| Titel: | Ueber die elektro-magnetische Triebkraft und deren Anwendung auf einen elektro-magnetischen Wagen. Von den HH. S. Stratingh Ez. und C. Becker. | 
| Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. L., S. 247 | 
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                        L.
                        Ueber die elektro-magnetische Triebkraft
                           und deren Anwendung auf einen elektro-magnetischen Wagen. Von den HH. S. Stratingh Ez. und C. Becker.
                        Aus der Allgemeenen Konst- en Letterbode 1835, No.
                              54 und 55.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Stratingh u. Becker, uͤber elektro-magnetische
                           Triebkraft.
                        
                     
                        
                           Die von Hrn. Jacobi bewerkstelligte Anwendung des
                              Elektro-Magnetismus zur Erzeugung einer TriebkraftPolytechn. Journal Bd. LX. S.
                                       282. veranlaßte uns zu versuchen, ob wir nicht auch nach einer fruͤher von
                              uns in Betreff des Elektro-Magnetismus gemachten Erfindung zu demselben Zweke
                              gelangen koͤnnten, und ob es nicht moͤglich waͤre, eine
                              passende Anwendung dieser neuen Triebkraft zu zeigen.
                           Jacobi verfertigte seinen Apparat, indem er zwei eiserne,
                              mit Kupferdraht umwundene Staͤbe von der Dike eines Daumens, von denen jeder
                              aus 8 Stuͤken bestand, nahm, und den einen auf einer um ihre Achse
                              umlaufenden, den anderen hingegen auf einer unbeweglichen Scheibe befestigte, und
                              zwar so, daß bei der durch einen galvanischen Apparat erzeugten Bewegung die Enden
                              der beweglichen Staͤbe so nahe als moͤglich an den unbeweglichen
                              voruͤber gingen, und dabei durch das Abstoßen der Pole eine Bewegung
                              erzeugten. Die Masse der hiedurch erzeugten Kraft ward zu 25 niederl. Pfunden
                              angegeben, und die mit dem Apparate erzielte Triebkraft ward auf 5–6 Pfd.
                              angeschlagen. Zu den Vorzuͤgen dieser Kraft vor der Dampfkraft rechnete man
                              hauptsaͤchlich den, daß hier die Vermehrung der Kraft nicht so wie bei
                              anderen Kraͤften mit den Erzeugungskosten in geradem Verhaͤltnisse
                              steht; und daß die Kraft auf dreierlei Weise, namentlich durch Anwendung dikerer
                              Staͤbe, erhoͤht werden kann.
                           Wir wollen nun versuchen zu zeigen, ob sich diese elektro-magnetische
                              Triebkraft nicht auf eine andere einfachere Weise herstellen, und zu einem im
                              taͤglichen Leben vorkommenden Zweke anwenden laͤßt. Man sieht den von
                              uns verfertigten, nur als Modell zu betrachtenden Apparat in der beigefuͤgten
                              Zeichnung um zwei Drittheile verkleinert abgebildet, und zwar in Fig. 83 von Vorne, in
                              Fig. 84
                              von Hinten, und in Fig. 85 von der Seite. Der bewegliche magnetische Apparat ist auf dem
                              vierekigen Brette a angebracht, waͤhrend sich der
                              Elektromotor n oder jener Apparat, der den elektrischen
                              Strom entwikelt, auf einem abgerundeten, an diesem Brette hervorragenden Theile b befindet. Der ganze Apparat muß in doppelter Hinsicht
                              betrachtet werden: naͤmlich 1) in so fern er Kraft genug zur Darstellung der
                              elektro-magnetischen Bewegung besizt; und 2) in so fern diese Triebkraft auf
                              passende Weise zur Herstellung eines magnetischen Wagens benuzt ist.
