| Titel: | Neue Methode fäulnißwidrige und den Geschmak verbessernde Substanzen in das Fleisch zu bringen, worauf sich Daniel Rutter Long, Chemiker von Bath in der Grafschaft Sommerset, am 13. November 1834 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. XLIV., S. 221 | 
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                        XLIV.
                        Neue Methode faͤulnißwidrige und den
                           Geschmak verbessernde Substanzen in das Fleisch zu bringen, worauf sich Daniel Rutter Long, Chemiker von
                           Bath in der Grafschaft Sommerset, am 13. November 1834 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Julius
                              1836, S. 25.
                        Long, Methode faͤulnißwidrige Substanzen in das Fleisch zu
                           bringen.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung besteht lediglich darin, daß ich gewisse faͤulnißwidrige und
                              den Geschmak verbessernde Praͤparate mit einer Drukpumpe in die
                              Blutgefaͤße der geschlachteten Thiere eintreibe, indem auf diese Weise das
                              ganze Thier mit einem Mal mit dieser Substanz durchdrungen wird. Ich fuͤhre
                              zu diesem Behufe eine von der Pumpe herfuͤhrende
                              Roͤhrenmuͤndung in das Herz ein; und wenn dieß aus irgend einem Grunde
                              nicht thunlich seyn sollte, so vollbringe ich die Einsprizung durch die großen
                              Blutgefaͤße. Die Operation soll so bald als moͤglich nach der
                              Schlachtung des Thieres vorgenommen werden.
                           Wenn das Thier durch einen Schlag auf den Kopf oder durch einen Schnitt in die Kehle
                              oder auf andere Weise getoͤdtet worden ist, so lege man es auf die rechte
                              Seite und stoße ihm ein Messer in das Herz. Der Einstich soll so nahe als moͤglich
                              am Brustbeine, aber nicht auf diesem selbst geschehen, wo dann das Messer leicht
                              durch die Knorpel, die das Brustbein mit den Rippen verbinden, dringen wird. Der
                              Einstich soll zwischen den Enden der sechsten und siebenten Rippe geschehen, indem
                              das Messer dann genau an jener Stelle in das Herz eindringen wird, welche ich
                              fuͤr die zur Einsprizung am meisten geeignete halte. Wenn das Thier
                              ausgeblutet hat, was nicht immer leicht geschieht, indem das Blut bei den Schweinen
                              in der Brust verbleibt, so soll das Thier so schnell als moͤglich
                              abgebruͤht und abgehaart werden. Ist dieß geschehen, so lege man es auf einer
                              reinen Bank auf den Ruͤken, und oͤffne die Brust nach der ganzen
                              Laͤnge des Brustbeines. Hiebei ist besonders darauf zu sehen, daß weder das
                              Herz, noch eines der großen Gefaͤße verlezt werde; am leichtesten ereignet
                              sich dieß am Halse, und ist hier eine Verlezung eines Gefaͤßes vorgefallen,
                              so wird die Einsprizung des vorderen Theiles des Koͤrpers eine sehr
                              muͤhselige Arbeit. Nach Eroͤffnung der Brust halte man diese mittelst
                              eines eingefuͤhrten Stabes offen; dann schneide man den Herzbeutel auf, fasse
                              das Herz mit der linken Hand, drehe es etwas nach Rechts und mache einen Einschnitt
                              in die linke Herzkammer, die den staͤrksten und diksten Theil des Herzens
                              bildet. Der Einschnitt soll in der aͤhe der Herzspize vorgenommen werden, und
                              nicht groͤßer als so groß seyn, daß die Roͤhre der Drukpumpe eben
                              eindringen kann. Hat der beim Stechen des Thieres gemachte Stich den rechten Punkt
                              getroffen, was bei einiger Uebung gewoͤhnlich der Fall seyn wird, so braucht
                              der Stich nur erweitert zu werden. Dann fuͤhre man die Roͤhre der in
                              Bereitschaft gehaltenen Pumpe einen bis zwei Zoll tief in das Herz und druͤke
                              dieses ringsum fest an die Roͤhre. Nunmehr kann ein Gehuͤlfe sachte zu
                              pumpen beginnen, und so wie dieß geschehen, wird man bemerken, daß bei den am
