bis auf die neueste Zeit mit
                              Ausnahme der eingetriebenen Luft auch wirklich der Fall war. Ueberdieß darf weder
                              das Brennmaterial noch das Erz fluͤchtige Theile, Feuchtigkeit oder Gase
                              entwikeln, indem durch
                              die Ausdehnung dieser die Temperatur vermindert wird. Die Substanzen, welche in dem
                              Gestelle verbrennen, oder daselbst auf einander wirken sollen, muͤssen
                              demnach auf geeignete Weise zubereitet in dasselbe gelangen.
                           4) Diese Zubereitungen geschehen auf zweierlei Weise. Am haͤufigsten pflegt
                              man die Erze sowohl als das Brennmaterial, bevor man sie in die Hohoͤfen
                              bringt, zu roͤsten, und dadurch die Kohlensaͤure und das gebundene
                              Wasser einerseits auszutreiben, und andererseits das Brennmaterial zu verkohlen.
                              Einige Erze und einige Brennmaterialien werden jedoch ohne alle weitere
                              Vorbereitungen eingetragen, wo dann diese wahrscheinlich im Inneren des Ofens selbst
                              Statt finden. Diese Vorbereitungen koͤnnen aber nicht nur gar haͤufig
                              nicht in den Schachtoͤfen selbst geschehen, sondern sie wuͤrden sogar
                              nicht ein Mal genuͤgen, wenn die Substanzen, selbst wenn sie vor dem Aufgeben
                              die fraglichen Vorbereitungen erlitten, unmittelbar in das Gestell gebracht werden
                              wuͤrde. Denn es ist unumgaͤnglich noͤthig, daß diese Substanzen
                              bei ihrer Ankunft im Gestelle bereits eine Temperatur besizen, die von jener, welche
                              in diesem Raume besteht, und welche zur Verkohlstoffung des Eisens, zur Bildung der
                              Schlaken etc. erforderlich ist, nur wenig abweicht. Es ist naͤmlich
                              anerkannt, daß unter allen Bedingungen eines guten Schmelzprocesses jene oben an
                              steht, daß die Erze von allen fluͤchtigen Bestandtheilen befreit, in
                              metallischen Zustand reducirt, und wenn es noͤthig ist mit den Schmelzmitteln
                              gemengt, in einiger Entfernung uͤber der Form beinahe auf dem Schmelzpunkte
                              anlangen muͤssen. Außerdem muß sich in dem Schmelzraume eine
                              hinlaͤngliche, von allen fluͤchtigen Theilen befreite Menge
                              Brennmaterial befinden, und alle diese Substanzen muͤssen hinreichend erhizt
                              seyn, damit die noͤthigen Wirkungen mit Leichtigkeit von Statten gehen
                              koͤnnen. Eben so muß eine hinreichende Quantitaͤt Luft eingetrieben
                              werden, und zwar mit einer Geschwindigkeit, die die Erfahrung fuͤr jeden
                              einzelnen Fall lehrt. Die vorlaͤufige Erhizung der Luft hat sich in sehr
                              vielen Faͤllen als vortheilhaft gezeigt, obwohl die Temperatur, die man ihr
                              gab, von jener des Schmelzpunktes noch sehr fern war.
                           5) Die Erhizung der Stoffe, so wie die Verdampfung der fluͤchtigen
                              Bestandtheile, die Reduction des Eisenoxydes etc., muͤssen waͤhrend
                              des Niedergehens der Gichten auf verschiedenen Hoͤhen des Ofens geschehen;
                              und von der Genauigkeit, womit diese Processe an jenen Stellen, an denen sie zu
                              geschehen haben, von Statten gehen, haͤngt hauptsaͤchlich das gute
                              Resultat des Schmelzprocesses ab. Es ereignet sich sehr haͤufig, daß die
                              Stoffe in dem Gestelle und selbst in der Naͤhe der Form anlangen, ohne daß
                              die Erze vollkommen reducirt, oder auch nur vollkommen von Wasser und Kohlensaͤure befreit
                              sind; ja manchmal sogar, ohne daß das Brennmaterial seine fluͤchtigen
                              Bestandtheile abgegeben haͤtte, und ohne daß alle diese Stoffe zusammen eine
                              hinlaͤnglich hohe Temperatur erlangt haͤtten. Die Folgen hievon sind
                              die Entstehung von weißem und schlechtem Gußeisen und Schlaken, die mit Eisenoxyd
                              uͤberladen sind, Verschlechterung oder Verstopfung des Ofens etc. Einer
                              mangelhaften Vorbereitung der Stoffe, bevor sie in die Naͤhe der Form
                              gelangen, und dem hieraus folgenden Herabsinken des Schmelzpunktes sind demnach am
                              haͤufigsten die schlechten Producte und jene Ungluͤksfaͤlle
                              zuzuschreiben, die nicht durch einen zu heißen Gang des Ofens bedingt sind.
                           Uebrigens bleibt es doch immer zu verwundern, wie wenig Veraͤnderungen das Erz
                              und das Brennmaterial auf dem Wege durch die ganze Hoͤhe des Schachtes, die
                              bald 6 bis 7, bald 10 bis 11 Meter betraͤgt, erleiden: die
                              Kohlensaͤure und selbst die Feuchtigkeit werden nicht immer aus den Erzen
                              ausgetrieben; oft ist das Holz selbst in der Mitte der Rast nicht einmal verkohlt.