                           In ersterer Hinsicht finden wir hier den hufeisenfoͤrmig gebogenen Stab d, der aus weichem Eisen besteht, und unbeweglich in das
                              Bodenbrett a eingelassen ist. Dieses Hufeisen bildet
                              einen etwas in die Breite gezogenen Halbkreis, damit die beiden Pole so weit aus
                              einander fallen, daß fuͤr den mittleren, beweglichen, sogleich weiter zu
                              beschreibenden Stab g, g' hinlaͤnglich Raum
                              bleibt. Es ist an seinen unteren Enden e, e' von Innen
                              beiderseits etwas platt gefeilt, damit sich der bewegbare Stab g, g' im Vorbeigehen so viel als moͤglich der
                              platten, breiteren Oberflaͤche der Hufeisenenden e,
                                 e' annaͤhern kann. Das Hufeisen ist ferner in zwei Lagen mit
                              Kupferdraht von beilaͤufig einem Striche (streep)
                              Dike und beilaͤufig 4 niederl. Ellen Laͤnge umwunden. Der Draht ist
                              nicht mit Seide uͤbersponnen, wie es sonst gewoͤhnlich zu geschehen
                              pflegt, sondern bloß gehoͤrig uͤberfirnißt; ein Firnißuͤberzug
                              ist auch zwischen den beiden Lagen oder Schichten angebracht. Da dieses
                              Ueberfirnissen eben so genuͤgend befunden ward, wie das muͤhsamere,
                              umstaͤndlichere und mehr Raum einnehmende Ueberspinnen mit Seide, so verdient
                              es den Vorzug vor lezterem, und zwar um so wehr, als es zugleich auch einfacher,
                              dauerhafter und minder kostspielig ist. Die Umwindung ist so bewerkstelligt, daß die
                              Enden einer jeden Drahtschichte mit den Hauptleitungsdraͤhten verbunden sind,
                              und daß die Windungen in zwei Theile getheilt und dann wieder vereinigt sind, damit
                              der Lauf des elektrischen Stromes dadurch verkuͤrzt und mithin beschleunigt
                              wird. Die aͤußeren Enden der breiten Hauptleitungsdraͤhte laufen vorne
                              in zwei Schaͤlchen aus Ebenholz f, f', die mit
                              Queksilber gefuͤllt sind, damit das Hufeisen auf diese Weise magnetisch wird
                              und entgegengesezte Polkraͤfte bekommt.
                           Der zweite Theil des Apparates besteht aus dem beweglichen, aus weichem Eisen
                              verfertigten Stabe g, g', der mit einem Senkmaaße
                              versehen ist, damit er sich innerhalb des beschriebenen Hufeisens d horizontal in der Runde herum bewegen kann. Er ist
                              stielrund, an beiden Enden jedoch abgeplattet, damit er mit diesen Enden zwischen
                              den inneren flachen Polenden des Hufeisens e, e'
                              vorbeigehen kann, ohne sie zu beruͤhren. Seine in der Mitte angebrachte Achse
                              ruht mit ihrem gestaͤhlten Ende in einer staͤhlernen oder achatenen
                              Pfanne, die sich in der Mitte des runden, auf dem Bodenbrette befestigten
                              Queksilberschaͤlchens k, k' befindet. Das obere
                              Ende der Achse
                              laͤuft gleichfalls in einer mit Stahl oder Achat gefuͤtterten Pfanne
                              h, die von zwei aus starkem Kupferdrahte
                              verfertigten, rechtwinkelig gebogenen und zur Seite des linken Hufeisenendes e in das Bodenbrett eingelassenen Traͤgern i, i' festgehalten wird. Auf welche Weise die Achse zum
                              Behufe der Uebertragung der Bewegung einiger Maßen abgeaͤndert wurde, soll
                              spaͤter gezeigt werden.