                              Ruͤssel und an den Beinen gemachten Einschnitten, so wie auch an dem
                              abgeschnittenen Schwanze von der eingesprizten Fluͤssigkeit aussikert. Wenn
                              nichts mehr eingesprizt werden kann, was man daraus erkennt, daß die
                              Fluͤssigkeit beim Herz herausdringt, so ist die Operation beendigt, und man
                              kann das Thier wie gewoͤhnlich behandeln und kalt werden lassen; nie soll man
                              es jedoch zerschneiden, ausgenommen es ist einige Stunden lang oder noch besser
                              uͤber Nacht aufgehaͤngt gewesen; denn je fruͤher das Thier
                              zerschnitten wird, um so mehr laͤuft Fluͤssigkeit, die noch nicht auf
                              das Fleisch wirken konnte, aus. Sollte ein großes Blutgefaͤß angeschnitten
                              oder geborsten seyn, so wuͤrde die eingesprizte Fluͤssigkeit in die
                              Brusthoͤhle entweichen, und mithin nicht auf das Fleisch wirken
                              koͤnnen. In diesem Fall muͤßte man den hinteren Theil des Thieres durch die
                              große Bauchpulsader, Aorta genannt, und dann durch den oberen Theil eines jeden der
                              durchgeschnittenen großen Gefaͤße unter Anwendung einer kleineren
                              Roͤhre einsprizen. Im Allgemeinen wurde ich hier fuͤr kleinere Thiere
                              die Einsprizung des Vordertheiles lieber umgehen, indem sie kaum der Muͤhe
                              lohnt; dagegen ist die Einsprizung des Hintertheiles sehr leicht thunlich. Mit
                              einiger Sorgfalt bei Eroͤffnung der Brust ist es jedoch kaum moͤglich,
                              daß die Operation mißlingen kann; und ist sie gut gelungen, so wird man das Fleisch
                              stets gleichmaͤßig von der Fluͤssigkeit durchdrungen finden.
                           Die Substanzen, welche ich als die zur Einsprizung passendsten fand, obschon ich mich
                              nicht auf sie allein beschraͤnke, sind folgende.
                           Zu dem Praͤparate Nr. I., welches das Fleisch conservirt und das Einsalzen
                              erspart, so daß man die eingesprizten und kalt gewordenen Thiere nur mehr zwischen
                              Salzlagen zu paken braucht, nehme ich auf 4 Imperial-Gallons Wasser 18 Pfd.
                              Kochsalz und 16 Pfd. Salpeter. Ich lasse die Mischung auf dem Feuer, bis die Salze
                              aufgeloͤst sind; dann nehme ich einen Theil vom Feuer und sprize ihn ein,
                              wenn er so kuͤhl geworden ist, daß man die Hand darin erleiden kann. Vor dem
                              Einfuͤhren der Roͤhre in das Herz soll die Luft sowohl aus dieser als
                              aus der Pumpe ausgepumpt werden. Ein Theil der Fluͤssigkeit soll immer auf
                              dem Feuer erhalten werden, damit man sie in dem Maaße nachgießen kann, als der
                              andere Theil kuͤhl wird. Um Spek einzusalzen und ihm zugleich den
                              Rauchgeschmak zu geben, seze man der Fluͤssigkeit etwas von der sogenannten
                              westphaͤlischen Bruͤhe zu, auch kann man verschiedene Gewuͤrze
                              mit sieden.
                           Zu dem Praͤparate Nr. II., welches sich fuͤr jene Faͤlle eignet,
                              wo das Fleisch nicht die rothe Farbe des Poͤkelfleisches zu bekommen braucht,
                              nehme man auf 4 Imperial-Gallons Wasser 16 Pfd. Kochsalz; wenn man will, kann
                              man auch etwas Salpeter zusezen. Das Fleisch laͤßt sich zwischen
                              Salzschichten gut aufbewahren; man kann es auch aufhaͤngen, wo es dann nach
                              mehreren Wochen ausgewaschen und wie frisches Fleisch behandelt werden kann. Diese
                              Fluͤssigkeit, welche kalt angewendet wird, conservirt das Fleisch, wenn gar
                              keine andere Vorsorge getroffen wird, sechs Wochen lang.
                           Zu dem Praͤparate Nr. III. nehme man auf ein Imperial-Gallon Wasser 2
                              Pfd. Salz. Diese Fluͤssigkeit conservirt das Fleisch 2 bis 3 Wochen lang; man
                              braucht das Fleisch vor dem Verkochen nur einige Zeit einzuweichen.
                           Allen diesen Praͤparaten kann man, wenn man will, auch Essig zusezen.