                              Aus allem diesem laͤßt sich schließen, daß die Temperatur unter dem Kohlensak
                              der Oefen nur gering ist, was sich leicht auch durch den Mangel an freiem
                              Sauerstoffe an diesen Stellen erklaͤren laͤßt. Die Erhizung geschieht
                              daselbst nur durch das Durchstroͤmen der heißen, bei der im Schmelzraume
                              Statt findenden Verbrennung entwikelten Gase, und der verbrennbare Theil dieser Gase
                              entwikelt erst an der Gicht, wo er mit der atmosphaͤrischen Luft in
                              Beruͤhrung kommt, eine starke Hize. Man kann daher mit Recht sagen, daß zwei
                              Drittheile der Hoͤhe der Hohoͤfen, naͤmlich der uͤber
                              der Rast befindliche Theil, den Zwek, zu dem sie bestimmt sind, nur unvollkommen
                              erfuͤllen: d.h. die verschiedenen Vorbereitungen zu bewirken, die mit den
                              Erzen und dem Brennmateriale vorzugehen haben, bevor die Schmelzung erfolgt. Und
                              wuͤrden diese Wirkungen in den gewoͤhnlichen Faͤllen auch
                              wirklich auf geeignete Weise vor sich gehen, so bliebe doch immer noch der große
                              Nachtheil, daß man diese fuͤr das Gelingen des Schmelzprocesses so wichtigen
                              Vorbereitungen nicht uͤberwachen, den Grad ihres Fortschreitend und ihrer
                              Vollkommenheit nicht bemessen etc. kann. Es ist nur zu wahr, daß, wenn die Stoffe
                              ein Mal in dem Ofen aufgegeben worden sind, man nicht mehr auf sie einwirken kann,
                              so daß das weitere Resultat dann nur mehr von der inneren Gestalt des Ofens, von der
                              Art und Weise, auf welche das Brennmaterial brennt, u. dergl., kurz von lauter
                              Umstaͤnden abhaͤngt, auf die der Arbeiter beinahe keinen Einfluß mehr
                              hat.
                           6) Wenn man nun erwaͤgt, was eigentlich die Schmelzung der Eisenerze bewirkt, und daß
                              dieselbe hauptsaͤchlich von der in dem Gestelle angehaͤuften
                              Quantitaͤt Brennstoff (vorausgesezt, daß eine hinreichende Menge Luft von
                              gehoͤriger Pressung eingetrieben wird), von der Beschaffenheit und dem
                              Mischungsverhaͤltnisse der Erze und der Schmelzmittel, von der
                              gehoͤrigen Vorbereitung dieser Stoffe, und endlich davon abhaͤngt, ob
                              das Gestell durch den fortgesezten Betrieb des Ofens nicht mehr oder weniger Schaden
                              gelitten, so wird man finden, daß alle diese wichtigen Bedingungen und mithin das
                              Gelingen des ganzen Processes selbst dem Zufalle anheimgestellt sind, ohne daß man
                              im Stande waͤre, den Stand der Dinge fruͤher als durch die schlechten
                              Resultate zu erkennen, und ohne daß man selbst dann noch uͤber die Ursachen
                              dieser schlechten Resultate außer Zweifel gesezt wird. Das Gelingen ist
                              wahrscheinlich, und wird auch wirklich erzielt, wenn dem Inneren des Ofens gute
                              Proportionen gegeben worden, wenn die Erze, der Zuschlag und das Brennmaterial, so
                              wie die eingetriebene Luft gehoͤrig bemessen worden sind. Allein der Ofen
                              laͤßt sich nicht veraͤndern, obwohl er sich waͤhrend einer
                              Campagne selbst anders gestalten kann; und die uͤbrigen Elemente
                              koͤnnen in jedem Augenblike modificirt werden, wie man denn auch wirklich
                              durch Abaͤnderung derselben den Gang der Oefen regulirt, und die durch einen
                              Fehler im Baue oder die Verschlechterung der Apparate waͤhrend der Campagne
                              bedingten nachtheiligen Wirkungen dadurch zu vermindern sucht. Da jedoch alle diese
                              Mittel und hauptsaͤchlich Abaͤnderungen der Gichten erst nach Ablauf
                              einer bestimmten Zeit auf den Gang des Ofens Einfluß uͤben koͤnnen;
                              und da sich die uͤber den schlechten Gang des Ofens gehegten Vermuthungen als
                              irrig beweisen koͤnnen, so darf man sich uͤber den bestaͤndigen
                              Wechsel, den man an den Hohofenproducten bemerkt, nicht laͤnger wundern.
                              Andererseits ergeben sich andere Unfaͤlle, wie z.B. ein ungleiches Verbrennen
                              der Kohle, daraus, daß der Wind auf der einen Seite in groͤßerer Menge
                              eintrat, als auf der anderen. Die Folgen hievon sind ein ungleiches Niedergehen der
                              Gichten und manchmal sogar ein Umstuͤrzen derselben; die Bildung von
                              Adhaͤrenzen und Vorspruͤngen an den Waͤnden der Oefen; die
                              Bildung von sogenannten Gewoͤlben (voutes) durch
                              Erz- und Zuschlagtruͤmmer u. dergl.; das ploͤzliche
                              Herabstuͤrzen der Stoffe, und andere derlei mechanische Zufaͤlle,
                              denen man, selbst wenn man von deren Bestehen weiß, nicht abhelfen kann, weil der
                              Arbeiter mit seiner Kehrstange wohl im Heerde arbeiten, aber im Gestelle
                              hoͤchstens einen oder zwei Fuß hoch uͤber das Niveau der Form reichen
                              kann.