                           Die Umwindung dieses Stabes geschieht so wie an dem Hufeisen mit Kupferdraht von
                              beilaͤufig 2 niederl. Ellen Laͤnge; der elektrische Strom wird auch
                              hier wieder von zwei breiteren platten Kupferdraͤhten, deren Enden in das in
                              der Mitte des Bodenbrettes angebrachte Queksilberschaͤlchen k, k' auslaufen, aufgenommen. Auch dieser Stab muß zur
                              Erzielung einer hinreichenden magnetischen Kraft eines elektrischen Stromes
                              theilhaftig werden; da er aber eine dem Hufeisen gleichartige magnetische Kraft
                              bekommen wuͤrde: d.h. da z.B. sowohl an dem Ende e' des Hufeisens, als an dem Ende g' des
                              Stabes Nordpol und an den entgegengesezten Enden Suͤdpol werden
                              wuͤrde, so wuͤrde hieraus nothwendig folgen, daß der Nordpol des
                              Stabes g' von dem Nordpole des Hufeisens e' und eben so der Suͤdpol des Stabes g von dem Suͤdpole des Hufeisens e abgestoßen wuͤrde, und daß gar keine Bewegung
                              entstuͤnde, wenn sich gleich anfangs entgegengesezte Pole gegenuͤber
                              stuͤnden. Die Bewegung wuͤrde demnach unbedeutend oder ganz nichtig
                              werden; und das Ganze wuͤrde sich nicht anders verhalten, als wenn man ein
                              elektromagnetisches Hufeisen mit einem umgekehrt elektro-magnetischen Stabe
                              in Verbindung braͤchte, wobei die Anziehung entgegengesezter Pole nur um so
                              staͤrker waͤre. Dagegen war vorauszusehen, daß sich allerdings eine
                              Bewegung erlangen ließe, wenn man sowohl durch den Stab g,
                                 g' as durch das Hufeisen e, e einen eigenen
                              elektrischen Strom gehen ließe, und wenn man dann den Strom des beweglichen Stabes
                              g, g' auf diese oder jene Weise schnell umwandelte.
                              Daß dieß allerdings zu bewerkstelligen war, wurde wohl ausgemittelt; allein wie die
                              Umwandlung der Pole genau zur rechten Zeit und schnell geschehen koͤnnte, war
                              nicht so leicht anzugeben. Nach unserer Ansicht laͤßt sich dieser Zwek jedoch
                              auf folgende einfache und hinreichend sichere Weise erreichen.
                           Das flache aus Ebenholz bestehende Queksilberschaͤlchen k, k', welches zur Aufnahme der Enden der Umwindungen des beweglichen
                              Stabes g, g' dient, ist naͤmlich durch eine nicht
                              leitende Scheidewand aus Elfenbein l in zwei
                              Abtheilungen geschieden, so daß, wenn der eine Pol des Stabes nach dem einen der
                              Pole des Hufeisens gerichtet ist, das eine Ende der Stabumwindung in die eine und
                              das andere Ende in die andere Abtheilung des Schaͤlchens fuͤhrt. Da
                              nun aber diese beiden
                              Enden eine freie Bewegung haben muͤssen, und in dieser keineswegs durch die
                              Scheidewand l beschraͤnkt werden duͤrfen,
                              so wurde dieses Hinderniß auf einfache Weise durch eine zufaͤllige
                              Eigenthuͤmlichkeit des Queksilbers: naͤmlich in den Gefaͤßen,
                              in denen es sich befindet, eine erhabene gewoͤlbte Oberflaͤche
                              anzunehmen, beseitigt. Hiedurch bleiben naͤmlich die Poldrahtenden des Stabes
                              g, g' waͤhrend der Bewegung stets hinreichend
                              mit ihren bestaͤndig dieselbe Elektricitaͤt annehmenden
                              Queksilberabtheilungen k, k' in Beruͤhrung. Die
                              kurze Unterbrechung, welche bei dem Uebergange uͤber die Scheidewand Statt
                              findet, ist wegen der raschen Umdrehung des Stabes als null und nichtig zu
                              betrachten, obschon sie, wie kurz sie auch seyn mag, dennoch als nothwendig erachtet
                              werden muß. Der Mechanismus der Polverwechslung liegt demnach in dem Apparate
                              selbst, und wird durch dessen eigene Kraft und ohne die geringste Aufopferung einer
                              zweiten Kraft bewerkstelligt. Das Durchlaufen der Draͤhte durch die kleinen
                              Queksilberhaͤufchen kann nicht in Anschlag kommen, indem hiedurch kein
                              Verlust an Kraft, der auch nur von einigem Belange waͤre, bedingt ist.