                           Die Modificationen an den Hohoͤfen, welche ich im Vorschlag bringe, sollen den
                              meisten dieser Uebelstaͤnde abhelfen. Sie bestehen hauptsaͤchlich in der
                              Trennung der beiden erwaͤhnten Operationen: naͤmlich der Vorbereitung
                              der Erze und des Brennmateriales und des Schmelzens der unter geeignete
                              Umstaͤnde versezten Stoffe. Der ganze zur Behandlung der Eisenerze bestimmte
                              Apparat wird demnach aus zwei Theilen oder zwei mit einander verbundenen Oefen
                              bestehen, wovon ich den einen A die
                              Vorbereitungsoͤfen, den anderen B hingegen den
                              Schmelzofen nenne.
                           A. Die zur Vorbereitung dienenden Oefen, welche eine Art
                              von Reverberirofen sind, sollen hinter und in gleicher Hoͤhe mit dem loche
                              des Schachtes, der sogenannten Gicht des Schmelzofens angebracht, und durch die aus
                              diesem austretenden Flammen und Gase geheizt werden, indem diese Gase der ganzen
                              Laͤnge nach uͤber deren Sohle stroͤmen. Dergleichen Oefen
                              sollen zwei vorhanden seyn; der eine ist zur Verkohlung der Steinkohlen, der andere
                              zur Vorbereitung der zu schmelzenden Stoffe, wie z.B. zum Roͤsten und zur
                              gehoͤrigen Erhizung derselben bestimmt. Beide Oefen communiciren einerseits
                              und durch eine geeignete Oeffnung mit dem Schmelzofen, um aus diesem die brennbaren
                              Gase und die sonstigen Ruͤkstaͤnde der Verbrennung in stark erhiztem
                              Zustande zugefuͤhrt zu erhalten, und um durch eben dieselbe Oeffnung auch die
                              Kohlen- und Erzgichten nach gehoͤrig geschehener Vorbereitung von der
                              Sohle herabfallen zu machen. Andererseits sind die Oefen aber auch mit Zuͤgen
                              oder Rauchfaͤngen versehen, die an dem entgegengesezten Ende der Sohlen
                              angebracht sind, und durch welche das Herbeistroͤmen der Flammen und Gase aus
                              dem Schmelzofen regulirt wird.
                           Aus dieser Einrichtung ergibt sich in Hinsicht auf das Brennmaterial (die
                              Steinkohlen) eine wohlfeilere und mit keinem Abgange verbundene Verkohlung, weil
                              dessen Destillation und Erhizung durch Gase bewirkt wird, die beinahe oder ganz von
                              allem freien Sauerstoffe befreit sind. Es wird hiebei aus dem Vorbereitungsofen eine
                              große Menge brennbarer Gase austreten, welche bei der gewoͤhnlichen
                              Verkohlungsmethode ohne Nuzeffect verbrannt oder hoͤchstens theilweise zur
                              Erhizung der Sohle des Verkohlungsofens benuzt werden, waͤhrend sie hier
                              mittelst einiger Vorrichtungen zu verschiedenen Zweken verwendet werden
                              koͤnnen. Hinsichtlich der Erze, die an der am wenigsten erhizten Stelle der
                              Sohle in den Vorbereitungsofen gelangen, wird man alle dieselben Vortheile erzielen,
                              die das Roͤsten im Reverberirofen gewaͤhrt: naͤmlich
                              Leichtigkeit die Masse umzuruͤhren, sie mit der atmosphaͤrischen Luft
                              in Beruͤhrung zu bringen und das Schwefeleisen so wie die phosphorsauren
                              Verbindungen des Eisens zu zersezen. Die Vorbereitung wild in allen ihren
                              Fortschritten verfolgt und mit der Reduction des Eisenoxydes unter Zusaz von Kohle, wenn ein solcher als
                              vortheilhaft befunden wird, beendigt. Man braucht zu diesem Behufe nur jede Gicht
                              oder jeden Einsaz auf der Sohle gegen den Schmelzofen hin, wo die hoͤchste
                              Temperatur Statt findet, vorwaͤrts zu schaffen. Wann endlich der Zuschlag
                              oder der Fluß mit den Erzen vermengt worden und das Ganze bis zum Weißgluͤhen
                              erhizt ist, so laͤßt man das Ganze mit dem von dem zweiten Ofen gelieferten
                              Brennmateriale in den Schmelzofen fallen. Alle diese Vorbereitungen des Erzes, und
                              wenn man es fuͤr zwekmaͤßig haͤlt, auch dessen Erhizung und
                              Reducirung, geschehen ohne allen Aufwand an Brennmaterial und mit geringeren Kosten
                              an Arbeitslohn als bei dem dermal uͤblichen Verfahren; abgesehen davon, daß
                              sie auch in groͤßerer Vollkommenheit vollbracht werden.
                           B. Der Schmelzofen, in welchem die Reduction des
                              Eisenoxydes, insofern diese nicht schon fruͤher erfolgte, die Verkohlung oder
                              Verbindung des reducirten Eisens mit Kohlenstoff und die Bildung erdiger Silicate
                              von Statten geht, soll ganz so gebaut werden, wie die gewoͤhnlichen
                              Hohoͤfen unter dem Kohlensak (oder unter der Flaͤche, welche den
                              Schacht mit der Rast verbindet) gebaut sind. Sind Veraͤnderungen vorzunehmen,
                              so werden sich diese spaͤter ergeben; fuͤr den Anfang duͤrfte
                              es, um eines guten Resultates sicher zu seyn, am geeignetsten seyn, sich an das
                              bereits Bekannte zu halten. Man hat hier also einen Raum oder eine Art von Trichter,
                              der von der Rast gebildet wird, und der hier gerader als gewoͤhnlich seyn
                              kann, weil keine so große Masse oder Saͤule darauf druͤkt; das
                              Gestell, an dessen unterem Theile sich zwei oder drei Formen befinden, und den
                              Heerd, der wie gewoͤhnlich offen seyn kann. Der obere und weiteste Theil des
                              Ofens endigt sich in eine aus feuerfesten Baksteinen gebaute Woͤlbung, in
                              welcher sich 1) die beiden großen Oeffnungen befinden, womit der Schmelzofen mit den
                              beiden Vorbereitungsoͤfen in Verbindung steht, damit die Flammen und die bei
                              der Verbrennung entwikelten Gase aus ersterem in lezteren uͤbergehen
                              koͤnnen; und 2) die Seitenoͤffnungen, die sich mit Pfroͤpfen
                              aus Bakstein verschließen lassen, und durch welche ein Theil der Flamme austritt, um
                              die Roͤhren zu erhizen, welche die aus dem Geblaͤse kommende Luft
                              enthalten und dadurch ihr vor ihrem Eintritte in den Ofen eine gewisse Temperatur zu
                              ertheilen. Ueber dem gewoͤlbten Theile und in der Mitte ist die Art von
                              Kammer anzubringen, in der sich die Windroͤhren befinden; und rings um diese
                              Kammer herum ist fuͤr andere Oeffnungen zu sorgen, welche waͤhrend der
                              Schmelzung geschlossen bleiben, und durch die man eine Kehrstange einfuͤhren
                              kann, um mit dieser die stekengebliebenen Substanzen herab zu befoͤrdern, oder
                              um damit die Waͤnde des Gestelles zu reinigen, wenn man es fuͤr
                              noͤthig haͤlt.
                           Man wird finden, daß der neue Ofen, an welchem der Schacht weggelassen ist, beinahe
                              um 2/3 niedriger seyn kann, als die gewoͤhnlichen Hohoͤfen; d.h., daß
                              seine Hoͤhe, wenn man mit Kohks schmilzt, beilaͤufig 5 Meter; wenn man
                              mit Holzkohle arbeitet, hingegen 3 Meter oder 3 Meter 30 Centimeter betragen kann.
                              Es ergibt sich demnach, im Falle diese Einrichtung fuͤr gut befunden wird,
                              durch diese Veraͤnderung allein eine bedeutende Verminderung der Baukosten
                              der Oefen, der Kosten, welche das Emporschaffen der Stoffe an die Muͤndung
                              des Schachtes, d.h. an die Gicht, veranlaßt, etc. Allein abgesehen hievon wird man,
                              im Verhaͤltnisse der geringen Hoͤhe des Apparates und der beinahe
                              unmittelbaren Aufgebung des Brennmateriales, der Erze und des Zuschlages in das
                              Gestelle, alle Theile dieses lezteren mit der Kehrstange erreichen, eine beliebige
                              Quantitaͤt Brennmaterial daselbst unterhalten, Schmelzmittel eintragen, und
                              uͤberhaupt auf mannigfache Weise und schnell auf den Gang des Apparates
                              einwirken koͤnnen. Endlich wird hier, wo auf die in dem Gestelle befindliche
                              Masse nicht noch eine 20 bis 30 Fuß hohe Saͤule von Stoffen wirkt, der Druk,
                              unter welchem man die Luft gegenwaͤrtig in die Oefen eintreibt, nothwendig
                              veraͤndert oder vielmehr vermindert werden koͤnnen. Ließe sich der
                              gewoͤhnliche Druk nur um den vierten Theil vermindern, so waͤre dieß
                              schon von hoͤchster Wichtigkeit; denn es wuͤrde sich hieraus bei einer
                              und derselben Quantitaͤt Wind eine Verminderung der Triebkraft um beinahe die
                              Haͤlfte ergeben: so daß hieraus sowohl bei der Anschaffung, als bei der
                              Unterhaltung der ungeheuren, zur Speisung der Kohksoͤfen erforderlichen
                              Geblaͤse eine große Ersparniß erwachsen muͤßte.
                           Ich habe hiebei angenommen, daß an dem neuen Ofen dieselben horizontalen Dimensionen,
                              welche man den alten gibt, beibehalten werden, um in dem neuen Ofen taͤglich
                              dieselbe Quantitaͤt Roheisen ausbringen zu koͤnnen, wie in den
                              aͤlteren; allein wie mir scheint, duͤrften sehr wohl auch mit engeren
                              Oefen Versuche angestellt werden koͤnnen.
                           Sollte man uͤber die vortheilhaften Producte, die sich mit niederen
                              Schmelzoͤfen von geringer Weite erzielen lassen, Zweifel hegen, so erinnere
                              ich an die 10 Fuß hohen Oefen, welche Wilkinson in
                              England zum Schmelzen von Eisenerzen benuzte, und welche mit Kohks betrieben mit
                              Oefen von 50 Fuß Hoͤhe in die Wette arbeiteten. Ferner hat Hr. Bouchotte im Jahre 1834 in der Naͤhe von
                              Besançon zum Versuche einen Ofen von 4 Meter Hoͤhe erbaut, welcher sehr gutes Roheisen
                              gibt, jedoch etwas mehr Kohlen verzehrt als ein anderer, gleichfalls ihm
                              gehoͤriger, aber 30 Fuß hoher Ofen, in welchem dieselben Erze mit demselben
                              Brennmateriale behandelt werden. An keinem dieser Oefen hatten die zu schmelzenden
                              Substanzen, bevor sie eingetragen wurden, die oben besprochenen Vorbereitungen
                              erlitten, und wenn auch einige Erze geroͤstet und das Brennmaterial verkohlt
                              worden ist, so wird man doch zugeben, daß die Schmelzung in dem neuen Apparate viel
                              leichter von Statten gehen wird.