                           Man koͤnnte den Einwurf machen, daß, wenn dieser Apparat zum Betriebe eines
                              Wagens oder zu anderen Zweken, bei denen Erschuͤtterung Statt findet, benuzt
                              wuͤrde, diese Queksilberleitung kaum vollkommen unterhalten werden
                              duͤrfte. Fuͤr diesen Fall haben wir jedoch bereits gefunden, daß diese
                              umspringende Leitung auch mit anderen Mitteln, die alle Bedenken beseitigen
                              duͤrften, erzielt werden koͤnnte.
                           Damit das Queksilberschaͤlchen k, k' stets mit dem
                              Elektromotor c in Verbindung bleibe, ist dasselbe zu
                              beiden Seiten fuͤr jede seiner beiden Abtheilungen mir einem kupfernen
                              Leitungsdrahte m, m' versehen, wodurch es sowohl aus dem
                              rechten als aus dem linken Schaͤlchen f, f' den
                              elektrischen Strom mitgetheilt bekommt. Der Elektromotor c, dessen wir uns zu diesem Zweke bedienten, besteht lediglich aus einem
                              sogenannten Hare'schen Calorimotor oder auch aus einem
                              einfachen, umgerollten, und mit Hoͤlzchen 2 niederl. Striche von einander
                              entfernten Plattenpaare aus Kupfer und Zink von 25 bis 30 niederl. Zoll
                              Laͤnge und 15 Zoll Hoͤhe. Weitere Untersuchungen werden noch lehren,
                              welche Art von Elektromotor sich am besten hieher eignet, und am anhaltendsten
                              wirkt; ebendieß gilt auch von der zur Erregung der Elektricitaͤt
                              benoͤthigten Saͤure oder sauren Fluͤssigkeit. Wir halten hiezu
                              ein Gemenge von gleichen Theilen Schwefel- und Salpetersaͤure, mit 40
                              Theilen Wasser verduͤnnt, vorraͤthig, und finden dieß zur Erzielung
                              der gewoͤhnlichen Bewegung genuͤgend; nebenbei halten wir eine
                              staͤrkere, mit 20 bis 10 Theilen Wasser verduͤnnte Saͤure
                              bereit, um von ihr Gebrauch zu machen, wenn die Bewegung zu traͤg oder groͤßere
                              Kraftanwendung noͤthig wird. Man kann uͤbrigens, um die
                              Thaͤtigkeit anhaltender und geregelter zu machen, auch waͤhrend der
                              Bewegung selbst langsam Saͤure zufließen lassen. Dieser Elektromotor befindet
                              sich in einem passenden glaͤsernen oder porcellanenen Gefaͤße n, welches auf dem vorstehenden Fußgestelle b angebracht wird, und durch die Draͤhte o, o' bis an die hinter ihm befindlichen zwei
                              Haupt-Queksilberschaͤlchen f, f', welche
                              ihrerseits sowohl mit dem Hufeisen, als mit dem Stabe in Verbindung stehen, reichen.
                              Wenn Alles solcher Maßen eingerichtet worden ist, hat man nichts Anderes zu thun,
                              als die Saͤure in das Gefaͤß des Elektromotors n zu gießen, wo dann schnell hinreichende Elektricitaͤt entwikelt
                              werden wird, was aus den beinahe augenbliklich eintretenden Umdrehungen des Stabes
                              g, g' erhellt. Die Wirksamkeit wird sich hiebei nach
                              der Staͤrke der Saͤure und nach der Ausdehnung der mit der
                              Saͤure in Beruͤhrung kommenden Metalloberflaͤche richten, so
                              daß die entwikelte Stroͤmung um so weniger schnell, aber um so anhaltender
                              seyn wird, je schwaͤcher die angewendete Saͤure ist.