                           Bevor ich das den neuen Schmelzofen Betreffende schließe, darf ich einige
                              Schwierigkeiten, die die Erfahrung gewiß mehr oder minder vollkommen besiegen lehren
                              wird, nicht verhehlen. Dazu gehoͤrt das Aufgeben der weißgluͤhenden
                              Erze, Schmelzmittel und Brennstoffe, deren Verhaͤltnisse oͤfter
                              geaͤndert werden muͤssen, ohne daß man im Stande waͤre, sie in
                              diesem Zustande zu waͤgen oder auch nur genau zu messen. Ferner muß die Gicht
                              oder der Einsaz, der aus den Vorbereitungsoͤfen in den Schmelzofen
                              herabfaͤllt, gleichfoͤrmig uͤber eine große Flaͤche
                              ausgebreitet werden, und damit dieß ohne zu große Muͤhe geschehen
                              koͤnne, ist hiezu noch eine eigene Maschine zu erfinden.
                           Eben so duͤrften verschiedene Vorsichtsmaßregeln zu ergreifen sehn, damit bei
                              der hohen Temperatur der Flamme das Gewoͤlbe durch die Art von
                              Erschuͤtterung, die es von Seite der heißen Gase erfaͤhrt, nicht zu
                              schnell Schaden leide. Vielleicht muͤßte man dasselbe, um diese Wirkung zu
                              beseitigen, auf einer gewissen Hoͤhe uͤber den Gichten erhalten.
                              Ebendieß duͤrfte auch bei den Roͤhren und bei den anderen Theilen des
                              Lufterhizungsapparates der Fall seyn.
                           Was die Vorbereitungsoͤfen betrifft, so muͤßte man sich, in Hinsicht
                              auf den Bau ihrer Sohle, auf die Hoͤhe ihrer Woͤlbung, auf ihre
                              Laͤnge etc. nach der Analogie richten; in jedem Falle brauchen die Zugkamine
                              offenbar nicht sehr hoch zu seyn.
                           Am geeignetsten duͤrfte es seyn, mit dem Schmelzofen einen Versuch zu
                              beginnen, indem man in ihn verkohltes Brennmaterial und nach der
                              gewoͤhnlichen Methode geroͤstetes Erz, welche beide vorher zum
                              Weißgluͤhen erhizt worden sind, eintraͤgt. Hat man hiebei
                              guͤnstige Resultate erlangt, und wurden auch mit den
                              Vorbereitungsoͤfen einige vorlaͤufige Versuche angestellt, so kann man
                              dann beide Oefen gleichzeitig zur Probe arbeiten lassen.
                           Ich hege die Hoffnung, daß man nach dieser Methode und mittelst einiger
                              Vorbereitungen und Reinigungen, die bei den aͤlteren Methoden nicht
                              moͤglich waren, auch aus Erzen von schlechter oder mittelmaͤßiger
                              Qualitaͤt gutes Roh- und Schmiedeisen erzeugen kann. Auch glaube ich, daß man
                              hiedurch in Stand gesezt werden duͤrfte, mit jeder Art von Erz es auf eine
                              taͤgliche Production von 15 bis 17 Tonnen Schmiedeisen zu bringen: ein
                              Ertrag, der bisher nur in wenigen Gegenden realisirt werden konnte. Endlich
                              duͤrfte es die Leichtigkeit, womit sich derlei Oefen leiten lassen,
                              wahrscheinlich moͤglich machen, mit dem Roheisen in dem Heerde selbst, der zu
                              dessen Aufnahme bestimmt ist, eine Art von Reinigung vorzunehmen, wie man dieß in
                              der Eiffel schon seit langer Zeit zu thun pflegt.
                           
                        
                           2. Von der Verwandlung des Roheisens in
                                 geschmeidiges Eisen.
                           Das Roheisen wird bekanntlich durch einen Oxydationsproceß, bei welchem die mit ihm
                              verbundenen fremdartigen Stoffe, wie Kohlenstoff, Silicium, Schwefel, Phosphor etc.,
                              mittelst des Sauerstoffes der Luft verbrannt werden, in haͤmmer- und
                              gießbares (fondable) Eisen umgewandelt. Diese Reinigung
                              kann nicht geschehen, ohne daß zugleich auch Metall mit verbrennt, so daß also bei
                              ihr immer ein Verlust Statt findet, der je nach der Beschaffenheit des Roheisens,
                              nach der Methode, die man befolgt, und nach der Gewandtheit des Arbeiters eben so
                              wandelbar ist, wie der Verbrauch an Brennmaterial.
                           Die beiden gegenwaͤrtig gebraͤuchlichen Reinigungsmethoden werden
                              entweder mit Holz- oder mit Steinkohlen vorgenommen, und erfordern hienach
                              sehr verschiedene Oefen. Jede Art von Roheisen kann nach dem alten Verfahren mit
                              Holzkohlen gereinigt werden; das mit Kohks ausgebrachte Eisen jedoch kann nicht
                              unmittelbar im Reverberirofen und durch die Einwirkung eines natuͤrlichen
                              Luftstromes allein in Stabeisen verwandelt werden, sondern es erfordert eine
                              Vorbereitung, die man das Weißmachen nennt.