                           Wir wollen nun den Gang der Stroͤmung naͤher betrachten, und hiebei
                              annehmen, daß der rechte Draht o' des Calorimotors die
                              rechte Seite des Hufeisens e' zum Nordpole, die linke
                              e hingegen zum Suͤdpole macht. In Folge der
                              getroffenen Einrichtung kann in demselben Augenblike das rechte Ende des Stabes g', wenn dieser quer zwischen den Hufeisenenden e, e' steht, zum Nord- und das linke zum
                              Suͤdpole magnetisirt werden, wo dann zu beiden Seiten die Pole des Hufeisens
                              und des Stabes in eine zwar gleichnamige, jedoch feindliche Richtung kommen. Da es
                              nun scheint, daß sich die Abstoßungskraft nach einer festen, rechten oder linken
                              Seite regelt, so folgt hieraus, daß die Pole des beweglichen Stabes g, g' nicht bloß abgestoßen, sondern auch je nach der
                              Art der elektrischen Stroͤmung gegen die eine der beiden Seiten hingezogen
                              werden, und zwar mit einer Kraft, die mehr als hinreicht, um deren Umlaufen bis zu
                              dem anderen Pole zu bewirken. Sind die Pole daher bis zu dieser Haͤlfte der
                              Umdrehung gelangt, so wird das Ende des ersten rechten Poles g' nunmehr aus der einen Abtheilung k des
                              Queksilberschaͤlchens in die andere Abtheilung k'
                              uͤbergehen, wodurch jenes Ende, welches so eben der rechte Nordpol des Stabes
                              g' war, nunmehr zum Suͤdpole wird,
                              waͤhrend umgekehrt der linke Suͤdpol g in
                              den Nordpol verwandelt wird. Hiedurch treffen nun wieder gleichnamige Pole des
                              Stabes g, g' und des unbeweglichen Hufeisens e, e' zusammen, wodurch eine abermalige Abstoßung
                              erfolgt und eine einmalige Umdrehung zuruͤkgelegt wird. Der gute Fortgang
                              dieses elektromagnetischen Spieles, welches sich selbst regulirt, beruht auf der
                              Moͤglichkeit einer so schnellen Polumwechslung, wie sie hier erforderlich
                              ist, und die lediglich durch die elektro-magnetische und nicht durch die
                              magnetische Stroͤmung hervorgebracht wird; diese Moͤglichkeit ist
                              durch den fraglichen Apparat erwiesen. Ein sehr großer Vortheil ergibt sich hiebei
                              daraus, daß wegen dieser Polumwechslung die magnetische Kraft, welche in dem
                              unbeweglichen Hufeisen durch einen anhaltend gleichbleibenden elektrischen Strom
                              angeregt werden koͤnnte, keine nachtheilige Wirkung auf das Ganze
                              auszuuͤben im Stande ist, indem durch fortwaͤhrende Polumwechslung die
                              in dem Hufeisen aufgeregte magnetische Kraft in jedem Augenblik wieder vernichtet
                              wird. Gaͤbe es ein Mittel, womit man bei diesem Apparate, einiger Maßen so
                              wie bei der Zamboni'schen Saͤule, den elektrischen
                              Strom bestaͤndig andauernd machen koͤnnte, so waͤre hiedurch
                              eine Art von Perpetuum mobile dargestellt.
                           Was nun die Anwendung der elektro-magnetischen Triebkraft betrifft, so kamen
                              wir auf die Idee den Apparat auf Raͤder zu sezen, und ihn dann zum
                              Fortschaffen verschiedener darauf gebrachter oder angehaͤngter
                              Gegenstaͤnde zu benuzen. Uebrigens versteht sich von selbst, daß sich auf
                              aͤhnliche Weise auch verschiedene andere Bewegungen oder mechanische
                              Vorrichtungen bewirken lassen.