                           Ich weiß nicht, ob man zur Erzeugung von Feinmetall oder zur vollkommenen Reinigung
                              des mit Kohks erzeugten Roheisens im Reverberirofen versucht hat, mit einem
                              Geblaͤse comprimirte Luft darauf zu treiben; allein ich habe Gruͤnde
                              zu glauben, daß man nach diesem Verfahren kein wohlfeiles Eisen haͤtte
                              erzeugen koͤnnen. Die Abkuͤhlung, welche hiedurch an einem so
                              strengfluͤssigen Metalle, wie das Eisen ist, entstehen muͤßte,
                              wuͤrde ein schnelles Erstarren des Eisens, welches unfehlbar die weitere
                              Reinigung verhindern wuͤrde, bewirken. Dem sey wie ihm wolle, so ist
                              offenbar, daß die Schwierigkeiten, auf die man bei der Erzeugung von Feinmetall
                              sowohl, als bei der vollkommenen Reinigung des Kohkseisens im Reverberirofen und mit
                              dem natuͤrlichen Luftstrome stieß, davon herruͤhrten, daß das
                              Oxydationsmittel zu schwach war, um die Beschaffenheit des Metalles zu
                              veraͤndern. Wahrscheinlich duͤrfte die unvollkommene Reinigung des
                              nach der englischen Methode gewonnenen Eisens auf demselben Grunde beruhen; so daß
                              bei zwekmaͤßig geleiteter Anwendung eines kraͤftigeren
                              Oxydationsmittels selbst das widerspenstigste Eisen wahrscheinlich eine unmittelbare
                              Reinigung zulassen duͤrfte. Ein bis auf gehoͤrigen Grad erhiztes
                              Gemeng von Wasserdampf und Luft scheint nun alle wuͤnschenswerthen
                              Bedingungen zu erfuͤllen. Ließe man dieses Gemenge auf Roheisen
                              stroͤmen, welches auf der Sohle eines Reverberirofens ausgebreitet, in Fluß
                              gebracht oder in teigigem Zustande erhalten wird, so duͤrfte die Reinigung
                              dieses Gußeisens leicht und schnell und mit Ersparniß an Brennmaterial von Statten
                              gehen. Die Erfahrung allein kann jedoch, wenn sich ein Mal Arbeiter gebildet haben,
                              die die Anwendung des neuen Mittels gehoͤrig zu leiten wissen, entscheiden,
                              ob der Verlust hiebei geringer oder groͤßer ist, als bei den
                              gewoͤhnlichen Operationen. Eben so wird diese allein bewaͤhren, ob die
                              Vermuthung, daß die Reinigung des Eisens hienach vollkommener geschieht, und daß
                              sich nach diesem Verfahren ein besseres Schmiedeisen erzeugen laͤßt, als nach
                              dem bisherigen, gegruͤndet ist. So viel ist gewiß, daß jene Puddlirer, welche
                              mit sehr weit geoͤffnetem Register arbeiten, ein besseres Eisen liefern, als
                              die anderen; daß jedoch bei ihrer Arbeit sehr große Sorgfalt und Aufmerksamkeit
                              erforderlich ist, wenn der Verlust nicht erhoͤht werden soll.
                           Das neue Oxydationsmittel scheint mir uͤbrigens noch zahlreicher anderer
                              Benuzung faͤhig. So ist zu erwarten, daß, wenn man es auf Anthracit oder auf
                              trokene, im Brande begriffene Steinkohle wirken laͤßt, durch die Zersezung
                              des Wasserdampfes und die Entbindung von Wasserstoff mit diesen Brennmaterialien
                              eine solche Flamme hervorgebracht werden wird, daß man sich ihrer zum Heizen der
                              Dampfkessel und der Reverberiroͤfen bedienen kann. Bei der in England
                              uͤblichen Behandlung der kupferkieshaltigen Erze, bei der Reinigung des
                              Schwarzkupfers etc. duͤrfte das Eintreiben eines Gemisches von Wasserdampf
                              und Luft den besten Einfluß auf Beschleunigung des Roͤstens der Erze und der
                              Steine, so wie auf Reinigung des Kupfers selbst uͤben. Man hat hiebei zwei
                              Dinge zu untersuchen und durch Versuche zu pruͤfen; naͤmlich 1) die
                              Erzeugung des Wasserdampfes, dessen Vermengung mit Luft in verschiedenen
                              Verhaͤltnissen und deren Eintreiben auf irgend eine Substanz oder in irgend
                              einen Ofen; und 2) die zu dem fraglichen Zweke, naͤmlich zur Reinigung des
                              Roheisens, erforderlichen, besonderen Anordnungen.
                           Das Mittel, sich ein Gemisch von Luft und Wasserdampf von geeigneter
                              Ausstroͤmkraft zu verschaffen, ergibt sich aus den Versuchen, welche Pelletan anstellte, um zu beweisen, daß die Luft von Wasserdampf, der
                              unter einem starken Druke, wie z.B. von 4–5 Atmosphaͤren,
                              ausstroͤmt, fortgerissen wird. Pelletan
                              laͤßt den Dampf bei einer Roͤhre von kleinem Durchmesser, welche mit
                              einer anderen Roͤhre von groͤßerem Durchmesser umgeben ist,
                              ausstroͤmen, wobei die zwischen beiden Roͤhren circulirende Luft mit
                              fortgerissen und mit dem Dampfe vermengt wird. Man kann die Berichte nachsehen,
                              welche im Januar 1833 der Akademie der Wissenschaften in Paris hieruͤber
                              erstattet wurden, in denen man jedoch nur Andeutungen uͤber die Benuzung
                              dieser Wirkung zu mechanischen Zweken finden wird, waͤhrend ich die chemische
                              Anwendung derselben im Auge habe.