                           Es ist, wie bereits erwaͤhnt worden, an dem Apparat die Einrichtung getroffen,
                              daß sich die Achse des bewegbaren Stabes h nach Oben in
                              eine duͤnne Spindel endigt, welche in einer entsprechenden Pfanne
                              laͤuft, die von den seitlichen Traͤgern i,
                                 i' und von Oben her von einem gegen den obersten Theil des Hufeisens d gestemmten Staͤbchen p festgehalten wird. Der untere Theil der Achse q laͤuft mit einer gleichen Spindel in einer staͤhlernen
                              Pfanne, die von einem kupfernen, mit Schrauben an dem unteren Theile des
                              Bodenbrettes a befestigten Arme r getragen und unterstuͤzt wird. Dieser untere Theil der Achse
                              laͤuft, um dahin zu gelangen, durch den mittleren canalfoͤrmigen Theil
                              des Queksilberschaͤlchens k, k', ohne dabei in
                              seiner Bewegung ein Hinderniß zu erfahren.
                           Der ganze Apparat, so wie man ihn in der Zeichnung ersieht, ruht auf drei kleinen
                              Raͤdern, von denen zwei s, s' hinten und eines
                              s'' vorne angebracht ist. Eines der hinteren
                              Raͤder, hier das zur rechten Seite s' allein, ist
                              dazu bestimmt unmittelbar von der Achse q des
                              beweglichen Stabes her die Triebkraft mitgetheilt zu bekommen. Das linke Rad ist
                              frei und wird in Folge der Bewegung des rechten mit groͤßerer oder geringerer
                              Geschwindigkeit mitgefuͤhrt; ebendieß gilt auch von dem vorderen Rade s'', welches jedoch mit einer Steuerung v, womit man den Wagen lenken kann, versehen ist. Die
                              Achse t der hinteren Raͤder laͤuft durch
                              kupferne Traͤger u, u, welche fuͤr die
                              hinteren Raͤder an der unteren Flaͤche des Bodenbrettes a, fuͤr das vordere Rad hingegen an der unteren
                              Flaͤche des Vorsprunges b festgemacht sind. An
                              dem rechten hinteren Rade befindet sich ein Kronrad w,
                              dessen Zaͤhne nach Innen gerichtet sind, und durch dessen Umdrehung auch das
                              Rad umgetrieben wird. Das Kronrad selbst wird umgetrieben, indem der unterste Theil
                              der Spindel des beweglichen Stabes q ein
                              achtzaͤhniges Getrieb bildet, welches in das 24zaͤhnige Kronrad
                              eingreift, so daß durch 4 Umdrehungen der Spindel ein Umgang des Kronrades und
                              mithin auch ein Umgang des rechten hinteren Wagenrades hervorgebracht wird.
                           Wenn man den hiemit beschriebenen Wagen mit dem Elektromotor und der Saͤure
                              versehen und damit gegen 3 niederl. Pfund waͤgend auf einen großen runden
                              Tisch sezt, so wird er 15 bis 20 Minuten lang mit ziemlich gleichmaͤßiger
                              Geschwindigkeit darauf herumlaufen; ja man kann ihn sogar mit der Haͤlfte
                              seines Gewichtes befrachten, ohne daß dadurch dessen Lauf merklich an
                              Geschwindigkeit verliert. Dabei kommt noch zu bemerken, daß zur Unterhaltung einer
                              bestaͤndig im Kreise herumfuͤhrenden und umwendenden Bewegung mehr
                              Kraft erforderlich ist, als wenn die Fahrt in gerader Linie von Statten zu gehen
                              haͤtte. Die eigenthuͤmliche Kraft eines derlei Apparates sollte mit
                              einer in groͤßerem Maaßstabe gebauten Vorrichtung erprobt werden; uns
                              genuͤgt bewiesen zu haben, daß sich auf die angegebene Weise eine anhaltende,
                              selbst eine Beschwerung zulassende Bewegung vollkommen gut erzielen
                              laͤßt.
                           Es erhellt von selbst, daß sowohl hier, als an den Dampfwagen, der zum Unterbringen
                              von Personen und Guͤtern dienende Raum auf dem Gestelle selbst unmittelbar
                              vor oder hinter dem Apparate angebracht werden kann, oder daß sich ein derlei
                              Apparat auch als Zugkarren, dem ein oder mehrere Wagen angehaͤngt werden,
                              benuzen laͤßt. Da an unserem kleinen Instrumente anfaͤnglich eine
                              Umdrehung des beweglichen Magnetstabes Statt fand, ohne daß zugleich die
                              Raͤder eine freie Bewegung bekamen, und da hiebei die Zaͤhne des
                              Kronrades leicht eine Beschaͤdigung haͤtten erleiden koͤnnen,
                              so wurde dieses Rad solcher Maßen an der Achse des rechten hinteren Rades
                              angebracht, daß mittelst der Feder x einige Bewegung
                              dieses Rades um die Achse moͤglich war, ohne daß zugleich auch die Achse in
                              Bewegung kommen mußte; uͤbrigens pakte das Kronrad die Achse immer noch fest
                              genug, um die Umdrehung der Achse und des Rades zu bewirken.
                           Da dieser Apparat einer groͤßeren und ausgedehnteren Anwendung faͤhig
                              zu seyn scheint, so nehmen wir leinen Anstand ihn zur allgemeinen Kenntniß zu bringen;
                              und zwar um so mehr, als alle ihm zu Grunde liegende Triebkraft vor vielen anderen
                              und selbst vor der vielfach in Anwendung gebrachten Dampfkraft den Vorzug verdienen
                              duͤrfte. Die Kraft kann naͤmlich vergroͤßert werden, ohne daß
                              zugleich eine Vergroͤßerung des Elektromotors oder des Entwiklers der
                              Grundkraft noͤthig waͤre; denn derselbe Elektromotor, der hier z.B.
                              dem Hufeisen eine Kraft von 10 Pfd. mitzutheilen im Stande ist, kann einem
                              groͤßeren, aber auf gleiche Weise eingerichteten Hufeisenmagnete eine
                              Tragkraft von 25 bis 30 Pfd. geben. Ja Hr. Becket hat
                              bereits mit Polenden von 3 Palmen Weite und mit einem Elektromotor von 2 Palmen
                              Hoͤhe und 6 bis 8 Palmen Laͤnge Hufeisenmagnete verfertigt, welche ein
                              Gewicht von 200 Pfd. zu tragen vermoͤgen, und deren Kraft sich durch
                              Ausbreiten der Hufeisen noch vergroͤßeren laͤßt. Ueberdieß kann man
                              die Kraft auch noch dadurch, daß man uͤber einander zwei sich kreuzende
                              Hufeisen und Staͤbe anbringt, verdoppeln und selbst noch mehr
                              erhoͤhen. Jedenfalls duͤrfte es der Muͤhe werth seyn, die
                              Regeln der Kraftentwiklung und deren Vermehrung an dem fraglichen Apparate weiter zu
                              untersuchen.
                           Daß der neue Kraftapparat bei gegebener Moͤglichkeit einer groͤßeren
                              Verstaͤrkung und einer ausgedehnteren Benuzung im Allgemeinen vor allen
                              anderen, und selbst vor der klassisch gewordenen Dampfkraft den Vorzug verdienen
                              duͤrfte, unterliegt wohl keinem Zweifel. Er eignet sich zum Transporte schon
                              deßhalb besser, weil er nicht so schwer ist, als die Dampfmaschinen; seine Steuerung
                              laͤßt sich auf sehr einfache Weise durch Regulirung des Elektromotors
                              beliebig reguliren; der ganze Apparat ist einfacher, weniger Raum einnehmend und
                              unmittelbar auf die zu bewegenden Theile selbst anwendbar; die zur Kraftentwiklung
                              noͤthige Saͤure nimmt keinen so großen Raum ein, als das an den
                              Dampfmaschinen noͤthige Brennmaterial; und endlich fallen hier auch alle
                              Gefahren weg, selbst wenn die Kraft zufaͤllig uͤber die Maßen
                              erhoͤht werden sollte: denn Alles wird durch eine bestaͤndig wirkende,
                              nach Belieben zu beschraͤnkende Kraft ohne gefaͤhrliche Spannung oder
                              Hize zu Stand gebracht. Moͤchten diese Bemerkungen zu einer weiteren
                              Verfolgung dieses Gegenstandes Anlaß geben!
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