                           Es handelt sich also zu unserem Zweke darum, durch Versuche zu ermitteln, wie auf die
                              wohlfeilste und entsprechendste Weise Wasserdampf von hoher Temperatur erzeugt und
                              in beliebigen und wandelbaren Verhaͤltnissen mit Luft vermengt werden
                              koͤnne. Es ist zu bestimmen, wie groß die Geschwindigkeit des
                              Ausstroͤmens, und wie hoch die Temperatur im Verhaͤltnisse der
                              Temperatur des Dampfes im Kessel, im Verhaͤltnisse der mir ihm vermengten
                              Luft, im Verhaͤltnisse der Ausstroͤmmuͤndung und dergleichen
                              mehr seyn wird; es ist zu bemessen, wie viel Dampf zur Erzielung gewisser Wirkungen
                              erforderlich seyn duͤrfte, und es ist zu erforschen, wie man in jedem Falle
                              das Ausstroͤmen des Gemenges unterbrechen oder modificiren kann, ohne Gefahr
                              zu laufen, Explosionen zu erzeugen.
                           Die Dampferzeugung hat bei allen vorzunehmenden Versuchen in einem kleinen, von einer
                              eigenen Feuerstelle geheizten Kessel zu geschehen; bei der Anwendung im Großen
                              hingegen wird die Heizung der Puddliroͤfen, die gewoͤhnlich zu zwei
                              und selbst zu vier vereinigt sind, auch zur Heizung des Kessels, der alle
                              benachbarten Oefen mit Dampf zu versehen hat, dienen. Die ersten mit dem Roheisen
                              anzustellenden Versuche duͤrften dahin zielen, mit Holzkohlen ausgebrachtes
                              Roheisen unmittelbar im. Puddlirofen zu reinigen; denn es ist zu befuͤrchten,
                              daß das Feinmetall zu rasch erstarre und nur Eisen von schlechter Qualitaͤt
                              liefere. Die weiteren Versuche duͤrften dann auf eine aͤhnliche
                              Behandlung des mit Kohks gewonnenen Eisens, welches so große Neigung hat,
                              fluͤssig zu bleiben und seinen Kohlenstoff gebunden zu halten, gerichtet
                              seyn. Es ist nicht unmoͤglich, daß der Wasserstoff, der bei der Zersezung des
                              Dampfes in Beruͤhrung mit dem Metalle frei wird, auf den Schwefel und den
                              Phosphor wirke, und dazu beitrage, das Eisen von beiden zu befreien.
                           Sollte die Erfahrung zeigen, daß die unmittelbare Reinigung des Roheisens in einer
                              Operation zu schwierig ist oder zu unvollkommen geschieht, so koͤnnte man
                              versuchen, das neue Oxydationsmittel zur Fabrication von Feinmetall im Reverberirofen
                              anzuwenden; man brauchte dann keine Geblaͤse, was schon ein großer Vortheil
                              waͤre. Man koͤnnte sich eines Ofens mit doppeltem Gewoͤlbe, wie
                              man ihn in England zum Umschmelzen des Roheisens benuzt, bedienen, das Feinmetall im
                              Heerde zubereiten und die Reinigung dieses lezteren auf dem flachen Theile der Sohle
                              desselben Ofens beendigen.
                           Ich verhehle mir keineswegs, welchen zahlreichen Bedingungen ein neues Verfahren in
                              Hinsicht auf Qualitaͤt der Producte und in Hinsicht auf Fabrikationskosten
                              entsprechen muß; es muͤßte, wenn sein Erfolg vollkommen seyn soll, gleich vom
                              Anfange an die Concurrenz der bereits bekannten, durch lange Praxis auf den
                              hoͤchsten Grad von Vollkommenheit gebrachten Methoden aushalten
                              koͤnnen. Allein eben deßwegen, weil man in Hinsicht auf die alten Methoden
                              bereits alle Verbesserungsmittel erschoͤpft hat, soll man, wie mir scheint,
                              in einem neuen Systeme, in der Anwendung eines kraͤftigeren
                              Reinigungsmittels, welches wenigstens in gewissen Perioden zu nuͤzlichen
                              Resultaten fuͤhren duͤrfte, neue Ersparnisse und neue Vortheile
                              suchen. Der geringste Vortheil, den man sich von dem neuen, von mir in Vorschlag
                              gebrachten Verfahren versprechen kann, ist der, daß man alle Theile der englischen
                              Reinigungs- oder Frischmethode im Reverberirofen vornehmen kann, ohne dazu
                              der Geblaͤse zu beduͤrfen. Dieß allein waͤre aber schon ein
                              Resultat von großer Wichtigkeit.
                           
                        
                           3. Ueber ein neues Walzwerk zum Streken,
                                 Formen und Fixiren des Stabeisens.
                           Die Walzwerke, welche zur Umwandlung der geschmeidigen Metalle in duͤnne
                              Platten bestimmt sind, wurden mit Erfolg zur Erzeugung von Eisenblech benuzt. In
                              neuerer Zeit suchte man sie auch dazu zu verwenden, hinreichend erhizte Metallmassen
                              in Staͤbe auszuziehen, und solcher Maßen das Aushaͤmmern durch eine
                              einfache Compression zu ersezen. Man brauchte zu diesem Behufe in den Strekwalzen
                              nur Ausschnitte anzubringen, so daß bei deren Bewegung ein regelmaͤßiger Raum
                              zwischen ihnen blieb, und daß also hiedurch eine Art von Zieheisen mit beweglichen
                              Waͤnden entstand, womit man den Eisenstaͤben jede beliebige Form Zu
                              geben vermochte. Dieses Verfahren bedingte einen weit geringeren Zeitaufwand und
                              mithin große Ersparnisse. Die Einrichtung der Walzen ist uͤbrigens dieselbe
                              wie an den Blechwalzwerken; die Achse der Rotation ist gleichfalls horizontal.
                           Um Eisenstaͤbe von kleinem Muster auszuziehen, bediente man sich einer etwas
                              verschiedenen Vorrichtung; d.h. man brachte drei Walzen uͤber einander an, so
                              daß also hiedurch gleichsam zwei Strekwerke gebildet wurden. Man ist hiebei nicht gezwungen, das Eisen
                              immer nur bei einer und derselben Seite einlaufen zu lassen; man braucht den Stab
                              nicht mehr uͤber den oberen Cylinder zu fuͤhren; und da man hiedurch
                              also weniger Zeit verliert, so wird das Eisen weniger abgekuͤhlt, und man
                              kann es folglich staͤrker ausstreken, als in einem Walzwerke mit zwei Walzen.
                              Man versichert, daß das Eisen der sogenannten kleinen Mills in England in Folge der
                              Einfuͤhrung dieser Neuerung gleich um 30 bis 40 Proc. seines fruͤheren
                              Preises fiel.
                           Ich schlage nun vor, dieses Verfahren auf die Fabrication von Stabeisen jeder Dike,
                              und selbst auf das Ausstreken von Paketen u. dergl. auszudehnen. Bei großen
                              Cylindern laͤßt sich die oben erwaͤhnte Methode nicht anwenden, weil
                              der Eintritt zu dem oberen Strekwerke so hoch zu stehen kaͤme, daß der
                              Arbeiter den auszustrekenden Stab nicht gehoͤrig zu dirigiren
                              vermoͤchte. Dieses Hinderniß verschwaͤnde jedoch, wenn man die
                              Strekwalzen senkrecht neben einander anbraͤchte, in welchem Falle man dann
                              auch eine weit groͤßere Anzahl von Walzen unterbringen koͤnnte. Diese
                              senkrechte Stellung wird allerdings einige Veraͤnderungen noͤthig
                              machen; wie z.B. Pfannen, in denen die unteren Zapfen ruhen, Halsringe, womit die
                              Achsen in gewissen Entfernungen von einander erhalten werden, u. dergl.; allein die
                              Bewegung wird dennoch auf die gebraͤuchliche Weise von einer Walze auf die
                              andere uͤbergetragen werden koͤnnen; auch duͤrften aus dieser
                              Anordnung, abgesehen von der Beschleunigung der Fabrication, noch verschiedene
                              andere ziemlich wichtige Vortheile erwachsen.
                           Alle Verzahnungen, so wie uͤberhaupt alle Vorrichtungen zur Uebertragung der
                              Bewegung von der Triebkraft an die Walzen koͤnnten, selbst wenn man die
                              Maschine horizontal bauen wollte, unter dem Boden der Werkstaͤtte, den ich
                              als aus gußeisernen Platten bestehend annehme, angebracht werden, indem hiedurch
                              viel Raum fuͤr die Arbeit und zur Unterbringung der vollendeten
                              Eisenstaͤbe gewonnen wird. Die verschiedenen Strekwerke, die fuͤr eine
                              mannigfaltige Fabrication erforderlich sind, koͤnnten im Kreise herum, d.h.
                              im Umfange eines Kreises, der dem Umfange eines horizontalen, unter dem Fußboden
                              verborgenen Zahnrades, welches die Bewegung der Triebkraft fortpflanzt, entspricht,
                              angebracht werden. Unter diesen Umstaͤnden ließe sich der bedekte die Esse
                              bildende Raum bedeutend beschraͤnken; eine kreisrunde Halle von 12 bis 15
                              Meter im Durchmesser wuͤrde fuͤr eine sehr ausgedehnte Fabrication
                              genuͤgen. Die Puddliroͤfen, der Stirnhammer und die Anlaßoͤfen
                              koͤnnten rings um die Strekwerke herum und außer der eben besprochenen Art
                              von Rotunde untergebracht werden.
                           
                           Was die Handhabung der senkrechten Walzen betrifft, so erheischt diese
                              hauptsaͤchlich bei den Paketen, so wie sie aus den Anlaßoͤfen kommen,
                              so wie uͤberhaupt fuͤr alle etwas schwerere Gegenstaͤnde eine
                              Stuͤze, welche sich mittelst einer Kette und einer Zahnstange bewegen
                              laͤßt, gleichwie die horizontalen Strekwerke auf einer unbeweglichen
                              Stuͤze ruhen.
                           Es unterliegt keinem Zweifel, daß sich gegen das neue System in der
                              Ausfuͤhrung einige Schwierigkeiten erheben werden, namentlich was in einigen
                              Faͤllen die Annaͤherung der Cylinder betrifft; allein ich kann nicht
                              finden, was als ein wesentliches Hinderniß betrachtet werden koͤnnte, als
                              allenfalls seine Neuheit. Wenn sich jedoch die Vortheile, die ich hier angedeutet
                              habe, bewaͤhren sollten, so wird auch hier wie uͤberall das Gute und
                              Nuͤzliche endlich siegen.